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[Kirche von unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Kirche von unten, Nr. 102/103 - Nov 2001

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Zu diesem Heft

Dass ich das noch erlebe: die Grökaz! Die größte Kirche von unten aller Zeiten. Es soll nie wieder vorkommen wie der Groefaz. Aber nach dem 11. September soll ja alles anders geworden sein. Na bitte. Da haben wir den Salat. Der Umfang macht, dass man sie besser aufschlagen kann. Der Aussenrand ist daher extra nicht beschnitten. Das mindert das Aussehnen noch mehr als sonst, aber zum Blättern ist das nicht schlecht.

Der Umfang hängt mit den ausserordentlichen Ereignissen zusammen: die Bischofswahl hatte so ihre Dramatik. Die wollten wir verewigen. Was ist gut lutherisch? wurde plötzlich in unserer Landeskirche diskutiert. Ganz was Neues! Schreiben Sie uns doch mal, was für Sie "gut lutherisch" ist. Die Redaktion grüßt den gewählten künftigen Landesbischof Propst Dr. Weber und wünscht ihm und seiner Familie, dass Abschied, Aufbruch und Ankommen gut gelingen mögen. Aus der wärmeren Weingegend in die feuchten Okerzonen. Aus dem lieblichen Rheingau in den schweren Rübenbau. Da mag ein Wechsel sein. Aber Glaube und Geist wachsen und wehen und treiben je ihre Fürchte im Süden wie im Norden.

Es gibt manches in den Kirchengemeinden zu entdecken. Die Beiträge von Schmidt-Pultke, Lüttich, Schuenemann, Bornhak, Bengsch sollen dazu neugierig machen.

Was war der 11. September und wie reagierte die Kirche auf die unterschiedlichen Etappen? Die Wahrnehmung, persönliche Verarbeitung und geistliche Reflexion dazu ist ungewöhnlich breit. Weitere Beiträge hierzu, etwa auch bei Ansprachen am Volkstrauertag, sind sehr erwünscht. Wir wollen weitersammeln wie seinerzeit die Stimmen zur Grenzöffnung 1989.

Ich bedanke mich herzlich für die verschiedenen Beiträge zum Tod von OLKR Henje Becker. Erinnerungen statt Kränze - so was gab es bisher noch nicht unter uns in dieser gedruckten Form. Wer sich zur Wirksamkeit von H.Becker noch äussern will, möge das gerne vielleicht in Form eines Leserbriefes tun.

Kirche von unten erscheint in einer Auflage von 800 Stück. 500 werden verschickt, die andern verteilt. Dies ist eine Doppelnummer. Nr 102/103! Sie mögen dies gnädig bedenken, wenn Sie uns vom Weihnachtsgeld für das Weiterbestehen was abzwacken. Wir leben von der Hand in den Mund - seit 18 Jahren.

Wir beginnen mit einer Predigt aus sommerlichen Tagen und schliessen mit einer Besinnung zum Advent.

Besinnliches Lesevergnügen allen treuen KvULeserinnen und Lesern und auch den neuen und eine gesegnete Adventszeit wünscht Ihnen
Ihre KvU Redaktion

 

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Aus der Landeskirche

Landeskirchlicher Haushalt: Erstmalig also in Euro. Das ist nicht so aufregend. Es wurde alles halbiert. Schlimm dagegen: die Einnahmenseite könnte geschönt sein. Das ist erstmalig. Die Einnahmen gehen nicht nur wg geringerer Landeskirchensteuereinnahmen zurück, sondern auch wg der geringer werdenden Prozente aus dem grossen niedersächsischen Topf. Der Prozentanteil, der früher bei 12,48 % lag, sinkt kontinuierlich. OLKR Dr. Fischer hatte verdienstvollerweise eine langsame Abstufung der Prozentzahlen verabredet. Wir kommen bei 11,1 Prozent an und werden wohl bei 10 Prozent landen. Ein Prozent bedeutet ca 12 Millionen weniger. Aber diese Zahl geht noch von einer höheren Mitgliederzahl aus, als sie zur Zeit besteht. Und von der Höhe der Mitgliederzahl hängen die Prozente ab, die wir aus dem grossen Topf bekommen. Infolge der Kirchgeldregelung, die der Landeskirche gegen den Rat des Finanzauschusses von Hannover aufgezwungen worden ist, sinkt die Anzahl der Kirchenmitglieder weiter.

Stand der Kirchenmitglieder: Oktober 2001: 435.000 / (1990: 490.000; 1999: 441.210)

Die niedriger geschätzten Einnahmezahlen scheint aus der Sicht des Landeskirchenamtes deshalb vertretbar, weil das Minus auch auf die Kirchengemeinden umgelegt wird. Die Mehreinnahmen der früheren Jahren dagegen wanderten bis 1997 in die bis auf die augenblickliche Rekordsumme wachsenden Rücklagen des landeskirchlichen Haushaltes.

Es ist ungeklärt, ob die Mehreinnahmen der Jahre 1998/99 anteilig an die Kirchengemeinden mit dem Hinweis auf eingegangene Mehreinnahmen ausgezahlt worden sind. Im Stadtkirchenverband Braunschweig kann sich keiner an eine Mehreinnahme in diesen Jahren erinnern. Nachfragen im Finanzausschuß wurden nicht beantwortet. Möglicherweise wurden sie irgendwie anders verrechnet, was jedoch unzulässig ist.

Viele Kirchengemeinden stöhnen schon jetzt unter der prozentualen Kürzung um mehr als vier Prozent. Es ist zu erwarten, dass 2003 eine weitere Kürzung erfolgt. Dann wird es wg der unterschiedlichen Rücklagensituation in einigen Gemeinde eng.

Geschönt sind die Ausgabezahlen beim Umbau und der Unterhaltung des Predigerseminars. Obwohl das Predigerseminar um 850 qm Fläche gewachsen ist, sind dieselben Unterhaltungskosten (Putzkräfte, Putzmittel) eingesetzt. Es gibt weiterhin keine soliden Zahlen für den Umbau der Küche, die unbegreiflicherweise in den Keller verlegt und vergrössert wird. Die Zahl der Vikare sinkt. Es mag sein, dass im Frühjahr überhaupt kein Kursus zustande kommt. Schon jetzt sind die Kurse von Brandenburger Vikar/Innen mit ausgefüllt, was ja erfreulich ist. Eine Vergrösserung der bisher völlig ausreichenden Küche isz unbegründet. Wenn diese mit der Schaffung eines ökumenischen Gästehauses begründet werden sollte, - das tauchte mal im Gemeindeausschuss auf und wurde als Protokollfehler deklariert - oder

 

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neuerdings mit einem "theologischen Zentrum", dann besteht vorher dringender Diskussionsbedarf in der Landessynode. Es war ein schwerer Fehler des Finanzausschußvorsitzenden Fürst, dass er den Finanzplan für den Umbau der Brüdernkirche einfach für ein völlig neues Projekt übernommen hat. Ich habe die begründete Befürchtung, dass die zugesagten 1,14 Millionen DM schon allein wg der bautechnisch komplizierten Verlagerung der Küche in den Keller, die unter dem Wasserspiegel liegt, sodass das Wasser staendig hochgepumpt werden muss, sehr viel teurer wird. Hier ist also eine wesentliche Überschreitung des Haushaltes zu erwarten.

Ein weiterer Kloß im Haushalt ist der Ausbau des Georgenhofes in Blankenburg. Der Umbau gilt finanziell als abgeschlossen. Tatsächlich ist das ganze Projekt noch komplett ruinös. Es sind sicher weitere Arbeiten zu erwarten, z.B. am Gewölbe der Kirche, am Weiterbau des Jugendhauses, am anderen Hausflügel, der für die Diakonie reserviert war und kaum betretbar ist, aber unmöglich so liegen bleiben kann. Das Projekt wurde auf 10 Millionen eingeschätzt. Hier hinterlässt die Synode ein offenes Millionengrab.

Auch kleinste Sparvorschläge des Finanzausschusses wurden im Landeskirchenamt wieder rückgängig gemacht. So nahm der Finanzausschuß eine symbolische Kürzung um 10.000,--DM beim Haushalt der außerordentlich üppig ausgestatteten Informations- und Pressestelle des Landesbischofs ( fälschlicherweise als der Landeskirche bezeichnet) vor. Dr. Michael Strauss badet in Sahne. Das wird ihm auf die Dauer keinen Spass machen. Er muß seine Produkte nicht auf dem freien Medienmarkt anbieten. Er arbeitet hundertprozentig subventioniert. Synode direkt wird verschenkt! Der Finanzauschuß kürzte um 10.000,--DM, das Landeskirchenamt nahm diese Kürzung wieder zurück. 10.000,--DM ist bereits der landeskirchliche Steueranteil von zwei Gemeinden mit ca 250 Gemeindemitgliedern. Es is daran zu erinnern, das wir bis 1988 überhaupt kein solches Amt gehabt haben. Es ist mir sehr die Frage, ob sich die Landeskirche nach dem Auslaufen des Vertrages des Pressesprechers, der seinen Dienst in der Landeskirche vor einem Jahr unter anderen personellen Voraussetzungen begann, wieder eine Dienststelle mit diesem Umfang erlauben sollte. Die Weichen dazu sollten aber rechtzeitig gestellt werden.

Die neue Zusammensetzung der Landessynode:

Von den bisher gewählten 48 Mitglieder für die neue Landessynode sind 20 Mitglieder wiedergewählt und 28 kommen neu in die Synode. Davon sind 29 Männer und 19 Frauen. Von den gewählten ordinierten Mitgliedern sind 5 Frauen. Das Durchschnittsalter beträgt 48,5 Jahre. Alle Zahlen werden sich dadurch verändern, dass die Kirchenregierung noch neun Mitglieder berufen wird.

 

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Es scheiden aus der Landessynode aus: Fürst, Biersack, Riebenstahl, Römer, Voss, Eckels, v. Gaetringen, Kuessner, Kaltschmidt, Isensee, Fechner, Coordes-Bischoff, Prinzing, Bohlmann-Brasche, Hünecke, Hübner, Theilemann, Lauer, Broihan, Hartig, Koneffke, Neander, Quiram, Rieckmann, Schneider, Stempin, Schinke, Blümel, Dönitz, Bahrke, Wolff. Einige von ihnen werden wohl berufen.

Die meisten der Ausscheidenden machen Jüngeren Platz. Sie haben sich daher nicht mehr aufstellen lassen. Andere haben sich wieder zur Wahl gestellt und sind unerwartet nicht gewählt worden, darunter: Fechner, Prinzing, Coordes-Bischoff, Römer, Dönitz. Das ist überraschend und schmerzlich. Ich nehme an, dass diese Abwahl durch Berufungen korrigiert wird. Ursprünglich galt die Regel: wer nicht gewählt wird, wird auch nicht berufen. Diese Regel ist beim letzten Mal im Falle von Herrn Dr. Voss mit Gründen durchbrochen worden. So wird es auch wieder kommen. Andere scheiden aus, weil sie seinerzeit berufen worden sind und können eine erneute Berufung erwarten wie z.B. der amtierende Synodalpräsident Eckels. Vielleicht auch Dietrich Fürst, der sich bereit hält.

Es bleiben in der Landessynode, da wiedergewählt:

Reinhold Jordens Hoeke, Pfarrer, Glentorf; Hans Wolf Mahler, Dipl.Ing., Bechtsbüttel; Barbara Haller, Königslutter; Ulrike Rohlfs, Lehrerin, Cremlingen

Die Propsteisynode Königslutter hat also ihre bisherigen Synodalen am 30.10. komplett wiedergewählt.

Ebenso die Propsteisynode Bad Gandersheim am 8.11., nämlich die bisherigen Synodalen Karl-Heinz Lürig, Finanzbeamter, Eimen; Winfried Karius, Pfarrer, Wenzen. Zwischen den beiden Kandidaten Karius und Kuchmetzki lag nur eine Stimme. Lürig und Karius werden wohl ihre Plätze tauschen: der Finanzbeamte geht in den Finanzausschuss, der Pfarrer in den Rechtsausschuss.

Thomas Peter, Realschullehrer, Goslar; war Vorsitzender des Jugend- und Bildungsausschusses, Norbert Bengsch, Rektor, Oker, Mitglied der Kirchenregierung. Sybille Mattfeldt-Kloth, Juristin, Helmstedt, Vorsitzende des Rechtsauschusses; auch ihre Wahl in Helmstedt war knapp. Harald Welge, Pfarrer, Timmerlah; Dr. Jutta Pfaue-Vogt, Agraringenieurin Gr. Flöthe, Vorsitzende des Gemeindeausschusses; Eberhard Borrmann, Pfarrer, Wolfenbüttel; Gisela Dresler, Lebenstedt, Vorsitzende des Bauausschusses. Monika Köhler, Katechetin, Hasselfelde; Bernhild Merz, Pröpstin, Schöppenstedt; Armin Kraft, Propst, Braunschweig; Christiane Klages, Pfarrerin, Braunschweig; Jürgen Schwanke Studiendirektor i.R. Braunschweig; Sabine Telieps, Ahnebeck; Dr. Reiner-Joachim Gloeckner, Arzt, Seesen.

Durch die Wiederwahl von vier Ausschussvorsitzenden in die Landessynode ist - auch wenn sich die Auschüsse andere Vorsitzende wählen - doch eine kompetente Kontinuität gegeben.

Neu sind in die Landessynode gewählt:

Dr. Wolfgang Hemminger, Dipl. Phys., Braunschweig; Susanne Juenke-Mielke, Dipl. Kauffrau, Braunschweig; Thomas Moebius, P.R. Berater, Braunschweig;

 

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Dr. Rainer Zirbeck, Stadtkämmerer i.R. Braunschweig; Bernd Michael Rohn, Lehrer, Braunschweig; Werner Jacobs, Steuerberater, Braunschweig; Andreas Boettger, Chemiestudent, Braunschweig; Friedhelm Meiners, Pfarrer, Braunschweig; Ute Ermerling, Pfarrerin, Braunschweig.

Die Propsteisynode hat am 12. November sehr viele neue Gesichter gewählt. Das ist gut, weil unter den Berufenen vermutlich bekannte Braunschweiger Gesichter auftauchen. Umstritten bleibt, ob der Braunschweiger Anteil an der Landessynode (plus Berufenen) noch im Verhältnis zur Kirchenmitgliederzahl steht. Das wäre bei den Berufungen wohl zu bedenken. Der frisch eingeführte Martinipfarrer Meiners erhielt genauso viel Wählerstimmen wie Propst Kraft. Ein Wink für die Zukunft? Kraft ist 60 geworden, Meiners ist 44 Jahre alt.

Auch die Propsteisynode Salzgitter-Lebenstedt hat am 23. Oktober die Mehrzahl der bisherigen Landessynodalen ausgewechselt. Nunmehr: Klaus Kiekhöfer, Pfarrer, Salzgitter-Thiede; Doris Kettler, Rechtsanwältin, Lebenstedt; Konrad Banda, Maschinenbauingenieur, Binder.

Klaus Kiekhöfer hat während der langen Vakanz als stellvertretender Propst die erhebliche zusätzliche Arbeit gemacht. Frau Coordes Bischoff, die eine sehr gute Arbeit in der Landessynode geleistet hat, unterlag ihm nur knapp mit 29: 27 Stimmen. Vielleicht spielte auch eine Rolle, dass der gewählte Konrad Banda ebenfalls aus eine ihrer Kirchengemeinden kommt.

Auch die Propsteisynode Bad Harzburg wählte am 7. November von ihren vier Synodalen drei neue Gesichter: Josef Paßlik, Pfarrerr, Bettingerode; Wolfgang Buchmeier, Studienrat, Bad Harzburg; Dr. ing. Lutz Hagner, Geschäftsführer, Blankenburg. Wolfgang Buchmeier ist offen schwul und leitet die Regionalgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) Braunschweig.

Aus der Propsteisynode Goslar: Anna v. Veltheim, Hausfrau, Oelber a.w.W.; Udo Ahrens, Pfarrer, Goslar. Aus der Propsteisynode Helmstedt: Thomas Meyer, Pfarrer, Grasleben; Almut Viedt, Ernährungswissenschaftlerin Grasleben. Aus der Propsteisynode Vorsfelde: Marion Bohn, Pfarrerin, Gr. Twülpstedt; Dr. Eckehart Schulz, Dipl. Ing. Wendschott. Aus der Propsteisynode Seesen: Ute Hirschler, Pfarrerin, Mahlum; Burckhard Fricke, Verwaltungsbeamter, Windhausen. Aus der Propsteisynode Wolfenbüttel: Karl Lichtenberg, Inspekteur der Polizei a.D., Wolfenbüttel; Mechthild Boecher, Hauswirtschaftsleiterin, Wolfenbüttel. Sowie: Alfred Kaufmann, Pfarrer Salzgitter-Bad; Dagmar Bolte, Erzieherin, Bortfeld; Susanne Steffens, Diakonin, Evessen.

Es fällt auf, das sich die Anzahl der Pröpste, bisher sechs, auf zwei reduziert hat. Das wird im Berufungsverfahren gewiß korrigiert werden. Propst Schinke hat von sich aus aufgehört, Propst Blümel hat auf eine Kandidatur zugunsten von Pfarrerin M. Bohn verzichtet. Er war gerade erst in die Synode und dort in den Ältesten- und Nominierungsauschuss gewählt worden. Die Jüngsten Synodale sind: Andreas Böttger, 28 Jahre und Uta Hirschler 34 Jahre.

Wir wünschen der neuen Landessynode am 1. Februar einen guten Start. Die Synodenberichterstattung wird fortgesetzt.


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