Kirche von unten:
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KvU 30.12.00 Kue Verabschiedung von LKR Hampel Viele haben wir im Landeskirchenamt kommen und gehen gesehen: die grausame Verabschiedung der Landeskirche und besonders des Landeskirchenamtes von Bischof Heintze 1982. Kein Gottesdienst - nichts, aber bei der Einführung des Nachfolgers Bischof Müller war Heintze zugegen, verließ aber vor Abschluß des Gottesdienstes den Dom. Die rasante Verabschiedung der juristischen Oberlandeskirchenräte Kaulitz (in Wolfenbüttel BMVB) und Niemann (im Dom). Ich sehe den damals noch jugendlich wirkenden, eher schmächtigen Kaulitz im Altarraum von Marien stehen und feierlich liturgisch aus dem Amt gelobt (nicht etwa ausgesegnet). Bei Niemann dehnte es sich endlos aus, weil Gottesdienst und Verabschiedung in zwei Teile hintereinander geschaltet war. Was war nun von der Verabschiedung von Hampel zu erwarten? Irgendwie ein fulminanter Gottesdienst mit Posaunen, Orgelgebrause, viel Kirchenpromis. Und so war es auch: Das Mittelschiff war gut gefüllt, nicht BMV Gemeinde sondern Pröpste, LKA Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter und viele Pfarrer und Pastorinnen: geballte homiletische Fachkompetenz. Die Form des Gottesdienstes hätte auch im Sommer 1964 so ablaufen können. Damals wurde Ulrich Hampel von Bischof Erdmann ordiniert. Wir sangen: "Kommt und laßt uns Christum ehren", "Nun bitten wir den Heilgen Geist", "Bis hierher hat mich Gott gebracht", "O du fröhliche". Kein einziges neues Gemeindelied. Die Liturgie ebenfalls wie von 1964. Also: Priesterliche Kirche von anno dazumal. Nicht mal ein im Wechsel gesprochener Psalm. Ein in seiner Form nach Liedauswahl und Liturgie völlig rückwärts gewandter Gottesdienst. Hampel wird sich Form und Lieder möglicherweise so gewünscht haben. Das würde passen. Kurz zur Biografie: Hampel gehört seinen Anfängen in der Landeskirche nach noch zur Erdmannzeit der Nachkriegszeit. Bei seinen theologischen Examina prüfte noch der Personalreferent OLKR Röpke, seit 1935 ununterbrochen im LKA mit allen verdienstvollen und zugleich problematischen und unterdrückten Seiten. Bischof Erdmann - die Tochter Erdmann war auch im Gottesdienst - ordinierte den am 8.12.35 im Schlesischen geborenen Hampel am 14.6.1964. Dann war Hampel 12 Jahre Gemeindepfarrer an der prominenten Stadtkirchengemeinde Pauli, Braunschweig, zusammen mit dem sehr viel älteren, gelehrten Dr. Zimmermann. Hampel erwähnte ihn auch dankbar, bezeichnender Weise nicht als Mitbruder im Pfarramt sondern als Universitätsprofessor, von dem er am meisten gelernt hätte. Zimmermann war m.W. Kirchengeschichtler. Seit dem 1.1.1976 war Hampel im Landeskirchenamt. Also: 12 Jahre Gemeindepfarrer, 24 Jahre im LKA, kein Jahr auf einem Dorf, nie kontinuierlich wirklich in den "niederen Verhältnissen" unserer Landeskirche. Da war er auch nicht gut vorstellbar. Als Ulrich Hampel 1964 ordiniert worden war, gab es die Stelle, die er später im LKA bekleidete, überhaupt noch nicht. Damals machte OLKR Max Wedemeyer, der Dichterfürst unter den Pfarrern, das Ref. II (für Gemeindedienst) alleine. Es mußte aber eine finanziel angemessene Stelle für den als Militäroberpfarrer ausscheidenden Friedrich Wilhelm Wandersleb geschaffen werden, und so entstand ohne besondere Sachnotwendigkeit zum 1.5.1967 das Ref. IIa für Ökumene, Presse und kirchliche Werke. Wandersleb wechselte von diesem Posten Anfang 1974 auf den Oberlandeskirchenratsposten in Ref II und sein Nachfolger in Ref II a wurde Henje Becker. 1976 übernahm Wansdersleb das Ref I, Becker das Ref II und Hampel wurde sein Nachfolger in Ref IIa. Diese etwas umständliche Beschreibung der Vorgänger von LKR Hampel macht zugleich ein Dilemma dieses Postens aus: es ist eigentlich ein "Durchlaufposten". Der frisch gewählte LKR Hahn wird sich nicht im Traum vorstellen können, bis in den Ruhestand auf diesem Posten zu bleiben. Hampel blieb, und während seiner Zeit wurde er von anderen überholt. Zu erinnern ist an die beschämenden Umstände der Kandidatur von LKR Hampel zum OLKR, nicht auf eigenen Wunsch,sondern vom Synodalen Fechner und anderen aufgefordert, und dann wurde Hampel höchst unfair im Stich gelassen und es wurde Kollmar gewählt. Hampel hatte sich auch anderweitig bemüht: als die Propststelle von Braunschweig nach dem Weggang von Klaus Jürgens frei wurde, hatte sich Hampel beworben, aber der Katharinenpfarrer, von wo aus Klaus Jürgens sein Propstamt betrieb, legte sich quer und so blieb auch dieser Wunsch unerfüllt. So schwebt über diesem Dienstschluß eine etwas graue Wolke unerfüllter Berufswünsche. Etwas traurig, denn Hampel galt schon während seiner Predigerseminarzeit als Aufsteiger. Sein Spitzname im PS war: "Oberrat". Das ist er nicht geworden. Dabei erfüllte Hampel nach dem Vorstellungen der Braunschweiger kirchlichen middle class alle Voraussetzungen dazu: kein besonderes theologisches Profil - er nannte im Abschiedsgottesdienst nicht seine theologischen Väter oder Mütter, ich konnte sie auch nicht aus seinen Predigten heraushören - , keine besonderen kirchenpolitischen Aktivitäten, eher unauffällig als kantig, unter allen Bischöfen und allen Referatsleitern verwendbar. Hampel gedachte namentlich der Bischöfe Heintze, Müller und Krause, unter denen er "gedient" hatte. Es sind krassere Unterschiede im Verständnis des Bischofsamtes kaum denkbar. Hampel hatte sich allen loyal zu Diensten gestellt. Bischof Krause hob zu Recht Hampels Loyalität heraus. Aus dieser Loyalität heraus hat dann Hampel gelegentlich auch "Kirchendiplomatie" gemacht, wie er es verstand. Als er z.B. kürzlich nach Gründen für Berners Rücktritt gefragt wurde, nannte Hampel "gesundheitliche Gründe". Das war eine glatte Täuschung und leider unaufrichtig. Sowas gilt dann in den besseren kirchlichen Kreisen als "geschickt" und "diplomatisch". Als ein erhebender Augenblick ist dann gedacht, wenn der Landeskirchenrat die Amtskette ablegt. M.W. haben Wandersleb und Becker sowas nicht gehabt. Hampel hat die eingeführt. Ich hatte mir gewünscht, daß Hahn sowas nicht mitmacht und das Amtskreuz wegläßt. Wir haben Kreuz genug in der Kirche. Wir müssen es nicht auch noch zeigen. Aber Hampel entledigte sich feierlich und vor aller Augen dieser Dekoration und legte sie Hahn um. Mir kam die Geschichte in den Sinn, als Erdmann beim Amtswechsel sein Bischofskreuz Heintze umlegte, in der Sakristei verschwand, und mit einem neuen Kreuz wieder am Gottesdienst teilnahm. Kreuz muß sein. Und dann die Einsegnung: die Gebeten werden, dem Einzuführenden die Hände aufzulegen, sollten das unter Nenung eines biblischen Wortes tun. So hier nicht. Sie traten ans Mikrofon, damit es auch jeder versteht und gingen dann erst am Ende zum bischöflichen Segen zum Einzusegnenden. Was soll das? Und warum nun nicht auch die neune mitarbeiter? Warum nicht Frau Pracejus? Warum nicht die Leutchen von Ref II ? Haben die geisltich nichts zu sagen? Ein einsegnender Pulk um die neuen Mitarbeiter und eine Wolke von Voten und Händen über den Häupten der Dreien. Und wie stand es mit der Aussegnung von Hampel? Hatte nicht die Agendenkommission unter Kollmar das Formular von Segenshandlungen entworfen und da eine "schöne" Liturgie zum Aussegnen entworfen? So ging Hampel bei soviel befreundeten Pfarrern innerhalb der andächtigen Gemeinde ungesegnet in den Ruhestand. Wie schön war das beim "Abschiedsgottesdienst" von Klaus Pieper gewesen! Waren wir überhaupt in einem Gottesdienst? KvU wünscht Ulrich Hampel einen gesegneten Ruhestand. Noch ein Wort zum Gottesdienst. Rundum: es war gar keiner. Es war eine mit Chorälen und Gebeten umrahmte Gemeindeveranstaltung. Der Landesbischof sprach zur Verabschiedung von Hampel und zur Einführung von Cornelius Hahn, Martina Helmer Pham Xuan und Michael Strauss. Der Landesbischof erwähnte ausführlich die Daten aus den Personalakten, skiizzierte ihre Lebensstationen und drapierte sie einleitend und ausleitend mit den Jahreslosungen. Das ist von der Stelle aus, die der Auslegung und Verlesung des Wortes Gottes vorbehalten ist, reichlich unangemessen. Das kann man im LKA, am Dienstsitz oder in einer dem Gottesdienst folgenden Veranstaltung machen, aber als einziges bischöfliches Wort unter den brennenden Tannenbäumen keine normale Auslegung des Wortes - im Falle des Falles natürlich zunächst auf die vier besonders Angesprochenen aber dann schließlich auch in die versammelte Gemeinde hinein: sondern nur Personalakten: kümmerlich, kümmerlich, kümmerlich. Der Bischof vergaß nicht zu erwähnen, daß er kürzlich bei Rau gewesen sei. (wg Orden? blieb offen) Nun richteten sich alle Hoffnungen auf die Predigt von Hampel: als Text: Psalm 27, 4 "Eins bitte ich vom Herrn, das hätte ich gerne: daß ich im Hause des Herrn bleiben möge mein Leben lang, zu schauen die schönen Gottesdienste des Herrn und seinen Tempel zu betrachten." Es kam wie es kommen mußte: Teil 1: viel Menschen wünschen sich in dieser Zeit besonders viel und nicht alles geht in Erfüllung. Teil 2: Der Prediger wünscht sich, auch in Zukunft im (Predigt- und anderen) Dienst der Kirche zu bleiben. Teil 3 Kirche ist Gottesdienst; besonders schön sei dieser Gottesdienst, weil darin so viel Musik gemacht wird. Hampel hat nie das Gefühl geweckt, daß er einer motiviert zuhörenden Gemeinde einen Text weihnachtlich auslegt, sondern er hat von seinem persönlichen Wunsch geredet. Die Mitte und Inhalt der Rede war der persönliche, fromme Wunsch des Predigers für den Ruhestand. Sollte das die existetielle Auslegung eines Wortes für mich an diesem Tag sein? Was Hampel bot wäre hübsch gewesen bei einer Gemeindeversammlung. Aber Predigt?? Und wenn schon persönlich: gab es da nicht noch drei Neue, die auch predigtmäßig hätten angesprochen werden können? Keine Silbe! Es ist für die Predigthörer auch ganz tröstlich, wenn man etwas vom Auseinandersetzen und Ringen mit dem Text und bei dessen Transport in die Gegenwart, und dann noch in die desolate kirchliche Gegenwart unserer braunschweiger Landeskirche verspürt. Das gehört zur "Schönheit" einer Predgit wohl dazu. Lesungen? nicht etwa - was wohl gut gepaßt hätte - das Nunc dimittis aus Luk2, Ev für den Sonntag - sondern aus der fortlaufenden Bibellese die Legende von 12jährigen Jesus im Tempel. Für diesen Tag? Ein Gottesdienst schließt mit dem Segen. Nicht, wenn Hampel verabschiedet wird. Da schließt der als Gemeindeversammlung mit Reden umfunktionierte sog. Gottesdienst mit einem ausführlichen mehrere Personen nennenden (und dann auch andere überraschenderweise auslassenden!) Dank von Landeskirchenrat Hampel. Dazu wäre in Predigt oder im Fürbittgebet wohl Anlaß genug gewesen. Und hätte z.B. der neue Pressesprecher nicht ebenso Anlaß gehabt, für die Mitarbeiter von früher zu danken? Spätestens in diesem Augenblick war allen klar, wo sie waren: nicht in einem Gottesdienst. Nebenbei: gibt es irgendwo eine Orgel, die auch leise gespielt wird? Bitte melden! Als uns der Organist mit einem nicht nicht enden wollenden Nachspiel beglückte, platzte zweimal ein Sektkorken. Einer in den deftigen Schlußakkord. Fröhlich erhob sich die Gemeinde. 14.12.00 IOberlandeskirchenrätin Frau Dr. Sichelschmidt trägt sich mit Gedanken, ihre Stellung in Wolfenbüttel aufzugeben. Sie hat sich auf eine Stelle in München bereits beworben. Ob diese Bewerbung erfolgreich war, muß abgewartet werden. Die Bewerbung hat nichts zu sagen. OLKR Dr. Fischer hat sich immer wieder mal von seinem Posten auf eine andere Aufgabe beworben, nimmt aber seinen Posten in Wolfenbüttel immer noch wahr. Die Stelle eines Pfarrers in der Diakonie, also die Nachfolge von Herrn Pfr. Berner, ist bereits in der Frankfurter Allgemeine ausgeschrieben worden. KvU Kue KvU Personalien Kue 05.12.00 Im Augenblick bricht es bei den 60igern irgendwie ein. Das ist durchaus gewollt. Die Versorgungskasse ist dermaßen voll, daß die Landeskirche es sich durchaus leisten kann, Pfarrer ab 60 Jahren in den Ruhestand zu schicken. Das ist bemerkenswert anders als bei Väterchen Staat. Dort belasten die Pensionsansprüche die laufenden Haushalte in enormer Weise. Ähnlich ist das ja auch mit der Rentendiskussion. Bei Kirchens lief das sehr viel vernünftiger. Der Vorgänger von Dr. Fischer, OLKR Bluhm, räumte die Rücklagen der Landeskirche und legte sie in die Versorgungsansprüche an. Das war ca 1980. Als dann OLKR Dr. Fischer kam, waren zwar keine Rücklagen da, aber es war der Grund für die gegenwärtige hervorragende Versorgungslage der Norddeutschen Landeskirchen gelegt, sodaß die enormen Zinsgewinne der Versorgungskasse es erlauben, daß Pfarrer bereits frühzeitig in den Ruhestand gehen können, ohne eben die laufenden landeskirchlichen Haushalte zu belasten. Eher werden sie entlastet. Im kommenden Jahre sind die Jahrgänge 1941 dran. Wir werden berichten. Im September dieses Jahres wurde Pfr. Martin Quandt 61 Jahre. Er scheidet aus dem Dienst der Telefonseelsorge aus und geht in den Ruhestand. Er leitete die Telefonseelsorge seit 14 Jahren und war vorher seit 1967 Pfarrer in Immenrode und baute dort eine reformaufgeschlossene Gemeindearbeit auf. In dieser Zeit veröffentlichte er eine umfangreiche, lesenswerte Dorfchronik zusammen mit Paul Otto Gutmann, Lehrer und seinerzeit auch Mitglied der Kirchenregierung. M. Quandt gehört zu den Herausgebern von Kirche von Unten. Ende Dezember feiert Manfred Berner seinen 60. Geburtstag und wird in der ersten Hälfte des nächsten Jahres in den Ruhestand gehen. Pfarrer Berner leitet seit 1992 das Diakonische Werk. Berner ist Mitglied der Landessynode und des Finanzauschusses. In seiner Zeit erlebte die Diakonie einen noch nicht abgeschlossenen Strukturumbruch, der auch zu personellen Unstimmigkeiten führte. Der Weggang zu diesem Zeitpunkt gilt daher unter Insidern als umstritten. Die einen hielten es für richtiger, wenn Berner als Fachmann selber noch die Strukturveränderung zu Ende führen würde, andere halten Berner noch für zu jung, um sich in den Ruhestand zu begeben. Für eine neue Aufgabe wäre der Zeitpunkt des Ausscheidens wohl richtig. Domprediger Joachim Hempel, 51 Jahre, bleibt am Dom. Die Spatzen pfiffen es von allen Domdächern, daß sich Pfr. Hempel, der seit 8 Jahren am Dom Dienst tut und die Domarbeit enorm ausgeweitet hat, für eine pfarramtliche Tätigkeit in Tansania interessierte. Dieses Pfarramt sollte der Vorhof für ein mögliches Bischofsamt sein. Manches sprach für diese neue Aufgabe: die Arbeit am Dom scheint nicht mehr ausdehnbar. Hempel verfügt über ökumenische Kontakte, hat großes Interesse an der Begegnung von Orient und Okzident (so sein Motto zur Expo), kann prima englisch, also: eine neue Herausforderung. Er hat sich die Stelle angesehen, soll auch gewählt worden sein, wobei ihn eine - sagen wir es diplomatisch - breitgefächerte gesellschaftliche Ebene favorisiert hat, hat dann aber die Wahl nicht angenommen. Auch dafür gibt es Gründe: Auslandsgemeinden pflegen nicht die reformfreudigsten zu sein, sind politisch eher "Deutschen Leitkulturen" verpflichtet, kurz: mit Widerständen ist zu rechnen. Gab Hempel dafür zu Hause nicht zu viel auf? Problematisch scheint der späte Absprung Hempels vom Afrikaprojekt zu sein, den er nun hier zu verantworten hat. KvU Personen Kue. 05.12.00 Zum Tode von Frau Annemarie Haedke Im Alter von 86 Jahren ist Frau Annemarie Haedke heute morgen in Braunschweig verstorben. Sie war eine der Letzten in unserer Landeskirche, die den Kirchenkampf in Berlin und Braunschweig miterlebt hat, geprägt von der Theologie des Burckhardthauses und den Predigten Martin Niemöllers. In einem knappen Lebenslauf, der sich im e mail Anhang befindet, beschreibt sie, wie sie ursprünglich für ienen hohen Posten im nationalsozialistischen BDM vorgeshene war. Als sie 1936 nach Braunschweig vom Stadtkirchenverband unter Propst Leistikow angestellt wurde, wurde sie theologisch hier nicht heimisch. Umso wichtiger war die lebenslange Freundschaft mit Dagmar v. Hoerschelmann, der einzigen "Illegalen" in unserere Landeskirche bis 1945. 1943 nahm sie im Saal des berüchtigten Berliner Volksgerichtshofes als mögliche Zeugin am Verfahren gegen die Gemeindehelferin der Braunschweiger St. Georggemeinde Inge Klünder teil. Ab 1945 arbeitete sie mit Frau v. Hoerschelmann ( gest. 1996) in der Landesstelle des Ev. Mädchenwerkes. 1947 nahm Frau Haedke als eine der 16 deutschen Delegierten an der ersten ökumenischen Jugendtagung in Oslo teil. Sie spürte bei ihrer Rückkehr schmerzlich, daß sich dafür in der Braunschweiger Provinz keiner interessierte. Frua Haedke übernahm ab September 1957 Leitung des Mädchenwerkes. Vom Januar 1962 leitete sie den von ihr gegründeten "Dienst für die berufstätige Frauen in der Landeskirche. Am 1.10.1974 ging sie in den Ruhestand. Auch im Ruhestand blieb sie kirchlich aktiv im Kirchenvorstand der Christusgemeinde am Schwarzen Berge und hielt in ihrer Wohnung mit Frau v. Hoerschelmann biblische Kinderstunden. Als beide ins Augustinum übersiedelten, richteten sie die Montagsandachten ein. Mit großer Anteilnahme verfolgte Frau Haedke die Darstellung des sog. Kirchenkampfes in der braunschweiger Landeskirche und äußerte sich zu einem diesbezüglichen Referat im Januar 1980, abgedruckt in "Kirche und Nationalsozialismus in Braunschweig" Braunschweiog 1980 S. 47f). "Endlich, ist meine erste Reaktion. Endlich traut sich eine Gruppe, dieses immer noch peinlich verschwiegene Kapitel der deutschen Geschichte aufzugreifen". Das Interesse an Geschichte und Gegenwart der Landeskirche blieb bis zu ihrem Tode ungebrochen. Es war ein vom Dienst unter dem Wort des Evangeliums geprägtes Leben. Viele Frauen verdanken Frau Haedke heute dieses Beispiel des Glaubens, das sie ihnen vorgelebt hat. KvU Nachrichten 26.10.00. Kuessner 27.10.00 Pfarrrer Eckehart Beichler feierte am 25. 10.00 seinen 60. und letzten Geburstag in seiner Kirchengemeinde in Emmerstedt, bei Helmstedt. Beichler ist erst am 10.12.1967 ordiniert, hat über eine religiöse Gruppe in Rußland promoviert zum Dr. dis. pol. und ist seit 10.8.1969 in der Emmerstedter Kirchengemeinde Pfarrer. Er hat es in auffäliger Weise verstanden, die Kirchengemeinde in das Dorfleben zu integrieren. Sein Gemeindebrief sticht von allen anderen durch den Umfang und den Inhalt hervor, da er zugleich über Vereine und politische Veranstaltungen und die katholische Kirchengemeinde berichtet. Beichler hat mit seiner Frau ein reges Gemeindeleben in seinem geräumigen, asber für die vielen Gruppen viel zu kleinen Pfarrhaus entfaltet. Beichler hat über seine ergiebige, breite Gemeindearbeit hinaus anhaltende Kontakte zu evangelischen Gemeinden in Rumänien entwickelt, wo er in den Ferien wochenlange Predigtvertretungen und viel Hilfstransporte dorthin organisiert übernommen hat. Beichler ist Mitglied der SPD, viele Jahre Mitglied des Helmstedter Kreistages und zur Zeit 2. stellvertretender Landrat - dieses Mandat wird er erst im kommenden Jahr niederlegen - und einige Zeit auch Ortsbürgermeister seiner Emmerstedter Kirchengemeinde. Es spricht für seinen integrativen "Führungsstil", daß ihm und seiner Gemeindearbeit dieses politische Amt nicht geschadet hat. In seiner Dienstzeit hat Beichler wiederholt als Mentor Vikare in seiner Gemeinde begleitet. Sein Wunsch nach Erweiterung des Pfarrhauses durch einen größeren Gemeinderaum wird erst im kommenden Frühjahr im Angriff genommen. Beichler ist zu 80 % behindert und nimmt die Möglichkeit wahr, noch in diesem Jahr in den Ruhestand treten. Er tut dies nicht ohne eine gewisse Verärgerung auch über die kirchlichen Verhältnisse.Unbegreilicherweise ist die Emmerstedter Pfarrstelle nach dem letzten Verteilerschlüssel trotz 1.500 Gemeindemitglieder auf 75 % gesetzt worden. Es werden "Lösungen" durch eine Zusammenlegung mit der Helmstedter Kirchengemeinde St. Michaelis angedacht, was außerordentlich problematisch ist. Eine dichtere Verbindung zu Nachbardorf Barmke bietet sich sehr viel mehr an. Die von der "Sofasynode" (= Treff von Helmstedter Stadtpfarrern) favorisierte Liason mit St. Michaelis soll offenbar die durch den Gemeindemitgliederschwund angesunkene Punktezahl in dieser Randsiedlergemeinde aufbessern. Beichler wird unbemerkt von der sonstigen Obrigkeit am kommenden Sonntag seine letzte Predigt als amtierender Emmerstedter Pfarrer halten, dann in den Urlaub gehen und aus dem Urlaub den Ruhestand antreten. KvU wünscht Eckehart Beichler und seiner Familie einen gleitenden Übergang. In KvU lesen Sie heute, was morgen passiert Kirche von Unten Hintergrund 28.9.00 Kuessner Propst Hartig 60 Jahre und das Kirchenzentrum für 4,7 Millionen Am kommenden Sonntag, dem 1. Oktober, wird das neue Kirchenzentrum in Seesen eingeweiht. Der Landesbischof wird die Predigt halten. Danach folgen einige Festveranstaltungen, darunter eine am 3. Oktober nachmittags zur Synagogengeschichte Seesens. Am 7. Oktober wird Propst Hartig im Kirchenzentrum seinen 60. Geburtstag feiern. Hans-Peter Hartig ist am 5.10.1940 geboren und in Düderode aufgewachsen, wo sein Vater Pfarrer war. 1968 wurde Hartig Vikar in Seesen, 1970 ordiniert und am 19.12.1971 Pfarrer in Seesen. Die Stadt Seesen hat eine Kirche und vier Pfarrämter St. Andreas, die nach den vier Himmelsrichtungen genannt werden: Andreas Ost,West,Nord,Süd. Seesen ist die erste und einzige Pfarrstelle Hartigs. Neben dem jungen Hartig amtierte in Seesen Kirchenrat Gerhard Frühling, Jahrgang 1911, also selber 60 Jahre und seit 1953 in dieser Gemeinde und seit 1963 Propst. 1977 ging Frühling in den Ruhestand. Es gab damals längere Überlegungen, ob die Propstei Seesen aufgelöst werden sollte. Das erklärt die dreijährige Vakanz. Hartig wurde stellvertretender Propst, kämpfte wie ein Löwe für den Erhalt der Propstei und wurde am 1. Mai 1980 Nachfolger von Frühling. Hartig ist zur Zeit der Dienstälteste unter den Pröpsten. 1968 hatte die Propstei Seesen 45.381 Mitglieder und 20 Pfarrämter 1972 hatte die Propstei Seesen 41.316 Mitglieder und 20 Pfarrämter, 1982 hatte die Propstei Seesen 41.416 Mitglieder und 22 Pfarrämter 1991 hatte die Propstei Seesen 33.911 Mitglieder und 20 Pfarrämter 2000 hatte die Propstei Seesen 31.082 Mitlglieder und 20 Pfarrämter. Den größten Aderlaß hatte die Stadt Seesen zu verzeichnen, weil die dortige Konservendosen- und Lebensmittelindustrie (Züchner, Schmalbach, Sonnn-Bassermann) die Belegschaft dramatisch reduzierten. Seesen hatte 1972: 9.688 Mitglieder und 7.231 Mitglieder. Ebenfalls von der Reduzierung der Belegschaft, jedoch in der Chemieindustrie, ist die Kirchengemeinde Langelsheim betroffen. Langelsheim hatte 1972 5.445 Mitglieder und 2000: 3.800. Auch die Gemeinde Gr. und Kl Rhüden mit Wohlenhausen reduzierten sich von 3.453 Mitglieder auf 2.411 Es gibt aber auch Kirchengemeinden, deren Mitgliederzahl relativ stabil geblieben ist: Astfeld. 1972:1.484; 2000: 1.669 Badenhausen: 1972: 2.559; 2000: 2.379. Hartig ist wie auch der gegenwärtige Synodalpräsident Eckels seit 1976 Mitglied der Landessynode und damit nach dem verstorbenen Propst Schliephak dienstältestes ordiniertes Mitglied der Lanmdessynode. Hartig gehört dem konservativen Flügel an, der sich im Arbeitskreis Bugenhagen um Erich Warmers sammelte. Hartig wurde sein Nachfolger. Der Bugenhagenkreis spielt heute keine nennenswerte Rolle mehr. Hartig hatte sich 1981 mit einer Synodeninitiative in die Wahl des Nachfolgers von Bischof Heintze eingeschaltet. Der Nominierungsuasschuß hatte einstimmig Voigt und Lubkoll vorgeschlagen. Diese Alternative war Hartig zu modern. Er sammelte Unterschriften für den stockkonservativen Vorschlag Hauschildt, der die Wahl um eine Stimme verpaßte. Mehr Glück hatte Hartig bei der Wahl des Nachfolgers von OLKR Wandersleb. Hartig schlug wiederum mit Synodenstimmen Kollmar als Kandidat vor, der dann die Wahl gewann. Hartig hat sich um die historische Aufarbeitung der belasteten Propsteigeschichte bemüht. Hartig hat die Andreaskirche zu einem bedeutenden kulturellen Zentrum mit großen musikalischen Auftritten und Ereignisssen ausgebaut. Seit Jahren verfolgt Hartig den Bau eines Kirchenzentrums unmittelbar neben der Andreaskirche. Dafür wurden die dezentralisierten kirchlichen Einrichtungen (eine Pfarrwohnung in der Lauthentalerstraße und eine Gemeindezentrum plus Pfarrwohnung in der Jacobssohnstraße) verkauft. Ob die geplanten Eigenmittel von 2,25 Millionen DM erreicht werden, muß erst die Schlußabrechnung zeigen. In den Haushalt der Landeskirche war bereits eine Rate von 850.000,--DM eingesetzt, dann nochmal 550.000,--DM, weitere 1.050.000.--DM sind auf die kommenden Jahre verteilt. Im Kirchenzentrum ist eine Pfarrwohnung untergebracht, sodaß aus der Pfarrpfründenstiftung weitere Gelder verwendet werden konnten. Diese Finanzjongliererei zeigt einen weiteren Vorliebe von Hartig, nämlich zum Managen. Er hat seit Jahren ein florierendes Altersheim gebaut. Dieses ziemlich groß dimensionierte Kirchenzentrum bedeutet zugleich eine Präjudizierung der Propsteireform. Hartig wünscht den totalen Anschluß aller Kirchengemeindenkassen an dieses neue Kirchenzentrum. Das nimmt Überlegungen vorweg, ob die Propsteien Gandersheim und Seesen zusammengelegt werden sollen und als Vorstufe ein Kassenzentrum in Seesen eingerichtet werden soll. Das bedürfte einer sorgfältigen Absprache mit der Kollegin Pröpstin Knotte in Bad Gandersheim. Davon jedoch ist nichts zu hören.