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[Kirche von unten]

Das Braunschweigische Gesangbuch

Ergänzendes

von Dietrich Kuessner

4. Kapitel




Persönliches Nachwort

Ich bin in mehreren verschiedenen Gesangbuchregionen aufgewachsen. Mein Kindheit erlebte ich mit dem ostpreußischen Gesangbuch mit den Abbildungen seiner interessanten ostpreußischen Dorf- und Schloßkirchen. Von daher war mir das Osterlied „Ostern- Ostern Frühlingswehen“ lieb und geläufig, das ich dann später vermißte. Nach der Flucht in den Westen begegnete uns in der Celler Neuenhäuser Kirche von Pastor Voigt zum ersten Mal das alte Hannoversche Gesangbuch von 1882, das uns noch zwei Jahre lang in der Blumlager Kirche begleiten sollte. Unser erster Eindruck war, daß unsere ostpreußischen Gesänge lebhafter und vielseitiger waren als im Hannoverschen. Jetzt weiß ich auch warum. Die Hannoveraner hatten die Reform der 30er Jahre mit dem Deutschen Ev. Gesangbuch verschlafen. Mit dem Hamburger Gesangbuch wurde ich 1950 in der Fuhlsbüttler Lukaskirche konfirmiert. Da stand das Osterlied „Jesus unser Trost und Leben“ drin. Während des Studiums in Erlangen sang ich im Chor von Gottfried Kempff zwei Jahre lang in der Neustädter Kirche aus dem alten Bayrischen Gesangbuch. Im Braunschweiger Predigerseminar erlebte ich erstmals den Braunschweigischen Sonderanhang des EKG und 1994 schließlich den Wechsel vom EKG zum EG. Das ist eine unterschiedliche Gesangbuchlandschaft.

In der langjährigen Gemeindearbeit in Offleben und Reinsdorf-Hohnsleben erlebte ich es immer wieder, daß mir Gemeindemitglieder die Gesangbücher ihrer Großeltern schenkten, die ich in dem Kirchenarchiv aufbewahrte. Das waren meist die Gesangbücher aus der Zeit der Aufklärung und solche von 1902.
Erst allmählich entdeckte ich bei den Goldenen Konfirmationen etwas von der enormen Langzeitwirkung des Gesangbuches. Die Goldenen Konfirmanden im Jahre 1970 und 80 waren 1920 und 1930 mit dem damaligen Gesangbuch von 1902 konfirmiert worden. Gut wenn ich dann darin blättern konnte. Ich erinnerte sie im Festgottesdienst an Lieder von damals wie „O du fröhliche o du selige gnadenbringende Osterzeit“. Am Ende des Gesangbuches war auch die Konfirmationshandlung abgedruckt, aus der ich gerne in der Predigt zitierte: „Geliebte Söhne und Töchter, wollt ihr nun euren Taufbund mit Gott bestätigen..“ so begann die Anrede und vielleicht tauchte dann das Gesicht des verstorbenen Konfirmators vor ihnen auf. Das EKG wurde erst im Laufe der 50er Jahre in den Gemeinden eingeführt. Also selbst im Jahre 2000 gehörte noch das Gesangbuch von 1902 zum inzwischen versunkenen geistigen Inventar. Die Goldenen Konfirmanden, von denen viele in der Regel den Kontakt zur Kirche verloren hatten, wunderten sich meist über „die vielen neuen Lieder“. Sie hatten sogar eine ganze Gesangbuchgeneration überschlagen. Es ist nicht schlecht, wenn man ihnen dann im Gottesdienst oder beim geselligen Beisammensein am Nachmittag einmal ein Exemplar ihrer Generation zeigen und hoch halten kann. Es gab auch welche, die ein früheres Gesangbuch mitbrachten, weil ihr Pfarrer dort etwas hineingeschrieben hatte.
Es wäre ja zu schön, wenn die vorliegende Arbeit die Pflege der früheren Gesangbuchgenerationen in den Kirchengemeinden fördern würde und wenn wenigstens ein oder besser mehrere Exemplare jeder Gesangbuchgeneration im Gemeindekirchenarchiv einen festen Standort hätten.

Dietrich Kuessner





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Impressum  http://bs.cyty.com/kirche-von-unten/archiv/gesch/Gesangbuch/T4K4.htm, Stand: Dezember 2007, dk