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[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Kirche von Unten Nr. 123 - Mai 2008


Evangelisch - katholisch

von Dietrich Kuessner
(Download als pdf hier)

* Wie üblich war der Weltgebetstag der Frauen am 7. März wieder ökumenisch ausgerichtet und durchgeführt.

Am Karfreitag (21.März) fand ein ökumenischer Kreuzweg der Jugend in Salzgitter Ringelheim und Bad statt, deren 14 Stationen gemeinsam vorbereitet worden warne. Ca 30 Jugendliche nahmen daran teil.
In Ringelheim werden Jahr für Jahr der Einschulungsgottesdienst, das Erntedankfest der Frauen und der Martinsumzug konfessionsgemischt gestaltet. Ein von einem katholischen Lehrer geleiteter ökumenischer Chor beteiligt sich an Gottesdiensten in der kath. und ev. Kirche. In diesem Jahr findet am letzten Sonntag im August ein ökumenisches Fest auf der Schlosstreppe statt.
* Mit einem ökumenischen Vespergottesdienst im März begann das Jubiläumsjahr anlässlich des 300jährigen Bestehens der katholischen Kirche in Braunschweig. Bischof Weber stellte in der Predigt die Vorzüge der Ökumene heraus. „Wir müssen unsere Kräfte ganz wesentlich konzentrieren und verbinden“ (BZ 12.3.).

* In einer ökumenischen Bibelwoche in den Helmstedter evangelischen und katholischen Gemeinden wurden im April an sieben Abenden Texte des Profeten Jeremia ausgelegt. Die Abende waren von ca 20-30 Personen besucht. Diese ökumenische Bibelwoche besteht seit drei Jahren.

* Ökumenische Gottessdienste Pfingstmontag
Die katholische und die ev. Kirchengemeinden in Königslutter haben vor der Stadtkirche am Pfingstmontag um 10.30 einen ökumenischen Gottesdienst gehalten. Der Pfingstmontag wird seit einigen Jahren in Königslutter ökumenisch begangen. Nachahmenswert.
In der katholischen Elisabethkirche in Wendburg hielt im ökumenischen Gottesdienst Pfr. Otto Pfingsten die Predigt.
Um 10 Uhr fand in der Wolfenbüttler Hauptkirche ein ökumenischer Singegottesdienst statt.
* Eine ökumenische Gebetsandacht findet regelmäßig jeden 2. Mittwoch in der kath. Ansgarkirche in Wolfenbüttel statt. Der ökumenische Bibelkreis trifft sich jeden 2. und 4. Donnerstag im Monat um 9.30 in der Thomaskirche.
* Mit Katholiken gemeinsame Kirchennutzung?
„Die Instandhaltung der 480 Kirchen und Kapellen der evangelischen Landeskirche Braunschweig ist gesichert“ (Pressesprecher Strauss). So war es in der BZ am 24.1.08 zu lesen. Es ging um die Frage, ob im Gegensatz zur Ankündigung der katholischen Kirche, zahlreiche Kirchen in der Diözese zu schließen, auch evangelische Kirchen geschlossen werden müssten. Es wurde der Eindruck erweckt, als ob es in dieser Hinsicht bei uns keine Probleme gäbe.
„Evangelische Kirche ist bereit, Kirchen für Katholiken zu öffnen“, hieß die Überschrift. Es wurde darauf verwiesen, dass es so was schon gäbe und in der jeweiligen Gemeinde abgestimmt werden müsste. Es wäre ja schön, wenn es dabei bliebe. Wenn die Sache nämlich von oben geregelt wird, gibt es Probleme. Ein Altar ist in der katholischen Kirche ein geweihter Opfertisch, bei uns ein Esstisch. Wird bei einer grundsätzlichen, regelmäßigen Benutzung einer ev. Kirche für den Messgottesdienst der Altar nun erst mal „geweiht“, einem Heiligen zugesprochen und dessen Reliquien dort verstaut? Bei gelegentlichen Gottesdiensten ist das kein Problem, da unterbleibt derlei, und bei ökumenischen auch. Aber wenn eine ev. Kirche dauerhaft für den Messgottesdienst zur Verfügung stehen soll, müsste sowas geklärt werden. Auf der Ortsebene spielt das keine Rolle. Jahrelang hat der kath. Pfarrer in der Reinsdorfer Kirche am Sonnabend Gottesdienst gehalten und die Küsterin hat sogar die Kollekte eingesammelt. Die Sache wurde praktisch entschieden und dabei sollte es auch bleiben.

* Das Andachtsbuch von Ratzinger
Im Klosterforum referierte am 31. Januar vor ca 100 Teilnehmern der katholische Theologieprofessor Thomas Söding über das Jesus Buch von Ratzinger. Er verströmte dabei so viel Lob über das Papstbuch (ein Buch, das die neuere historische Kritik aufnehme, also ein „postkritisches“ Buch wäre, aber Jesus als Mysterium entdecke), dass sich alle Zuhörer einig waren, dass der Papst eigentlich evangelisch wäre und der Katholizismus doch eine feine Sache. Es folgte eine Ja-Sager und Ach-wie-schön-Diskussion. Hätte es einen Korreferenten gegeben, hätte was draus werden können. Die Anlage des Abends war unergiebig. Auf Nachfrage referierte Söder einige wenige Gegenpositionen.
Dazu kam, dass der Landesbischof in seiner Vorstellung des Referenten das Ratzingerbuch als ökumenisch und christologisch pries und damit jede Kritik auch aus dem Zuhörerkreis erstickte. Wer will schon etwas gegen das Votum des Bischofs sagen?
Wer je einen Blick in Ratzingers großen katholischen Katechismus geworfen hat (erschienen 1997), der weiß wie der Hase läuft. Da ist in Kurzform das ganze Jesusbuch und auch seine Fortsetzung bereits enthalten (S. 161 ff Das Mysterium des Lebens Jesu).
So blieb also ungesagt, dass Ratzinger die klassische römische Inspirationslehre (S. 19) zur Voraussetzung macht, die drei Evangelien für historisch hält, die Dogmatik der Exegese vorordnet, also die Gottessohnschaft Jesu auch historisiert.
Das Buch des Papstes ist ein Andachtsbuch. Für den frommen Klein Fritzchen aus dem bayrischen Hinterwald auch ein authentisches Buch, denn der Autor ist ja der Stellvertreter Jesu, der es nun wirklich genau wissen muss. Wissenschaftlichen Rang kann das Buch nicht beanspruchen. Und das ist das Ärgerliche: Ratzinger zitiert sogar Bultmann und tut so, also ob er ihn und andere verarbeite, aber er tut es nicht. Er braucht es auch nicht, wenn er ein Andachtsbuch schreibt. Aber als Wissenschaftler ist er mit diesem Buch gescheitert, wie auch schon früher.

*Traditionell ökumenisch ist am Himmelfahrtstag in Bad Harzburg um 11.30 zugleich als Auftakt zum Schützenfest auf der Festwiese ein Gottesdienst ausgerichtet. Auch dieses Jahr am 1. Mai wieder.
Eine ökumenische Bibelwoche findet im Mai in Bad Harzburg in den Gemeinden St. Andreas, Harlingerode und einer kath. Kirchengemeinden statt.

* Landesbischof Weber wird beim Katholikentag in Osnabrück 21.-25. Mai an mehreren Podiumsdiskussionen teilnehmen. Es dürfte kein Zurück hinter das einmal Erreichte geben, meinte der Bischof.

* Einen regionalen ökumenischen Kirchentag für Stadt und Region feiern wie schon vor zwei Jahren die beiden Propsteien Lebenstedt und Salzgitter Bad vom 15.-22. Juni. Er beginnt dezentral in den Kirchengemeinden und mündet in zwei größere Veranstaltungen am See und in Gebhardshagen. Die Organisation hat mit den kath. Kollegen Pfr. Böger.

* Die St. Georgkirche in Gandersheim ist an allen Julisonntagen zur ökumenischen Andacht „Auf einen Moment“ geöffnet.

* Die Kirchenmusik ist von sich aus ökumenisch geprägt. Hier möchte ich einmal auf die vorzüglichen Orgelkonzerte des Kirchenmusikers Bernhard Schneider an der Ägidienkirche, Braunschweig hinweisen, der in diesem Jahr das Gesamtwerk von Mendelssohn-Bartholdy aufführt, immer verbunden mit Bachschen und zeitgenössischen Werken. Eine halbe Stunde vor Beginn gibt Schneider auf der Orgelempore eine Einführung. Es ist schade, dass auch das kirchliche Feuilleton diese Konzerte noch nicht entdeckt hat.

* Die Außenwahrnehmung ist anders
Es wird leider viel zu wenig bedacht, dass in der ferneren Außenwahrnehmung katholische und evangelische Kirchen zusammengesehen werden und die evangelische Kirche mit den Problemen der katholischen Kirche mitbelastet wird. Deswegen sollten die Fragen des Zölibats, des Abendmahls für konfessionsverschiedene Ehepaare, die Zulassung von Frauen zum Priesteramt viel massiver an den Vatikan herangetragen werden.




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