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[Kirche von Unten]

Hans Wilhelm Jürgens

Die Geschichte eines vergessenen Oberlandeskirchenrates

Eine Erzählung


von Dietrich Kuessner

(Download des Buches als pdf hier)




Vorwort


Der Name „Jürgens“ ist im Bewusstsein der Braunschweiger kirchlichen Öffentlichkeit besetzt durch Otto Jürgens (1895-1979) und Klaus Jürgens (1926-2020). Beide waren Ur-Braunschweiger, beide hier beheimatet. Beide Theologen, als Pröpste der Propstei Braunschweig bekannt und geschätzt. Die Erinnerung an Beide ist noch frisch und lebendig. Im Gegensatz dazu ist Hans Wilhelm Jürgens kein Braunschweiger, kein Theologe, sondern Hamburger und Jurist. Es verschlug ihn nach Wolfenbüttel, wo er als Anwalt tätig war, im Landeskirchenamt zunächst als juristische Hilfskraft angestellt wurde, dann Oberkirchenrat und 1941 auf schäbige Weise aus der Behörde herausgedrängt wurde. Er erlebte im Landeskirchenamt glückliche Zeiten und Jahre mit einem niederträchtigen Umgang.
Im Keller seines Hamburger Hauses lagerten Akten mit den Originalunterschriften von Jasper, Moser, Sievers, Rasche, Bernewitz, Morawitz, Guericke, Wilms u.a. Unter den Papieren befanden sich auch Unterlagen zum Prozess gegen den Landesbischof Wilhelm Beye vom März 1934, den er im Auftrag des Landeskirchenamtes zu verteidigen hatte. Bei einem ausgiebigen Briefwechsel kamen interessante Einzelheiten aus der Dienstzeit der Bischofe Bernewitz, Beye und Johnsen zu Tage. Diese Quellen werden im Folgenden gebündelt und unter der unausgesprochenen Überschrift „Glückliche und unselige Zeiten im Wolfenbüttler Landeskirchenamt (1926-1941) zusammengefasst und zur Diskussion gestellt.

Lange Zeit war eine Darstellung dieser jüngeren Landeskirchengeschichte tabuisiert. Oberlandeskirchenrat Friedrich Wilhelm Wandersleb hielt im Januar 1983 in der Wolfenbüttler Trinitatisgemeinde einen Vortrag über die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte in der Landeskirche und ließ dazu die Bilder der seinerzeit amtierenden Landesbischöfe aufhängen. Der Ortspfarrer Volker Hanke machte ihn darauf aufmerksam, dass das Bild von Bischof Beye fehle. Wandersleb habe gestenreich erwidert, man möge darüber schweigen. Denn Landesbischof Martin Erdmann habe sozusagen als ein Testament verfügt, dass jene Zeit erst dargestellt werden sollte, wenn der Letzte der damaligen Zeitgenossen verstorben sei. Das führte zu einer öffentlichen Kontroverse mit Landesbischof Heintze. Diese Tabuisierung der Braunschweiger Zeitgeschichte hatte auch Folgen für die Sammlung des landeskirchlichen Archives, das lange Zeit unter der Leitung von Wilhelm Freist stand, der seit 1933 im Landeskirchenamt tätig war und die Vorgänge und Zusammenhänge genau kannte.
Die folgende Darstellung beruht auf Quellen, die teilweise im landeskirchlichen Archiv noch nicht vorhanden sind. Sie werden anlässlich der Veröffentlichung der Erzählung dem Archiv übergeben.
Ein wesentliches Arbeitsgebiet von Hans Wilhelm Jürgens betraf rechtliche und finanzielle Fragen, welche sich aus der Trennung des Opferei- und Schulvermögens ergaben. Dieses Thema hat in neuerer Zeit Sabine Bokisch unter dem Titel „Die Finanzen der Braunschweigischen Landeskirche“ im Sammelband „Von der Taufe der Sachsen zur Kirche in Niedersachsen“ 2010 dargestellt.
Vor allem aber habe ich von der gründlichen Arbeit von Hauke Marahrens „Praktizierte Staatskirchenhoheit im Nationalsozialismus“ profitiert, in der detailreich die Verhältnisse im Landeskirchenamt 1936-1945 beschrieben werden.

Es fehlen einer Erzählung gemäß Quellenangaben. Wer diese vermisst, sei auf die beiden oben genannten Arbeiten und auf meine sehr frühe Darstellung „Geschichte der Braunschweigischen Landekirche 1930-1947 im Überblick“ verwiesen.

Die Erzählung ist ein kleiner Beitrag zu einem bevorstehenden hundertjährigen Jubiläum. Im August 1923 wurde das herzogliche Konsistorium durch das völlig neu gestaltete Landeskirchenamt ersetzt: also, „100 Jahre Landeskirchenamt.“ Im folgenden Monat wieder ein Jubiläum:
September 1923 – September 2023: „Hundert Jahre Bischofsamt in der Braunschweiger Landeskirche.“



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