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[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Kirche von Unten Nr. 136 - März 2015


Aus der Landeskirche

Zusammengestellt von Dietrich Kuessner
(Download als pdf hier)

Im November fand unter der Leitung von Henning Kühner, früher Pfarrer an Andreas, Bs, und Dekan die Tagung der pensionierten Pfarrer und der Pfarrfrauen im Kloster Drübeck statt Beteiligung ca 40 Pfarrer samt Ehefrauen und Pfarrwitwen. Die Tagung stand unter dem Leitwort „Reformation und Politik“. Dazu sprachen OKR Hauschildt, Präsident der VELKD, über Luthers Grundgedanken zu den „beiden Regimentern“ (also Kirche und Staat) anhand Luthers Schrift „Von weltlicher Obrigkeit“, Pfr. Busch, Katharinen über die Barmer Synode und der frühere Präsident des niedersächsischen Landtages, Prof. Rolf Wernstedt, über das partnerschaftliche Verhältnis von Kirche und Staat anhand des Loccumer Vertrages aus den 50er Jahren. Also eine nahrhafte und anspruchsvolle Angelegenheit. Landesbischof Meyns berichtete von seinen ersten Eindrücken in der Landeskirche. Die nächste Tagung unter Leitung von Kühner wird in Drübeck am 16.-18. November stattfinden. Thema: „Johannes Hus.“

Die gute Hälfte der aktiven Pfarrerschaft traf sich im Januar auf Einladung der Kirchenleitung im Gemeindesaal von Andreas, Seesen, zum alljährlichen Pfarrertag. Es referierte begeistert ein Katholicus aus Hildesheim über die Zusammenlegung von Kirchengemeinden und dem Abriss von Kirchen in der katholischen Nachbardiözese. Das sollte wohl ein Trostpflaster für ähnlich geplagte Gemeinden in der Landeskirche sein. Wie schon lange üblich benutzt die aktive Pfarrerschaft dieses Treffen vor allem zum gegenseitigen Austausch und Quatschen.

Hans Georg Babke Professor in Hildesheim.
Babke (Jahrgang 1951), seit 15 Jahren Leiter unseres Amtes für Religionspädagogik, ist Professor an der Hildesheimer Uni geworden und hat am 26. Januar 2015 seine Antrittsvorlesung gehalten. Das ist im Grunde nichts Neues für ihn, denn er hat schon lange in Hildesheim gearbeitet. Wir gratulieren und hätten uns gewünscht, dass er diese Arbeit in Braunschweig und die Professur in Braunschweig erhalten hätte. Aber da war Prof. Orth wohl dazwischen. Das Amt für Religionspädagogik ist eine ehrwürdige Einrichtung der Landeskirche. Letztes Jahr feierte sie ihr 60jähriges Bestehen. Babke ist Nachfolger von Brinkmann, Padel und Kwiran. Mit Heiko Lamprecht ist er Herausgeber der Braunschweiger Beiträge, jetzt ist das Heft 142 erschienen. Das religionspädagogische Amt wirkt tief in die Religionslehrerschaft hinein. Es gibt in der Region 1.500 ortskirchlich meist ungebundene Religionslehrerinnen und Lehrer. Das Amt bietet Fortbildungen an, die nur bei gutem Kontakt zu den Schulleitern durchgeführt werden können. Also eine vielseitige, interessante Aufgabe, die Babke vielleicht auch über seinen 65. Geburtstag 2017 hinaus, als Übergang, behalten kann. An ihm läge es nicht. Wir wünschen weiterhin eine fruchtbare Arbeit. Jeder Eingliederung nach Hannover habe das Amt bisher erfolgreich widerstanden, heißt es in der internet Vorstellung. Weiter so.

In einer knallvollen Paulikirche in Bs verabschiedete sich Anfang Januar der stellvertretende Propst Pfr. Michael Gerloff mit einer Predigt von seiner Pauligemeinde, in der er seit 15 Jahren tätig war. Er hatte in der stürmischen Vakanz nach Propst Hofer auch das Propstamt inne. Die alten Paulipfarrer waren alle gekommen, es sprach der katholische Propst Abschiedsworte und dankte für das gute ökumenischen Klima. Pröpstin Hirschler und die Kollegen Berzin und Gremse, die Kirchenvorstände trugen Lichtpunkte aus der gemeinsamen Arbeit vor. In der Kirche wurden nach dem Gottesdienst Lichtbilder gezeigt. Gerloff wurde im Januar 56 Jahre und zieht sich mit seiner Familie in die Kirchengemeinde Waggum, in der Propstei Königslutter zurück. Befreit von großer zusätzlicher Verwaltungsarbeit kann sich Gerloff nun auf Seelsorge in überschaubarer Gemeinde und regelmäßiger Predigttätigkeit konzentrieren. Ich werde Gerloff nicht vergessen, dass er mit dem damaligen Propsteivorstand den Druck des Buches „Braunschweiger Stadtkirchen im Nationalsozialismus“ ermöglichte, als Wolfenbüttel finanziell mauerte.

Seit 34 Jahren (1981) verwaltete Pfr. Bernd Sledzianowski die Kirchengemeinden Bornum, Lauingen und Rieseberg, heute insgesamt 1.197 Mitglieder. Er verabschiedete sich, im Dezember 65 Jahre alt geworden, in preußischer Kürze (Sledzianowski ist Berliner), in den Ruhestand. Sledzianowski hat neben Theologie auch Ägyptologie und Koptologie studiert, also eine Optik über Bornum hinaus. Wir wünschen einen ergiebigen Ruhestand. Sein Nachfolger wird Pfr. Robert Giesecke, seit 15 Jahren in Hoiersdorf, der aus der katastrophalen Situation im vakanten Heeseberg (Propstei Helmstedt) nun nach Bornum flieht.

Eine eindrucksvolle Dietrich Bonhoeffer-Woche hat die Kirchengemeinde Volkmarode vom 4.-8. Februar veranstaltet. Der Besuch bewegte sich zwischen 30 und 50 Personen, was ich für eine Dorfgemeinde, zumal bei diesem Thema, für beachtlich halte. Der 85 jährige Ferdinand Schlingensiepen, der nach E. Bethge die zweite Bonhoeffer-Biografie geschrieben hat, hielt in geistiger Frische einen lebendigen Vortrag „Von Bonhoeffer lernen.“. Eröffnet wurde die Bonhoeffer-Woche mit dem Film „Wer bin ich?“ Es folgte ein Abend zu dem Bonhoeffer-Lied „Von guten Mächten“. Ein Gottesdienst am 8. Februar mit dem Thema „Die Kirche ist nur, wenn sie für andere da ist“ beschloss die Woche. Wir gratulieren nachträglich.

Mit dem Tod von Pfr. Jürgen Diestelmann (Brüdernkirche) und Karl Heinrich Schwarze (Martini, Braunschweig) hat die ecclesia militans der Brüderngemeinde zwei treue Beter in die ecclesia triumphans hinübergeleitet Im Brüdernrundbrief März/ April sind ausführliche Würdigungen und Beerdigungsansprachen von Pfr. Gozdek abgedruckt. Diestelmann, der für einige Jahre mit seiner Familie die Landeskirche wegen der Einführung der Frauenordination verlassen hatte, aber nach deren Einführung in der bayrischen Landeskirche wieder zurückkehrte, hat gründliche kirchenhistorische Arbeiten vorgelegt, in der er die theologischen Positionen der Brüdernkirche historisch untermauerte, zuletzt in seinem Buch über die Auseinandersetzung zwischen Luther und Melanchthon im Abendmahlsverständnis. Diestelmann zieht die Linie bis zur Ablehnung der Leuenberger Konkordie aus. Ich habe bei meinen Luthervorträgen in der Bartholomäuskirche im November letzten Jahres die Position von Diestelmann vorgestellt. Am Sarg von Diestelmann vereinigten sich im Hohen Chor der Brüdernkirche Freunde und Kritiker jener ecclesia militans, und ein Bischof der syrisch-orthodoxen Kirche hüllte mit einigen Ministranten den Sarg in ortsüblichen Weihrauch ein. Mögen beide im hohen gesegneten Alter verstorbenen Amtsbrüder im Frieden ruhen.

Der Vorsitzende des Braunschweiger Pfarrervereins, Pfr. Senftleben lud zur Jahrestagung in die Braunschweiger Thomaskirche bei Pfr. E. Binder ein. Pröpstin Hirschler hielt die Morgenandacht. Es waren ca 40 Teilnehmer gekommen, davon 14 aktive Pfarrerinnen und Pfarrer. Tja, die Zeiten, als vom Pfarrerverein unter Ernsti, Kalberlah und Herdieckerhoff noch theologische Anstöße und kirchenpolitische Anregungen in die Landeskirche ausgingen, sind Historie. Bischof Meyns stellte sich vor allem mit persönlichen ersten Eindrücken seiner Wolfenbüttler Amtszeit vor. Ihm begegne eine in Schleswig Holstein unübliche geradezu höfische Ehrerbietung vor dem Bischofsamt und zugleich eine seltsame geradezu nichtachtende Gleichgültigkeit gegenüber dem Bischofsamt. Diese Erfahrung konnte man als Pfarrer auch auf den Braunschweiger Dörfern machen.

Wir begrüßen als dienstjüngstes Mitglied im Landeskirchenamt Pfarrer Lennart Kruse, 45 Jahre alt, seit 12 Jahren Pfarrer der Kirchengemeinden Barum, Cramme und Beinum. Ich persönlich finde es sehr schade, dass ein so gottesdienstkompetenter Pfarrer den Gemeinden entzogen wird. Vielleicht gelingt es ihm, wovon ich seit meiner Ordination vor 53 Jahren träume, das Landeskirchenamt zu einer sich unter das Evangelium sammelnden Gemeinde zu gestalten. Bürokratie muß sein, klar, Verwaltung muß auch sein, auch klar. Aber Verwaltung unter dem Wort, und eine Bürokratie, die sich mit den Gemeinden im Lande spürbar unter das Wort beugt. Das würde auch der gelegentlich unfrohen, stickigen Atmosphäre in der Behörde ausgesprochen gut tun. Wir hoffen.

Die Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz begeht auffällig üppig ihr zehnjähriges Jubiläum. Der Löwenanteil der Stiftungskasse stammt von der Landeskirche, ich las von 200 Mille, gegenüber einer viel geringeren Summe, die von woanders herkommt. Der Vorgänger ist der Kloster- und Studienfonds, um den es in der Vergangenheit immer ein großes Gerangel gab. Der kirchliche Einfluss kommt so zum Tragen, dass der Landesbischof einer der zwei Vizepräsidenten ist. Das ist viel zu wenig. Es wäre längst fällig, dass, gemessen an dem eingebrachten kirchlichen Vermögen, der Landesbischof in zwei Jahren zum Präsidenten vorgeschlagen wird. Es käme auch der Finanzdezernent OLKR Mayer in Betracht. Aber da haben Henkel, Hoffmann, Borek und Biegel ein Netzwerk gesponnen, in dem Kirchens schlechte Karten haben.




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