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[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Kirche von Unten Nr. 130 - Juni 2010


Klingende Brücken zwischen Jung und Alt

von Christian Werner
(Download als pdf hier)

[Eichendorff]

Das Projekt Triangel Partnerschaften in Braunschweig hat in den Jahren 2003 - 2010 erfolgreich junge und ältere Menschen über gemeinsame Musikpraxis zusammen gebracht. Diese Arbeit wurde wissenschaftlich begleitet.
Die Ergebnisse wurden im Frühjahr 2010 als Buch mit dem Titel "Dialog auf Augenhöhe" veröffentlicht. Dieses Buch macht anderen Menschen Mut, ein ähnliches Projekt mit jungen und alten Menschen zu beginnen.

Die Seniorin am Schlagzeug, die gemeinsam mit Jugendlichen Musik macht, ist die Idee dieses Projekts. Es entsteht eine klingende Brücke zwischen jungen und alten Menschen, die die Generationen verbindet.

Der wissenschaftliche Abschlussbericht dieses intergenerativen Musikprojekts beschreibt die Wirkungen auf die Teilnehmer. Er hat - kurz gefasst - drei Ergebnisse gebracht:

1) Musik hält gesund.

2) Musik bietet Halt und Identität.

3) Musik schafft Gemeinschaft.

Das sind vielleicht allgemein bekannte Tatsachen. Bei der Befragung junger und älterer Menschen sind aber weitere Ergebnisse herausgekommen:

1) Musik erleichtert den Dialog auf Augenhöhe zwischen Jung und Alt.

2) Wir haben gemeinsam wissenschaftliche Methoden der Überprüfung entwickelt und erprobt, die anderenorts die intergenerative Arbeit erleichtern.

3) Mit dem Projekt wurden Impulse für einen Dialog auf Augenhöhe zwischen Jung und Alt gesetzt, die weit über Braunschweig Burgdorf und Hannover hinausgehen.

And the winner is... Die Gewinner sind … Jugendliche, Senioren und - die Gesellschaft.

Jugendliche, weil sie ihre Talente und Möglichkeitsräume erproben, Verantwortung übernehmen und lernen, eine Dienstleistung zu erbringen. Sie erfahren Halt und Identität durch gemeinsames kulturelles Handeln und üben sich in diakonischen, organisatorischen, technischen und musischen Aufgabenbereichen. Sie gestalten die Politik vor Ort durch ihr ehrenamtliches Engagement mit und bekommen positive Rückmeldungen für ihr Handeln von den Senioren, der Altenpflegerin Ursula Stadler, den Grünen Damen und Herren, Altenpflegern, Journalisten und Politikern. Die Urkunden, Zertifikate und Zeitungsartikel sind eine wichtige Bereicherung für Ihre Bewerbungsmappe.

Senioren, weil sie Erfahrungen und Wissen lebendig weitergeben können, Freude an der Musik und der Kultur der eigenen und anderen Generation erfahren und respektvollen Umgang mit Jugendlichen gemeinsam trainieren. Die gesteigerte Lebenfreude führt zu einem gesteigerten Wohlbefinden, das aktive Singen und Musikzieren hält gesund und verbessert sichtbar die Lebensqualität. Alte Fähigkeiten kehren zurück und lang gehegte Träume können wahr werden: Wer schon als Kind davon träumte, Gitarre spielen zu lernen und das durch die Kriegs- und Nachkriegszeit nicht umsetzen konnte, der lernt nun dieses Instrument im Gitarrenkreis. Und wenn die Kräfte für das Halten der Gitarre nicht mehr ausreichen, dann ist eine kleine blaue oder lilafarbene Okulele ebenso schön und leicht zu halten. Nach drei Minuten Üben kann die Seniorin das erste Lied begleiten... und von dem Gitarrenlehrer Roland Friedrich lernt man noch viel mehr!

Die Gesellschaft kann auf diesem Marktplatz junge und alte Menschen gemeinsam leben, lachen und streiten lassen. Diese Art von Projekten sind die Spielwiese für einen intergenerativen Dialog, der heute und Morgen die Weichen stellt hin zu einer Aussöhnung der Generationen.

Wie soll es nun weiter gehen?
Nach dem Abschluss der wissenschaftlichen Untersuchung in Braunschweig und Burgdorf möchte das Marienstift und das CJD in Braunschweig eine kulturelle Partnerschaft mit dem Namen "Kultur - Arche" beginnen: Einmal in der Woche, sollen im Marienstift kulturelle Angebote gestaltet werden, einmal im Monat sollen kulturelle Höhepunkte stattfinden und einmal im Jahr wollen wir gemeinsam ein Kulturfest gestalten. Die Federführung bei diesem Projekt hat das Marienstift Braunschweig. Die Teilnahme steht jungen und älteren Menschen aus der ganzen Region Braunschweig offen.

Aktuell gibt es Neuigkeiten:
Jugendliche und Senioren haben in diesem Projekt einen UNESCO-Preis gewonnen und der Projektleiter Christian Werner hat diesen Preis am 17. März 2010 von der Didacta in Köln abgeholt und nach Braunschweig gebracht. Wir sind ... ein UNESCO-Projekt!

Das Projekt Triangel Partnerschaften ist im Frühjahr 2010 für einen "gemeinsam-preis" in Braunschweig vorgeschlagen und in der Braunschweiger Zeitung vorgestellt worden.
Die Rückmeldungen auf das Buch waren durchweg positiv und machen Lust auf mehr - vielleicht ein Praxisheft oder ein Liederbuch. Diese Veröffentlichungen könnten aus dem Projekt "Kultur-Arche" erwachsen.

Wie läuft das Projekt in Braunschweig?
Seit zwei Jahren bemühen wir uns das Projekt im Gymnasium des CJD Braunschweig sichtbar zu machen, um junge Menschen zu bewegen, hier mitzuarbeiten. Es gibt inzwischen 25 Jugendliche und etwa 50 Senioren, die in vier Arbeitsgemeinschaften aktiv sind. Der Singkreis für Jung und Alt hat im Gymnasium den Namen Christophorus-AG. Die Band mit der Seniorin am Schlagzeug und ein Gitarrenkreis sind weitere Gruppen, die junge und ältere Menschen ansprechen. Die vierte Gruppe ist eine Technik-AG, in der seit Herbst 2009 eine Seniorin im Rollstuhl aktiv ist.

Die Band-AG unter Leitung des Mathelehrers Matthias Muschick spielte im Schulgottesdienst, der Gitarrenkreis sang zu Weihnachten auf den Wohnbereichen im Altenpflegeheim, die Technik-AG beschallte Veranstaltungen im Jugenddorf und im Marienstift und der Singkreis hatte zwei Landtagsabgeordnete zu Gast, die am Klavier oder an der Gitarre aktiv waren und gemeinsam mit Jung und Alt musizierten und diskutierten. Dazu gab es Tee vom Lagerfeuer - echten "Feuerkesseltee" und dazu viel Musik. Die Jugendlichen brachten Gesänge aus Taizé in das Altenpflegeheim, gestalteten gemeinsam Sabine Werner am Cello und dem Direktor des Marienstifts Pastor Dr. Burkhard Budde einen Gottesdienst mit Liedern aus Taizé. Derzeit bereiten die Jugendlichen die Senioren musikalisch auf die Fußballweltmeisterschaft 2010 vor. Der Sommer kann kommen - wir singen mit.

Wie läuft es in Burgdorf bei Hannover?
Das Projekt wurde auch in Burgdorf bei Hannover durchgeführt. Die Musiklehrerin Almut Stoppe brachte Schülerinnen und Schüler aus dem Gymnasium mit Seniorinnen und Senioren aus der Paulusgemeinde zusammen. Das Musical "Heute Nacht oder nie" wurde im Gymnasium in Burgdorf im Herbst 2008 aufgeführt. Zwei Konzerte mit jeweils mehr als 450 Zuschauern machen das Projekt weit über das Gymnasium in Burgdorf öffentlich bekannt. Das Projekt endete damit offiziell, aber die jungen und alten Teilnehmer besuchten 2009 noch einmal gemeinsam ein Musical in Hamburg.
Zum Abschluss wurden die Teilnehmer aus Burgdorf von Christian Werner noch einmal befragt. Die Ergebnisse flossen in den Abschlussbericht mit ein. Almut Stoppe führte das Projekt mit einer 6. Klasse und Senioren aus der Kirchengemeinde fort und trat mit Jung und Alt in der Schule und der Kirchengemeinde auf.

Öffentliche Wahrnehmung und Dank an die Helfer

Das Projekt hat in den vergangenen zwei Jahren mehrere Preise gewonnen: Einen lokalen Preis "Ideen machen Schule" der PSD-Bank Braunschweig, zwei Preise beim Wettbewerb sei ein Futurist des dm drogerie-marktes Braunschweig und Auszeichnungen der UNESCO.

Diese Preise sind alle wichtig und gut, entscheidend sind aber andere Dinge:
Die Unterstützung vieler Menschen aus Stiftungen, Menschen die als Förderer und als Sponsoren aktiv waren, Menschen die als Referenzpartner, Helfer oder Teilnehmer mitwirkten, sie alle waren in den vergangenen zwei Jahren für den Abschluss des Projekts besonders wichtig. Herzlichen Dank dafür.

Einige Namen finden sich in dem Buch, andere Helferinnen und Helfer bleiben ungenannt oder unsichtbar. Allen diesen Menschen gebührt großer Dank. Als Projektleiter habe ich immer wieder festgestellt, dass sich "Türen ohne Klinken" öffneten. Hier merkte ich, dass nicht einmal ich als Leiter all die Menschen kannte, die dieses Projekt unterstützen und auf den Weg brachten.
Das lässt mich ruhig und dankbar werden.

Ich wünsche Ihnen allen Gottes Segen.
Herzliche Grüße
Ihr Christian Werner




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Impressum und Datenschutzerklärung  http://bs.cyty.com/kirche-von-unten/archiv/kvu130/klingendebruecken.htm, Stand: Juni 2010, dk