Kirche von unten:
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Die Notwendigkeit der Revision des EKG
Auf der Schlusskundgebung im Niedersachsenstadion wurde das Calypso-Vaterunser gesungen. Die ?Vorw?rtsrevision? von Mahrenholz und S?hngen Mahrenholz und S?hngen begegneten als Vorsitzende des Verbandes ev. Kirchench?re der Kritik am EKG mit einem Schreiben vom 15.12.1967 an alle Landesverb?nde der Kirchench?re, in dem 49 Textver?nderungen am EKG ?freigegeben? wurden. Nun sollte es ?berall nicht mehr ?heint? sondern ?heut?, nicht mehr ?schleu?? sondern ?schlie?? hei?en, ?Jesus? und ?Christus? wurde nur noch im Nominativ gebraucht, also statt Jesu nun Jesus und statt Christo nun Christus. Auch vereinzelte sprachliche Verbesserungen wurden vorgenommen: Tersteegen hatte gedichtet: ?Was ich mehr/ als dich begehr/ mein Vergn?gen in dir hindert/ meinen Frieden mindert? (EKG 270,3). Statt ?Vergn?gen? sollte es nun ?Freude? hei?en (Registratur Nr. 2340). Diese k?mmerlichen Vorschl?ge wurden mit dem martialischen Titel ?Vorw?rtsrevision? versehen. Mahrenholz wollte wohl den Eindruck erwecken, da? eine ?Revision? des EKG im Gange w?re und bei den von ihm geleiteten Kirchenchorverband im guten H?nden l?ge. Das Schreiben hatte allerdings die ungewollte Wirkung, da? nun einige Landeskirchen ihre Gesangb?cher nicht nur mit diesen, sondern mit zahlreichen anderen Textrevisionen drucken lie?en. Im Laufe der Zeit erschienen f?nf verschiedene EKG- Fassungen. Zwischen 1971 und 1973 erschienen au?erdem allein in acht Landeskirchen verschiedene Beihefte meist mit flotten, neuen, auf den Kirchentagen ersungenen Liedern. So auch in der Hannoverschen, Braunschweigischen und Oldenburgischen Landeskirche. Es ist ziemlich einzigartig, dass schon f?nf Jahre nach dem Kirchentagsliederheft 1967 aus der Hannoverschen Landeskirche ein neues Liederheft, n?mlich das sog. Beiheft 72 zum EKG erschien. Die Landeskirche hatte 1968 das Beiheft beschlossen, mit dessen Auswahl die Landeskirche sichtlich aus dem hymnologischen Schatten von OLKR i.R. Mahrenholz heraustrat. Das Heft hatte 51 Lieder. 13 Lieder wurden aus dem Kirchentagsliederheft 1967 ?bernommen und au?erdem die l?ngst f?lligen Klepper-Lieder ?Er weckt mich alle Morgen? (915) und ?Du Kind zu dieser heiligen Zeit? (Nr. 911), das R.A. Schr?der-Lied ?Es mag sein, dass alles f?llt? (917), von Bonhoeffer ?Von guten M?chten? (Nr. 942), sowie die flotten, als ?Schlager? verschrieenen ?Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt? (913), ?Komm sag es allen weiter? (933), ?Weil Gott in tiefster Nacht erschienen? (Nr. 943). Wie die Tabelle ausweist, war das eine weitsichtige Auswahl, die auch schon fr?her h?tte getroffen werden k?nnen, denn zehn neue Lieder sind dann in das Evangelische Gesangbuch aufgenommen worden.
Ein weiterer kr?ftiger Ansto? zur Revision kam von der Arbeitsgemeinschaft f?r ?kumenisches Liedgut, die 1973 ein Liederheft f?r ?kumenische Gottesdienste herausgab, dazu zahlreiche Lieder aus dem EKG ?bernahm, aber zu diesem Zweck vorher textlich durcharbeitete. Vorher hatte das Bistum Hildesheim ein kr?ftiges ?kumenisches Signal gegeben. Anfang 1969 erschien das canta bona. Der Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Jansen schrieb im Vorwort, man habe ?in einer Zeit gro?er Ver?nderungen in Liturgie und Fr?mmigkeit? nicht l?nger warten k?nnen, zumal das alte canta bona ?den Erfordernissen eines erneuerten Gottesdienstes nicht gerecht werden? k?nnte. Zu den 286 Chor?len im Liedteil geh?rten 46 Lieder, die fest im evangelischen Gottesdienst verwurzelt sind, Lieder von Paul Gerhardt, Martin Luther, Friedrich Spitta, sogar von Jochen Klepper. Es waren Lieder aus jeder Kirchenjahreszeit und Tageszeit. Die meisten dieser Lieder waren um mehrere Strophen gek?rzt, und auch textlich teilweise ?berarbeitet. Aber es war nun kein Problem mehr, einen gemeinsamen Liedergottesdienst aus dem neuen katholischen Gesangbuch zu veranstalten. Diese enorme Offenheit gegen?ber der Fr?mmigkeit ?der anderen Seite? zeichnete auch die br?derliche Gemeinschaft des damaligen Wolfenb?ttler Bischofs Gerhard Heintze und des Hildesheimer Bischofs Heinrich Maria Jansen aus. Der Ruf nach einer Reform war un?berh?rbar geworden und Mahrenholz wollte dieser Bewegung als gewiefter Taktiker die Spitze nehmen, indem er sich zum Schein an die Spitze der Reformbewegung stellte. Diese Legende ist dann auch in den folgenden Darstellungen der Entstehungsgeschichte des EG verbreitet worden. Mahrenholz und S?hngen schrieben am 14.2.1973 einen vertraulichen Brief an die Kirchenleitungen und empfahlen, die 1967 begonnene, sehr vorsichtige Textrevision, die diesen Namen eigentlich gar nicht verdiente, in einer 2. Phase der vorsichtigen Textrevision fortzusetzen, warnten zugleich aber davor, vollst?ndige Strophen zu streichen. Das k?nnte sp?ter geschehen. Mahrenholz verteidigte ausdr?cklich die antiquierte Sprache des EKG. Da? ?schon jetzt? nach zwanzig Jahren ein neuer Text gefordert w?rde, l?ge an dem ?sp?rbaren Wandel im Wortverst?ndnis, im Ausdruck und in der Wortwahl unserer Sprache, der im letzten Jahrzehnt eingetreten ist und uns manchen im EKG vorkommenden Text, der noch vor einem Jahrzehnt unbeanstandet gesungen wurde, als antiquiert oder gar anst??ig empfinden l??t.? Das EKG sollte in seiner Gliederung und seinem Liedbestand erhalten bleiben (LKA Registratur 2340). Mahrenholz befand sich in einem grundlegenden Irrtum. Schon 1949/50 war das EKG ein durch und durch restauratives Buch. Gerade diese Antiquiertheit des Gesangbuches hatte zu verst?ndlichen, allseitigen Protesten herausgefordert, die Mahrenholz und S?hngen allerdings hartn?ckig ignoriert hatten. Dazu kam seine wenig gemeindenahe Entstehungsgeschichte. Nun r?hrten sich die Kirchengemeinden, aufgeweckt auch durch die 68iger Bewegung und durch die politischen Nachtgebete. Aus diesem Evangelischen Kirchengesangbuch wollten immer gr??er werdende Gemeindeteile nicht mehr singen. Das EKG war gescheitert. Mahrenholz und S?hngen k?ndigten in diesem Schreiben ihren R?cktritt aus Altersgr?nden an. Die Zeiten hatten sich tats?chlich ver?ndert. Gesellschaftliche Str?mungen machten sich in jener Zeit in den Kirchen der BRD und der DDR bemerkbar. Da? sich ?unter den Talaren Muff von tausend Jahren? bef?nde, galt zwar zun?chst den Talaren der Hochschulprofessoren, aber eine Erinnerung an das sonnt?gliche Bekleidungsst?ck jedes Pfarrers schwang da mit. Die Erfahrung des wachsenden S?kularismus war den Kirchen in beiden Teilen Deutschlands gemeinsam, die Kirche wurde in ihrer Minderheitenposition als ?wanderndes Gottesvolk? verstanden. Der ?Gott ist tot?-Bewegung der 60iger Jahre begegneten Wellen einer charismatischen Bewegung. Der vom 2. Vatikanischen Konzil ausgehende ?kumenische Aufbruch bewirkte, da? im neuen katholischen Gesangbuch ?Gotteslob? (1974) 56 Liedtexte des EKG aufgenommen worden waren. Der Verband ev. Kirchench?re lie? sich nun vom Rat der EKD nach einem Gespr?ch am 13.9.1974 einen Auftrag zur Revision des Gesangbuches erteilen. Die Revision sollte ein kontinuierlicher Proze? sein, der Verband ev. Kirchench?re die Revisionsarbeit in enger Kooperation mit den Landeskirchen ?bernehmen, und es sollten folgende Revisionsgrunds?tze gelten: Respekt vor dem Gegebenen, Verst?ndnis f?r den heutigen Menschen, Sachgem??heit der theologischen Aussage (LKA Registratur 2340). Neue Lieder f?r den Unterricht in Kirche und Schule 1974 In diesem Jahr 1974 brachte das Katechetische Amt der Landeskirche unter Leitung von Pfr. Hartmut Padel und Mitarbeit von Paul Otto Gutmann ein Heft mit ?40 Neuen Liedern f?r den Unterricht in Kirche und Schule? heraus. Es gibt einen ?berblick ?ber den damaligen Stand des beliebten Liedgutes in unserer Landeskirche. Das neue Lied verbreitete sich ?ber die Jugend- und Kinderarbeit. Ich z?hle ca. zw?lf Lieder, die ausgesprochen f?r den Kindergottesdienst gedacht waren wie die biblischen Erz?hllieder ?Jesus zieht in Jerusalem ein?, ?Zu Ostern in Jerusalem?, ?Der Sohn zog stolz und reich davon? und als Eingangslied zum Kindergottesdienst von Kurt Rommel ?Du hast uns Herr gerufen?. Es waren acht Lieder aus ?111 Kinderlieder zur Bibel? aus dem Ernst Kaufmann Verlag. Diese Kinderlieder waren weit weg von ?Weil ich Jesu Sch?flein bin?-Romantik, sondern begannen fr?h mit sozialem Lernen. ?Schwarze, Wei?e, Gelbe, Rote Gott hat sie alle lieb?. Aber auch: ?Eltern, Kinder, Lehrer, Sch?ler... Gott macht keine Unterschiede. Gott ist Liebe, Gott gibt Frieden, Gott hat uns lieb?. Kurt Rommel, von dem das Lied stammt, ist allein mit 12 weiteren Liedern vertreten. Zu den Konfirmandenliedern geh?rten dem Gospel nachempfunden ?H?rt wen Jesus gl?cklich preist.. Dem der Gott nichts bieten kann, bietet Gott die Freundschaft an Halleluja?, ?We shall overcome?, das ?Calypso-Vaterunser?, und das schlagerm??ige ?Herr hat dich der nur recht verstanden, der sagt hier sei ein Jammertal? Wenn andre auch kaum Freude fanden, mir ist mein Leben nicht zur Qual? von Friedrich Eberle. Dem traditionellen Bild von einer Kirche, die vor allem Schuldgef?hle, S?nde und Jammer verbreite und einem die Sch?nheiten des Lebens nicht g?nne, will Eberle entgegenwirken, denn ?ich habe aus deiner Hand/ so vieles Lichte schon empfangen/ das rechts und links am Weg ich fand?. Es sind insgesamt wohl dreizehn Lieder f?r den Konfirmanden ? und Religionsunterricht. Mit ?Danke? und ?Gott liebt diese Welt? waren Lieder aufgenommen, die in einem Familiengottesdienst auch von Erwachsenen bald mitgesungen werden konnten. Zw?lf Lieder sind 20 Jahre sp?ter in das Evangelische Gesangbuch (EG) aufgenommen: EG 554 ?Am hellen Tag kam Jesu Geist?, EG 555 ?Zu Ostern in Jerusalem?, EG 334 ?Danke?, EG 168 ?Du hast uns Herr gerufen?, EG 425 Gib uns Frieden?, EG 409 ?Gott liebt diese Welt?, EG 419 ?Hilf Herr meines Lebens?, EG 209 ?Ich m?cht?, dass einer mit mir geht?, EG 314 ? Jesus zieht in Jerusalem ein?, EG 225 ?Kommt sagt es allen Leuten?, EG 188 ?Vaterunser?, EG 616 ?We shall overcome?, EG 555 ?Zu Ostern in Jerusalem?. Hans Martin Gutmann produzierte eine Aufnahme der Lieder, die sich besonders in Lehrerkreisen rasch verbreitete. So wurde das Katechetische Amt zum Vorreiter f?r die Auswahl der Lieder zum EG. Statt Revision ein neues Gesangbuch 1978 Der Verband ev. Kirchench?re versandte im M?rz 1978 eine Liste mit 82 textlich revidierten Liedern, bat die Landeskirchen um eine Stellungnahme und lud zu einem Gespr?ch im September 1978 ein. Das Echo auf diese Textrevision war vernichtend. Der Referent im Lutherischen Kirchenamt OKR Albert Mauder schrieb: ?Die Notwendigkeit einer Revision des Evangelischen Kirchengesangbuches steht au?er Zweifel. Von Anfang an war dieses Gesangbuch der Kritik ausgesetzt vor allen Dingen deshalb, weil es zu sehr im Historismus verblieben war. Liedtexte mu?ten in zahlreichen F?llen durch Fu?noten erkl?rt werden Im Lauf der Zeit stellte sich au?erdem heraus, da? eine Reihe notwendiger Inhalte nur sp?rlich oder gar nicht vertreten waren: Not der Welt, Dienst an der Welt, Sch?pfungslob, ?kumene der Christen, Koinonia und Br?derlichkeit, Taufged?chtnis, Tauflob, eucharistische Dimension des Abendmahls usw...? (Schreiben vom 12.4.1978 LKA Registratur 2340). Mauder vermutete zu recht, da? der Vorschlag der Revision an 82 Liedern einen gr?ndlichen Neuanfang verhindern sollte und pl?dierte f?r v?llige Ablehnung des Vorschlages des Verbandes ev. Kirchench?re. Auch andere Landeskirchen lehnten den Vorschlag ab, teils weil er als zu radikal teils weil er als zu wenig radikal empfunden wurde. Obwohl sich Superintendent Hans Christian Dr?mann, L?neburg und der Hamburger Hauptpastor Otto Brodde als Nachfolger von Mahrenholz/S?hngen ausdr?cklich hinter die Forderung von Mahrenholz stellten, am EKG keine ?nderungen au?er der vorsichtigen Textrevision vorzunehmen, wurde beim Treffen aller landeskirchlichen Vertreter im September 1978 in Berlin beschlossen, ein neues, v?llig revidiertes Gesangbuch zu schaffen. Es gelte ?berhaupt erst mal wieder einen einheitlichen Text herzustellen, denn ?von Einheit im EKG Singen kann derzeit nicht die Rede sein. So gilt es also, einen einheitlichen Text wiederherzustellen? (Schreiben vom 15.3.1978 an alle Kirchenleitungen LKA Registratur 2340). An diesem Treffen nahmen von der Landeskirche OLKR Henje Becker und LKMD Karl Heinrich B?chsel teil.Im Dezember 1978 fa?te die Kirchenkonferenz der EKD gegen anf?ngliche Bedenken der bayrischen Landeskirche den Beschlu?, ein neues Gesangbuch zu entwerfen und bat den Rat der EKD, dazu einen SonderAusschuss auf EKD-Ebene einzuberufen (Niederschrift der Sitzung in LKA Registratur 2340). Der Bund der ev. Kirchen in der DDR berief ebenfalls einen Ausschuss ein. Das westdeutsche Gremium tagte regelm??ig in der DDR. Auf der konstituierenden Sitzung am 15.11.1979 wurde Superintendent Dr?mann, Bockenem, zum Vorsitzenden gew?hlt. Als Pfarrer Frieder Schulz fragte, ob das neue Gesangbuch ein v?llig neuer Entwurf oder eine Revision des bestehenden EKG sein solle, wurde ihm erwidert: ?Die Frage ist noch v?llig offen und mu? erst noch diskutiert werden? (LKA Registratur 1535). Den folgenden Proze? erlebten die kirchenmusikalischen S?ulen des EKG nicht mehr mit. Christhard Mahrenholz starb im Alter von 80 Jahren im M?rz 1980 in Hannover, Oskar S?hngen 83-j?hrig im August 1983. Beide waren Jahrgang 1900, beide anerkannte und gesch?tzte fachkundige Hymnologen, beide im Dritten Reich Oberkirchenrat bzw. Oberkonsistorialrat geworden und hatten nach 1945 eine beherrschende Stellung in den Kirchen?mtern. Otto Brodde, einer ihrer Nachfolger, starb 72j?hrig 1982. Es entstand ein 12 Jahre andauernder Konsultationsproze? der Landeskirchen. Die Landeskirche entsandte in das EKD-Gremium Landeskirchenmusikdirektor Karl Heinrich B?chsel, der dieses Amt 1984 nach seiner Emeritierung an Propsteikantor Klaus Dieter Kern ?bergab. Es gab in der Braunschweiger Landeskirche aber auch warnende Stimmen. Die Pfarrer des S?d-West Bezirkes der Propstei Braunschweig bef?rchteten, da? in Verbindung mit dem neuen Lektionar auch ein neues Gesangbuch eingef?hrt werden k?nnte. ?Wir halten f?r unbedingt notwendig, da? um unserer Gemeinden willen am Stammteil des EKG festgehalten wird.? Auch eine stillschweigende ?nderung von Liedtexten, modernisierend oder historisierend, w?re gegen?ber den Gemeinden verwirrend, schrieben sie (Schreiben vom 20.11.1978 in LKA Registratur 1535). Die Grunds?tze f?r ein neues Gesangbuch Zun?chst wurden 1980 die Grunds?tze f?r ein neues Gesangbuch erarbeitet und den Landeskirchen zur Stellungnahme zugeschickt. Es war ein umfangreiches 24 Seiten starkes Papier, das die verschiedenen allgemeinen Aspekte f?r die Erarbeitung des Gesangbuches, seine Themen, Gliederung, Singformen und Melodien erl?uterte (Rundschreiben an die Kirchenleitung vom 13.6.1980 in: LKA Registratur 1716). Es sollten also die bisherigen von Mahrenholz aufgestellten Kriterien nicht mehr ohne weiteres gelten. Das neue Gesangbuch sollte eine Vielfalt des Gotteslobes und die M?glichkeit zum Mittun und Mitfeiern der Beteiligten bieten (1), als Gottesdienstbuch sollte es dem gottesdienstlichen Singen dienen und eine Art von ?Laienagende? sein (2), ein Gebrauchsbuch f?r den Alltag (3), auch f?r Kinder- und Jugendarbeit praktikabel sein (4), einen Austausch von unterschiedlichen Glaubenserfahrungen und Fr?mmigkeitsformen zulassen (5), biblisch und gemeindegem?? sein (6) und einen Zusammenhang mit der allgemeinen Literatur- und Musikgeschichte bilden (7). Der Vorsitzende des westdeutschen Gesangbuchausschusses Superintendent Hans Christian Dr?mann ver?ffentlichte die Grunds?tze, um m?glichst fr?h eine breite Beteiligung der interessierten kirchlichen Kreise zu erreichen (MuK 1980 S. 166 f). Das Idealbild einer Kirche in der familiaritas des Klosters Amelungsborn blieb zwar f?r die dort nachfolgenden ?bte auf der Ebene der Landessuperintendenten noch erhalten, hatte aber keine Signalwirkung mehr. Damit war der enge lutherische Rahmen des EKG aufgebrochen. Mit dem Wort ?Vielfalt? nahmen die Grunds?tze das in der Kirche viel geschm?hte Wort ?Pluralismus? auf. Den Bef?rwortern eines Pluralismus in Fragen der Theologie, der Gottesdienstformen, des kirchlichen Handelns wurde seinerzeit das Stichwort ?Bekenntnis? entgegengeschleudert, an dem festzuhalten und nicht zu r?tteln w?re. Das Wort ?Bekenntnis? kommt in den Grunds?tzen ?berhaupt nicht vor. Das Wort von der ?Laienagende? sollte die tragende Rolle der singenden Gemeinde hervorheben. Das EKG hatte die R?ckkehr zu einer hymnologisch gut abgesicherten Amts- und Pastorenkirche bedeutet. Das neue Gesangbuch setzte den Akzent nicht auf Amt und am Altar handelnden Liturgen, sondern ?bergab der Gemeinde die Mitverantwortung f?r die Verk?ndigung. Das alte Gesangbuch war ein Kirchengesangbuch. Das neue sollte ein Evangelisches Gesangbuch auch f?r den Alltag sein, m?glichst auch nicht in schwarze oder dunkle Pappe verh?llt sondern farbig wie der Alltag nun war; ein Alltag mit Kindern und Jugendlichen abseits des gottesdienstlichen Kirchenraumes. Die weite Welt war bisher in der Kirche als Missionsgegenstand behandelt worden. Nun sollte das Gesangbuch einen Austausch gleichberechtigter jedoch v?llig anderer Glaubens- und Fr?mmigkeitsformen erm?glichen. Kurz nach der dauerhaften Besetzung des besiegten Deutschlands 1945 wurden Jazz und Spiritual als ?Negermusik? abgetan und waren in einem der Reformation vorbehaltenen Gottesdienstraum v?llig undenkbar. Die Gemeinden in Amerika und Afrika wurden hier bekannt und ihre fremdartige bewegliche Fr?mmigkeit zuerst bestaunt und dann aufgegriffen. Die ?kumene war vor 1950 auf wenige Fachtheologen beschr?nkt, nun drangen die Versammlungen des ?kumenischen Rates der Kirchen und des Lutherischen Weltbundes auch in die westdeutsche kirchliche ?ffentlichkeit und erregten neues Nachdenken, Anregungen und auch viel kritisiertes ?rgernis. Diese andere Welt sollte im Gesangbuch gastlich aufgenommen werden. ?ber das immer wieder geforderte Kriterium der Gemeindegem??heit hatte Mahrenholz noch gespottet, nun wurde es sanktioniert. Immer waren die Gesangb?cher auch eine Art Anthologie der Literatur ? und Musikgeschichte. Aber dieser Anspruch rieb sich mit dem der Gemeindegem??heit, die weniger nach literarischer Qualit?t fragte, sondern nach einer Vertiefung pers?nlicher und gemeinschaftlicher Fr?mmigkeit. Dem Vorsitzenden Dr?mann, der bei Mahrenholz promoviert hatte, war klar, da? diese Grunds?tze sich gr?ndlich von denen unterschieden, nach denen das EKG gestaltet worden war. Daher f?gte er am Ende seines Aufsatzes auch als Alternative zu einem Gesangbuch eine revidierte und erweiterte Fassung des EKG an. Es w?re denkbar ?da? es auch in weiteren Grundsatzfragen dem EKG folgt? (S. 175). Das sollten die Antworten der befragten Landeskirchen ergeben. Die landeskirchliche Reaktion auf die Grunds?tze ?ber diese Grunds?tze beriet am 18. Dezember 1980 der landessynodale GemeindeAusschuss unter dem Vorsitz von Propst Erich Warmers. Landeskirchenmusikdirektor Karl Heinrich B?chsel, der dem EKD Ausschuss angeh?rte, der die Grunds?tze erarbeitet hatte, berichtete von der Arbeit am EG. Der Ausschuss beschlo?, da? ?kumenische Lieder und Lieder zur Haushalterschaft ber?cksichtigt werden sollten. Damit waren zwei f?r die kirchliche Arbeit von Propst Warmers typische Bereiche aufgenommen. Au?erdem sprach sich der Ausschuss f?r den Namen Evangelisches Kirchengesangbuch aus, blieb aber mit dieser Ansicht am Ende in der Minderheit (in: LKA Registratur 2340). F?r die Bearbeitung liturgischer Fragen hatte sich in der Landeskirche seit l?ngerem eine Regionalgruppe der Lutherischen Liturgischen Konferenz Niedersachsens unter der Leitung von Propst Hans J?rgen Kalberlah gebildet, dem Frau Pastorin Gertrud B?ttger-Bolte und die Pfarrer Geert Beyer, Heinrich Denecke, Heinz Fischer, Dietrich Kuessner und Manfred Meitzner angeh?rten. Im Dezember 1980 wurde au?erdem die seinerzeit von OLKR Rudolf Brinckmeier 1965 begr?ndete und inzwischen eingeschlafene Agendenkommission vom Landeskirchenamt wieder belebt und in sie Pastorin B?ttger-Bolte, Landeskirchen-musikdirektor Karl Heinrich B?chsel, Kantorin Bianca Riese und der Kirchenmusikdirektor Friedrich Peter-Isenb?rger, Propst Hans J?rgen Kalberlah, Propst E.B. M?ller und die Pfarrer Fischer und Kuessner berufen. (LKA Registratur 2554). F?r G. B?ttger-Bolte und E.B.M?ller kamen die Pfarrer Geert Beyer und Manfred Meitzner in den Ausschuss und f?r B?chsel Dieter Kroecker (Landeskirchliches Amtsblatt 1982 S. 78). Die Kirchenleitung der VELKD ?u?erte sich am 27.3.1981 progressiv zu den Grunds?tzen. Sie bef?rwortete die Erhaltung und Pflege des ?berkommenen Liedgutes, die notwendige Anpassung an Sprache und Stil der Gegenwart, einen Ausgleich ?der Einseitigkeiten, mit denen das EKG belastet ist, besonders hinsichtlich der Lieder des 19. Jahrhunderts? und eine ?ffnung f?r neues Liedgut. Ein landeskirchlicher Feldversuch ?ber die am meisten gesungenen Lieder Um die H?ufigkeit des sonnt?glichen Singens von EKG-Liedern in den Kirchengemeinden zu erkunden, beteiligte sich die Landeskirche an einer Art Feldversuch, die von der EKD in allen Landeskirchen veranstaltet wurde. In 20 Gemeinden in Braunschweig Stadt und Land wurden vom 6.6.1982 bis 28.5.1983 eine Aktion ?Gesangbuchstrichliste? durchgef?hrt, in der die gesungenen Lieder aufgef?hrt wurden. Das Ergebnis, das nicht repr?sentativ f?r die Landeskirche ist, brachte doch interessante Hinweise. Es waren folgende Kirchengemeinden an der Aktion vom 6.6.1982 ? 28.5.1983 beteiligt: Bad Gandersheim (Pf. Helmke), Bad Harzburg (Pf. Klug), Vienenburg (Pf. Brinkmann), St Jakobi, Braunschweig (Pf. Lampe), St. Magni, Braunschweig (Pf. Fay), Heidberg, Braunschweig (Pf. Lang), Weststadt, Braunschweig (Pf. Apitz), St. Stephani, Goslar (Pf. Wiesjahn), Sehlde (Pf. Specovius), Hoiersdorf (P. Deuter), Erkerode (P. Steinhoff), Waggum (Pf. Gerkrath), Gebhardshagen (Pf. Behrens), St. Markus, Lebenstedt (Pf. Fischer), Dettum (Pf. Schmidt), Bornhausen (Pf. Kolkmann), Volkersheim (Pf. Dr.Schade), Wendeburg (Pf. Pfingsten), St. Johannis, Wolfenb?ttel (Pf. P. Schuseil), St. Johannes, Vorsfelde (Pf. Dr. Goeze) (siehe Registratur 1535 und 2340). Bei diesem Versuch sollten die Pfarrer alle Lieder auff?hren, die ohne einen Organisten gesungen worden sind, und die Organisten f?hrten eine weitere Liste von den Liedern, die sie mit der Orgel begleitet haben, nicht nur im Gottesdienst sondern auch bei Taufe und Beerdigungen und anderen Anl?ssen. Die ausgesuchten Gemeinden waren keine besonderen Richtungsgemeinden mit einem ein spezielles Liedgut bevorzugenden theologischen Profil wie z. B. Br?dern in Braunschweig (mehr traditionell) oder Offleben (mehr reformerisch). Sie repr?sentierten die durchschnittliche Liedauswahl in den Gottesdiensten. Trotzdem ist die Basis f?r ein generelles Urteil zu schmal, aber das Ergebnis gibt doch Hinweise. So ist es auch von der EKD verstanden worden. 110 Lieder des EKG waren in den 20 Kirchengemeinden ?berhaupt nicht oder nur bis zu drei mal gesungen worden. Es waren Lieder durch alle Sparten, angefangen vom Kirchenjahr. Das ist der viel zitierte ?Gesangbuchm?ll?, den das EKG produzierte und mitschleppte. Die Gesangbuchaussch?sse verstanden daher ihre Arbeit zun?chst richtig darin, diese selten oder gar nicht gesungenen Lieder auf Grund der Erhebung herauszufiltern. Das soll am Beispiel der Morgenlieder verdeutlicht werden. Von den 18 EKG Morgenliedern haben sich in den 20 Gemeinden nur sechs, die 65 bis 37 mal gesungen wurden, durchgesetzt. (Siehe die ersten sechs Morgenlieder in der Tabelle).
Drei der sechs letzten Lieder (EKG 342/ 343 und 344) fanden offenbar auch in den anderen Landeskirchen kein Echo und sind nicht wieder ins EG aufgenommen worden. Das Lied EKG 340 ?O Christe Morgensterne? hat die Kommission aus der Rubrik der Morgenlieder herausgenommen und in der anderen Rubrik ?Eingang und Ausgang des Gottesdienstes? (EG 158) ?retten? wollen. Da geh?rt es nicht hin. Str. 3 ist ?verbessert? worden ?Du hast f?r mich vergossen/ dein rosenfarbnes Blut? in: ?Du hast f?r mich vergossen/ am Kreuz dein teures Blut?, was farbloser ist. Leider ist der Vorschlag der Braunschweiger Gesangbuchkommission nicht aufgenommen worden, EKG 338 = EG 442 unter die Epiphaniaslieder einzureihen. Das wiederholte Sternmotiv (Str. 2+4) und Morgensternmotiv passen gut zu den Bildern der Epiphaniaszeit. Ein erstaunliches Ergebnis zeigt die Verwendung der 24 Lieder unter der Rubrik ?Tod und Ewigkeit?, eine nach dem furchtbaren Massentod des zweiten Weltkrieges besonders wichtige Sparte. Von diesen 24 Liedern wird nur eins v?llig akzeptiert ?Jesus meine Zuversicht? EKG 330 = EG 526 mit 54 mal, dann folgt mit sehr gro?em Abstand Luthers ?Mitten wir im Leben sind? (EKG 309 = EG 518) : 21 mal; acht werden ?berhaupt nicht oder nur ein bis drei mal gesungen, weitere acht von 4 ? 10 mal. Sieben dieser Lieder wurden nicht mehr in das EG aufgenommen und zwar EKG 314/ 315/ 317/ 322/ 323/ 324/ 325. Dieses Ergebnis wirft den Schatten der Welt- und Gemeindefremdheit auf das EKG von 1950. Die Hit-Liste der meist genannten Lieder war folgende:
Das zweitgenannte Lied resultiert aus der Vielzahl der damaligen Taufen. Es ist kein typisches Gemeindelied am Sonntag. Die H?ufigkeit von ?Allein Gott in der H?h sei Ehr? resultiert aus seinem Rang in der Eingangsliturgie als Glorialied, und die H?ufigkeit von ?O Haupt voll Blut und Wunden? kommt aus der Verwendung der 9. Strophe bei Beerdigungen ?Wenn ich einmal soll scheiden?. Ob ?Jesu geh voran? ein typisches Lied zur Trauung ist, kann ich nicht feststellen. Die verbleibenden 15 Lieder sind die Klassiker der Gemeinde, aber ich halte diese Zahl doch f?r relativ gering. Trotz der sechs Passionssonntage und der in der Regel sechs Passionsandachten findet sich kein Passionslied, trotz der ca. sechs Weihnachtsgottesdienste zwischen dem 24.12. und 6.1. auch kein Weihnachtslied. Aber trotz der nur vier Adventssonntage zwei Adventslieder EKG 6 und 10. Daf?r dominieren die Lob- und Danklieder. Neue Lieder auf den Kirchentagen 1973 - 1981 Die Kirchentage von D?sseldorf 1973, Frankfurt a.M. 1975, Berlin 1977, N?rnberg 1979 und Hamburg 1981 waren wieder Anla? zur Komposition neuer Liedern, die in den Kirchentagsliederheften vorgestellt wurden. In D?sseldorf dominierte der Landeskirchenmusikdirektor Gottlieb Oscar Blarr mit seinem Chor von der Neanderkirche und seinen Kompositionen ?Einer hat uns angesteckt mit der Flamme der Liebe?, ?Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott?, und liturgische St?cke zum Kyrie ?Herr wie lange noch wirst du uns ertragen? und ?Ehre sei Gott in der H?he?. Neben Blarr war Piet Janssens, Telgte, lange Zeit an der Gestaltung von Beatmessen beteiligt. Seine Lieder ?Brich mit den Hungrigen dein Brot?, ?Entdeck bei mir den n?chsten Schritt, der weiterf?hrt?, ?Komm bau ein Haus?, ?In ?ngsten die einen und die andern leben nicht schlecht? und viele andere fanden Eingang in Gemeindeliederb?cher. Der Kirchentag in Frankfurt 1975 wurde musikalisch von der Mitarbeit des Frankfurter Propstes Dieter Trautwein bestimmt. Mit der ?bertragung aus dem Niederl?ndischen ?Solang es Menschen gibt auf Erden? setzte Trautwein gegen das Kirchentagsmotto ?In ?ngsten aber siehe wir leben? die positive Botschaft von der Erde, die Fr?chte tr?gt und von Blumen und B?umen als Spuren der Gegenwart Gottes. Mit dem Kanon ?Ein jeder braucht sein Brot, sein Wein, und Friede ohne Furcht soll sein. Pflugscharen schmelzt aus Gewehren und Kanonen, dass wir in Frieden beisammen wohnen?, nach Micha 4,3 komponiert, setzte er einen eschatologischen Ausblick aus den ?ngsten der Zeit. Arnim Juhres ?Man sagt, der Ort hie? Bethlehem? reflektierte ein distanziertes Jesusbild des nachchristlichen Menschen. Jesus in einem Notquartier geboren, am Rand der Welt, macht seinen Namen ?Gott hilft? bei Verzweifelten und Ungl?cklichen wahr und lebt ?trotz Wohlstandswahn und Hungerkrampf, trotz Weltraumfahrt und Klassenkampf? als Auferstandener in dir und mir. Aus dem Schwedischen ?bertragen war das viel beliebte ?Herr deine Liebe ist wie Gras und Ufer?, das mit Schnulz und Schmalz die Angst vergessen machen wollte. Gegen die ?Unterwanderung? des gottesdienstlichen Kirchenliedes wollte der Berliner Kirchentag 1977 ein deutliches Signal setzen. Das Liederheft enthielt 92 Lieder, davon kein einziges aus dem Umkreis des Tutzinger Wettbewerbes, aber 26 vierstimmige S?tze zu Liedern aus dem EKG. Das Signal, das von diesem Heft ausging, hie?: es k?nnten in einem kommenden Gesangbuch auch viele Lieder vierstimmig gesetzt und in den Gemeinden gesungen werden. Das Liederheft war nach der Ordnung des Abendmahlsgottesdienstes gegliedert. Weitere altkirchliche Weisen (Nr. 8 und 9) verst?rkten den Eindruck gegen den Trend. Helmut Kornemann, der mit Gottfried M?ller dem Vorbereitungskreis angeh?rte und dessen Vorschl?ge gelegentlich in liturgische ?sthethizismen ausuferten, hatte ein mozarabisches Vaterunser aus dem 7. Jahrhundert so eingerichtet, dass auf jede Bitte die Gemeinde mit einem Amen antworten sollte (Nr. 54). Selbst zu dem klassischen Kirchentagslied ?Sonne der Gerechtigkeit? steuerte der Arbeitskreis noch eine weitere Weise nach den B?hmischen Br?dern bei. Der gesamten ?trendige? Anteil war haupts?chlich P. Janssens ?berlassen, der mit acht Liedern und liturgischen St?cken vertreten war. Das Motto ?Einer trage des andern Last? verarbeitete Janssens in dem Refrain ?Wir wollen weitersagen wer tr?gt, der wird getragen?. Ein anderer Refrain ?Stimm deine Laute, David spiel, entlock den Saiten Lieder? l?ste gro?e Begeisterung aus. Die Lage des Saul, in den der b?se Geist gefahren war, wurde auf die westdeutsche Gesellschaft ?bertragen: ?F?hrt der b?se Geist in Saul, dann ducken sich die Leute, f?hrt der b?se Geist in den Betrieb, dann ducken sich die Leute und am Flie?band h?ngt der Segen schief, f?hrt der b?se Geist ins Parlament, dann ducken sich die Leute, im Plenum h?ngt der Segen schief, geg?ngelt klafft die Meute, f?hrt der b?se Geist ins Volk..im Lande h?ngt der Segen schief ein jeder schnappt nach Beute?. Dagegen wurde David ( die Kirche, die Gemeinde ?) aufgefordert, neue Lieder zu singen, ?dass der b?se Geist entflieht, zum Menschen mach mich wieder?. Das N?rnberger Kirchentagsliederheft von 1979 vereinte die St?cke von Blarr und Janssens und daneben in betr?chtlicher Anzahl die ?Songs junger Christen?, die mit ?Sing mit mir ein Halleluja?, ?Vergi? nicht zu danken?, ?Ins Wasser f?llt ein Stein?, ?Es ist niemand zu gro?? inhaltlich und musikalisch den Weg zur?ck in die besonders vom Gemeinschaftschristentum gepflegte schlichte und unkomplizierte Fr?mmigkeit des 19. Jahrhunderts f?hrte. Wesentlich war, dass auf den Schlussversammlungen die klassischen Chor?le, zu denen ?Sonne der Gerechtigkeit? und ?Nun danket alle Gott? geh?rten, neben den neuen Rhythmen von Janssens und Blarr Platz hatten und Mut machten, auch in den Kirchengemeinden zu Hause beides nebeneinander bestehen zu lassen. Zum hochpolitischen Kirchentag in Hamburg 1981 komponierte Fritz Baltruweit zum Kirchentagsthema ?F?rchte dich nicht? den vierstimmigen Satz ?F?rchte dich nicht, gefangen in deiner Angst, getragen von seinem Wort, gesandt in den neuen Tag? und die Melodie von ?Freunde dass der Mandelzweig?. Wie schon in fr?heren Gesangb?chern waren neue und alte Lieder nicht mehr getrennt sondern gemischt miteinander thematisch angeordnet. Lieder zum Braunschweiger Landeskirchentag 1982 Im Juni 1982 fand seit langer Zeit wieder ein Landeskirchentag in Braunschweig statt, der unter dem nicht unumstrittenen Motto ?Zum Glauben ermutigen? stand. Nach dem dramatischen Kirchentag in Hamburg w?nschte eine betr?chtliche Minderheit das Motto ?Zum Frieden ermutigen?. Zu diesem Landeskirchentag war ein Liederheft mit 42 Liedern erschienen, zu dem der Landeskirchenmusikdirektor Karl Heinrich B?chsel einen Kanon zum Motto ?La?t euch zum Glauben ermutigen? komponierte und eine gemeindeliedm??ige Melodie zu einem Text von H. Handt ?Glauben hei?t Christus mit Worten nennen. Aber auch: ihn mit dem Leben bekennnen: Herr, lehr uns glauben?. Von Domkantor Helmut Kruse stammte ein zu diesem Anla? komponierter vierstimmiger Kanon ?Glauben wie Christus macht Mut, glauben wie Christus tut gut?. Das Liedangebot nahm auf alle in der Landeskirche befindlichen Fr?mmigkeitsstr?mungen R?cksicht. Neben 10 traditionellen Chor?len aus dem EKG und vier inzwischen bekannten Chor?len aus dem 20. Jahrhundert u.a. ?Er weckt mich alle Morgen? und ?Gott liebt diese Welt? standen Kinderlieder zum Kinderkirchentag, die etwas unbek?mmerten Lieder aus der Jesusbruderschaft Gnadenthal (?Ich singe dein Lob in den Tag hinein?) und der singenden Gemeinde Wuppertal (?Gottes Liebe ist wie die Sonne, sie ist immer und ?berall da?), ?ltere Spirituals ?Komm sag es allen weiter? und Kirchentagslieder wie ?Gib uns Frieden jeden Tag? und ?Komm Herr segne uns? und von Janssens ?Der Himmel geht ?ber allen auf?, ?Komm bau ein Haus? und das Vaterunserlied. Damit hatten die neuen Lieder nun offiziell in der Landeskirche Einzug gehalten. Das Liederheft ?Umkehr zum Leben? des Kirchentages in Hannover Zum Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover 1983 erschien unter dem Titel ?Umkehr zum Leben? das umfangreichste Liederheft mit insgesamt 180 Liedern. Dieses Liederheft wurde f?r die Landeskirche deshalb bedeutsam, weil es zugleich das Beiheft 72 abl?sen und als Beiheft 83 zur Erg?nzung des EKG eingef?hrt werden sollte. Braunschweiger Kirchenmusiker oder Theologen geh?rten dem Arbeitsausschuss nicht an. Auf der folgenden Tabelle sind die 28 Lieder aufgef?hrt, die auch in das EG aufgenommen worden sind. Die Tabelle veranschaulicht den enormen Wachstumsproze? des kommenden Gesangbuches. Im Gegensatz zum damals noch bestehenden EKG, das von wenigen Hymnologen ausgebr?tet und am Ende auch ausgefeilscht worden war, wurde hier ein langes Wachsen des Evangelischen Gesangbuches mit einer Reihe l?nger erprobter neuer Lieder sichtbar.
In der Agendenkommission behandelte Peter-Isenb?rger das Liederbeiheft zum Kirchentag 1983. Das Lebensgef?hl des modernen Menschen f?nde dort einen angemessenen Ausdruck. Die Kommission schlug vor, das Beiheft den Gemeinden als Anhang zum Gesangbuch zu empfehlen (LKA Registratur 2554). Lieder der jungen Gemeinde 1984 in Goslar Zum Landesjugendtreffen im Juni 1984 kamen mehrere Hundert Jugendliche nach Goslar. Sie hatten ein Liederheft mit 44 Liedern in der Hand, in dem nur noch ein Lied aus dem EKG stammte und nur 13 Lieder aus dem ein Jahr zuvor erschienenen Kirchentagsliederheft 1983, das als Beiheft zum EKG in der Landeskirche empfohlen worden war. 30 Lieder stammten vor allem aus dem Liedbestand fr?herer Kirchentage. Wie schon in den 30iger Jahren hatte sich die junge Gemeinde ein eigenes Singen, eigene Melodien und eigene Themen gesucht, die ihrer augenblicklichen Fr?mmigkeit entsprachen. Diese Fr?mmigkeit war pazifistisch. Mit dem Lied ?Die Waffen verrotten zu Staub? von Willms/ B?ckeler begann das Liederheft. Das Friedensthema wurde noch von f?nf anderen Liedern aufgenommen, wobei manchmal zwischen dem Frieden, den Christus bringt und den die Welt schafft, auch unterschieden wurde, wie in dem Kanon von Karl Heinrich B?chsel ?Meinen Frieden gebe ich euch, nicht gebe ich euch, was die Welt gibt? (Seite 32). Die Anzahl der Wehrdienstverweigerer stieg in jener Zeit kontinuierlich an. Die Fr?mmigkeit der Jugendlichen war ?tr?umerisch?. ?Wir tr?umen einen Traum? von Hildebrandt/Janssens war das letzte Lied im Heft. Es war der Traum, ?von einer besseren Welt?, ?da sind die Helden mangelhaft, da sind die Eichen anges?gt, da ist die Wahrheit nicht gezinkt.. da ist der Mensch dem Menschen gleich, das ist der Christus ganz aus Fleisch, da ist die Auferstehung wahr, da ist das Leben sch?n? (Seite 44). Da ist derselbe Farbton wie in den eschatologischen Bildern des Alten Testamentes. Der Blick in eine bessere Welt macht die S?nger nicht tatenlos, sondern motiviert sie, sich auf den Weg dahin zu bewegen. Den Weg in eine bessere Welt, ?den Weg wollen wir gehen?, den langen, steinigen, weiten unbequemen Weg (Seite 43). Es ist eine Art Aufbruch aus der Unfreiheit in die Freiheit. ?Wenn das rote Meer gr?ne Welle hat, dann ziehen wir frei heim aus dem Land der Sklaverei?. Zu einer flotten Melodie von Janssens wurde der Auszug aus ?gypten in manchen Messehallen in langen Schlangen nachgespielt. ?H?ren - hoffen - handeln? war das Motto des Landesjugendtreffens. Eine in vielen Variationen zum Ausdruck gebrachte Hoffnung pr?gte die Fr?mmigkeit: ?Komm wir pflanzen den Hoffnungsbaum? hatte Kurt Rose gedichtet ?Die ?ste, die Zweige das sind Gespr?che und Gebete, die treiben, die steigen gegen den Wirrwind, die Angst? (Seite 31). Auch das Lied ?Komm bau ein Haus, das uns besch?tzt, pflanz einen Baum, der Schatten wirft?, ist nicht als ethischer Appell sondern als Ausdruck der jugendlichen Hoffnung zu lesen. Damit bekommt der Traum eine besondere Gegenwartsdichte. ?Selig seid ihr, wenn ihr einfach lebt, wenn ihr Lasten tragt, wenn ihr ehrlich bleibt, wenn ihr Frieden macht? (Seite 34). Von dieser Seligpreisung der Gegenwart ist es nur noch ein kurzer Schritt zu dem Wunsch nach Wohlf?hlglaube ?Herr deine Liebe ist wie Gras und Ufer? (Seite 17) und ?Komm la? diese Nacht nicht enden, in der wir einen Anfang sehn? (Seite 26). Die Lieder der Vorl?ufigen Liederliste Nach den verabschiedeten Grunds?tzen wurde eine Vorl?ufige Liederliste f?r den Stammteil des neuen Gesangbuches erarbeitet und im Februar 1984 vom EKD-Kirchenamt zur Stellungnahme an die Landeskirchen verschickt. Die ?berwiegende Zahl der EKG-Lieder, ca 322 sollten auch im neuen Gesangbuch enthalten sein, aber der Liederumfang sollte erweitert werden. Die Pr?pste erhielten die Liederliste im M?rz 1984 zur Stellungnahme bis zum 1.6.1984 zugeschickt, aber es reagierten nur wenige. Zur Bearbeitung der Liederliste wurde die Agendenkommission durch den Konvent der Kirchenmusiker erg?nzt, die nun eine 14k?pfige Gesangbuchkommission unter dem Vorsitz von Bianca Riese, der Kirchenmusikerin an der Braunschweiger Pauligemeinde, bildete. Ihr geh?rten an: die Pfarrer Geert Beyer, Hans Christoph Brinckmeier, Heinz Fischer, Propst Hans J?rgen Kalberlah, Dietrich Kuessner, Manfred Meitzner und die Kirchenmusiker Christoph Bosse, Friedrich Peter-Isenb?rger, Hans Dieter Kern, Dieter Kroeker, Christian Mellin, Martin Seeba? und Herr Zacharias. In f?nf Sitzungen vom Mai bis September 1984 wurde die Liederliste gr?ndlich durchberaten und folgende Empfehlung verabschiedet. ?Die Streichung aus dem Stammteil des EKG empfindet der Ausschuss als zu drastisch und empfiehlt, 23 von den gestrichenen Liedern auch dem neuen Gesangbuch zu erhalten?. Das bedeutete einen weiterer R?ckschritt in das EKG. Au?erdem wurde die Aufnahme von 43 weiteren neuen Gesangbuchliedern empfohlen. Der Vorschlag war auf fruchtbaren Boden gefallen: von diesen vorgeschlagenen 43 Liedern wurden 16 in den Stammteil des sp?teren EG aufgenommen: EG 116/ 181.7/ 187.7/ 315/ 332/ 379/ 425/ 432/ 436/ 461/ 463/ 465/ 483/ 489/ 492/ 515. Sieben andere kamen in den Regionalteil: 544/ 591/ 607/ 612/ 620/ 637/ 648/. Drei von ihnen geh?rten als typisch Braunschweiger Sondergut dem Anhang des EKG an: ?Lobt froh den Herren? (EG 332), ?Wei? ich den Weg auch nicht? (EG 591) und ?Nun wollen wir singen das Abendlied? (EG 637). Gemeindenah war auch der Kanon: ?Herr bleibe bei uns? (EG 483), ?Jubilate Deo? (EG 181.7) wohl eher weil vom Wolfenb?ttler Michael Pr?torius. ?Ruhet von des Tages M?hn? (EG 492) stammte aus der ?Klingenden Runde?. Zu den Klassikern geh?rte auch der vierstimmige Sch?tzsatz ?Aller Augen warten auf dich?, bei Chorfreizeiten in fr?herer Zeit viel zu Beginn des Mittagessens gesungen. Als neue Lieder hatten sich bereits aus den Beiheften eingeb?rgert: ?Vertrauen wagen? (EG 607), ?Gott gab uns Atem? (EG 432) ?Stern ?ber Bethlehem? (EG 544), ?Herr gib mir Mut zum Br?ckenbauen? (EG 612). Ausgesprochene Kirchentagserrungenschaften, die Eingang in neue Liederhefte fanden, waren: ?Gehe ein in deinen Frieden? (EG 489), ?Gib uns Frieden jeden Tag? (425), ?Herr gib uns deinen Frieden? (EG 436) ?Laudato si? (EG 515), ?Freunde, dass der Mandelzweig? (620). Die Gesangbuchkommission ?u?erte sich auch zu den verschiedenen Melodiefassungen ? ob rhythmisch oder isometrisch ?, zur Tonh?he und zu alternativen Melodien (LKA Registratur 2519). Der landessynodale GemeindeAusschuss und die Kirchenregierung ?bernahmen die Stellungnahme des Gesangbuchausschusses, und auf der Maisynode 1985 gaben OLKR Becker und die Vorsitzende der Gesangbuchkommission Bianca Riese einen Bericht ?ber die bisherige Arbeit am sog. Stammteil des Gesangbuches. Man wolle ?behutsam und nicht zu modernistisch vorgehen und im Zweifelsfall dem ?lteren Liedgut den Vorrang geben?, ?u?erte Becker (EZ 12.5.1985), dessen Meinung sich die Landessynode anschlo?. Trotz Einstimmigkeit gab es in der Landessynode eine beachtliche Zahl von Stimmenenthaltungen. Die Liederliste von 1985 kursierte und verfiel einer vereinzelten, aber typischen Polemik. Unter dem Titel ?Auf ein neues Lied?? bedauerte der Hermannsburger Pfarrer Kristlieb Adloff die Wiederkehr der volkst?mlichen Ges?nge des 19. Jahrhunderts und die Herausnahme von 87 Liedern des EKG, die er als ?reife Frucht einer lebendigen Singbewegung und als Nebenfrucht des Kirchenkampfes? verstand. Neue Lieder, die ?nur in stumpfsinnigem Rhythmus in sich hineingrummeln und m?mmeln, was immer der ?de Griff in die Gitarre begreift?, wurden von ihm abgewiesen. Die Liederliste versuchte, ?die geistlichen Grundentscheidungen des heutigen EKG r?ckg?ngig zu machen? (MuK 1985 S. 183 f). Damit war indes die endg?ltige Gestalt f?r den Stammteil noch nicht gewonnen. Immer wieder wurden neue Antr?ge und W?nsche eingearbeitet und die Liederliste mehrfach ?berarbeitet und der jeweils neueste Stand ausgetauscht. Die Texte des Stammteils (Katechismus, Gebete, Lesungen u.a.) Nach dem Liederteil des Gesangbuches wurde der landeskirchlichen Gesangbuchkommission 1986 eine Vorlage zum Textteil des Gesangbuches zur Bearbeitung ?berwiesen. Der Textteil sollte viel umfangreicher werden als im bisherigen EKG, denn das Evangelische Gesangbuch war zugleich als Hausbuch gedacht. Der Textteil enthielt erstmals zahlreiche Psalmen, die im Gottesdienst im Wechsel gesprochen werden konnten. In einigen Gemeinden hatte sich schon seit 1968 diese Gebetsform im Eingangsteil des Gottesdienstes bew?hrt. Er bedeutete eine st?rkere Beteiligung der feiernden Gemeinde am liturgischen Geschehen und l?ste das Singen des Introitus durch einen Chor ab. Dieser Introituschorgesang hatte sich in der Braunschweiger Landeskirche nicht eingeb?rgert. Auf die Psalmen folgte die Ordnung der Mette, des Mittagsgebetes und der Vesper; ein Gebetsteil f?r verschiedene Anl?sse, die drei Lesungen im Sonntagsgottesdienst und ein Teil mit den Bekenntnissen der Kirche. In zwei Sitzungen erarbeitete die Gesangbuchkommission eine in textlicher und sprachlicher Hinsicht vorsichtig konservative Stellungnahme, und die Landessynode wurde im November 1986 dazu informiert. Eine Aussprache war nicht vorgesehen. Die Kirchenregierung nahm noch kleine, aber bezeichnende Korrekturen vor. Es war historisch gesehen schon eine Glanztat, da? in ein von Lutheranern benutztes Gesangbuch auch Teile des reformierten Heidelberger Katechismus aufgenommen wurden. Doch seit der Leuenberger Konkordie vom Jahre 1973 war die Abendmahlsgemeinschaft zwischen Lutheranern und Reformierten endlich hergestellt, eine Gemeinschaft, die im Kirchenkampf von 1934 ff noch unvorstellbar gewesen war. Aber Landesbischof M?ller drang darauf, da? dieser Textteil auch als reformiertes Bekenntnis bezeichnet werden sollte, damit keine Vermischung oder Verwechslung gesch?he. Beim Text der Barmer Erkl?rung von 1934 war in der Kommission noch offen geblieben, ob sie als Bekenntnis oder doch nur als Erkl?rung gewertet werden sollte. Bischof M?ller bestand auf der Bezeichnung ?Barmer Erkl?rung?. Damit war eine erste Lesung aller Lieder und Texte des Gesangbuches abgeschlossen. Das Liederheft vom Landeskirchentag Juni 1988 Die Lieder der Kirchentage waren durch die Braunschweiger Posaunench?re, Jugend- und Konfirmandengruppen, Frauenhilfen und Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher, die an den Kirchentagen teilgenommen hatten, l?ngst im Umlauf. Anfang Juni 1988 fand nach dem von 1982 ein weiterer regionaler Landeskirchentag in Salzgitter-Lebenstedt statt, zu dem der Landeskirchenmusikdirektor Gunter Martin G?ttsche und Klaus Dieter Braun vom Amt f?r Jugendarbeit ein Liederheft herausgegeben hatten. Der Landeskirchentag stand unter dem Motto eines neuen Liedes ?Gott gab uns Atem? von E. B?cken und der Melodie von Fritz Baltruweit. Das Liederheft mit 48 Liedern gibt einen gewissen Einblick, was in der Landeskirche an alten und neuen Liedern gel?ufig war. Von den 48 Liedern waren 13 aus dem EKG und 35 neue Lieder, ein bemerkenswert hoher Anteil. Von den 35 neuen Liedern sind 12 in das Evangelische Gesangbuch aufgenommen worden. In den Kirchengemeinden hatten sich das Calypso-Vaterunser (EG 188), das Gloria-Lied ?Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich ruft? (EG 585), Bonhoeffers ?Von guten M?chten? (EG 65), das Schlu?lied des N?rnberger Kirchentages ?Komm Herr segne uns? (EG 170) von Trautwein und ?Herr wir bitten komm und segne uns? (EG 561) eingeb?rgert. Das Liederheft bewahrt auch jene Lieder, die sich nicht ?durchgesetzt? haben, damals aber durchaus popul?r waren, wie das Lied ?Einer hat uns angesteckt mit der Flamme der Liebe/ einer hat uns aufgeweckt und das Feuer brennt hell? (S. 12) von B?cken/ Blarr aus einer lateinamerikanischen Beatmesse. Man hat den neuen Liedern vorgeworfen, dass sie zu viele Forderungen und zu viel Ethik enthielten und zu wenig Evangelium. Dieses Lied ist ein ausgesprochenes Christuslied, das den Reichtum der Nachfolge beschreibt: ?Wer sich selbst verliert/ wird das Leben finden/ wer die Freiheit sp?rt/ kann sich selber binden? darauf folgt der oben genannte Refrain. Die Strophen 2 und 3 lauten: ?Wer die Armut kennt/ wird im Reichtum leben/ wer von Herzen brennt/ kann sich andern geben// Wer betroffen ist/ wird das Wort neu sagen/ Wer sich selbst vergisst kann auch Lasten tragen. Einer hat uns angesteckt?. Wir haben es seinerzeit wiederholt als Lied bei der Trauung gesungen. Die verschiedenen Aspekte der Friedensthematik wurden liedm???g behandelt: ?Freunde dass der Mandelzweig? (EG 620) ist ein Lied vom Sieg des Lebens ?ber den Krieg, veranschaulicht am bl?henden Mandelzweig. Dagegen wurde von der kirchlichen Rechten der Friede durch Christus hervorgehoben, hier durch das Lied von Manfred Siebald ?Friede sei mit dir. Nicht jener Friede, wenn die Waffen schweigen/ wenn sich noch Furcht mit Ha? die Waage h?lt/ wenn sich Verlierer vor den Siegern beugen/ nicht der Friede dieser Welt?, sondern eben der Friede Gottes, der als Gegensatz gesehen wurde. ?Der Friede Gottes will in dir beginnen? beginnt die letzte Strophe. Zwischen dem Gottesfrieden und dem Friede auf Erde, dem Friede innen oder als gesellschaftspolitische Hoffnung und Realit?t klaffte eine gro?e theologische Kluft. Ein ganz anderer Aspekt war der ?Abendfrieden?. ?Gehe ein in deinen Frieden, schlafe deinen guten Schlaf? aus Israel, geh?rte zu bekannten Abendliedern, die nicht die Schrecken der Nacht besingt wie die Lieder des 16. und 17. Jahrhunderts, sondern das vom Himmel flie?ende Mondlicht preist. Ein Friedenskanon aus Afrika ?Gehen wir in Frieden (S. 17) und ein Bittruf nach einer F?rbitte von P. Janssens ?Gib uns deine Kraft, B?ses zu wenden, Frieden zu machen, gib uns deinen Geist? zeigt die vielf?ltige liturgische und musikalische Form des Friedensthemas. Da der Landeskirchentag mit dem Treffen der landeskirchlichen Jugend zusammengelegt war, gab es auch schlichte Melodien, die auf Anhieb mitzusingen waren wie ?Du bist da wo Menschen leben... lieben... hoffen? von D. J?cker, ?Preisen lasst uns Gott den Herrn? eine Melodie, die Trautwein aus Kamerun mitgebracht hatte, ?Sing mit mir ein Halleluja, sing mit mir ein Dankesch?n? (S. 38). Auch dieses Liederheft bew?hrte sich wie schon das vom Katechetischen Amt und vom Landeskirchentag 1982 als Vorreiter f?r die Akzeptanz des EG. Die Diskussion ?ber den Vorentwurf In diesem Jahr 1988 wurde der Vorentwurf des Evangelischen Gesangbuches den Landeskirchen zur Stellungnahme bis 1990 zugesandt. 50 Lieder waren nach Auswertung der Stellungnahmen der Landeskirchen aus der Vorl?ufigen Liederliste gestrichen und 85 neu hinzugef?gt worden. Damit stand fest, da? von den 527 Lieder des neuen Gesangbuches 310 aus dem Stammteil des EKG stammen w?rden, der 394 Lieder umfa?t hatte. Nur 84 Lieder waren aus dem Stammteil aussortiert worden. Diesen korpulenten gr?nen Vorentwurf verschickte OLKR Becker am 11. Mai an alle Kirchenvorst?nde und am 24. August 1988 an alle Pfarrerinnen und Pfarrer mit dem Angebot, sich mit Vorschl?gen an der Gestaltung des Gesangbuches zu beteiligen. Das war eigentlich zu sp?t, denn an der Liedauswahl sollte nicht mehr ger?ttelt werden. Es begann in der Landeskirche bis zum Herbst 1989 eine rege Besch?ftigung mit dem geplanten Gesangbuch. Die Braunschweiger Kirchengemeinden Petri, Wichern und Oelper erarbeiteten in monatelanger Arbeit unter der Federf?hrung von Pfarrer E. Borrmann eine 34 Seiten lange Stellungnahme. Borrmann bem?ngelte zu Recht, da? in den Kirchengemeinden zu wenig bedacht w?rde, da? das neue Gesangbuch kein Nachdruck des bisherigen sein sollte sondern wirklich ein neues. Aus der Arbeit d?rfte als Ergebnis ?nicht eine heimliche Restaurierung des bisherigen herauskommen?. Das neue m?ge ?einladender, vielseitiger, fr?hlicher, singbarer, menschlicher, also brauchbarer als das alte sein? (Brief vom 7.12.1987 an Frau Riese in: Registratur 2939). Der Konvent der Propsteikantoren ?u?erte sich am 24.5.1989. Auf der Propsteisynode Lebenstedt referierte im Juni 1989 der Landeskirchenmusikdirektor G?ttsche ?ber den Vorentwurf. Vorausgegangen war eine Andacht mit Taizeges?ngen, geleitet von Pfarrer Beyer. Es gab zur?ckhaltende (Propsteikantor Mast) und bef?rwortende (Frau Prinzing) Wortmeldungen. Kr?ftig unterst?tzte Propst Brackhahn das Gesangbuchvorhaben (Salzgitter Zeitung 24.6.1889). F?r die Propsteisynode Helmstedt am 14. Juli 1989 hatte ein PropsteigesangbuchAusschuss eine umfangreiche Stellungnahme erarbeitet. Kirchenmusidirektor Kroeker berichtete am 4. September 1989 der Propsteisynode Braunschweig. Vier Einzelvoten waren aus verschiedenen Kirchengemeinden eingegangen. Ungew?hnlich war die Ablehnung der Kirchengemeinde Martin Chemnitz, weil Pfarrer Juenke die Aufnahme des Heidelberger Katechismus nicht mittragen wollte. Auch die Propsteisynode Bad Gandersheim tagte am 14.10.1989 zu diesem Thema sowie der Pfarrkonvent Bad Harzburg. Ganz scharf ablehnend ?u?erte sich die EKD-Kammer f?r Frauenfragen und beklagte ?ein restauratives Gemeinde- und Familienbild?; der ?sexistische Sprach- und Textteil? w?re v?llig unakzeptabel, die traditionelle christliche Fr?mmigkeit setzten sich in der Liederliste durch m?nnlich gepr?gte Denk- und Sprachstrukturen, durch kriegerische Bilder und einen schroffen Dualismus im Welt- und Menschenbild fort. Die Frauenkammer der Landeskirche schlo? sich diesem vernichtenden Urteil an (LKA Registratur 2900). Alle Stellungnahmen wurden im GesangbuchAusschuss bearbeitet und zu einer 12 Seiten langen Stellungnahme der Landeskirche zum Vorentwurf zusammengefa?t. Die endg?ltige Stellungnahme der Landeskirche zum Vorentwurf des Gesangbuches Auf der Novembersitzung der Landessynode 1989 wurde eine von der Kirchenregierung leicht ?berarbeitete Stellungnahme der Braunschweiger Landeskirche zum Vorentwurf verabschiedet. Darin wurden grunds?tzlich der Name ?Evangelisches Kirchengesangbuch?, eine Reduzierung des Umfangs und die Verwendung der inklusiven Sprache gew?nscht. Die behutsame Revision der EKG-Texte, die Aufnahme von Liedern von anderen V?lkern in ihren Sprachen und bereits bew?hrter Kirchenlieder, von Kanons und Kinderliedern und zahlreicher ?kumenischer Lieder wurden begr??t, aber es w?re unbedingt erforderlich, auf interkonfessioneller Ebene einen einheitlichen Gebrauch des Kennzeichens ??? anzustreben und f?gte am Ende zahlreiche Umgereimtheiten zu dieser Sache an. Da der Umfang als zu ?ppig angesehen wurde, sollten 19 Lieder wegfallen weil sie als zu modernistisch, zu ?berladen, zu banal und platt oder zu schwierig bei der verwendeten Bildwahl angesehen wurden. Als zu antiquiert oder banal galten zahlreiche neue Lieder, aber auch auf einige EKG-Lieder (EKG 13 ?Dein K?nig kommt in niedern H?llen?, EKG 209 ?Herr unser Gott la? uns nicht zuschanden werden? und EKG 347 ?Jesus nimmt die S?nder an?, EKG 65 ?Jesus meines Lebens Leben? und EKG 219 ?O da? doch bald dein Feuer brennte?) sollte verzichtet werden. Die Kirchenleitung klebte also keineswegs an allen EKG-Liedern. Es ist kein Gewinn, da? diese Lieder doch wieder im EG auftauchten. Auch 38 Strophen von 12 Liedern, die dem EKG angeh?rt hatten, sollten gestrichen werden, ebenso wie neun liturgische Ges?nge. Von 16 Liedern sollten Ausweichmelodien gesucht werden, weil die angegebenen Melodien zu schwer oder unbekannt w?ren, f?r andere Lieder mit neuen Texten sollten andere Melodien komponiert werden. Die Tonh?he von 65 Liedern sollte heruntergesetzt, f?r sechs Lieder die rhythmischen Melodien durch die ansonsten so verha?te isometrische ersetzt und 35 Lieder mit Gitarrengriffen versehen werden. Diese Stellungnahme nahm die vielf?ltigen, unterschiedlichen Anregungen und W?nsche aus den Gemeinden und Fachkreisen auf (Die Stellungnahme der Br. LK zum Vorentwurf LKA Registratur 3271). Die EKD/BEEK GesangbuchAusschuss lehnte allerdings eine nochmalige Behandlung der EKG-Lieder ab und nahm nur Korrekturen im Bereich der neuen Kirchenlieder vor. Im Februar 1991 schlossen die Gesangbuchaussch?sse der EKD und des Bundes der Ev. Kirche in der fr?heren DDR ihre Arbeit ab. Die Entstehung des Nieders?chsischen - Bremer Liederanhangs/ Regionalteils Ab Anfang 1987 begann die Arbeit an einem nieders?chsischen Liederanhang, die federf?hrend von einem vom St?ndigen Nieders?chsischen GesangbuchAusschuss gebildeten ArbeitsAusschuss in Hannover besorgt wurde. Vom St?ndigen Nieders?chsischen GesangbuchAusschuss wehte kein besonders reformfreudiger Wind. Die Arbeit sollte ?behutsam? und ?nicht ?berst?rzt? geschehen, und ?die erreichten Gemeinsamkeiten sollten erhalten bleiben?. Wer sich in der Kirchensprache auskannte, wu?te Bescheid: es sollte sich m?glichst wenig ?ndern. Aber es sollte vern?nftigerweise keinen Braunschweiger Sonderanhang mehr geben. Der war 1950 auch mehr aus Trotz und Widerstand gegen die ?bertreibungen von Mahrenholz entstanden. Dem 19k?pfigen Ausschuss f?r den Regionalanhang geh?rten von Braunschweig Landeskirchenmusikdirektor Gunther-Martin G?ttsche, Propst i.R. Hans J?rgen Kalberlah und Kantor Dieter Kern an. Den Vorsitz hatte Landeskirchenmusikdirektor Wiese. Dieser Nieders?chsische Ausschuss bat um Vorschl?ge bis zum Sommer 1987 und die Braunschweiger Kirchenregierung beschlo?, die Kirchengemeinden zu beteiligen und um Vorschl?ge zu bitten. 30 Kirchengemeinden antworteten mit zahlreichen Vorschl?gen. Pfarrer Eberhard Borrmann von der Braunschweiger Petrigemeinde ordnete die 297 Liedvorschl?ge in eine ?Wunschliste Anhang? (in: LKA Registratur 3414) f?r ihre Bearbeitung in der Agendenkommission, in die Borrmann berufen worden war. Die Agendenkommission ber?cksichtigte vor allem neues Liedgut, was zu Spannungen mit der Auffassung des Landeskirchenamtes f?hrte. OLKR Becker beanstandete, da? nur neun EKG Lieder f?r den Anhang vorgesehen w?ren. (Protokoll der Agendenkommission vom 3.2.1988 in: LKA Registratur 2939). Diese Braunschweiger Vorschl?ge lagen bald dem Hannoveraner RegionalAusschuss vor und wurden dort begutachtet. Die Arbeit im Nieders?chsischen RegionalAusschuss indes stagnierte, weil sich bei den Liedern am Stammteil doch noch st?ndig Ver?nderungen ergaben und erst nach der Fertigstellung des Stammteils auch die Lieder f?r den Anhang endg?ltig ausgew?hlt werden konnten. Erst Ende 1989 wurde vom Nieders?chsischen Ausschuss eine Vorl?ufige Liederliste als erstes Arbeitsergebnis mit 84 Liedern und Melodien vorgelegt. Davon stammten nur f?nf aus dem Stammteil des EKG, sieben aus dem Nieders?chsischen und Bremer Anhang, 21 aus dem Beiheften 1972 und 1983 sowie 29 aus anderen zeitgen?ssischen Ver?ffentlichungen, sechs aus Taize, drei aus dem katholischen Gesangbuch ?Gotteslob? und f?nf weitere Lieder aus anderen Quellen. Plattdeutsche Lieder waren noch nicht enthalten, wurden aber erw?nscht. (LKA Registratur 3415). Die Gemeinden wurden ermuntert, weitere Vorschl?ge zu machen, weil mit 84 Liedern das Maximum von 150 Anhangsliedern bei weitem nicht erreicht war. Das Landeskirchenamt forderte die Propsteivorst?nde im Januar 1990 zu einem Votum zur dieser Liederliste bis Ende des Jahres auf. Aber es kamen nur Stellungnahmen von den Propsteisynoden Braunschweig und Bad Harzburg, vom Pfarrkonvent Vorsfelde und von einigen Einzelgemeinden zustande. Alle Stellungnahmen wurden in zwei Sitzungen Januar und Februar 1991 in der Agendenkommission aufgelistet und f?r die Kirchenregierung eine Stellungnahme erarbeitet, die der Landessynode am 15./16. M?rz 1991 vorgelegt wurde (LKA Registratur 3414/ 21596). Das geringe Echo hatte zwei einfache Gr?nde: die vorgeschlagene Liederliste kam den Gemeinden entgegen, denn teils waren bisher abgelehnte EKG-Lieder im Anhang wieder pr?sent, teils stellte der Anteil der neuen Lieder zufrieden. Der andere Grund bestand darin, da? sich das ?ffentliche Interesse 1990/91 vollst?ndig auf die Umw?lzung der Verh?ltnisse in der DDR konzentrierte und der Liederanhang eines Kirchengesangbuches demgegen?ber verst?ndlicherweise in den Hintergrund trat. Die Braunschweiger Vorschl?ge wurde im NiedersachsenAusschuss verarbeitet, der am 1.1. 92 den endg?ltigen Entwurf vorlegte. Dabei waren noch einmal nach Angaben des Ausschusses allein 1000 Vorschl?ge bearbeitet worden. Zehn der im Entwurf f?r einen nieders?chsischen Anhang enthaltenen Lieder waren in den Stammteil aufgenommen worden: ?Bewahre uns Gott? (EG 171), ?Bleibet hier und wachet mit mir? (EG 789.2), ?Danke f?r diesen guten Morgen? (EG 334), ?Der Tag ist um die Nacht kehrt wieder? (EG 490), ?Gehe ein in deinen Frieden? (EG 489), ?Heut triumphieret Gottes Sohn? (EG 109), ?Ich m?cht da? einer mit mir geht? (EG 209), ?Kyrie?, ,?Laudato si? (EG 515), ?Sende dein Licht? (EG 172). Das war sozusagen ein besonderer nieders?chsischer Anteil am Evangelischen Gesangbuch. Gliederung des Stammteils des Evangelischen Gesangbuches Das Evangelische Gesangbuch umfa?t einen Stammteil mit 535 Liedern statt bisher 394 und einen Regionalteil mit weiteren 109 Liedern (Nr. 536-644) statt bisher 99; au?erdem liturgische Ges?nge zu den Sonntagsgottesdiensten und zu den Tageszeiten, gefolgt von Taizeges?ngen (789.1-789.7), Psalmtexten (702-760), dem kleinen Katechismus, verschiedenen Bekenntnissen, Gebeten und den drei Lesungen in den jeweiligen Sonntagsgottesdiensten. Es gliedert sich in Lieder zum Kirchenjahr (Nr. 1-154), zum Gottesdienst (Nr. 155-269) einschlie?lich der liturgischen Ges?nge (unterteilt in Taufe, Konfirmation, Beichte, Abendmahl, Sammlung und Sendung, ?kumene), Biblische Ges?nge (Nr. 270 - 315), die dritte gr??ere Einheit, Glaube, Liebe, Hoffnung ?berschrieben, gliedert sich in Loben und Danken (Nr. 316-340), Rechtfertigung und Zuversicht (Nr. 341-360), Angst und Vertrauen (361-383), Umkehr und Nachfolge (384-395), Geborgenheit in Gottes Liebe (Nr. 396-411), N?chsten- und Feindesliebe (Nr. 412-420), Erhaltung der Sch?pfung, Frieden und Gerechtigkeit (Nr. 421-436), Morgen-, Mittags- und Abendlieder (Nr. 437-493), Arbeit, Natur- und Jahreszeiten (Nr. 494-515) und Sterben und ewiges Leben ( 516-535). Der ?berwiegende Teil der Lieder stammte aus dem bisherigen EKG, aber er gab dem EG nicht das Gepr?ge. Schon der Auftakt unterschied sich. Wer jetzt das Gesangbuch aufschlug, fand unter der Nummer eins einen alten Bekannten ?Macht hoch die T?r?. Das war einladender als ?Nun komm der Heiden Heiland? und kn?pfte an das DEG an. Der befremdliche Psalmteil begann nicht mehr mit einem Bu?psalm, sondern mit ?Herr unser Herrscher?. Noch besser war der Einfall im Vorentwurf. Dort begann der Psalmteil mit ?Du meine Seele singe?, also wieder mit einem bekannteren Choral. Dieser Psalmteil war nun durchsetzt mit zahlreichen neuen Vertonungen, von denen sich EG 272 ?Ich lobe meinen Gott?, auf deutsch und franz?sisch abgedruckt, rasch einb?rgerte. Auch die merkw?rdigen fossilen 46 Gloria patri Strophen (Nr. 500 ff) waren entfernt worden. Der Umgang mit dem bevorzugten Liedgut des 16. und 17. Jahrhunderts Die Verlegenheit mit den Liedern von Johann Heermann Johann Heermann (1585-1647) gilt bei den Hymnologen als der ?bedeutendste Liederdichter zwischen Martin Luther und Paul Gerhardt?, so im Verfasserverzeichnis des EG (S. 956). Sein Leben war bestimmt von den Schrecken des 30j?higen Krieges und ?den Bedr?ngnissen der Gegenreformation?, die evangelische Lehre schien durch das Erstarken der katholischen Kirche in Gefahr zu geraten. Au?erdem erging es ihm pers?nlich sehr schlecht. Er hat zwei Liedersammlungen herausgegeben. Von ihm standen im Stammteil des EKG elf Lieder und im nieders?chsischen Anhang noch drei. Von diesen 14 Liedern sind im EG noch neun Lieder ?brig geblieben. Alle drei aus dem Anhang sind entfallen und zwei aus dem Stammteil. Wie stark die Lieder von Heermann umstritten waren, geht aus der Bearbeitung der verbliebenen neun EG-Lieder hervor. Nur f?nf Lieder sind gegen?ber dem EKG mit ungek?rzter Strophenzahl ?bernommen worden, die anderen vier Lieder haben insgesamt elf Strophen weniger. Gestrichene Lieder und gestrichene Strophenanzahl verweisen auf eine Problematik, der ich kurz im Folgenden nachgehen will.
Erkl?rung: Die in Klammern gesetzten Zahlen geben die Strophenzahl an
Bei dem oben bereits geschilderten Feldversuch gab es auch Angaben ?ber das Vorkommen der Lutherlieder in der Landeskirche. Wenn es nach diesem Gemeindefeldversuch ginge, k?nnten alle Lutherlieder , die nur bis viermal im Jahr gesungen werden, ohne Weiteres aus dem Gesangbuch gestrichen werden. Das sind 18 Lieder von Martin Luther. Das gilt nat?rlich ganz besonders f?r die f?nf Lieder, die ?berhaupt nicht gesungen wurden und auch f?r die sechs, die nur einmal in einer der 20 Gemeinden angestimmt wurden. Es gibt m.E. aber Chor?le, die sehr viel eindeutiger einer gemeindenahen Revision zum Opfer fallen sollten. ?Christ unser Herr zum Jordan kam? ist trotz Widerspruch wieder ins EG gekommen. In Braunschweig wird es ?berhaupt nicht gesungen. Luther hat mit diesem Lied eine imagin?re Gemeinde ?ber die Taufe belehren wollen. Ob damals mit Erfolg mu? dahin gestellt bleiben. Als Lied bei einer Taufgemeinde, die in der Regel erfahrungsgem?? dem christliche Glauben fern steht und oft genug mit dem Wortlaut des Glaubensbekenntnisses ringt, w?re es eine Unbarmherzigkeit. Also f?r die Gemeinde ungeeignet. Am 6. Sonntag nach Trinitatis, dem traditionellen Tauferinnerungssonntag, halte ich es f?r ungeeignet, weil die Taufe des Johannes und die christliche Taufe nichts miteinander zu tun haben. Die heute ?bliche Taufe ist eine S?uglingstaufe. Auf dieses Altersgruppe mit der damit verbundenen Problematik geht Luther nicht ein. Als Tauflied bei einer Konfirmandentaufe, etwa im flie?enden Wasser an einem Bergbach oder in einem See ist es sprachlich und gedanklich st?rend. Der GesangbuchAusschussvorsitzende Dr?mann kannte diese Bedenken und begr?ndete die Aufnahme des Liedes folgenderma?en: Es d?rften nicht jene Lieder fehlen, die den Kirchengesang ?ma?geblich? gepr?gt h?tten wie ?Christ unser Herr zum Jordan kam?, auch wenn sie selten im Gottesdienst gesungen w?rden. (Droemann S. 189) Stalmann warnte dagegen vor einem ?Denkm?lergesangbuch?. Dieses Lied geh?rt zu den Denkm?lerliedern. Als solches geh?rt es in die Kirchenmusikhochschule. Dort kann man sich in den passenden Orgelchoralvorspielen ?ben und geschichtlich in die Reformationszeit vertiefen. Im EG st?rt es und nimmt Platz weg. Hier ist rasch eine Revision f?llig. Ebenso geht es mit den anderen sog. Katechismusliedern. Die Aufnahme von ?Dies sind die Heilgen Zehn Gebot? ist deshalb unverst?ndlich, weil jedes Kind die zehn Gebote im Wortlaut lernt und das Lied keinerlei zus?tzliche Erkl?rung bietet. ?hnliches gilt f?r das Vaterunserlied. Es erhielt in Braunschweig eine erstaunlich hohe Vorkommenquote von 14 mal. Heutzutage n?hert sich kein Gemeindemitglied ?ber dieses Lied dem Vaterunser oder wird in dessen Verst?ndnis reicher. Es geh?rt in die Kirchenmusikhochschule. Aber auch Lieder mit hohem Vorkommen erscheinen mir problematisch. ?Nun freut euch lieben Christen g?mein? vermittelt sich durch die beschwingte Melodie. Schon die zweite Strophe trifft eine Bewu?tseinslage, die den S?nger zum L?gner macht. ?Dem Teufel ich gefangen lag/ im Tod war ich verloren/ mein S?nd mich qu?lte Nacht und Tag?, na bitte keine ?bertreibung. ?Besessenheit von der S?nde? - soll sich das jemand im Gottesdienst einreden und einsingen. ?Es war kein Guts am Leben mein/ die S?nd hat mich besessen?. Die evangelische Kirche ist seit Erscheinen des Gesangbuches 13 Jahre weiter und einem rasanten Mitgliederverfall ausgesetzt. Historisch ist der Text vielleicht noch interessant, f?r eine den Text mitsingende Gemeinde, ist es eine Zumutung, der sich nachdenkliche Leute durch Kirchenfremdheit entziehen. Deswegen ist eine Revision des Gesangbuches dringend geboten. Das Problem ist nicht neu. Die Aufkl?rung lebte gleichfalls in einer Zeit, in der sich die B?rger von der Kirche fern hielten. Sie war ihnen auch wegen solcher Lieder einfach zu verstaubt. Die Kirche l?ste das Problem auf zwei Weisen. Sie steckte die Lutherlieder in einen Anhang, sozusagen als historisches Material, aus dem singen mochte, wer wollte. Aber sie geh?rten nicht zum festen Bestand des Gesangbuches von 1780. Die andere Weise war die Umdichtung. Diese Umdichtungen sind dem allgemeinen theologischen Gesp?tt ausgesetzt und oft nicht gut. Ist es besser, Denkm?lerlieder in ein Gesangbuch hineinzusetzen ohne Warnung, da? diese eigentlich nicht zu singen, sondern nur historisch zu betrachten seien? Eine neue unvoreingenommene Generation sollte sich in einer sich st?ndig reformierenden Kirche an die f?llige Revision des Gesangbuches machen und auf ihr Recht zur Repr?sentanz ihrer Fr?mmigkeit und ihres Glaubens pochen. Die Kirchenmusik-Landessynode 1997 Im November 1997 fand auf Anregung des Synodalen Arbeitskreises Solidarische Kirche zum ersten Mal eine Landessynode mit dem Thema ?Kirchenmusik? statt. In seinem Einf?hrungsreferat nannte Landeskirchenmusikdirektor Claus Eduard Hecker den statistischen kirchenmusikalischen Bestand. Danach bestanden 1997 in der Landeskirche 155 Ch?re mit insgesamt 4.200 S?ngerinnen und S?ngern, die sich in 88 Kirchench?re, 46 Kinder- und Jugendch?re, 5 Gospelch?re, 13 Frauench?re und drei M?nnerch?re aufgliedern. Daneben best?nden 177 Instrumentalkreise, deren 1.070 Mitglieder sich in 100 Blockfl?tenkreisen, 35 Gitarrenkreisen, 22 Orffkreisen und 20 Orchestern zusammenfinden. Daneben gibt es 69 Posaunench?re mit 1.70 Bl?serinnen und Bl?sern im Alter von acht bis 80 Jahren. Schon der Hinweis auf Gitarrenkreise und Gospelch?re zeigt an, dass die Popularmusik vorkommt. Zu diesem Thema war auch eine eigene Arbeitsgruppe 3 (?Verk?ndigung und Gemeindeaufbau durch Popularmusik??) gebildet worden, denn nach Einsch?tzung Heckers w?rde der Bereich Popularmusik in der Landeskirche zu wenig abgedeckt. Landeskirchenmusikdirektor Hans Martin Rausch, N?rnberg, der zu Beginn seines Referates mit den Synodalen den Kanon EG 176 ??ffne meine Augen? gesungen hatte, betonte: ?Seit das EG bei uns eingef?hrt ist, wissen wir, dass wir uns von den alten ?berkommenen Strukturen einer einseitig ausgerichteteten Leitung des Gottesdienstes verabschieden m?ssen? (Synode direkt 1997 S. 42), auch eine Band im Gottesdienst oder Benutzung eines Keyboardes unterliege strengen Qualit?tskriterien. Das Plenum der Synode rappte dann ?Ich sitz in der Gemeinde und denk daran/ wie sch?n es mit ?nem guten Rap sein kann?. Landesjugendtreffen 1998 Das Landesjugendtreffen im Juni 1998 unter dem Motto ?Leben statt gelebt zu werden? erzeugte einen auff?lligen Befund. Das zu diesem Treffen herausgebrachte Liederheft enthielt von den insgesamt 50 Liedern nur f?nf aus dem EG (181.6/ 268/ 585/ 6595/ 604), dazu zwei weitere aus dem Stammteil EG 228 ?Er ist das Brot? und ?Gott gab uns Atem? jedoch mit anderen Melodien. Viele stammten von fr?heren Kirchentagen: von H.J. Netz: ?So viele warten im Land auf die bessere Zeit? 1979 und ?Durch das Dunkel hindurch? 1987, von P. Janssens ?Spielt nicht mehr die Rolle? und ?Selig seid ihr? 1975, ?Geh geh geh zum Feld? 1974, ?Steh mit mir auf, geh mit mir los? 1979, ?Einer l?sst den andern sitzen? 1992, von O. Blarr ?Wer bringt dem Menschen, der blind ist, das Licht? und ?Wenn uns das Leben lebendig macht?, au?erdem ?Du bist da wo Menschen leben?, ?Kommt herbei, singt dem Herrn?; von Baltruweit ?In der Mitte der Nacht liegt der Anfang eines neuen Tags? 1984 und ?Gib mir deine Hand? 1987 und ?Gott in deinen H?nden w?nsch ich mir mein Haus? 1990. Ferner ein viel gesungenes ?Du bist meine Zuflucht, du bist meine Hoffnmung, du bist meine St?rke, la? mich nicht allein? eine brasilianische Volksweise, zu der Eckart B?cken noch zwei Strophen hinzugedichtet hatte. Das Er?ffnungslied ?Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen und neu beginnen, ganz neu, da ber?hren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns? wurde ein viel gesungenes Lied auf dem ?kumenischen Kirchentag in Berlin. Das Liederheft war ein deutliches Signal, dass das Evangelische Gesangbuch, das ausdr?cklich auch f?r Treffen au?erhalb des Gottesdienstes f?r alle Generationen gedacht war, kein Ersatz bot f?r die Herausgabe neuer Liederhefte mit alten und neuen Liedern. Die geringe Anzahl von Liedern aus dem EG war dennoch ?berraschend. Lieder auf den Landesposaunentagen 2002 und 2005 Es geh?rt zu einer alten evangelischen Tradition, dass unmittelbar nach Herausgabe einer Agende oder eines Gesangbuches die Weiterarbeit an den Gebeten und Liedern beginnt. So kehrt keine unfruchtbare Ruhe in das kirchenmusikalische Leben ein, denn es wird weiter zu neuen Anl?ssen Neues komponiert, altes, was nicht aufgenommen wurde, weiter tradiert. Auf diese Weise entsteht immer eine kirchenmusikalische Subkultur, f?r die die landeskirchlichen Posaunentage 2002 in Erkerode und 2005 in Goslar ein gutes Beispiel bieten. Das Liederheft zum Posaunentag in Erkerode unter dem Liedmotto ?Herr gib mir Mut zum Br?ckenbauen? (EG 612) enthielt noch ein Lied aus dem EKG, vier neue Lieder aus dem EG und vier weitere Neue. Zu diesen geh?rte ?Wo Menschen sich vergessen? von Chr. Lehmann, das ein Jahr sp?ter beim ?kumenischen Schlussgottesdienst in Berlin 2003 gesungen wurde, das ?ltere ?Wer bringt den Menschen, der blind ist das Licht? von O. Blarr, ?Lieder die wie Br?cken sind? und nach einer EKG Melodie den neuen Text ?Der Frieden, den Gott gibt, will bei uns Br?cken schlagen/ Er hebt die Grenzen auf mit denen wir uns schaden/. Er bricht die Z?une ab/an denen wir gebaut/ Sein Friede ist die Kraft/, aus der man leben kann.? Beim Jubil?umskonzert 2005 anl??lich des 75. Gr?ndungtages in Goslar wurden bei den drei Konzerten vier Lieder, die schon dem EKG angeh?rten, sechs aus dem EG und sechs neue Lieder geboten und dazu Serenaden, Swing zum Bergsteigerlied ?Gl?ck auf der Steiger kommt? im Eingangshof des Rammelsbergs, als Gospel den ?battle of Jericho?. Bei den Liedern aus dem EG wurden die anspruchsvollen und eher selten gesungenen Lieder ?Komm in unsre stolze Welt? (EG 428), ?Ich steh vor dir mit leeren H?nden? (EG382) und ?Solang es Menschen gibt auf Erden? (EG427) als Gemeindelieder musiziert. Diese Mischung aus traditionellen EKG-Liedern, noch nicht in das Bewu?tsein der singenden Gemeinden gedrungenen EG-Lieder und neuen Kompositionen und neuen Klangversuchen bestimmen die Kirchenmusik in der Gegenwart. In der Braunschweiger Landeskirche wird weiterexperimentiert. Pfarrer J?rgen Grote, Gr. Elbe, hat ein Liederheft ?Bunte F?den in meinem Leben? mit eigenen Texten und Melodien f?r 18 Lieder und 14 liturgische Einw?rfe 2004 ver?ffentlicht. Am Braunschweiger Dom werden neue Antiphone im Wechsel gesungen. Das w?re eine Anregung, auch in anderen Kirchengemeinden in diesem Bereich der Liturgie aktiv zu werden. Domkantor G.P. M?nden schrieb einige neue Lieder, auch zu Texten vom Braunschweiger Propst Armin Kraft. Diese und andere Experimente sollten gesammelt und in einem eigenen Beiheft unserer Landeskirche publiziert werden. So gehen die n?chsten Schritte bereits ?ber das EG hinaus. Beobachtungen und Anfragen Zusammenfassung Das Evangelische Gesangbuch (EG) ist unter breiter Beteiligung aller Landeskirchen nach einer mehr als 16-j?hrigen Ausschussarbeit auf verschiedenen Ebenen zustande gekommen. Kein Gesangbuch hat bisher eine solche umfassende Mitwirkung erfahren. Der Unterschied zur Entstehungsgeschichte des EKG ist gravierend und bezeichnend. Es ist eine Arbeit im Auftrag des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Das EG macht die rigorose, dogmatistische Ausscheidung des Liedgutes des 19. Jahrhunderts r?ckg?ngig und ber?cksichtigt ausdr?cklich alle Kirchenliedepochen gleichm??ig. Es gibt in diesem Gesangbuch keine Spuren einer Braunschweigischen Sonderentwicklung wie noch im EKG. Es ?berwindet die innerprotestantischen konfessionellen Spaltungen zwischen reformierter, unierter und lutherischer Kirche. Es hat interkonfessionellen Charakter und viele Lieder mit der r?misch-katholischen Kirche gemeinsam. Es unterst?tzt neue Gottesdienstformen durch den Abdruck von Psalmen, die im Wechsel gesprochen werden k?nnen, durch Liedrufe, Kanon und mehrstimmige Lieds?tze. Es ist als Hausbuch gedacht. Es wird das Gesangbuch der ersten H?lfte des 21. Jahrhunderts sein. Neben dem EG bleibt eine musikalische Subkultur bestehen, in der weitere, aber nicht in das EG aufgenommene Lieder tradiert und mit neuen Liedern experimentiert wird. |