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[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Kirche von Unten Nr. 105, September 2002 2006, Seite 19-20
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LANDESKIRCHE UND SCHACHT KONRAD

von Kurt Dockhorn

Da hat sich doch am Morgen des 8. August in Salzgitter beim Aufschlagen der Zeitung mancher verwundert die Augen gerieben, ob er denn richtig lese. Stand da doch tatsächlich die dicke Überschrift: "BISCHOF: KIRCHENKLAGE GEGEN KONRAD UNSICHER". Ausgerechnet in einem Gespräch mit dem Betreiber der Anlage, der Deutschen Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern (DBE), habe der neue Landesbischof Dr. Weber den möglichen Rückzug der Landeskirche aus der Gruppe der Klagewilligen signalisiert. Zur Begründung habe der Bischof angeführt, die Klagegründe seien nicht angemessen geklärt und die Argumentation mit der Verletzung von Eigentumsrechten werde der eigentlichen ethischen Motivation der Kirche nicht gerecht.
Eine besonders pikante Note erhält der Zeitungsbericht durch die Bezugnahme auf eine Pressemitteilung der Landeskirche, in der der DBE-Gesamtbetriebsratsvorsitzende zitiert wird mit dem Vorwurf der mangelnden Sachkenntnis der Kirche und ihrer Kumpanei mit der verlogenen Politik, die mit den Ängsten der Menschen spiele.

Dies war nun doch offenbar mehreren gegen Konrad engagierten Christinnen und Christen in der Landeskirche des starken Tobaks zuviel, und der Landesbischof erhielt in den folgenden Tagen eine Serie von Protestbriefen. Diese zeigten Wirkung: Zum einen gab es in der Kirchenregierungssitzung vom 15. August (noch?) keinen Beschluß, die "Klage zur Fristwahrung" zurückzuziehen, zum andern bietet der Bischof den kirchlichen Konradgegnern Ende September ein Gespräch an. Zumindest ab dann dürfte das Pressebüro des Bischofs den Betreibern nicht mehr so naiv in die Hand spielen mit der unkommentierten Weitergabe der angeblichen Ahnungslosigkeit der Kirche in Sachen Endlager Schacht Konrad.

Es bleibt festzuhalten, daß die Landeskirche der DBE ohne Not eine Steilvorlage geliefert hat. Es wäre ganz dringend, daß sich der Landesbischof im Gegenzug bald zum Gespräch ansagt in Salzgitter: mit der IGMetall, mit der Landwirtschaft, mit den Umweltverbänden und der klagenden Stadt. Und es bleibt ein wichtiger Punkt, der zu vertiefen ist: mit Recht hat der Landesbischof darauf hingewiesen, daß die juristische Begründung der Klage - Verletzung von Eigentumsrechten - der ethischen Motivation der Kirche nicht gerecht werde. Sicher ist der bisherige juristische Sachverstand, den die Landeskirche intern und extern beansprucht, für die Entwicklung dieser Fragestellung nicht ausreichend. Aber das ließe sich ja ändern. Noch ist Zeit dazu. Und die Bemühung um eine juristisch-ethische Klagebegründung wäre des Schweißes der Edlen wert. Wenn es nicht die Kirche tut, wer dann? Und die Kirche würde der Gesamtgesellschaft einen großen Dienst leisten.




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