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[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Kirche von Unten Nr. 43 - März 1990


Rechthaberei ist immer gefährlich

Offener Brief an Dietrich Kuessner von Heinz-Joachim Berger

Nichts einfach, - vielleicht, wenn's gut ist, sogar dankbar - Hinnehmen, sondern alles kritisch hinterfragen oder besser: in Frage stellen - das ist sicherlich eine mögliche Lebenseinstellung. Aber mir tun Menschen leid, die nur so denken können. Denken? Sollte man nicht lieber auch hier von Gefühlen "aus dem Bauch" sprechen, von einem Komplex?

Lieber Herr Kuessner! Anlaß zu solchen Gedanken ist Ihr Rundumschlag in KvU 42, S.40 ff gegen alle, die nicht Ihrer Meinung sind, bis hinein in die Redaktion. Abgesehen von den zum Teil unerquicklichen Vokabular, das ihnen als Pfarrer nicht ansteht (die Zeiten Luthers sind nun eimal vorbei), machen Sie mir angst. Ihrem Artikel fehlt jede erkennbare Streitkultur. An deren Stelle stehen Rechthaberei und das Heruntermachen des Gegners. Rechthaber aber sind immer gefährlich, rechts wie links, oben wie unten. Sie verbreiten des gleiche Unbehagen, wenn sie nicht sogar das gleiche Leid verursachen.

Mir ist Herr Rühe auch nicht sympathisch, aber ich würde mich als Christ schämen, ihn öffentlich zu beleidigen, wie Sie es tun. Wer mich kennt, weiß, wie weit ich von politisch wie klerikal rechtem Gedankengut entfernt bin. Ich verabscheue so manche von Rühes Praktiken, aber ich sehe in ihm wie in allen Andersdenkenden zuerst das gleichberechtigte Mitgeschöpf Gottes, das Achtung auf die Wahrung seiner persönlichen Würde hat. Ihre Haltung, lieber Herr Kuessner, wirkt jedoch schlicht und einfach arrogant und damit nicht besser als die von vielen der in KvU zu recht Angegriffenen. Wie vollen Sie die dann jemals überzeugen oder auch nur zum Überdenken ihrer Positionen bringen? Mindesten• letzteres müßte doch das Ziel der Auseinandersetzung sein. Ich finde, Sie sollten darüber einmal nachdenken.

Zusatz: ich hätte als Verantwortlicher in ganzen Land die Glocken läuten und Dankgottesdienste abhalten lassen angesichts des Wunders vom 9. November. Es hätte ja auch kommen können wie in Peking - und Ist es beinahe. Und ich weigere mich, alle als potentielle Nazis zu diffamieren, die von einem einigen Deutschland träumen, obwohl ich selbst gegen das Wiedervereinigungsgerede bin.
Mit freundlichen Grüßen

Hans Joachim Berger




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