Kirche von unten: Home - Archiv - Geschichte - Vorträge, Beiträge - Cyty - Glaube

[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche


Die Kirchenvorstandswahl März 2006
in der Braunschweiger Landeskirche



Einige Beobachtungen zur prozentualen Wahlbeteiligung der Kirchengemeinden an der Kirchenvorstandswahl 2006

Ein erster Überblick bestätigt die banale Erkenntnis: kleine Gemeinden erzielen eine hohe Wahlbeteiligung, die Stadtgemeinden liegen prozentual mehrheitlich weit hinten.
Unter den ersten hundert Kirchengemeinden befindet sich eine einzige Stadtgemeinde, Nr. 16 Martin Chemnitz in Braunschweig, auf die unter Nr. 103 die Michaelisgemeinde in Helmstedt folgt. Unter den letzten 50 Kirchengemeinden (Nr. 363-413) befindet sich eine Dorfgemeinde (Nr. 374) Wiedelah.
Das könnte zu dem Mißverständnis führen, daß sozusagen von alleine, strukturell vor allem in kleinen Gemeinden hohe Wahlbeteiligungen automatisch erfolgen.
Wenn man hingegen der ersten Spalte der Anzahl der Wahlberechtigten folgt, sind es keineswegs die Kirchengemeinden aufsteigend von der kleinsten Zahl der Wahlberechtigten, sondern es gibt signifikante Ausnahmen.

a) Die ersten 81 dörflichen Kirchengemeinden (Nr. 1- 82, mit Ausnahme der Martin Chemnitzgemeinde), die mehr als die Hälfte aller Wahlberechtigten an die Wahlurne bringen konnten (50,7 % - 77,2 %) , sind unterschiedlich groß: 35 haben 29 bis 149 Wahlberechtigte, sind also sehr kleine Dorfeinheiten, 21 bereits 150 – 199 Wahlberechtigte, sind also keine ganz kleinen Dörfer mehr, 25 sind mit 200 – 454 Wahlberechtigten größere Dörfer.

Es ist die Annahme falsch, daß die kleinsten Kirchengemeinden jeweils auch die höchste Wahlbeteiligung zu vermelden haben. Schon die beiden ersten in der Tabelle genanten Kirchengemeinden, Seinstedt und Westerlinde, gehören der zweiten Kategorie zwischen 150 und 199 an. Unter den ersten neun mit über 70 Prozent Wahlbeteiligung gehören zwar 6 der kleinsten Kategorie an, jedoch ragt Wartjenstedt mit 234 Wahlberechtigten deutlich heraus.

Ich greife die Kirchengemeinden Nr. 2 (Westerlinde), Nr. 5 (Wartjenstedt) und Nr. 12 (Binder) heraus.


Das Wahlergebnis der Gemeinden Westerlinde, Wartjenstedt, Binder und Osterlinde

   

 

 

davon Briefwahl

Kandidaten

Nr.

Gemeinde

Wahlber.

Wähler

Wähler

%

aufgestellt

zu wählen

002

Westerlinde

196

148

20

10,2

7

4

005

Wartjenstedt

234

174

22

9,4

6

4

012

Binder

121

82

16

13,2

6

4

108

Osterlinde

205

98

08

3,9

6

4



In diesen Kirchengemeinden sowie in Osterlinde (108) mit insgesamt 963 Gemeindemitgliedern arbeitet seit acht Jahren das Pastorenehepaar Matthias Bischoff und Christiane Cordes-Bischoff. Sie hat ein Jahr lang auf dieses Ereignis hingearbeitet, beim Epiphaniasempfang der Kirchengemeinde für Vereine und Kommunalvertreter war die Kirchenvorstandswahl wichtiges Thema. Bei den Jahreshauptversammlungen der Dorfvereine haben Pfarrerin und Pfarrer zur Teilnahme bei der Kirchenvorstandswahl eingeladen. Der Sportverein hat auf seiner Homepage dazu aufgefordert. Die Mitglieder der Kirchenvorstände haben nach Möglichkeit die Wahlbenachrichtigungskarten persönlich in den Häusern der Wahlberechtigten zugestellt; noch am Wahltag wurden Säumige zur Teilnahme ermuntert, z.B. eine Familie von Rußlanddeutschen, denen die Bedeutung der Wahl nicht deutlich genug war und auf Einladung hin im Wahllokal erschien. In jedem Dorf stand eine Wahlurne. Es waren insgesamt in der 963 köpfigen Kirchengemeinde 25 Kandidaten aufgeboten. Die Wahl wurde der Dorfgemeinschaft wichtig gemacht und so erschienen mehr als dreiviertel der Wahlberechtigten an der Wahlurne. Bezeichnenderweise ist die Zahl der Briefwähler groß. Dazu wurden die Kranken in den Krankenhäusern besucht.
Das Wahlergebnis ist die Folge einer zielstrebigen, viele Monate anhaltenden Arbeit. Es zeigt zugleich, was in unseren Dorfgemeinden möglich ist und was zu verbessern wäre.
Bei den 25 Kirchengemeinden mit einer Wahlbeteiligung zwischen 60 und 69 Prozent (Nr.10 – Nr. 34) befinden sich insgesamt 10 Kirchengemeinden mit je über 150 Wahlberechtigten. Es geht also nicht gleitend nach der Anzahl der Wahlberechtigten aufwärts. Unter ihnen ragen die Kirchengemeinden Heckenbeck (Nr. 21), Bodenstein (Nr 27) und Ammensen (Nr. 28) heraus.

Bei den 48 Kirchengemeinden zwischen 50,58 % und 59,72 % ( Nr. 35 –82) befinden sich 12 Kirchengemeinden mit über 250 Wahlberechtigten. Das sind bereits etwas größeren Dörfer wie Ammensen (28), Gr. Dahlum (53), Stroit ( (55), Bornum (58), Nauen (60), Kirchberg (62), Naensen (68), Eimen (70), Lengde (73), Räbke (75), Sophienthal (78), Benzingerode (82 ).

Ich greife das Beispiel Ammensen (Nr. 28), Naensen (67) und Stroit (55) heraus. Die drei Dörfer bilden gemeinsam die Kirchengemeinde Naensen mit insgesamt 1.205 Gemeindemitgliedern, insgesamt 1.000 Wahlberechtigten und 560 Wählerinnen und Wählern. In den letzten zehn Jahren haben die dortigen Kirchenvorstände zwei Vakanzen hinter sich. 1997 verließ das Ehepaar Etzold-Mensing die Gemeinde, es folgte der Probedienstler Utz Brunotte, der mit den Kirchenvorständen die Wahl im Jahr 2000 leitete, aber die Gemeinde 2005 verließ, sodaß die Vorbereitung der Kirchenvorstandswahl 2006 vor allem in den Händen der Kirchenvorstände lag. Ab 1.1.2006 ist der Pfr. a.Pr. Ulf Stoischek in die Gemeinde abgeordnet. Die Kirchenvorstände führten in der eineinhalbjährigen Vakanzzeit den Gemeindebetrieb so selbständig wie möglich fort.


Das Wahlergebnis der Gemeinden Ammensem, Stroit und Naensen

 

 

 

 

Wähler

Kandidaten

Nr.

Gemeinde

Einwohner

Wahlbe-

rechtigte

Zahl

%

aufgestellt

zu wählende

wiedergewählt

028

Ammensen

ca. 700

266

164

61,7

7

4

3

056

Stroit

ca. 400

280

154

55,0

7

4

3

068

Naensen

ca. 400

454

242

53,3

7

4

3



Die Kandidatensuche verlief schwieriger als sonst, weil der von der ehrenamtlichen Tätigkeit erschöpfte Kirchenvorstand einen Wechsel wünschte. Es ist beachtlich, daß das gesetzlich vorgeschriebene eineinhalbfache der aufzustellen Kandidaten sogar überschritten wurde. Die hohe Wahlbeteiligung ist nach Angaben von Pfr. Stoischek auch dadurch bedingt, daß die Dörfer zwar unter der allgemeinen strukturell wirtschaftlichen Auszehrung (immer weniger Läden, keine Bank, keine Post) leiden, aber die Bevölkerung zu über 80 Prozent noch evangelisch ist und die Kirche nunmehr neben den dörflichen Vereinen der einzige Identifizierungspunkt für die Einwohnerschaft ist. So ist dann eine Kirchenvorstandswahl, die von den Kirchenvorständen den Gemeindemitgliedern wichtig gemacht wird, auch ein außerkirchlicher Vorgang, eine Art Bekenntnis zur dörflichen Eigenständigkeit. Das ist häufiger zu beobachten und sehr ernst zu nehmen. Es wäre verheerend, wenn nun auch noch die Selbständigkeit der Kirchengemeinde eingeschränkt und etwa „auf das Seelsorgerliche“ dezimiert würde.

Das Gesamtergebnis innerhalb dieser ersten 81 Kirchengemeinden ist auch deshalb bemerkenswert, weil bei 29 von ihnen Beteiligungsverluste zu verzeichnen sind, die sich allerdings von einem sehr hohen Sockel aus vollziehen. Andrerseits liegen bei 23 Kirchengemeinden Steigerungen um mehr als 5 Prozentpunkte vor.

b) Auch die Kirchengemeinden mit Beteiligung von über 40 Prozent liegen weit über dem landeskirchlichen Durchschnitt von 24,25 %. Es sind insgesamt 96 Kirchengemeinden (Nr. 83 – 178).
Davon sind 35 Gemeinden mit 200-399 Wahlberechtigten, 24 Gemeinden mit 400-699 und neun über 700 Wahlberechtigten.
Sie werden mit 49,79 % Wahlbeteiligung angeführt von der Kirchengemeinde Wenzen (Nr. 83), in der seit 33 Jahren der 61jährige Pfr. Winfried Karius amtiert. Wenzen gehört zu den größeren Dörfern mit 701 Wahlberechtigten, das zusammen mit Eimen (Nr. 70. Wahlbeteiligung 53,13 %) und Brunsen (Nr. 59 Wahlbeteiligung 54,31 %) 1.554 Gemeindemitglieder hat. In Wenzen waren 14 Kandidaten aufgestellt für neun zu wählende, in Brunsen sieben für vier zu wählenden und in Eimen sechs für vier zu wählende. Das sind in drei Dörfern mit 1.1554 Gemeindemitgliedern allein 17 Kandidaten, ein enormes, überdurchschnittliches Angebot. Auch Karius achtete wie Kollege Bischoff sehr genau auf die Bedingungen für den Erhalt der vollständigen verwaltungsmäßigen und geistlichen Selbständigkeit der Kirchengemeinden. Da ist es mehr ein Nebenaspekt, daß in Wenzen Karius den Gesangverein dirigiert, der hinwiederum sich selbstverständlich samt Familienangehörigen an der Kirchenvorstandswahl beteiligt.
Im Dorf Eimen ist das Durchschnittalter von bereits geringen 45 Jahren auf sensationelle 37 Jahre gesunken. Zwei jüngere weibliche Kandidaten sind gewählt worden, mit dem unangenehmen Nebeneffekt, daß der bewährte, allerdings unauffällige Karl Heinz Lürig, auch Mitglied der Landessynode, herausgewählt worden ist, aber als Finanzbeamter unentbehrlich für die Mitarbeit im Kirchenvorstand und daher berufen wurde. Diese Unwägbarkeit und zugleich Möglichkeit, gute Leute zu halten, geben der Kirchenvorstandswahl ein Gemisch von Spannung und Förderung. Karius ist nüchtern genug, um gerade auch bei beachtlicher Höhe an Kandidatenangebot und Wahlbeteiligung ein langsames Bröckeln festzustellen. In Brunsen sank die Wahlbeteiligung um 0,41 %P., in Wenzen um 5,07 %P. und in Eimen um 13,77 Prozentpunkte. Gewiß von einem sehr hohen Sockel, aber eben doch.


Das Wahlergebnis der Gemeinden Wenzen, Eimen und Brunsen

 

 

 

Wähler

Kandidaten

Nr.

Gemeinde

Wahlbe-

rechtigte

Zahl

%

aufgestellte

zu wählende

wieder-gewählte

083

Wenzen

701

349

49,79

14

9

6

070

Eimen

288

153

53,13

6

4

2

059

Brunsen

232

126

54,31

7

4

4



In dieser zweiten Gruppe von 96 Kirchengemeinden zwischen 40 und 49 Prozent Wahlbeteiligung befindet sich außer der Michaelisgemeinde in Helmstedt keine weitere städtische Kirchengemeinde.
aber Kirchengemeinden mit über 500 Wahlberechtigten, die für Braunschweiger Verhältnisse bereits zu den größeren Dorfeinheiten gezählt werden können. Es sind folgende 19 Kirchengemeinden, die eine derart hohe Wahlbeteiligung erzielt haben.


Kirchengemeinden von über 500 Wahlberechtigten
und einer Wahlbeteiligung zwischen 40 % und 49 %

Nr.

Gemeinde Propstei

Wahlberechtigte

107

Oppenhausen Bad Gandersheim

542

150

Dettum Schöppenstedt

549

153

Meerdorf Vechelde

555

142

Mechtshausen Seesen

557

123

Hahausen Seesen

565

099

Sehlde Goslar

597

176

Bornum Seesen

633

133

Kaierde Bad Gandersheim

643

152

Heere Goslar

686

162

Völkenrode Vechelde

691

083

Wenzen Bad Gandersheim

701

088

Burgdorf Assel Salzg.-Lebenstedt

732

159

Schapen Königslutter

737

134

Calvörde Vorsfelde

766

091

Lesse Salzg.-Lebenstedt

769

149

Wieda Bad Harzburg

817

094

Immenrode Bad Harzburg

909

166

Parsau Vorsfelde

1.075

157

Gr. Twülpstedt Vorsfelde

1.078



Diese Kirchengemeinden sind verstreut über die ganze Landeskirche, sie gehören zehn Propsteien an. Es gibt also keine regional bedingten Vorzüge.

Ich greife die beiden letzten Kirchengemeinden aus der Propstei Vorsfelde heraus.
In Parsau ( mit den Dörfern Ahnebeck und Bergfeld) amtiert seit 2003 der 46 jähriger Pfarrer Siegfried Neumeier, begeisterter Fußballer. Die Zahl der Gemeindemitglieder ist von 1.408 im Jahre 2000 auf 1.490 gestiegen, die Zahl der Wahlberechtigten hingegen von 1.187 (2000) auf 1.075 gefallen Trotzdem steigt die Zahl der Wählerinnen und Wähler geringfügig von 438 auf 445 und die Zahl der Briefwähler von 28 auf 35. Der Anteil der Jungwähler unter 18 Jahren ist mit 37 Jugendlichen (8,31 %) der größte innerhalb der Propstei (Fußball!).
Ähnlich eindrucksvoll ist das Wahlergebnis in Gr. Twülpstedt mit Papenrode. Dort amtiert seit 1997 der 40jährige Pfr. Kay-Michael Eckardt in der insgesamt 1.535 Gemeindemitglieder großen Gemeinde. Die Zahl der Gemeindemitglieder ist in den letzten sechs Jahren um 100 gesunken. Was nach zwei Dörfern aussieht, sind in Wirklichkeit sechs Dörfer mit sechs Friedhöfen. In jedem Dorfteil stand eine Wahlurne. In Gr. Twülpstedt gehen von 1.078 Wahlberechtigte 462 zu Wahl, davon 13 unter 18 Jahren, 43 machen Briefwahl, insgesamt 505 Leute, die mobilisiert werden. In Papenrode gehen von 187 Wahlberechtigten 89 zur Wahl (Briefwahl: 2).. Also das halbe Dorf ist auf den Beinen. Nicht schlecht!

Dieses Ergebnis der Kirchenvorstandswahl demonstriert das Engagement und die Organisierfähigkeit in den Landgemeinden von verschiedener Größe.
Man wende auf diese Situation die viel benutzten Argumente für eine Zentralisierung der Kirchengemeinden an, also: eine einzige Wahlurne, um die Pfarrer und Kirchenvorstände zu „entlasten“, statt 25 Kandidaten auf vier Wahlscheinen ein einziger Wahlschein usw. Es liegt auf der Hand, daß eine Zentralisierung für das Leben der Kirchengemeinden schädlich wäre.

An dieser Stelle soll auf die beiden Ausnahmen Martin Chemnitz (Nr. 16) in Braunschweig, 66,21 % Wahlbeteiligung und Michaelisgemeinde, Helmstedt (Nr. 103, 48,28 % Wahlbeteiligung) hingewiesen werden. Beide sind Stadtrandgemeinden mit in der ersten Nachkriegszeit gebauten Betonkirchen und einer ursprünglich familienreichen Bevölkerung, auf der die Gemeindepfarrer mit einem kontinuierlichen breiten Angebot an Kinder- und Jugendarbeit eingehen. Pfr Juenke, 53 Jahre alt, ist seit 26 Jahren in der Gemeinde, Pfarrer Meerheimb, 51 Jahre alt, seit 14 Jahren in der Gemeinde tätig.
Beide sind schrumpfende Stadtrandgemeinden. M. Chemnitz hat 1.001 Gemeindemitglieder, Michaelis 1.203 Gemeindemitglieder. Beide Stellen sind auf 50 Prozent gesetzt.
In beiden Gemeinden ist bezeichnenderweise der Anteil der Wähler unter 18 Jahren prozentual sehr hoch, in M. Chemnitz 12 Personen, in Michaelis mit 17 Personen der weitaus höchste Anteil in der Propstei Helmstedt. Dabei macht sich das Konfirmandenferienangebot von Michaelis deutlich bemerkbar. Diese Jugendlichen holen dann wieder ihre Eltern an die Wahlurne.
Ein weiterer Grund für die hohe Wahlbeteiligung liegt m.E. im extrem hohen Anteil der Briefwählerinnen und Briefwähler in beiden Gemeinden.


Die Kirchengemeinden Martin Chemnitz, Braunschweig und Michaelis, Helmstedt

Nr.

Gemeinde

Mitglieder

Wahl-berecht.

Wähler

davon Briefwähler

Anteil Briefwähler

016

Martin Chemnitz

1.001

802

531

232

28,9 %

016

ebendort 2000

1.249

904

661

288

31,9 %

103

Michaelis

1.203

961

454

254

26,4 %

103

ebendort 2000

1.342

989

388

187

18,9 %



Pfr. Juenke hatte sich schon im Wahljahr 2000 und jetzt wieder einen Wahlhelfertrupp zusammengesucht, der die Wahlbenachrichtigungskarten zusammen mit einem Blatt, auf dem die Kandidaten vorgestellt werden, in die Häuser brachte und bei dieser Gelegenheit auf die Möglichkeit der Briefwahl hinwies. Der Antrag für den Wahlschein konnte bei der Gelegenheit gleich ausgefüllt werden und wurde umgehend ins Haus gebracht.
In der Michaelisgemeinde hat Pfr. Meerheimb in zahlreichen Gruppen auf die Möglichkeit zur Briefwahl hingewiesen, z.B. bei Altengruppen und bei Eltern, die am Wahltag verreisen wollen.

c) Bei einem landeskirchlichen Durchschnitt von 24,25 % kann auch die Wahlbeteiligung von über 30 Prozent noch als beispielhaft und als Zielvorgabe für das Wahljahr 2012 bezeichnet werden. Eine Wahlbeteiligung zwischen 30 und 39 Prozent verzeichnen insgesamt 81 Kirchengemeinden. Auch bei diesen 81 Kirchengemeinden zwischen 30 und 39 Prozent fehlen die Städte wie Wolfenbüttel, Goslar, Helmstedt, Königslutter, Salzgitter, Seesen. Es sind jeweils die umliegenden größeren Dörfer mit dieser überdurchschnittlichen Wahlbeteiligung.

d) Es gibt Braunschweiger Kirchengemeinden, die über dem landeskirchlichen Durchschnitt von 24,25 % , jedoch weit über dem städtischen Propsteidurchschnitt von 14,28 % liegen. Es sind dies:


Nr. Gemeinde Mitgl. Wahlb. Wähler Briefw. % Name der Pfr. Alter seit
256 Gartenstadt 956 779 240 29 30,81 Frauke Plümer-Meiners   1997
272 Markus 1.435 1.212 351 39 28,96 H. J. Kopfow 49 1995
274 Hondelage 1.912 1.609 459 76 28,53 Chr. Kohn 47 1995
275 Mascherode 1.709 1.475 420 70 28,47 H. Bartling 55 2003
304 Christuskirche 1.957 1.586 407 61 25,66 J. Borchard 58 1996


Alle fünf Kirchengemeinden haben ihr Eigenleben am Stadtrand, die Gemeinden Auferstehung (Gartenstadt), Markus und Christuskirche in modernen Betonkirchen, Hondelage und Mascherode noch mit Dorfcharakter, aber Fühlern zur Stadt. Alle leiden mit Ausnahme von Markus unter abnehmender Zahl der Wahlberechtigten. Mit Ausnahme von Mascherode sind die Pfarrerin und Pfarrer seit 9 – 11 Jahren dort tätig und haben der Gemeinde durch rege Konfirmanden- und Gruppenarbeit und Musikangeboten ein deutliches Profil gegeben. Sie haben bereits Wahlerfahrung und die Wahl 2000 durchgeführt. Sie sind 46 bis 58 Jahren alt und geben den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Gefühl, daß sie mit dem gewählten Kirchenvorstand nunmehr auf absehbare Zeit zusammenarbeiten wollen und Projekte planen können. Die Wahlbeteiligung hat zugenommen in Markus um 3,10 Prozentpunkte, Christuskirche um 1.06 %P, Hondelage um 0,98 %P., dagegen in Mascherode um 8 %P abgenommen, in der Gartenstadt um 1,68 %P. In Mascherode hat ein Pfarrerwechsel von dem seinerzeit beliebten, sehr lange dort tätigen Pfr. Brüdern stattgefunden.
Dieses Wahlergebnis ist ein interessantes Indiz dafür, daß die Innenstadtkirchen von den lebendigen Randgemeinden durch Austausch profitieren könnten.

Trotz aller Mobilisierung ist eine hohe Wahlbeteiligung nicht erzwingbar. Desinteresse an der aktuellen kirchlichen Arbeit und langjährige Abkehr von kirchlichen Traditionen sind durch eine Kirchenvorstandswahl kaum überwindbar.



Fazit

1. In unserer Landeskirche haben insgesamt 257 Kirchengemeinden mit einem überdurchschnittlichen Beteiligungsergebnis von über 30 % gewählt. Sie liegen auf dem Lande. Das sagt mehr aus als die niedrigere Durchschnittsziffer.

2. In den Landgemeinden unterschiedlicher Größe herrscht eine große Bereitschaft zur selbstverantwortlichen Mitarbeit, die durch die Belassung pastoraler, finanzieller und organisatorischer Funktionen gestärkt werden sollte.

3. In Stadt und Landgemeinden hat die Aufstellung zahlreicher Kandidaten, eine persönliche Zustellung der Wahlbenachrichtigungskarte, das gleichzeitige Angebot einer Briefwahl, die bei dieser Gelegenheit überbrachte schriftliche Information über die Kandidaten, die Einbeziehung üblicherweise kirchenfremder Gruppen wie Ortsvereine, die Mobilisierung der sich zur Kirche zugehörig fühlenden Gruppen zu weit überdurchschnittlichen Wahlergebnissen geführt.

4. Hohe Wahlbeteiligungsergebnisse sollten sich in der Pfarrstellenbewertung niederschlagen.

5. Eine Zielvorgabe von 30 Prozent Wahlbeteiligung für das Wahljahr 2012 ist denkbar.




[Zurück] [Glaube] [Helfen]
Impressum und Datenschutzerklärung  http://bs.cyty.com/aktuell/prozentual3.htm, Stand: April 2006, dk