Pocken - erneute Gefahr durch dieses Virus?

Im Jahr 1980 erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Pocken dank weltweiter Massenimpfungen als bisher einzige Seuche für ausgerottet. Allein im 20. Jahrhundert starben noch mehr als 500 Millionen Menschen an Pocken oder Blattern, der letzte Fall wurde 1977 in Somalia registriert.

Doch seit dem 22. September 2001 steigt die Angst vor derartigen Killer-Keimen erneut. War es erst Milzbrand, sind es jetzt die Pocken, über die man häufig in den Zeitungen lesen kann. Sicher ist, dass moderne Gesellschaften extrem anfällig für die Wiederkehr der Pocken sind. Früher wurden alle Kinder gleich nach der Geburt geimpft. In den USA wurde die Impfpflicht 1972 aufgehoben, in Deutschland 1976 (West) bzw. 1980 (Ost). Das heißt, jeder, der heute mindestens 25-30 Jahre alt ist, wurde gegen Pocken geimpft. Daten zur Dauer des Impfschutzes gibt es kaum. Heute gehen Experten von einem etwa 10 Jahre währenden Impfschutz aus. Wenn die Immunisierung demzufolge heute auch wahrscheinlich nicht mehr den vollen Impfschutz entfaltet, so schützt sie wahrscheinlich vor den gefährlichsten Symptomen und Komplikationen der Erkrankung.

Das Pockenvirus ist nur in bestimmten Stadien der Erkrankung ansteckend. Man rechnet mit etwa 12 Tagen von der Infektion bis zum Ausbruch der ersten Symptome, verbunden mit hohem Fieber. Zwei bis drei Tage nach Einsetzen des Fiebers fühlen sich die Patienten meist besser, gleichzeitig tritt jedoch der typische Hautausschlag auf. Mit der Zeit gehen die eitrigen Pusteln langsam in Krusten über, die unter starkem Juckreiz abfallen.

Die Angst vor dem Terror ist sicher berechtigt, dennoch macht es wenig Sinn, von der einen in die andere Furcht zu verfallen. Das Bundesgesundheitsministerium verfügt derzeit über 45 Millionen Dosen an Pocken-Impfstoff, bis Ende September sollen es 100 Millionen sein. Im Notfall - wenn Infektionsgefahr für die gesamte Bevölkerung besteht - ist die Bundesrepublik darauf vorbereitet, in über 3000 Impfstätten 16,4 Millionen Menschen pro Tag zu immunisieren, auch noch bis zu vier Tagen nach einer möglichen Infektion. In der Apotheke oder beim Arzt ist der Impfstoff normal allerdings nicht erhältlich.