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[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Kirche von Unten Nr. 140 - Dezember 2016


Anmerkungen zur Causa Kraft

von Werner Heinemann
(Download als pdf hier)

Im Gottesdienst am 1.Advent war ich für das Einsammeln von Dankopfer und Kollekte zuständig. Die Kollekte war auch diesmal traditionell für „Brot für die Welt“ bestimmt. Als ich am Ausgangsportal stehe und die Besucher den Beutel füllen, kommt eine ältere Frau auf mich zu und fragt vernehmlich: „Wissen Sie ob das Geld da auch ankommt ?“ Es entspinnt sich ein kurzes Gespräch über die Causa Kraft und die Verwendung von der Kirche zugeeigneten Geldern.

Sie meinte ihre Frage eher spöttisch-provokant, aber der Vorfall zeigt: Auch bei den der Kirche wohlgesonnenen Menschen hinterläßt die Sache Kraft einen bitteren Nachgeschmack. Ganz zu schweigen, von den Kommentaren, die ich mir im Freundes-und Bekanntenkreis anhören mußte, der eher kirchenfern ist.

Der Vertrauensschaden ist m.E. in seinem ganzen Ausmaß noch gar nicht abzusehen. Und zu glauben, nur weil die Presse sich zurückhält wird die Sache einschlafen, irrt sich gewaltig. In diesen Dingen haben die Leute ein langes Gedächtnis.

Dabei ist die Tatsache, dass ein unersättliches schwarzes Schaf sich im Stall der Kirche befindet und sichtbar gemacht wurde, noch etwas, was zumindest gutmeinende Menschen mit Nachsicht beurteilen, weil es menschelt halt auch bei Kirchens.

Was die Menschen allerdings nicht mehr tolerieren ist neben der herablassend-uneinsichtigen Kraftmeierei des schwarzen Schafs, die Maulfaulheit der Kirchenleitung. Während man ansonsten bei allerlei gesellschaftlichen Themen geradezu überquillt vor moralischem Impetus, wird man bei unangenehmen eigenen Angelegenheiten einsilbig. Dass die Kirchenleitung das öffentliche Wort auch an ihre Mitglieder scheut und sich auf die Rolle des Dienstgebers beschränkt stößt auf Unverständnis.

Dieses wird damit begründet, dass es sich um eine Personalangelegenheit handele, die der Vertraulichkeit unterliege. Ja, wenn Herr Kraft seinerseits sich auch daran gebunden gefühlt hätte, dann wäre das zumindest nachvollziehbar. Aber indem er die Angelegenheit selbst gegenüber den Medien im ganzen Ausmaß öffentlich gemacht hat und dies in einer Art und Weise, die die Verstorbene herabwürdigt, hat er selbst die Vertraulichkeit gebrochen und die Geschäftsgrundlage verändert. Dass die Kirchenleitung sich weiterhin auf Vertraulichkeit beruft, selbst in den von Herrn Kraft öffentlich gemachten Sachverhalten, ist zumindest eigenartig und lässt Spekulationen Raum.

Genauso verhält es sich mit der merkwürdigen Formulierung der Einstellung des Disziplinarverfahrens. Lt. Erklärung des Landesbischofs war das Disziplinarverfahren einzustellen,“ weil rechtliche Gründe gegeben waren.“ Warum eine rechtlich derartig schwammige Formulierung ? Wenn ausschließlich eine Verjährung zur Beendigung geführt hat, warum wird das nicht gesagt ? Gibt es noch andere rechtliche Gründe ? Wenn ja, warum werden sie nicht genannt ? Warum diese Mehrdeutigkeit der Formulierung ? Auch hier bleibt Unbehagen.

Insoweit kann sich die Landeskirche bei den couragierten Pfarrern bedanken, die in ihrer Stellungnahme eigentlich das ausgedrückt haben, was man von der Kirchenleitung hätte erwarten dürfen.




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