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[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Kirche von Unten Nr. 131 - Oktober/November 2010


Geistliches Wort

von Eckhard Etzold
(Download als pdf hier)

Auch wenn ich geh'n muss
durch die Todschattenschlucht,
fürchte ich nicht Böses,
denn du bist bei mir,
dein Stab, deine Stütze
– die trösten mich.

Psalm 23,4 nach Martin Buber

Liebe Leserinnen und Leser,
inzwischen hat es sich bei Vielen im
Ort herumgesprochen: Der Pastor hat
Lungenkrebs. Ja, es ist so, und es ist
eine sehr ernste Erkrankung im fortgeschrittenen
Stadium. Viele sind verwundert,
warum gerade er? Sie denken
vielleicht, ich müsste so etwas wie einen
göttlichen Schutzbrief haben, der
mich von bestimmten Krankheiten und
Übeln ausnimmt, nur weil ich Pastor
bin – in etwa so wie die staatlich garantierte
Befreiung vom Wehrdienst für
Geistliche. Doch ich werde als Pastor
nicht von Gott bevorzugt, nur weil ich
ihm diene. Ich sage mir, warum soll es
mir besser ergehen als denjenigen
Menschen, die ich in der Gemeinde immer
wieder besucht und begleitet habe?
Eine Krebsdiagnose stellt alles auf den
Kopf, was ich bis dahin dachte und lebte.
Ich werde jetzt immer mit dem Bewusstsein
wie viele Andere auch leben
müssen, dass mein eigenes Leben in
kurzer Zeit zu Ende gehen kann. Darum
war es für mich eine ganz besondere
Entdeckung, als ich erfuhr, dass
ich auch in einer
solchen Situation
nicht verzweifelt
sein muss. Ich
finde Zufriedenheit
und Glücklichsein
durch
Gott, der für
mich gerade jetzt
die Liebe ist, und
im Rückhalt
durch die Familie und
die Menschen, die zu uns halten und
für uns beten. Dafür bin ich sehr dankbar.
Ja, es gibt diese Erfahrung: Ohne
Furcht hindurchzugehen durch die Todschattenschlucht,
weil ich dort nicht
allein bin, wie Martin Buber den bekannten
Vers aus dem 23. Psalm übersetzt:
... und ob ich schon wanderte
durch das finstere Tal ...
Wenn Sie
mehr von mir wissen müssen, sprechen
Sie mich einfach an, am besten,
wenn Sie mich auf der Straße sehen.
Dort habe ich schon wunderbare Gespräche
gehabt.
Etwas Formales: seit Anfang März bin
ich nun arbeitsunfähig geschrieben und
mache Chemotherapie. Die Behandlung
wird sicher noch längere Zeit in
Anspruch nehmen, für Vertretung hat
die Propstei dankenswerterweise gesorgt.
Mit herzlichen
Grüßen
Ihr
... durch die Todschattenschlucht
Geistliches Wort
Pfr. E. Etzold




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