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Was sagt die Bibel zur Möglichkeit psychokinetischer Erscheinungen:

Der Beitrag der anomalistischen Psychologie

für die Entfaltung eines christlichen Verständnisses von der Glaubensvollmacht heute

Eckhard Etzold

Die Fragestellung:

Relativ unbekannt im Hause der Wissenschaften ist die anomalistische Psychologie (oder auch Anomalistik genannt), obwohl deren popularwissenschaftliches Zerrbild, die Parapsychologie(1), als esoterische Modeströumung hohe Aufmerksamkeit genießt.(2) Wenn hier von anomalistischer Psychologie geredet wird, dann ist die Forschungsrichtung gemeint, die mit wissenschaftlichen Methoden Phänomenen auf den Grund geht, die sich im Rahmen konventioneller Erklärungsmodelle (noch) nicht deuten lassen. Diese Forschung setzt sich selbst, ihre Methoden und Ergebnisse dem wissenschaftlichen Diskurs aus in Kritik und Selbstkritik und veröffentlicht ihre Studien in Fachzeitschriften, nachdem sie einen Peer-review-Prozess durchlaufen haben. Das unterscheidet sie von jener nichtwissenschaftlichen Parapsychologie, die den Glauben an Evidenz aufgrund von Behauptungen und Erzählungen fordert und sich einer wissenschaftlichen Überprüfung ihrer Behauptungen entzieht.

Dass die anomalistische Psychologie auch die theologische Arbeit herausfordert, lässt das folgende Zitat bereits erahnen:

"Vor einigen Jahren fand in der Kapelle der Duke University der Gedenkgottesdienst für J. B. Rhine statt. An ihm nahmen zahlreiche Familienmitglieder und Freunde teil, frühere Schüler und Mitarbeiter im Labor, Kollegen und Bewunderer aus der parapsychologischen Gemeinschaft, einige Würdenträger, ein paar neugierige Universitätsangehörige und Vertreter von Fakultät und Verwaltung, die zwar Rhine als Menschen und seine berufliche Integrität schätzten, jedoch von seinen Forschungsarbeiten nie ganz überzeugt waren. Nach etlichen Würdigungen und der Schilderung von Anekdoten, die Rhines Leben und Wirken illustrieren sollten, überraschte der letzte Redner das Auditorium mit einer Provokation. 'Jeder von uns', sagte er, 'hat nun die Gelegenheit zu entscheiden, ob er wirklich an die Botschaft von J. B. Rhine glaubt. - Lasset uns beten.' Isoliert von ihrem persönlichen und kirchlichen Kontext betrachtet, war diese Äußerung elementar und sprach für sich. Man kann nicht aufrichtig beten und gleichzeitig jegliche Möglichkeit logisch ausschließen, daß der menschliche Wille auf physikalische Vorgänge einwirkt. Doch das moderne Leben ist inzwischen so stark in Einzelbereiche gegliedert, daß sich unsere intellektuellen und spirituellen Handlungen gewöhnlich mit wenig Bezug zueinander vollziehen und mit sehr geringer Wechselwirkung, von gegenseitiger Verstärkung einmal ganz zu schweigen. [...] Auf die Gefahr hin, daß es so klingt wie Mr. Spock in der Fernsehserie 'Raumschiff Enterprise': Ist es für den Menschen logisch, wenn er seine ganze Hoffnung in seine Wünsche und Gebete oder seine Liebe legt und doch am Nutzen derartiger Handlung zweifelt?"(3)

Die beiden Forscher Robert Jahn und Brenda Dunne der Princeton Engineering Anomalistic Research-Gruppe formulieren in dieser Notiz einen Zusammenhang, der für unseren christlichen Glauben von fundamentaler Bedeutung ist, aber gewöhnlich in unserer praktisch-theologischen Reflexion kaum bedacht wird: dass menschlicher Wille in Form von Gedanken und fester Glaubenszuversicht die physikalische Wirklichkeit gemäß seiner Intention zu verändern vermag auf bisher noch nicht verstandene Weise.(4) Und doch wird mit dieser Behauptung ein elementar christlicher Zusammenhang beschrieben:

Jesus selbst ging davon aus, dass sich Gebete und Glauben(5) selbstverständlich in der physikalischen Wirklichkeit auswirken, und das zum Teil auf sehr drastische Weise: "Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Hebe dich von hier dorthin! so wird er sich heben, und euch wird nichts unmöglich sein", Matthäus 17,20; "Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn und saget zu diesem Maulbeerbaum: Reiß dich aus und vesetze dich ins Meer! so wird er euch gehorsam sein", Lk. 17,6; "Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt", Mk. 9,23; "Gehe hin, dir geschehe, wie du geglaubt hast", Mt. 8,13; "Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, dass ihr's empfangt, so wird's euch werden", Mk. 11,24. Und Paulus konnte die jesuanische Rede vom Vollmachtsglauben als selbstverständlich bei seinen Briefempfängern voraussetzen: "... und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts", 1. Kor. 13,2. Allen diesen Logien ist gemeinsam, dass sie eine starke Wechselwirkung zwischen Gedankeninhalt und der erlebten Wirklichkeit voraussetzen: "... Man kann nicht aufrichtig beten und gleichzeitig jegliche Möglichkeit logisch ausschließen, daß der menschliche Wille auf physikalische Vorgänge einwirkt..."(6) Dabei wird davon ausgegangen, dass es allein der Glaube ist, der dieses bewirkt. Gott als eine Erhörungsinstanz, die quasi geschehen lässt, worum gebetet wird, erscheint hier merkwürdigerweise gar nicht ("Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen" (Mk. 10,52), sagt Jesus. Daraus darf gefolgert werden, dass wir es beim Vollmachts- oder Gebetsglauben mit einer kreatürlichen Eigenschaft zu tun haben, die bereits in der Schöpfung angelegt ist und vom heiligen Geist geläutert und intensiviert werden kann (siehe 1. Kor. 12,7.9.10.11). Seine Wirkung tritt auch als die die Verkündigung begleitenden "Zeichen und Wunder" in Erscheinung (vgl. Mt. 13,58; Mk. 16,17.20; Apg. 2,43;5,12), durch die das Wort der Verkündigung bestätigt und bekräftigt wird, aber auch als Folge des Segnens und der Handauflegung. Der Vollmachts- und Gebetsglaube ist damit zunächst ein wesentlicher Bestandteil missionarischer Kompetenz.

Die Wiederentdeckung des Vollmachtsglaubens

Mit der Aufklärung wandelte sich auch das Verständnis des Vollmachtsglaubens. In der rationalistischen Theologie Schleiermachers ist im Glaubensbegriff kein Platz mehr für Vollmacht, er wandelt sich zu einem Gefühl schlechthinniger Abhängigkeit. Später bei Bultmann wird der Glaube nur noch rein existenzial verstanden als ein Sein-Können, Existieren von Gott her:

"Erledigt ist durch die Kenntnis der Kräfte und Gesetze der Natur der Geister- und Dämonenglaube. Die Gestirne gelten uns als Weltkörper, deren Bewegungen kosmische Gesetzlichkeit regiert, [...] die Wunder des Neuen Testaments sind damit als Wunder erledigt."(7)

In der dialektischen Theologie Karl Barths, auch von Dostojewskij beeinflusst, ist schließlich die Kluft zwischen Gott und Mensch so weit gespannt, dass sichtbare Wirkungen des Glaubens zu einer Bedrohung, wenn nicht gar Widerlegung desselben gewertet werden. Ausgehend von einer Überbewertung von Joh. 20,29 wurde im Gefolge Barths gefolgert: Ein echter Glaube braucht keine Belege seiner Wirksamkeit, sondern kommt gerade ohne sie aus. Bei Bonhoeffer schließlich ist der Gott, der bei uns ist, der Gott, der uns verlässt.(8) Keine Vollmachtserweise mehr, keine besonderen Vorkommnisse, man betete zwar jetzt zu Gott, aber man erwartete nicht mehr, dass das Gebet auf wundersame Weise die Wirklichkeit bewegen könnte. Statt Wirklichkeitsveränderung durch Glaubensvollmacht, wie sie noch in der Gefängnissituation von Apg. 16,23-28 praktiziert wurde(9), war jetzt Ergebung und Fügung in das Schicksal verlangt.

In der Folge dieser theologischen Entwicklung verkümmerte die Gebets- und Glaubenspraxis. Gottesdienstliche Gebete beschränkten sich auf agendarische Gebetsformulierungen allgemeiner Zusammenhänge, die eine Überprüfung auf das Eintreffen dessen, worum gebetet wurde, kaum zulassen. Eine Gebetspraxis, die quasi durch Gebets- oder Glaubenstechnik versucht, das Eintreffen dessen, um das gebetet wird, zu begünstigen oder gar zu sichern, wird in unserer protestantischen Tradition wird auch heute noch oft als Magie verstanden und ist schon dadurch theologisch scheinbar diskreditiert. Und eine bewusste Einübung in Glaubensvollmacht gibt es bei uns schon gar nicht, abgesehen von wenigen Ausnahmen:

"Wenn jemand im Gottesdienst vortritt und um Heilung bittet, dann sind alle zutiefst betroffen und sehen ihren Glauben in Frage gestellt: Sollen und dürfen wir Gott jetzt um Heilung bitten, wird er seine Macht zeigen? Wer eine solche Situation zum wersten Mal miterlebt, ist zunächst zutiefst befremdet, vielleicht sogar abgestoßen. Viele wachsen erst nach einem längeren Prozeß der Auslieferung an Gott in die Haltung des Urvertrauens hinein, das mit der Bitte um Heilung und der Annahme der Heilungsgabe verbunden ist. [...] Die Heilungsgabe hat aber auch bei denjenigen, denen sie verliehen ist, natürliche, von Geburt an gegebene Voraussetzungen wie jedes andere Charisma. Die Betätigung solcher Fähigkeiten ist dann insofern charismatisch, als sie vom Geist Gottes geläutert, intensiviert und in den Dienst zum Aufbau der Kirche genommen werden. [...] Eine Gruppe oder Gemeinde muß in die Ausübung dieser Geistesgabe hineinwachsen, und dies geschieht in dem Maß, als der Glaube wächst."(10)

Mit der schnellen Ausbreitung der charismatischen Bewegung in den sechziger und siebziger Jahren entdeckten viele Christen auch in den beiden Großkirchen Vollmachtsglauben wieder neu. Die nachfolgenden "Zeichen und Wunder" wurden geradezu zu einem Erkennungszeichen ihrer Frömmigkeit. Nun waren auch die Theologen herausgefordert, sich diesen Anfragen zu stellen, und ihren eigenen exegetischen Befund im Lichte dieser Geisterfahrungen erneut zu hinterfragen. Walter Rebell meint diesbezüglich, die christliche Urgemeinde hatte am Beispiel der Wundertaten Jesu gelernt, wie man den Vollmachtsglauben höchst wirkungsvoll einsetzen konnte:

"Dadurch, daß man die Wunder Jesu immer wieder erzählte und sich an ihnen inspirierte, baute man in einer für uns nicht mehr nachvollziehbaren Weise ein bestimmtes semantisches Universum auf, das einen faktischen Nachvollzug der Machttaten Jesu überhaupt erst möglich machte. Auch aus heutigen charismatischen Kreisen wird berichtet, daß etwa Glaubensheilungen bei Krankheiten ein Reden über Heilung zur Voraussetzung haben; bevor sich Erfolge zeigten, mußte über Heilung gepredigt werden, und das oft monatelang. Gemeinden und Gebetsgruppen mußten eingestimmt werden auf die Möglichkeiten Gottes, und erst dann realisierten sich diese Möglichkeiten."(11)

Die homiletische Aufgabe, die dem Prediger aufgrund dieser Sachverhalte gestellt ist, könnte etwa folgendermaßen aussehen: Nicht die biblischen Texte, die von Wundern, Machttaten und Heilungen erzählen, in dem Sinne zu aktualisieren, indem man das aus ihnen herausschält, was sich in unsere Wirklichkeitsauffassung einfügt und ihnen dadurch die Spitze zu nehmen, sondern die Texte so zu predigen, dass dem Hörer dadurch eine Wirklichkeitssicht eröffnet wird, die die Grenzen des rational Möglichen überschreitet. Das würde aber zunächst bedeuten, das Wunder(12) oder die Heilung von Krankheiten (auch von körperlichen Krankheiten) in den Bereich des vom Glauben her Möglichen anzusiedeln und damit konkret zu rechnen, dass so etwas als Folge eines Glaubensakts auch in heutigen Gemeinden geschehen kann.

Einer, der ohne Berührungsängste sich diesen Fragen auch schon früh stellte, ist Walter J. Hollenweger gewesen. Er berichtet:

"Während meines Studiums an der Theologischen Fakultät in Zürich wurden die Wunder Jesu ausführlich behandelt. Wir untersuchten Wortschatz, Aufbau und Variationen dieser Geschichten. Mir fiel jedoch schon damals auf, daß es kaum jemandem in den Sinn kam, das, was tatsächlich hier stand, nämlich, daß Jesus und seine Jünger Kranke heilten, auf unsere Zeit anzuwenden. Als ich dennoch versuchte, in einer Seminararbeit zur Heilung des blinden Bartimäus (Mk. 10,46-52) die Frage nach der heutigen Relevanz dieser Heilungsgeschichte zu stellen, schrieb der Professor an den Rand: 'Verfasser soll Exegese betreiben!'... Meine Erfahrungen haben mir aber gezeigt, daß unter der Oberfläche der westlichen Kultur und Wissenschaft nicht nur das Verlangen, sondern auch die Fähigkeit zum leibhaften Umgang mit diesen Geschichten vorhanden ist."(13)

Hollenweger hatte später die Gelegenheit als Pastor einer christlichen Gemeinde, selbst Erfahrungen mit Gebetsheilungen zu sammeln. Er schreibt:

"Eines Samstag Nachts erwachte ich nach Mitternacht und wußte blitzartig, daß ich am nächsten Sonntag mit einem Mann mit einer kranken Wirbelsäule beten mußte. Meine Frau erwachte ebenfalls und fragte mich, was mit mir los sei. Ich wollte darüber nicht reden, denn ich hoffte, daß bei lichtem Tage besehen die Sache sich in Schall und Rauch auflösen werde. Aber im Sonntagsgottesdienst konnte ich das Erlebnis nicht vergessen. Ich sagte der Gemeinde, was ich erlebt hatte und rückversicherte mich, indem ich beifügte: 'Ob das eine echte Intuition ist oder nicht, weiß ich nicht. Es wird jetzt auskommen. Ist der betreffende Herr hier?' Stille. Schließlich meldete sich Herr A., den ich schon einige Zeit kannte und dem ich sogar Taufunterricht gegeben hatte. Er sei der Mann. Er habe dieses Rückenleiden seit seiner Jugend und sei deswegen auch vom Militärdienst dispensiert worden. 'Aber warum haben Sie mir dies nie gesagt?' 'Ja, da gibt es nichts zu sagen, denn ich bin unheilbar. Darüber zu reden lohnt sich nicht'. Als ich das hörte, packte mich eine Art Wut. Ich bat die Gemeinde, mit mir für den Mann zu beten. 'Kommen Sie am nächsten Sonntag wieder', beschied ich ihm, 'und erzählen Sie, wie es Ihnen geht.' Am nächsten Sonntag kam er wieder und sagte, es gehe ihm besser, aber er sei nicht geheilt. Wieder betete die Gemeinde und ich mit ihm. Wieder bat ich ihn, am nächsten Sonntag zurückzukommen. Am dritten Sonntag betete ich nochmals mit ihm - wie im Märchen - und befahl ihm, zum Arzt zu gehen und sich untersuchen zu lassen. Nach einer Woche kam er freudestrahlend wieder und erzählte, er sei geheilt worden. Er brachte die Röntgenbilder mit, die der Arzt angefertigt hatte, samt den Bildern seines Rückens."(14)

Doch mit solchen Schilderungen allein ist es nicht getan. Die Fragen, die sich daran anschließen, lauten: was dürfen und können wir überhaupt erwarten an Gebets- und Glaubenswirkungen?(15) Und da, wo heute Gebetsheilungen berichtet werden, muss nachgefragt werden: Sind das die Erfolge einzelner, besonders charismatisch begabter Persönlichkeiten?

Welche uns heute bekannten Wirkungsmechanismen stehen dahinter, und was besagen sie für den Erwartungsspielraum? Noch weiter zugespitzt:

Bisher gibt es im theologischen Bereich wenige Arbeiten, in denen solche Fragestellungen überhaupt berührt werden. Als Beispiele seien genannt:

– Walter J. Hollenweger, Geist und Materie. Interkulturelle Theologie, Bd. 3, München 1988
– Walter Rebell, Alles ist möglich dem, der glaubt. Glaubensvollmacht im frühen Christentum, München 1989.
– ders., Erfüllung und Erwartung. Erfahrungen mit dem Geist im Urchristentum, München 1991.
– Eckhard Etzold, Schafft sich der Glaube seine Wirklichkeit selbst? Religiöse Phänomene in konstruktivistischer Weltsicht, in: Pastoraltheologie. Monatsschrift für Wissenschaft und Praxis in Kirche und Gesellschaft, 81. Jahrgang, Heft 10, Oktober 1992, S. 429- 442.

Allen diesen Arbeiten ist zunächst gemeinsam, dass sie Erfahrungsfelder beschreiben, aber wenig zur Klärung der Frage beitragen, was denn überhaupt erwartet werden darf.

Der Glaube und seine Wirkungen als Forschungsgegenstand

Während also in der protestantischen Theologie der Frage von Glaubensvollmacht und Gebetswirksamkeit nicht die Aufmerksamkeit zukommt, die ihr von Seiten des umfangreichen neutestamentlichen Befundes angemessen wäre(18), hat sich in den letzten 120 Jahren ein ganzer Wissenschaftszweig entwickelt, der diese Zusammenhänge unmittelbar zum Forschungsgegenstand gemacht hat, auch wenn er eine ganz andere Nomenklatur verwendet. Seine Wissenschaftsbezeichnungen haben sich im Lauf der Zeit verändert: Parapsychologie, Paranormologie, anomalistische Psychologie, Anomalistik. Hier werden sowohl religiöse Glaubensphänomene untersucht(19) als auchallgemeine menschliche Erfahrungen, die sich im Rahmen konventioneller Erklärungsmodelle nicht mehr oder noch nicht restlos aufklären lassen, aber im engen Zusammenhang mit Glauben und Erwartung stehen. Im Mittelpunkt steht die Wechselwirkung von Geist und Materie sowie anomaler Zugang zu Informationen, die nicht über die Kanäle unserer vertrauten fünf Sinne aufgenommen zu werden scheinen.

Für uns hier ist besonders ein Zweig dieser Forschung interessant, die sogenannte "aussergewöhnliche Mensch-Maschine-Interaktion"(20), die, - abgesehen von einzelnen Darstellungen in renommierten Wissenschaftsblättern -, wenig öffentliche Aufmerksamkeit erregt. Das liegt zum Teil an den recht komplexen Experimentalsituationen als auch in der Struktur der beobachteten Phänomene selbst, die unsere Auffassung von zielgerichteter Kausalität und unser Empfinden der "normalen" Raum-Zeit-Konstanz erschüttern.

In diesem Bereich haben wir es mit Experimenten zu tun, in denen bereits mehrfach der Zusammenhang von Gedankenanstrengungen und ihm korrespondierenden physikalischen Effekten in vom Subjekt getrennten und unabhängigen Systemen nachgewiesen wurde. Die Frage also, wie Gedanken- oder Glaubensinhalte die materielle Welt beeinflussen können, ist bereits Forschungsgegenstand und inzwischen so weit mit wissenschaftlichen Methoden ausgeleuchtet worden, dass sich aus diesen Erkenntnissen bereits Theorien über ihr Eintreten oder Ausbleiben formulieren lassen.(21)

Wenn wir die Ergebnisse der außergewöhnlichen Mensch-Maschine-Interaktion richtig deuten, dann treten hier sowohl räumliche Fernwirkungen über weite Distanzen auf (Nichtlokalität), als auch in der Zeit rückwärts laufende Effekte, in denen aus der Zukunft heraus ein Ereignis in der Vergangenheit "manipuliert" wird, das bereits "gewesen" ist. Des weiteren ist die Willensabsicht oder der Glaube in der Lage, das Ziel ihrer Glaubensanstrengung, egal wo es sich in der raumzeitlich strukturierten Welt befindet, zu lokalisieren und mit ihm in eine Wechselwirkung zu treten.

Versuche, eine erfolgreiche Experimentalreihe zu mit gleichem Ergebnis zu replizieren, scheitern regelmäßig.(22) Statt dessen verschwindet der Effekt, oder er schlägt in sein Gegenteil um. Man fand heraus, dass für das Eintreten eines positiven Effekts Faktoren wie Autonomie eines Systems und Erstmaligkeit Grundbedingungen sind. (Im Bereich der Spontanberichte von Spukphänomenen ist dieser Zusammenhang ebenfalls bekannt: der Spukagent gewinnt durch die um ihn herum auftretenden Materialisationen und Psychokinesen eine hohe Aufmerksamkeit, aber bald verschwinden diese Phämonene, und an ihrer Stelle treten Täuschungsversuche oder Betrug(23).)

Diese beobachteten Phänomene sind uns heute aus anderen naturwissenschaftlichen Theoriebildungen bekannt, insbesondere aus der Quantenmechanik, und sie legen nahe, dass auch hier die Anknüpfungspunkte zu suchen sind, um die beobachteten Anomalien im Zusammenhang von aktiven Glaubensanstrengungen und beobachteten physikalischen Effekten besser zu verstehen.(24)

Vieles, was wir im Rahmen von Gebet und Gottesdienst nahezu selbstverständlich praktizieren, kehrt hier als nun inzwischen der Forschung zugängliches Phänomen wieder:

  1. Ein Gebet kann für einen Menschen formuliert werden, der sich weit entfernt in einer Notlage befindet: Nichtlokalität.
  2. Ein Gebet setzt ebenfalls die Überzeugung voraus, dass die Gedanken, die ich im Kopf habe, die Wirklichkeit im Sinne dessen, was gedacht wird, verändern: anomale Korrelation.
  3. Die Intention des Gebets (die Gebetsabsicht) "sucht" sich ihr Ziel in der realen Welt auf bisher nicht verstehbare Weise: Zielgerichtetheit.
  4. Gerade im charismatischen Bereich wird oft die Erfahrung gemacht, dass Heilungsgebete sich nicht endlos wiederholen lassen und der entsprechend begabte Beter die ausbleibenden Heilungserfolge durch Manipulation oder Betrug zu ersetzen versucht. Das von Walter von Lucadou diskutierte Modell der Pragmatischen Information liefert dafür eine Erklärung, mehr aber noch: es könnte uns die Möglichkeit geben, Rahmenbedingungen für einen Glaubensakt zu formulieren, in deren Grenzen mit einer positiven anomalen Wirkung gerechnet werden darf (oder eben auch nicht).

Diese Phänomene sind ein Indiz dafür, dass die cartesianische Unterscheidung von Geist und Materie der Wirklichkeit letztlich nicht gerecht wird. Die Grenze zwischen Bewusstsein und physikalischer Wirklichkeit verschwimmt, und diese Beobachtung zeigt, dass beide enger miteinander verbunden sind als wie wir uns das zur Zeit vorstellen können.(25)

Kurze Einführung in die anomalistische Psychologie

Der zunächste neutrale Begriff "Parapsychologie" wurde 1889 durch den Berliner Psychologen Max Dessoir geprägt für eine Wissenschaft, die "aus dem normalen Verlauf des Seelenlebens" heraustretende Phänomene untersucht, z.B. Gedankenlesen, Hypnose, Spuk, Prophetie und Vorahnungen.(26) Später wurden unter dem Sammelbegriff "Psi-Phänomene" die Kategorien Telepathie, Hellsehen, Präkognition und Psychokinese zusammengefasst.(27) Die Hypnose wird heute nicht mehr als paranormales Phänomen angesehen, sie wird inzwischen im Rahmen der konventionellen Psychologie studiert und eingesetzt.

Als Wissenschaft hat sich die Parapsychologie gegen zwei Arten des unkritischen Umgangs mit diesem Themenfeld abzugrenzen: Zum einen gegen "Okkultgläubige", die hinter jedem Phänomen vorschnell etwas "Übersinnliches" vermuten, zum anderen gegen "Anti-Okkultgläubige" oder Skeptiker, die in jedem Fall von vorne herein Betrug, Täuschung, Leichtgläubigkeit unterstellen und kategorisch die Existenz von Anomalien leugnen.(28) Die scientific community wird zur Zeit immer noch von den Skeptikern dominiert, die der Parapsychologie bis heute Betrug oder Täuschung unterstellen, ohne sich inhaltlich oder experimentell ihren Anfragen zu stellen. Dieser Dogmatismus führte zuerst in den USA, dann auch in Deutschland dazu, dass die Skeptikerbewegung in zwei Flügel auseinander brach, in jene, die bis heute kategorisch jede Existenz von Anomalien leugnen (GWUP), und in jene, die vorurteilsfrei an die Phänomene herangehen und diese experimentell ergründen wollen (Gesellschaft für Anomalistik).

Hier in dieser Arbeit beschränken wir uns auf eine parapsychologische Kategorie, die Psychokinese(29), also der Forschungsbereich, der heute unter der Bezeichnung "außergewöhnliche Mensch-Maschine-Interaktion" und DMILS (Direct Mental Influence on Living Systems) bearbeitet wird.

Der erste, der systematisch Laborforschung zur Psychokinese in den 40er und 50er Jahren des 20. Jahrhunderts betrieb, um mögliche Interaktionen von Gedanken und physikalischer Wirklichkeit (Mind over Matter) zu untersuchen, war der amerikanische Parapsychologe J.B. Rhine. Er sammelte Versuchspersonen, die er für psychisch begabt hielt und führte mit ihnen Versuchsreihen durch, in der diese die Aufgabe hatten, allein durch Gedankenkonzentration den Fall von Würfeln zu beeinflussen. Die Ergebnisse wurden statistisch ausgewertet und auf ihre Signifikanz getestet.(30) In diesen zahlreichen Zufallsversuchen, - später entwickelte der Deutsch-Amerikaner Helmut Schmidt dieses Verfahren weiter und verwendete elektronische Zufallsgeneratoren -, wurde beobachtet, dass erstaunlich oft, - öfter als es statistisch möglich erscheint -, signifikante Abweichungen vom Mittelwert auftraten, die identisch mit der Zielrichtung waren, die die Versuchsperson gewählt hatte. Die Princetoner Forschungsgruppe PEAR zog Ender der 90er Jahre nach einem zwölfjährigen Versuchsprogramm mit Menschen, die dem normalen Bevölkerungsdurchschnitt repräsentieren, den Schluss, dass eine Beeinflussung des Zufallsergebnisses in Richtung des gewählten Ziels um 0,01 % eintritt. Das ist ein verschwindend geringer Wert. Doch viele Psychokinese-Versuche, solange sie aus kurzen, einmaligen Versuchsreihen bestanden, scheinen zu belegen, dass dieser Effekt mal stärker, mal schwächer, aber doch sehr konstant ist. Andere Forscher, unter anderem Helmut Schmidt, melden andere Zahlen, die wesentlich höher liegen, wenn die Zufallsbitrate pro Sekunde verringert wird oder die Versuchsreihen kurz gehalten werden. Egal wie, in jedem Fall ist die Chance der Kumulation gegeben und damit die Chance, einen Unterschied zwischen einem Versuch mit Versuchsperson und Versuchen im "Leerlauf" (den Kontrollversuchen) ohne gedankliche Einflußnahme festzustellen.

Schon früh fiel dabei auf, dass Skeptiker und Personen, die solchen Versuchen gegenüber mißtrauisch eingestellt sind, häufig signifikant negative Werte erzeugen, während sogenannte Psi-Gläubige und vertrauensvolle Personen signifikant positive Werte hervorbringen. Diese oft wiederkehrende Beobachtung ist als sogenannter Sheep-Goats-Effekt(31) bekannt.

Untersuchungen in Freiburg ergaben unter anderem, dass die Psychokinese-Leistung auch abhängig ist vom Persönlichkeitstyp der Versuchspersonen. Nervöse wiesen die geringsten Signifikanzwerte auf, Maskulinität führte zu den höchsten Werten. Depressive Veranlagungen und Gehemmtheit führten zu Ergebnissen im mittleren Signifikanzniveau.(32)

Ein Spezialfall der Psychokinese wurde von Helmut Schmidt nachgewiesen: der Sachverhalt, daß psychokinetische Erscheinungen nicht an Raum und Zeit gebunden sind. Zufallsgeneratoren, die viele tausend Kilometer entfernt sind, lassen sich genauso beeinflussen wie solche, die im selben Raum sind, in denen sich die Versuchsperson befindet. Helmut Schmidt ging dazu über, um Betrug und Täuschung auszuschließen, Sequenzen von Zufallsereignissen aufzuzeichnen, bevor er sie ihnen zur gedanklichen Beeinflussung vorspielte. Er arbeitete mit prerecorded data, und auch hier waren signifkante Abweichungen feststellbar, während Kontrollversuche mit prerecorded data und ohne gedankliche Einflussnahme im Rahmen einer normalen Zufallsverteilung blieben. Diese retrokausale Psychokinese, die die Grenzen unserer normalen Auffassung vom Charakter der Zeit und der Kausalität sprengt, wird heute von vielen Forschern bevorzugt, weil hier die Möglichkeit von Betrug oder Verfälschungen der Ergebnisse weitgehend ausgeschlossen ist. Der retrokausale Effekt und die mit ihm einhergehende Nichtlokalität deuten darauf hin, dass die theoretischen Grundlagen dieser außergewöhnlichen Mensch-Maschine-Interaktionen im Bereich der Quantentheorie-Bildung zu suchen sind.(33)

Diese Beobachtungen von anomalen, signifikanten Effekten in Zufallsexperimenten werfen im übrigen ein bedenkliches Licht auf die Rahmenbedingungen wissenschaftlicher Hypothesenbildung. Denn es ist überall da, wo in einer wissenschaftlichen Erhebung echte Zufallsprozesse hineinspielen, damit zu rechnen, dass die Erwartungen des Versuchsleiters oder Experimentators das Ergebnis bei größeren Versuchsreihen um bis zu zwei Standardabweichungen beeinflussen (und verfälschen) können. Stärker als bisher sollte bei statistischen Erhebungen, in die auch Zufallsereignisse mit eingehen, die Rolle des Beobachters berücksichtigt werden, ein Sachverhalt, auf den bereits von Lucadou aufmerkam gemacht hat. Ebenfalls beachtlich ist die hohe Replikationsrate von Psychokineseversuchen. Für den Zeitraum von 1970 bis 1977 wurden alle Publikationen von Psychokinese-Experimenten in einer Meta-Analyse ausgewertet, und es wurde eine Replikationsrate von ca. 60 Prozent gefunden. Zum Vergleich wurden Publikationen von Versuchen auf dem Gebiet der Persönlichkeitspsychologie für den Zeitraum von 1968 bis 1972 herangezogen, die Hypothesen zu bestimmten Persönlichkeitskonstrukten bestätigen sollten:

"Auch bei diesen normalpsychologischen Fragestellungen ist es erstaunlich, daß von 106 Experimenten nur 42 die jeweiligen Hypothesen bestätigten, während 18 keine eindeutigen Ergebnisse lieferten und sogar 46 die Hypothesen nicht bestätigten. Die Replikationsrate ist hier eher noch schlechter, und man kann sich fragen, ob auf dieser Basis überhaupt ein wissenschaftlicher Fortschritt möglich ist."(34)

Heute steht die Suche nach Modulatorvariablen im Vordergrund, die die Fähigkeit zur gedanklichen Beeinflussung von Zufallsprozessen verstärken oder abschwächen. Das können Umweltvariablen sein(35), aber auch psychologische Faktoren.

Wenn nun schon in solch experimentellen Rahmen durch Glaubens- und Gedankenanstrengung der Ergebnisstrom eines Zufallsgenerators beeinflusst werden kann, um wie viel mehr könnten wir nicht die Funktionen unseres menschlichen Körpers mental beeinflussen, die in hohem Maße durch Zufallsereignisse gesteuert werden können? Im Gegensatz zur außergewöhnlichen Mensch-Maschine-Interaktion fallen die Ergebnisse bei der direkten mentalen Beeinflussung eines zweiten "lebenden Systems" stärker aus als bei der Maschinen-Beeinflussung. Krankheit und Gesundheit werden im Lichte dieser Forschungen wesentlich stärker von Glaubenshaltungen und -überzeugungen geprägt als es unser konventionelles Wirklichkeitsverständnis zulassen möchte.

Für die Theologie erwachsen neue Fragestellungen aus dem Umstand, dass durch die Arbeit der anomalistischen Psychologie Glaubensüberzeugungen und Glaubensvorgänge zum Gegenstand experimenteller Forschung und mathematischer Berechnung werden, von denen in der Theologie bisher galt, dass sie dem Bereich des Göttlichen, des Heiligen zugeordnet sind und sich deshalb forschenden und berechnenden Zugriff entziehen. Die Selbstwirksamkeit von Glaubensüberzeugungen kommt ohne Gott aus, es sei denn, man setzt Gott als den Schöpfer voraus, der diese Welt so geschaffen hat, dass in ihr solche Phänomene wirksam werden. Verheißung, Glaube, Gebet und Erfüllung sind auch ohne jeden Gottesbezug denkbar, und das Eintreffen einer Heilung wie bei Blumhardts Gottliebin Dittus muss nicht mehr durch eine Gotteskraft oder mit der Macht des Heiligen erklärt werden.(36) Die Anomalie wird nicht durch die Deutung, die man ihr gibt, erklärt.

Umgekehrt erhält die Theologie durch die anomalistische Psychologie ein Instrumentarium, mit dem sie ihre eigene Gebets- und Glaubenspraxis überprüfen kann. Wie schon für die Predigt gilt, dass auch sie die Grundregeln der Rhetorik nicht ignorieren kann(37), um Be-geisterung bei ihren Hörern auszulösen, so können wir neu lernen, zu beten, wenn wir wissen, dass es eines beschreibbaren habituellen und mentalen Settings bedarf, um die Wahrscheinlichkeit für eine Gebetserhörung zu erhöhen.

Naturwissenschaftliche Deutungsversuche

Eine Erklärung für die beobachteten Psychokinese-Effekte könnte im Bereich der beobachtererzeugten Realtäten gesucht werden. Aus der Quantenphysik ist folgender Effekt bekannt: Versuche ich in einem Experiment ein Elektron als Teilchen nachzuweisen, dann gelingt mir das. Versuche ich es als eine Welle wahrzunehmen, so gelingt das auch. Entscheidend für dieses zunächst widersprüchliche Ergebnis ist weniger die Beschaffenheit eines Elektrons, sondern vielmehr die Rolle des Beobachters, der quantenphysikalische Vorgänge beobachtet.(38) Das heißt, der Vorgang des Wahrnehmens, des Beobachtens beeinflusst bereits das Ergebnis und bringt in den objektiven physikalischen Vorgang des Messens eine subjektive Komponente mit hinein, die das Experiment maßgeblich verändert. Einen ähnlichen Vorgang können wir auch bei diesen Zufallsexperimenten vermuten: Der Beobachter und der Zufallsvorgang verbinden sich zu einer systemischen Einheit, zu einer "Organizational Closure" (F. Varela), einer "Organisatorischen Geschlossenheit". Vereinfacht gesagt: die innerhalb dieser Organizational Closure auftretenden Interaktionen, also die des Beobachtens, Wünschens und des Zufallsprozesses beeinflussen sich gegenseitig, dem visuellen Feedback (= Bildschirm) auf der einen Seite steht mit zunehmendem "Wünschen" ein reaktives Vakuum auf der anderen Seite gegenüber, das durch einen subtilen "Wahrscheinlichkeitsverschiebungseffekt" ausgefüllt wird. Tests haben ergeben, dass für den Erfolg eines solchen Zufallsversuchs ein Feedback nahezu unabdingbar ist. Nur so können beide Prozesse, der Zufallsprozess und die Erwartungen des Beobachters aufeinander Bezug nehmen, - sie werden rückbezüglich. Nun aber nicht derart, daß hier eine magische Kraft auf den Zufallsgenerator ausgeübt würde. Alle Untersuchungen der Zufallszahlen, die ein solcher "beeinflusster" Zufallsgenerator erzeugte, ließen nirgendwo den Einfluß fremder Kräfte und Felder erkennen. Der Beobachter schien - auf eine nun allerdings doch befremdliche und ungewöhnliche Weise - immer im richtigen Augenblick zugefasst zu haben. Er erwischte bei der Selektion der Zufallszahlsequenz öfter als es das Wahrscheinlichkeitsgesetz zu erlauben scheint, eine Zufallssequenz, die in einem Bezug zu seiner Intention bestand und geeignet war, das Gesamtergebnis in den signifikanten Bereich zu verschieben.(39)

Die Zufallszahlen selbst und ihre Verteilung insgesamt blieb immer im Rahmen dessen, was normal ist. Doch die Auswahl des Zufallsabschnitts für den Versuch selbst hatte die Neigung, mehr signifikante Treffer auszulesen als es statistisch möglich erscheint. Hier scheint eine "nichtlokale Korrelation" vorzuliegen, die von raumzeitlichen Bezügen losgelöst sein kann und noch einer wissenschaftlichen Klärung bedarf. Ob diese Effekte im Widerspruch zu den bisher bekannten Naturgesetzen stehen oder hier nur eine schwache Verletzung des klassischen physikalischen Weltbildes vorliegt, kann nach dem heutigen Stand der Forschung noch nicht entschieden werden.

Skizze eines Arbeitsplans:

I. Einleitung, Fragestellung:

Zunächst geht es um eine Sicherung des Befundes an Glaubens- und Gebetswirkungen im Neuen Testament sowie eine dogmatische Diskussion derselben. Hier ist zu klären, inwieweit der Glaube eine aus sich selbst heraus wirksame Kraft ist oder Gott selbst als der, der Gebete erhört, der eigentlich Agierende ist. Wundergläubigkeit und Wunderkritik im NT sind darzustellen. Weiter ist zu klären, inwieweit solche Phänomene der konventionellen naturwissenschaftlichen Forschung zugänglich sind als aber auch dem Forschunsansatz der anomalistischen Psychologie (Parapsychologie)

II. Darstellung, Methoden, Ergebnisse:

Der Begriff Parapsychologie und seine Wandlung im Verlauf der Wissenschaftsepochen müssen entfaltet werden: Psychical Research - Parapsychologie - anomalistische Psychologie – Paranormologie - Anomalistik.

Auflistung der parapsychologischen Grundbegrifflichkeiten, so weit sie für das Thema hier von Bedeutung sind (müssen später noch ausführlicher erklärt werden):

DMILS: Direct Mental Influence of Living Systems
PK: Psychokinese (Makro-Psychokinese, Spuk, versus Mikro-Psychokinese)
FieldREG: Feldversuche mit Zufallsgeneratoren und Menschengruppen
DAT: Data Augmentation Theorie, Selektives Datenmodell als Erklärung von PK.
Telepathie: Gedankenlesen, Anomalous Cognition, Remote Viewing.
Ganzfeld: Gedankenübertragungen mit Versuchspersonen in einem abgeschirmten Feld (Ganzfeld).
Zufall: Gauss‚sche Verteilung von Zufallsereignissen, Wahrscheinlichkeit, mit der bestimmte Zufallsereignisse eintreffen.
Superpositionszustand: Ein Zwischenzustand, der zwei mögliche Endzustände annehmen kann, die erst in dem Moment fixiert sind, wo der Beobachter diese wahrnimmt.
Retrokausalität: In der Zeit scheinbar rückwärts laufende Effekte.
Nonlokalität: Ortsunabhängigkeit von Effekten.
Nichtlokale Korrelation: Wenn Beobachter a) am Ort A) durch Gedanken einen Zufallsgenerator b) am Ort B) "beeinflusst" und ein Effekt festgestellt wurde.
Replizierbarkeit: Wiederholbarkeit von Versuchen mit ähnlichem Versuchsergebnis.
Evidenz: Beweiskräftige Belege für eine Hypothese
Beweisfähigkeit: Klärung, inwieweit Hypothesen oder Phänomene überhaupt beweisfähig sind. Gott ist z.B. nicht beweisfähig, obwohl wir mit ihm rechnen. Ist die Existenz der in der Parapsychologie beobachteten Anomalien beweisfähig?
Hans-im-Glück Syndrom: Die Entwertung von Evidenz durch Anhäufung derselben.
Experimentatoren-Effekt: Unterschwellige anomalistische Beeinflussung von Versuchsreihen, die bewirkt, dass die Ergebnisse die Erwartung des Versuchsleiters bestätigen.
Decline-Effekt: Absinkungseffekt. Mit ansteigender Versuchszahl sinkt die Effektstärke eines anomalistischen Effekts.
Observational Theories: Beobachtertheorien. Die Wirklichkeit an sich befindet sich in einem Superpositionszustand (s.o.) und wird erst quasi "eingefroren" und fixiert, wenn ein Datenstrom "beobachtet" wird. Dieser kann auch in der Vergangenheit erzeugt worden sein, dem Effekt selber haftet jedoch die Beobachtungszeit an und nicht die Zeit der Datengenerierung. Lässt sich durch Einbeziehung von Umweltvariablen nachweisen.
MPI: Modell der Pragmatischen Information. Dieses macht Voraussagen, unter welchen Umständen eine gedankliche Beeinflussung materieller Vorgänge gute Erfolgsaussichten hat. Ein Ergebnis des MPIs ist, dass sich psychokinetische Effekte nicht zur Nachrichtenübertragung verwenden lassen, sondern "nur" pragmatische Information transportieren. Dieses setzt hohe Autonomie, Einmaligkeit und wenig Reliabilität in einem System voraus. Bei Wiederholung eines Versuchs steigt die Reliabilität, und der erhoffte Effekt bricht zusammen oder verändert sich.
Shannon-Information: Informaton, die in Form von Texten oder Bildern übertragen werden kann, Gegenteil: pragmatische Information, eine Information über den Bedeutungsinhalt eines Ereignisses.
Psi: Formalistische Größe für anomale Phänomene der Geist-Materie-Wechselwirkung und der Fernwahrnehmung.
Sheep-Goats-Effekt: "Psi-Gläubige" erzielen höhere Effektstärken als der Bevölkerungsdurchschnitt. Skeptiker und Agnostiker erzielen hohe negative Effektstärken, auch Psi Hitting und Psi Missing genannt.
Elusivität: Flüchtigkeit und Unberechenbarkeit von Psi-Phänomenen, analog zur Flüchtigkeit von Geistwirkungen ("... der Geist weht wo er will", Joh. 3,8)
Modulatorvariablen: Äußere oder innere Umstände, unter denen ein anomaler Effekt sich voraussagbar verändert.
Psychologische Modulatorvariablen:
- Psychics haben bessere Ergebnisse als Normal Veranlagte,
- Verliebte bessere als Nichtverliebte,
- Meditative Konzentration begünstigt anomale Effekte,
- Gläubige schneiden besser ab als Skeptiker (letztere mit negativen Effekten)

(Eventuell) Darstellung der wichtigsten Forschungsgruppen, Institute und Gesellschaften mit ihren Schwerpunkten:

- Institut für Grenzwissenschaften der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) in Freiburg
- Koestler-Lehrstuhl in Edinburgh
- Rhine Research Center an der Duke University (Durham)
- Forschungsgruppe PEAR in Princeton
- Forschungsprojekt Prognostizierbarkeit stochastischer Ereignisse (Präkognitation / Psychokinese) an der Freien Universität Berlin (Dipl.-Phys. Dr. Wilfried Kugel)
- Forschung "Anomale Informationsübertragung im Ganzfeld", "Modelle und Theorien für Anomale Phänomene" an der Abteilung Klinische und Physiologische Psychologie der Justus-Liebig-Universität Giessen (Dr. Joop Houtkooper)
- Institut für Psychophysik (IPP) Köln
- Institut für Grenzgebiete der Wissenschaft, Innsbruck
- Boundary Institute
- Consciousness Research Laboratory
- Global Consciousness Project
- Retropsychokinesis Project

Gesellschaften:

- Wissenschaftliche Gesellschaft zur Förderung der Parapsychologie (WGFP)
- Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP)
- Gesellschaft für Anomalistik
- Society for Scientific Exploration
- Parapsychological Association
- Society for Psychical Research

Darstellung der Forschungsmethoden:

- Statistik, Laborexperimente, Spontanberichte

Klärung: Ist die Parapsychologie eine Wissenschaft?(40) Welche Forschungsmethoden entsprechen dem wissenschaftlichen Standard, und welche nicht: warum und mit welcher Begründung? In der anomalistischen Psychologie kündigt sich eine Aufweichung des starren Gegensatzes von Natur- und Geisteswissenschaften an. Differenzen und Gemeinsamkeiten zur theologischen Diskussion in den Prolegomena der Dogmatik stechen ebenfalls ins Auge: Ist die Theologie eine Wissenschaft? (Meine These: die Parapsychologie steht mit ihrer Wissenschaftlichkeit zwischen der Theologie und den klassischen Naturwissenschaften. Sie kämpft mit ähnlichen Herausforderungen wie die Theologie, was die Kritik an ihrer Wissenschaftlichkeit betrifft, kann anscheinend mehr "Evidenz" aufweisen als die Theologie, aber weniger als die Physik zum Beispiel. Unsere theologische Unterscheidung von beweisfähigen Gegenständen und nicht-beweisfähigen Gegenständen könnte ihrerseits die parapsychologische Diskussion um Evidenz bereichern und die Forschung dort vor unangemessenen Erwartungen an ihren Forschungsgegenstand bewahren.

Kritische Sichtung der Forschungsmethoden und ihrer Ergebnisse, Fehlerquellen(41), und die mit ihnen verbundenen weltanschaulichen Konflikte(42) (Skeptizismus, Dogmatismus). Die Geschichte des Begriffs Anomalistik im Sinne von Thomas Kuhn(43) und Marcello Truzzi(44).

Die wichtigsten Forschungsergebnisse:

- Psychokinese, Anomalous Cognition, Ganzfeld

III. Diskussion und Zusammenfassung

Abgleich der in der Anomalistik gefundenen Ergebnisse und Theorien mit dem Befund aus kirchlicher Erfahrung und christlicher Glaubenspraxis und Beurteilung im Lichte neutestamentlicher Wunderphänomene und Wunderkritik. Können Gebetserhörungen als Anomalien aufgefasst werden, die der Forschung zugänglich sind, und wenn, welche Folgen hat das für das Beten? Löst sich die Pneumatologie in Anomalistik auf?

Theologische Unterscheidung des Vollmachtsglaubens von magischen Praktiken. (Zweck und Deutung)

Gehört die Behandlung des Vollmachtsglaubens und seiner Wirkungen in die anomalistische Psychologie oder handelt es sich hier um ein genuin theologisches Thema?

Wie verlässlich ist die Wirklichkeit? Sind die Naturgesetze starre Regeln, die den Wirklichkeitszusammenhang steuern ohne jede Ausnahme oder sind sie nur Beschreibungen, die Aussagen über hohe Wahrscheinlichkeiten machen, dass die Naturprozesse so ablaufen in der Regel und nicht anders?

Standortbestimmung: wie stehen Theologie und Anomalistik zueinander? Gemeinsamkeiten und Abgrenzungen. Wird der Glaube noch ein rein theologisches Thema bleiben oder wandert er aus in die anomalistische Psychologie?

Konsequenzen aus den Erkenntnissen der anomalistischen Psychologie für Ritual, Predigt, Gebet und Glaubensakte.

Dieses Exposé dient zunächst dazu, die Berührungspunkte zwischen Theologie und anomalistischer Psychologie zu beschreiben. Im Interesse einer Konzentration wurden nicht alle Berührungspunkte entfaltet. Zum Beispiel wurde die ganze Thematik "Nahtodes-Erfahrungen" und extra-cerebrales Bewusstsein ausgeklammert, obwohl sie genauso viel Diskussionsstoff für das Gespräch mit der Theologie bietet. Es ist auch sinnvoll, die Ganzfeldthematik auszuklammern, da sie von theologischen Fragestellungen weiter entfernt ist als die Kategorie Psychokinese / außergewöhnliche Mensch-Maschine-Interaktion.

Anmerkungen

1. Der Begriff Parapsychologie kann einerseits die wissenschaftliche Disziplin bezeichnen, für die auch die Begriffe Anomalistik oder anomalistische Psychologie heute synonym verwendet werden, er kann aber auch jene esoterische Glaubensrichtung bezeichnen, die sich kategorisch jedem wissenschaftlichen Diskurs verweigert. Hier in dieser Arbeit geht aus dem Kontext hervor, in welchem Sinne der Begriff Parapsychologie gebraucht wird.

2. Und auch deswegen entsprechend scharf abgelehnt werden kann: "Wer sich für parapsychologische Experimente interessiert, muß wissen, daß er [...] in das Gebiet der Magie und des Spiritismus hineinstolpert und dort zur Strecke gebracht wird", Richard Kriese, Okkultismus im Angriff, 4. Aufl., Neuhausen-Stuttgart 1988, S. 200.

3. Robert G. Jahn und Brenda J. Dunne, An den Rändern des Realen. Über die Rolle des Bewusstseins in der physikalischen Welt. Mit Beiträgen von Harald Atmanspacher und Eberhard Bauer. Aus dem Amerikanischen von Michael Zillgitt, Frankfurt am Main 1999, S. 322f..

4. Die anomalistische Psychologie spricht hier von Anomalien, in der christlichen Tradition würden wir von Wundern reden. Die Begriffe Wunder und Anomalie sind nicht deckungsgleich. Eine Heilung eines psychosomatischen Leidens auf Gebet und Handauflegung hin mag als Wunder erscheinen, aber sie ist keine Anomalie, denn sie lässt sich heute im Rahmen psychologischer Theorien erklären. Erfolgt das Heilungsgebet jedoch räumlich getrennt vom dem, für den gebetet wird, und der Kranke weiß nicht, dass für ihn überhaupt gebetet wird, und tritt dann eine Heilung ein, so würden wir von einer Anomalie reden, die in die Kategorie Psychokinese gehört. Aber auch eine Anomalie ist nicht automatisch ein Wunder nur deshalb, weil wir sie nicht erklären können.

Wird ein Phänomen als ein Psi-Phänomen oder als eine Anomalie bezeichnet, dann damit nur gesagt, dass alle heute bekannten physikalischen Wechselwirkungen zwischen Menschen untereinander oder mit ihrer Umwelt nach dem Stand der heutigen wissenschaftlichen Erkenntnis als Erklärung dieses Phänomens ausgeschlossen wurden. Psi erklärt also nichts, sondern besagt negativ, was diese Phänomene nicht sind. Im Rahmen der Anomalistik gehen wir nicht davon aus, dass solche Anomalien übernatürlichen Ursprungs sind. Es sind Phänomene, die zur Natur dazu gehören.

5. Ich würde hier vom Vollmachtsglauben oder Gebetsglauben sprechen in Abgrenzung zum Rechtfertigungsglauben oder dem Glauben, der sich in der Anerkennung bestimmter Dogmen und Lehrsätze vollzieht.

6. Siehe Anm. 1.

7. Rudolf Bultmann, Kerygma und Mythos Bd. I, 4. Aufl., Hamburg 1960, S. 17f..

8. Bonhoeffer meint zu Bultmann: "Meine Meinung dazu würde heute die sein, daß er nicht 'zu weit' , wie die meisten meinten, sondern zu wenig weit gegangen ist. Nicht nur 'mythologische' Begriffe wie Wunder, Himmelfahrt etc. [...], sondern die 'religiösen' Begriffe schlechthin sind problematisch. Man kann nicht Gott und Wunder voneinander trennen (wie Bultmann meint), aber man muß beide 'nicht-religiös' interpretieren und verkündigen können." Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, hrsgg. von Eberhard Bethge, 12. Aufl., Gütersloh 1983, S. 136. (Diese Notiz müsste später bei der systematischen Bewertung von Anomalien und Glaubensvollmacht noch eingehender bedacht werden, sie gibt m.E. so etwas wie einen hermeneutischen Schlüssel für die theologische Erschließung dieser Thematik vor.)

9. Eine Szene, die im Grunde genommen ein makro-psychokinetisches Phänomen beschreibt, wie es auch aus parapsychologischen Spontanberichten bekannt ist.

10. Heribert Mühlen, Einübung in die christliche Grunderfahrung. Erster Teil: Lehre und Zuspruch, 5. Aufl., Mainz 1978, S. 161ff..

11. Walter Rebell, Alles ist möglich dem, der glaubt - Glaubensvollmacht im frühen Christentum; München 1989, S. 38.

12. Also das, was sich unserem Begreifen zunächst entzieht.

13. Walter J. Hollenweger, Geist und Materie. Interkulturelle Theologie, Bd. 3, 1988, S. 23f., 28.

14. Walter J. Hollenweger, a.a.O., S. 37.

15. Wir wissen, dass der biblische Befund unsicher ist, neben authentischem Material findet sich auch viel Legendarisches. Das erfordert exegetische Vorarbeiten.

16. Im Bereich der Heiligenlegenden finden sich auch zahlreiche Levitationsphänomene, z.B.: "Von den zahlreichen Elevationen des Joseph von Copertino gibt es viele, und zwar auch skeptische Zeugen, die der Sache nicht trauten und die genügend wissenschaftliche Einsicht hatten, um ihre Zweifel zu begründen. Aber gerade vor solchen Zeugen wurde Copertino in beträchtliche Höhen erhoben, und zwar fast regelmäßig während der Feier der Messe." (Ernst Benz: Die Vision. Erfahrungsformen und Bilderwelt, Stuttgart 1969, S. 218) Handelt es sich bei dieser Notiz um reine Legende oder ist das die Wiedergabe eines makro-psychokinetischen Phänomens, dessen Existenz im Lichte der anomalistischen Psychologie durchaus im Rahmen des Möglichen angesiedelt werden kann?

17. ... und wenn, wird nicht dadurch der Glaube gefährdet? Dostojewskij sieht im Wunderglauben sogar den Teufel am Werk: "Es gibt drei Mächte, es sind die einzigen drei Mächte auf Erden, die das Gewissen dieser kraftlosen Empörer zu ihrem Glück auf ewig besiegen und bannen können, - das sind: das Wunder, das Geheimnis und die Autorität. Du (gemeint ist Christus, d. Vfs.) verwarfst das eine wie das andere und auch das dritte, und zeigtest dies deutlich im Beispiel." Zitat aus Fjodor M. Dostojewskij, die Legende vom Großinquisitor, in: Die Brüder Karamasow (übersetzt von E.K. Rahsin).

18. Hier spielen auch vermeintlich theologische Vorbehalte eine Rolle, die solchen Glauben als magisches Denken diskreditieren, was ebenfalls aufgearbeitet werden muss.

19. Z.B. anomale Erscheinungen in der charismatischen Bewegung: Ute Ritz-Müller, Divination im Raum Tengodogo (Burkina Faso), in: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 39, 1997, S. 20-34, oder die Beschäftigung mit brasilianischen Geistheilern auf dem Parapsychologie-Grundlagenseminar in Braunschweig am 13.7.2002 in der St. Jakobi-Gemeinde.

20. Hier haben Versuchspersonen die Aufgabe, den Datenstrom eines Zufallsgenerators allein durch Glaubensanstrengungen in eine zuvor festgelegte Richtung hin zu beeinflussen. Anzahl der Versuche sowie Zeitdauer oder Quantität des Datenstroms sind vor einer Versuchsreihe exakt festgelegt worden. Nach Abschluss der Versuchsreihe werden die Daten mithilfe eines t-Tests oder Chiquadrat-Tests und einem Signifikanztest ausgewertet, letzterer liefert eine Aussage darüber, inwiweit das Versuchsergebnis von der zu erwartenden Gauss'schen Zufallsverteilung abweicht und sich daher nicht mehr auf rein konventionelle Weise erklären lässt.

Neben der aussergewöhnlichen Mensch-Maschine-Interaktion gibt es auch die direkte Beeinflussung von Menschen durch Menschen (DMILS), die ebenfalls ein eigenes Arbeitsfeld darstellt (ein Heilungsgebet gehört z.B. in diese Kategorie). Die hier gefundenen Effekte scheinen die Effektstärke im Bereich der aussergewöhnlichen Mensch-Maschine-Interaktion um ein Vielfaches zu übersteigen, aber es kommt hier ein großer subjektiver Faktor ins Spiel, der die Datengewinnung erschwert. Die aussergewöhnliche Mensch-Maschine-Interaktion hat den Vorteil, dass das Ziel der gedanklichen Beeinflussung eine Maschine ist (meist mit einem angeschlossenen Rechner, der die Daten speichert und die Uniformität der Experimentalsituation sicher stellt), und die Daten aus reinen Zahlen bestehen, die sich mit den üblichen statistischen Verfahren sicher auswerten lassen.

21. Walter von Lucadou, The Model of Pragmatic Information (MPI). European Journal of Parapsychology 11, 1995, S. 58-75.

22. K. Ramakrishna Rao, On the Question of Replication. Journal of Parapsychology 45, 1981, S. 311-320,

Gerd H. Hövelmann, Are Psi Experiments Repeatable? A Conceptual Framework for the Diskussion of Repeatability. European Journal of Parapsychology 5, 1984, S. 285-306,

Helmut Schmidt, Fortschritte und Probleme der Psychokinese-Forschung, in: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 35, 1993, S. 28-40.

23. Walter von Lucadou: Psi-Phänomene - Neue Erkenntnisse der Psychokinese-Forschung, Frankfurt am Main und Leipzig 1997, S. 192-214.

24. Vgl. z.B. Walter von Lucadou, Makroskopische Nichtlokalität, in: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 38, 1996, S. 201-216.

25. Vgl. Walter Schweidler, Zur ontologischen Dimension der Leib-Seele-Problematik, in: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 38, 1996, S. 6-19.

26. Dieser und der folgende Absatz skizziert die Leitgedanken von Vorträge des Grundlagenseminars Parapsychologie, das am 13.7.2002 in der Braunschweiger St. Jakobi-Gemeinde stattfand in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Anomalistik, zusammen. Referenten waren Edgar Wunder, M.A. und Dipl.-Psych. Alexander Schestag, beide Heidelberg.

27. Eberhard Bauer, Gegen den Strom schwimmen. Hundert Jahre parapsychologische Forschung, in: Walter von Lucadou: Psi-Phänomene - Neue Erkenntnisse der Psychokinese-Forschung, Frankfurt am Main und Leipzig 1997, S. 15-44.

28. Piet Hein Hoebens, Die Legitimität des Unglaubens, Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 24, 1982, S. 61-73,

Harvey J. Irving, On paranormal disbelief: The psychology of the sceptic, in: G.K. Zollschan, J.F. Schumaker, G.F. Walsh (Hrsg), Exploring the paranormal: Perspectives on Belief and Experience, Bridport 1989, S. 305-312.

29. Dean I. Radin, Roger D. Nelson, Evidence for Consciousness-Related Anomalies in Random Physical Systems, Foundations of Physics 19,1989, S. 1499-1514.

30. Dean I. Radin, Diane C. Ferrari, Effects of Consciousness on the Fall of Dice: A Meta-Analysis. Journal of Scientific Exploration 5, 1991, S. 61-83.

31. Tony R. Lawrence, Gathering in the Sheep and Goats, in: M.J. Schlitz (Hrsg.), The Parapsychological Association 36th. Annual Convention. Proceeding of Presented Papers, Toronto 1993, S. 75-86.

32. Walter von Lucadou: Psi-Phänomene - Neue Erkenntnisse der Psychokinese-Forschung, Frankfurt am Main und Leipzig 1997, S. 125.

33. Robert G. Jahn and Brenda J. Dunne: On the Quantum Mechanics of Consciousness, with Application to Anomalous Phenomena, Foundations of Physics 16, 1986, S. 721-772.

34. Vgl. Walter von Lucadou: Psi-Phänomene - Neue Erkenntnisse der Psychokinese-Forschung, Frankfurt am Main und Leipzig 1997, S. 75f.,

- Sybo A. Shouten, Macht die Parapsychologie Fortschritte? Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 31, 1989, S. 211-239.

35. Vgl. James Spottiswoode, Apparent Association between Effect Size in Free Response Anomalous Cognition Experiments and Local Sideral Time. Journal of Scientific Exploration 11, 1997, S. 109-122.

- Eckhard Etzold, Solarperiodische und lunarperiodische Einflüsse in Psychokineseversuchen, in: Grenzgebiete der Wissenschaft 49 (2000) 2, S. 149-174,

- ders., Sind die Daten der Fourmilab-Experimente mit der Mondphase korreliert? Ein Replikationsversuch, in: Zeitschrift für Anomalistik, Band 2 (2002), S. 76-79,

- ders., Vollmondeffekte und beobachtererzeugte Realitäten, in: Zeitschrift für Anomalistik, Band 2 (2002), S. 111-112.

36. Vgl. Manfred Josuttis, Segenskräfte. Potentiale einer energetischen Seelsorge, Gütersloh 2000, S. 40ff.. Eine anomalistische Psychologie würde hier bewusst entmythologisieren.

37. Vgl. z.B. Gerd Otto, Predigt als Rede. Über die Wechselwirkung von Homiletik und Rhetorik, Stuttgart 1985.

38. Martin Lambeck, Können Paraphänomene durch die Quantentheorie erklärt werden? in: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 35, 1993, S. 103-116, Walter von Lucadou, Muß die Quantentheorie durch Paraphänomene ergänzt werden? - Bemerkungen zu Professor Lambecks Thesen, S. 117-122, Martin Lambeck, Antwort auf die Replik von Dr. Dr. von Lucadou, S. 123-128.

39. Walter von Lucadou, Lassen sich PK-Impulse lokalisieren? Korrelationen zwischen Persönlichkeitsmerkmalen von Beobachtern und quantenphysikalischen Fluktuationen, in: Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie 35, 1993, S. 41-70.

40. Marcello Truzzi, A Skeptical Look at Paul Kurtz's Analysis of the Scientific Status of Parapsychology, Journal of Parapsychology 44, 1980, S. 35-55.

41. Jessica Utts, Replication and Meta-Analysis in Parapsychology, Statistical Science 6, 1991, S. 363-403.

42. John Palmer, Progressive Skepticism: A Critical Approach to the Psi Controversy. Journal of Parapsychology 50, 1986, S. 29-42,

Edgar Wunder, Wer sind die Skeptiker? Skeptiker 9, 1996, S. 88-98.

43. Thomas Kuhn, Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Frankfurt 1997, darin :Kap. 6, Anomalien und das Auftauchen wissenschaftlicher Entdeckungen.

44. Marcello Truzzi, Zetetic Ruminations on Scepticism and Anomalies in Science, Zetetic Scholar 12/13, 1987, S. 7-20.

© Eckhard Etzold, 10.11.2002

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Impressum, http://bs.cyty.com/menschen/archiv/telemech/, Stand: 6. März 2002, ee