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[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Kirche von Unten Nr. 121, Februar 2007, Seite 12
(Download als pdf hier)


Passionszeit im alten Sauerteig?

ein Zwischenruf von Dietrich Kuessner


Es geht nicht mehr, es geht nicht mehr.
Die theologischen Zumutungen, die einem in der Passionszeit von den Kanzeln herabtönen, sind ein wesentlicher Grund für die Abwendung auch vieler frommer Gemüter von der Kirche und vom Gottesdienst. Daß Christen einen Gott haben, der über das Treiben seiner Menschen beleidigt und erzürnt ist und nun wieder ruhig gestellt werden muß und zwar durch seinen Sohn, Jesus, und ausgerechnet noch durch dessen Tod (!) - also das mag bei Paulus so stehen, das mag auch irgendeinem Bekenntnis aus dem 16. Jahrhundert entsprechen, es steht so auch in vielen kaum noch singbaren Passionsliedern, aber es widerspricht dem Glauben vieler Christen, es wirkt nicht nur antiquiert, sondern abstoßend. Die dabei geforderte persönliche Schuldübernahme für den Tod Jesu verbiegt und verkrampft den Frommen zu einer unechten, eher kaum einsichtigen Reuehaltung, deren Folgen und Tiefenwirkung jedoch beträchtlich sein können. Ich will über den Glauben der Vorfahren nicht richten, aber sie sollen mich mit ihrem Glauben in Ruhe lassen. Wir wollen nichts zum Fenster hinauswerfen. Aber es soll diese abstoßende Passionsbotschaft endlich in den Hintergrund treten.
Dazu kommt der Mißbrauch des Kreuzes. Tragen die Tornadoflugzeuge über Afghanistan nicht auch ein Kreuz als Kennzeichen ihrer Herkunft?
Was die Christenheit zur Brutalisierung des öffentlichen Lebens beigetragen hat, seit es den aufgehängten, gekreuzigten Jesus zur Mitte ihres Gottesdienstraumes gemacht hat, ist noch nicht erforscht. Da wären andere sichtbare Symbole durchaus denkbar.
Die ungelenke Jahreslosung aus Jesaja spricht davon, daß Gott ein Neues schaffen will. Es müßte an dieser, für zentral gehaltenen Stelle der Theologie, der „Theologie des Kreuzes“ endlich erfolgen. Dazu fehlen die Anstöße und Ermutigungen von den für theologisches Neudenken zuständigen Stellen: aus den theologischen Referaten der Kirchenbehörde und aus dem Predigerseminar, vielleicht auch von diesem und jenem Propst.
Wir brauchten eine spirituelle Erneuerung, besonders eine Verlebendigung des Gottesdienstes, meinte der Landesbischof nach seiner Rückkehr aus Wittenberg. Das Wichtigste dazu wäre ein neuer Zugang zur Passionszeit.




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