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[Kirche von unten]

Die Geschichte der Revision der biblischen Lesungen (Perikopen)

im Gottesdienst der Braunschweigischen Landeskirche
in den Jahren 1852 - 1950

Einleitung

Zum 1. Advent 2014 erhielten die Kirchengemeinden unserer Landeskirche den umfangreichen (über 600 Seiten starken) "Entwurf zur Erprobung einer Neuordnung der gottesdienstlichen Lesungen und Predigttexte" zugeschickt. Einige Pfarrer stellten sich fürs Erproben zur Verfügung, darunter Dietmar Schmidt-Pultke, Wolfenbüttel, Olaf Schäper, Hornburg, und schickten ihre Beobachtungen und Anmerkungen an die landeskirchliche Kammer für Gottesdienst und Liturgie, der die Kirchenmusiker Hecker und Vogelsänger, Frau Pfr. Berger und Frau Gottwaldt, Frau OKR Jahn, Hannover und Pfr. Harald Welge angehören. Der Gesamttenor ist: Es kann im Grunde alles so bleiben wie bisher Es gibt zwar Beobachtungen und Änderungswünsche für einige Sonntage, aber grundlegende Veränderungen soll es nicht geben. Dieser Eindruck passt zu einer Befragung in der ev. Kirche, wonach 87 % der Befragten die gegenwärtige Leseordnung "auf jeden Fall für sinnvoll" (32 %) und für "eher sinnvoll" (55 %) halten. Das seien "erstaunlich gute Noten", wunderte sich Wolfgang Ratzmann, Prof. für praktische Theologie und Leiter der Liturgischen Kammer der VELKD in Leipzig. Liturgische Fachleute hielten nämlich dagegen eine fundamentale Revision für unumgänglich, viele Pfarrer und Pfarrerinnen aus konservativen Regionen meinten allerdings, das Projekt einer Perikopenrevision sei völlig unnötig.

Die vereinigten Amtskonferenzen der Propsteien von Gandersheim und Seesen baten mich zu einem Vortrag im März d.J. über die Perikopenrevision. Zur Vorbereitung stöberte ich im landeskirchlichen Archiv und stieß auf ein dickes Aktenkonvolut mit der Aufschrift "Bericht über die kirchliche Perikopenrevision 1852". Archivnummer: V(oges) 1552. In einem dünneren Aktenbestand (LAW LKA 1118) hatte das Konsistorium die Arbeiten der Inspektion Thiede abgeheftet. Beim Durchblättern wurde bald klar, dass damals die Resonanz auf eine Befragung der Braunschweiger Pfarrerschaft sehr viel größer war als heute. Damals geschätzte 140 schriftliche Rückmeldungen, heute ca 20. Dem wollte ich näher nachgehen.
Die unterschiedlich langen Aufsätze in deutscher Handschrift vermitteln ein Bild in unsere Landeskirche um 1852 und einen reizvollen Vergleich: Pfarrerschaft damals und heute.
Aus den beiden Aktenbänden ging nicht deutlich hervor, wer sich an der Befragung nicht beteiligt hatte, und welche Gemeinden vakant waren. Eine vollständige Aufstellung der damaligen Pfarrerschaft samt den Einkommensverhältnissen bot ein 1845 vom Konsistorial-Revisor E. Lasbeck angefertigtes, voluminöses Pfarrer-verzeichnis, im Archiv unter der Nummer V(oges) 462. Daraus stammen die Angaben über Einkommen und Pfarrland im Anhang.
1847 war die dritte Auflage des Buches von Pastor Carl Venturini "Die Geschichte des Herzogthums Braunschweig.." mit entzückenden Beschreibungen aller Dörfer und Städte samt Einwohnerzahlen und Gutshöfen erschienen, also wiederum eine sehr zeitnahe Quelle für eine zeitgenössische Darstellung unserer Landeskirche. Unentbehrlich waren die beiden Bände des Pfarrerverzeichnisses von Seebaß/ Freist, vor allem auch bei der Entzifferung der Namen. Für die Mithilfe bei der Entzifferung von für mich unleserlichen Texten habe ich den Mitarbeitern des Archivs zu danken und für die Bereitstellung der Literatur in der reichhaltigen Predigerseminarbibliothek Frau Kröger.

Braunschweig August 2016
Dietrich Kuessner


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Impressum, http://bs.cyty.com/kirche-von-unten/archiv/gesch/Perikopen/, Stand: Dezember 2016, dk