Kirche von unten: Home - Archiv - Geschichte - Vorträge, Beiträge - Cyty - Glaube
 
[Kirche von unten]

Die Braunschweiger Landeskirche in den 70er Jahren

und ihr Bischof Gerhard Heintze

Kapitel 11

Die missionarische Gemeinde oder: Das Missionsverständnis Heintzes in den 70er Jahren

Das traditionelle Missionsverständnis in der Landeskirche / Heintzes Missionsverständnis / Heintzes Besuch in Südfafrika / Die Missionssynode 1971 / Durchbruch im Missionsverständnis / Heintzes Vortrag Die Ganzheit des Heils / Stagnierendes Missionsverständnis / Der Skandal auf der EKD Synode in Garmisch-Partenkirchen / Das „missionarische Jahr“ 1980


Das traditionelle Missionsverständnis in der Landeskirche

Das Verständnis von Mission im herkömmlichen Sinne, Missionare in jene „heidnischen“ Kontinente zu schicken, die von Jesus Christus noch nichts gehört hatten und deren Seelen nun „gerettet“ werden müssten, war im Braunschweiger Land durch Missionsgesellschaften, Missionstage, Missionssammlungen und die Braunschweiger Missionskonferenz allgemein verbreitet gewesen. Sein Symbol war die Pappmachefigur des am Ausgang vieler Kirchen befindlichen dankbar nickenden Negerjungen, der eine Missionsspende in sich aufnahm. Die Grundstruktur dieses Missionsverständnisses war das Gefälle vom Glaubenden zum Ungläubigen, vom Evangeliumsergriffenen zum Evangeliumsfremden oder -fernen, vom Christen zum Heiden. Die Landeskirche pflegte traditionell ein enges Verhältnis zur Leipziger Mission, deren Direktor einige Jahre der Braunschweiger Pfarrer Carl v. Schwartz gewesen war. Das war die „Äußere Mission“.1 Die „Innere Mission“, begründet im 19. Jahrhundert, bemühte sich mit sog. Evangelisationen um die entkirchlichte Bevölkerung in Deutschland und im Braunschweiger Land. Beide hatten als Grundstruktur das Gefälle des Glaubenden zum Ungläubigen. Beide verstanden sich als selbständiger Arbeitszweig neben der institutionellen konsistorialen Amtskirche.2 Die Pappfigur mit dem Negerjungen ist seit Jahrzehnten verschwunden, wann aber das damit verbundene Bewusstsein, „wir sind die Gebenden – ihr seid die Empfangenden, wir sind die Habenden – ihr seid die Nehmenden, wir sind die Erlösten – ihr seid die Erlösungsbedürftigen“ in den Kirchengemeinden vergangen ist, bleibt fraglich. Da blieb ein spirituelles Apartheidsbewußtsein.

Mit dieser traditionellen Missionstheologie kam Gerhard Heintze erstmals intensiv in Berührung, als er von 1946 – 1949 Missionsinspektor am Missionsseminar in Hermannsburg war. Die junge Familie Heintze schätzte die gemeinschaftsfördernde Atmosphäre an diesem Ort in dieser kalten, schwierigen Nachkriegszeit, die alle enger zusammenrücken ließ. Man hatte das gemeinsame Essen, man verbrachte die Freizeit mit Radtouren und Heintze leitete den Chor. In dieser Zeit wurde auch der jüngste Sohn Michael geboren. Heintze unterrichtete zusätzlich im dortigen Gemeindehelferinnenseminar Neues Testament und hatte einen Lehrauftrag für Missionsgeschichte, in die er sich einarbeitete. Das Zauberwort für die Mission war seinerzeit „das Reich Gottes“. Mission bedeutete Mitarbeit am Bau des Reiches Gottes, damit, wenn Jesus Christus am Ende der Zeit wiederkomme, er möglichst viele Christen schon vorfinden könnte. Die Missionstheologie stützte sich auf die Theorie des Missionsklassikers Gustav Warneck: „Unter christlicher Mission verstehen wir die gesamte auf die Pflanzung und Organisation der christlichen Kirche unter Nichtchristen gerichtete Tätigkeit der Christenheit“.3 Das Landeskirchenamt wurde auf Heintze aufmerksam und berief ihn in die Prüfungskommission zum ersten theologischen Examen. Auf die Dauer spürte Heintze in Hermannsburg jedoch „die Gefahr einer bedenklichen theologischen Enge und mangelnder ökumenischer Offenheit“,4 und so kam ihm die Berufung in die Leitung des Predigerseminars in Erichsburg durchaus gelegen.

In den 50er Jahren wurde der Kirche in der Westzone-Bundesrepublik die Brüchigkeit und innere Hohlheit ihrer kirchlichen Strukturen und ebenso in der Ostzone-DDR angesichts des Ansturms von Partei und Regierung gegen die Landeskirchen, gegen Konfirmation und Öffentlichkeitsanspruch bewusst. Neue missionarische Überlegungen und Anstrengungen sollten Abhilfe schaffen. Auf der Lutherischen Generalsynode 1958 in Berlin-Spandau referierte Bischof Wester über das Generalthema „Die missionierende Kirche“, jedoch unter der Zuspitzung auf die Volksmission.5 Die Generalsynode verabschiedete 22 Thesen zur Volksmission, die darauf hinausliefen, eine müde gewordene Volkskirche wieder zum Leben zu erwecken und neu aufzubauen. Vom „Gemeindeaufbau“ war viel die Rede,6 z.B. durch Verkleinerung der Gemeinden in überschaubare Bezirke, selbstverantwortliche Mitarbeit von Gemeindemitgliedern neben dem Pfarrer, durch Offenhaltung von Kirchen und anderes. „Missionarischer Gemeindeaufbau“ hieß das Heft eins einer seit 1961 erscheinenden langen Reihe „missionierende Gemeinde“, die im Sinne der Spandauer Thesen Vorschläge publizierte, ohne jedoch den Missionsbegriff neu zu definieren. Mitarbeiter dieses Heftes waren u.a. der frühere Braunschweiger Pfarrer Heinrich-Hermann Ulrich, Stuttgart und der Pfarrer an der Jakobikirche Adelbert Festerling. Ein Ergebnis solcher Überlegungen war die Einrichtung eines Amts für Volksmission in der Braunschweiger Landeskirche, das ab November 1960 mit dem damals 35jährigen Pfarrer Erich Warmers (Jahrg. 1925) besetzt wurde. Warmers suchte durch Straßenpredigten, Dorfwochen und Kirchliche Wochen die erschlafften Gemeinden und Christen neu zu erwecken und als lebendige Gemeindemitglieder in die Ortsgemeinden einzufügen. Zu einem neuen Verständnis von Mission kam es in der BRD durch Hans Jochen Margull „Die missionarische Struktur der Gemeinde“7 und in der DDR durch Werner Krusches Aufsatz „Das Missionarische als Strukturprinzip,“ den er zum 60. Geburtstag von Landesbischof Dr. Gottfried Noth verfasst hatte. 8 Darin unterschied er zwei Missionsziele: das klassische: Mission sammle durch Bezeugung des rettenden Evangeliums das endzeitliche Gottesvolk. Das neue: Mission bezeuge die Liebe Gottes in den Strukturen der Welt durch Dienst zur Herstellung des Shalom.9 Krusche entwickelte drei Kennzeichen einer missionarischen Gemeinde nämlich: die Aufnahmefähigkeit der Gemeinde, den säkularen Menschen so aufzunehmen, dass er in seinem Milieu bleibt und nicht unbedingt in die Ortsgemeinde integriert wird, sondern „die Gewonnenen in ihrer fruchtbaren Fremdheit, ihrer Frische, Unbekümmertheit, Weltlichkeit an- und aufzunehmen.“10 „Er muss die Chance bekommen, seine eigene Antwort auf das Evangelium zu geben.“11 Das zweite Kennzeichen sei die Ausstrahlungskräftigkeit der missionarischen Gemeinde, „missionarisch ohne besondere missionarische Aktion,“12 z.B. das Leben als Versöhnte, das ehrliche Bekenntnis der Schuld und das Leben in der rückhaltlosen Buße und im Verzicht auf allen Selbstapplaus“,13 und drittens die Aussendungstüchtigkeit. Die missionarische Gemeinde entdeckt unter ihren Gemeindemitgliedern viele charismatische Gaben, die das Evangelium ausstrahlen, Krusche dachte hier an eine Zurüstung von Laien. Das Problem bestand in der Umsetzung dieses neuen Missionsverständnisses in den verfestigten, eher sich abschließenden, wenig anziehenden volkskirchlichen Gemeindestrukturen. Hauskreise, Hausgottesdienste, Hausgemeinden könnten die Träger eines solchen neuen Missionsverständnisses sein.14 Das war ein völlig neues Missionsverständnis, das der Absicht und Form der traditionellen Evangelisation und Volksmission völlig widersprach. Insbesondere die Ermöglichung des säkularen Menschen, auf das Evangelium eine eigene Antwort zu finden jenseits der Ortsgemeinde eröffnete ein weites Feld der Kommunikation zwischen Gemeinde und säkularem Umfeld.


Heintzes Missionsverständnis

Im selben Jahr befasste sich Heintze erstmals mit den unterschiedlichen Missionstheorien in dem Aufsatz „Wie kann es mit der Integration von Kirche und Mission weitergehen?“15 Dabei ging es anders als bei Krusche um organisatorische Fragen. Er beschrieb die damaligen vielfältigen Bestrebungen auf der Ebene der EKD und der VELKD, die Arbeit der 32 Missionsgesellschaften in beiden Teilen Deutschlands in die Arbeit der Landeskirchen zu integrieren. Er kam dabei zu weitreichenden Vorschlägen: „Die Missionsgesellschaften werden noch viel mehr darauf hinarbeiten müssen, sich selbst überflüssig zu machen, besonders im Verhältnis zu den jungen Kirchen, aber auch in der Heimat“, schrieb er.16 Die Integration dürfe nicht im Organisatorischen stecken bleiben und könne nicht die Eingliederung der Mission in die landeskirchliche Bürokratie bedeuten. „Das wäre noch schlimmer als die Enge und der Individualismus, die die besondere Gefahr der Gesellschaftsarbeit bilden“.17 Sie setze vielmehr ein neues Missionsverständnis voraus. Heintze berief sich auf die neue Arbeit des Missionstheologen G.F. Vicedom. „Dass die Mission der Kirche ihren eigentlichen Grund in der ‚missio Dei’ hat, findet heute eine erfreulich weite grundsätzliche Zustimmung“.18 Mission war demnach nicht das Werk einzelner Missionsgesellschaften, sondern zuerst ein Werk Gottes. Die Kirche sei entsprechend der missio Dei nicht „Missionsträger erster Instanz“, sondern ihr gehe Gottes eigenes Handeln an der Welt in Schöpfung, Erlösung und Heiligung stets voraus. In diese „Sendung Gottes“ würden nun die Kirchen hineingezogen. Heintze verglich diese Sendung mit dem Anzünden des Lichtes. Das missionarische Wesen einer Kirchengemeinde bestehe also in der Ausstrahlung dieses Lichtes. Heintze verwies auf eine entsprechende kirchengeschichtliche Beobachtung, dass die Ausbreitung der Christentums in den ersten Jahrhunderten nicht auf besonderen organisatorischen Missionsanstrengungen beruht habe, sondern „vielmehr der faktischen Wirkungs- und Anziehungskraft der vorhandenen Gemeinden und Kirchen zu verdanken sei.“19 Heintze erwähnte als weiteres Beispiel eine Tagung im russisch-orthodoxen Kloster Sagorsk über die Verwirklichung von Missionszielen, wobei der russische Referent das bloße Vorhandensein der Kirche als Mission bezeichnet hatte und dass die Feier des Gottesdienstes die Kraft eines missionarischen Zeugnisses in sich trage.20 Dies war nun etwas grundsätzlich anderes als die aufdringliche Bekehrung eines Ungläubigen, die Heintze ein „gesetzliches Antreibertum“ nannte.

Heintze verwies auf eine neue Missionshaltung. „Wir können das Evangelium nicht der Welt als Menschen vermitteln, die selber schon im Vollbesitz aller Erkenntnis, alles Glaubens und aller Liebe wären. Wir dürfen nicht als die ‚Reichen’ den ‚armen Heiden’ freundlich herablassend gegenübertreten. Wir sind und bleiben selber Anfänger.“ Mission könne nicht getrieben werden ohne die Bereitschaft zur Buße und zum Eingeständnis eigener Schuld, nicht nur in der Form eines allgemeinen und darum leicht unverbindlichen Sündenbekenntnisses, sondern in der konkreten Erkenntnis und Anerkenntnis dessen, was wir in dem uns aufgetragenen Dienst versäumt und verfehlt haben“. Heintze vermied es jedoch, an dieser Stelle die Sünden und Verbrechen der Verbindung von Mission und Kolonialismus beim Namen zu nennen. In der Darstellung der Mission in Form einer einladenden, ausstrahlenden Kirche berührten sich das Missionsverständnis Heintzes mit dem von Krusche. Die Beschäftigung mit der Missionsgeschichte führte Heintze zu grundsätzlichen Rückfragen, z.B. wie es mit der Ausstrahlungskraft unserer eigenen Gottesdienste bestellt sei. Es könne leicht an diesem Punkte zu gegenmissionarischen Wirkungen kommen, die gefährlicher seien als eine organisierte antichristliche Propaganda. „Wir haben immer neu uns selbst kritisch zu fragen: Was glauben wir eigentlich? Was verkündigen wir eigentlich?“ „Was ist überhaupt unsere Predigt? Ist sie Kanzelrede, geistreicher Vortrag oder Zeugnis und Anrede?“21 Die für Heintze wesentliche Entdeckung war der Gedanke der Voraussetzung, des vorausgehenden Wirkens Gottes, dem wir schon in anderem Zusammenhang begegnet sind. Jeder Mission gehe ein Wirken Gottes voraus. Der Missionar bewege sich also auf einer von Gott bereits vorgezeichneten Spur, Gott selber sei Anfänger und Vollender der Mission, der Missionar Nachfolger Jesu. Mission verstand Heintze als eine Form der Nachfolge. Die Situation auf dem „Missionsfeld“ beschrieb Heintze recht optimistisch so: „In den jungen Kirchen ist es heute schon die Regel, das die Missionsgesellschaft und ihre Vertreter nur sehr bescheiden im Hintergrund stehen und keinesfalls mehr die Herren darstellen können. Jeder Missionar muss es lernen, sich sehr demütig als Diener und Gehilfe in die junge Kirche einzuordnen. Das rechte Maß zwischen der notwendigen geistlichen Selbständigkeit und Initiative einerseits, die weiterhin verlangt und erwartet wird, und der Dienst und die Unterordnungsbereitschaft andererseits muss immer neu gefunden werden.“22 Das Modell einer missio Dei war allerdings nicht unumstritten. Sie erschien als eine theologische Kunstfigur, die an der traditionellen Grundstruktur des Missionsverständnisses wenig änderte. Dockhorn versteht den Begriff daher als Ausdruck der Legitimationskrise der traditionellen Missionstheologie. Sie enthebe infolge der Überhöhung des Begriffs die Mission einer Auseinandersetzung mit ihrer Verflechtung in dem Kolonialismus.23


Heintzes Besuch in Südafrika

Heintze, inzwischen Landesbischof, konnte sich über die Missionssituation vor Ort selber informieren. Er hatte am 1. Advent 1966 auf Bitten der südafrikanischen lutherischen Kirche Daniel Porogo Rapoo als ersten schwarzen südafrikanischen Bischof in sein Amt eingeführt.24 Die Synode der lutherischen Kirche der Botswana Region, die sich seit 1960 von der Hermannsburger Mission abgenabelt hatte und selbständig geworden war, war zunächst von ihm als Kirchenpräsidenten geleitet worden. Im Oktober 1965 hatte sie beschlossen, diesen Posten in ein Bischofsamt zu verwandeln und dazu den bisherigen 48jährigen Präsidenten Daniel Rapoo gewählt. Bischof Lilje, der zunächst gefragt worden war, die Einführung vorzunehmen, plante eine Amerikareise und empfahl Heintze. Der reisefreudige Bischof Heintze sagte sofort zu und schlug den 1. Advent als Einführungstermin vor. Er hatte Rapoo 1963 in Hannover und 1965 bei einer Weltkonferenz in Jerusalem kennen gelernt. Außerdem waren in der Botswanakirche einige ehemalige Schüler aus Hermannsburg eingesetzt, mit denen er sich treffen konnte. Eigentlich fühlte sich der Direktor der Hermannsburger Mission für den gottesdienstlichen Akt zuständig. Heintze bedauerte, dass kein Besuch der lutherischen Kirche in Tansania möglich war, zumal dort der Braunschweiger Pfarrer Gerhard Althaus vor dem 1. Weltkrieg missionarische Pionierarbeit geleistet hatte.25 In der Botswanakirche mit ca. 150.000 Gemeindemitgliedern, meist Bantu-Afrikaner, arbeiteten 25 Geistliche der Hermannsburger Mission, 28 „eigene“ schwarze Pastoren und 70 Evangelisten. Die Kirche unterhielt zwei Seminare, in Marang und Umpumulu. Dort sollten elf Amtskreuze übergeben werden, die sich die schwarzen Superintendenten gewünscht hatten, von Propst Blümel angeschafft worden waren und von Heintze wunschgemäß übergeben wurden. Die Reise versprach erhebliche Anstrengungen, denn es war Sommer und die Entfernungen weit und oft nur mit dem Flugzeug zu erreichen. Auf dem Programm standen Besuche bei leitenden Geistlichen, bei Pfarrer Kistner im angefeindeten Christlichen Institut in Johannesburg, bei Gemeinden in Johannesburg, in Pretoria, in Rustenburg, dem Sitz von Bischof Rapoo, in Moorleigh und Umpumulu, beides in Natal gelegen, eine Ansprache auf der Synode und vor allem der mehrstündige Einführungsgottesdienst in Phokeng nach der englischen Ausgabe der lutherischen Agende IV am 1. Advent.26 Heintze absolvierte mit seiner robusten Gesundheit das umfangreiche Programm und schrieb unmittelbar nach der Rückkehr den Braunschweiger Pfarrern im Dezember 1966 einen seitenlangen Reisebericht.27 Die unmittelbare Begegnung mit der Apartheidpolitik im südafrikanischen Alltag beeindruckte ihn stark. „Am bedrückendsten empfand ich, nun gerade auch aus der Nähe gesehen, das Apartheids-Problem. Es wäre für mich unmöglich gewesen, Bischof Rapoo oder sonst einen Bruder schwarzer Hautfarbe zum Essen in ein öffentliches Restaurant im weißen Siedlungsbereich mitzunehmen. Er wäre hinausgewiesen oder nicht bedient worden (obwohl die unteren Angestellten in den Restaurants in der Regel Schwarze sind). Es ging im Grunde schon über das Landesübliche hinaus, dass ich mich von Rapoo in sein Haus zum Mittagessen einladen ließ und umgekehrt mit ihm zusammen in Häusern von weißen Pastoren zu Gast war. Auch das Miteinanderreisen in öffentlichen Verkehrsmitteln ist nicht gestattet. Jede Rasse fährt in dem für sie bestimmten Wagen und darf z.B. auf den Bahnhöfen nur die für sie bestimmten Eingänge und Warteräume benutzen. Es wird schon nicht gern gesehen, wenn in Privatwagen von Weißen Angehörige anderer Hautfarben mitgenommen werden. Und eigentlich hätte ich mir jeweils vor Betreten einer Location oder einer sonstigen Eingeborenensiedlung von Fall zu Fall eine amtliche Genehmigung besorgen müssen… Auch in den lutherischen Kirchen im Lande wird im Gottesdienst und in der Gemeinde-Organisation die Rassentrennung prinzipiell beachtet. Versuche, Begegnungen zwischen Christen verschiedener Hautfarbe herbeizuführen, werden aufs äußerste erschwert. Das gilt etwa von der Arbeit des „Christian Institute“ in Johannesburg, einer von Christen verschiedener Konfessionen getragenen Organisation, die sich – ohne irgendwelchem Radikalismus verfallen zu sein – besonders das Studium der Frage der Rassenbeziehungen in der hier bestehenden christlichen Verantwortung vorgenommen hat.“ Heintze hielt eine bleibende Stabilisierung und ein friedliches Nebeneinander von schwarzer und weißer Bevölkerung unter dem Vorzeichen der „Rassentrennung“ für aussichtslos. Kopfschüttelnd nahm er zur Kenntnis, dass die Apartheid bis weit in die Kirchen eingedrungen war und fragte: „Dürfen Christen sich damit abfinden, dass es kaum mehr sichtbare Zeichen christlicher Gemeinsamkeit über die Rassengrenzen hinweg gibt, noch nicht einmal innerhalb derselben Konfession? Mir scheint dieses Sichabfinden mit den Verhältnissen, wie sie nun einmal geworden oder in der Entwicklung sind, eine der größten Versuchungen für die Christen dort im Lande zu sein.“ Heintze positionierte sich 1966 mit dieser Beurteilung ziemlich am linken Rand der offiziellen Evangelischen Kirche in Westdeutschland. Die allgemeine Stimmung fand die Rassentrennung zwar unschön, aber die wirtschaftlichen Verflechtungen der westdeutschen Industrie und der Banken waren mit dem südafrikanischen Unrechtssystem viel zu engmaschig, sodass ein Protest wie seinerzeit die Ostdenkschrift 1965 für die Kirche „untunlich“ erschien. Aber der Bischof war von seinen Reiseeindrücken derart erfüllt, dass er sofort seine Braunschweiger Pfarrer informieren musste, obwohl diese zwischen dem 2. Advent und Silvester mit Adventsfeiern, Krippenspielen und Gottesdiensten ganz andere Dinge im Kopf hatten als nun ausgerechnet Südafrika und einen schwarzen afrikanischen Bischof. Heintze merkte dies am Ende des Briefes selber und fügte entschuldigend hinzu: „Eigentlich wollte ich zunächst nur begründen, weshalb ich nicht rechtzeitig zu einem Weihnachtsgruss an Sie kam. Aber ich bin darüber unversehens ins Erzählen von dem gekommen, was mich in den letzten Wochen stark bewegt hat, und ich danke Ihnen, wenn es für Sie nicht zu ermüdend war und Sie ein wenig haben Anteil nehmen können.“ Noch im hohen Alter erinnerte sich Heintze an die eindrucksvollen Bilder und Situationen der Südafrikareise und schrieb dem Enkelkind: „Bei meinem 14tägigen Aufenthalt in Südafrika begegnete ich auch einer Anzahl meiner früheren Missionsseminaristen in Hermannsburg wieder, die jetzt dort im Lande als Missionare oder Pfarrer tätig waren. Einige von ihnen hatten sich leider der damals im Lande herrschenden Apartheidsbewegung angeschlossen, die die Bürgerrechte der schwarzen Bevölkerung stark eingeschränkt hatte. Auch die damalige Leitung der Hermannsburger Mission – Missionsdirektor war damals mein Vetter Hans Robert Wesenick – war nicht einverstanden, dass ich die Einführung Rapoos vornahm, weil sie meinte, das sei eigentlich die Aufgabe des Hermannsburger Missionsdirektors. Auch sonst spürte ich bei meinem Aufenthalt in Südafrika manche unerfreulichen Erscheinungen der herrschenden Apartheidspolitik, aber zum Glück auch manche gegenläufige Bestrebungen von Missionaren, Pfarrern und eingeborenen Gemeinden. Ich selber hielt mich nicht streng an die bestehenden Apartheidsrichtlinien und machte Besuche bei Schwarzen, auch wo es eigentlich verboten war.“28 Zurück aus Afrika beklagte Heintze in seinem ersten Tätigkeitsbericht der Kirchenregierung im Mai 1967 das geringe Interesse der Kirchengemeinden am Thema „Mission“. Die Hauptaufgabe der Intensivierung des missionarischen Engagements in unseren Gemeinden und die Wiedergewinnung bzw. Neuentdeckung der missionarischen Grundstruktur der Gemeinde selbst sei noch ganz unbewältigt.29 Nebenbei formulierte er ein neues Missionsverständnis. Mission sei „Verantwortung des Evangeliums vor der Welt.“30 Das war wieder ein neuer Gedanke. Er begründete für Heintze das gesellschaftspolitische Engagement der Kirche. Wenn Heintze von „missionarischer Gemeinde“ sprach, meinte er nicht selten ein gesellschaftlich engagierte Gemeinde.


Die Missionssynode 1971

Die ersten stürmischen Jahre seiner Braunschweiger Bischofszeit waren mit der anhaltenden Beschäftigung der evangelikalen Braunschweiger Thesen, der Durchführung des Pastorinnengesetzes und einer neuen Kirchenverfassung vollständig besetzt. In der für übergreifende Themen reservierten Maisynode beschäftigte sich die neu gewählte Braunschweiger Landessynode 1971 erstmals in der Synodengeschichte mit dem Thema „Mission“. Propst Blümel seufzte erleichtert auf; 20 Jahre lang habe er vergeblich um eine solche Synode gebeten. Für dieses Thema brachten die Synodalen keine Vorkenntnisse mit, die Unterlagen hatten sie, so klagten sie mehrfach, viel zu spät erreicht. Ihre einzige, inhaltlich spärliche Beziehung zu diesem Thema waren die alljährlichen Brot für die Welt Sammlungen, die in den letzten Jahren erstaunlich zugenommen hatten, nämlich von 178. 111,68 DM (1961/62) auf 247.531,78 DM (1964/65) auf 398.824, 14 DM (1969/70).31 Das war ein erfreuliches Echo auf das unentwegte Drängeln von Bischof Heintze in den Rundbriefen. Heintze hatte auch empfohlen, außer der Weihnachtskollekte die Karfreitagskollekte Brot für die Welt zukommen zu lassen, statt sie der eigenen Kirchenkasse zuzuführen, wie es der Kollektenplan vorsah. Die thematisch unpräparierten Synodalen hatten drei Referate zu verkraften. Landeskirchenrat Friedrich Wilhelm Wandersleb gab einen breiten historischen Rückblick über die Missionsaktivitäten in der Landeskirche vom Pietismus an bis in die Neuzeit.32 Im Landeskirchenamt war 1967 das neue Referat II a Ökumene, Presse, kirchliche Werke eingerichtet worden, und nun legte Wandersleb sein erstes Meisterstück auf das Parkett der Synode und wurde dafür viel gelobt. Er konnte sich auf den ausführlichen Beitrag von Hans Ludwig Althaus in dem Jubiläumsband „400 Jahre Braunschweigische Landeskirche“ stützen. Ihm folgte der Professor aus Neuendettelsau Prof. Georg Vicedom mit seinem Grundsatzreferat „Weltmission heute“. Er war seinerzeit bekannt als der Förderer des Begriffes der „missio Dei“. „Mission ist immer Gottes eigene Mission, die er mit Hilfe seiner Kirche unter den Menschen durchführt“, lautete seine erste Arbeitsthese.33 Die Kirche habe „die in Jesus Christus geschehene Erlösung den in Sünde verlorenen Menschen zu verkündigen und ihnen in ihren vielen äußeren Nöten zu helfen.“ Die Missionare müssten „die Menschen erst einmal zur Erkenntnis ihrer Sünde führen und ihren Optimismus brechen.“34 Die Synodalen konnten den Eindruck haben, dass auch bei dieser theologischen Kunstfigur der traditionelle Missionsbegriff erhalten bleibe.35 Als Gegenstück zu Vicedom konnten die Synodalen den dritten Grundsatzvortrag von Oberkirchenrat Ulrich Fick über die „Aufgaben der ökumenischen Diakonie“ verstehen. Der Mission müsse die soziale Tat folgen, wobei die Frage und Befürchtung geäußert wurde, ob der kirchliche Entwicklungsdienst die Mission abgelöst habe. Die Vorträge wurden in drei Arbeitsgruppen und einem Podiumsgespräch diskutiert, aber insgesamt vermissten die Synodalen eine „theologische Patentlösung“,36 eine klare Bestimmung, was denn Mission nun sei. Trotzdem fassten sie fortschrittliche Beschlüsse. Der missionarische Dienst solle „im Sinne eines partnerschaftlichen Verhältnisses mit den Jungen Kirchen durchgeführt werden“, sie bejahten eine Regionalisierung des Missionswerkes, die diakonische Dimension der Mission solle durch weitere Beiträge für den Kirchlichen Entwicklungsdienst wahrgenommen werden und jegliche Diskriminierung der Rassen vermieden werden. Andrerseits nannte eine Arbeitsgruppe als Ziel der Mission „die Befreiung des Menschen aus den gottlosen Bindungen der Welt.“ Das konnte wiederum so missverstanden werden, als ob das alte Gefälle „hier die Bekehrten – dort die gottlose Welt“ weiterhin bestehe, zumal der Kommunismus im Zuge des Kalten Krieges in der Dritten Welt im Vormarsch war und die Befreiungsbewegungen unterstützte. Das Echo der Laien auf diese Synodentagung war zurückhaltend: „nicht gelungen, das Thema wirklich in den Griff zu bekommen“ (Schulze;) „schwache Resolutionen“ (Schliepack), „Leerformelsprache“ (Block) hieß es 37. Der Vorsitzende der Missionskammer Propst Blümel klagte, dass die evangelikale „Frankfurter Erklärung“ nicht behandelt worden war. „Die Synode musste sich weithin überfordert sehen und konnte deshalb nur zögernd und zurückhaltend auf praktische Maßnahmen hinweisen“ (Blümel).

In diesem Jahr wurden drei Braunschweiger Pfarrerfamilien in unterschiedliche Missionsgebiete entsandt: Arnold und Christel Kiel nach Tansania, Hans Ludwig und Elisabeth Althaus nach Südwestafrika, Hermann Lutschewitz nach Papua Neu Guinea.38 Arnold Kiel nannte zwar im Gespräch mit dem SONNTAG einen für ihn wichtigen Grund, in diesem Jahr die Landeskirche nicht zu verlassen: die Landeskirche befinde sich in einer Umwandlung, in der viel Morsches unter Schmerzen eingerissen werde.39 Kiel formulierte ein für seine Generation verbreitetes Gefühl. Kiel war 31 Jahre alt.40

Heintze konnte sich trotz aller Betonung von Partnerschaft. Dialog und ausstrahlender, einladender Kirche vom traditionellen Missionsbegriff nicht trennen. Das entsprach seiner unpolemischen, auf Konsens bedachten Denkungsart, und blieb daher unklar. So hielt er auch an der problematischen biblischen Begründung durch den sog. Missionsbefehl (Mt 28) fest. In einem Vortrag vor der Hannoverschen Missionskonferenz am 4. Juli 1972 über das Thema „Mission zwischen Charisma und Institution“ mit dem Leitwort „Heute sind wir Partner“ beharrte Heintze darauf, „dass der eigentliche Missionsauftrag nach wie vor denen gelte, die noch nicht Christen und von der Verkündigung des Evangeliums noch nicht erreicht sind. Manchmal hat man den Eindruck, dass über der Kontaktpflege mit den bestehenden Jungen Kirchen der eigentliche missionarische Impetus zu kurz kommt“. 41 Im gleichen Aufsatz gab Heintze zum Rassismusproblem zu bedenken: „Missionsgeschichtlich ist hier viel aufzuarbeiten, besonders im Blick auf Südafrika. Wie ist es zu der wohl weithin unreflektierten Apartheidspraxis auch im kirchlichen Bereich gekommen? Was muss als geschichtliche Schuld offen bekannt werden? In welcher Weise ist der Mission eine konkrete Stellungnahme zu heutigen politischen Aktionen möglich? Reicht die bloße Verurteilung revolutionärer Gewaltmaßnahmen aus? Wo sind in Kirche und Mission noch immer alte rassistische Vorurteile wirksam und zu überwinden?“ Wie mochte der Bischof die kritischen Beobachtungen mit dem Missionsbefehl in Übereinstimmung bringen, der als die biblische Quelle für die aggressiven Missionsmethoden genannt wurde?


Durchbruch im Missionsverständnis

Einen Durchbruch im Missionsverständnis erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Weltmissionskonferenz von Bangkok um die Jahreswende 1972/73. „Die jungen Kirchen werden selbstbewusster. Weltkirchenkonferenz in Bangkok zeigt neue Wege auf“, berichtete die der SONNTAG am 21.1.1973. Unter den 300 Teilnehmern aus 69 Nationen stießen evangelikale Teilnehmer aus USA und Europa auf die junge Generation der asiatischen und afrikanischen Länder. Diese fühlten sich frei von der konfessionellen Spaltung der europäischen und amerikanischen christlichen Kirche in katholisch und protestantisch, reformierte und lutherische Missionsgesellschaften. Der Theologe M. M. Thomas aus Bangalore definierte Mission neu: „Mission der Kirche ist es, anwesend zu sein in den Befreiungsbewegungen unserer Zeit, zu deren Schaffung das Evangelium beigetragen hat“. „Spannungsreicher Auftakt der Weltkirchenkonferenz in Bangkok“, überschrieb der SONNTAG seinen Bericht.42 Schon 1970 hatte Prof. Beyerhaus, Tübingen in einer Frankfurter Erklärung von der „Grundlagenkrise der Mission“ gesprochen, die er darin sah, „Wesen und Aufgabe der Mission aus der gesellschaftspolitischen Analyse unserer Zeit und den Anfragen aus der nichtchristlichen Menschheit“ zu erheben.43 Aber diese Frankfurter Erklärung wurde nicht in die Konferenzpapiere aufgenommen. Statt Streit in Grundsatzfragen gestalteten die Teilnehmer, – so der Bericht im SONNTAG 21.1.1973 – einen „Durchbruch“ im Konferenzstil, der sich in einem „religiösen happening in Wort, Bild, Musik, action bis zum spontanen Tanz“ entlud. „Dritte Welt erwartet eine ‚befreiende Kirche“, „manche alten Missionsgesellschaften scheinen diesen Wandel noch nicht ganz erfasst zu haben“, resumierte der Beobachter. Die Missionsgesellschaften wurden aufgefordert, selbstkritisch zu fragen, ob sie nicht als Teil kolonialer Machtstrukturen betrachtet werden könnten.44 Der Vorsitzende der Brauschweiger Missionskonferenz, Propst Walter Blümel, Königslutter, setzte das Thema Bangkok auf die Tagesordnung der Studientagung im Mai 1973 und lud den Teilnehmer der EKD Delegation Pfarrer Hans Hermann Ulrich zu einem Bericht ein.45 Ulrich war Braunschweiger Pfarrer in Berel und zweiter Pfarrer der Inneren Mission gewesen, hatte die volksmissionarische Arbeit in der Tradition der Bekennenden Kirche aufgenommen und war dann 1958 als Direktor für Missionsfragen an die Zentrale des Diakonischen Werkes in Stuttgart berufen worden. Ulrich hatte sich schon aus Bangkok vernehmen lassen, dass der alte Sendungsauftrag unbestritten gewesen sei, aber es würde das image der Mission aufbessern, wenn man für das Wort „Mission“ ein anderes fände. „Neuer Begriff für Mission?“ titelte der SONNTAG dazu.46 Aber nicht aus inhaltlichen, sondern aus „Imagegründen“. Blümel hatte jedoch nicht Bangkok zum vorrangigen Thema der Konferenz, sondern zwei Islamfachleute eingeladen, die die Auseinandersetzung mit dem Islam in Deutschland behandelten. Spätestens ihnen gegenüber stieß der traditionelle Missionsbegriff mit dem Ziel von Verkündigung und Bekehrung des Ungläubigen an seine entschiedene Grenze. Der Referent Pfarrer Höpfner aus Frankfurt empfahl statt Bekehrungsversuchen: „Seid ihm schlicht Mensch und Bruder. Lade ihn ein. Iß und trink mit ihm. Nimm dich seiner Nöte in christlicher Weise an“; eine Bibel als Geschenk und ein Gebet für ihn rundeten die Ratschläge ab.47


Heintzes Vortrag „Die Ganzheit des Heils“

Inzwischen waren zahlreiche Berichte über die Weltmissionskonferenz veröffentlicht worden, und der Streit um die Mission ging heftig weiter. „Kontroverse um Weltmission spitzt sich zu“, titelte der SONNTAG. 48 Beyerhaus hatte in einer maßlosen Kritik erklärt, in Bangkok sei die ‚Gott ist tot Theologie’ und die maoistische Kulturevolution als Heilslehre dargestellt worden. Auch Landesbischof Heintze beschäftigte sich ausgiebig mit den Ergebnissen in einem Aufsatz unter dem Bangkoker Konferenzthema „Die Ganzheit des Heils“.49 Am 27. Mai 1974 referierte der Bischof während der Studientagung der Braunschweiger Missionskonferenz in Waggum über die Ergebnisse von Bangkok.50 Heintze konnte seine Begeisterung für Bangkok kaum verbergen. Der Direktor der Abteilung Weltmission und Evangelisation Emilio Castro hatte das Ergebnis der Konferenz in den Satz zusammengefasst, dem Heintze zustimmte: „Wir stehen am Ende eines missionarischen Zeitalters und zugleich am Beginn der Weltmission.“ Die von den Kirchen des Abendlandes ausgehende Mission habe sich oft als religiöser Imperialismus ausgewirkt, referierte Heintze; die jungen afrikanischen und asiatischen Teilnehmer hatten sogar ein „Missionsmoratorium“ vorgeschlagen. In einem an die Gemeinden gerichteten Brief hieß es: „Wir haben uns gefragt, ob in einigen Fällen nicht der Prozess der Identitätsgewinnung der Kirchen der Dritten Welt in voller Verantwortung im Blick auf eine neue und reichere Zusammenarbeit mit anderen Kirchen durch den zeitweiligen Verzicht auf Entsendung von Geld und Personal gefördert werden könnte.“ Es sei, so Heintze, zwar kein genereller Missionsstop erwogen worden, sondern es war an konkrete Einzelfälle gedacht, wo Missionen in Herrschaftsgebieten ausgesprochener Ungerechtigkeitssysteme tätig sind und in den Verdacht geraten könnten, sich selber mit diesem System zu identifizieren. Die Konferenz forderte eine entschiedene Teilnahme am Kampf für wirtschaftliche Gerechtigkeit gegen die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, am Kampf für die Menschenwürde, am Einsatz für Solidarität gegen Entfremdung und für konkrete Hoffnung auf Verbesserung katastrophaler sozialer Verhältnisse. Heintze berichtete: „Es kam zu scharfen Anklagen gegen die von den Kirchen der weißen Länder durchgeführte Missionsarbeit, dass sie es in Vergangenheit und Gegenwart an einem entschlossenen Einsatz in diesen Bereichen hätten fehlen lassen oder sich sogar zum Bundesgenossen von Unrechtsgewalt und Unterdrückung hätten machen lassen.“51 Das stimmte mit seinen Erfahrungen beim Südafrikabesuch 1966 überein. Außerdem regte die Konferenz den Dialog mit den nichtchristlichen Religionen und Weltanschauungen an. „Unser Dialog soll offen und frei sein, mit der Bereitschaft zu fragen und in Frage gestellt zu werden“, zitierte Heintze aus dem Sektionsbericht II. Der Sorge um eine „rassistisch oder nationalistisch gefärbte schwarze oder braune oder gelbe Theologie“, wie sie von traditionellen Missionstheologen geäußert wurde, hielt Heintze entgegen, es dürfe nicht vergessen werden, „wie selbstverständlich wir bis heute mit der Überlegenheit weißer, abendländischer Denk- und Empfindungsweise rechnen… Und auch in der Begegnung mit Nichtchristen im eigenen Land – auch im Blick auf die Begegnung mit Marxisten – müsste uns viel mehr die Sorge umtreiben, wie leicht wir mit unseren eigenen Gewohnheiten und unserer Weise zu urteilen und unser Leben zu gestalten es anderen u.U. erschweren und keineswegs erleichtern, ihre eigene Identität unter dem Evangelium zu finden, die vielleicht zu Recht ganz anders aussehen müsste, als was uns unter dem christlichen Vorzeichen selbstverständlich und geläufig geworden ist.“52 Hier nahm Heintze Gedanken von Krusche aus dem Jahr 1964 auf. Heintze berichtete eingangs von dem völlig anderen Konferenzstil, der auf Grundsatzreferate verzichtet hatte, und viel Raum zu persönlichen Begegnungen und Gesprächen bot und immer wieder zu fröhlichen Gottesdiensten und Gebetsstunden mit unbefangenen liturgischen Formen eingeladen hatte. „Ich habe den Eindruck, dass dort eine ganze Menge davon zu spüren gewesen ist, was geeignet war, uns intellektualisierte, ständig nur theoretisierende, in aller unmittelbaren Äußerung von Schmerz und Freude so gehemmte Westler tief zu beschämen.“53 So gesehen war „Mission“ nicht mehr wie ehedem eine „Einbahnstraße“ sondern belebende, einladende gegenseitige Partnerschaft. In diesem Sinne war das Fazit von Emilio Castro zu verstehen „Wir stehen am Beginn der Weltmission in sechs Kontinenten.“ In sechs Kontinenten sollte heißen auch in der Bundesrepublik Deutschland, auch in der Braunschweiger Region. Die Ökumenische Bewegung hatte im Grunde den traditionellen Missionsgedanken ersetzt. Die Devise für die Zukunft „Ökumene statt Mission“ wollte jedoch in dieser Klarheit keiner formulieren. „Ökumene gegen Mission“ war der Titel einer Kampfschrift, die der württembergische Pfarrer Rolf Scheffbuch verfasst hatte. Er verpflanzte die Kontroverse um die Bibel aus den 60er Jahren nunmehr auf das Missionsfeld. Mission war Bekehrung der Heiden, basta. Wie schon beim Streit um die Bibel blieb dieser Streit um die Mission ein unfruchtbarer Dauerstreit mit immer denselben Argumenten, nur in unterschiedlichen Lokalitäten: mal in der EKD Synode, mal in Württemberg, mal in der weiten „Missionswelt“.


Stagnierendes Missionsverständnis

Erneut beschäftigte sich die Landessynode mit dem Thema Mission, als Heintze der neuen personellen Zusammensetzung am 28. Mai 1976 einen „Überblick über die gegenwärtige Lage der Landeskirche“ gab.54 Darin befasste er sich auch mit der ökumenischen, missionarischen und diakonischen Verantwortung der Landeskirche. Die drei Bereiche gehörten für ihn unauflöslich zusammen. Aber die Bezeichnung „ökumenisch“ wurde unscharf, denn der Bischof brauchte ihn für die Beziehungen der Landeskirche zur KEK und dem Weltrat der Kirchen, für die Beziehungen zur katholischen Kirche und unverständlicherweise sogar für die Verbindungen zu den Kirchen in der DDR. Ebenso unscharf war die Verwendung des geprägten Wortes „missionarisch“. Heintze meinte damit die Verbindung zum niedersächsischen Missionswerk und zu Hermannsburg, aber auch das Verhältnis zu den sog. Jungen Kirchen. Zu ihnen sollte das Verhältnis nicht mehr „missionarisch“ sondern als Partnerkirchen dialogisch verstanden werden. Andererseits hielt der Bischof ausdrücklich an dem „universalen Missionsauftrag Jesu Christi nach Mt. 28,19“ fest, mahnte aber erforderliche Veränderungen im Vergleich zu früheren Zeiten an. Es sei „neu zu bedenken, wie weit wir in der Lage sind, Menschen anderer religiöser oder weltanschaulicher Überzeugung wirklich zu verstehen, mit ihnen einen lebendigen Dialog zu führen und dabei doch deutlich zu machen, was uns als Christen eigentlich bewegt.“55 Das Wort Mission bekam immer mehr den Charakter des Dialoges, den der Zuhörende als Veränderter beendete. Aber Heintze beendete nicht den grundsätzlichen Widerspruch, einen Dialog auf der Grundlage des Missionsbefehl zu führen. Es war die klassische Position einer „Theologie der Mitte“, die Unvereinbares zu verbinden versuchte.

Im Juni 1977 fand die 6. Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Dar es Salam statt, an der der Bischof und als Delegierte der Landeskirche Frau Renate Apitz, Frau Imogen Bollmann und Pfarrer Wolfgang Boetcher teilnahmen.56 Der Bischof berichtete im Rundbrief vom 20.9. 1977 kurz über seine Eindrücke. Heintze sah einen der Schwerpunkte bei der Herausarbeitung einer „versöhnten Verschiedenheit“ und der Mitverantwortung der Kirche bei der Frage der Menschenrechte.57 Hinsichtlich des Missionsverständnisses scheinen keine Fortschritte erzielt worden zu sein. Heintze zitierte den Eindruck von Bischof Hempel nach der Weltkirchenkonferenz in Nairobi, der auch für ihn von der Teilnahme in Dar es Salam gelte: „Ich bin fröhlicher zurückgekommen, als ich hingefahren war. Ich empfand es in Nairobi als eine Befreiung, ganz neu zu erleben, dass wir in unserer Kirche und in unserem Land nicht den Mittelpunkt der Welt bilden, sondern selber nur ein kleines Stück eines großen Ganzen sind. Vieles von dem, was uns heute beschäftigt und Not macht, nimmt sich in Vergleich zu den Problemen, vor denen andere stehen, doch nur sehr harmlos und geringfügig aus.“ (ebd. S. 6) Aber das Missionsverständnis stagnierte. Bei der Landessynode am 25.-27. Mai 1978 über „die ökumenische Verantwortung der Ortsgemeinde“, diskutierte die Arbeitsgruppe vier über „die missionarische Dimension der Ökumene – Mission in sechs Erdteilen“ und erklärte die ganze Landeskirche zum Missionsgebiet, das der Evangelisation bedürfe. Aber das war nichts Neues. Durch ein erstarktes ökumenisches Bewusstsein würde es möglich sein, „im Sinne des Missionsauftrages der Kirche Fernstehende zu erreichen.“58 Da zeigte sich wieder das Gefälle zum „Fernstehenden“ als die unausrottbare Grundstruktur des eingangs erwähnten traditionellen Missionsbegriffes, der sich trotz mancher Veränderungen im Missionsverständnis hartnäckig behauptete. Die Kirche hatte keine Kraft, sich sprachlich zu erneuern und auf einen von Mt. 28 unbeschwerten Dialog mit den Religionen und mit Andersgläubigen und Ausgetretenen zu konzentrieren.

Inzwischen waren die „Missionsfamilien“ Kiel und Althaus wieder in die Landeskirche zurückgekehrt. Hans Ludwig Althaus war schon nach eineinhalbjährigem Aufenthalt aus Südafrika ausgewiesen worden und hatte seit 1973 die Pfarrstelle in Othfresen-Heißum übernommen. Althaus leitete die immer noch bestehende Braunschweiger Missionskonferenz und lud zu Missionstagen ein, 1978 nach Seesen und 1979 nach Bad Harzburg. Das Hamburger und Hermannsburger Missionswerk schickten Referenten, die auf Amtskonferenzen, Frauenhilfstreffen, im Konfirmandenunterricht, vor Kirchenvorständen und abendlichen Gemeindeveranstaltungen aus ihrer Arbeit berichteten. Aber das Echo blieb schwach.59 Die Familie Kiel war nach Ablauf der regulären Frist aus Tansania in die Landeskirche zurückgekehrt und Arnold Kiel verwaltete gemeinsam mit Pfarrer Hartmut Padel die Braunschweiger Stadtrandgemeinde Wichern.60 Neue Eindrücke zum Thema Mission hatte Heintze bei einem Besuch in Tansania erhalten, das er im Anschluss an die Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes 1977 näher kennen gelernt hatte. „Gewiss sind viele von den Vorwürfen gegen die Mission, wie sie früher getrieben wurde, unsachlich und manchmal sogar böswillig verleumderisch.“ Man werde nicht sagen können, dass sich die Mission regelmäßig zum Handlanger imperialistischer und kolonialistischer Bestrebungen habe machen lassen. Die Fälle seien in der Missionsgeschichte nicht selten, in denen Missionare bewusst gegen derartige Tendenzen aufgetreten sind. „Die persönliche Opfer- und Einsatzbereitschaft gerade der älteren Missionsgenerationen ist schlechthin imponierend, und bei Besuchen in jungen Kirchen kann man bis heute spüren, wie viel persönliches Vertrauen sie sich dadurch erworben haben.“ 61 Heintze schreckte vor einer Weiterführung des Missionsverständnisses zurück, die Förderung des Gedankens einer „missisonarischen Gemeinde“ blieb undeutlich, aber er verbreiterte durch andere neue persönliche Eindrücke sein Missionsbild, das jedoch im Sinne der Erkenntnisse von Garmisch-Partenkirchen nicht weiterführte. Er fügte als Erfahrung seiner Eindrücke von Tansania hinzu, dass ein Einsatz abendländischer Missionare im Gebiet junger Kirchen verheißungsvoll bleiben könne, wenn er fern von allem Apartheidsdenken in selbstverständlicher Einordnung in die junge Kirche und in persönlicher Unterstellung unter deren Leitung geschehe.

Im Lage- und Tätigkeitsbericht der Kirchenregierung am 23. März 1979 befasste er sich vor der Landessynode auch mit dem Thema Mission und zitierte Missionsdirektor Dr. Müller, Hermannsburg, der das Desinteresse der Kirchengemeinden an der Missionsarbeit beklagte.62 Weltmission sei immer noch für zu viele Pastoren und Gemeinden ein Auftrag für Spezialisten, der mit dem eigenen Christsein und Gemeindesein nicht unmittelbar und wesensmäßig verbunden sei.63 Heintze empfahl, sich in der Kirchengemeinde nur eine konkrete Beziehung zu einem einzigen Missionsbereich aufzubauen. Dabei seien die Gemeinden oft genug die mehr Empfangenden und Lernenden. Auch der Zusammenhang von Mission und Volksmission im eigenen Land sei deshalb zu Recht heute besonders eng. Heintze hätte von seiner gelegentlich geäußerten Anschauung von der Minderheitensituation der Kirche den verdorbenen Begriff der Volkskirche ablegen und durch den der einladenden, ausstrahlenden Kirche ersetzen können. Aber dazu kam es bei diesem Tätigkeitsbericht nicht mehr. So blieben die Warnungen vor einer Resignation über die Stagnation in der kirchlichen Lage vergeblich.


Der Skandal auf der EKD Synode in Garmisch-Partenkirchen

Einen unerwarteten, bangkok-ähnlichen Rippenstoß erhielt die Missionsdiskussion während der EKD Synode 1980 in Garmisch-Partenkirchen, als das Evangelische Missionswerk in Hamburg durch dessen stellvertretenden Direktor Dr. Wille seinen Bericht vorlegte und eine heftige Debatte auslöste.64 Aus der Braunschweiger Landeskirche nahmen Karl Heinz Ramser, Helmstedt, Eberhard v. Bülow, Goslar und Bischof Heintze an der Synode teil. Der Bericht unterschied sich von anderen dadurch, dass er erstmals Mission aus der Optik der Armen, nämlich der Basisgemeinden in Südamerika, Indien und in anderen Erdteilen darstellte, und zu deutlichen Aussagen kam.65 Jene Theologen stellten die Frage „ob wir es ernst meinen mit der Forderung des echten Teilens, ob wir uns befreien lassen wollen aus der Dämonie des Besitzens“.66 Der Adressat der Verkündigung des Reiches Gottes seien vorrangig die Armen, Leidenden und Kranken. „Sie weisen uns darauf hin, dass Gott auf die Armen zugeht, um sie zu befreien und ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.“67 Dr. Wille, zitierte aus einem Studiendokument des ÖRK: „Die Reichen sind aufgerufen, sich aus den knechtischen Bindungen ihres Besitzes zu befreien und aufgefordert, diesen für die Sache der Gerechtigkeit zur Verfügung zu stellen,“ es erginge an sie die Einladung „am Kampf der Armen teilzunehmen.“ Mission entscheide sich an dem persönlichen Lebensstil wie dem der Kirchen zu Hause. „Prophetische Zeichen einer missionarischen Kirche seien Experimente mit einem neuen Lebensstil, aber nur „wenn sie verbunden sind mit einem entschlossenen Eintreten für eine Neuordnung der Weltwirtschaft“.68 Im Hinblick auf die bevorstehende Weltmissionskonferenz in Melbourne sagte Wille: „Wir werden Schwestern und Brüder treffen, die sehr viel direkter, als das für uns zur Zeit der Fall ist, den apokalyptischen Mächten der Ausbeutung und des Terrors diktatorischer Regime leidend ausgesetzt sind und die dabei vielleicht in größerer Vollmacht die überlegene Macht des Reiches (Gottes D.K.) bezeugen können – und hoffend, aber danach handelnd, den Mächten des Todes schon jetzt jedes mögliche Stück Gerechtigkeit, Frieden und Leben abringen.“ Der Bericht kritisierte scharf die Ausgaben für Rüstung und Militarismus und die geringe Beachtung des Ökumenischen Programms zur Bekämpfung des Militarismus in der Bundesrepublik. Bischof Harms distanzierte sich von dem Bericht, der apartheidfreundliche Hannoversche Synodale Axel v. Campenhausen beantragte, den Bericht zurückzuweisen, eine sehr knappe Mehrheit von 49:48 Stimmen entschied, ihn nicht zu diskutieren, sondern einen weiteren Bericht abzuwarten.69 Diesen weiteren Bericht improvisierte Bischof Harms am 4. Verhandlungstag, relativierte seine kritischen Äußerungen gegen Dr. Wille und ermöglichte auf diese Weise eine Diskussion, die deutlich das gespaltene Missionsverständnis offen legte. Der evangelikale Synodale Scheffbuch, der sehr häufig die Debatte mit seinen fundamentalistischen Ansichten eröffnete und dominierte, fragte, ob denn seit Bangkok Mission überhaupt noch gewollt sei.70 Willes Referat sei „ein politisches Konzept eines ‚neuen Kolonialismus“71 Der Synodale Hennig erklärte, Auftrag der Mission sei es, „Heiden zur Abkehr von ihren falschen Göttern und zur Hinkehr zu Jesus Christus zu bringen – dies und sonst gar nichts“.72 Die Evangelikalen drohten unmissverständlich mit einer Spaltung in der Missionsfrage und betonten die Unüberbrückbarkeit der Gegensätze. Der Synodale Dollinger, auch Mitglied der CSU, polemisierte gegen die Passage von der „Dämonie des Besitzes“, und lobte das Konzept der Eigentumsbildung in der Bundesrepublik, das erst Freiheit ermögliche.73 Damit waren auch die parteipolitischen Elemente der evangelikalfreundlichen Seite markiert. Der Synodale Wilkens beschrieb das gegenteilige Missionsverständnis und bedauerte, dass nicht klarer gesagt worden sei, dass „wir in unserer Missionsarbeit nur dahin gehen können, wo er (Jesus Christus) schon ist.“74 Danach bedeutete Mission nicht, dass die Missionare den Ungläubigen den Herrn Christus nahe bringen, sondern dass diese zu den Armen gehen, in denen sich Jesus Christus verkörpert. Der Braunschweiger Synodale v. Bülow betonte den Zusammenhang von Mission und Nachfolge und bekräftigte die These von Wilkens, dass Mission kein Evangeliumsbringerdienst sei, sondern ein Nachfolgeschritt auf den leidenden Christus hin.75 Diese Christuswirklichkeit auf der Seite der Armen versprach einen wesentlichen neuen Ansatz, wurde aber in der Synode nicht weiterverfolgt. Es wurden die alten bekannten Grabenkämpfe zwischen Evangelikalen und den Ökumenikern ausgefochten und ergebnislose Vermittlungsversuche unternommen. Der Synodale Grohs bat schließlich, „doch damit aufzuhören, dass die einen den andern vorwerfen, sie würden nicht genügend Mission treiben und die andern den einen vorwerfen, sie würden nicht genügend Entwicklungshilfe leisten. Ich glaube, in beiden Gruppen wird sowohl Mission getrieben als auch Entwicklungshilfe geleistet.“76 Auf dieser Ebene des grundlegend unterschiedlichen Missionsverständnisses ließ sich eine weiterführende Diskussion nicht führen. Die Evangelikalen verhinderten, dass sich die EKD Synode anhand des Berichtes des Hamburger Missionswerkes auf eine weiterführende, gemeinsame Haltung im Missionsverständnis bei der bevorstehenden Weltmissionskonferenz in Melbourne einigte. Sie verhinderten auch eine notwendige Analyse der tiefen, ausweglos erscheinenden Verstrickheit der westdeutschen Landeskirchen in das ausbeutende Weltwirtschaftssystem, auf dessen Politik die reiche wirtschaftliche Basis der evangelischen Kirchen beruhte. Die EKD konnte sich auch nicht innerlich von dem reformfeindlichen Kurs der Evangelikalen trennen und verzettelte sich in Überbrückungsbemühungen. Vor allem machte sie nicht den krankhaften und krankmachenden Charakter des evangelikalen, frommen Gesinnungsterrors deutlich, dessen Ansteckungsgefahr nur durch Isolierung zu bändigen war. Das Presseecho nach der Synode war erheblich. „Bei der Aussprache ging die Bombe hoch“ überschrieb die Frankfurter Rundschau am 30. Januar 1980 ihren Bericht „Abweichungen vom hergebrachten Missionsverständnis erregen die Gemüter auf der EKD Synode.“ Der Reporter Robert-Julius Nüsse schilderte das herkömmliche Missionsverständnis folgendermaßen: „wonach Missionare aus dem europäischen Kulturkreis nur mit etwas Geld aus den Heimatländern im Beutel und der Bibel unter dem Arm zu den armen Negerlein gehen und ihnen auf europäisch die „frohe Botschaft“ zu erzählen brauchen, um so Jesu Missionsauftrag nachzukommen.“77 Das war keine Karikatur, sondern dergestalt wurde die kirchliche Mission in der säkularisierten Gesellschaft des Bundesrepublik allgemein wahrgenommen. Die Frankfurter Rundschau druckte am 6. Februar den ersten Teil des Berichtes des Missionswerkes auf S. 14 ab. „Bedeutet das die Weltrevolution?“, soll ein Synodaler gefragt haben. „Dazu ist auch bei uns eine Umverteilung von Macht erforderlich“, untertitelte die Rundschau jenen Abschnitt, in dem ein neuer Lebensstil gefordert wurde und damit zusammenhängend nicht nur ein neues Konsumverhalten, sondern eine Umstrukturierung der Weltwirtschaftsordnung. Die Evangelische Zeitung zitierte in ihrem Bericht ausgiebig die Redepassagen der Evangelikalen Scheffbuch, Hennig und Dollinger, beschrieb aber nicht den Konflikt selber. Die Evangelikalen dominierten nicht nur die Debatte, sondern besetzten mit ihren Einseitigkeiten auch die Presse. „Wachsende Armut hat Konsequenzen für die Mission“ über schrieb die Evangelische Zeitung einen weiteren Bericht78 und Oberlandeskirchenrat Henje Becker rückte in einem ganzseitigen Interview mit der EZ die Gewichte wieder zurecht und wies den Vorwurf der Politisierung der Mission oder gar der kommunistischen Infiltration zurück. Den hatte der Bückeburger Bischof Heubach der EZ zu Protokoll gegeben: „Die Kirche ist nicht eine Kadereinrichtung für marxistische Theologen“ hatte er gewarnt.79

Die Braunschweiger Synodalen wurden frisch von den Vorgängen in Garmisch-Partenkirchen informiert, als Missionsdirektor Dr. Reinhart Müller, Hermannsburg, bei seinem Bericht vor der Landessynode im März 1980 die kritische Situation der Mission scharf analysierte.80 Soll man angesichts der „Springflut des Elends“, des „Zweifels an der guten Sendung des christlichen Abendlandes“ und der Kritik aus den einheimischen Kirchen, angesichts „der gnadenlosen Folgen des Christentums“ (Carl Amery) die Mission lieber aussetzen? Diese Frage hatten die jungen Kirchen bereits vor sieben Jahren in Bangkok gestellt. Müller verwies dagegen auf Anfragen aus den Partnerkirchen, die die Folgen des Kolonialismus nicht allein bewältigen wollten und in der Auseinandersetzung mit Atheismus und Säkularismus theologischen Austausch mit den „alten Kirchen“ wünschten. Im Kern aber, und das war die Wurzel der Stagnation, blieb es bei der klassischen Missionsformel: „Mission ist für uns die Teilnahme an dem weltweiten Auftrag der Kirche, Jesus Christus als den gekreuzigten und auferstandenen Herrn in Wort und Tat zu verkündigen, wie das in der Heiligen Schrift gegeben und in den Bekenntnisschriften der Ev. luth. Kirche bezeugt wird.“81 Das war theologisch korrekt aber bedeutungslos und konnte angesichts der Krisenpunkte der Mission als bekenntnishybride Leerformel gehört werden.


Das „missionarische Jahr“ 1980

Eine Belebung des stagnierenden Missionsverständnisses in den Kirchengemeinden erhoffte sich die Kirche von der Durchführung eines zentral gesteuerten „Missionarischen Jahres“ 1980 in allen Landeskirchen. Fünf Jahre zuvor hatte der Vorreiter für Volksmission in der Landeskirche, Propst Erich Warmers, vor seiner Propsteisynode in Salzgitter Bad verkündet, „Salzgitter noch in diesem Jahrhundert zu missionieren, das bedeutete durchzuchristianisieren.82 Die Entwicklung schien diesem Nahziel ungünstig. Die Braunschweiger Landessynode hielt zum Missionarischen Jahr vom 8.-10. Mai 1980 im Diakonissenmutterhaus Salem-Lichtenrade in Bad Gandersheim eine Tagung unter dem Thema „Die missionarische Dimension der Kirche“ ab.83 Die Tagung wurde mit einer überaus breiten Bibelarbeit des Direktors des Hermannsburger Missionsseminars Dietrich Mann eröffnet, der die Jahreslosung „Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1. Tim.2,1-7) auslegte. Das Ziel einer missionarischen Kirche waren demnach alle, alle Menschen. Allen Menschen gelte die Rettungsabsicht durch den gekreuzigten und auferstandenen Christus, an diesem Rettungswerk sollten alle Menschen beteiligt werden durch Gebet und das Lebenszeugnis jedes einzelnen Christen. Das waren die breiten, ausgetretenen Phrasen aus dem Missionsvokabular vom Anfang des Jahrhunderts, über die das säkularisierte Braunschweig nur den Kopf schütteln konnte. In sieben, mit Gästen aufgefüllten Arbeitsgruppen wurden die missionarischen Möglichkeiten und Aufgaben bei jung und alt, bei Distanzierten und Gelegenheitschristen, in Diakonie, Seelsorge und Gottesdienst besprochen. Als ein Ziel der missionierenden Kirche wurde in der Arbeitsgruppe vier die „Eingliederung von kirchlich Distanzierten“ genannt, die allerdings nicht schnell zu erwarten sei.84 Ein weiteres Ziel sei, den in Not geratenen Menschen, der für ein seelsorgerliches Wort aufgeschlossener sei, „zum Heil“ zu führen.85 Gegenüber Jugendlichen sei das Bekenntnis des eigenen Glaubens wichtig.86 Der nach der Agende I durchgeführte Gottesdienst sollte wegen seines Kontinuitätscharakters eine Verstehens- und Glaubenshilfe bilden. Trauergottesdienste hielt man „für einen wichtigen Vollzug missionarischer Lebenshilfe“.87 „Die Diskussion in der Arbeitsgruppe drei entzündete sich an der Fragestellung, ob Angebote im sportlichen, musischen und technischen Bereich bereits Formen der Mission sind oder zu ihr hinführen.“88 In solchen Allgemeinplätzen, Plattheiten und Banalitäten mühten sich die Synodalen meist anhand vom Volkmissionarischen Amt vorbereiteten Papieren um missionarische Impulse für die erschlaffte Landeskirche. Oberlandeskirchenrat Johannes Hasselhorn, Hannover, hielt das Hauptreferat „Missionierende Kirche“ und nannte als Kernpunkt des missionarischen Jahres u.a. die „einseitige Evangelisation.“89. Der Referent gab zu, dass „die Frage nach einer elementaren und erwecklichen Verkündigung der ganzen Gemeinde eine ungewöhnliche Herausforderung“ sei. Es sollte wieder die alte Bekehrungsmaschinerie angeschmissen werden. Dazu referierte Hasselhorn folgende magere Einwände aus dem Topf der Resignation: „Die Evangelikalen überrollen uns“, „Das haben wir immer schon gemacht“, „Was sollen wir denn noch alles tun“, „Das geht bei uns nicht“. Erst zwei Monate vorher hatten die Synodalen von den Auseinandersetzungen während der EKD Synode in Garmisch Partenkirchen gehört, wonach das Ziel der Mission die Solidarität mit den Diskriminierten, Armen und Benachteiligten sei. Davon war nichts mehr zu hören. Das eine durchmissionierte Kirche eine militärfeindliche, wenn nicht entmilitarisierte, dem weißen Rassismus im eigenen Land abschwörende Kirche sein könnte, erschien undenkbar. Die fällige Beschreibung der religiösen Konturen der Region, etwa der Situation und des Grundes ihrer Säkularisation, und der Bündnisfähigkeit von Christen und Ausgetretenen und Nichtchristen war überflüssig und unerwünscht. Alle Beiträge der synodalen Arbeitsgruppen wurden an den Gemeindeausschuss zur Weiterarbeit überwiesen. Ihr weiteres Schicksal ist ungewiss. Vereinzelt gab es wie schon in früheren Zeiten sog. „Zeltmissionen“. Propst Boetcher organisierte eine solche in Schöppenstedt Ende April /Anfang Mai 1980, bei der 4.000 Besucher gezählt wurden, von denen die meisten schulfreie Jugendliche und Schüler waren.90 Es sollte die Rettung der Volkskirche werden, aber die Erosion der Kirchenmitgliedschaft in der Region schritt trotz allen guten Willens unerbittlich vorwärts.

Es blieb auch ungehört, wenn in einer Expertenrunde während der Missionstage in Braunschweig über die Situation in Südafrika im November 1980 Oberkirchenrat Christian Krause selbstkritisch vermerkte: „Wir haben von Anfang an einen falschen missionarischen Ansatz gewählt mit der Formel ‚Deutsche Pastoren für deutsche (weiße) Gemeinden’. Die Missionsbasare des vorigen Jahrhunderts und die rührende Sorge um das Seelenheil der „lieben Schwarzen“ waren das Feigenblatt der weißen (christlichen) Mission. Diese Kirchen sind noch immer von uns abhängig. Wir könnten sie finanziell von heute auf morgen zum Einsturz bringen. Aber wollen wir das?“91 Hans Ludwig Althaus fragte spitz in die Runde: „Wer missioniert eigentlich die Weißen?“

So versandeten manche weiterführende Ansätze im Missionsverständnis in der beginnenden restaurativen Phase der 80er Jahre. Siegfried v. Kortzfleisch hatte im Allgemeinen Deutschen SONNTAGSBLATT in einer Glosse am 13. April 1980 gefragt: „Restaurative Kirche?“ „Der Zeit des Aufbruchs um 1970 ist um 1980 ein Klima des vorsichtigen Bewahrens gefolgt. Man hält sich auch in der Kirche gern wieder an das anscheinend Bewährte.“

Nach 14jähriger Erfahrung in den afrikanischen Gemeinden in eben diesem Tansania fragte das Ehepaar Kiel bei seiner Rückkehr noch mal grundsätzlich, Mission sei zwar aktueller denn je, „aber in welcher Form soll sie geschehen? Nirgendwo, weder in Afrika noch in Deutschland geht es heute ohne geduldiges Zuhören und echte Anteilnahme am Alltagsleben der Mitmenschen. Deshalb ist es auch wichtig, den Hauptsatz der Mission zu befolgen. Und der heißt für mich nicht mehr: Gehet hin in alle Welt... sondern: Legt Rechenschaft ab von der Hoffung, die in euch ist.“92


Projekte abseits des Missionsgedankens

In der Landeskirche entwickelten sich abseits des Missionsgedankens und der Missionskonferenz andere Initiativen. Der Braunschweiger Stadtjugenddienst nahm unter der Leitung von Hans Goswin Clemen seit 1982 intensive Kontakte zu Organisatoren und Gruppen der Landlosenbewegung in Brasilien auf. „In Campo Ere hat der landvertriebene Kleinbauer Baldomar Schregele 1982 die erste Landbesetzung in Santa Catarina mit über 300 Familien gemacht. In seiner weiteren Arbeit ist er besonders von der CPT und dem katholischen Bischof Dom Jose Gomez unterstützt worden. Seine „Besetzung“ ist längs legalisiert. Sein Kampf für die Landlosen aber geht weiter. In einem Lager mit über 400 Familien, die von Großgrundbesitzern und Militärpolizei mit Gewalt von einer Besetzung vertrieben waren, sagte er mir (H. G. Clemen, D.K.): Gott hat die Erde geschaffen, damit alle genug zum Leben haben. Er will sein Volk auch heute in das verheißene Land führen. Dafür müssen wir uns organisieren.“93 Die Landlosenbewegung bildete Basisgemeinden, in denen Befreiungstheologen Dienst taten. 2009 konnten 450.000 Familien ihr besetztes Land zur Bewirtschaftung erwerben, inzwischen sind es unter Förderung des kürzlich verstorbenen Präsidenten Lula eine Million Familien. Die Kirchengemeinden in der Weststadt, die Kreuzkirchengemeinde und die reformierte Gemeinde unterstützten diese Arbeit, die bis heute weiterbesteht.94 Hartmut Padel, Pfarrer der Wicherngemeinde, baute eine Verbindung zur Korymeela-Friedens-Bewegung in Irland auf.


Wo stehen wir heute?

Die missionierende Gemeinde, die als Hüter des Glaubens den christlichen Glauben mit grellen Werbemitteln in die säkulare Welt tragen will, erlebt eine finanziell stark unterstützte Rückkehr z.B. in der Bibel Television. Im Unterschied zu ihr will die missionarische Gemeinde über ihre parochiale Grenzen hinaus anziehend und einladend zu einer gerechten und friedlichen Gemeinschaft in der Region und Welt beitragen. In der Landeskirche ist in den 90er Jahren das Amt für Volksmission oder volksmissionarische Dienste wie andere übergemeindliche Ämter, z.B. das Amt für Dienste in der Arbeitswelt, „eingespart“ worden. Das Missionsseminar in Hermannsburg ist in eine Fachhochschule für interkulturelle Theologie umgewandelt worden. Andere Missionsseminare haben schon erheblich früher ihre Pforten geschlossen. Die Landeskirchen haben dem früheren Missionswerk Hermannsburg ihre finanziellen Mittel entzogen. Die Umstrukturierung ist noch nicht abgeschlossen. Der Rückblick in die 70er Jahre zeigt eine Ansicht von Mission unter Voraussetzungen, die sich heute stark verändert haben. Insofern bietet der Rückblick eine wirklich historische Ansicht.


Anmerkungen zu Kapitel 11

1 Hans Ludwig Althaus: Missionserkenntnis seit der Reformation in der Braunschweigischen Landeskirche, in: Vier Jahrhunderte Lutherische Landeskirche in Braunschweig Wolfenbüttel 1968, 94 – 110.
2 Zum alten und neuen Missionsverständnis Jochen Margull / H.W. Gensichen / N. Goodall / J. Hermelink, Artikel Christliche Mission in RGG (3. Auflage) 1960, Bd IV. Sp. 973-996; E. Kamphausen, W. Ustorf: Deutsche Missionsgeschichtsschreibung. Anamnese einer Fehlentwicklung, in: Verkündigung und Forschung Religion-Mission-Ökumene 2/1977; Kurt Dockhorn Artikel „Mission“ in: Taschenlexikon Religion und Theologie Göttingen, 4. Aufl. 1983 Bd 3, S. 270 – 279; W. Ustorf: Artikel Missionswissenschaft, in: Theologische Realenzyklopädie (TRE) Bd 23, Berlin 1994, 88 – 98. Es gab aber schon im 19. Jahrhunderte auch scharfe Kritik an diesem Negerjungenverständnis von Mission. Ernst Friedrich Langhans (1829-1880) veröffentlichte 1864 eine Arbeit über den entlarvenden Zusammenhang von Pietismus und Christentum. „Uns muss es im Innersten empören.. theils mit welch kleinlichen, unwürdigen Mittelchen und Schlichen, theils mit welch roher, jedes fremdes Volk- und Gewissensrecht mit Füßen tretender Gewalt das Christenthum von unseren Missionaren zu verbreiten gesucht wird.“ Zitiert nach Kurt Dockhorn: Ernst Friedrich Langhans „Pietismus und Christenthum im Spiegel der Äusseren Mission“, in: Zeitschrift für Mission 1980, 100 – 105. Dockhorn stellt die Parallelen zum evangelikalen Missionsverständnis der Gegenwart her.
3 Zitiert nach Heintze: „Wie kann es mit der Integration von Kirche und Mission weitergehen?“ in LM Heft 6 Juni 1964, 271.
4 Unvollständige Erinnerungen 25.
5 Lutherische Generalsynode 1958, Darstellungen und Dokumente Berlin 1959, 63-83.
6 ebd. 272-279.
7 Zwischen den Zeiten, 1963, 90.
8 Werner Krusche: „Schritte und Markierungen“ Berlin 1972; „Das Missionarische als Strukturprinzip“ 109-124; auch „Mission – Präsenz oder Bekehrung“ ebd. 176-200; „Die Kirche für andere. Der Ertrag der ökumenischen Diskussion über die Frage nach Strukturen missionarischer Gemeinden“ ebd. 133-175.
9 „Das Missionarische als Strukturprinzip, Anm 8, 113.
10 ebd. 117.
11 ebd. 115.
12 ebd. 121.
13 ebd.
14 Wie dieser Ansatz in der DDR weiter entwickelt wurde, schildert Wolfgang Ratzmann „Missionarische Gemeinde“ in Theologische Arbeiten (Hg.) Hans Urner, Berlin 1980
15 Anm 3 in Lutherische Monatshefte Juni 1964 269 – 275.
16 ebd. 275.
17 ebd. 274.
18 ebd. 271.
19 ebd. 271.
20 ebd. 272 Heintze zitierte aus dem Journal des Moskauer Patriarchats 1962 Heft 11, S. 55 ff in dem von einem Treffen einer Delegation des amerikanischen Nationalrates der christlichen Kirchen mit Vertretern der orthodoxen Kirche in der theologischen Akademie in Sagorsk berichtet wurde.
21 ebd. 274.
22 Heintze wie Anm 5, 275.
23 Dockhorn wie Anm. 2, 277.
24 SONNTAG 30. Juli 1967: „Bischof Rapoo in Wolfenbüttel: Ich bin ein Sohn dieser Landeskirche“. Rapoo ist am 11. April 2012 in Tlhabane, Rustenberg, im hohen Alter von 93 Jahren verstorben.
25 Hg. Hans Ludwig Althaus: Anfang in Afrika, Erlangen 1992, 2. Aufl.
26 LAW acc/82 Südafrikareise 1966.
27 LAW LBf 189 Rundbrief Dezember 1966.
28 Unvollständige Lebenserinnerungen, 26.
29 LAW Syn 216 Tätigkeitsbericht der Kirchenregierung, 15.
30 ebd. Es gehe in aller Tätigkeit der kirchlichen Werke um die Verantwortung des Evangeliums vor der Welt – „und das eben ist Mission“.
31 KURIER Juli 1971 3/71, 25.
32 der Bericht ist vollständig im SONNTAG als Fortsetzungsserie unter der Überschrift „Missionstätigkeit in unserer Landeskirche“ wiedergegeben: SONNTAG 18. Juli / 25. Juli / 1. August 1971.
33 KURIER Juli 1971, 26.
34 SONNTAG 16.5.1971, 8 „Mission ist Wesenszug der Kirche.“
35 Vicedom nannte in einem Vortrag beim Studientag der Braunschweiger Missionskonferenz im April 1972 in Bad Gandersheim als die eigentliche Krise der Mission, dass der Schwerpunkt der Mission allein im sozialen Bereich gesehen werde. BZ 25.4.1972 „Landesbischof Heintze Strukturreformen reichen nicht aus“
36 SONNTAG 16.5.71 8 „Mission ist Wesenszug der Kirche.“
37 KURIER Juli 1971 8 – 10.
38 H. Lutschewitz „Missionar in Papua New Guinea KURIER November 1975 4/75, 31-32.
39 SONNTAG 1.8.1971 „Alle Gemeindearbeit ist Mission“ S. 8.
40 Wie anders die Missionssituation vor Ort in der unmittelbaren Begegnung und Begleitung der Massai war, schilderte Ehepaar Kiel in der Heintze Festschrift 1987: „Als Pastoren unter „Pastoralists“ im Massailand“ S. 337 f
41 LAW acc 22/82 Vorträge Bd 3, Nr. 11.
42 SONNTAG 14.1.1973, 2 „Christen tagen im Schatten der Pagode“; „Spannungsreicher Auftakt der Weltmissionskonferenz in Bangkok“, 7. 43 ebd; die Frankfurter Erklärung, in: Weg und Zeugnis. Bekennende Gemeinschaften im gegenwärtigen Kirchenkampf 1965 – 1980 (Hg.) Rudolf Bäumer, Peter Beyerhaus, Fritz Grünzweig, Bielefeld 1980, 202 – 208
44 SONNTAG 21.1.1973 „Dritte Welt erwartet eine „befreiende Kirche.“
45 SONNTAG 27.5.1973 „Christliche Weltmission vor neuer Aufgabe.“
46 SONNTAG 28.1.1973 „Neue Begriffe für Mission“, 2.
47 SONNTAG 27.5.1973; Anm. 41.
48 SONNTAG 8.4.1973 „Kontroverse um Weltmission spitzt sich zu.“
49 „Die Ganzheit des Heils Gedanken im Anschluss an die Weltmissionskonferenz von Bangkok 1973“, LAW acc 22/82. Vorträge Heintze Bd 2. Der Aufsatz ist auf den Oktober 1973 datiert.
50 Der Vortrag des Bischofs lautete: „Heil und soziale Gerechtigkeit. Vortrag zu Sektion II der Weltkirchenkonferenz in Bangkok, in: LAW LBf 946 Leipziger Mission.
51 Vortrag 12.
52 ebd. S 10.
53 ebd. 7.
54 KURIER 3/76 Oktober 1976 1-8; LAW Acc 102/07 Rundbriefe Heintze Vortrag ohne Anschreiben in Rundbrief 29.5.1976;
55 KURIER ebd. S. 6; ebd. Rundbrief 29.5.1976, S. 10.
56 Vorausschau auf die Tagung des Weltbundes 13.-25. Juni 1977, Renate Apitz „Auf dem Weg nach Daressalaam“, in: KURIER März 1977, 29.
57 LAW Rundbrief vom 20.9. 1977, S. 5.
58 KURIER Juli 1978, S. 41.
59 LAW acc/82 Braunschweiger Missionskonferenz mit dem Programm der Missionstage und dem Resume auf der Vorstandssitzung am 3.3. 1979.
60 KURIER September 1975, 48 – 52. Kiel: „Die Gemeinde Bonde la Ufa in der Arusha Synode der Ev.-luth. Kirche in Tanzania“. Von der Arbeit in Papua New Guinea berichtete H. Lutschewitz in KURIER November 1975, 31 – 32 „Missionar in Papua New Guinea.“
61 LAW acc/82 Heintze Vorträge Bd 1, Aufsatz: Bewahren und Erneuern. Volkskirche im Wandel
62 KURIER 2/79 Mai 1979, 14.
63 ebd. 14.
64 Garmisch-Partenkirchen 1980. Bericht über die zweite Tagung der sechsten Synode der Ev. Kirche in Deutschland vom 27. Januar bis 1. Februar 1980, Hannover 1980, 107-113.
65 ebd. 109 „Wir müssen ganz neu in unser Bewusstsein aufnehmen die Neuentdeckung der Rolle der Armen in der Mission.“
66 ebd. 109.
67 ebd. 109.
68 ebd. 110.
69 ebd. 243.
70 ebd. 338.
71 ebd. 340.
72 ebd. 348.
73 ebd. 367.
74 ebd. 343.
75 ebd. 370.
76 ebd. 352.
77 Frankfurter Rundschau 30.1.1980, S. 3.
78 EZ 16.3.1980, S. 1 „Wachsende Armut hat Konsequenzen für die Mission. Erste Kontakte nach Kontroverse.“
79 OLKR Becker spielte den Streit in einem längeren Interview in der gleichen Ausgabe herunter: „Dieser Streit ist mir rätselhaft“. EZ 17.2.1980 5 „Scharfe Töne aus der ‚Kirchlichen Sammlung’: Die Kirche ist nicht eine Kaderschmiede marxistischer Theologen“.
80 KURIER 2/80 Mai 1980, 16 – 20.
81 ebd. 17.
82 EZ 6.7.1975 Propsteikirchentag in Flach-Stöckheim.
83 KURIER 3/80 Juli 1980, 1 –11.
84 ebd. 16.
85 ebd. 17.
86 ebd. 14.
87 ebd. 18.
88 ebd. 15.
89 ebd. 7.
90 KURIER 3/1980 Juli 1980: „Ein Zelt als Ort der Begegnung“.
91 EZ 9.11.1980, S. 7 „Lutherische Kirchen und Christen in Südafrika – wir sind betroffen.“ An der Expertenrunde nahmen teil Frau Dr. Mack, Pastor Steffens, OKR Krause, Propst Jürgens, Frau Masche, Pastor Althaus, Pastor Bauerochse.
92 Arnold Kiel: „Legt Rechenschaft ab von der Hoffnung, die in euch ist“ in: Festschrift 2002, 392. Dazu auch Christel Kiel: „Warum Mission?“ in Kirche von Unten, Heft 63 Oktober 1992, 25-26: „Nur die Kirche kann ihren geistlichen Hunger stillen. Massai sind an diesem Punkt typische Afrikaner. Die Verbindung zu Gott steht für sie an erster Stelle, alles andere entwickelt sich daraus. Gerade als Theologen haben wir im afrikanischen Kontext zwei Aufgaben: Wir haben das zu tun, was wir gelernt haben (a), wir haben die Wünsche der Leute, für die wir arbeiten, zu respektieren (b). Oder sollen wir schon wieder, wie im letzten Jahrhundert, als die auftreten, die alles besser wissen, die genau vorschreiben, wo es lang zu gehen hat?“
93 Hans Goswin Clemen: Die Armen Brasiliens. Auf dem Weg aus der Sklaverei in die Befreiung, in: Kirche von Unten, Heft 58 März 1992, 11 – 17.
94 siehe Brasilienrundbriefe unter www.staju.de.


[Zurück] [Glaube]
Impressum, http://bs.cyty.com/kirche-von-unten/archiv/Heintze/, Stand: November 2015, dk