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[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Kirche von Unten Nr. 118/119, Mai 2006, Seite 86
(Download als pdf hier)


Kein Erbarmen – RECHT!

Ein Zwischenruf zum Schluß

von Dietrich Kuessner


Zu gerne gehe ich am 1. Mai in den Park am früheren Braunschweiger Freizeitzentrum, wo sich nach der Maikundgebung auf dem Burgplatz alle linke Gruppen und Splitterungen ein friedliches, farbiges, engagiertes Stelldichein geben. Infostände, musikalische Agitpropchöre, Kinderspiele, anarchistische Grüppchen („Kein Gott, kein Staat, kein Vaterland“), diesjährige Attraktion eine richtige große Kuh. Mich rührt so was. Auch Unterschriften werden gesammelt. Jemand wirbt für das Bleiberecht von langjährigen Asylbewerbern. Er fordert für Ausländer, die sich hier schon lange eingelebt und integriert haben und vierteljährlich von der Abschiebung bedroht werden ein Bleiberecht und bittet um Erbarmen.
Teil eins ja, Teil zwei nein. Soll ich die Partei- und Regierungschristen in Hannover und Bonn etwa um Erbarmen bitten für diese Familien. Sind wir nun völlig von der Rolle? Ich habe die Kirchenleitungen in Hannover, Oldenburg und Wolfenbüttel mit dem Schicksal einer vietnamesischen Familie befaßt, die seit mehr als zehn Jahren in Niedersachsen lebt, hier zwei Kinder gezeugt haben, die inzwischen mit hervorragenden Zeugnissen deutsche Schulen besuchen, ihre Freizeit in Musikvereinen verbringen. Der Mann findet Arbeit, zahlt Steuern, seit Jahren – und dann soll ich um Erbarmen winseln?
Eine Regierung, die solchen Leuten die Tür weist, sollte sich in Zukunft doch nie und nimmer auf ihren sog. christlichen Glauben berufen. Es ist zum Ausspeien.
Dankenswerterweise betont die Resolution der Goslarer Propsteisynode das Recht zum bleiben.
Also: RECHT statt Erbarmen.




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