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[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

(Download des Textes als pdf hier)


Über die Jahreslosung 2014

von Dietrich Kuessner



Die Jahreslosung ist der Anfang des Verses 28 aus Psalm 73:
„Das ist meine Freude, das ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf den Herrn, dass ich verkündige all dein Tun.“ Das ist die Lutherübersetzung.

Leider verwendet die Kirche die Übersetzung der Einheitsausgabe:
„Gott nahe zu sein, ist mein Glück.“

Wie kommt es zu diesem völlig unterschiedlichen Wortlaut?
Der hebräische Urtext ist nicht eindeutig überliefert. Er ist, sagen die Forscher, „verdorben.“ Er ist daher für „Ergänzungen“ offen.

Von einem „Nahe sein“ bei Gott, steht im Text nichts. Ein hebräisches Wort für „Nähe Gottes“ gibt es nicht. Höchstens von einem „nahe kommen“. Dabei könnte man sich vielleicht sogar streiten, ob es „das nahe Kommen“ des Menschen zu Gott oder Gottes zu den Menschen ist. Und von „Glück“ ist schon gar nicht die Rede. Die beiden hebräischen Wort (li tob) heißen wörtlich „mir gut“. Luther macht daraus genial: „Das ist meine Freude!“

Der vorgeschlagene Text passt verführerisch zur Kuschel-Religiösität unserer Tage.

Leider ist er obendrein amputiert. Die Aufgabe, die mit dem nahe Kommen verbunden ist, nämlich: dass ich verkündige all dein Tun, ist fortgelassen.

Der vorgeschlagene Wortlaut widerspricht auch uns bekannten Erzählungen der Bibel:
Als Mose im brennenden Dornbusch Gott sah, rief ihm Gott zu: „Tritt nicht herzu!“ Also Gott bloß nicht zu nahe kommen.
Als Jesaja Gott im Tempel sah, rief er: „Weh mir ich vergehe!“ Gottes Nähe ist gefährlich.
Als drei Jünger Jesus auf den Berg folgten, aus einer Wolke Gottes Stimme hörten und drei Hütten dort bauen wollten, um sich in der Nähe Gottes häuslich niederzulassen, verschwand die Wolke. Gott entzog seine Gegenwart der Nähe der Jünger.

Also bitte keine Kuschel-Religiösität „Hach, bin ich glücklich bei Gott zu sein“, sondern zurück zum Luthertext.
„Das ist meine Freude, das ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf den Herrn, dass ich verkündige all dein Tun.“
Wobei die Betonung, wie so oft, auf dem Schluss liegt: Gottes Tun verkündigen. Kleine Beobachtung am Rande: es müßte heißen: das ist meine Freude...dass ich verkündige all sein Tun. Die allgemeine Feststellung das ist meine Freude mündet am Ende in eine direkte Anrede: all dein Tun. Das „Sich an Gott halten“ erweist sich in der Anrede, im Gespräch mit Gott. So nah will uns Gott bleiben im neuen Jahr, allerhand!

Ein entspanntes Weihnachtsfest und ein gelingendes neues Jahr 2014
wünscht
Dietrich Kuessner




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Impressum und Datenschutzerklärung  http://bs.cyty.com/kirche-von-unten/Comments/Losung2014.htm, Stand: Januar 2014, dk