Zu diesem Heft

"Wir sind in die Irre gegangen" nimmt Kurt Dockhorn den Leitsatz von 1947 auf, mit dem das DARMSTÄDTER WORT zurückblickt auf Nationalsozialismus und Krieg. Man hatte den Irrtum hinter sich. Bei aller Trauer sprach hier der Mut von Leuten, die endlich wissen, welchen Weg sie zu gehen haben.
Solcher Mut kann heute nicht recht aufkommen; denn noch gehen wir in die Irre. Unsere Gesellschaft erkennt das gerade erst. Damals war es angesichts der zerstörten Städte offensichtlich. Alles war zerschlagen, eine Änderung unausweichlich. Jetzt sollen wir umkehren, obwohl bei uns alles noch heil ist. Heil?
Später einmal wird man sich - hoffentlich - an den Kopf greifen und fragen, wie es möglich war, dass jener Zaun von Heiligendamm geplant und dann tatsächlich gebaut werden konnte. Gab es denn keinen Aufschrei der Menschen, die 30 Jahre lang hinter so einem Zaun gelebt oder, auf der anderen Seite, ihn als Zeichen eines Unrechtsregimes verdammt hatten?

Sollte in diesen Tagen eine neue Bewegung zu globaler Gerechtigkeit in Gang kommen, so wird diese von den Christen wohl mehr fordern als gefällige, konsumierbare Spiritualität und Appelle an die Regierenden. Wir werden wohl ganz von vorn anfangen müssen. Auch eine Publikation wie KIRCHE VON UNTEN sollten wir daran messen, ob sie erkennbar mithilft, zu suchen und beizutragen, was trägt.

Dieses Heft spiegelt die Anliegen der letzten Monate und weist voraus auf die kommenden Auseinandersetzungen um SCHACHT KONRAD und die strukturellen Veränderungen unserer Kirche. Am Schluß eine Anregung für die Ferien. Wir danken den Leserinnen und Lesern für ihre Spenden und bitten um neue, auch um schriftliche Beiträge, so dass es mit KIRCHE VON UNTEN weitergehen kann.

Als Redakteur grüßt
Eberhard Fincke