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Reinkarnation und christlicher Glaube

vereinbar? – unvereinbar?

Vortrag mit Disskussion

Bildungshaus Schloss Puchberg

Wels, 12.3.2005

von Eckhard Etzold

Einführung

Seit vielen Jahrhunderten ist die Reinkarnationslehre, also die Vorstellung, dass ein Mensch im Laufe seiner Existenz verschiedene Erdenleben durchlebt, bei uns in Europa unterschwellig und auch offen Thema und Glaubensgegenstand vieler Menschen. Auch Kirchenchristen fühlen sich von ihr angesprochen. Doch von Seiten der Kirchen wird sie abgelehnt, zuletzt in einem Schreiben des Papstes zur Vorbereitung auf das heilige Jahr 2000:

"Die christliche Offenbarung schließt Reinkarnation aus und spricht von einer Vollendung, die im Laufe eines einzigen Erdendaseins zu verwirklichen der Mensch berufen ist." (Johannes Paul II.: Tertio Millenio Adveniente) Aber sind damit schon alle Fragen beantwortet?

Nach einer Untersuchung zu Glaubenserwartungen sollen in Westdeutschland 1991 bereits 19 Prozent und in Österreich 24 Prozent dem Glauben an eine Seelenwanderung aufgeschlossen gegenüberstehen. In der dritten Kirchenmitgliedschaftsstudie der EKD 1997 haben sich bereits 26 Prozent der Protestanten im Westen und 30 Prozent im Osten zustimmend zur Reinkarnation geäußert. Unter Konfessionslosen steigt die Zahl sogar auf 35 Prozent (im Westen) an, im Osten 19 Prozent. Das sind sehr hohe Zustimmungsraten, die es nicht mehr erlauben, die Reinkarnation nur als ein religiöses Randphänomen zu bewerten.

Das deckt sich auch mit der medialen Präsenz dieses Themas. Auf das Stichwort Reinkarnation gibt die Suchmaschine Google im Internet insgesamt 252.000 deutschsprachige Webseiten aus, in denen der Begriff erscheint (im Vergleich dazu, der Allerweltsbegriff Auferstehung ohne jeden Zusatz erscheint bei Google "nur" mit 319.000 Einträgen und steht in Gefahr, bald von der "Reinkarnation" überholt zu werden.

Dieser wachsenden Verbreitung des Reinkarnationsglaubens stehen die christlichen Kirchen eher untätig gegenüber. Es besteht zwar ein breiter Konsens darin, dass dieser Reinkarnationsglaube, wie er sich im Spiegel der Esoterik und der New-Age- Literatur präsentiert, abzulehnen ist, weil er sich nicht mit dem christlichen Glauben vereinbaren lässt. Christen hoffen angesichts des Todes auf etwas anderes. Doch auf was Christen angesichts des Todes hoffen, ist wiederum nur schwer anzugeben. Das hängt damit zusammen, dass in der Kirche keine einheitliche Lehre vom Geschick des Menschen nach dem Tode existiert. Hier herrscht Streit: In der katholischen Kirche wird die Unsterblichkeit der Seele gelehrt, die sich im Tod vom Körper löst und durch das Fegefeuer hindurch zu Gott geht. In der evangelische Kirche wird immer noch die "Ganztod-Hypothese" vertreten. Nach dieser bleibt im Sterben und im Tod nichts vom Menschen übrig, was fortdauert. Der Mensch ist also ganz tot, nichts bleibt übrig, was fortdauert. Und bei der allgemeinen Totenauferstehung am Ende der Zeiten wird der Mensch mit einem neuen Leib bei und durch Gott neu erschaffen, das heißt dann "Verewigung des gelebten Lebens". Zum Thema Reinkarnation äußern sich Theologen und Kirchenvertreter kaum. Sie überlassen die Diskussion der Reinkarnationslehre den Weltanschauungsbeauftragten.

Doch sowohl die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele als auch die Ganztodhypothese werfen Probleme auf, die andeuten, dass sie letztlich keine idealen Lösungen darstellen, die den Beobachtungen gerecht werden, die die Menschen seit Alters her machen. Größtes Problem der Ganztodhypothese ist die Identitätsfrage: wieso soll der neue Mensch, der bei der Totenauferstehung neu erschaffen wird, derselbe sein, der ich hier gewesen bin? Zu einem Menschen gehört ja auch seine Geschichte, sein persönliches "Gewordensein". Und wenn das ausgelöscht wird wie eine Kerze, die jemand ausbläst, dann ist der andere, der da neu erschaffen wird, nicht mehr ich, sondern ein anderer.

Die Reinkarnation scheint zunächst mehrere Auswege aus diesen Problemen anzubieten. Sie setzt voraus, dass es etwas im Menschen gibt, was sein physisches Ende überdauert, eine Seele oder einen Geistleib – wie auch immer man sich ihn vorstellen mag. Damit löst sie die Identitätsfrage. Und sie führt den Gedanken der Entwicklung in das ganze Geschehen ein. Damit aber ist sie die passgenaue Ergänzung zur Evolutionstheorie, die die Entwicklung des Lebens in biologischer Hinsicht erklärt. Die Frage allerdings bleibt bestehen: welche Rolle spielt dann noch Gott in dem ganzen Geschehen? Und: ist die Reinkarnationsvorstellung eigentlich verträglich mit dem, was wir heute über Raum, Zeit und Ewigkeit wissen?

Teil 1: Die verschiedenen Reinkarnationsvorstellungen

Der Begriff "Reinkarnation" ist lateinisch und heißt übersetzt: Wiederfleischwerdung. Beziehe ich das auf die materielle Substanz, aus der mein Körper besteht, so ist Reinkarnation rein biologisch völlig evident und zutreffend. Durch den Kreislauf von Fressen und Gefressen werden bin ich selbst nur ein Glied in der Kette des Lebens von Anbeginn an: Ich bestehe aus den wieder Fleisch gewordenen organischen Verbindungen, die vorher zu anderen Lebewesen der Evolution gehörten: Pflanzen, Fischen, Säugern und weit, weit zurück sogar Dinosauriern und Amphibien. All das Fleisch ist in mir wieder Fleisch geworden.

Reinkarnation oder metempsysochis, metensomatosis, Palingenesis und Transmigratio meinen aber heute, so wie die Begriffe gebraucht werden, noch etwas anderes: einen Vorgang, bei dem ein unvergänglicher Teil des Menschen nach dem Tod in einen neuen Leib eingeht und wieder geboren wird. Dieser Vorgang entspricht dem "ständigen Kreislauf von Werden, Vergehen und Neuwerden" der Natur. Wie die Natur vergeht, "vergeht der Mensch, und wie sie zu neuem Leben erwacht, so auch er". Dieser Vorgang kann sich mehrfach wiederholen. Die Grundvoraussetzung dieser Vorstellung beruht auf einem dualistischen Menschenbild, nach dem der Mensch aus einem materiell-leiblichen und einem immateriellen Anteil (Astralleib, anima separata, feinstofflicher Leib, Seele etc.) besteht. Je nach Kulturkreis sind diese anthropologischen Voraussetzungen unterschiedlich, ja selbst der Vorgang der Reinkarnation ist in seinen Details umstritten, so dass von einer allgemeinen Reinkarnationslehre nicht die Rede sein kann. Im interkulturellen Vergleich stellen sich schnell Unterschiede ein.

Hinduismus

Die ältesten Belege für die Reinkarnation sind in den indischen Upanishaden (um 800 v. Chr.) zu finden. Religionsgeschichtlich handelt es sich also nicht um eine sehr alte Vorstellung, wie öfters in der gängigen Reinkarnationsliteratur behauptet wird. Der Mensch besteht nach hinduistischer Anschauung aus dem unvergänglichen, ungeformten Personkern Atman, um den sich in verschiedenen Hüllen (sanskrit: kosha) die unvergänglichen feinstofflichen Körper und der vergängliche grobstoffliche Körper legen. "Wie wenn einer über seine Hand erst einen Glacehandschuh, dann einen Wollhandschuh und schließlich einen Fäustling zieht, so umhüllt sich die Seele (oder das Selbst) mit einer Reihe von koshas."

Im Hinduismus ist die Vorstellung der Wiederverkörperung (punar-janma) eng mit der Karmanvorstellung verknüpft. Karman heißt übersetzt "Wirken" und bezeichnet Ursache und Wirkung zusammen. Jede Tat ist die Ursache vorangegangener Taten und bewirkt folgende Taten. Da Gott und Welt anfangslos gedacht werden, hat auch das Karman keinen Anfang, es ist anfangslos und haftet als feinste materielle Energie dem feinstofflichen Körper (wie ein Fingerabdruck auf der Fensterscheibe) an.

Beim Tod zerfällt der grobstoffliche, physische Körper, der feinstoffliche bleibt erhalten und wird in einen neuen grobstofflichen Leib inkarniert. Die karmische Kette von Ursache und Wirkung ist die Triebfeder des Wiedergeburtskreislaufes. Je nachdem, ob positives (Verdienst, gutes Werk) oder negatives (Schuld, Ungunst) Karman sich in einem Leben ansammelt, wird davon die Geburt in einem nächsten 'besseren' oder 'schlechteren' Leben bestimmt, das können Wiedergeburten in Tieren, Fischen und sogar Insekten sein. Ziel der religiösen Bemühung des Hindu besteht darin, den Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt zu durchbrechen und Befreiung von Leid und Begierde ("Moksha"), zu erfahren.

Das ist zunächst der weltanschauliche Grundbestand. Doch in den Detailfragen sind die Hindus unter sich äußerst zerstritten: Gopi Krishna spricht hier von noch furchtbareren Formen der Zerstrittenheit als wir sie aus der Dogmengeschichte des Christentums kennen: "Nach Sankhya gibt es unzählige Seelen, deren Wiedergeburt durch das Karma von Geburt zu Geburt bestimmt wird. Nach Shankara dagegen ist jede Seele Brahman selbst, unteilbar und ganzheitlich." Und Ramanuja glaubt, dass die Seele nicht mit Brahman identisch, sondern ihm untergeordnet sei.

Auf ein Eschaton, ein Ende der Welt, in dem Gott die alles bestimmende Wirklichkeit ist, wird nicht gehofft. Die Welt ist zeitlich unendlich. Und die Reinkarnation ist in der alten hinduistischen Vorstellung kein Heilsweg, sondern viel eher ein Unheilsweg, den man zu überwinden versucht. "Die Antwort auf den Tod ist nicht der Kreis der Wiedergeburten, sondern das bewusste Aufgehen in der Wonne des Brahman."

Buddhismus

Der Buddhismus übernimmt die wichtigsten Elemente der Reinkarnationsvorstellung aus dem Hinduismus, er kennt allerdings nicht das Atman, sozusagen das Selbst des Menschen, die Seele. So ist die Frage nach der Identität der Person im Kreislauf der Wiedergeburten noch schwieriger zu beantworten als im Hinduismus. John Hick, der englische Religionsphilosoph, spricht daher im Fall der buddhistischen Vorstellung von Wiedergeburt von einer "no soul doctrine", einer Lehre, die ohne eine Seele oder Seelenwanderung auskommt. Lediglich ein Kausalzusammenhang besteht zwischen dem vorangegangenen und dem nachfolgenden Leben. Von daher kann auch nicht direkt von Reinkarnation gesprochen werden, denn "rebirth is only a special case of re-becoming when a person comes back to an earth-life", Wiedergeburt ist nur ein Spezialfall des Wieder-Neuwerdens, wenn eine Person zurück in ein Erdenleben kommt. Reinkarnation ist also auch in anderen Welten möglich, zu denen uns der Zugang verwehrt ist.

Das Wesen des karman wird hier im Vergleich zum Hinduismus enger an die geschlechtliche Sphäre gebunden, es drängt zur Geschlechtslust und gibt dem Kreislauf von Zeugung, Geburt und Tod immer neuen Schwung. Die sichtbare Welt wird von der Begierde beherrscht, in der Meditation versucht sich der Buddhist von der Welt der Begierde zu lösen und in das Nirwana, das "Zentrum der Welt", in die "Dimension der Formlosigkeit" zu erheben, um den Kreislauf der Wiedergeburten zu überwinden. Obwohl diese Begriffe etwas Negatives aussagen, ist doch mit ihnen ein positiver Inhalt verbunden. Das zeigt die zenbuddhistische Lehre vom Nichts, die in logisch und philosophisch schlüssiger Form darlegen kann, dass gerade dieses "leerelose" Nichts eine "schöpferische Kraft" hat.

Nach dem Tod gelangt der Mensch nach buddhistischer Überzeugung in einen Zwischenzustand, in dem die "karmischen Samen" heranreifen, und wenn sie ausgereift sind, den Menschen zur Wiedergeburt zwingen "in einem der sechs Bereiche Samsaras". Diese sechs Bereiche kann man sich wie ein Haus vorstellen mit mehreren Stöcken. Das Erdgeschoss entspricht dem menschlichen Bereich, im ersten Stock leben die Halbgötter oder Dämonen, nichtmenschliche Wesen, die im Streit mit den Göttern leben, und im obersten Stockwerk leben die Götter des Begierdebereiches und des formlosen Bereiches, die alle Begierden überwunden haben. In ersten Untergeschoss leben die Tiere des Tierreiches, im mittleren Untergeschoss leben die Hungrigen Geister. Sie leiden unter Hunger und Durst, ohne diese je stillen zu können, ihre Welt ist eine riesige Wüste. Der unterste Bereich ist die Hölle, die aus Flammenmeeren oder trostlosen Eiswüsten besteht, hier leiden die Wesen unter endlosen Qualen bis sich das Karma dieser Wesen erschöpft hat, und sie durch Tod und Wiedergeburt in einen anderen Bereich geworfen werden. Es gibt ein Tor, durch das man Samsara entkommen kann: die Leerheit, wenn man sie erreicht, erkennt man, dass das alles nur eine Illusion ist.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Die Beschäftigung mit Reinkarnation ist von einem erlösungsreligiösen Interesse bestimmt. "Für die indische Weisheitschule ist es nicht zentral zu wissen, was Reinkarnation ist, sondern wie es möglich ist, sich davon zu befreien."

Islam

Auch im Islam ist die Reinkarnationsvorstellung anzutreffen. Ihr bekanntester Vertreter war der Mystiker Dschalal ad-Din Rumi [Jalâl‘ud-Dîn Rûmî ] (1207-1273), der einen Aufstieg der Seele über das Menschliche hinaus und ihr Aufgehen im »Nichtsein«, im unaussprechlichen göttlichen Wesen, beschrieb. Von ihm stammen die berühmten Worte: "”Ich starb dem Mineral und wurde Pflanze, / starb der Pflanze und konnte fühlen, / starb dem Tier und nahm Menschenkleid an,/ wann wurde ich durch Sterben je weniger? "

Doch solchen Lehren haftete im Islam (wie auch im Christentum) immer das Merkmal der Häresie, der Ketzerei an, weshalb sie nicht selten verfolgt wurden.

Innerhalb des Islam bildet die Reinkarnationslehre allein bei den Drusen im Libanon und den angrenzenden Ländern eine zentrale Rolle. Die Drusen bilden dort eine kleine Minderheit. Wegen ihrer sehr speziellen Lehren ist es jedoch umstritten, ob sie überhaupt noch als Muslime angesehen werden können. Nach der Lehre der Drusen gibt es eine Reinkarnation von Menschen nur wiederum als Menschen, nicht als Tiere. Wir werden auf die Drusen noch zurückkommen.

Hellenismus und europäische Geistesgeschichte

In der europäischen Geistesgeschichte ist die Reinkarnation erstmals bei Pythagoras (570 bis 497 v.Chr.) sicher nachzuweisen. Es ist jener Pythagoras, der vielen durch seinen Lehrsatz zur Berechnung eines rechtwinkligen Dreiecks bekannt ist (Das Quadrat der Hypotenuse ist gleich der Summe der Quadrate beider Katheten). Pythagoras vertrat einen "Kreislauf der Seelen durch das gesamte Tierreich" und konnte sich sogar Pflanzen als Objekte der Seelenwanderung vorstellen (z.B. die Bohnen). Von ihm selbst ist diesbezüglich kaum etwas überliefert, Porphyrios berichtet aber im 3. Jahrhundert nach Christus über die Pythagoräer:

"Am meisten wurden jedoch folgende Lehren bei ihnen bekannt: erstens, dass er behauptete, die Seele sei unsterblich; zweitens, dass sie sich ändere, indem sie in andere Lebewesen eingehe; außerdem, dass das Entstehende nach gewissen Perioden erneut entstehe und dass es überhaupt nichts Neues gebe; schließlich, dass man alles Entstehende, das beseelt ist, als verwandt betrachten solle. Pythagoras scheint der erste gewesen zu sein, der diese Lehren in Griechenland einführte."

Die Pythagoräer verzichteten auf Fleischgenuss und – für uns schwer nachvollziehbar – auf den Genuss von Bohnen. Das könnte auf den Glauben zurückgehen, Menschen würden in Bohnen erneut inkarniert werden oder durch Bohnenblüten aus der Totenwelt wieder in die sublunare Welt eintreten. Der Seelenwanderung liegt hier der Gedanke von der ewigen Wiederkehr des Gleichen zugrunde, der in der jüngeren Vergangenheit bei Nietzsche eine neue Aufwertung erfuhr.

Konkreter wird die Reinkarnation in den Texten Pindars. Im Jahre 476 v. Chr. schreibt er:

"Die Guten, die immerfort in gleichen Nächten und gleichen Tagen die Sonne genießen, bekommen ein weniger mühevolles Leben geschenkt, indem sie dank der Gegebenheiten in ihrer Umgebung nicht mit der vollen Kraft ihrer Hände die Erde durchpflügen müssen und auch nicht das Wasser des Meeres; in Gegenwart der geehrten Götter wird vielmehr allen, denen es eine Freude war, ihre Eide zu halten, ein Leben ohne Tränen zuteil, während die anderen Leid tragen, auf das niemand zu blicken vermag. Diejenigen aber, die es während ihres Aufenthalts in jedem der beiden Bereiche auf sich genommen haben, ihre Seele dreimal völlig frei von Unrecht zu halten, die vollenden den Weg des Zeus zum Turm des Kronos. Dort umwehen die Insel der Seligen ozeanische Brisen und leuchten Blüten von Gold, teils auf festem Land von herrlichen Bäumen herab, während die anderen das Wasser ernährt. "

Hier sind die Wiederverkörperungen bereits rückgebunden an den Lebenswandel zuvor. Wer ein den Göttern wohlgefälliges Leben führt, bekommt ein besseres Leben bei der nächsten Wiederverkörperung geschenkt. Das erinnert freilich sehr an das indische Karma-Prinzip. Doch sollte man vorsichtig sein, beides hier zusammen zu bringen. Ob sich die griechischen Reinkarnationsvorstellungen aus indischen Traditionen speisen, konnte in der Forschung bis heute weder bewiesen noch widerlegt werden. Aber es gab auch schon frühe Kritik. So führt der Komödiendichter Epicharmos die Wiedergeburt im frühen fünften Jahrhundert v. Chr. mit logischen Syllogismen ad absurdum:

"Wenn einer zu einer ungeraden Zahl, meinethalben auch einer geraden, einen Stein zulegen oder auch von den vorhandenen einen wegnehmen will, meinst du wohl, sie bleibe noch dieselbe?
Bewahre! Nun ferner, wenn einer zu einer Elle Maß eine andere Länge zulegen oder von der vorhandenen abschneiden will, bleibt dann wohl noch jenes Maß bestehen?
Natürlich nicht.
Nun so sieh dir auch die Menschen an: der eine wächst, der andere nimmt halt ab, im Wechsel sind sie alle allezeit. Doch was von Natur wechselt und nimmer auf demselben Flecke bleibt, das wäre ja dann wohl etwas von dem Veränderten Verschiedenes. Auch du und ich sind gestern andere und heut andere und wieder andere in Zukunft und niemals dieselben nach demselben Gesetz."

Eine Kritik, die uns noch beschäftigen wird im Rahmen der Frage nach der menschlichen Identität. Zumindest nach unserem Verständnis gibt es keine menschliche Individualität ohne Geschichte, ohne die Geschichte meines je so Gewordenseins.

Bei Platon (427 bis 347 v. Chr.) rückt der Gedanke der ewigen Wiederkehr des Gleichen in den Hintergrund. Der ungerechte Tod des Sokrates wird zum Auslöser der platonischen Reflexion über die Seelenwanderung, die den Gedanken an die ausgleichende Gerechtigkeit in den Mittelpunkt stellt. Im Phaidros schildert er detailliert die "Mechanik der Seelenwanderung" (Zander):

"Wer gerecht gelebt, erhält ein besseres Teil, wer ungerecht, ein schlechteres. Denn dorthin, woher jede Seele kommt, kehrt sie nicht wieder zurück unter zehntausend Jahren, denn sie wird nicht eher befiedert als in einer solchen Zeit, ausgenommen die Seele dessen, der ohne Falsch philosophiert oder nicht unphilosophisch die Knaben geliebt hat. Diese können im dritten tausendjährigen Zeitraum, wenn sie dreimal nacheinander dasselbe Leben gewählt haben, also nach dreitausend Jahren, befiedert heimkehren. Die übrigen aber, wenn sie ihr erstes Leben vollbracht, kommen vor Gericht. Und nach diesem Gericht gehen einige in die unterirdischen Zuchtörter, wo sie ihr Unrecht büßen; andere aber, in einen Ort des Himmel enthoben durch das Recht, leben dort dem Leben gemäß, das sie in menschlicher Gestalt geführt haben. Im tausendsten Jahr aber gelangen beiderlei Seelen zur Verlosung und Wahl des zweiten Lebens, welches jede wählt, wie sie will. Dann kann auch eine menschliche Seele in ein tierisches Leben übergehen und ein Tier, das ehedem Mensch war, wieder zum Menschen. Denn eine, die niemals die Wahrheit erblickt hat, kann auch niemals diese Gestalt annehmen." (Phaidr 248e-249b)

Das Identitätsproblem, das schon in der Kritik an der vorsokratischen Reinkarnationsvorstellung markiert wurde, löst Platon nun sehr geschickt, indem er das "Vergessen" des vorhergen Lebens zum Bestandteil seiner Reinkarnationslehre macht. In der Politeia erzählt er:

"Sie lagerten am Flusse ... Sorgenlos, dessen Wasser von keinem Gefäß gehalten wird. Ein Maß davon muss jeder trinken, die von aller Vernunft Verlassenen trinken übers Maß; wer aber dort trinkt, vergißt stets alles. Als sie schliefen und es Mitternacht wurde, begann es zu donnern und beben, und plötzlich wurden sie durcheinander gewirbelt, hinauf zur Geburt, wie wenn Sternschnuppen fallen." (Politeia 621a-b)

Diese "Reinkarnationsmechanik" wird nun eng mit einem gesetzlichen Tun-Ergehens-Zusammenhang gekoppelt, der die ausgleichende Gerechtigkeit gewährleistet: "wenn jemand einstmals seinen Vater getötet habe, so müsse er darauf gefaßt sein, zu bestimmter Zeit dasselbe von seinen Kindern gewaltsam zu erleiden, und wenn er die Mutter getötet habe, so müsse er als Angehöriger des weiblichen Geschlechts wiedergeboren werden und dann in der Folgezeit durch die von ihm Geborenen sein Leben verlieren. Denn für die Befleckung mit dem gemeinsamen Blut gibt es keine andere Reinigung."

Mit diesen Zeugnissen haben wir die antiken griechischen Reinkarnationsvorstellungen umrissen. Sie enthalten bereits alles, was wir heute uns allgemein unter Reinkarnation vorstellen: die Existenz einer vom Körper losgelöst existierenden Seele, die Erklärung von Schicksalsschlägen aufgrund von Fehlverhalten in einem vorangegangenen Leben und das rituelle "Vergessen" als Lösung der Identitätsproblematik.

Von Platon geht die Spur der Reinkarnationsvorstellungen und ihrer Anhänger über Vergil, Plotin, Sallust bis hin zu Aufklärung und in die Gegenwart.

Europäische Aufklärung

In der Form freilich, wie wir bisher die Reinkarnationslehre kennengelernt haben, ist sie nicht geeignet, eine massenwirksame Anziehungskraft in der westlichen Hemisphäre zu entwickeln. Dazu legte erst ein Mann aus Wolfenbüttel den Grundstein: Gotthold Ephraim Lessing. 1780 gab er seine Schrift "Die Erziehung des Menschengeschlechts" heraus, in der die pädagogische Erziehung der Menschen zur Vollkommenheit als Inhalt und Absicht der religiösen Offenbarung dargestellt wird: "Erziehung ist Offenbarung, die dem einzelnen Menschen geschieht: und Offenbarung ist Erziehung, die dem Menschengeschlechte geschehen ist und noch geschieht." Die Religionsstifter sind nach diesem pädagogischen Verständnis Erzieher: Christus ist "der erste zuverlässige, praktische Lehrer der Unsterblichkeit der Seele." Damit die Erziehung an ihr Ziel kommt, "muss jeder einzelne Mensch" die Bahn, "auf welcher das Geschlecht zu seiner Vollkommenheit gelangt", durchlaufen. Das Leben wird zu einem Entwicklungsprozess auf Vollkommenheit hin. Und trotzdem reicht ein Leben, so Lessing, nicht aus, um das zu schaffen. So fragt er: "Warum sollte ich nicht so oft wiederkommen, als ich neue Kenntnisse, neue Fertigkeiten zu erlangen geschickt bin? Bringe ich auf Einmal so viel weg, dass es der Mühe wieder zu kommen etwa nicht lohnet?"

Was in diesen Fragen anklingt, ist in der Art neu und wendet das negative Verständnis von Reinkarnation ins positive. Lessing setzte voraus, dass der Charakter des Menschen durch Erziehung gebessert, ja bis zur Vollkommenheit geführt werden kann. Die Reinkarnation bildet den kosmischen Rahmen, in dem sich die Pädagogisierung des Lebens weit über die Grenzen von Geburt und Tod ausweitet. Reinkarnation wird jetzt nicht mehr als Verhängnis, sondern als Chance begriffen. Und nicht nur das, auf dem Hintergrund der damaligen Höllen- und Verdammnisandrohungen, wie sie für die alltägliche kirchliche Verkündigung bestimmend waren, wurde der Reinkarnationsglaube als ein Befreiungsschlag erlebt: keine ewigen Strafen im Höllenfeuer mehr, keine Verdammnis, sondern statt dessen: neue Chancen, neues Glück, - ein Neubeginn war möglich. Für viele Menschen, die unter der rigiden kirchlichen Gerichts- und Moralverkündigung litten, war das wirklich Evangelium pur, war das Gnade: ich bin doch nicht verloren und verdammt, sondern ich darf es noch einmal wagen.

Diese Gedanken Lessings haben in der europäischen Geistesgeschichte Tiefenwirkung gezeigt und bis heute ihre Spuren hinterlassen. Nach Lessing entwickelten auch andere "Größen" mehr oder weniger deutlich Sympathie für die Möglichkeit wiederholter Erdenleben. Von Reinkarnationsanhängern wird gern auf Friedrich den Großen, Schiller, Kleist, Goethe, Schopenhauer, Schleiermacher, Heine, Richard Wagner und Gerhard Hauptmann hingewiesen.

Reinkarnation in der dichtenden Literatur

Lessing war derjenige, der die Reinkarnation ins Tagesgespräch der Aufklärung gebracht hat. Trotzdem blieb der Gedanke immer noch sehr spekulativ. Das zeigt auch ein Gedicht von Wilhelm Busch, um 1900, der sich weder eindeutig für noch gegen sie aussprechen konnte:

Die Lehre von der Wiederkehr / Ist zweifelhaften Sinns.Es fragt sich sehr, ob man nachher / Noch sagen kann: Ich bin‘s. / Allein, was tut‘s, wenn mit der Zeit / Sich ändert die Gestalt? Die Fähigkeit zu Lust und Leid / Vergeht wohl nicht so bald.

Wirklich populär wurde der Reinkarnationsglaube durch einen anderen, der die Fähigkeit besaß, ihren abstrakten Bedeutungsinhalt so mit Anschaulichkeit zu füllen, dass sich kaum jemand ihrer Anziehungskraft entziehen konnte: Hermann Hesse (1877 bis 1963) gilt als der Literat bei uns in Europa, der sich in seinem Leben um eine Verbindung von europäischer Kultur mit indischer Weisheit bemüht hat. Nach seiner Indienreise 1911 spielt die Reinkarnation in seinen Romanen eine herausragende Rolle, sie wird zum Motor von Lebensgeschichten und –schicksalen. Ich lese einen Abschnitt aus seiner indischen Dichtung "Siddharta" von 1922:

"Siddhartha schwieg und blickte ihn mit dem immer gleichen, stillen Lächeln an. Starr blickte ihm Govinda ins Gesicht, mit Angst, mit Sehnsucht. Leid und ewiges Suchen stand in seinem Blick geschrieben, ewiges Nichtfinden.
Siddhartha sah es und lächelte.
«Neige dich zu mir!» flüsterte er leise in Govindas Ohr. «Neige dich zu mir her! So, noch näher! Ganz nahe! Küsse mich auf die Stirn, Govinda!»
Während aber Govinda verwundert, und dennoch von großer Liebe und Ahnung gezogen, seinen Worten gehorchte, sich nahe zu ihm neigte und seine Stirn mit den Lippen berührte, geschah ihm etwas Wunderbares. Während seine Gedanken noch bei Siddharthas wunderlichen Worten verweilten, während er sich noch vergeblich und mit Widerstreben bemühte, sich die Zeit hinwegzudenken, sich Nirwana und Sansara als Eines vorzustellen, während sogar eine gewisse Verachtung für die Worte des Freundes in ihm mit einer ungeheuren Liebe und Ehrfurcht stritt, geschah ihm dieses: Er sah seines Freundes Siddhartha Gesicht nicht mehr, er sah statt dessen andre Gesichter, viele, eine lange Reihe, einen strömenden Fluß von Gesichtern, von Hunderten, von Tausenden, welche alle kamen und vergingen, und doch alle zugleich dazusein schienen, welche alle sich beständig veränderten und erneuerten, und welche doch alle Siddhartha waren. Er sah das Gesicht eines Fisches, eines Karpfens, mit unendlich schmerzvoll geöffnetem Maule, eines sterbenden Fisches, mit brechenden Augen - er sah das Gesicht eines neugeborenen Kindes, rot und voll Falten, zum Weinen verzogen - er sah das Gesicht eines Mörders, sah ihn ein Messer in den Leib eines Menschen stechen - er sah, zur selben Sekunde, diesen Verbrecher gefesselt knien und sein Haupt vom Henker mit einem Schwertschlag abgeschlagen werden - er sah die Körper von Männern und Frauen nackt in Stellungen und Kämpfen rasender Liebe - er sah Leichen ausgestreckt, still, kalt, leer - er sah Tierköpfe, von Ebern, von Krokodilen, von Elefanten, von Stieren, von Vögeln - er sah Götter, sah Krischna, sah Agni - er sah alle diese Gestalten und Gesichter in tausend Beziehungen zueinander, jede der andern helfend, sie liebend, sie hassend, sie vernichtend, sie neu gebärend, jede war ein Sterbenwollen, ein leidenschaftlich schmerzliches Bekenntnis der Vergänglichkeit, und keine starb doch, jede verwandelte sich nur, wurde stets neu geboren, bekam stets ein neues Gesicht, ohne daß doch zwischen einem und dem anderen Gesicht Zeit gelegen wäre - und alle diese Gestalten und Gesichter ruhten, flossen, erzeugten sich, schwammen dahin und strömten ineinander, und über alle war beständig etwas Dünnes, Wesenloses, dennoch Seiendes, wie ein dünnes Glas oder Eis gezogen, wie eine durchsichtige Haut, eine Schale oder Form oder Maske von Wasser, und diese Maske lächelte, und diese Maske war Siddharthas lächelndes Gesicht, das er, Govinda, in eben diesem selben Augenblick mit den Lippen berührte. Und, so sah Govinda, dies Lächeln der Maske, dies Lächeln der Einheit über den strömenden Gestaltungen, dies Lächeln der Gleichzeitigkeit über den tausend Geburten und Toden, dies Lächeln Siddharthas war genau dasselbe, war genau das gleiche, stille, feine, undurchdringliche, vielleicht gütige, vielleicht spöttische, weise, tausendfältige Lächeln Gotamas, des Buddha, wie er selbst es hundertmal mit Ehrfurcht gesehen hatte. So, das wußte Govinda, lächelten die Vollendeten.
Nicht mehr wissend, ob es Zeit gebe, ob diese Schauung eine Sekunde oder hundert Jahre gewährt habe, nicht mehr wissend, ob es einen Siddhartha, ob es einen Gotama, ob es Ich und Du gebe, im Innersten wie von einem göttlichen Pfeile verwundet, dessen Verwundung süß schmeckt, im Innersten verzaubert und aufgelöst, stand Govinda noch eine kleine Weile, über Siddharthas stilles Gesicht gebeugt, das er soeben geküßt hatte, das soeben Schauplatz aller Gestaltungen, alles Werdens, alles Seins gewesen war. Das Antlitz war unverändert, nachdem unter seiner Oberfläche die Tiefe der Tausendfältigkeit sich wieder geschlossen hatte, er lächelte still, lächelte leise und sanft, vielleicht sehr gütig, vielleicht sehr spöttisch, genau, wie er gelächelt hatte, der Erhabene."

Solch einer Überzeugungskraft durch Anschaulichkeit hat die christliche Dichtung des 20. Jahrhunderts im Rahmen ihrer Auferstehungshoffnung nichts Adaequates entgegen zu setzen. Das ist m.E. überhaupt eines der größten Probleme christlicher Erzählkunst, dass sie in den entscheidenden Fragen des Lebens (nach Dostojewskij) versagt und ihre eigenen Glaubensthemen oft nur in trivialer Weise ausgestaltet.

Kirchliche Ratlosigkeit im Umgang mit der Reinkarnationslehre

Bei der Durchsicht der theologischen Stellungnahmen zu dem anwachsenden Reinkarnationsglauben fällt auf, dass die Argumentation sich häufig wiederholt, die Vielfalt neuer Aspekte ist schnell erschöpft. Wird bedacht, dass es schon im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts umfangreiche Auseinandersetzungen über die Reinkarnation in den alten Zeitschriften gab, darauf weist Gerhard Adler hin, dann wird deutlich, dass die Thematik von theologischer Seite bisher nicht recht ernst genommen wurde. In den dogmatischen Entwürfen der Gegenwart spielt sie - im Vergleich zu ihrer Popularität - keine Rolle. Jürgen Moltmann und Eberhard Jüngel schenken ihr fast keine Aufmerksamkeit, bei Gerhard Ebeling und Karl Barth erscheint wenigstens im Text der Begriff "Reinkarnation", Hans Küng verwendet ganze acht Seiten auf die Reinkarnation, kommt aber über die gängigen Argumentationen nicht hinaus und Paul Tillich drei Seiten (im Zusammenhang mit "Fegefeuer" und "Zwischenzustand") in seiner Systematischen Theologie. Statt dessen wird mehr oder weniger die schwierige "Ganztod-Theorie" in Verbindung mit der Auferstehungshoffnung gelehrt, die nicht unerhebliche Probleme hinsichtlich der Identitätssicherung aufwirft. Angesichts der parapsychischen Ergebnisse von Ian Stevenson u.a. fragt Gerhard Adler mit Recht: "Man muss die Frage stellen, ob Theologen eine Ganztod-Theorie entworfen hätten, wenn ihnen diese vielfältigen Materialen bekannt und einer Reflexion wert gewesen wären."

Eine theologische Reflexion wird fast nur von den verschiedenen Beauftragten für Weltanschauungsfragen versucht, und die ist freilich apologetisch ausgerichtet und steht darum immer schon unter dem Verdacht der Voreingenommenheit. Reinhard Hummel, ehemaliger Leiter der Evangelischen Zentralstelle in Stuttgart, benennt die Ursachen für die Defizite in der Auseinandersetzung mit der Reinkarnationslehre: "Die Kirchen haben in ihrer seelsorgerlichen und theologischen Arbeit der letzten Jahrzehnte dieses Feld nur mit mäßigem Eifer beackert. Sterben und Tod sind weitgehend säkularisiert worden in dem Sinn, dass sie der religiösen Zuständigkeit entzogen wurden." Doch Hummel kommt selbst nicht über die Darstellung einer Negativliste hinaus, in der er beschreibt, was alles mit dem Glauben an die Reinkarnation an christlichen Glaubensinhalten verloren geht. Daher bleibt die apologetische Auseinandersetzung in der Regel unvollendet.

Ein passendes Beispiel bringt Joachim Friedrich Grün in seinem Buch "Die Fische und der Wassermann", das sich mit der New-Age-Bewegung kritisch auseinander setzt: Grün zitiert den "New-Ageler" Quantier: "Es wird im Neuen Zeitalter keinen Menschen mehr geben, der die Reinkarnation nicht akzeptiert" und Grüns einzige Entgegnung in diesem Zusammenhang lautet: "Die Reinkarnationslehre ist von der Kirche ausdrücklich verworfen worden." Weder wird hier angegeben, wann diese Ablehnung der Reinkarnation geschah, noch, unter welchen Voraussetzungen. Dabei ist offensichtlich, dass Grün sich auf das 5. ökumenische Konzil von Konstantinopel 553 bezieht. Auf diesem wurde der Origenismus verurteilt. Doch "Origenes hat nie die Reinkarnation gelehrt, sondern die Inkarnation der präexistenten Seelen, er hat nicht die Metensomatosis gelehrt, sondern die Ensomatosis." Es hat, streng genommen, also keine offizielle altkirchliche Verurteilung der Reinkarnation gegeben, weil sie bisher noch nicht als Anfrage an die christliche Dogmatik ernsthaft bedacht wurde. Allerdings muss einschränkend gesagt werden, dass nahezu sämtliche westlichen Reinkarnationsvorstellungen von der Annahme einer präexistenten Seele ausgehen und die kirchliche Verurteilung des Origenismus so auch implizit die Reinkarnationslehre treffen muss.

Dagegen behauptet Gerhard Adler: "Eine Sichtung des vielgestaltigen, in Qualität und Anspruch ganz unterschiedlichen Schrifttums erweckt den Eindruck, dass es aus christlicher Sicht gar nicht primär der Reinkarnationsgedanke selbst sein muss, der die Verständigungsschwierigkeiten mit sich bringt, bis zu einem gewissen Grade kann man sich dieser Sachfrage nach der Wahrscheinlichkeit wiederholter Erdenleben sogar empirisch nähern. Das größere Problem ist das jeweilige weltanschauliche System und Umfeld, in die die Reinkarnationsidee eingebettet ist."

Es ist schon sichtbar geworden, dass das weltanschauliche Umfeld ein großes Problem ist. Der ehemalige Tübinger Systematiker Adolf Köberle möchte sogar die Reinkarnation als eine Möglichkeit gelten lassen, wie Gott in Freiheit an einem Menschen handeln kann: "Wenn Gott Herr ist über alle Elemente im Himmel und auf Erden, wenn er in seiner Freiheit Verstorbene beauftragen kann, Lebenden in Stunden der Gefahr Wink, Weisung und Warnung zu geben, Vorgänge, die aus der Zeit der beiden großen Kriege glaubwürdig bezeugt sind, dann wollen wir es nicht von vorneherein ausschließen, dass der Herr des Alls auch ein verstorbenes Leben zu neuem Auftrag auf die Erde senden kann. Solche Möglichkeiten aber bleiben durchaus im Bereich seiner Freiheit." Und er ergänzt einschränkend: "Daraus die Allgemeingültigkeit der Reinkarnation abzuleiten und darüber das Mysterium der erbarmenden göttlichen Liebe abzubauen oder auch nur zu schmälern, dazu kann sich christliche Verkündigung und Seelsorge nicht bereitfinden."

Doch wie sieht es nun mit der Vorstellung wiederholter Erdenleben aus, die Köberle in Einzelfällen für möglich hält und von denen Adler behauptet, man könne sich ihr "sogar empirisch nähern"? Gibt es wirklich ernst zu nehmende empirische Befunde, die Reinkarnation nahe legen?

Das Problem der Reinkarnation in Wissenschaft und Theologie

Reinkarnation im wissenschaftlichen Horizont

Anfang der 50er Jahre hatte Morey Bernstein, ein Amateur-Hypnotiseur, Virginia Tighe in Hypnose versetzt. Unter Hypnose erzählte sie, dass sie als Bridey Murphy, geboren 1798 in Irland, schon einmal gelebt hatte. Sie konnte ihr Vorleben durch so viele Details glaubwürdig bezeugen, dass Beobachter bereits einen hieb- und stichfesten Reinkarnationsbeweis vermuteten. Sie sprach ein Irish, das sie im Wachzustand nicht beherrschte, konnte ihr Brautkleid exakt beschreiben, sowie Geburts- und Sterbedaten ihr zuvor unbekannter Personen und sang irische Lieder. Diese Schilderungen schlugen hohe Wellen und versetzten die Vereinigten Staaten in ein regelrechtes Reinkarnationsfieber. Die "Denver Post" erhielt auf ihren Beitrag, durch den die Sache öffentlich wurde, 10.000 Leserbriefe. Es entstanden Wiedergeburtszirkel, in Texas wieherte ein Hypnotisierter im Gedenken an seine Wiedergeburt als Pferd, und ein Reinkarnationsenthusiast beging Selbstmord, um die Richtigkeit der Reinkarnationslehre selbst am eigenen Leibe zu erfahren. All das rief bald die Kritiker auf den Plan. Es wurden Journalisten nach Irland geschickt, um vor Ort dort zu recherchieren. Neben zahlreichen Übereinstimmungen fanden sich auch Ungereimtheiten, ein gewisser Professor Brian McCarthy, von dem Bridey Murphy berichtete, hatte es in Belfast nie gegeben und auch die Theresienkirche, die in den Schilderungen vorkam, wurde erst 1911 gebaut, also lange nach dem Tod von Bridey Murphy. Die Sache fand schließlich eine triviale Erklärung als heraus kam, dass Virginia Tighe alias Bridey Murphy als Kind viel Kontakt zu einer irischen Einwandererfamilie hatte. Deren Mutter dort hieß mit Vornamen Bridey und war eine geborene Murphy. Damit ist aber der Versuch, einen Erfahrungsbeweis für den Reinkarnationsglauben zu finden, noch keines beendet.

Wenn es Phänomene gibt, die in irgendeinem Zusammenhang mit Reinkarnation stehen, dann müßten sie ja vor allem an den Grenzen des Lebens auftreten. Das scheint auch der Fall zu sein. Reinkarnation wird bis heute noch diskutiert im Zusammenhang mit Todesnähe-Erlebnissen und im Zusammenhang mit Kindern, die von "vorherigen Leben" berichten. Beide Gruppen sollen im folgenden dargestellt und auf ihre Stichhaltigkeit geprüft werden. Wir wenden uns zunächst der Grenze zu, die das Ende des Lebens ausmacht: der Tod.

Reinkarnation und Todesnähe-Erfahrungen

Seit ca. dreißig Jahren wird immer häufiger von außergewöhnlichen Erfahrungen an der Schwelle des Todes berichtet. Mit zunehmendem Fortschritt in der Reanimationsmedizin sind heute in vielen Fällen Wiederbelebungen nach Herz- und Atemstillstand möglich, die noch vor wenigen Jahrzehnten aussichtslos erschienen. Nach solchen Reanimationen berichten Patienten von Ausleibigkeitserfahrungen: Sie besaßen wieder einen Körper, der ganz war, sie erlebten Gerichtsszenen (Lebensrückschau), Begegnung mit zuvor Verstorbenen und mit einem mehr oder minder mystischem Licht (oder Lichtwesen). Sie betonen immer wieder, dass diese Erlebnisse sich nicht mit den Ausdrucksmitteln unserer Sprache auch nur annähernd adäquat wiedergeben lassen. Nach demoskopischen Erhebungen in den USA "bekunden 5 Prozent der Befragten ... eine entsprechende Erfahrung gemacht zu haben. In Untergruppen von Individuen, die bereits einmal im Sterben lagen, steigen diese Zahlen je nach Studie von 20 auf 50 Prozent." Ob diese Todesnähe-Erfahrungen zuverlässige Aussagen über ein Leben nach dem Tod machen können, ist in der medizinischen und theologischen Fachwelt umstritten, denn diese Patienten konnten wiederbelebt werden, die Todesnähe-Erfahrung ist ja Teil ihres Lebens und damit auch eine der (vielleicht ungewöhnlicheren) Erfahrungen, die das Leben zu bieten hat. Die berichteten Erlebnisse bei Moody, Osis und Haraldsson u.v.a. legen die Vorstellung einer anima separata als Erklärungshypothese nahe, die unabhängig vom physischen Organismus existieren kann.

Hier liegt schon die Problematik: In der evangelischen Theologie ist im Rahmen eines ganzheitlichen anthropologischen Ansatzes ein Menschenbild bestimmend geworden, das den Tod als Abbruch des Lebens und völlige Zerstörung des ganzen Menschen beschreibt. Da bleibt kein Spielraum mehr für eine anima separata. Damit reagierte die Theologie auf frühere Erfahrungswerte, die die Möglichkeit einer "Fortexistenz" aus naturwissenschaftlicher Sicht bestritten. Es leuchtet ein, dass jemand, der selbst Todesnähe-Erlebnisse in dem oben angeführten Sinn gehabt hat, von theologischer Seite im Rahmen dieses Todesverständnisses wenig Möglichkeiten zur religiösen Interpretation und Einordnung seines Erlebnisses in den Lebenszusammenhang erwarten kann.

Als Beispiel sei hier der Schweizer Stefan von Jankovich angeführt, der 1964 bei einem Autounfall ein Nahtod-Erlebnis hatte. In seinem Buch "Ich war klinisch tot" gibt er Rechenschaft über den Unfallhergang, sein Ausleibigkeitserlebnis und die Art und Weise, wie er dieses interpretierte. Er schreibt: "Mit westlicher medizinischer Auffassung und christlich geprägter Einstellung zum Problem des Todes ist es nicht möglich, dieses Phänomen zu erklären und zu verstehen." Unser abendländisch-christliches Weltdeutungssystem konnte ihm also keinen hermeneutischen Zugang zu seinem Erleben bieten. Jankovich orientierte sich in anderen Richtungen, wo er plausiblere Deutungsmuster fand: "Die tibetanisch/buddhistische Auffassung von den langsam sich zurückziehenden Lebenskräften könnte unseren Gedanken evtl. bessere Möglichkeiten zu dessen Verständnis bieten." Fernöstliches Gedankengut wird mehr und mehr herangezogen und allmählich schleicht sich auch die Vorstellung wiederholter Erdenleben in seinen Verstehenshorizont ein.

Es muss betont werden: in der großen Summe gesammelter Todesnähe-Erlebnisse ist bis heute kein einziges dabei, das einen zwingenden Hinweis auf eine wie auch immer geartete Reinkarnation (im Sinn der Erinnerung an vorangegangene Erdenleben) enthält. Auch findet sich in der Darstellung des Erlebnisses von Jankovich kein Hinweis auf eine Reinkarnation. Und doch gesteht er: "Es ist sehr verlockend für mich, (...) die Reinkarnation in mein Denkgebäude einzubauen." Er erklärt: "Die Reinkarnation ist mit schulwissenschaftlichen Methoden nicht nachzuweisen. Aber sie ist Bestandteil meiner Erkenntnis aus dem klinisch toten Zustand." Die letzte Behauptung ist lediglich eine abgeleitete, denn Jankovich muss sie spekulativ begründen: "Es scheint mir persönlich unmöglich, während eines einzigen Lebens die vor uns stehende Entwicklung zu erreichen. (...) Ich ahne aber seit meinem Tod, dass ich mehrmals gelebt habe." Der Gedanke einer Evolution des Bewußtseins oder einer Entwicklung der menschlichen Person durch verschiedene Wiederverkörperungen wird zur eigentlichen Begründung für den eigenen Reinkarnationsglauben. Jankovich spricht vom "ICH-Bewußtsein", das die Aufgabe hat, die "selbstlose Liebe" zu lernen. Folgt man seinen weiteren Ausführungen, dann wird ein esoterisches Weltbild sichtbar, das seine eigene Todesnähe-Erfahrung eher verdunkelt als erhellt.

So weit Stefan v. Jankovich. Deutlich ist das Bedingungsgefüge, das im Rahmen von Todesnähe-Erlebnissen zum Reinkarnationsglauben führt:

1) Das Todesnähe-Erlebnis bewirkt eine umfassende Reflexion der eigenen Lebenseinstellung und eine Verunsicherung in Bezug auf die eigene Identität.

2) Die christlichen Deutungsangebote werden hier als ungenügend und als mit der Erfahrung nicht vermittelbar erlebt.

3) Es wird Zuflucht bei östlichen oder spiritistisch-esoterischen Deutungsmustern gesucht.

4) Die mit diesen Deutungsmustern verbundene Reinkarnationslehre wird aufgegriffen und nachträglich mit dem Todesnähe-Erlebnis vermittelt.

Derselbe Vorgang ist auch bei der kürzlich verstorbenen Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross zu beobachten. So behauptet sie, in einem früheren Leben bei den Navajos im Monument Valley (Utah) gelebt zu haben. In Träumen hatte sie diese Landschaft zuvor gesehen, "ihre Träume waren buchstäblich Fotographien dieser Landschaft gewesen, haarscharfe Abbilder." In einer Tagebuchnotiz, die sie ihrem Biografen Derek Gill anvertraute, schreibt sie zu diesem Erlebnis: "Ich weiß sehr wenig über die Philosophie der Reinkarnation. (...) Aber ich weiß, dass es Mysterien des Geistes und der Seele gibt, die weder durch Mikroskope noch durch chemische Reaktionen zu erforschen sind. Einmal werde ich mehr wissen. Einmal werde ich diese Dinge verstehen." Kübler-Ross formuliert zurückhaltender und vorsichtiger als es bei S. v. Jankovich der Fall ist. Doch auch hier gibt es eine Deutung dieser "Wiedererkennungsphänomene" im Monument Valley, die ohne metaphysische Spekulationen auskommt: In Spielfilmen der vierziger und frühen fünfziger Jahre erscheint das Monument Valley immer wieder als großartige Western-Kullisse. Es ist durchaus anzunehmen, dass auch Frau Kübler-Ross diese Spielfilme kannte, sich deren aber nicht mehr erinnern konnte und die Landschaftsbilder in einem Vorgang, der in der Parapsychologie Kryptomnesie genannt wird, wieder auflebten.

Ergebnis

Todesnähe-Erfahrungen geben keinen direkten oder indirekten Hinweis auf eine Reinkarnation. Wo der Reinkarnationsglaube bei v. Jankovich und Kübler-Ross in diesem Zusammenhang auftritt, ist er durchweg sekundärer Natur und meist durch esoterische oder spiritistische Literatur vermittelt. Die häufigen Berichte über Todesnähe-Erlebnisse fordern aber unsere Theologie dazu auf, über den Tod neu nachzudenken. Denn es scheint so zu sein, dass der Tod nicht unbedingt ein abruptes Ende darstellt, sondern eher den Charakter einer Verwandlung hat. Theologisch zu würdigen ist ebenfalls, dass Nah-Tod-Erlebnisse häufig positive Lebensveränderungen bewirken. Psychiatrische Studien sprechen von "verminderte(r) Angst vor dem Tod, ein verstärktes Gefühl von Sinnhaftigkeit und ein(e) gesteigerte mitmenschliche Aktivität (...). Selbst suizidale Antriebe bilden sich offenbar nach dem Eindruck der Todesnähe zurück." Das gibt Anlass, ihnen eine 'lebensförderliche' Qualität zuzusprechen.

Parapsychologische Ergebnisse

Das Stichwort "Parapsychologie" meint hier keine Weltanschauung und ist auch keine Bezeichnung für einen okkulten Trend, sondern eine empirische Wissenschaft "neben der Psychologie". Als solche ist sie keine Konkurrentin des christlichen Glaubens. dass viel pseudowissenschaftlich-spiritistisches Schrifttum im Zusammenhang mit dem Begriff "Parapsychologie" publiziert wird, ist ein anderes Problem. Hier sollen uns nur die seriösen Vertreter dieser Wissenschaft interessieren, und von denen wiederum nur diejenigen, die zum Thema "Reinkarnation" etwas beitragen.

Ian Stevenson: 20 Fälle, die Reinkarnation nahelegen

Mit einem enormen Arbeitsaufwand verbunden, spürte der Parapsychologe Ian Stevenson während eines Zeitraumes von ca. 15 Jahren 600 Fällen nach, die Reinkarnation nahe legen. Insgesamt sind weltweit ca. 1200 Fälle erfasst. Stevenson veröffentlichte 20 Fälle, die repräsentativ für das Fallspektrum sind. Nahezu ausnahmslos handelt es sich um Kinder, die im Alter zwischen anderthalb und vier Jahren spontan beginnen, von Personen zu erzählen oder Namen zu erwähnen, die in der eigenen Familie unbekannt sind. Es werden auch fremde Ortschaften erwähnt, in denen das Kind vorher schon einmal gelebt haben soll, wobei zwischen 'Tod' und 'Wiedergeburt' nur wenige Jahre, manchmal auch nur wenige Monate oder Wochen liegen. In einigen Fällen kann die Identifizierung mit der Person aus dem vorherigen Leben so stark werden, dass diese Kinder verweigern, mit ihrem Namen gerufen zu werden und vieles versuchen, um in ihren früheren "Heimatort" zurückzukommen. Allen Fällen ist gemeinsam: Werden von Seiten der Angehörigen Nachforschungen angestellt, so bestätigen sich die Angaben des Kindes. Fahren sie mit dem Kind an den genannten Ort, kommt es scheinbar zu erstaunlichen Wiedererkennungsphänomenen. Auch die Fähigkeit, in einer nicht gelernten Sprache zu sprechen oder zu singen (Xenoglossie), gehört zu den Phänomenen, die Reinkarnation nahe legen.

Das indische Mädchen Swarnlata führte, als sie begann, sich an vorherige Leben zu erinnern, "unbekannte Tänze auf und sang Lieder in einer ihren Eltern unverständlichen Sprache." Professor P. Pal aus Bengalen "identifizierte die Gesänge als bengalisch, und als er in seine Heimat in Westbengalen zurückkehrte, erfuhr er, dass zwei von ihnen von Gedichten Rabindranath Tagores abgeleitet sind." Die Fähigkeit, sich an das vergangene Leben zu erinnern, lässt spätestens mit Beginn der Pubertät nach. Der Durchschnittswert der Dauer, in der diese Erinnerungen auftreten, liegt bei 6,9 Jahren. Auch werden "Wiedergeburten" im eigenen Verwandtenkreis berichtet, z.B. verstorbener Großvater kommt als Enkel wieder. Dagegen fehlen bei Stevenson völlig die Erinnerungen schon Erwachsener an ein vorgeburtliches Leben, die im Rahmen von Hypnoserückführungen, Deja-vu-Erlebnissen etc. plötzlich auftreten sollen.

Diese Berichte stammen alle aus Ländern, in deren Kultur die Reinkarnationslehre ein Glaubensgegenstand ist (Indien, Ceylon, Libanon (Drusen), Brasilien und Alaska (Tlingits), wobei die Häufigkeit schwankt: Der Durchschnitt liegt bei 1 Fall auf 1000 Einwohner, bei den Drusen liegt der Wert am höchsten: auf 500 Einwohner kommt 1 Fall. Auffälligerweise glauben die Drusen - im Unterschied zu anderen Religionen - an die sofortige Reinkarnation nach dem Tod. Sie kennen keinen "Zwischenzustand". Dagegen fehlen solche Fälle nahezu völlig im christlichen Kulturkreis (USA -ausgenommen Alaska-, Westeuropa). Obwohl die dokumentierten Fälle bei Stevenson für den Laien eine eindrucksvolle Überzeugungskraft haben können, spricht Stevenson selbst nie von einem Beweis für Reinkarnation, sondern durch das ganze Buch durchgängig von "Fällen, die Reinkarnation nahe legen".

Im Anhang werden von Stevenson verschiedene Interpretationsmodelle vorgeschlagen, die diese Fälle erklären könnten. "Normale Hypothesen" umfassen "Betrug" und "Kryptomnesie", bei der "das Kind irgendwie einen Menschen oder eine andere Wissensquelle kennen gelernt (hätte), die im Besitz der Informationen über die angeblich frühere Familie war, an die es sich später 'erinnerte'." Aber diese Erklärungsversuche erwiesen sich in vielen Fällen als unzureichend, so dass Stevenson als weitere Hypothesen "Aussersinnliche Wahrnehmung und Personifizierung" hinzu zog. Stevenson legt dar, dass auch diese Hypothese nicht alle Umstände der reichhaltigeren Fälle angemessen erklären kann. Er ist gezwungen, Hypothesen heranzuziehen, die ein Leben nach dem Tode einschließen. Dabei unterscheidet Stevenson zwischen Besessenheit und Reinkarnation, "der Unterschied zwischen Reinkarnation und Besessenheit liegt im Grad der Ausschaltung der Primärpersönlichkeit, verursacht durch den Einfluss der 'eintretenden' Persönlichkeit." Besessenheit liegt vor, wenn ein Kind behauptet, eine Person zu sein, die tatsächlich erst nach seiner Geburt gestorben war. Doch auch die Bessessenheitstheorie kann auch nicht ausreichend das von einigen Kindern an den Tag gelegte Wissen darüber erklären, in welchem Zustand sich Gebäude befunden oder wie Personen ausgesehen hatten zu Lebzeiten der früheren Persönlichkeit. Es bleiben Fälle übrig, wo eine klare Unterscheidung zwischen Besessenheit und Reinkarnation besteht: diejenigen eine Reinkarnation nahe legenden Fälle mit angeborenen Muttermalen oder Gebrechen, die mit Verwundungen oder Gebrechen der bereits verstorbenen Person in Zusammenhang stehen. Stevenson zieht den Schluss: "In diesen Fällen haben wir dann im Prinzip, so glaube ich, einige Hinweise dafür, dass der Mensch den physischen Tod überlebt. Ich sage im Prinzip, weil ich mir nach wie vor einzelner Schwächen der vorliegenden Fälle bewusst bin." Er lehnt es aber ab, von einen Beweis der Reinkarnation zu sprechen, hält es jedoch durchaus für möglich, dass bei frühzeitiger Beteiligung von Parapsychologen beim Prozess der Nachprüfungen von "Erinnerungen" und genauer Ergebnissicherung so ein Beweis ermittelbar ist.

Weitere Erklärungshypothesen

Keine der von Stevenson angeführten Hypothesen vermag zudem den Umstand zu deuten, dass diese "Reinkarnationsfälle" fast nur in Kulturkreisen auftreten, in denen der Reinkarnationsglaube zum kulturellen Allgemeingut gehört. John Hick hat daher eine weitere Hypothese vorgeschlagen, die auch dieses Phänomen mit einschließen will, ohne dass sich daraus zwingend eine Reinkarnation ableiten muss. Er meint, "that after bodily death a mental 'husk' or 'mask' of the deceased person is left behind and is telepathically accessible under certain conditions to living persons. Such a 'husk' may consist of mere fragments of memory, emotion, habit". Da Kinder im frühen Lebensalter in erhöhtem Maße sensibel für unbewusste Inhalte und telepathische Eingebungen sind, kommt es zur Vermischung ihrer eigenen Gedanken und Empfindungen mit den Erinnerungsfragmenten des Verstorbenen. Ebenfalls haben Kinder noch kein voll ausgeprägtes Bewusstsein ihrer Identität, so dass sie nur schwer zwischen der von außen an sie in Form der Erinnerungsfragmente herantretenden und der eigenen Identität unterscheiden können. Der in diesen Kulturkreisen selbstverständliche Reinkarnationsglaube würde einen verstärkenden Effekt in Bezug auf die sensitive Wahrnehmung der Kinder wie auch der Präsenz der Erinnerungsfragmente ausüben. Hick zieht den Schluss: "With such a theory the idea of reincarnation becomes in effect a matter of degree. There is no rebirth of the full living personality. But there is a kind of reincarnation of parts or aspects of the personality".

Eine theologische Erklärungshypothese

Die hier dargelegten Hypothesen zur Deutung der Reinkarnation nahe legenden Fälle entstammen allesamt dem naturwissenschaftlichen oder parapsychischen Bereich. Auch Hick versucht eine parapsychische Deutung für die "Reinkarnationsfälle" in den Kulturen, denen der Reinkarnationsglaube vertraut ist. Für eine theologische Beurteilung ist es aber unerlässlich, dass wir uns um eine theologische Deutung bemühen müssen, wenn diese empirischen Ergebnisse in irgendeiner Art und Weise für unsere systematischen Überlegungen interessant sein sollen.

Die Häufigkeit von Reinkarnation nahe legenden Fällen in Kulturen, in denen fest mit der Möglichkeit der Reinkarnation gerechnet wird, und ihr fast völliges Fehlen in christlichen Kulturkreisen, lässt darauf schließen, dass kulturabhängige Glaubensvorstellungen ihre eigene Wirklichkeit produzieren. Das wird am Beispiel der Drusen besonders offensichtlich, die an die sofortige Wiederverkörperung nach dem Tod glauben. Entsprechend beobachtet Stevenson bei ihnen im interkulturellen Vergleich die höchste Anzahl von Reinkarnation nahe legenden Fällen weltweit. Wo mit der Möglichkeit der Reinkarnation gerechnet wird, liefert die Wirklichkeit sozusagen den 'Beweis'. So produziert eine bestimmte mögliche Sicht der Wirklichkeit ihre eigene 'Wirklichkeit' und 'beweist' dadurch die 'Richtigkeit dieser Wirklichkeitssicht.

Theologische Schlussfolgerungen

Diese Erfahrungen und die mit ihnen verbundenen Erklärungshypothesen sind nicht geeignet, um der Reinkarnation einen positiven Sinn abgewinnen zu können. Zwei Beobachtungen sollen das verdeutlichen:

Da die sog. 'Reinkarnationsfälle' nahezu ausschließlich auf Kulturkreise beschränkt sind, in denen christlich geprägtes Gedankengut die Ausnahme darstellt und als Fremdkörper erscheint, können aus ihnen auch keine christlichen Theorien über das Leben nach dem Tod formuliert werden, die Allgemeingültigkeit für unseren Kulturkreis beanspruchen.

Zum anderen werden die Kinder bei Stevenson durch ihre 'reinkarnatorischen' Erinnerungen in tiefe Identitätskrisen versetzt. Sie sind zutiefst verunsichert, wissen nicht, wo sie hingehören. Einerseits zieht es sie in die 'vorgeburtliche', irdische Existenz zurück, andererseits leben sie in einer Familie, die durch diese 'reinkarnatorischen' Erinnerungen ihres Kindes nicht selten arg belastet wird. Wer sie selbst eigentlich sind, erschließt sich ihnen erst, wenn mit der beginnenden Pubertät die 'vorgeburtlichen Erinnerungen' verblassen.

Angesichts dieser massiven Identitätsprobleme ist es höchst zweifelhaft, ob die Aussicht auf eine nachtodliche Reinkarnation die Qualität einer positiven Hoffnung annehmen kann. "Dagegen spricht schon die allgemeine anthropologische Erwägung, dass die Aufhebung der Grenzen menschlicher Lebenszeit die Aufhebung der Individualität des Menschenlebens implizierte. Ein Mensch, der vor seiner Geburt existierte - die absurde Erwägung anzustellen -, wäre eben ein anderer. Dasselbe gilt für das utopische Postulat einer Kontinuität des menschlichen Lebens über den Tod hinaus. 'Ich' wäre dann zwar unendlich, aber 'ich' wäre nicht ich. Hoffnung auf Auferstehung wird schon aus diesem Grund etwas anderes sein müssen als Hoffnung auf unendliche Fortsetzung." So Reinhard Hummel.

Auch die beobachtete Nähe der 'reinkarnatorischen Erfahrungen' zu Besessenheitsphänomenen kann nicht dazu bewegen, der Reinkarnation einen positiven Sinn abzugewinnen. Diese doch letztlich negative Sicht der Reinkarnation belegen auch die gesammelten Todesnähe-Erfahrungen der Parapsychologen Osis und Haraldsson im interkulturellen Vergleich: "Eine beträchtliche Minderheit der Patienten" in Indien wehrte sich dagegen, zu "gehen" (= zu sterben), weil die Vorstellung der Reinkarnation für sie eher abschreckend ist.

Diese Befunde geben aus christlicher Sicht eher Anlass, den Gedanken wiederholter Erdenleben als Hoffnungsgegenstand definitiv auszuschließen. Denn die Hoffnung richtet sich auf die Erlösung dieses Lebens und nicht auf die ständige Selbstwiederholung der gescheiterten menschlichen Existenz. Damit sei Gerhard Adler widersprochen, der davon ausging, "dass es aus christlicher Sicht gar nicht primär der Reinkarnationsgedanke selbst sein muss, der die Verständigungsschwierigkeiten mit sich bringt". Sollte es einmal einen 'Beweis' für die Reinkarnationslehre geben - auch dann käme nach dem vorliegenden Erfahrungsmaterial eine christliche Rehabilitation des Glaubens an Erlösung durch wiederholte Erdenleben nicht in Frage.

Teil 2: Die christliche Diskussion

Reinkarnation in der Bibel?

Reinkarnation oder die zu erwartenden Begriffe metempsysosis und metensomatosis fehlen völlig sowohl im AT wie auch im NT. Das heißt aber nicht, dass der Sache nach keine Schlussfolgerungen möglich sind. Das Leben gilt im AT als das höchste Gut, und Leben bedeutet, "Loben und Danken in der Gegenwart Gottes." Der Tote aber steigt hinab in die Scheol (Jes. 7,11) und "kommt nicht zurück" (Hiob 7,9f). Dort verstummt das Gotteslob. Der Tod ist der Ort der Gottesferne. Von dieser Einstellung her war es für den frommen Israeliten der frühen Zeit ausgeschlossen, sich eine Totenauferstehung oder eine Wiederverkörperung vorzustellen. Erst in späterer Zeit zeichnen sich die Grundzüge einer neuen Hoffnung ab, die im NT dominant wird: die leibliche Auferstehung (Dan. 12,2). Obwohl es wie bei der Reinkarnation um eine neue Verlebendigung des Menschen geht, sind beide Vorstellungskreise in einer Hinsicht fundamental unterschieden: Die in der Apokalyptik erhoffte Totenauferstehung ist ein kollektiver Vorgang, bei dem das ganze Volk beteiligt ist. Die Reinkarnation zielt dagegen immer nur auf die Wiederverkörperung eines einzelnen und ist daher streng individualistisch geprägt. Es liegt zwar nahe, Ähnlichkeiten zwischen Karmagesetz und Talionsregel zu sehen, aber auch hier sind die Unterschiede gewichtiger. Die Vergeltungskausalität des Talionsrechtes bezog sich immer auf das gegenwärtige Leben. Nur insofern konnte es überhaupt zur Krise der Weisheit kommen und die Vergeltungskausalität selbst in Frage gestellt werden.

Nach dem Karmagesetz resultiert das erfahrene Leid aus vorgeburtlichen Untaten, die jeder Beurteilung entzogen sind. Die Vergeltungskausalität ist damit quasi unanfechtbar. Die Probleme des Tun-Ergehens-Zusammenhanges werden überhaupt nicht sichtbar. Die ständige Klage in den Psalmen "warum geht es dem Gottlosen so gut?" hätte eine schnelle Antwort gefunden: weil er im vorigen Leben so fromm war. Aber es war gerade diese Klage, die den Psalmisten regelmäßig ins Gebet führte und ein intensives Ringen mit Gott auslöste. In diesem Beten und Ringen erlebte Israel Gott als den Richtenden und Rettenden, hier wurde Gott als schweigendes, widerstrebendes, befreiendes, lebendiges Gegenüber erfahren.

Im Neuen Testament sieht das Bild etwas anders aus. Hier wird die Hoffnung auf die Auferstehung der Toten (1. Kor. 15,42-49) beherrschend, deren Zeitpunkt mit dem Kommen Christi das Ende der Geschichte markiert (1. Thess. 4,15-17, 1. Kor. 15,52). Der Tod wird als "Lohn der Sünde" (Röm. 6,23a) gedeutet. In Christus hat der Glaubende aber das "ewige Leben" (Röm. 6,23b). Die Aussagen hinsichtlich des Aufenthaltsortes der Toten bis zur Parusie sind widersprüchlich. Paulus bezeichnet die Toten in 1.Thess. 4,15 als "Entschlafende" und denkt vielleicht an einen Schlafzustand in Analogie zum nächtlichen Schlaf. Im Römerbrief nennt er einen Aufenthaltsort der Toten, der abyssos (Röm. 10,7), im 2. Kor. 12,4 spricht er vom paradeisos (vgl. auch Lk. 23,43, Off. 2,7). Beide Begriffe sind ihm aus der Apokalyptik vorgegeben und beschreiben dort einen Ort, in dem die Toten bis zur allgemeinen Totenauferstehung verweilen.

Andererseits kann er in der Situation der Lebensgefahr sich wünschen, zu sterben "kai syn Christou einai" (Phil. 1,23). Neben der Aussicht auf diese Christusgemeinschaft werden für ihn die Fragen nach einem "Zwischenzustand", dem Aufenthaltsort der Toten, hier nebensächlich. Ausführlicher äußert sich Paulus in 1. Kor. 15,44. Dort spricht er vom "soma pneumatikon", mit dem der sterbliche Leib überkleidet wird zur Zeit der letzten Posaune. Paulus kann sich eine leiblose Existenz nach dem Tode nicht vorstellen, zur Identität des Menschen gehört für ihn das soma, der Leib hinzu.

Im Hebräerbrief (Hebr. 9,27) wird von einem Sterben gesprochen, dem das individuelle Gericht folgt. Die Aussagen über das Gericht sind im NT nicht einheitlich. Der Richter kann - nach Paulus - Christus sein (2. Kor. 5,10), es kann aber auch Gott sein (Röm. 14,10) oder der Menschensohn (Mt. 25,31) des Weltgerichtes. Übereinstimmung besteht lediglich darin, dass es sich um ein Gericht nach den Werken handelt. Die Gerichtsaussagen des NTs halten fest, dass das Leben selbst einen Zweck hat und daran gemessen werden kann. In Mt. 25 werden die Gerechten danach beurteilt, welches Maß an Menschlichkeit sie in ihrem Leben bewiesen haben. Das Ergebnis des Gerichtes entscheidet über den weiteren Weg des Verstorbenen.

Explizit wird im NT von einer Wieder-Geburt (paliggenesis, Tit. 3,5, gennan anothen, Joh. 3,3f.) gesprochen, die einen einmaligen Vorgang im Leben beschreibt, der durch den Geist Gottes bewirkt wird und mit der Taufe verbunden werden kann. Auch hier handelt es sich um einen Übergang von einer Welt in eine andere, vom kosmus houtos, von dieser Welt, in die basileia tou theou, das Reich Gottes, den Bereich der aletheia und der zoe, der Wahrheit und des Lebens, das über den Tod hinausreicht. "In der menschlichen Sphäre kann es so etwas wie Wiedergeburt nicht geben. Denn Wiedergeburt bedeutet (...) nicht einfach so etwas wie eine Besserung des Menschen, sondern bedeutet dieses, dass der Mensch einen neuen U r s p r u n g erhält, - und den kann er sich offenbar nicht selber geben, denn alles, was er tun kann, ist von vorneherein durch den alten Ursprung bestimmt, von dem er einmal seinen Ausgang genommen hat, durch das, was er immer schon war." (Rudolf Bultmann) In Joh. 3,3f. gibt es vielleicht eine wirkliche Anspielung auf die Seelenwanderung. Als Jesus von der Neugeburt spricht, reagiert Nikodemus in der typischen Weise des johanneischen Missverständnisses und fragt: "Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Er kann doch nicht in die Leibeshöhle seiner Mutter zurück, um ein zweites Mal geboren zu werden?" (Joh. 3,4) Dieses Missverständnis zeigt gerade durch seine Komik, wie fern im Grunde genommen frühchristlichem Denken eine Seelenwanderungsvorstellung lag.

Systematische Überlegungen zum theologischen Verständnis des Todes

In den vorausgegangenen Ausführungen wurden im Zusammenhang mit der Darstellung der Reinkarnationslehre schon die Reibungspunkte dieser Anschauung mit dem christlichen Glauben sichtbar. Dennoch ist die Frage nach der Möglichkeit einer Reinkarnation offen geblieben. Ein verbindliches Urteil über Reinkarnation aus christlicher Sicht kann nur formuliert werden, wenn die Frage geklärt ist: was erwartet den Menschen nach dem Tode? Hier liegt die Wurzel des Problems. Wer in Konsequenz der Sündenverfallenheit des Menschen von dessen vollständiger Zerstörung im Tod ausgeht und an die Neuerschaffung des Menschen bei der allgemeinen Totenauferstehung glaubt, für den erübrigt sich auch die Frage nach der Reinkarnation: Es kann sie gar nicht geben, weil kein Platz für sie vorhanden ist. Aber genau diese Lehre vom "Ganztod" ist umstritten. Es gibt andere systematische Entwürfe, die einen mehr oder weniger differenzierten "Zwischenzustand" bis zum Eintritt des Eschatons annehmen. Wie dieser Zwischenzustand gedacht werden soll, hängt von den theologischen Prämissen des jeweiligen Theologen ab, die Tod und Leben zueinander in Beziehung setzen.

Der Tod als der Sünde Sold: Die Lehre vom "Ganztod"

Eberhard Jüngel betont: "Sünde macht beziehungslos. Sie drängt in die Verhältnislosigkeit. Und eben so zerstört sie das Leben, bringt sie das Leben mit sich selbst in Konflikt, ist Rebellion gegen Gott. Dieses Verständnis von Leben und Sünde eröffnet das Verstehen des Todes." Der Tod ist - nach Röm. 6,23 - das Produkt der Sünde: "Im Tod wird der Mensch vernichtet. Deshalb hassen die Menschen den Tod. Deshalb ist der Tod der hoffnungslose Fall." Für Karl Barth ist der Tod der "Absturz in das Nichts" und ähnlich formuliert Paul Althaus: "Wir haben den Tod als wirkliches Ende hingestellt, als Zerbrechen von Leib und Seele, als völlige Zerstörung unserer Lebendigkeit, und haben uns gegen jede Abschwächung des Todes gewehrt". Auch Jürgen Moltmann sieht den Tod als Folge der Sünde und spricht vom "Versinken ins Nichts". Gerade weil die biologische Grenze zwischen Leben und Tod unscharf ist, wird es für ihn umso wichtiger, den Tod als "Tod des ganzen Menschen" zu verstehen. Im angelsächsischen Bereich hat der Prozess-Theologe Charles Hartshorne der Ganztodhypothese eine eigene Wendung gegeben: Der Mensch stirbt völlig und sein Leben bleibt als Gewesenes im Gedächtnis Gottes aufbewahrt. Ein Weiterleben der Person ist für ihn ausgeschlossen.

Diese Ganztodhypothese hat ein spezielles Interesse: sie will die Endlichkeit des Menschen ernstnehmen und nicht Wunschträumen einer Unsterblichkeit der Seele nachhängen. Ein weiterer theologischer Vorteil besteht darin, dass die Erlösung aus dem Tod als alleiniges Gotteswerk beschrieben werden kann. Nach Röm. 3,23 gibt es keinen Unterschied: Alle sind Sünder. Und sie werden alle gerecht aus Gnade "dia tes apolytroseos tes en Christo Jesou" (Röm. 3,24). Barth bezieht diesen soteriologischen Sachverhalt auf unser Geschick im Tode: Wir erfahren in der gnädigen Zuwendung Gottes "die 'Verewigung' gerade dieses unseres e n d e n d e n Lebens". Hier geht es nicht nur um eine Fortexistenz eines unsterblichen Bestandteiles der Person, sondern um die Rettung des Menschen einschließlich seiner Lebensgeschichte, die, durchdrungen von der Herrlichkeit Gottes, geheilt und erlöst wird, anthropologisch ausgedrückt: um die Rettung des ganzen Menschen. Zum ganzen Menschen, zu seiner Identität gehört die Lebensgeschichte unbedingt dazu. Im Verlauf meiner Lebensgeschichte bin ich die je einmalige und unwiederholbare Person geworden, die mich von anderen unterscheidet. Um darzulegen, wer ich bin, muss ich Geschichten erzählen, Geschichten, in denen ich vorkomme und in denen ich etwas erlebt habe, das mich so und so geprägt hat. Dazu gehört auch, dass diese Geschichte eine Geschichte der misslingenden Identitätsfindung sein kann. Eine weitere Dimension erhält die Identität im christlichen Horizont dadurch, dass sie eine Geschichte mit dem mich anredenden Gott ist, die auch eine Geschichte des Widerspruchs, der Auflehnung oder des Entgegenkommens sein kann. Ohne das Faktum der Geschichtlichkeit ist Identität der Person nicht formulierbar, so dass gesagt werden kann: Ich bin ich mit der je meinigen Geschichte. Diese Geschichte "kommt nur dann zu ihrer Erfüllung, (...) wenn sie verstanden wird als Moment der Geschichte Gottes mit allen Menschen."

Kritik

Diese "Lehre vom Ganztod" wurde - neben katholischer und evangelischer Ablehnung - auch scharf von anthroposophischer Seite kritisiert und als Zeichen des um sich greifenden Materialismus gewertet, der jegliche übersinnliche Wirklichkeit in Abrede stellt: "Die bisherige religiöse Vorstellungswelt wird durch 'Entmythologisierung' abgebaut. - Andererseits drängt in das dadurch entstehende religiöse Vakuum alte fernöstliche Geistigkeit herein, die sich dem spirituellen Mangelgefühl als neue Erfüllung anbietet." Diese Kritik vermag nicht zu überzeugen, weil gerade die Hervorhebung der göttlichen Wirklichkeit mehr ist als eine übersinnliche Wirklichkeit.

Eine zusätzliche Brisanz erhält die ethische Problematik bei dieser Theologie dadurch, dass nicht alle Menschen die Möglichkeit haben, sich von dem Glauben erfassen zu lassen, der aus ihnen menschliche Menschen macht. Wie sieht es mit Kindern aus, die in der ersten Woche nach der Geburt sterben? Wie soll da die Verewigung eines gelebten Lebens behauptet werden, das es noch gar nicht richtig begonnen hat? Oder wie sieht es mit dem Selbstmörder aus, der sich gerade dieses gelebten Lebens entledigen möchte - müsste für ihn nicht die Verewigung dieses Lebens, das ihn in den Tod trieb, die Hölle bedeuten? Bietet sich hier nicht eher die Möglichkeit eines weiteren Lebens unter neuen Bedingungen in einer anderen Welt an? - Es gibt tausend Gründe, wieso Menschen 'gefangen in ihrer Sünde' bleiben oder gar keine Möglichkeit haben, die persönliche Reife zu erreichen, um sich vom christlichen Glauben erfassen zu lassen. Entweder zieht man in solchen Fällen die Allversöhnungslehre oder den deus absconditus heran, oder man arbeitet mit differenzierteren eschatologischen Entwürfen, die auf diese Fragen der Ungleichheit eine ausführlichere Antwort zu geben versuchen. Ein solcher soll im folgenden vorgestellt werden.

John Hicks Lehre vom "Zwischenzustand" (Pareschatology)

John Hick hat in seinem Buch "Death and Eternal Life" eine spekulative Deutung des Todes vorgelegt, die gerade auch auf diese Fragen eine Antwort geben möchte. Dabei ist sich Hick bewusst, dass die Frage nach dem Tod "a central concern of all the religions of the world" ist. Von daher ist sein Entwurf religionswissenschaftlich angelegt: es kommen die verschiedenen Religionen zu Worte, und Hick bemüht sich, den spezifischen Wahrheitskern einer jeden herauszuarbeiten. Er nennt die Methode, nach der er vorgeht, "the method of spelling out possibilities", im Bewusstsein darum, dass es hier keine letztverbindliche Antwort geben kann. Zugleich ist sein Gegenstand, der Tod, letztlich der Erforschung entzogen. Ein Zugang eröffnet sich nur durch das Leben, denn "death is as much and as mysterious a fact as life" und beide sind unentwirrbar miteinander verflochten. Da es aber hinsichtlich des Todes "degrees of obscurity" gibt, ist es wahrscheinlicher, zutreffende mögliche Aussagen für die Phasen zu machen, die unmittelbar nach dem Tode folgen als für jene Phasen, die zeitlich weiter entfernt sind. Das veranlasst Hick, die Lehre von den letzten Dingen in zwei Abschnitte zu unterteilen. Er spricht von "pareschatologies", abgeleitet von "para-eschata", den vorletzten Dingen, und von "eschatology", den letzten Dingen. Hinsichtlich der vorletzten Dinge ist es möglich, "to speculate more profitably" als in bezug auf die letzten Dinge. Hick macht also aus der theologisch umstrittenen Lehre vom Zwischenzustand, der die Zeit zwischen Tod und Auferstehung ausfüllen soll, ein eigenes Lehrstück. Wie kommt er dazu?

Ausgangspunkt ist für ihn wiederum ein religionswissenschaftliches Ergebnis, in dem zum Ausdruck kommt, dass in den Quellenschriften der verschiedenen Religionen mitunter sehr differenzierte Läuterungsstufen nach dem Tod angenommen werden, in denen der Verstorbene eine Vervollkommnung seiner Person erfährt. Hick denkt an das Fegefeuer, die verschiedenen Existenzebenen in Swedenborgs Schriften, an die hinduistische Vorstellung von der Seelenwanderung oder an den Bardo-Zustand des Tibetanischen Totenbuches, und er meint, solche Vorstellungen erscheinen uns Christen befremdlich und fantastisch. Aber sind sie nicht weniger befremdlich und fantastisch als der Himmel, die Hölle oder das Purgatorium des christlichen Glaubens? Dieser Befund ruft nach theologischer Deutung.

Die Vollkommenheit der Person als Lebenszweck

Hick geht davon aus, dass das selbstbewusste Ich nach dem Tod weiterexistiert. Viele Menschen werden aber nicht sofort in den vollendeten himmlischen Zustand gelangen, denn der Zweck der zeitlichen Existenz wird oft nicht erreicht. Dieser Zweck des Lebens besteht in einer "gradual creation of perfected persons". Hick gelangt zu dieser Bestimmung des Lebenszwecks als Selbstvervollkommnung über die Erörterung der Allversöhnungsproblematik. Nach biblischem Zeugnis ist es Gottes Wille, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Auf der anderen Seite besitzt der Mensch ein Maß an menschlicher Freiheit, mit dem er sich dem rettenden Handeln Gottes verweigern kann. Tritt der Fall ein, dass Gott, der Herr der Welt, mit seinem Willen (alle Menschen zu retten) nicht ans Ziel kommt, dann ist er nur ein begrenzter Gott, besiegt durch ein Übel, dessen Existenz es eigentlich nicht geben dürfte, das er aber auch nicht überwinden kann. Gott wäre nicht mehr Gott. Würde Gott den Menschen gegen seinen Willen zu seinem Heil zwingen, dann kann der Mensch nicht mehr in freier Verantwortlichkeit ("free, personal response") seinem Schöpfer gegenübertreten. Der Mensch wäre nicht mehr Mensch. Diese Aporie ist nur aufzulösen, wenn es im Menschen selbst inmitten seiner sündigen Natur eine Ausrichtung auf Gott hin gibt. Hick knüpft an das Augustin-Zitat an: "... quia fecisti nos ad te, domine, et inquietum est cor nostrum donec requiescat in te" und sagt mit eigenen Worten: "God has so made us that the inherent gravitation of our being is towards him. We have here the notion of an inner telos of human nature, a quest of man's whole being for his own proper good". Die Ausrichtung auf Gott hin resultiert aus der Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Hick weiß freilich, dass die imago Dei umstritten ist. Entweder sie ist durch den Sündenfall völlig zerstört (reformatorische Anschauung), oder sie ist lediglich beschädigt (katholische Anschauung: völlige Zerstörung der imago, aber nur eine Beschädigung der similitudo). Er geht einen Mittelweg und schließt sich der ostkirchlichen Auffassung an: "On this view man was not created as a finitely perfect being who then fell disastrously into sin and misery. Rather he was created as an immature and imperfect creature who was to grow in grace through time from the imago dei, which is the capacity for God, to the finite similitudo or 'likeness' to God, which is the perfection of our nature in relation to him." Trotz aller Rebellion gegen Gott wird der Mensch langsam, aber stetig sich auf Gott hin selbst ausrichten, weil er auf ihn hin in seinem innersten Wesenskern angelegt ist. Von dieser theologischen Bestimmung des Menschen aus definiert Hick den Zweck des Lebens: "The telos to which our existance is directed can be formally described as human perfection, man's full humanization". Oder kurz gesagt: "Life, then, is a soul-making or person-making process." Diese Definition ist nun freilich keine rein theologische mehr. Sie macht eine anthropologische Aussage, die aus einem theologischen Beziehungsfeld gewonnen ist. Im praktischen Leben aber stößt dieser Prozess schnell an seine Grenzen. Manche machen größere Fortschritte, manche nur wenige und bei vielen sieht es so aus, als würden sie sich in ihrer moralisch-geistlichen Verfassung zurückentwickeln. Das innere telos unserer Existenz wird nur in den wenigsten Fällen erreicht. Es liegt nahe, dass er nach dem Tode fortgesetzt wird.

Diese Definition des Lebens als Person-konstituierender Prozess (im Sinn einer wachsenden Zunahme von menschlichen Qualitäten) ist der Fixpunkt, von dem aus Hick seine "pareschatology" konstruiert. Diese Definition des Lebens kann sich auch auf einen breiten Strom biblischen Denkens gründen. Das Liebesgebot und die ethischen Imperative der jesuanischen Verkündigung zielen alle auf den Ernst dieser Menschwerdung ab: "Ihr sollt vollkommen sein gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist." Die Gerichtsaussagen des NT belegen, dass das Leben des Verstorbenen immer an diesem inneren telos, das verwirklichte Maß an Menschlichkeit und Liebe, gemessen wird. 1. Kor. 3,11-15 legt sogar den Gedanken eines Läuterungsfeuers für das Gericht am Ende der Weltzeit nahe, wenn von einer Rettung "wie durch Feuer hindurch" gesprochen wird. Schmaus kommentiert: "Diese Stelle ist zwar kein unmittelbares Zeugnis für das Fegfeuer. Aber dessen Existenz wird durch sie hinreichend angedeutet. (...) Daraus darf man schließen, dass auch für die während der jetzigen Weltzeit Sterbenden eine Läuterungsmöglichkeit nach dem Tode besteht." Paulus kann sogar so weit gehen, von diesem inneren telos her seine Existenz oder Nicht-existenz zu bestimmen: "agape de me echo, ouden eimi." (1. Kor. 13,2) Seine Aufforderung an die Korinther "Diokete ten agapen" (1. Kor. 14,1) macht deutlich, dass der Mensch selbst etwas dazu beitragen kann und soll, um dieses telos zu erreichen.

Wir folgen wieder der Argumentation John Hicks: Das innere telos des menschlichen Lebens wird also, für den Fall, dass es im irdischen Leben nicht erreicht wird, auf einer anderen Ebene verwirklicht werden. Dieser Vorgang ist, nach Hick, der tiefere Sinn der nachtodlichen Läuterungen im Zwischenzustand.

Er greift zuerst die buddhistischen Vorstellungen auf, wie sie im Tibetanischen Totenbuch (Bardo Thödol) zu finden sind. 'Bardo' ist der Begriff für diesen Zwischenzustand. Auf dem Läuterungsweg des Bardo Thödol richtet der Buddhist sich selbst und erkennt im Spiegel des Karma seine Taten und was sie bewirkt haben. Er durchschreitet das klare Licht der vollendeten Wirklichkeit und muss erkennen, dass die verschiedenen Gottheiten, die ihm auf seinem Weg bedrohen, bloße Projektionen seines Verstandes sind. Den Charakter der personalen Verfassung beschreibt Hick als "subjective and dream-like". Der christliche Läuterungsweg nach dem Tode war in vergangenen Zeiten ähnlich ausgefüllt: Gericht, Fegefeuer, Gott-Vater auf einem hohen, lichtumstrahlten Thron, umgeben von Engeln und Märtyrern, oder Christus, umgeben von seinen Aposteln und Engeln, die das Buch des Lebens aufschlagen: "These would be christian equivalents of the mahayana buddhist experiences described in the Bardo Tödol." Sowohl die christlichen als auch die buddhistischen Vorstellungskreise um die Geschehnisse unmittelbar nach dem Tod beschreiben, dass etwas passiert mit dem Verstorbenen. Es sieht so aus, als würde es hier noch so etwas wie Zeit geben. Diese Zeit wird unterschiedlich lang bemessen, nach dem Bardo Thödol sollen es 49 Tage sein, es können aber auch Wochen oder Jahre sein. Hier entscheidet sich, in welches zukünftige Leben und in welche Welt der Verstorbene wieder eintreten wird. Je länger der Bardo-Zustand dauert, desto mehr sinkt die Aussicht auf eine "gute" oder "bessere" Welt. Auch die christlichen Gerichtsvorstellungen betonen, dass mit diesem Gericht erst ein Ende des Lebens gesetzt wird, in dem das Leben als Ganzes da ist. Ein Ende des Lebens, das nach dem Tod definitiv wird. Hier wird die Bilanz des Lebens gezogen, die für den weiteren Fortgang (in den Himmel oder in die Hölle) bestimmend ist. Was danach kommt, gehört zwar noch in dem para-eschatologischen Bereich, ist sehr viel schwieriger im Rahmen der Möglichkeiten zu erschließen.

Eine unendliche Fortexistenz der Seele oder des Ego wirft so erhebliche Probleme auf, dass sie praktisch ausscheiden muss. Die Probleme liegen in der Erinnerungsfähigkeit des Menschen. Nur angenommen, ca. 10.000 Lebensspannen (das ist noch nicht unendlich viel!) würden zurückliegen. Soll die Erinnerung an jedes einzelne Jahr möglich sein, dann müsste das Bewusstsein über eine Speicherkapazität verfügen, die alles bekannte und menschenmögliche überschreitet. So eine Person, die das hätte, wäre kein Mensch mehr, so eine Person "would progressively become more and more unlike a person as we know persons now." Die Annahme einer unsterblichen Seele führt sich selbst ad absurdum, da diese "Seele" schlicht in die Unendlichkeit hineinstirbt.

Viele Leben in vielen Welten

Hick wählt daher einen anderen Weg und spricht von einem Übergang "to a further embodiment in another world in another space." Er greift hier auf seine Ausführungen zur paulinischen Rede vom "soma pneumatikon" (1. Kor. 15,44) zurück und beschreibt diesen Auferstehungsleib "as the divine creation in another space of an exact psycho-physical 'replica' of the deceased person." Dieser andere Raum ist unserer Beobachtung entzogen, von uns aus sieht es so aus, als ob es diese andere Welt gar nicht gibt. Umgekehrt wäre für jemanden in der anderen Welt die unsrige unsichtbar und er könnte meinen, unsere existiere deshalb nicht. Auf diese Weise kann es eine ganze Anzahl verschiedener Welten geben, die durch die unterschiedlichen Räume voneinander getrennt sind. Allein werden diese verschiedenen Welten alle beobachtet und durchdrungen von der Allgegenwart Gottes, die überall präsent ist. Um die Möglichkeit einer Auferstehung anzunehmen, müssen es aber mindestens zwei verschiedene Räume sein. Es dürfen aber auch nicht sehr viel mehr sein, da sonst die Möglichkeit besteht, dass zwei Nachbildungen der verstorbenen Person mit einem unvergänglichen Leib in zwei verschiedenen Räumen neu geschaffen werden. Welche von beiden wäre dann die echte? - Nimmt man an, dass diese anderen Räume auch noch ihre eigene Raumzeit haben, dann ist gar keine Kontinuität zwischen der irdischen Person und der von Gott neu geschaffenen mehr möglich. Daher will Hick von einer einzigen Zeit ausgehen, die in allen Räumen gleich ist ("single time sequence").

Die Annahme verschiedener, voneinander geschiedener Räume wird auch durch biblische Aussagen gestützt. Der schon erwähnte paradeisos (2. Kor. 12,4 u.a.) und der ouranos aus Apg. 7,55 bezeichnen einen Raum, der unserer natürlichen Wahrnehmung verschlossen ist. Nach Paulus wird dort "geredet", er hört dort "remata ha ouk echon anthropo lalesai" und Stephanus "sieht" dort die doxa theou. Diese Vorgänge sind schlechterdings nicht denkbar, wenn dieser "Raum" nicht in irgendeiner Art und Weise durch Zeit strukturiert ist. Dass die Zeit- und Raumbeschaffenheit dort aber eine völlig andere ist, wird auch an dem erkenntnistheoretischen Problem sichtbar, vor dem sich Paulus gestellt sieht. Er betont zweimal "eite en somati ouk oida, eide ektos tou somatos ouk oida, ho theos oiden" (2. Kor. 12,4). Damit überhaupt Wahrnehmungsinhalte von einem Raum in einen anderen vermittelt werden können, muss entweder der Wahrnehmungsträger eine ontologische Transformation erfahren, oder die Raumzeitstruktur des Wahrnehmungsgegenstands muss bei aller Unterschiedenheit kompatibel zu irdischer Raumzeitlichkeit sein.

Ein weiterer Themenkreis betrifft die Frage der Identität und des Geschlechts in der anderen Welt. Wenn davon ausgegangen wird, dass zur persönlichen Identität die Geschlechtlichkeit hinzugehört, dann ist davon auszugehen, dass auch der Auferstehungsleib männlich oder weiblich sein kann. "In that case, presumably children are born into the next world, those children - or their 'souls' - having previously lived on this earth. We then have essentially the hindu or buddhist picture of reincarnation, but from one world to another instead of within the same world." Auf diese Weise gelingt es Hick, Auferstehungsglauben und Reinkarnation spekulativ miteinander zu vermitteln, wobei die Reinkarnationslehre aber entscheidende Veränderungen erfährt. Mit der Einkörperung in einer anderen Welt, wo unter anderen Bedingungen der Lebensgestaltungsprozess in Richtung auf die vollkommene Menschlichkeit, fortgesetzt werden kann, wird die Reinkarnationsvorstellung von dem unerbittlichen Karmagesetz befreit. Die Identitätsprobleme, wie sie in den Fällen bei Stevenson sichtbar wurden, fallen ebenfalls fort, die Erinnerungsleistung des Gedächtnisses muss nicht ins Unermessliche gesteigert werden. Zugleich ist ihr Wahrheitskern, das Wachsen des Menschen auf vollkommene Menschlichkeit hin, positiv zur Geltung gebracht worden.

Das Eschaton

Wurde bisher in der Argumentation das Augenmerk auf den einzelnen Menschen gerichtet, so tritt mit den Überlegungen zur Eschatologie die Gemeinschaft von Menschen in den Vordergrund. In Analogie zur Trinitätslehre entwirft Hick eine "trinitarian conception of the one-in-many and many-in-one to the eschatological community of perfected human persons." Gott hat die Menschen befähigt, ihre Erfüllung in der Gemeinschaft zu finden. Diese menschliche Gemeinschaft entspricht der wechselseitigen Liebe, in der und durch die die drei Personen ein Gott sind. Von daher wird einem einzelnen Menschen immer etwas an der vollkommenen Menschlichkeit fehlen, solange es andere Menschen gibt, die auf ihrem Weg zur vollkommenen Menschlichkeit stehen geblieben sind. Erst wenn alle am Ziel sind, kann die vollkommene Menschlichkeit in der unbegrenzten wechselseitigen Liebe verwirklicht sein. Dieses Stadium bleibt dem Eschaton vorbehalten. Die Begründung für diese eschatologische "corporate unity of mankind" sieht Hick in der alttestamentlichen Rede von dem Volk Israel, das wie eine Person von Gott angeredet werden kann (corporated personality), und in der neutestamentlichen Rede vom soma Christou. "What Christians call the Mystical Body of Christ within the life of God, and Hindus the universal Atman which we all are, and mahayana Buddhists the self-transcending unity in the Dharma Body of the Buddha, consists of the wholeness of ultimately perfected humanity beyond the existence of separate egos." Damit ist der äußerste Punkt erreicht, über den Hick hinaus keine weiteren Möglichkeiten mehr zu formulieren vermag.

Kritik

Eine angemessene Kritik hat zuerst zu würdigen, dass hier ein eschatologischer Entwurf vorgelegt wurde, der - im Rahmen des Möglichen - auch Gedanken aus fremden Religionen berücksichtigt und ernst nimmt. Das ist keineswegs selbstverständlich. Theologisch unproblematisch sind seine spekulativen Aussagen über das Eschaton, mit denen er sich im Einklang mit der gegenwärtigen Diskussion befindet. Seine religionsgeschichtlichen Ausführungen lassen darüber hinaus deutlich werden, dass die Zwischenzustandsproblematik nicht so einfach übergangen werden sollte. Sie legen den Schluss nahe, dass sich der Vorgang des Sterbens und des Todes sich sehr viel differenzierter darstellt als bisher angenommen wurde. Der Tod wurde in der neuzeitlichen Theologie als feststehende Grenze angesehen. Diese Vorstellung von einer feststehenden Grenze ist mit der Diskussion um den "Zwischenzustand" und um eschatologische Dehnungsfristen in die Krise gekommen. Analog zu dem Unvermögen anderer Wissenschaften, die Grenzen ihrer Gegenstände zu beschreiben, vollzieht sich diese Grenzverwischung auch im Bereich des Todes (am deutlichsten in der Medizin sichtbar). Dieser Eindruck erhärtet sich, wenn auch die Problematik der Todesnähe-Erlebnisse berücksichtigt wird.

Dass Hick in seinem eschatologischen Entwurf die Möglichkeiten mehrerer Leben in mehreren Welten erwägt, zeigt, welches Vakuum in der christlichen Eschatologie durch den Wegfall der Fegefeuerlehre und des Zwischenzustandes entstanden ist. Wie groß dieses Vakuum ist, wird gerade dadurch deutlich, dass Hick gleich nach mehreren Leben in mehreren Welten greifen muss, um es angemessen ausfüllen zu können.

Der Theologe Carl Heinz Ratschow hat sich lobend in seinem TRE-Artikel zu Hick geäußert: "Die Bedeutung dieser vorsichtig geführten Überlegungen Hicks ist die unbestreitbare Beobachtung, dass das Grundmodell der Zwischenzustands-Erfassung in den außerchristlichen Wiedergeburts-Vorstellungen wie in den modernen 'spiritistischen' Medium- Aussagen wie in der christlichen Vorstellung Analogien zeigt, die beachtet sein wollen. Ein erster fundierter Schritt in diese Richtung ist durch dieses Buch getan." Ähnlich äußert sich auch Küng, indem er anerkennt, dass Hick der erste Systematiker ist, der sich mit der Reinkarnation ernsthaft auseinander setzt.

Es bleiben aber auch Fragen offen: Die meisten Eschatologien beschränken sich ausschließlich auf das Geschick des Menschen. Aus den biblischen Schöpfungsberichten wissen wir, dass vor dem Menschen die Pflanzen und die Tiere von Gott erschaffen wurden. Werden diese Lebewesen ausdrücklich in der Geschichte vom Anfang der Welt genannt, so ist es verwunderlich, wenn ihnen bei Überlegungen zum Weltende kein Platz eingeräumt wird. Nach Röm 8,21 wird auch die ktisis befreit von der Sklaverei der Vergänglichkeit zur verherrlichten Freiheit der Kinder Gottes. Die Tiere gehören mit zur ktisis wie der Mensch, ihr Fehlen bedeutet eine Reduktion des Menschseins. Schon aufgrund dieser geschöpflichen Verbundenheit mit den Tieren und den Pflanzen müssten sie auch einen Platz in einer christlichen Eschatologie einnehmen. Die Reinkarnationslehre indischer Prägung hat ihnen einen solchen Platz eingeräumt.

Fazit

Hinsichtlich des eigenen Todes und des (möglichen) Weltendes hoffen Christen auf die gnädige Zuwendung Gottes, der selbst die Liebe ist, und der aus ihnen menschliche Menschen macht. Ob das durch einen Prozess geschieht, der ein 'Wachsen in Menschlichkeit' enthält oder durch 'Verwandlung des gelebten Lebens' (die ja auch als Prozess aufgefasst werden kann), muss hier erstmal zweitrangig bleiben. Der Gott, der in Jesus Christus Mensch wurde, kommt uns entgegen, bei und in ihm sollen wir die Fülle des Lebens haben, in ihm werden auch die Gegensätze und Widersprüche unseres Lebens und unserer gedanklichen Reflexion ihr Ende haben. Eines ist dann aber sicher: Gott lässt uns nicht ins Nichts fallen. Wir werden erkennen, wie wir jetzt schon erkannt sind (1. Kor. 13,12) und werden durch die Begegnung mit Gott verwandelt, verändert. Jetzt sind wir nie identisch mit uns selbst und kennen uns nicht, weil die Sünde nur ein gebrochenes Selbstverhältnis zulässt. Dann aber werden wir mit uns selbst identisch sein, ohne Sünde. Wir werden neue Menschen, eine neue Schöpfung. Diese Veränderung, diese Neuwerdung vollzieht sich nicht im Vakuum. Sie hat ihre je eigene durch Gott gesetzte Zeit und ihren je eigenen durch Gott geschaffenen Raum. Wie Gott diese Verwandlung vollzieht, ist unserer Einsicht entzogen.

Das ist der kleinste gemeinsame Nenner der hier vorgestellten individualeschatologischen Entwürfe. Er reicht aber aus, um mit gutem theologischen Recht die esoterischen Spekulationen des "New-Age" über mehrere wiederholte Erdenleben zwar für möglich zu halten, jedoch nicht als Ziel einer christlichen Hoffnung gelten zu lassen, auf die wir uns im Sterben verlassen sollen.

Was die Reinkarnation selbst betrifft: Es mag sie durchaus geben. Hinweise darauf gibt es in den Kulturen, in denen sie fest zum religiösen Grundbestand gehört. Aber ich würde daraus keine Lehre, kein Dogma machen in dem Sinne, so muss es für alle Menschen zu allen Zeiten sein.

Adolf Köberles Differenzierung, die Reinkarnation als eine Möglichkeit gelten lassen ohne daraus ein Dogma zu machen, möchte ich nochmal ausdrücklich bekräftigen:

"Wenn Gott Herr ist über alle Elemente im Himmel und auf Erden, wenn er in seiner Freiheit Verstorbene beauftragen kann, Lebenden in Stunden der Gefahr Wink, Weisung und Warnung zu geben, Vorgänge, die aus der Zeit der beiden großen Kriege glaubwürdig bezeugt sind, dann wollen wir es nicht von vorneherein ausschließen, dass der Herr des Alls auch ein verstorbenes Leben zu neuem Auftrag auf die Erde senden kann. Solche Möglichkeiten aber bleiben durchaus im Bereich seiner Freiheit. Daraus die Allgemeingültigkeit der Reinkarnation abzuleiten und darüber das Mysterium der erbarmenden göttlichen Liebe abzubauen oder auch nur zu schmälern, dazu kann sich christliche Verkündigung und Seelsorge nicht bereitfinden."

Und dennoch möchte ich es hierbei nicht bewenden lassen. Die Zunahme des Reinkarnationsglaubens macht aus meiner Sicht auf einen Umstand aufmerksam, der selten in unser Bewusstsein dringt. Die Reinkarnation gibt eine Antwort auf eine Frage, die vielen Menschen nur halb oder gar nicht bewusst ist. Wer den Glauben an die Reinkarnation braucht, gibt damit zu erkennen, dass er sich der Fragmentarität seines Lebens bewusst ist. Lessings Fragen deuten es schon an:

"Warum sollte ich nicht so oft wiederkommen, als ich neue Kenntnisse, neue Fertigkeiten zu erlangen geschickt bin? Bringe ich auf Einmal so viel weg, dass es der Mühe wieder zu kommen etwa nicht lohnet?"

Ein Leben ist offenbar nicht genug, um das an Vervollkommnung zu erreichen, was mir vorgegeben oder gar bestimmt ist. Aber soll ich mich mit dem Unfertigen, dem Bruchstückhaften meiner Existenz zufrieden geben? Um diese Frage zu beantworten, möchte ich Ihnen von dem Marburger Theologieprofessor Henning Luther erzählen. Er war nur 43 Jahre alt als er 1991 verstarb. Dass er früh sterben würde wusste er, der Todkranke, schon lange vorher. Und im Gegensatz vieler anderer, die in einer solchen Situation dazu neigen, das Faktum des bevorstehenden Todes zu verdrängen, setzte Henning Luther sich damit aktiv auseinander. Henning Luther hat dabei Menschen vor Augen, die in diesem Sinne zu gewinnenden Verlierern wurden. Dietrich Bonhoeffer, der sein theologisches Werk nicht vollenden konnte und vorher hingerichtet wird in Tegel. Christa Wolf, die schreibt: "Begreifen, dass wir ein Entwurf sind – vielleicht, um verworfen, vielleicht, um wieder aufgegriffen zu werden, darauf haben wir keinen Einfluss. "

Ein Fragment trägt beides in sich: es ist die Ruine, das in der Vergangenheit begonnene Werk, das abgebrochen oder zerstört wurde. Und es ist das noch unvollende Werk, das seine entgültige Gestaltungsform noch nicht gefunden hat – ein Fragment aus Zukunft. Beide Fragmente, sowohl das aus Vergangenheit als auch das aus Zukunft, wirken und weisen über sich hinaus, hin auf ihre Ganzheit, Vollendung, die noch aussteht.

Der Tod lässt jedes Leben zum Bruchstück, zum Fragment werden, auch für die anderen, denen ein Mensch genommen wird, der vorher zu ihrer "Ganzheit" gehört hatte. Und so schlussfolgert Henning Luther:

"Wir sind immer zugleich auch gleichsam Ruinen unserer Vergangenheit, Fragmente zerbrochener Hoffnungen, verronnener Lebenswünsche, verworfener Möglichkeiten, vertaner und verspielter Chancen. Wir sind Ruinen aufgrund unseres Versagens und unserer Schuld ebenso wie aufgrund zugefügter Verletzungen und erlittener und widerfahrener Verluste und Niederlagen. Dies ist der Schmerz des Fragments. Andererseits ... trägt das Fragment den Keim der Zeit in sich. Sein Wesen ist Sehnsucht. Es ist auf Zukunft aus."

Aus diesem Wissen heraus entdeckt Henning Luther auch neu, was Jesus gemeint hat, als er sagte, wer sein Leben gewinnen will, der wird es verlieren, und wer es verliert, – das heißt, wer darauf verzichtet, das Leben mit Ganzheitserwartungen zu überfordern, – der gewinnt es. Jesus konnte sein eigenes, etwa 30 Jahre kurzes Leben annehmen. Er musste nicht sein Werk vollenden und das Reich Gottes auf Erden durchsetzen. Es reichte, dass er einen Anfang machte. Das Fragmentarische seines Wirkens bezog Jesus nun aber nicht nur auf das herannahende Gottesreich, sondern auch auf das Leben selbst: "Wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetweillen und um des Evangeliums willen, der wird's erhalten." (Mk. 8,35par) Also auch der Versuch, in seinem Leben so etwas wie Vollendung und Reife erreichen zu wollen, muss letztlich scheitern. Henning Luther legt das so aus: "Wer sein Leben erhalten will - und ich interpretiere: wer ganze und dauerhafte Identität anstrebt -, der wird es verlieren; und derjenige, der es nicht zu erhalten trachtet, wird es gewinnen." Durch die Kreuzigung am Karfreitag, die sein Leben dann vorzeitig gewaltsam beendete, lässt sich Jesu Leben nur als Fragment begreifen – abgebrochen und unvollendet. Jesus war in diesem Sinne kein Mensch, der eine "gelungene Ich-Identität vorgelebt hätte ..., sondern insofern exemplarischer Mensch, als in seinem Leben und Tod das Annehmen von Fragmentarität exemplarisch verwirklicht und ermöglicht ist. "

Durch die Auferstehung wird das nicht rückgängig gemacht. Ostern bringt nicht die Vollendung, die ihm, Jesus, zu Lebzeiten verwehrt blieb, Ostern hebt den Karfreitag nicht auf, "sondern bewahrt ihn, indem es die Sicht auf Karfreitag neu macht", so Henning Luther. Der Auferstandene bleibt der Gekreuzigte, das heißt der Mensch, der quasi durch Fragmentarität gekennzeichnete. Auf diesem Hintergrund definiert er neu, was christlicher Glaube eigentlich ist: "Das eigentümlich Christliche scheint mir nun darin zu liegen, davor zu bewahren, die prinzipielle Fragmentarität von Ich-Identität zu leugnen oder zu verdrängen. Glauben hieße dann, als Fragment zu leben und leben zu können."

Er greift dann ein Zitat von Eberhard Jüngel auf, um damit seine Kritik noch weiter zuzuspitzen:

"Es ist nicht wahr, dass der Glaube den Menschen mit sich selbst identisch macht. Der Sünder will mit sich selbst identisch werden. Der Glaubende unterscheidet sich vom Sünder nicht dadurch, dass er der endlich mit sich selbst identisch gewordene Mensch ist. Sondern vom Sünder unterscheidet sich der Glaubende dadurch, dass er nicht mehr mit sich identisch zu werden braucht. Als Glaubender ertrage ich die Unterscheidung des Menschen von sich selbst, indem ich Gott zwischen mir und mir wohnen lasse."

Ich formuliere es anders: als Glaubender muss ich keinen Träumen von Vollendung oder Vollkommenheit mehr nachhängen. Ich muss mich nicht selbst verwirklichen, ich kann mich, inmitten aller Bruchstückhaftigkeit, so annehmen. Ich muss mich nicht mehr unter den Zwang setzen, dieses oder noch weitere Menschenleben annehmen zu müssen, um zu einer reifen Persönlichkeit zu werden. Ich überlasse es Gott, dass er das vollbringt, wozu er mich bestimmt hat. Christlicher Glauben hieße dann, als Fragment zu leben und leben zu können. Und das heißt für mich, dass ich nicht zwanghaft auf weitere Erdenleben zur eigenen Vollendung, Vervollkommnung schielen muss. Ich kann es ertragen, als Fragment, Bruchstück zu leben. Mehr gibt es nicht auf dieser Welt. Und wenn nun doch noch ein weiteres Erdenleben? – Das ist dann Gottes Entscheid. Er wird‘s schon wohl machen.

Ausgewählte Literatur

Geschichte des Reinkarnationsglaubens:

- Helmut Zander: Geschichte der Seelenwanderung in Europa. Alternative religiöse Traditionen von der Antike bis heute. Darmstadt 1999

Reinkarnation und/oder christlicher Glaube:

- Gerhard Adler: Seelenwanderung und Wiedergeburt, Freiburg i. Br. 1980
- Gerhard Adler / Helmut Aichelin: Reinkarnation - Seelenwanderung - Wiedergeburt, Reihe EZW-Information Nr. 76
- Hermann Bauer: Wiedergeburt – oder auf ewig verdammt? Pforzheim 1993
- Ernst Benz: Unsterblichkeit und Tod in parapsychischer und christlicher Sicht, in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 29/1977, S. 229ff.
- Karl-Fritz Daiber: Reinkarnationsglaube als Ausdruck individueller Sinnsuche. Das Beispiel: Shirley MacLaine "Zwischenleben", in: Becker, Hansjakob / Einig, Bernhard / Ullrich, Peter-Otto (Hg.): Im Angesicht des Todes. Ein interdisziplinäres Kompendium I, St. Ottilien 1987
- Richard Friedli: Zwischen Himmel und Hölle - Die Reinkarnation, Freiburg / Schweiz 1986
- Rudolf Frieling: Christentum und Wiederverkörperung, Stuttgart 1974
- Gisbert Greshake: Seelenwanderung oder Auferstehung? in: ders., Gottes Heil - Glück des Menschen. Theologische Perspektiven, Freiburg im Breisgau 1983
- John Hick: Death and Eternal Life, Glasgow 1976
- Reinhart Hummel: Reinkarnation. Weltbilder des Reinkarnationsglaubens und das Christentum, Mainz, Stuttgart 1988
- Carl A. Keller, Hubert Hänggi, Hans Jürgen Ruppert, Christoph Schönborn: Reinkarnation - Wiedergeburt - aus christlicher Sicht, Freiburg / Schweiz 1987
- Adolf Köberle: Wiederverkörperungslehre und biblischer Glaube, in: Materialdienst der EZW 39/1976
- Hans-Jürgen Ruppert: Durchbruch zur Innenwelt. Spirituelle Impulse aus New Age und Innenwelt in kritischer Beleuchtung, Stuttgart 1988
- Rüdiger Sachau: Westliche Reinkarnationsvorstellungen, Gütersloh 1996
- Werner Thiede: Warum ich nicht an Reinkarnation glaube. Ein theologischer Diskussionsbeitrag, EZW-Text 136, Berlin 1997, im Web: http://www.dalank.de/jens/thiede.html
- Hans Torwesten: Sind wir nur einmal auf Erden? Die Idee der Reinkarnation angesichts des Auferstehungsglaubens, Freiburg i. Br. 1983

Erfahrungen, Erlebnisberichte und Biographisches:

- Thorwald Dethlefsen: Das Leben nach dem Leben. Gespräche mit Wiedergeborenen, München 1988
- Derek Gill: Elisabeth Kübler-Ross. Wie sie wurde wer sie ist, Stuttgart 1981
- Gopi Krishna: Kundalini. Erweckung der geistigen Kraft im Menschen. Bern, München, Wien 1990
- Elisabeth Kübler-Ross: Über den Tod und das Leben danach, Melsbach 1985, 4. Aufl.
- Stefan von Jankovich: Ich war klinisch tot, München 1984
- Ian Stevenson: Reinkarnation. Der Mensch im Wandel von Tod und Wiedergeburt, Freiburg i. Br. 1986
- Raymond A. Moody: Leben nach dem Tod, Reinbek 1977
- Karlis Osis / Erlendur Haraldsson: Der Tod - ein neuer Anfang, (Orig.-titel: At the hour of death. New York 1977) Freiburg 1987

Reinkarnation im Kontext von Religion und Weltanschauung

- Hoseki Shinichi Hisamatsu: Die Fülle des Nichts. Vom Wesen des Zen. Pfullingen 1984, 3. Aufl.
- Geshe Kelsang Gyatso: Das Meditationshandbuch. Grundriss der buddhistischen Meditation in 21 Schriften, Zürich 2002, 2. Aufl.
- Gotthold Ephraim Lessing: Die Erziehung des Menschengeschlechts, in: Gotthold Ephraim Lessings sämmtliche Schriften, herausgegeben von K. Lachmann. Neue rechtmäßige Ausgabe, zehnter Band, Berlin 1839, S. 308-329
- Rudolf Steiner: Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung, Dornach/Schweiz 1962
- Carl Friedrich v. Weizsäcker / Gopi Krishna: Die biologische Basis der religiösen Erfahrung, Bern und München 1988

Christliche Theologie:

- Eberhard Jüngel: Tod. Stuttgart 1983
- Hans Küng: Ewiges Leben? München 1984, 4. Aufl.
- Henning Luther: Religion und Alltag. Bausteine zu einer Praktischen Theologie des Subjekts, Stuttgart 1992
- Wolfhart Pannenberg: Was ist der Mensch? Die Anthropologie der Gegenwart im Lichte der Theologie, Göttingen 1964
- Carl Heinz Ratschow: Art. Eschatologie VIII, Systematisch-theologisch, in: Theologische Realenzyklopädie Bd. 10, Hrsg. G. Krause & G. Müller, Berlin, New York 1982
- Michael Schmaus: Katholische Dogmatik, Band IV,2, Von den letzten Dingen. Fünfte stark vermehrte und umgearbeitete Auflage, München 1959

Literatur und Belletristik:

- Richard Bach / Russell Munson: Die Möwe Jonathan, Frankfurt/M. - Berlin 1972
- Shirley MacLaine: Zwischenleben (Orig.-tit: Out on a Limb), München 1988, 14. Aufl.
- Hermann Hesse: Siddharta, Zürich 1980
- ders.: Narziß und Goldmund, Frankfurt/M. 1984
- Alexander Morin: Die geheimen Kräfte unseres Lebens. Astrologie, Talismane, Runen, Kabbala. Ein Bild am Sonntag Buch, Hamburg 1988
- Marion Zimmer Bradley: Die Nebel von Avalon. Roman, Aus dem Amerikanischen von M. Ohl und H. Sartorius. Titel der Originalausgabe: The mists of Avalon, Frankfurt am Main 1983

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Impressum, http://bs.cyty.com/menschen/archiv/papers/, Stand: 13. März 2005, ee