Kirche von unten: Home - Archiv - Geschichte - Vorträge, Beiträge - Cyty - Glaube

[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Kirche von Unten Nr. 140 - Dezember 2016


Hans Adolf Oelker (1928-2016)
Der angedachte Bischof unserer Landeskirche

von Dietrich Kuessner
(Download als pdf hier)

Um ein Haar wäre er Bischof unserer Landeskirche geworden. Hans Adolf Oelker gehörte wie die Kalberlahs zu den hier fest verwurzelten Pastorengeschlechtern. Sein Großvater Carl verunglückte mit 31 Jahren (1907) tödlich im Pfarramt. Er hinterließ zwei Söhne und eine Tochter. Beide studierten Theologie. Adolf Oelker (1880-1865) wurde 1935 Propst in Börßum, Otto Oelker (1877-1970) war Pfarrer u.a. in Emmerstedt und Helmstedt an der Stephanikirche.

Adolf Oelker hatte u. a. zwei Söhne, die wiederum Theologie studierten. Der ältere, Karl Heinz Oelker, war Propst in Wolfenbüttel und lebt heute 100jährig im Süden. Der andere ist der 12 Jahre jüngere Hans Adolf Oelker (geb. 9.2.1928), der 1955-1969 Pfarrer in der Johanniskirche in Lebenstedt war. Die Lebenstedter Propstei war damals unter Propst Harborth die der modernen Theologie am aufgeschlossenste Propstei. Es wurden unter Mitarbeit von Oelker Universitätswochen für die ganze Landeskirche mit namhaften Professoren veranstaltet, die die Ergebnisse der historischen kritischen Forschung den Kirchengemeinden näher bringen wollten. Oelker wurde 1969 als Nachfolger von Ernst Heinrich Kammerer zum Direktor des Predigerseminars berufen. Das war in den unruhigen 69er Jahren kein einfacher Posten. Schon vier Jahre später wurde er vom Landeskirchenamt als Kandidat für den Posten eines Oberlandeskirchenrates der Landessynode zur Wahl vorgestellt. Sein Gegenkandidat war Friedrich Wilhelm Wandersleb, zwar auch zu den alt eingesessenen Pastorenfamilien gehörig, jedoch ohne Gemeindeerfahrung weil Garnisonoberpfarrer, und seit zwei Jahren Landeskirchenrat im Ref. II.

Angedacht war, dass der jeweilige Rektor des Predigerseminars ins Gemeindereferat des Landeskirchenamtes wechselt und von dort das Personalreferat übernimmt. So war es bei Rektor Brinckmeier gewesen, so war es bei Rektor Kammerer gewesen und diese durchaus nützliche Gewohnheit sollte sich bei Oelker fortsetzen. Aber die Zusammensetzung der Landessynode hatte sich geändert. Sie war konservativer geworden. Die vorhergehende Synode hatte das Pastorinnengesetz und die neue Verfassung durchgesetzt. Jetzt sollte Schluss sein mit Reformen. Das theologische Triumvirat Heintze (Bischof), Brinckmeier (Ref I) und Kammerer (Ref II) war für die Mehrheit der Landessynode „linke Intellektuelle“, „zu theologisch“. Wie denn beide Kandidaten zur Volkskirche stünden, wurden sie von den Synodalen gefragt. Dazu Wandersleb: forsch, ohne wenn und aber zustimmend. Oelker im Hinblick auf deren Zukunftschancen eher zurückhaltend. Bischof Heintze hatte sogar von einer Minderheitenkirche gesprochen.

Die Synode entschied sich mit 32: 22 Stimmen für Wandersleb den volkstümlicheren, bekannt für gelegentlich paar lockere, auch schlüpfrige Sprüche. Nachzulesen in „die Braunschweiger Landeskirche in den 70er Jahren“ S. 296-299 „Die Richtungswahl im Oktober 1973“.

Hans Adolf Oelker blieb noch kurz im Predigerseminar und wurde 1976 zum Vorsteher des Berliner Johannesstiftes gewählt, und blieb es bis zur Emeritierung 1993. Er „war Generationen von Schwestern und Brüdern Lehrer, Mentor, geistlicher Begleiter und offener, manchmal auch streitbarer Gesprächspartner“, heißt es im Nachruf der Stiftsvorstandes. So einer hätte auch unserer Landeskirche gut getan.

Wer sich mit dem Stil von Oelker bekannt machen will, lese seine Gedichtinterpretation von Georg Trakls „Winterabend“ unter der Überschrift „Annäherungen“ in der ersten Heintzefestschrift „Gib ewigliche Freiheit“ S. 293-296.

Hans Adolf Oelker ist am 24.11.2016 im Berliner Johannisstift verstorben. Im Nachruf des Landeskirchenamtes heißt es: „Als Direktor des Predigerseminars in Braunschweig bleibt er den damaligen Vikaren in guter Erinnerung. Die Landeskirche ist dankbar für die verschiedenen Dienste, die er hier geleistet hat.“

Über der Trauerannonce stand das Psalmwort „Mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott“.




[Zurück] [Glaube] [Helfen]
Impressum und Datenschutzerklärung  http://bs.cyty.com/kirche-von-unten/archiv/kvu140/oelker.htm, Stand: Dezember 2016, dk