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[Kirche von unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Die Abschiedssymphonie

Die letzte Tagung der IX. Sitzungsperiode der Landessynode 29.11-1.12.2001

von Dietrich Kuessner

Das war also meine letzte Tagung und der Schlusspunkt unter die zwölfjährige Tätigkeit in der Landesynode, die am 1.Januar 1990 begann und am 31.12. 2001 endet. Ich habe mit großen Rosinen angefangen und hatte eine hohe Meinung von der Synodalarbeit: Ideen aus der Gemeindearbeit nun im Forum der Landessynode zur Diskussion stellen und etwas in der Landeskirche bewegen. Eine Zusammenfassung dieser zwölfjährigen Arbeit werde ich für die nächste KvU niederschreiben. Aber nun bin ich auch erleichtert, dass diese sehr zeitaufwendige Form der Arbeit an und mit der Landeskirche und die bis zum Unverstand geführten Auseinandersetzungen ein Ende haben.

Es begann wie immer mit einer Andacht in der Petruskapelle. Das für die Andachten zuständige Präsidium hatte mich gebeten, die Andacht zur Eröffnung zu halten. Ich musste daran denken, dass die Novembersynode 1998 mehrheitlich beschlossen hatte, mich aus der Landessynode zu entfernen. Für die meisten lag das nun schon drei Jahre zurück, vergessen vielleicht. Wir sangen EG 497 1-5+9 Ich weiß mein Gott, dass all mein Tun und Werk in deinem Willen ruhn, in Erinnerung an den Totensonntag den Bethelpsalm 126, das schwedische gloria in excelsis 180.3, dann die Auslegung von Losung und Lehrtext des Tages unter dem Leitgedanken: der unmögliche Gott - der unmögliche Glaube, statt der Fürbitte im Wechsel das lutherische Herr Gott dich loben wir EG 191. Für mich war es sowas wie ein geistlicher Schlusspunkt unter die ganze Affäre, soweit es die Landessynode betraf.

Es würden vier Synodale die ganze Tagung, weitere vier immer mal wieder fehlen. Aber wir blieben bis zum Schluss beschlussfähig. Am Ende waren wir noch 38 Synodale.

Der Donnerstag nachmittag ist mit Berichten des Landeskirchenamtes, der Kirchenregierung und des Pressesprechers gefüllt. Die Kirchenregierung hat erhebliche Finanzmittel für ökumenische Projekte zur Verfügung gestellt, nämlich: 50.000,--DM für die ev.luth. Kirche in Jordanien zur Förderung von Schulprojekten; 35.000,--DM für ein Diakoniezentrum in Japan, in Kibo no le; 30.000,--DM für Refugium in Braunschweig; 45.000.-DM für Katastrophenhilfe in Äthiopien, Afghanistan und Orissa/Indien, 10.000,--DM für die Aktion Kinder von Tschernobyl und 167.400,--DM für den Ev. Entwicklungsdienst, wo der Bischof Aufsichtsratsvorsitzender ist. Das sind insgesamt fast 340.000,--DM. Eine kluge Pressestelle könnte dies wohl an die Regionalpresse bringen. Wenn irgendein Popel einen Scheck von 5.000,--DM überreicht, wird daraus ein großer Herrmann gemacht.

Stattdessen wählte die Braunschweiger Zeitung für die Samstagsausgabe die alberne Überschrift, dass unsere Landeskirche nunmehr größer geworden sei. Die Kirchengemeinde Mechtshausen/Bilderlahe hat von Hannover nach Braunschweig gewechselt. Das ist eine geografische Bereinigung. Beide Gemeinden haben 671 Gemeindemitglieder, dazu eine Kirche, eine Kapelle, zwei Friedhöfe, eine Friedhofskapelle, ein Pfarrhaus, die in Zukunft unterhalten werden müssen. Die halbe Pfarrstelle bleibt durch die Umverlegung der Gemeinde erhalten. Finanziell lohnt sich die Sache also nicht.

Erstaunlich und erfreulich ausführlich war der Bericht des Landeskirchenamtes (sieben Seiten) durch Frau OLKR Müller. Total neu: das Finanzamt hat im Landeskirchenamt seit Mai eine Großbetriebsprüfung durchgeführt. Es steht zur Debatte eine sechsstellige Steuernachforderung, weshalb eine renommierte Steuerberatungsgesellschaft eingeschaltet worden ist. Es sei seitens der Steuerverwaltung ein abnehmendes Verständnis für kirchliche Belange zu beobachten und der Status der Dienstwohnungen sei erheblich berührt.

Besonderes Interesse fand die Situation der Pfarrstellen. Im Jahre 2002 würden voraussichtlich 13 Pfarrämter zu 100% und fünf Pfarrstellen zu 50% vakant werden

In diese Stellen könnten drei Rückkehrer aus dem Auslandsdienst, vier Pfarrerinnen und Pfarrer, die den Probedienst beenden und 3 einhalb Pfarrer/Innen, die in den Probedienst kommen, rücken. Danach würden nur drei Stellen vakant bleiben, allerdings wird erwartet, dass mehrere Kollegen in den Vorruhestand gehen. Über diese Information gab es einen hartnäckigen Wortwechsel mit dem Synodalen Fechner, der einen Personalentwicklungsplan einforderte, wie er von der Landessynode angedacht worden war.

Die Zentralisierung der Landeskirche schreitet bedauerlicherweise fort. Es werden die Propsteiverbände Helmstedt/Vorsfelde gebildet. Königslutter soll dazukommen. Außerdem der Propsteiverband Salzgitter/Wolfenbüttel. Dazu kommt dann Schöppenstedt. Ziel dieses Manövers ist die Einrichtung zentraler Kassen- und Buchungsstellen, an die sich auf die Dauer die Kirchengemeinden anschließen und ihre Finanzhoheit praktisch aufgeben sollen. Der Bericht von Frau OLKRätin Müller begann mit einer Schilderung des Besuches des Landesbischofs beim Erzbischof von Canterbury Carey und von Kardinal Kasper im Braunschweig, sowie einer Studienfahrt des Pröpstekonventes ins Ökumenische Zentrum nach Genf. Es fehlte im Bericht ein Dank des Amtes an den Landesbischof für seine Arbeit in der Behörde, mag sein, dass das als nicht vor die Synode gehörig betrachtet wurde, aber auch nicht - und das hätte vor die Synode gehört: der Abend der Begegnung Ende Januar in Braunschweig, auf dem sich der Bischof von der Region verabschieden wird, und - das erfuhren wir aus der EZ - der Dienstantritt von [2] Bischof Weber am 1. März und der Einführungsgottesdienst am 3. März. Aber da ist schon eine neue Synode. Mag ja auch sein, dass Bischof Krause uns beim Abschied aus der Region nicht dabei haben will.

Michael Strauß, der Pressesprecher - ja wessen nun? des Landesbischofs? Oder der Landeskirche? Oder der Kirchenbehörde? Wie stehts im Vertrag? Der Landeskirche. Und wie stets in der Wirklichkeit? - hatte seine Information unter das Leitwort gestellt Offenheit schafft Vertrauen. Er schilderte kirchliche Folgen zum 11. September. Wirklich? Besondere Aufmerksamkeit in den Medien erzielten Landesbischofs Krauses Warnung vor einer Reaktion der Rache und sein Votum für einen verstärkten Dialog der Religionen. Straus verschwieg, dass nach diesem allerersten Votum nichts weiter weder vom Bischof noch vom Präsidenten des Weltluthertums zu hören war. Nichts. Darauf haben die Gemeinde dringend gewartet. Begierig wurde aufgesogen, wie Bischöfin Käßmann immer wieder zu dem jeweils aktuellen Stand die Stimme der Kirchen erhob. Nein zu jeder Form von Krieg, Nein zur Bombardierung, totales Nein zu Streubomben. Das Schweigen des Bischofs war das eigentliche Politicum, richtiger: Ärgernis. Und da nützte offenbar auch nicht der Pressesprecher, der als Stimme seines Herrn demselben mal etwas hätte flüstern können, dass nun eine Stellungnahme fällig sei. Wer kann dieses Schweigen des Bischofs deuten?

Ausführlich beschäftigte sich Strauß mit dem Presseecho zur Bischofswahl. Auch hier eine Humoreske: Es sei die Aufgabe der Medien, Konflikte zu thematisieren, um zu ihrer Lösung beizutragen. Das sei der Pressestelle auch gelungen, denn Weber sei ja im ersten Wahlgang gewählt worden. Die Pressestelle als Bastler der Zweidrittelmehrheit! Dass ich nicht lache. Und das ärgerliche Presseecho habe zusätzlich erbracht, dass nun die Menschen in Wiesbaden, Bonn und Düsseldorf wüssten, wo Braunschweig liege. Das sollte ein Kalauer sein, den man sich nur dann erlauben kann, wenn alles andere stimmt. Wenn der Bischof sein gerade heute dringend erforderliches Wächteramt vor Ort und vor der Weltöffentlichkeit wahrgenommen hätte, dann hätte man auch anderswo wohl gemerkt, wo Wolfenbüttel liegt.

Viel Selbstlob natürlich für die Glanzausgabe von Synode direkt. Es soll so weitergehen: ohne klare Kommentare zur Lage, ohne engagierten Journalismus, ohne Neugier für die Ecken der Landeskirche, hübsch bunt und fett subventioniert im mainstream der Behörde. Strauß ist zu klug, als dass ihm das auf die Dauer Spaß machen dürfte. Zu Recht lobte Strauß schließlich die Fortschritte im Internet. Sie waren ja auch peinlich genug. Monatelang war die Ordensverleihung die akuellste Nachricht über Vorgänge in der Landeskirche.

Schlusswort von Strauß: Eine offene Kirche gewinnt Vertrauen. Richtig. Eine der grundlegenden Reformvorschläge von 1994 hieß: Tut, was ihr sagt. Wenn sich diese von Strauß proklamierte Offenheit auf viele persönliche Gespräche mit Journalistinnen und Journalisten im Braunschwegier Land beschränkt, dann ist das zu mager. Ein wiederholte Einladung zu Gesprächen mit Kirche von Unten hat Strauß ausgeschlagen. Der Umgang mit kritischen Strömungen in der Landeskirche lässt infolge von Empfindlichkeiten auf vielen Seiten zu wünschen übrig. Ein Gespräch des Bischofs mit Jens Gundlach, dem kritischen Berichterstatter der Hannoverschen Allgemeinen, kam nicht zu Stande. Offenheit?

Hatte einer Fragen an Herrn Strauß? In der Synode nicht und es war sinnlos, derlei ohne Risiko, runtergemacht zu werden, zu thematisieren.

Der Bericht von der EKDsynode von Joachim Hempel lag leider nicht schriftlich vor. Hempel beschrieb, wie durch die Initiative aus Braunschweig die kleinen Landeskirchen sich sammeln, verabreden und im Konzert der Großkirchen durch Absprachen doch behaupten könnten. Wir erhielten eine Übersicht über die Beschlüsse der EKD Synode. Über die dramatische Debatte Krieg und Frieden hatte Hempel schon auf der Wahlsynode berichtet. Eine interessante Entwicklung scheint sich dadurch anzubahnen, dass sich die unierten und reformierten Kirchen samt Oldenburg zu einer Union evangelischer Kirche zusammenschließen wollen. Haben sich die Lutheraner bereits ins Abseits manöveriert?

Am Donnerstag Abend folgte der förmliche Abschiedsabend, zu dem die bereits bisher ausgeschiedenen Mitglieder eingeladen waren, auch LKR Hampel und OLKR Niemann waren gekommen. Es gab was zu essen, dann sprach der Synodalpräsident, würdigte noch einmal knapp die Tätigkeit des Landesbischofs (Sie haben unserer Landeskirche gut getan), und glossierte dann die einzelnen Synodalen, durchaus vergnüglich und versöhnlich.

Dann erwiderte der Landesbischof und hob ganz allgemein die ehrenamtliche Tätigkeit der Synodalen auf den verschiedenen Ebenen - zu Hause in den Kirchenvorständen, auf der Propsteiebene und nun in der Landessynode hervor, wartete indes nicht den Fortgang des Abends ab, sondern verschwand sofort, nachdem er seine Rede gehalten hatte. Das kam nicht gut an. Denn nun folgte ein schon allseits erwartetes Solokabarett vom Synodalen Römer, Pfarrer in der Weststadt und Vizepräsident der Landessynode, indem er als Putzmann die einzelnen Synodalen kräftig durch den Kakao zog. OLKR. Fischer mimte die [3] Karikatur eines progressiven, mit Fachwörtern um sich herumschmeißenden Neusynodalen und Pfr. Borrmann übte ein vierstimmiges launiges SynodenQuodlibet mit allen ein. Das hob die Stimmung und viele blieben bis nach Mitternacht wach.

Der nächste Tag begann mit einem Abendmahlsgottesdienst, bei dem Pfarrer Borrmann den Tagesheiligen, den Apostel Andreas thematisierte. Es war ein Gottesdienst auf vielen Schultern. Kyrie und Fürbitten wurden aus der Gemeinde heraus gestaltet, bei der Abendmahlsliturgie amtierte der Synodale Schwanke neben Pfr. Borrmann, essen und trinken gingen zügig und ohne die quälende falsche Feierlichkeit vonstatten, Kirchenmusikdirektor Kern von der Marktirche in Goslar begleitete den Gesang.

Der Landesbischof Krause hatte dem Präsidium die Bitte um eine Predigt beim Synodengottesdienst ausgeschlagen. Er war auch sonst merkwürdig auf der Flucht. Es ist ein trotzig und verzagt Ding um aller Menschen Herz.

Der Freitag war mit den Haushaltsberatungen gefüllt. OLKR Dr. Fischer stellte den Haushalt vor, Finanzaussschussvorsitzender Fürst behandelte Kap. 9 die allgemeine Finanzwirtschaft und die verschiedenen Mitglieder des Finanzausschusses dann die anderen Kapitel des landeskirchlichen Haushaltes. Fürst fasste seinen Vortrag in dem Satz: zusammen: Wir haben keine existentiellen Sorgen. Ich hatte mir das Filetstück Kap. 0 Allgemeine Kirchliche Dienste (das vom Finanzvolumen üppigste, insgesamt 60 Millionen DM) reserviert, das die Pfarrergehälter, das Predigerseminar, Kirchenmusik, Posaunenarbeit u.a. behandelt.

Zu Beginn erinnerte ich daran, das OLKR Dr. Fischer vor 20 Jahren, im November 1981 mit 36 Jahren seinen ersten Haushalt der Landessynode vorgelegt hatte. Kein Finanzdezernent hatte vorher solange die Geschäfte der landeskirchlichen Finanzen geführt. Ich erinnerte an die OLKRäte Dr. Lambrecht (1923-38) und an den Vorgänger OLKR Dr. Bluhm. Fischer erhielt eine Tasse, die sein Verhältnis zur Landessynode ironisch umschreiben sollte, mit dem Ausspruch des Gr. Kurfürsten :"Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen." OLKR Dr. Fischer zeigte sich erfreut.

Vorweg einige Zahlen zur Entdramatisierung: 1999 sind 16.432.954,72 DM mehr Kirchensteuern eingenommen worden als geplant waren. Im Jahr 2000 waren es ebenfalls mehr: nämlich: 9. 896.267,37 DM. Die Mieteinnahmen stiegen von 5.957.564,11 DM (1997) auf 6.302.700,00 DM (Ansatz 2001)

Die Kollekten, Opfer, Einnahmen besonderer Art stiegen von 17.698.7717,45 DM (1997) auf 19.350.299,86 (!999). Die Rücklagen der schuldenfreien Landeskirche bewegen sich weit über 300 Millionen DM. Es gibt viel Grund zum Dank.

Der Haushalt setzt einen deutlichen Akzent in der Konfirmandenferienarbeit: Im Jahr 2000 wurden sie mit 230.000,--DM unterstützt, die Summe steigt von 395.000,--DM (2001) auf 515.000,--DM (2002). In dieser Summe sind Unterstützungen für Konfirmandenfreizeiten enthalten, die auch außerhalb der Konfirmandenferienseminare abgehalten werden. Die Summe wird auch für 2003 mit 263.400,-- Euro gehalten. Eine weitere Erhöhung des Etats ist unter dem Titel Förderung des Gemeindeaufbaus für die Aktion Offenhalten von Kirchen vorgesehen. 2000 wurde dafür 64.600,--DM ausgegeben, der Plan 2001 sah 70.000,--DM vor, 2002: 97.700,--DM, 2003: 50.000,--Euro. Es lohnt sich, wie ich finde nicht nur für die Stadtkirchen, für eine Öffnung von Kirchen noch um Mitarbeiter/Innen zu werben. Völlig unmöglich ist es allerdings, wenn über Sonntag Mittag in Braunschweig die großen Stadtkirchen verschlossen sind.

Dass die Ausgaben für Pfarrergehälter, weil sie an die staatlichen Vorgaben gekoppelt sind, kontinuierlich steigen, halte ich nicht für selbstverständlich. Die Ausgaben steigen von 30,9 Millionen (Jahr 2000) auf 17,5 Millionen Euro (2003). Dieser Titel ist gut gepolstert, denn es sind ja nie alle Pfarrstellen besetzt. 4,6 Millionen DM wurden im Jahr 2000 gespart. Vorgesehen waren 30.964.100,--DM, ausgegeben wurden 26.342.527,73 DM.

Bei der Behandlung dieser Haushaltsstelle kamen auch Fragen der Personalplanung durch Stellenbesetzung und Fragen der persönlichen Gespräche im Landeskirchenamt, die vor allem unter vier Augen geführt werden sollten, zur Sprache. Die Pfarrerschaft sollte auch in die Gesamtverantwortung hinsichtlich der Gesamtfinanzen einbezogen werde. So war z.B. ein Tag vor der Synodalsitzung eine Rücklage von 22 Millionen DM in der Abteilung von Herrn Dube entdeckt worden,

die zum Ausgleich für budjetgeschädigte Gemeindekirchenhaushalte vorhanden ist. Dieser Tatbestand beruht auf Recht und Gesetz und war doch den Mitgliedern des Finanzausschusses einschließlich des Vorsitzenden nicht bewusst. Es gab - was ungewohnlich ist - eine um Aufklärung bemühte Sondersitzung des Finanzauschusses in der Mittagspause. Es stellt sich angesichts dieser Tatsache doch die Frage, ob eine Kürzung der Gemeindenmittel um generell 4 Prozent gerechtfertigt ist. Alles in allem halte ich eine Einbeziehung der Reserven in den Kirchengemeindekassen und der Polster etwa durch Stiftungen vor allem in städtischen Gemeinden und eine entsprechenden Einblick der Kirchengemeinden [4] in alle vom Landeskirchenamt verwalteten Rücklagen für angebracht. Nur in gegenseitigem Vertrauen lassen sich Untiefen durchstehen.

Der Religionsunterricht an den Schulen, für den der Staat immerhin 1,7 Millionen DM hinlegt - was ich für die weitere Zukunft bei der Angleichung der Verhältnisse in Europa nicht für selbstverständlich halte - ist nicht überall gut. An einer Schule in der Propstei Gandersheim ist an Grund- und Realschule 10 Jahre lang keine Reliunterricht gegeben worden. Auch sonst lässt der Reliunterricht insbesondere an Realschulen sehr zu wünschen übrig. In der Diskussion &auuml;ußerte sich hierbei sehr ausführlich Herr Fechner, bei der Regierung im Schuldezernat tätig, und wünschte sich engere Kontakte von Pfarramt und Schule vor Ort. Ich trug auch meine schweren Bedenken hinsichtlich des Umbaus des Predigerseminars vor. Ich befürchte, dass der Umbau sehr viel teurer wird als 1,14 Millionen, ich halte die eingesetzten Sachkosten für unseriös, weil sie die Erweiterung um 850 qm unberücksichtigt lassen, die Perspektive scheint mir bei abnehmenden Vikarzahlen wenigsten diskussionswürdig, und das Klima im Predigerseminar ist dadurch belastet, dass der Direktor nunmehr auch eine Stellungnahme zum 2. Examen abgeben soll. Das macht die Vikarinnen und Vikare begreiflicherweise unfrei. Der PS Direktor Pfr. Dieter Rammler hörte sich die Sache an.

Mit der Öffentlichkeitsarbeit beschäftigt sich der Einzelplan 4. Die Ausgaben steigen von 1.273 Millionen (Ist 2000) auf 1.575 Millionen (Plan 2001) und fallen auf 1.513 Millionen (Plan 2002). Ein Versuch, die Pressestelle der Landeskirche wegzubekommen von einer dem Landesbischof völlig hörigen Pressestelle, wie es zur Zeit aussieht, und schüchterne Kritik an der ersten Ausgabe von Synode direkt anzubringen, wurden vom Präsidenten Eckels ruckzuck abgebügelt. Da kam wieder der bei Juristen übliche Korpsgeist durch und die zu rasche Solidarität mit den angeblichen Stützen der Landeskirche. Das System der Pressesprecher in den Propsteien funktioniert nicht, fünf Stellen sind unbesetzt, sie werden auch nicht von der Pressestelle zur Berichterstattung etwa über Vorgänge in den Propsteisynoden herangezogen. Synode direkt ist optisch gelungen, inhaltlich bleibt es für den Bereich der Landeskirche uninteressant. Es braucht sich nicht auf dem Markt zu behaupten - ein Heft würde etwa 7.-DM kosten . Beide Nummern kosten rund 40.000,--DM, das ist fast eine halbe Stelle beim epd. Auch ein Vergleich mit Publikationen anderer Landeskirchen, etwa dem Dialog, fällt zu üppig aus. Die können sich das leisten, ist da die Reaktion. Manche haben den Eindruck, dass Pressesprecher Strauß mehr ein Aufsatzblatt herstellen will, das überregional beachtet werden soll. Das gibt unsere Landeskirche nicht her. Wichtig wäre, den Infograben zwischen Gemeinden und landeskirchlichen Institutionen zuzuschütten. Überregional wäre so was wie das frühere Ev. Deutschland nötig, ein überregionales Nachrichtenblatt für alle ev. Kirchen in Deutschland. Parteien und sonstige Öffentlichkeit erfahren wenig über Vorgänge in unseren Landeskirchen. Dass die ev. Kirchen etwa bei den Parteitagen der SPD und der Grünen und bei den Debatten im Bundestag nicht mehr vorkommen, hängt auch mit der mageren Präsenz der Kirchen in der Publizistik zusammen. Immerhin zahlt die Landeskirche noch einige Jahre jährlich 80.000,--DM für das kostenlos verteilte Schmalzmagazin Chrismon. Eine Debatte war durch den einseitigen Redebeitrag von Eckels nicht möglich. Mag auch sein, dass hier kein Interesse im Plenum vorhanden war. Es bleibt eine Aufgabe für die neue Synode.

Eine erstaunlich breite Debatte ergab sich beim Thema Fort- und Weiterbildung, (Einzelplan 5), die vom Synodalen Fechner energisch besonders auch für die Ehrenamtlichen eingefordert wurde.

Der Haushalt wurde einstimmig angenommen.

Es blieb noch Zeit, weitere Gesetzesvorhaben zu behandeln, darunter das wichtige Braunschweiggesetz. Die Propstei Braunschweig gibt sich wie schon die Propsteiverbände Helmstedt-Vorsfeld, und Wolfenbüttel-Salzgitter eine Verbandsstruktur. Diesem Propsteiverband Braunschweig können sich mit unterschiedlichen Funktionen (Finanzverwaltung, Friedhofsverwaltung, Kirchenbuchführung) auch weitere Kirchengemeinden anschließen, die zu anderen Propsteien gehören. Ich halte diese Trennung von Verwaltung und geistlichem Amt grundsätzlich gerade für ländliche Kirchengemeinden für falsch. Es ist eine alte Erkenntnis des Kirchenkampfes, dass das geistliche Amt auch Verwaltungsfunktionen hat und die Verwaltung auch eine geistliche Dimension hat. Der Kirchenkampf wurde bei der Abführung der Kollekten praktisch. Hier wird eine Lawine ins Rollen kommen, denn die Pfarrer und Pfarrerinen auf dem Lande werden erfreut auf das Angebot zugehen, weniger Verwaltungsarbeit zu haben. Dass dadurch die seelsorgerliche Arbeit gestärkt wird, halte ich für ein Ammenmärchen. In der Debatte bemühten sich die Synodalen Rohlfs und Mahler wenigstens um

Minderheitenrechte bei der Besetzung des Verbandsvorstandes. Was das alles nun für die Arbeit auf der Propsteiebene bedeutet, blieb undiskutiert. Die Gefahr von Doppelstrukturen ist m. E. nicht vom Tisch.

Wir waren um 20.30 fertig und es begann wieder eine lange, höchst kommunikative Synodennacht bei Wein, Wasser, Bier und Cola. Die üblichen Schmalzstullen zur Mitternacht fehlten leider diesmal.

Der Sonnabend blieb ganz den Anträgen betr. Segnungsgottesdienste von homosexuellen Partnerschaften vorbehalten. Frau Lauer hielt zuvor eine Andacht mit Blick auf den Advent, und dann [5] erfolgte eine gehaltvolle fünfstündige Debatte, die mit einem Lagebericht des Synodalen Borrmann verständnisvoll eingeleitet wurde. Borrmann war bereits in der vorigen Amtsperiode als Mitglied des Gemeindeausschusses mit diesem Thema befasst und kompetent mit der Materie vertraut. Er bedauerte, dass das Thema Segenshandlungen nicht schon 1995 gründlich beraten worden war. Damals war es zu einem unerhörten Eklat in der Landessynode gekommen, an den sich nur noch wenige erinnerten. Schon damals trug Borrmann einen Gottesdienstentwurf für Segenshandlungen vor, wurde mitten im Vortrag vom Synodalen Hempel unterbrochen, der die Absetzung des Themas beantragte, Präsident Eckels gab geschäftsordnungswidrig dem Antrag statt, und Borrmann musste sich auf den Platz setzen. Eckels entschuldigte sich zwar in der folgenden Nachmittagssitzung, die Folgen indes waren verheerend. (vergleiche Archiv auf der homepage von KvU die Bananensynode November 1995). Bis heute hatte sich die Synode mit diesem Vorgang nicht mehr beschäftigt. Wir rührten nicht daran, um nicht die Stimmung zu verderben. Nun also Borrmann im zweiten Anlauf. Er bestand darauf, dass von der 1994 eingenommenen Position, wonach eine Diskriminierung von Schwulen und Lesben mit dem kirchlichen Dienst nicht vereinbar wäre, nicht abgerückt werden dürfe und die allgemeine Thematik Kirche und Homosexualität nicht noch mal aufgerührt werden solle. Kuessner und Welge begründeten ihre Anträge, die im Folgenden im Wortlaut wiedergegeben werden.

Die Landessynode bekräftigt ihren Beschluss zum Thema Homosexualität aus dem Jahre 1994, der jede Diskriminierung vom Homosexuellen und Lesben in Kirche und Gesellschaft ablehnt. Die Landessynode begrüßt das Gesetz zur Lebenspartnerschaft und stellt es den Kirchenvorständen anheim, in seelsorgerlicher Verantwortung Segnungsgottesdienste auf Wunsch abzuhalten. (Antrag Kuessner und sechs Synodale)

Vorbehaltlich einer späteren gesetzlichen Regelung beschließt die Landessynode, gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften in seelsorgerlicher Verantwortung einen Segnungsgottesdienst zu ermöglichen, sofern der jeweils zuständige Kirchenvorstand grundsätzlich eine entsprechenden Beschluss gefasst hat. Eine liturgische Orientierungshilfe wird den Gemeinden zugeleitet (Antrag Welge und 5 Synodale).

Ich hatte mich zu diesem Thema bisher in der Landessynode zurückgehalten und holte dieses Mal etwas ausführlicher aus, schilderte die zahlreichen Resolutionen von Eltern, vom Generalkonvent der Studierenden der Landeskirche, von einer Unterschriftenaktion von über einhundert kirchlichen Mitarbeiter/Innen, die gemeinsames Wohnen im Pfarrhaus und Segnungsgottesdienste gefordert hatten. Einleitend dankte ich der Landeskirche für den langen Weg, den sie in dieser Frage nun doch hinter sich und auf die schwul/lesbischen MitarbeiterInnen zubewegt hätte.

Borrmann brachte dann die Stellungnahme des Gemeindeausschusses zu beiden Anträgen vor und favorisierte deutlich den Antrag Welge und vom Kuessnerschen den ersten Absatz.

Mit den Synodalen Mahler und Rieckmann kamen die fundamentalistischen Positionen deutlich zu Wort, wonach Homosexualität dem Willen Gottes widerspreche, unbiblisch sei und dadurch Segnungsgottesdienste abzulehnen wären. Es drohe die Gefahr einer Kirchenspaltung. Diese Position war durch eine Eingabe von 8 Pfarrern untermauert, die der charismatischen Bewegung der Landeskirche zuzurechnen sind.

Pfarrerin Coordes-Bischoff beantragte Rederecht für Diakonin Eva Viedt, die eine Stellungnahme des Frauenkonventes der Landeskirche vorbrachte. Der Frauenkonvent unterstützte eine Stellungnahme der Lesben und Kirche (LuK), in der das offenen Zusammenleben im Pfarrhaus und eine Segenshandlung für einen gemeinmsamen Weg von Lesben/Schwulen gewünscht wurde. Diese Erklärung hatte über hundert Unterzeichner/Innen gefunden.

Ärgerlicherweise hatte der Rechtsausschuss dafür plädiert, diese ganzen Materie der nächsten Synode zu überweisen. Damit wären die Anträge flöten gegangen, denn in einer neuen Synode müssten die Anträge neu gestellt werden.

Der Synodale Theilemann, Mitglied der Theologischen Kommission, versicherte, dass bis August ein Gutachten der Kammer vorliegen würde. Es war allerdings unklar, was von dieser Kammer nun an neuen Gesichtspunkten ans Licht gebracht werden würde. Es war alles gesagt und hin und her gewälzt. Es fehlte schlicht an einer theologischen Entscheidung.

Auf die Aufforderung von Präsident Eckels, es mögen auch die Stellungnahme der VELKD und der EKD dargelegt werden, meldete sich der leitende Pfarrer Stempin von der Diakonie, mahnte den Konsens mit der lutherischen Kirche an, sagte indes überraschend, dass er in seelsorgerlicher Verantwortung eine Segenshandlung vornehmen würde. Frau OLKR Sichelschmidt verließ daraufhin fluchtartig das Plenum, was von lautem Gelächter begleitet wurde. Sie kehrte nach dem Redebeitrag von Stempin auch prompt wieder zurück. Der synodale Prinzing wies auf die enorme Bedeutung des ev. [6] Pfarrhauses hin und was das Zusammenwohnen von schwul/lesbischen Paaren im Pfarrhaus für die Gemeinde bedeuten würde.

Herr Fechner brachte eine interessante Variation in die Debatte, indem er beantragte, es möge gar nicht von schwul/lesbischen Partnerschaften sondern ganz allgemein von Paaren die Rede sein. Aber er übersah dabei, das nun doch das Partnerschaftsgesetz der eigentliche Anlass für die Anträge gewesen war.

Was war der viel beschworene magnus consensus? Hatte Luther auch auf den magnus consensus gewartet, als er 1517 die Thesen anschlug? Hatte er - so Theilemann - ihn vorher nachhaltig gesucht? Das Landeskirchenamt und der Landesbischof hielten sich in der Debatte völlig zurück. Es ist fraglich, ob OLKR Kollmar durch Redebeiträge, wie seinerzeit bei der Aussprache um die Abhaltung selbständiger Abendmahlsgottesdienste durch Lektoren, die Stimmung beeinflusst hätte.

Immer wieder meldete sich auch Herr Mahler zu Wort und brachte die schroffe Position in Erinnerung, was jedoch eher einen gegenteiligen Effekt hervorrief.

Einmal bat er, die Beschlussfähigkeit des Plenums festzustellen. Das kann man eigentlich nur vorbringen, wenn sichtlich eine Mehrheit nicht im Plenum anwesend ist und um eine Debatte abzubrechen. Es wurde gezählt. Wir waren über 40, also in jedem Fall beschlussfähig. Nun beantragte Rieckmann, im Sinne des Rechtsausschusses, beide Anträge auf die nächste Synode zu vertagen und darüber sofort abzustimmen. Aber die Synode lehnte eine sofortige Abstimmung ab.

Vorher bereits hatte die Synode mit sehr großer Mehrheit (bei einer Enthaltung und einer Gegenstimme) dem ersten Absatz des Kuessnerschen Antrags zugestimmt.

Durch sanfte Lenkung auch durch den Präsidenten lief die Debatte auf die Formulierung eines neuen Textes hinaus. Der sollte in der Mittagspause gefunden werden. Eine solche ausgiebige und gegenseitig rücksichtsvolle Debatte hatte es in der Landessynode lange nicht gegeben.

Nach der Mittagpause legte Frau Mattfeldt-Kloth folgenden, vor allem von Borrmann formulierten Text vor:

Die Landessynode begrüßt die Diskussion über die gleichgeschlechtlichen Partnerschaften auf allen Ebenen der Landeskirche.
Die Theologische Kammer wird um ein Gutachten gebeten.
Die Synode stellt fest, das Segnungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in seelsorgerlicher Verantwortung möglich sind.

Herr Rieckmann sprach dagegen, auch Herr Mahler und nun zu meinem Entsetzen auch Stempin. Er halte zwar an seiner vorher genannten Position fest, aber diese sollte nur heimlich vollzogen werden. Diese Position sei nicht resolutionsfähig. Nun erhob sich auch noch Fürst und warnte vor verheerenden Folgen in den Gemeinden. Das war mir nun gänzlich schleierhaft. Fürst saß neben Duzfreund Propst Kraft. Hätte er ihn nicht bremsen können? Kraft hatte in der ganzen Debatte geschwiegen. Das war auffällig, weil er in Zeitung und Radio eine Entscheidung als dringlich angemahnt hatte, und das war nicht im Sinne einer Ablehnung interpretiert worden. Römer sprach sich für eine Befürwortung des Antrages aus.

Welge und ich, auch Borrmann, hatten von Anfang an nicht mit einer Mehrheit für unsere Anträge gerechnet und fanden es bereits beachtlich, dass dieses Thema überhaupt auf den Tisch des Hauses gekommen war. Aber kämpfen wollten wir denn doch.

So war dann das Abstimmungsergebnis doch eine Überraschung: 22 Jastimmen, 13 Neinstimmen, drei Enthaltungen. Im Präsidium hatten Eckels gegen und Borrmann für den Antrag bestimmt, Frau Lauer hatte sich enthalten. Zu den Befürwortern gehörte auch Propst Blümel, Vorsfelde. Der Kern der Befürworter waren die Mitglieder der Soldarischen Kirche und des AK 70.

Wie ist das überraschende positive Abstimmungsergebnis zu erklären?

Es hatte im Sommer im Jugend- und Bildungsausschuss unter dem Vorsitz von Herrn Peter durch die Bemühungen der Frauenbeauftragten Gudrun Herrmann zwei intensive Sitzungen zum Thema von Schwulen und Lesben in der Landeskirche gegeben, wobei es zu einem gründlichen Gespräch mit schwulen und lesbischen MitarbeiterInnen gekommen war. Diese Sitzungen haben bei den Ausschussmitgliedern ohne Frage den Boden für eine Entscheidung in dieser Sitzungperiode vorbereitet.

Die Befragung in den Gemeinden, die seit 1994 in Gang gesetzt worden war, war in weiten Teilen eher auf Desinteresse gestoßen. Es hatte einige befürwortende Stellungnahmen gegeben, der ablehnende Kreis aus dem theologischen Kreis der Brüdernkirche hatte sich kaum geäußert, es lag jedenfalls den

Synodalen nichts vor, und die Ablehnung der charismatischen Bewegung hatte sich irgendwie abgenutzt. Es waren dieselben Ablehnungsgründe wie von 1994. Ein Wachsen in der Erkenntnis hatte es nicht gegeben.

So war insgesamt kein großer Widerstand aus den Gemeinden zu erwarten. [7] Im Januar hatte in der Weststadtgemeine von Pfr. Römer eine theologische Reihe zu Segenshandlungen stattgefunden und dabei hatte an einem Abend Pfarrer Wiedemann aus Düsseldorf für eine Segenshandlung an schwul/lesbischen Paaren plädiert.

In der Petrikirche hatten das Männerwerk, Frauenbeauftragte, HuK und LuK im September einen sehr gut besuchten Diskussionsabend zu diesem Thema veranstaltet. Dabei hatte OLKRätin Dr. Sichelschmidt den Eindruck hinterlassen, dass sie persönlich einer Segenhandlung gegenüber durchaus nicht abgeneigt wäre, wenn eine Verwechslung mit einer Trauhandlung deutlich vermieden und ein breiterer Konsens erzielt würde.

So war im Vorfeld ein Raum für unterschiedliche Positionen entstanden. Es hatte sich durchgesetzt, dass Zustimmung wie Ablehnung von der Bibel als dem Wort Gottes her begründbar wäre und es keinen Alleinvertretungsanspruch auf wahre Bibelinterpretation allein durch Brüdern geben könnte.

Das Partnerschaftsgesetz war auch EKD weit im Großen begrüßt worden. Nun war ein neuer Anlauf der Landeskirche einleuchtender und zwingender geworden.

Die Hoffnung auf andere Einsichten der Theologischen Kammer waren gering, wie denn überhaupt die Autorität der Kammer nicht sehr groß ist. Das hängt auch damit zusammen, dass die seinerzeit von Bischof Krause einberufene theologische Kammer sanft entschlummert ist und bis zum heutigen Tage noch nicht mal aus dem Dienst entlassen ist. Das Gefühl für Ende der Debatte und lasst uns eine Entscheidung treffen, war groß.

Oberlandeskirchenräte und Landesbischof hatten nicht in die Debatte eingegriffen.

Man konnte den Eindruck gewinnen, dass sie sowohl für ein positives wie ein negatives Abstimmungsergebnis offen waren. Es war nicht in das Plenum gedrungen, dass sich der Landesbischof beim Pressegespräch dafür ausgesprochen hatte, im Verbund mit der VELKD und der EKD zu bleiben, also für Verschiebung plädierte. Es mochte sogar sein, dass sich Eckels enttäuscht zeigte, dass sich der Bischof mit dieser Meinung nicht zu Worte meldete.

In der Debatte waren persönliche Schärfen vermieden worden. Nur einmal wies der Präsident eine Bemerkung aus dem Lager der Ablehner als unangemessen zurück.

Es herrschte keine Atmosphäre von Kampfabstimmung.

Dazu trug bei, dass die Debatte ohne jede Öffentlichkeit vonstatten ging. Manche hatten befürchtet, dass nun Kolonnen von Lesben und tuntigen Schwulen die Zuhörerstühle besetzen würden. Kein Interesse, und das war gut für ein gemäßigtes Klima..

Na und schließlich ist ja auch das Wehen des Geistes wenn auch nicht zu kalkulieren, so doch herbeizuglauben. Wie hatte es in der Andacht zur Eröffnung der Synode geheißen? Das Unmögliche liege auf der Seite Gottes und breche immer wieder in den Alltag der Menschen hinein. Vielleicht war es so?

Nach der gehaltvollen Debatte über den Top 7 drohte ein ermüdender Abgesang. Es standen insgesamt acht Berichte aus den Ausschüssen auf der Tagesordnung, die eine Rückschau ab 1995 bieten sollten. Aber es kam ganz anderes.

Die Ausschussvorsitzenden hatten ihren Text zu Papier gebracht, sie waren überschaubar und boten eine gemäßigte Durchsicht der geleisteten Arbeit. Ich nehme an, dass alle Berichte in Synode direkt abgedruckt werden.

Den Auftakt machte Synodenpräsident Eckels. Es hatte in 44 Tagen insgesamt 17 Tagungen gegeben, weniger als in der VIII. Sitzungsperiode. 1990-1995 waren es noch 22 Tagungen an 49 Tagen gewesen. Die Synodalen waren präsenter als sonst. Es gab kaum Probleme mit der Beschlussfähigkeit. Neben dem geschäftsordnungsmäßigen Rhythmus von Haushaltssynoden und den Tätigkeitsberichten der Kirchenregierung hob Eckels die vier Themensynoden Kirchenmusik (1997), Arbeitslosigkeit (1998), Zukunft der Kirche - Kirche der Zukunft (1999) und Situation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kirche (2000) hervor. Die Debatten über die Erklärung zur Rechtfertigungslehre im November 1997 und März 1998 wären als Sternstunden des Debattierens in der Landessynode empfunden worden. Ein festlicher Höhepunkt war das 125 jährige Jubiläum der Synode. Die drei außerordentlichen Personalentscheidungen nämlich die Wahlen von den OLKRätinnen Frau Müller und Frau Dr. Sichelschmidt sowie des neuen Landesbischofs tat Eckels als wichtige Personalentscheidungen mit einem Satz ab.

Es wäre in der Landessynode lebhaft und verstärkt debattiert worden. Es hat darüberhinaus 54 Anträge von Synodalen außerhalb von Tagungen gegeben. Dabei sind die zahlreichen Anträge innerhalb der Debatten nicht mitgerechnet. Das Verhältnis zwischen Synode und Landeskirchenamt, das Bischof Krause bereits 1995 als kaputt bis auf den Grund bezeichnet hatte, verpackte Eckels in Wunschdenken. Das Präsidium sähe das LKA nicht als Gegenüber an, nur gemeinsam würde man

Ziele erreichen. Dass dies in Einzelfällen nicht so gelungen ist, wie man es sich vorstellen könnte, sieht auch das Präsidium. [8] Eckels verwies darauf, dass ein Großteil der Synodenarbeit in den Ausschüssen passiere. Er schlug vor, künftig Themen projektorientiert so zu bearbeiten., dass eine Arbeitsgruppe aus Mitgliedern von Synode, LKA und Fachleuten bereits einen konkreten Beschlussvorschlag zur Diskussion stelle.

Ein Dank namentlich an Frau Schnelle, Frau Meier und Herrn Radke für Synoden- und Protokollablauf, und dann allerseits beendete den Rückblick. Uns im Präsidium hat es Freude gemacht, unsere Synodalberatungen zu leiten - meistens hat man das wohl auch gemerkt.

Etwas auffällig war, dass Eckels die Rolle des Bischofs und dessen Lageberichte mit keinem Wort erwähnte. Aber der Bischof hatte dem Präsidium einen Korb bei seiner Bitte gegeben, im Synodengottesdienst am Freitag die Predigt zu halten. Es waren von Seiten des Bischofs auch Risse zwischen ihm und den Synodalen auffällig zur Schau gestellt worden. Man redete in der lobby nicht mehr miteinander, hatte keine Tischgemeinschaft zu den Mahlzeiten und feierte nicht mal zusammen. Das Verhältnis war unter den Gefrierpunkt gerutscht.

Auch meinen, durch Eckels forcierten, einzigartigen, rechtswidrigen Rausschmiss aus der Landessynode überging der Präsident. Es war die letzte Gelegenheit für ihn, vermittelnd auf diesen Vorgang einzugehen. Aber Juristen machen eben keine Fehler.

Für den Ältesten- und Nomierungsausschuss stellte Frau Hünecke das gute Verhältnis zwischen dem Vorsitzendem Dr. Voss und ihr als Stellvertreterin heraus, wie es keineswegs bei allen Ausschüssen üblich ist. Die Arbeit wäre von großer Offenheit nach innen und strenger Vertraulichkeit nach außen geprägt gewesen. Der Ausschuss war wegen der Wahlen zehn Mal meist in anderen Landeskirchen auf Reisen.

Frau Pfaue-Vogt aus Gr. Flöthe berichtete von der Arbeit des 13köpfigen Gemeindeausschusses und von den 60 Sitzungen, die von den Themensynoden geprägt waren. Frau Pfaue Vogt empfahl eine Weiterarbeit an dem Projekt Haus der Stille. Der Ausschuss hatte im Juli 1999 auch im Kloster Drübeck getagt. Seit 1997 wurde über die Leitlinien des kirchlichen Lebens gearbeitet. Das Verhältnis Juden-Christen sollte in der neuen Sitzungsperiode aufgenommen werden. Es wird erst in der zweiten Jahreshälfte 2002 von der Theologischen Kammer aufgenommen.

Herr Peter fasste die Arbeit des Bildungs- und Jugendausschusses zusammen, der 45 mal getagt hatte und bei seinen Sitzungen oft ins Gespräch mit kirchlichen Mitarbeiter/Innen gekommen war. Immer wieder war im Plenum die Stellungnahme dieses Ausschusses gefragt, z.B. in Fragen verschiedener Gesetzes (Jugendarbeit-, Diakonat-, Ehrenamtsgesetz), zur Personalentwicklung, zu charismatischen Gruppen in der Landeskirche u.a.m. Für die Zukunft sei eine größere Transparenz und Bündelung der Fortbildungsangebote anzustreben. Im Gebiet den früheren DDR Kirche sei durch die Abschaffung der Christenlehre ein erhebliches Defizit entstanden, das durch den unzureichend erteilten ev. Religionsunterricht nicht behoben werde.

Auf 50 Sitzungen sah der Ausschussvorsitzende Fechner von OEMIDI (Ökumene, Mission, Diakonie) zurück. Arbeitsschwerpunkte waren Themen wie Situation der Sozial- und Diakoniestationen, das Haus der Stille in Riddagshausen, die Umsetzung der Beschlüsse der Altensynode, die Begleitung und Entwicklung von ökumenischen Partnerschaften (Tschechien, Namibia, Blackburn), der Besuch im ELM Hermannsburg, die Unterstützung der Stiftung Ökumenisches Lernen und die intensiven Gespräche und Diskussionen mit dem Diakonischen Werk über Aufgabenstellung, Ziel und Umsetzung der kirchlichen Arbeitsfeldes Diakonie.

Zwei Themensynoden hatte dieser Ausschuss vorbereitet und durchgeführt und nachgearbeitet, nämlich Arbeitslosigkeit (1998) und ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserer Kirche (2000). Wir hatten in der Synode den Eindruck, dass Fechner und Bengsch den Ausschuss am Rotieren hielten. Es ist anzunehmen, dass sich dies in der Berufung von Fechner in die Landessynode niederschlagen wird. Bei der Lektüre des Berichtes zu Haue fällt auf, dass in diesem Ausschuss der Landesbischof als Ökumeniker keine Rolle spielte. Das ist ein Spiegel dessen, dass die vielen Auslandsreisen als Präsident des Luthertums keinen Niederschlag in der heimischen Landeskirche gefunden hat.

Den Bericht der Vorsitzenden des Rechtsausschusses Frau Mattfeldt-Kloth verlas Frau v. Gärtringen. Der Rechtsausschuss hatte 29 mal getagt, zur Musikersynode das entsprechende Kirchenmusikergesetz bearbeitet, das Diakoniegesetz, das Ehrenamtgesetz, das Braunschweiggesetz u.a.m. und vor allem die Gesetze zur Begrenzung der kirchenleitenden Ämter verhandelt. Eine Änderung des Konföderationsvertrages legte die Vorsitzende als nächste Aufgabe der neuen Synode ans Herz.

Für den Finanzausschuss extemporierte der Vorsitzende Fürst und hob die im Grunde harmonische, wenn auch immer wieder spannungsgeladene Sitzungssituation im Finanzausschuss hervor. Die Mitglieder des FA treffen sich noch mal im Januar zu einem fröhlichen Abschiedstrunk. Sowas macht nicht jeder Ausschuss. Fürst ließ durchklingen, dass er mit seiner Wiederberufung durch die [9] Kirchenregierung rechne. Es ist für den Finanzausschuss lebenswichtig, dass wieder ein/ zwei Gemeindepfarrer und Leute aus den Kirchenvorständen dort tätig werden. Wie man hört, wollen Karius und Bengsch erneut in den Finanzausschuss.

Für den Bauausschuss berichtete die Vorsitzende Frau Dresler von den 40 Sitzungen und 21 Bereisungen durch die ganze Landeskirche, die ich sehr lohnend fand. Der Umzug des Landeskirchenamtes, die Großprojekt Stadtkirchenverbandsgebäude Helmstedt, Gemeindehauserweiterung in Wenden, Gemeindehäuser in Reißlungen und Salzgitter-Bad, Projekte in Walkenried, Schlewecke und Emmerstedt sind begonnen, die Großbaustelle Georgenhof in Blankenburg bleibt ein Problem, der Umbau des Predigerseminares in Braunschweig möge auch die Kritiker überzeugen (denkste), für den künftigen Bauausschuss nannte sie die Wartung und Pflege von kirchlichen Gebäuden als besondere Aufgabe. Von Herrn Fehrmann und Frau Dr. Sichelschmidt wurde mir gesagt, dass beide Personen in der nächsten Sitzungperiode eine engere Zusammenarbeit mit dem Bauausschuss wollten. Frau Dresler verschwieg das Desaster in dieser Zusammenarbeit und die vollständige Blockade durch die Behörde, wie es in der Maisitzung der Synode offenbar geworden war.

Es gab keine Nachfragen. Es war nun auch schon kurz nach 15.00

Frau Bohlmann Brasche hielt die Schlussandacht über eine Hausinschrift auf Hiddensee: Gottes ist Wooge und Wind./ Aber Segel und Steuer/ dass ihr den Hafen gewinnt/ sind euer. Es stammt - o Graus- von Will Vesper, dem Nazidichter, muss deshalb aber nicht schlecht sein. Es stand die ganze DDR Zeit über dem Gemeindehaus des Ortes und wurde erst nach 1990 übergestrichen. Die Synodengemeinde inkorporierte sich mit kräftigem Gesang den Text mit dem Gotthard Schneider Song von 1960 Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, und man sann über viel Freunde sind mit unterwegs, nie mehr allein - gewiss auch bei der hinter uns liegenden Synodenarbeit - auf gleichen Kurs gestellt , das haperte es, aber: so läuft das Schiff nach langer Fahrt in Gottes Hafen ein - soweit war es wohl noch nicht, aber es markierte eine die ganze Synodenmannschaft trotz vieler Gegensätze doch bestimmende Ausrichtung. Die Synode nahm ganz anders als 1995 einen ruhigen, versöhnlichen, unspektakulären Schluss.

Andacht am Donnerstag 29.11. in der Petruskapelle zu Beginn der Landessynode

Lieder: 497 1-5+9; 191

Losung und Lehrtext für heute:

Mose 18: Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein? und Lukas 5: Der Gelähmte stand auf und ging hinweg in sein Haus und pries Gott. Und Staunen ergriff alle, und sie priesen Gott und wurden voll Furcht und sagten: Wir haben heute unglaubliche - unmögliche - Dinge gesehen.

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Hausgemeinde, das Terrain zwischen Gott und den Menschen ist genau abgesteckt:

bei Gott ist das Unmögliche und Gott schafft das Unmögliche.

Bei den Menschen ist das Mögliche und sie erleben ihre scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten als Freiheit. Der Mensch leistet sich sogar die Sehnsucht, sich auch das Unmögliche verfügbar zu machen. Auf unterhaltsame Weise erleben wir das z. Zt im Kino beim Harry Potter Film. Und ganz Fromme reklamieren tatsächlich, der Regisseur wage sich mit der Figur des zaubernden Hauptdarstellers auf das Gebiet Gottes.

Wie das Wort unmöglich im Losungstext gemeint ist, verdeutlicht folgende Geschichte:

Ein Mann liebt eine Frau. Sie sind glücklich und unzertrennlich. Sie sind reich und nutzen ihre Möglichkeiten voll aus. Sie werden gemeinsam alt. Da kommt Gott zu Besuch. Das ist fein, sagt Abraham, da wollen wir erst mal zusammen essen. Es gibt Fleisch vom Kalb und Brot dazu, es gibt auch Kuchen, und Sara im Küchenzelt muss aufpassen, denn Gott erscheint nicht als einer, sondern in Gestalt von drei Männern. Wie Abraham Butter und Milch aufträgt, sagt Gott: Ich komme nach einem Jahr wieder und dann wird Sara einen Sohn haben.

Sara im Küchenzelt hört das und muss sich eins lachen. Ich in meinem Alter, ich erwarte so was doch gar nicht mehr und Abraham kennt sie auch nicht mehr so. Mit so was macht man auch keinen Spass.

Die drei Männer unter dem Baum, Gott selber, spüren das unhörbare Lachen der Frau, und sagen zu Abraham: Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein?

Mit diesem Besuch also bricht das Unmögliche bei diesen beiden, bisher kinderlosen Alten ein. Die Beiden waren an die Grenzen ihrer Möglichkeiten angelangt; sie haben vielleicht dagegen angebetet. Sie haben schließlich ihre Kinderlosigkeit als Schicksal getragen. Und jetzt?

Zunächst ist das Wort Gotte ja nur eine Behauptung. Wir erfahren nichts, wie beide damit umgegangen sind und wüssten zu gerne, wie es weitergeht. Die Geschichte berichtet nicht, wie Abraham das Unmögliche möglich macht, sondern drei Kapitel weiter lesen wir: Und der Herr suchte Sara heim, wie [10] er gesagt hatte, und er tat an ihr, wie er geredet hatte. Sara gebiert einen Sohn und nennt ihn Isaak, auf deutsch. Zum Lachen, man lacht, nämlich: über Sara. Wer hätte wohl von Abraham gesagt, dass Sara Kinder stille? Wir hören nichts von einem glücklichen Vater und einer glücklichen Sara. Aber: Gott erfüllt das Unmögliche, das er vorher verheißen hatte. Und die Erfüllung der Verheißung heißt: neues wachsendes Leben, neues Sein, eine neue Kreatur.

Das ist kein Einzelfall: die Bibel ist voll von solchen Unmöglichkeiten. Einer ist lange krank. GottseiDank hat er Leute, die sich um ihn kümmern. Sie schleppen ihn zu Jesus. Alles voll. Sie graben das Lehmdach auf, lassen den Kranken vor die Füsse Jesu gleiten und der heilt ihn an Leib und Seele. Und der Gelähmte stand auf und Staunen und Furcht ergriff alle und sie sagten: wir haben heute unmögliche Dinge gesehen. Lukas lädt uns mit dieser Geschichte ein zu einem unmöglichen Glauben an ein neues Leben bei uns, mit Blick auf Jesus und mit Blick auf die Unmöglichkeit, die bei Gott liegt.

Dass ein Kamel durchs Nadelöhr geht - unmöglich. Dass ein Reicher durch seinen Reichtum, ein Gescheiter durch seinen klugen Kopf, ein Verarmter durch sein Elend ins Himmelreich komme. Nein - Wer kann dann selig werden?

Bei den Menschen ists unmöglich, sagt Jesus seinen Jüngern, nachdem ein junger, reicher Mann traurig von ihm weggegangen war. Dem blieb die Verheissung eines neuen Lebens verschlossen, weil er glaubte, er könne durch Glauben und Wohltun das Himmelreich für sich möglich machen.

Schliesslich Jesus selber: vor dem Hohen Rat erlebt er die Stunde seiner grössten Möglichkeit, seiner uneingeschränkten Freiheit. Der Hohepriester fragt ihn, ob er der Sohn Gottes sei, und Jesus antwortet: Du sagst es. Es könnte sich der Himmel öffnen und Jesus zur Rechten Gottes fahren, aber Jesus erleidet das Schicksal, das alle Menschen als das Ende ihrer Möglichkeiten und als unabwendbares Schicksal erleben, den Tod. Aber: der Gott Abrahams, der Gott der Verheissung eines neuen Lebens, der unmögliche Gott macht auch an Jesus die Verheissung eines neuen Lebens wahr und erweckt ihn. Auferstehung - keine der wunderbaren Möglichkeiten Jesu etwa als Sohn Gottes, keine Zauberei, kein Schicksal, sondern ganz das Werk Gottes, ein Werk seiner Unmöglichkeit. Unser Glaube an die Auferstehung - eine Zumutung Gottes an uns, auf dieses Werk seine Unmöglichkeit zu vertrauen.. Das Echo: man lacht.

Und bei uns? Darüber könnten wir uns mal austauschen. Jede und jeder könnte erzählen. Von der Freiheit, mit der wir unsere Möglichkeiten ausgelebt haben und dann an ihre Grenzen gekommen sind oder; wie wir uns an dem Schicksal unseres Lebens gerieben haben. Könnten auch erzählen von den Versuchungen, den Glauben einzugliedern in die Möglichkeiten etwa des Marktes und das Evangelium als Ware zu verhökern, um Gott annehmbar, verständlich, möglich zu machen.

Die gute Nachricht dieser Losung für uns heisst: auch uns gilt die Verheissung eines neuen Lebens, wenn wir uns auf die Zumutung dieses unmöglichen Glaubens einlassen.

Gott ist wirklich unmöglich und der Glaube an ihn eigentlich auch - unmöglich.

Paul Gerhardt hat das so gesagt:

Tritt du zu mir und mache leicht,
was mir sonst ganz unmöglich scheint
und bring zum guten Ende,
was du selbst angefangen hast
durch Weisheit deiner Hände. Amen

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