Kirche von unten: Home - Archiv - Geschichte - Vorträge, Beiträge - Cyty - Glaube

[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Kirche von Unten Nr. 140 - Dezember 2016


Der Vorgang

zur Dokumentation der Causa Propst Armin Kraft
(Download als pdf hier)

* 100.000 Euro hat die Familie Kraft von Frau W. innerhalb von 40 Jahren erhalten und nach Aussage von Kraft privat verbraucht.
* Drei Goldbarren im Wert von mehreren 100.000 Euro sind nach schriftlichen Notizen von Frau W. an die Familie Kraft gegangen.
* Frau W. ist Patin von zwei Enkelkindern von Pfr. Kraft. Durch die Patenschaft habe sich nach Aussage von Kraft das Verhältnis zu Frau W. familiär gestaltet. Das Patenamt begründet nach Kraft eine kirchenrechtlich erhebliche Familiarität neben der natürlichen. Die Kirchenregierung folgt dieser Ansicht von Kraft. Das betrachte ich als eine schauerliche, „kostengünstige“ Verunglimpfung des Sakraments der Taufe.
* Kraft hat neben einem Testament noch ein zweites Testament handschriftlich aufgesetzt, das jedoch vom Gericht als ungültig zurückgewiesen worden ist.

* Kraft gibt Tage vor der Entscheidung der Kirchenregierung, also im laufenden Verfahren, ein ausführliches Interview der BZ, und nennt das Landeskirchenamt als Zeugen, dass sein Verhalten zu keiner Beanstandung Anlass bietet. In seiner Entscheidung weist die Kirchenregierung diese Behauptung zurück, folgt jedoch inhaltlich der Aussage von Kraft. Einer hat demnach gelogen.
Die Sicherheit des Auftretens von Kraft spricht eher dafür, dass Kraft oder sein Verteidiger Nichterlein aus der Behörde einen Wink erhalten haben, dass sie gegen ihn nicht vorgehen werde. Kraft selber und sein Rechtsanwalt waren seinerzeit Mitglied oder stellvertretendes Mitglied einer Kirchenregierung.
* Ob Kraft vor der Ermittlungsbehörde eine vollständige Aufstellung der Zuwendungen von Frau W. an ihn, seine Frau, seine Kinder und Enkelkinder schriftlich abgegeben hat, ist sehr zweifelhaft.

Kraft berichtet, dass er von Blumengrüßen und emails überschüttet werde. Danach ist zu erwarten, dass Kraft bald wieder bei Beerdigungen und festlichen Anlässen als eloquenter Redner in Erscheinung treten wird.

Kraft ist das eine Problem dieser causa. Das andere, sehr viel größere, ist der Landesbischof selber.
In unserer Landeskirche hat der Bischof drei Positionen: er ist Behördenleiter des Landeskirchenamtes (das ist in Hannover anders), er ist Vorsitzender der Kirchenregierung, und er hat als Bischof einen eigenen Verfassungsrang neben Behörde, Kirchenregierung und Landessynode als Verfassungsträger.
Der Bischof hat sich dreimal ziemlich gleichlautend zum Urteil der Kirchenregierung geäußert und dabei vor allem die rechtliche Seite betont. Die Öffentlichkeit erwartete jedoch ein bischöfliches Wort vor allem in Richtung der Familie Kraft. Ein Wort von der Freude an der Buße, einen guten Rat, sich in der nächsten Zeit Zurückhaltung bei öffentlichen Auftritten aufzuerlegen, vielleicht auch ein Wort der bischöflichen Selbsterkenntnis, dass er als Bischof bisher der Familie das Evangelium schuldig geblieben ist. Statt dessen redet der Bischof in Richtung „Öffentlichkeit“, erhebt moralisierend den Zeigefinger und fordert Respekt und Augenmaß, nicht etwa von Familie Kraft, sondern von „der Öffentlichkeit“, von den massenhaften Leserbriefschreibern und im Internet und auch der Berichterstattung der Braunschweiger Zeitung und von den an die Öffentlichkeit getretenen 57 kirchlichen Mitarbeitern und Pfarrern.
Dieser wiederholt erhobene Zeigefinger erzeugt eine bleibende Erbitterung, die weder durch Vergesslichkeit noch durch schöne Predigten abgebaut werden dürfte. Das Vertrauen sei verspielt, beschreibt die BZ die Lage, die Chance für eine in die Umkehr führendes Wort vertan. Das Bischofsamt ist beschädigt, ist mein persönlicher Eindruck.

Dem Stellinhaber des ermittlungsführenden Referates III, OLKR Vollbach, der durch seine Vorlagen ganz wesentlich zu dieser einzigartigen Lage beigetragen hat, möchte ich sagen: Auch das Recht, das viel zitierte bürgerliche wie das kirchliche, gehört für uns Christen unter das Evangelium. Es ist der verheerende Eindruck entstanden, als sei dies in diesem Falle umgekehrt.




[Zurück] [Glaube] [Helfen]
Impressum und Datenschutzerklärung  http://bs.cyty.com/kirche-von-unten/archiv/kvu140/kraftvorgang.htm, Stand: Dezember 2016, dk