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[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Kirche von Unten Nr. 140 - Dezember 2016


Aus der Landeskirche

zusammengewürfelt von Dietrich Kuessner
(Download als pdf hier)

* Am 14. September fand im Gemeindehaus von St. Andreas in Seesen der diesjährige ganztägige Gesamtpfarrertag statt, der von ca 100 Pfarrerinnen und Pfarrern besucht war. Hauptthema war die vom Pfarrerverein in Auftrag gegebene Studie, in der auch über das höchst unbefriedigende Verhältnis zwischen Pfarrerschaft und Landeskirchenamt berichtet worden war. Die Studie war teilweise im Pfarrerblatt veröffentlicht worden, auch die EZ berichtete, die Landeskirche stand in der EKD-Öffentlichkeit ziemlich bekleckert da. Nun sollte eine Gesamtaussprache eine Art Fleckenreinigung bringen.
Landesbischof Meyns hielt zu Beginn eine Andacht und stellte dann Überlegungen zur Zukunft des Pfarramtes in unserer Landeskirche an. Am Ende stellte er als Fazit seiner fünfjährigen Auseinandersetzung mit dem Impulspapier der EKD „Kirche der Freiheit“ fest: „Es gibt keine Patentrezepte... Überhaupt kommt man mit Methodengläubigkeit nicht weiter. Was an einem Ort funktioniert, funktioniert woanders nicht oder entwickelt keine Nachhaltigkeit...Zusammenfassend gesagt: Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Das Wort stammt aus der Landwirtschaft. Ein Bauer bricht mit dem Pflug das Feld um, damit er darauf etwas Neues säen kann....Im übertragenden Sinne bedeutet das, dass Altes radikal seine Bedeutung verliert und zunächst wie eine frisch gepflügte Ackerfläche ein Raum des Nichts entsteht, aus dem heraus dann erst allmählich etwas Neues wächst. Wir befinden uns in der Phase in der das Alte seine Fruchtbarkeit verliert und verschwindet, ohne dass das Neue schon sichtbar wäre....
Es gibt deshalb daher meiner Auffassung nach nicht die eine Vision oder den einen Weg in die Zukunft des Pfarramtes. Ich meine, wir müssen uns von der Vergangenheit lösen, wir müssen die Gemeinschaft miteinander suchen und uns geistlich gut verankern, damit wir in der Lage sind, die Unsicherheiten zu ertragen, die jede Zeit des Übergangs mit sich bringt.“
Das hätte bereits eine saftige Diskussion bringen können. Dann aber kam Pfr. Schendel vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD, Hannover, hielt ein Kurzreferat und fasste im vierten Teil seine Ansicht über die aktuelle Strukturreform in der Br. Landeskirche wie folgt zusammen:
„Von exakt der Hälfte der Gemeindepastoren wird die Notwendigkeit der Gestaltungsräume bejaht. Kritik erfuhr die damaliger Prozessqualität. Die Einschätzung der verschiedenen Regionalisierungsmodelle ist differenziert, an Kriterien wie Autonomie der Gemeinde, Verwaltungs- und Arbeitsaufwand orientiert.“
Auch diese Zusammenfassung birgt bereits viel Diskussionsstoff. Nur die Hälfte der Pfarrerinnen und Pfarrer hält eine Strukturreform für nötig? Wie setzt dann die Behörde in dieser Hälfte den gesetzlich vorgeschriebene Gestaltungswahn um?
Die eigentliche Arbeit passierte dann in zehn vorbereiteten Arbeitsgruppen, die unterschiedlich besucht waren: AG 1 „Geistliches Leben im Pfarralttag“; AG 2 „In Gemeinschaft Dienst tun“, diese Gruppe tagte am Nachmittag erneut; Ag 3 „Wohnen im Pfarrhaus“, AG 4 „Wie machen wir Verwaltung schlanker“, AG 5 „Helfen Dienstanweisungen weiter?“, AG 6 „Ich kann Ja, Nein und Ich sagen“, AG 7 „Ich bin so frei,“ Freizeit wahrnehmen“, AG 8 „Lust und Frust. Mit dem Image einer Landeskirche leben“, auch diese Gruppe tagte am Nachmittag erneut, diesmal unter Leitung von P. Gerloff. AG 9 „In größeren Räumen denken. Idee für die Arbeit in Gestaltungsräumen.“ AG 10: „Ich kann loslassen. Innere Bilder und äußere Aufgaben aufgeben.“
Dann gab es Mittagessen. Am Nachmittag bröckelte wie auch sonst die Zusammensetzung. Aber das gesamte Kollegium war anwesend und unterstrich damit die Bereitschaft zur Klärung. Offensichtlich fehlte eine Persönlichkeit, die die Beschwernisse zusammenfassend vortragen konnte. So markierte die Frage von Frau OLKRätin Müller am Ende der Diskussion dem Sinne nach, was denn eigentlich gegen das Landeskirchenamt vorgetragen werde, eher eine hilflose Sprachlosigkeit.
Tröstlich bleibt bei allen Überlegungen das Bibelwort, das der Bischof seiner Andacht zu Grunde legte: Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, Jesus Christus.“ (1. Kor.3,11)
Das muss beim Pflügen wohl bedacht sein
Wie bei allen Pfarrertagen wurde von den Teilnehmern der Austausch in den Pausen und das Zusammentreffen auch mit den ferneren Amtsschwestern und Amtsbrüdern als erfreulich und notwendig bezeichnet.

* Die Propsteisynoden Vorsfelde und Königslutter haben die vakanten Propstposten besetzt, mit Pfr. Ulrich Lincoln und Pfarrerin Martina Helmer-Pham Xuan. Damit ist der Plan, die Zahl der Propsteien möglichst möglichst auf sechs zu reduzieren und mit dem Ziel sie ganz abzuschaffen, für absehbare Zeit vorbei. Anders im Süden der Landeskirche. Dort fusionieren zum 1.1. die Propsteien Gandersheim und Seesen, ein lang zurückliegender Plan, der bis in die Zeit von Propst Hartig zurückreicht, der sich gegen eine Fusion gesträubt hatte.

* Die Stiftung Ökumenisches Lernen legte ein 118 Seiten starkes Jubiläumsbuch 2016 vor. Die Stiftung ist 20 Jahre alt. Zum Motto der Stiftung: „Christians cannot divided“ gibt Harald Welge, Inspirator und Organisator der Stiftung von Anfang an, ein Interview (S.10-13).Es folgen anschauliche Berichte über Fahrten nach Taize, Palästina, Polen, nach Spanien auf einen Pilgerweg, nach Tschechien, Hamburg, Berlin (S. 14-48), auch über die Behandlung theologischer Themen (Ehemaligenseminar zum Thema „Sünde“) von den verschiedenen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Auf 40 Seiten werden die Auslandsaufenthalte in den Braunschweiger Partnerkirchen beschrieben, denn die Stärkung der Beziehungen zu den Partnerkirchen in Namibia, Japan, Indien, Frankreich ist ein herausragendes Ziel der Stiftung. Schließlich öffnet Timmerlah, der Gemeinde Welges, sein Gästebuch. Eine Chronik und viel Farbbilder beschließen dieses Buch, das Einblick gibt in eine ihrer Nachhaltigkeit noch gar nicht absehbare Jugendarbeit in unserer Landeskirche. Mögen viele segensreiche Jahre folgen.

* Der Ruhm der Landeskirche erstreckt sich bis nach Wittenberg. Im Wittenberger Rathaus ist eine Ausstellung mit Bildern des Braunschweiger Künstlers Otto Pietzak zu sehen. Sie ist organisiert vom Pfarrer i.R. Eckehart Beichler, früher Emmerstedt. Familie Beichler ging nach dem Ruhestand 2001 ins benachbarte, aber ausländische Sommersdorf, wo Beichlers einen Hof erwarben und ständig beim Ausbauen sind. Beichler, langjähriges SPD Mitglied, schloß sich der Arbeitsgemeinschaft 60 plus in Sachsen Anhalt an, die diesen „Denkabstoß zum Reformationsjubiläum - Vergessener Ruf nach Gerechtigkeit“, nämlich zahlreiche, aufrüttelnde Bilder im Rathaus ausstellt. Beichler stellte als Nachlaßverwalter von Pietzaks Bildern die Werke zur Verfügung und besorgte auch die Auswahl. Wir wünschen viele Besucher.

* Eine andere Ausstellung lag näher. In der Adventszeit hat Pfr. Posten in Destedt unter dem Thema „Bilder zur Bibel“ Werke von Dix, Munch, Chagall und anderen gezeigt. Eine Münchner Galerie hatte die Werke ausgeliehen. Pfr. Posten setzt damit eine Kunsttradition fort, die Pfr. Wolfgang Rohlfs viele Jahre in seiner Kirche organisiert hatte. Weiter so. Bildende Kunst und Kirche ist ein Gelände, das die Stiftung Prüsse in der Stadt Braunschweig pflegt. Ob dazu die von der Stiftung geförderten Plastiken von Magnus Kleine-Tebbe gehören, ist eine Geschmacksfrage.

* Der verdiente Kirchenhistoriker Reinhart Staats, alter Braunschweiger und früherer Gemeindepastor in Wieda, bei uns bekannt durch seine Darstellung der Landeskirche im Mittelalter in der Überblickabhandlung, feiert am 8. Februar seinen 80. Geburtstag. Dazu gibt einen Festvortrag in der Universitätskirche von Prof. Klaus Fitschen, Leipzig, einem Schüler von Staats, zur Mittagszeit. Wir gratulieren, wenn es soweit ist.




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