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 Bericht über den Genesis-Kurs von Adrian/Rammler im alten Predigerseminarvon Hans-Dieter Schultze(Download als pdf hier)
 
Bereits im vierten Jahr in Folge bieten die Pfarrer Adrian und Rammler in der Evangelischen Akademie Abt Jerusalem im Alten Zeughof einen Kurs zu einem Grundtext der Bibel an. Dies Jahr ist es die biblische Urgeschichte – Gen. 1 – 11, also die altehrwürdigen Texte von Schöpfung, Paradies und Sündenfall, Vertreibung aus dem Paradies, Kain und Abel, Arche Noah sowie  Turmbau zu Babel.  Die Teilnehmerzahl ist so hoch wie nie zuvor. Über 52 Teilnehmer haben sich für den Kurs, der von Februar bis Juni läuft, angemeldet. Die Teilnehmer sind theologische Laien meist älteren Semesters, für die das Kursangebot am Vormittag besonders geeignet ist. Die biblische Urgeschichte ist für theologische Laien besonders interessant, weil hier noch immer die Frage im Raum steht, ob man die alten Texte wortwörtlich zu glauben hat, wie die kirchliche Tradition fast 2000 Jahre selbst geglaubt hat und wie  Millionen fundamentalistischer Christen vor allem in den USA  noch heute glauben. Außerdem stehen die naturwissenschaftlichen Welterklärungen im Raum, von der Urknall-Theorie bis zur Evolutionstheorie. 
 Adrian und Rammler zeigen sich wie in den Vorjahren gut vorbereitet und tragen  die aktuellen Forschungsergebnisse der Theologie spannend vor. Die modernen  Theologen haben hier seit der Aufklärung erstaunliche  Entdeckungen gemacht: Demnach besteht die Schöpfungsgeschichte, wie man inzwischen aus textkritischen Analysen weiß, aus zwei Geschichten, die in erheblichem zeitlichen Abstand von unterschiedlichen Verfassern gefertigt wurden. Man ist auf diese Entdeckung gekommen, weil der Name Gott im hebräischen Urtext in unterschiedlichen Bezeichnungen gebraucht wird. Die erste Schöpfungsgeschichte in Gen. 1 – die sog. Priesterschrift -  stammt aus der Zeit des babylonischen Exils und entwirft bereits ein umfassendes Welterklärungsmodell, wobei die Verfasser auf die Kenntnisse der altorientalischen Hochkulturen der Sumerer und Babylonier  zurückgreifen konnten.   Die zweite Geschichte in Gen. 2 – 3 wird vom sog. Jahwisten erzählt. Sie ist wesentlich älter und primitiver  und enthält noch die jeden Macho erfreuende Story, wie Gott Eva aus einer Rippe Adams als dessen Gehilfin schafft.  Außerdem bleut Gott Eva bei der Vertreibung aus dem Paradies ein, daß der Mann der Herr der Frau sei! Da hat das Patriarchat früh zugeschlagen!
 
 Aufgelockert werden die Vorträge, die jeweils gut 2 Stunden dauern, durch Diskussionen mit den Teilnehmern und durch eine Kaffeepause, in der die Teilnehmer auch miteinander Kontakt aufnehmen können. Mich hat der Kurs schon nach einem Monat zu andauernden  eigenen Erkundungen über Schöpfungsmythen angeregt.
 
 
 
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