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[Kirche von unten]

Das Kirchenjahr im Spiegel der Braunschweiger Gesangbücher

von Dietrich Kuessner

2. Kapitel




Die Weihnachtslieder

Weihnachtslieder in den Braunschweiger Gesangbüchern durch die Jahrhunderte
 Gesangbuch aus dem Jahr: 1698 1780 1902 1950 1994
 Anzahl 34 20 25 26 43
 Lateinischer Antiphon 63        
 Christum wir sollen loben schon 64 (8) 693 (8)      
 In duci jubilo 65 (4)        
 Nun singet und seid froh 66 (4)   46 (4) 26 (4) 35 (4)
 Gelobet seist du Jesu Christ 67 (7) 689 (7) 41 (7) 15 (7) 23 (7)
 Vom Himmel hoch 68 (15) 691 (15) 51 (15) 16 (15) 24 (15)
 Vom Himmel kam der Engel Schar 69 (6) 692 (6) 52 (6) 17 (6) 25 (6)
 Der Tag ist nun so freudenreich 70 (4) 690 (4)   18 (5)  
 Ein Kindelein so löbelich 71 (4)     18,2(1)  
 Seht Gottes Gnade ist erschienen 72 (9) 83 (9) * 49 (9)    
 Ein Kind geborn in Bethlehem 73 (9)        
 Als Christus geborn ward 74 (6)     19 (5)  
 Resonet in laudibus 75        
 Im finstern Stall o Wunder groß 76 (5)        
 Ermuntre dich mein schwacher Geist 77 (9)     24 (6)      33 (2+3)
 Wir Christenleut 78 (5)     22 (5)  
 Freuet euch ihr Christen alle 79 (4)   39 (4) 25 (4) 34 (4)
 Uns ist ein Kindlein heut geborn 80 (3)        
 Ein Kind ist uns geborn 81 (12)        
 Ihr Christen auserkoren 82 (5)        
 Ihr die ihr los zu sein begehrt 83 (3)        
 Wunderbarer Gnadenthron 84 (3)     31 (3) 38 (3)
 Liebster Heiland Licht der Heiden 85 (6)        
 Lobt Gott ihr Christen alle gleich 86 (8)   45 (6) 21 (6) 27 (6)
 O trautes liebes Jesulein 87 (4)        
 Wir danken dir Herr Jesu Christ 88 (4)        
 O Jesu Christ dein Kripplein ist 89 (15)        
 Ich steh an deiner Krippen hier 90 (15)   42 (12) 28 (9) 37 (9)
 Getrost mein Herz in allem Leid 91 (9)        
 O höchstes Werk der Gnaden 92 (13)        
 Wie groß ist dieser Freudentag 93 (24)        
 Kein grösser Wunder findet sich 94 (10)        
 Fröhlich soll mein Herze springen 95 (15)   40 (9) 27 (12) 36 (12)
 Wir danken dir Herr Jesu Christ 96 (4)        
1780  Dies ist der Tag den Gott gemacht 72 (11) 33 (11) 34 (9) 42 (9)
  Auf schicke dich recht feierlich 73 (7)      
  Also hat Gott die Welt geliebt 74 (8) 30 (8)    
  Er kömmt er kömmt der starke Held 75 (3) 37 (3)    
  Gott deine Gnade sei gepreist 76 (8)      
  Gelobet seist du Gottes Sohn 77 (6)      
  Singt dem Versöhner singt ihm Dank 78 (13)      
  Gottes Sohn ist kommen 79 (6)      
  Willkommen Quell der Freuden 80 (5) 53 (5)    
  Der du das Heil errungen 81 (6)      
  Laßt uns unserm Gott lobsingen 82 (13)      
  Wie Höchster aller Väter 84 (9)      
  Heut hat den Juden sich dein Reich 85a (8)      
  Gott dein unsichtbares Wesen 85b (6)      
  1902  Brich an du schönes Morgenlicht 31 (5)   33 (3)
  Der heilge Christ ist kommen 32 (4)    
  Dies ist die Nacht da mir erschienen 34 (5) 32 (5) 40 (5)
  Du lieber heilger frommer Christ 35 (5)    
  Empor zu Gott mein Lobgesang 36 (6)    
  Es ist ein Ros entsprungen 38 (3) 23 (3) 30 (4)
  Ihr Kinderlein kommet 43 (6) 485 (6) 43 (6)
  Kommt und laßt uns Christum ehren 44 (7) 29 (7) 39 (7)
  O du fröhliche 47 (3) 486 (3) 44 (3)
  O Liebe die den Himmel hat zerrissen 48 (9)    
  Stille Nacht 50 (3) 487 (3) 46 (3)
    Wir singen dir Immanuel 54 (10) 30 (11) 541 (11)
  1950  Den die Hirten lobeten sehre 20 (4) 29 (4)
  Jauchzet ihr Himmel 33 (7) 41 (7)
  Also liebt Gott die arge Welt 35 (5) 51 (5)
      Herbei o ihr Gläubigen 484 (4) 45 (4)
  1994  Als die Welt verloren 53 (3)
  Ehre sei Gott in der Höhe (Kanon) 26
  Also hat Gott die Welt geliebt (Ruf) 28
  Es ist ein Ros entsprungen (Kanon) 31
  Der Heiland ist geboren 49 (4)
  Du Kind zu dieser heilgen Zeit 50 (5)
  Freu dich Erd und Sternenzelt 47 (5)
  Hört der Engel helle Lieder 54 (3)
  Kommet ihr Hirten 48 (3)
  O Bethlehem du kleine Stadt 55 (3)
  Uns wird erzählt von Jesus Christ 57 (5)
  Weil Gott in tiefster Nacht erschienen 56 (5)
  Wißt ihr noch wie es geschehen 52 (6)
  Zu Bethlehem geboren 32 (4)
  Stern über Bethlehem 544 (4)
  Singet frisch und wohlgemut 539 (3)
  Freut euch ihr lieben Christen 540 (4)
  Aus tausend Traurigkeiten 542 (1)
  Es ist für uns eine Zeit angekommen 543 (10)
        Dies ist die Nacht der Engel 545 (4)

Beobachtungen zu den Weihnachtslieder in den fünf Gesangbuchgenerationen
Das heutige Evangelische Gesangbuch übertrumpft mit 43 Weihnachtsliedern (Kanon und Ruf zugerechnet) das erste Gesangbuch von 1698 mit 34 Nummern an Weihnachtsliedern nur ein wenig. Das Gesangbuch der Aufklärung liegt mit 18 Chorälen am Ende und die der neueren Zeit mit 25 und 26 Liedern in der Mitte. Weihnachten hat sich am Ende des 20. Jahrhunderts zu einem volkstümlichen christlichen Fest entwickelt. Keines unter den Festen des Kirchenjahres ist populärer. Die hohe Zahl der Lieder in der nachreformatorischen Zeit hat wohl eher etwas mit der ausufernden Dichter- und Reimkunst des beginnenden Barock zu tun.

a) Weihnachtslieder im Gesangbuch von 1698
Die angegebene Anzahl der Weihnachtslieder reduziert sich um drei auf 31 Lieder. Nr. 34 ist die lateinische Präfation zum Abendmahl in der Weihnachtszeit und kein Choral. „Resonet in laudibus“ (Nr. 75) ist das von den Böhmischen Brüdern verdeutschte „Singet frisch und wohlgemut,“ das im „Ein neues Lied“ Nr. 27 der jüngeren Generation bekannt wurde und zuerst im Klugschen Gesangbuch (1543) abgedruckt war, also zur Verfügung gestanden hätte. Es ist im ersten Braunschweiger Gesangbuch nur in der lateinischen Fassung vorhanden, offenbar für die Schülerchöre der Städte. In lateinischer und deutscher Fassung ist hingegen „In dulci jubilo“ (Nr. 66) und „Nun singet und seid froh“ (Nr. 66) wiedergegeben. Die lateinische Fassung war vielleicht eine Referenz an Michael Prätorius, den Wolfenbüttler Hofkapellmeister, der dazu im fünften Teil seines umfassenden Musikwerkes „Musae Sionis“ eine zweistimmige Vertonung komponiert hatte, die auch vom Schülerchor aufgeführt werden konnte. Das Gesangbuch war eben eher eine Textsammlung für unterschiedliche Gruppen im Gottesdienst: nur für den Pfarrer die Präfation, nur für den Schülerchor Lateinisches, für Schülerchor und das Volk die Choräle.
Die 31 Weihnachtslieder des ersten Gesangbuches von 1698 sind grob nach ihrer Entstehungszeit angeordnet. Am Anfang stehen fünf Lutherlieder (Nr. 65-70) und am Ende die Lieder von Paul Gerhardt (Nr. 89/90) und Johann Rist (Nr. 93/94). Dazwischen befinden sich zahlreiche Lieder von unterschiedlicher Qualität, deren Verfasser im Register öfters als Anonymus angegeben werden.

Die Weihnachtslieder der Reformationszeit besingen die Menschwerdung Gottes in Jesus. „Der selig Schöpfer aller Ding/ zog an eins Knechtes Leib gering“ (Nr. 64,2). Dieses Lutherlied „Christum wir sollen loben schon“, das am Anfang der Weihnachtslieder im Gesangbuch von 1698 stand, ist heute nicht mehr bekannt. Es befand sich zwar um drei Strophen gekürzt noch in „Ein neues Lied“ der evangelischen Jugend 1949, hat sich aber wegen einer fehlenden weihnachtlichen Melodie nicht durchgesetzt, zumal es andere eingängige Lutherlieder zur Weihnacht gab. Es ist im Grunde ein Marienlied „Die göttlich Gnad vom Himmel groß/ sich in die keusche Mutter goß/ ein Mägdlein trug rein heimlich Pfand/ das der Natur war unbekannt“ (Str. 3). „Das züchtig Haus des Herzens zart/ gar bald ein Tempel Gottes ward/ die kein Mann rühret noch erkannt/ von Gottes Wort man schwanger fand“ (Str. 4) „Die edle Mutter hat geborn/ den Gabriel verhieß zuvorn/ den Sanct Johann mit Springen zeigt/ da er noch lag im Mutterleib“.

In der lutherischen Orthodoxie verändern sich die inhaltlichen Schwerpunkte. Das „Sünde/ Heil-Schema“ überwiegt. „Du verläßt den Thron der Ehren/ um zur Erden dich zu kehren/ da wir Sündenwürmer sein“, heißt es wenig einladend bereits in der ersten Strophe von „Liebster Heiland, Licht der Heiden“ (85,1).
Die lutherische Orthodoxie belebt die mittelalterliche Höllenangst des total verlorenen Menschen, um die Größe der Heilstat hervorzuheben. Zur Melodie „Wir danken dir Herr Jesu Christ“ dichtete der Superintendent von Zwickau Vitus Wolstrum: „Wir waren leider allzugleich/ gefangen in des Teufels Reich/ und hätten in der Höllen Pein/ notwendig müssen ewig sein“ (88,2), und zur Melodie „Nun singet und seid froh“: „Ein Kind ist uns geboren/ uns die wir ganz verloren/ in Angst der Höllen schwebten/ und funden keinen Rat/ Ja ganz verzweifelt lebten/ um unsrer Missetat/ Drum lobet unsern Gott/ den Herren Zebaoth“ (81,1). „Wenn uns die Sünd will kränken/ ja schier das Herz versenken/ in lauter Höllenzagen/ so weiß dies Kindlein Rat“ (81,5). Der Rat des Liederdichters besteht im Hinweis auf die „Werke Jesu“. Diese bestehen in Lehre und Ordnung.
Lehre und Ordnung sind wichtige Bestandteile der orthodoxen Theologie, die nun in Jesus hineinprojiziert werden: „So wunderbar von Werken/ (dis muß der Glauber merken)/ ist dieses Kind im Lehren/ und Kirchenregiment/ Das die so sich empören/ durch seine Macht zertrennt/ ja durch besondre Kraft/ noch täglich Wunder schafft“ (81,3).
Der rechtgläubige Lutheraner steht bewundernd vor dieser Heilstat Jesu: „Großer Gott! Was große Liebe?/ Wahrer Mensch! Was wahre Triebe/ des Erbarmens zeigst du hier?/ Ich bewundre dieses Wunder/ meiner Andacht heiße Zunder“ ( 85,4).

Das Wunder besteht in der Überwindung des Teufels. Die vierte Strophe des Liedes des Helmstedter Juraprofessors Dr. Gerhard Werner „Ihr Christen auserkoren“ (82) hat J. S. Bach zum triumphalen Schlußchoral seines Weihnachtsoratoriums verwendet: „Nun seid ihr wohl gerochen/ an eurer Feinde Schar/ Denn Christus hat zerbrochen/ Was euch zuwider war/ Tod, Teufel, Sünd und Hölle/ jetzt liegen ganz geschwächt/ Gott gibt die Ehrenstelle/ dem menschlichen Geschlecht“. Bei Bach lauten die beiden letzten Zeilen: „Bei Gott hat seine Stelle/ das menschliche Geschlecht“. Durch die Bachsche Musik werden die auch dort gelegentlich unsäglichen Verse erträglich gemacht.
Dem Sünde/ Heil-Schema korrespondiert die Betonung der Bekehrung, ein Motiv, das der biblischen Weihnachtsgeschichte und auch den Lutherliedern fremd ist. „Drum, kehret um, seid wie die Kinder/ Hinweg mit dem hochmütig sein/ Bedenket wohl, ihr armen Sünder/ wie euch zu gut Gott selbst wird klein“ (Nr. 72,4).
Daß sich Gott klein macht, ist ein Beispiel für den Frommen: „Ach folget diesem Beispiel nach/ Daß euch dies Kind recht nützen mag“ (Nr. 72,4). Die Motive vom Beispiel Jesu und dem Nutzen des Glaubens verweisen das Lied bereits in die Frühaufklärung. Das Lied beginnt folgendermaßen: „Seht Gottes Gnade ist erschienen/ sein lieber Sohn ist Mensch geborn/ Des Heils kann jeder sich bedienen/ hier wird ersetzt, was war verlorn“ (72,1).
Neben dem Beispiel Jesu ist das Beispiel der Keuschheit Marias ein weiteres Vorbild für den Frommen, diesmal die Wollust zu meiden. „Er ward von einem keuschen Weib/ in diese Welt geboren/ Drum halt auch züchtig deinen Leib/ denn der ist ganz verloren/ der Gottes Geistes keusche Zucht/ verachtet und die Wollust sucht/ darzu ihn sein Fleisch leitet“ (91,4). Der Verfasser ist anonym, die Melodie wenig weihnachtlich „Ach Gott vom Himmel sieh darein“.

Die späteren Weihnachtslieder betonen die Geburt des Heilands „in uns“. Wenn Gottes Sohn nicht „in uns“ geboren wird, bleibt Gottes Heilswillen ohne spürbare Hilfe. „Doch der für euch ist Mensch geboren/ muß auch in euch geboren sein/ Sonst hilft’s euch nicht, daß er erkoren/ von Gott zu helfen euch aus Pein“ (72,2). Die Wiedergeburt ist ein Ausdruck der Dankbarkeit des Frommen und geschieht durch Bekehrung (auf die Melodie „Wer nur den lieben Gott läßt walten): „Wenn ihr denn wollt noch hier auf Erden/ für solche Lieb Gott dankbar sein/ Müßt ihr auch neu geboren werden/ sonst ist eur Dank nur Heuchelschein... Drum kehret um, seid wie die Kinder, hinweg mit dem hochmütig sein“ (72,3+4).

Die lehrhaften Aussagen umgab Pfarrer Berthold Helder mit Verkleinerungsformen wie „Krippelein“, „Kämmerlein“ „Jesulein“ „Brüderlein“, um den Grad der teilnahmsvollen Hinwendung und Anbetung zu bestärken: „O trautes liebes Jesulein, O Gott und Mensch, o Brüderlein.. laß unser Leib dein Kripplein sein und unser Herz dein Kämmerlein“ ( 87,1+4). Oder: „Er wird als ein liebreiches Kind/ die Ärmlein uns darbieten/ und behüten/ Wenn wider uns beginnt/ Tod Teufel Höll zu wüten“ (83,3).

Daneben stehen auch Lieder der ausgebreiteten Betrachtung der Weihnachtsgeschichte. Im Lied Nr. 94 „Kein größer Wunder findet sich“ lädt ein Anonymus zur Melodie „Ein Kindelein so löbelich“ zu einer solchen Betrachtung ein: „Kommt lasset uns nur stille stehn/ dies Wunder recht zu schauen/ Wer hat doch in der Welt gesehn/ Vom Samen der Jungfrauen/ ohn Mannes Hilf ein Kindelein/ Empfangen und geboren sein?/ Vernunft kann das nicht fassen/ Ihr ist verborgen was das heißt/ Es sollte bloß durch Gottes Geist/ Maria schwanger werden“ (94,2). „Wie nun die Zeit erfüllet war/ vom Himmel selbst erkoren/ ist Christus Jesus offenbar/ ein Mensch zu Welt geboren/ Augustus führte dazumal/ das Regiment, war nach der Zahl/ der andre von den Kaisern/ Der Ort, wo dieses Kindlein lag/ war unter eines Stalles Dach/ und nicht in Salems Häusern“ (94,7).

Auch das 24 Strophen lange Lied von Johann Rist „Wie groß ist dieser Freudentag“ (Nr. 93) ist auf die Melodie „Wir danken dir Herr Jesu Christ“ eine mit viel O, Ach, Ey, Ja, „Frisch auf“ fröhliche Beschreibung der Heilstat Gottes als ein Freudenfest: „Ihr reich und arm euch sei bewußt/ die wundersüße Weihnachtslust/ empfanget jetzt mit frischem Mut/ euer Jesulein das höchste Gut“ (Str. 6). Jede Strophe schließt mit einem Halleluja. Hier dichtet ein Gemeindepfarrer, der seiner Gemeinde nichts als die Weihnachtsfreude ohne Belehrung und Bekehrung, dafür aber in seiner Bedeutung „für heute“ vermitteln will: „Was jene Hirten dort gesehn/ das kann noch täglich uns geschehn/ Das Kind wird auch geboren heut/ Im Fall man seiner sich erfreut/ Halleluja“ (93,10) „Er gibt uns heut auch gar sein Herz“ (Str. 12), „Ey laßt uns diesem Jesulein/ auch heute ganz ergeben sein“ (Str. 13). „Bald aber, wie dies Kind ankam/ und unsre Not zu Herzen nahm/ da wurden aus des Teufels Macht/ Wir zu der Freiheit wiederbracht/ Halleluja“ (Str. 16).

Die Lieder von Paul Gerhardt „Ich steh an deiner Krippen hier“ (Nr. 90) und „Fröhlich soll mein Herze springen“ (Nr. 95) sind in voller Länge, jeweils 15 Strophen abgedruckt.

Von den 34 Weihnachtsliedern dieses Gesangbuches sind 16 Lieder nicht mehr aufgenommen worden.
Elf Lieder sind zu unweihnachtlichen Melodien gedichtet worden, unter anderen zu „Wer nur den lieben Gott läßt walten“ Nr. 72, „Warum soll ich mich denn grämen“ Nr. 95, „In dich hab ich gehoffet Herr“ Nr. 76, „Nimm von uns Herr du treuer Gott“ Nr. 80, „Nun freut euch lieben Christen g’mein“ Nr. 90, „Ach Gott vom Himmel sieh darein“ Nr. 91. Es ist dem Gesangbuch der Aufklärung immer wieder vorgehalten worden, daß er geläufige Melodien zu unpassenden Texten zugeordnet hat. Das gilt in gleichem Maße auch für das Gesangbuch von 1698.
Zehn Lieder finden sich im EG wieder. Von diesen zehn sind die drei Lutherlieder „Gelobet seist du Jesu Christ“, Vom Himmel hoch“ und „Vom Himmel kam der Engel Schar“ ohne jede Änderung durch alle Gesangbuchgenerationen erhalten geblieben. Die sieben anderen Weihnachtslieder sind zeitweise nicht tradiert und einige auch gekürzt worden. Aus „Lobt Gott ihr Christen allegleich“ (86 = EG 27) sind folgende zwei Strophen entfallen: „Er liegt an seiner Mutter Brust/ Ihr Milch ist seine Speis/ An dem die Engel sehn ihr Lust/ Denn er ist Davids Reis// Dass aus sei’m Stamm entsprießen sollt/ in dieser letzten Zeit/ Durch welchen Gott aufrichten wollt/ Sein Reich der Christenheit“( Str. 4+5).

b) Die Weihnachtslieder im Gesangbuch der Aufklärung
Von den 20 Weihnachtsliedern der Aufklärung stammt ausser den Lutherliedern, die im Anhang zu finden waren, nur ein einziges aus dem alten Gesangbuch (Nr. 72 = 83), alle anderen 25 wurden verworfen. oder so verändert, daß sie nur von ferne an das Original erinnerten. Das bedeutete einen scharfen Traditionsabbruch. Stattdessen wurden 12 neue Lieder aufgenommen.
Die Weihnachtslieder des Aufklärungsgesangbuches beginnen mit einem Lied des für das evangelische Gesangbuch bedeutendsten Aufklärungsdichter Christian Fürchtegott Gellert Nr. 72 „Dies ist der Tag, den Gott gemacht“. Es ist das einzige Lied jener Zeit, das auch noch, um zwei Strophen gekürzt, im EG (42) enthalten ist. Das hing damit zusammen, daß es „unzeitgemäß“ biblisch ausgerichtet ist – es werden Anspielungen auf sieben Bibelstellen genannt - und seine Terminologie in der alten kirchlichen Dichtung wurzelt (Handbuch zum EKG I, 203 f). Trotzdem bleibt es sonderbar, daß der Anfang des Liedes dem Introituspsalm des Ostersonntages (Psalm 118,24 „Dies ist der Tag, den der Herr macht“) entnommen ist. Es wurde auf die Melodie „Vom Himmel hoch“ gesungen und im 19. Jahrhundert zum beliebtesten Weihnachtslied.
Typischer ist das nächste Lied Nr. 73, das ebenfalls von Gellert stammt „Auf schicke dich recht feierlich des Heilands Fest mit Danken zu begehen“. Jesus ist „der Freund, mit uns vereint“ (73,3), dessen Beispiel nachzuahmen ist (73,4), nämlich „Aus Dank will ich/ in Brüdern dich/ dich Gottes Sohn bekleiden speisen, tränken“ (73.5).
Weihnachten ist das Fest der Menschenliebe, und zwar der Menschenliebe Gottes. Von Diterich stammt das Lied 76 mit Anklängen an das Lied von Rist „Ermuntre dich mein schwacher Geist“, auf dessen Melodie es zu singen war. Der Weihnachtschrist bittet um Belehrung: „O lehre mich den großen Wert von deiner Huld recht fassen/ Was reizte dich/ auf dieser Erd/ dich so herabzulassen?/ Hier wartete dein nichts als Not/ Verachtung Kummer Schmerz und Tod/ Und doch kamst du auf Erden/ ein Menschensohn zu werden“ (76,4). Die Antwort gibt die folgende Strophe: „Viel stärker Herr als Schmerz und Tod war deine Menschenliebe/ Du sahest unsre Sündennot/ mit mitleidsvollen Triebe“ (76,5). Bei so viel Aufklärung und Belehrung bleibt vom Weihnachtswunder nicht mehr viel übrig. Es stellt sich daher nicht die Frage, wie dieses Wunder zu fassen wäre, nämlich im Glauben, sondern die Frage nach der Gegengabe. „Was soll ich dir mein größter Freund/ für deine Treue geben/ Du bist’s, der mich mit Gott vereint/ Du bringst mir Heil und Leben/ Herr was ich hab und was ich bin/ das geb ich dir zum Dienste hin/ Ich will dich ohn Aufhören/ mit Leib und Geist verehren“ (76, 7).

Der Menschenliebe Gottes entspricht das Bild von Jesus dem Menschenfreund, der beispielgebend arm wird und dem schwachen Weihnachtschrist dabei behilflich ist, selber arm zu werden. Auf die Melodie „Wer nur den lieben Gott läßt walten“ singt er zu Weihnachten: „Seht Gottes Gnade ist erschienen/ Erlöste Menschen auf und eilt/ des großen Heils euch zu bedienen/ das euch sein lieber Sohn erteilt/ Er ist’s, der einer sündgen Welt/ mit Gott den Frieden hergestellt“ (83,1). Es gilt nunmehr, diesem Beispiel und Muster nachzueifern: „Nur euch zum Beispiel/ euch zu gut/ Wird Gottes Sohn selbst arm und klein/ Ach laßt ihn euer Muster sein“ (83,4). Die Vorlage dieses Liedes, das vielfach und in der Endredaktion von Küster bearbeitet worden ist, ist das Lied von Sophie Eleonore v. Braunschweig mit dem gleichnamigen Anfang: „Seht Gottes Gnade ist erschienen“.

Die Kommission gab sich Mühe, möglichst weihnachtliche Melodien zu verwenden. So singt man nach der Melodie „Vom Himmel hoch“ das Lied Nr. 72, nach „Wir Christenleut“ das Lied Nr. 73, nach „Lobt Gott ihr Christen alle gleich“ die Lieder Nr. 74, 75, 78, nach „Gelobet seist du Jesu Christ“ das Lied Nr. 77, und nach „Ermuntre dich mein schwacher Geist“ das Lied Nr.76. Die Lieder 79 – 84 wurden nach den Melodien „Jesu meine Freude“, „Nun ruhen alle Wälder“, „Warum soll ich mich denn grämen“, „Lasset uns den Herrn preisen“, „Wer nur den lieben Gott läßt walten“, „Es ist das Heil uns kommen her“ gesungen.

c) Weihnachtslieder im Gesangbuch von 1902
Das Gesangbuch 1902 hatte die Anzahl der Weihnachtslieder auf 25 erhöht, die drei Lutherlieder aus dem Anhang in den Hauptteil eingeordnet, sechs weitere des ersten Gesangbuches wieder in den Originalzustand versetzt, die vier beliebtesten aus der Aufklärungszeit übernommen und 12 Lieder neu aufgenommen. Hier regiert das Gesetz der Ausgewogenheit. Unter den neu aufgenommenen Liedern waren Entdeckungen aus alter Zeit, nämlich „Es ist ein Ros entsprungen“ (38= EG 30), und die beiden Paul Gerhardt-Lieder „Kommt und laßt uns Christum ehren“ (44 = EG 39) und „Wir singen dir Immanuel“ (54 =EG 541).
Das Gepräge aber gaben die neuen Entdeckungen „Stille Nacht“, „O du fröhliche“, „Ihr Kinderlein kommet“, die dem Wohlfühlglauben Auftrieb gaben.
Die beiden bedeutenderen Liederdichter waren Max v. Schenkendorf und Ernst Moritz Arndt.
Von Max v.Schenkendorf (1783-1817) stammte das Lied „Brich an du schönes Morgenlicht/ Das ist der alte Morgen nicht/ der täglich wiederkehret“. v. Schenkendorf, in Tilsit geboren, ein Preuße durch und durch, ist heute vergessen. Im ostpreußischen Gesangbuch waren von ihm noch fünf Lieder enthalten, darunter das schöne Osterlied „Ostern Ostern Frühlingswehen, Ostern Ostern auferstehen aus der tiefen Grabesnacht.“ Erst später entdeckten auch die Hymnologen wieder den Zusammenhang von Naturjahr und Kirchenjahr, aber da war Schenkendorfs Dichtung schon begraben. Walther Hubatsch schreibt von ihm: „Die schlichte Innigkeit, die sparsamen dichterischen Mittel, das nicht überspannte, glaubhafte Frömmigkeitsgefühl und die volksliedhafte Sangbarkeit haben ihm die Breitenwirkung über die Stilepochen hinweg bewahren können. Schenkendorf ist der letzte ostpreußische Kirchenliederdichter gewesen“ (Hubatsch „Geschichte der ev. Kirche Ostpreußens“ 1968 Bd. I S. 258 f). v. Schenkendorf erlebte in jungen Jahren die Niederlage und Besetzung Preußens durch Napoleon und suchte in Königsberg (heute Kaliningrad) zusammen mit Humboldt, Fichte, Stein, Kleist, Arnim das preußische Erbe zu bewahren und verband Patriotismus und Pietismus. Das Lied „Brich an du schönes Morgenlicht“ reflektiert im Hintergrund die Ungeduld, mit der die Befreiung Preußens erwartet wurde („ein Leuchten aus der Fern“ 31,1) und übertrug sie auf die Erwartung eines „Sternenhelden“. Die erwartete weihnachtliche Gotteszeit ist eine Zeit „der Freiheit und der Liebe“( 31,3), in der die Christenheit sich „nach langem Streit in Friedenswerken übe“.
Ernst Moritz Arndt (1769 – 1860), ein langjähriger Streiter für ein republikanisches Deutschland, war in diesem Gesangbuch mit insgesamt sieben Liedern vertreten, hier mit dem Kinderlied „Du lieber heilger frommer Christ“, der Weihnachten als den Geburtstag Jesu feierte: „Du lieber heilger frommer Christ/ weil heute dein Geburtstag ist/ drum ist auf Erden weit und breit/ bei allen Kindern frohe Zeit“. (Nr. 35,4) Das Lied gehörte in viele Kinderliederausgaben und bewahrte diese Generation vor der Peinlichkeit der Antwort späterer Kindergenerationen, die auf die Frage, was denn Weihnachten passiert wäre, antwortete: „Da ist der Weihnachtsmann gestorben“.

d) Weihnachtslieder im Ev. Kirchengesangbuch 1950
Die 26 Lieder des Gesangbuches von 1950 waren von der Dominanz der Lieder aus der Reformationszeit geprägt. Die eben genannten Lieder des 19. Jahrhunderts wurden zum großen Teil ganz ausgeschieden. Unter den drei neu in den Stammteil aufgenommenen Liedern befand sich eines aus der Reformationszeit „Den die Hirten lobeten sehre“ (EKG 20 = EG 29) und von Gerhard Tersteegen „Jauchzet ihr Himmel“ (EKG 33 = EG 41) nach der unweihnachtlichen Melodie „Lobet den Herren den mächtigen König der Ehren“. Die Melodie wurde daher im EG gegen eine Melodie von Rudolf Mauersberger ausgetauscht. Eine Neuentdeckung aus dem ersten Gesangbuch war das Lied „Wunderbarer Gnadenthron“ (EKG 31 = 1698 Nr. 84) mit nur drei Strophen eines der kürzesten Weihnachtslieder, das sich auch gut noch in der Epiphaniaszeit singen läßt, mit der herben Melodie der böhmischen Brüder. Das einzige zeitgenössische Lied war „Also liebt Gott die arge Welt“ (EKG 35 = EG 51) von Müller-Osten mit der ungewohnten Melodie von Gerhard Schwarz. Dieses Lied ist 1939 gedichtet worden. Es ist eine Zeit, in der die Kirche durch Angst und Plage geht (Str. 4) und Kreuz und Schmach zu tragen hat (Str. 5). Die Kirche versteht sich als „am Ende der Zeit“, richtet ihren Blick auf den wiederkommenden Herrn, der in ihre Not und Schmach herabgekommen ist, und erlebt sich als ein neues Geschlecht, das Christus als den schon in der Nacht aufgehenden Morgenstern verkündet. Das sind herbe, ungewohnte Aussagen an diesem stimmungsvollen Fest. Es ist wie ein Trotz gegen diese neue Erfahrung, daß Krippe und Kreuz aus demselben Holze sind, wenn sich eine Mehrheit der alten Weihnachtsgemeinde ihre „Stille Nacht“ und „O du fröhliche“ in den Braunschweiger Sonderanhang zurückholte. Das hing auch damit zusammen, daß sie die Entstehungszeit des Liedes 1939 mit anderen Erfahrungen verband als Schmach und Not.
Keine Gesangbuchgeneration hat so wenig neue Weihnachtslieder aufgenommen wie das von 1950.

e) Weihnachtslieder im Evangelischen Gesangbuch 1994
Die Weihnachtsliedersammlung des EG bietet einen satten Querschnitt durch die bewährtesten Lieder der vier vorangegangenen Gesangbücher: zehn aus dem Gesangbuch von 1698, eins aus denen der Aufklärung, acht aus denen von 1902, drei aus dem EKG . Das ist ein Stamm von 22 dauerhaft tradierten Weihnachtsliedern. Daß trotzdem 17 neue Lieder hinzugefügt worden sind, der Anteil der Weihnachtslieder also von 26 (1950) auf 42 Liednummern (1994) erhöht worden ist, ist eine Überraschung und signalisiert ein Defizit.
Das hängt u.a. mit dem großen Angebot unterschiedlicher Weihnachtsgottesdienste zusammen. Dieses unterschiedliche Angebot bedient das EG in hervorragender Weise:
für den liturgischen Christnachtgottesdienst die traditionellen Choräle vor allem aus den 16. und 17. Jahrhundert „Gelobet seist du Jesus Christ“ (EG 23), „Vom Himmel hoch“ (EG 24), „Lobt Gott ihr Christen alle gleich“ (EG 27), „Fröhlich soll mein Herze springen“ (EG 36), „Ich steh an deiner Krippen hier“ (EG 37), „Kommt und laßt uns Christus ehren“ (EG 39);
für den volkskirchlichen Gottesdienst mit seinen seltenen Gottesdienstbesuchern „Herbei o ihr Gläubigen“ (EG 45), „Es ist ein Ros entsprungen“ (EG 30), „Stille Nacht“ (EG 46) und „O du fröhliche“ (EG 44);
für einen Gottesdienst mit Krippenspiel „Ihr Kinderlein kommet“ (EG 43), „Der Heiland ist geboren“ (EG 49), „Wißt ihr noch wie es geschehen“ (EG 52), „Kommet ihr Hirten“ (EG 48), „O Bethlehem du kleine Stadt“ (55);
für einen Familiengottesdienst mit frischen neuen Liedern „Als die Welt verloren“ (EG 53), „Hört der Engel helle Lieder“ (EG 54), „Freu dich Erd und Sternenzelt“ (EG 47);
für einen „modernen“ Gottesdienst, wie er in den 70-80er Jahren gehalten wurde: „Stern über Bethlehem“ (EG 544), „Weil Gott in tiefster Nacht erschienen“ (EG 56), „Uns wird erzählt“ (EG 57), „Dies ist die Nacht“ (EG 545). Wo Kirchenchöre den Gottesdienst mitgestalten, ist Gelegenheit zum vierstimmigen Musizieren bei „Den die Hirten lobeten sehre“ mit „Gottes Sohn ist Mensch geborn“ und „Es ist ein Ros entsprungen“ (EG 30) und durch die beiden Kanon „Ehre sei Gott in der Höhe“ (EG 26) und „Es ist ein Ros entsprungen (EG 31). Zum Lied „Es ist ein Ros entsprungen“ ist eine vierte Strophe zugefügt worden. Wo die Gottesdienste liturgisch noch einfallsreicher gestaltet werden, kann der Ruf „Also hat Gott die Welt geliebt“(EG 28) als Antwort auf das Evangelium in der ganzen Weihnachtszeit gesungen werden, und auch die Schlußzeile des Halleluja aus EG 34 eignet sich als Antwort auf die Epistellesungen der Weihnachts- und Epiphaniaszeit.

Die Entscheidung der Braunschweiger Landessynode von 1949, in einen Braunschweiger Sonderanhang die volkstümlichen Weihnachtslieder zu vereinen, hat sich als weitsichtig erwiesen. Sie befinden sich jetzt alle wieder im Stammteil des EG ( „Stille Nacht“ etc.).
Zehn Lieder sind mit „ö“ als ökumenisch ausgewiesen und weitere sieben mit „(ö)“ als eingeschränkt ökumenisch.

Die Volkstümlichkeit der Melodien ist derart groß, daß „Wunderbarer Gnadenthron“ (EG 38) und „Gelobet seist du Jesu Christ“ (EG 23) in ihrer herberen Melodieführung schon wieder modern klingen.

Der forschreitende Säkularismus rückt selbst gute Lieder in eine weitere historische Distanz. Das Lied von Müller-Osten „Also liebt Gott die arge Welt“ (EG 51) bleibt in seinen Wendungen „in Sünden nicht verloren“, „Buße und Gottseligkeit“, „Schmach und Tod“, „Angst und Pein“, „Kreuz und Schmach“ formelhaft und wird fremd.
Bei einer Weiterarbeit am EG wäre zu bedenken, daß die Geburt Jesu im Neuen Testament wenig bezeugt ist. Jesus hat von seiner Geburt nichts erzählt. Zwei Evangelien (Markus und Johannes) kennen keine Geburtsgeschichte. Lukas bettet seinen „Bericht“ in einen liturgischen Rahmen von drei Hymnen, von Maria („Meine Seele erhebt den Herrn“), der Engel („Ehre sei Gott in der Höhe“) und des Zacharias („Gelobet sei der Herr, der Gott Israels“). Ich frage mich, ob der karge n.t. Befund dem großen Angebot an Weihnachtsliedern entspricht.
Lukas hebt in seinem Bericht die Härte und Widrigkeit der Umstände der Geburt Jesu hervor. Davon ist in den Weihnachtsliedern kaum etwas zu hören. Jochen Klepper bearbeitete diesen Gegensatz in seinem Lied „Du Kind zu dieser heilgen Zeit“ (EG 50). „Die Welt ist heut voll Freudenhall/ du aber liegst im armen Stall“ „Dein Elend wendet keiner ab. Vor deiner Krippe gähnt das Grab“ (EG 50,2+3). Die Strophen enden mit einem Kyrieleis. Erst nach der Auferstehung würde „ohne Bitterkeit/ das Herz uns zum Gesange weit/ Hosianna“ (EG 50,5).
Auch die Aussage des Evangelisten Johannes, daß Jesus in sein Eigentum kam und von den Seinen nicht aufgenommen worden ist, ist den Weihnachtsliedern fremd geblieben.

Das Angebot von 42 Liedern trifft auf eine Praxis, die die weihnachtliche Zeit verkürzt. Die traditionellen 12 heiligen Nächte vom 25.12. – 6.1. sind aus dem Bewußtsein verschwunden. Silvester markiert für die Öffentlichkeit das Ende der Weihnachtszeit, junge Pfarrer fahren über Neujahr und die erste Januarwoche in den Winterurlaub. Die Epiphaniaszeit, die zum Weihnachtskreis dazugehört, wird für die Weihnachtslieder nicht mehr genutzt, was für die Lieder EG 23/ 38/ 39 wohl möglich wäre. Bei dieser Verkürzung der Weihnachtszeit sollte das Angebot an Weihnachtsliedern nicht mehr erweitert werden.


Zum Teil 3: Die Passionslieder






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Impressum  http://bs.cyty.com/kirche-von-unten/archiv/gesch/Gesangbuch/T2K2.htm, Stand: Dezember 2007, dk