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[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Kirche von Unten Nr. 140 - Dezember 2016


Was ist denn Weihnachten nun passiert?

von Dietrich Kuessner
(Download als pdf hier)

Im Fernsehen kursiert zur Zeit ein Film namens „Das Jesusrätsel“, 60 Minuten, sympathisch moderiert von der bekannten Fernsehjournalisten Petra Gerster: „Manches muss sich ganz anders zugetragen haben, als es die Autoren der Bibel berichten“, säuselt sie. Als ob die Autoren der Bibel historische Geschichten berichten wollten. Mit dieser Unterstellung fängt die Verdrehung an. „Ein forensischer thriller“, so die Ankündigung, Es treten auch eine Professorin und ein Prof. der Theologie auf, sowie ein Altertumsforscher. Alle plädieren in die Richtung, wie es „historisch“ gewesen sein könnte. Und ruck zuck gleiten sie von der Möglichkeit zur historischen Realität über. Der Film stammt aus dem Jahr 2006, aber jetzt wird er massenhaft publik, auf Phönix, ZDF und 3 sat.
Das passt zum restaurativen Kurs der Gegenwart.

Immerhin will die Predigtgemeinde wissen, ob die Weihnachtsgeschichte von Lukas und von Matthäus historische Geschichten sind. Da haben es die Prediger hier und da in den letzten Jahrzehnten zu Weihnachen an der gehörigen intellektuellen Klarheit und Redlichkeit fehlen lassen.
Alle sog. Geschichten im Neuen Testament sind eher Predigten. Zur Nachfolge, zur Freude, zur Buße ermunternde Predigten. In historischem Gewand, wenn man so will. Zur Veranschauung.
Insofern sind Maria und Joseph, Hirten und Weisen, Engel und himmlische Heerscharen ausgedachte Gestalten. besser: poetische Figuren.

So wie der Anfang der Bibel keine Schöpfungs“geschichte“, sondern ein Schöpfungslied ist, so sind im Evangelium des Lukas vier Loblieder komponiert: das berühmte „Meine Seele erhebt den Herrn“(Magnificat) der Maria, der Lobgesang des Zacharias (Gelobet sei der Herr, der Gott Israels), der Lobgesang der Engel („Ehre sei Gott in der Höhe“) und der Lobgesang des Simeon („Herr nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren“). Auf die literarische Form der Texte ist zu achten. Sie haben allesamt kein historisches Interesse.

Der christlichen Gemeinde zur Zeit des Paulus und Jahrzehnte später war die Weihnachtsgeschichte unwichtig. Ein Weihnachtsfest als Fest der Geburt Jesu gibt es erst seit dem 4. Jahrhundert. Es geht im christlichen Glauben auch ohne Weihnachten.

Wer sich dem süffigen, historistischen Irrsinn ergeben will, greife zur Hamburger Morgenpost; die brachte am 7. Mai 2015 ein Abbild vom jungen Jesus. Auch bei Spiegel Online ist es zu finden.
Forensiker der römischen Polizei haben das Turiner Grabtuch dem passenden Computerprogramm unterworfen.




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