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[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Kirche von Unten Nr. 132 - Dezember 2010


Ansprache zur Trauerfeier
für Pfarrer Hans-Christian Knüppel
am 6. November 2010
in St. Martini zu Braunschweig

von Landesbischof Friedrich Weber
(Download als pdf hier)

Text: Jesaja 8,23
Liebe Frau Geyer-Knüppel, lieber Lukas, Julius und Felix, liebe Schwestern und Brüder!

Was uns heute zusammenführt ist unsagbar schwer. Unser Wort ist zu arm und unsere Sprache zu schwer, um das auszudrücken, was wir mit Ihnen empfinden. Am liebsten möchte man schweigen und sich neben Euch setzen, Euch teilnehmend und still die Hand reichen. Das Geschehene, dieses Unvorstellbare ist mit grausiger Gewalt in Ihr gutes gemeinsames Leben eingebrochen; große und kleine Pläne, Vorhaben, liebevolle Überlegungen sind mit einem Mal durchgestrichen, so nachhaltig durchgestrichen, obwohl sie doch eben noch voller Leben und begeisternd waren. Man möchte sagen: „Halt an, dies kann doch nicht wahr sein, das ist doch nur ein Traum, ein böser Traum.“

Und doch unser Verstand sagt uns, dass nichts mehr rückgängig zu machen ist, dass der Tod dem Leben Ihres Ehemannes und Eures Vaters, unseres Freundes und Kollegen, Hans-Christian Knüppel ein Ende gesetzt hat. Es ist schwer vorstellbar, dass dieser Mann, der das Leben so sehr liebte, voller Ideen und Pläne war, der für unsere Kirche nicht nur in den letzten Jahren als Verantwortlicher für Fort- und Weiterbildung und das Pastoralkolleg außerordentlich wichtig war, nicht mehr unter uns ist. Ein Ende vor der Zeit, die wir für angemessen halten. Das macht diesen Tod ja so unsagbar schwer. Das kann verbittern. Hans-Christian Knüppel, so habe ich ihn erlebt, war alle Bitterkeit fremd. Aufregen konnte er sich sicherlich, aber der Ärger, den er bisweilen in seinen Ämtern zu tragen hatte, verbitterte ihn nicht, sondern ließ ihn die Aufgabe nur noch entschiedener anfassen.

Dabei ging es ihm nie um die Durchsetzung eines Prinzips. Es ging ihm um eine gute, lebenswerte, menschenfreundliche Kirche, es ging ihm darum, die Freude am Gelingen auch bei denen zu wecken, denen die Tagesarbeit eher Mühe als Lust war. Er war ein lebensfroher und optimistischer Mann, einer, der aus vollem Herzen leben und lachen konnte. Es war eine ansteckende Lebensfreude in ihm. Eine Lebensfreude, die ihren Grund in einer tiefen Ehrfurcht vor der Schöpfung Gottes, wie er sie am Vollkommensten in den Bergen entdeckte, hatte. Er hat sich einen Blick für das Kleine, das Unscheinbare, in dem sich aber oftmals verborgen blühend die Schönheit des Lebens und dieser Welt zeigt, bewahrt.

Die Größe dessen, was in der Schöpfung zu erkennen war, hat ihn nicht laut, sondern in aller Lebensfreude zugleich still und bescheiden gemacht, denn teilhaben am Geheimnis der Schöpfung heißt, sich selbst als den begreifen, der daraus lebt, daß er beschenkt wird. Dass ihn seine Kollegen auf Bundesebene in den Vorstand der EKD-Referenten wählten, ist ein Beleg für diese menschliche und geistliche Qualität.

Er wusste um die Geheimnisse und die Schönheiten der Natur. Er ehrte sie und hat in der Ehrfurcht und im engagierten Leben teil an ihr und ihren Geheimnissen - auch ihrem Letzten. Und dieses Letzte ist, daß sie Schöpfung ist, über sich hinausweisend, zeugend von der letzten Kraft, Grenze und Erfüllung des Menschen, deren wir nicht mächtig sind.

Diese Liebe, die das Schöne entdeckte, aber nicht nur dem galt , was schön war, die auch das Unschöne dem Betrachter schön werden ließ, entfaltete sich bei ihm in der besonderen Liebe zum Konfirmandenferienseminar in den Südtiroler Bergen. Auch mir hat er es nahegebracht.

Er hat es gut gehabt, er war fröhlich, er hat geliebt, er wurde geliebt. Hat Menschen begeistert und mit den ihm anvertrauten Gaben gewuchert. Darum wollen wir sein Leben auch nicht als einen Torso betrachten. Nicht auf die Möglichkeiten, die er noch gehabt hätte sollten wir sehen, sondern auf diejenigen, die er hatte und genutzt hat. Er hat sie nicht vertan.

Aber das darf nicht alles bleiben, was heute zu sagen ist.
Das würde Sie mit der Trauer und den Sorgen um die Zukunft allein. Im Buch des Propheten Jesaja fand ich einen Vers, der ein wenig Licht, ein wenig Hoffnung in den Schmerz bringen kann:

„Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind.“

Es soll und darf nicht dunkel über Ihnen bleiben!
Es soll und darf nicht der Gedanke über Sie Macht gewinnen, dass nun, da er nicht mehr da ist, nicht mehr in den alltäglichen Entscheidungen gefragt werden kann, das Leben zu Ende ist.
Es soll und darf nicht die Frage nach dem Warum Ihr Denken vergiften.
Vielleicht hilft Ihnen der Gedanke, der sich in dem kleinen Vers Jesajas anmeldet, der Gedanke, dass Gott an dem man Angesichts dieses Leidensweges ins Zweifeln geraten kann, seine Existenz eben nicht dadurch beweist, dass keine so bösartige Krankheit mehr auf dieser Erde plagt. Wir glauben vielmehr, dass er uns mit seiner Kraft und mit seinem Geist begegnet, auch wenn wir im Unglück sind.
Dabei kann dann zur Hilfe kommen, was mit dem Tod zwar abgebrochen, aber nicht zerstört ist:
Die Erinnerung an alles, was der Verstorbene Ihnen und unserer Kirche bedeutet hat.
Sein Bild wird erhalten bleiben, als Vorbild und Rat, vielleicht auch als Korrektur, wenn es nötig ist.
Zuletzt:
Wir wollen heute und morgen mit Ihnen sein, jeder auf die Weise, in der er es kann. Wir hoffen, dass uns dieses tatkräftige Mitleiden gelingen wird.
Hans-Christian Knüppel, unseren Pfarrer aber befehlen wir der Gnade Gottes In seiner Hand ist er, sind wir geborgen.
Amen




Benedictio
Fahr hin, du edle Seele/ im Namen Gottes des Vaters/ der dich so herrlich nach seinem Ebenbild erschaffen hat; Fahre hin im Namen Gottes des Sohnes/ der dich so teuer erkauft/ und mit seinem bittren Leiden und Sterben erlöset hat; Fahr hin im Namen Gottes des heiligen Geistes/ der dich zu seinem Tempel bereitet/ und geheiliget hat.
Der gütige und barmherzige Gott/ der den armen verstorbenen Lazarus in den Schoß Abrahams und den Schächer am Kreuz in das Paradies hat tragen lassen/ der wolle dich durch das bittre Leiden Jesu Christi seines lieben Sohnes unsres Herrn und Heilandes/ vor dem Teufel bewahren/ und durch seine lieben Engel führen lassen/ in das ewige Vaterland/ dass du daselbst mit allen Auserwählten in ewiger Freude und Seligkeit leben mögest. Dahin er auch uns allen/ nach dieser zergänglichen Zeit gnädliglich wolle verhelfen. Amen

Andächtig Gebet
zu GOTT dem Vater,
wenn der Kranke verschieden ist
Allmächtiger himmlischer Vater/ der du die Menschen lässest sterben/ und sprichst: Kommt wieder Menschen Kinder/ denn du hast uns gemacht/ und nicht wir selbst/ zu deinem Volk und zu Schafen deiner Weide: Wir können nicht sagen/ warum machst du also? Noch klagen über deinen heiligen Willen/ dass du abermal einen von uns aus dieser Welt abgefordert/ und dem zeitliche Tode ergeben hast/ sondern müssen vielmehr deiner väterlichen Liebe danken, von Herzen/ dass du den Menschen nach deinem Bild erschaffen/ und zu einem Erben deines Reiches verordnet/ auch da er in Sünden und Verderben gefallen/ also die Welt geliebet hast,/ dass du deinen eingeborenen Sohn in in den bitteren Tod gegeben/ auf dass alle/ die an ihn glauben nicht verloren werden/ sondern das ewige Leben haben. Wir vertrauen dieser deiner großen Liebe und Barmherzigkeit/ du werdest auch die Seele dieser verstorbenen gläubigen Person/ die du aus diesem Jammertal jetzt abgefordert/ nach deiner Verheissung/ durch den Glauben an Jesus Christus deinen Sohn/ bereits in deine Hände empfangen/ und sie vor dem ewigen Tod bewahret haben.. Hierüber danken wir nicht allein deiner väterlichen Güte, sondern bitten auch demütiglich, du wollest uns hierbei lehren bedenken/ dass wir sterben müssen/ auf dass wir klug werden: wie gar nichts sind alle Menschen/ die doch so sicher leben/ sie gehen einher wie ein Toten Bilde/ und sammeln/ und wissen nicht wer es kriegen wird.
Nun Herr/ wessen sollen wir uns getrösten/ wir hoffen auf dich/ errette uns von allen Sünden/ und weil wir/ Herr/ mit unsern Augen selber sehen der Menschen Hinfälligkeit und Sterblichkeit/ so gib du o Gott und Vater der Barmherzigkeit uns deine Gnade/ dass wir solches bedenken/ wie es erfordert unser Seelen Seligkeit. Amen


(aus der Braunschweigischen Agende 1862)




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