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[Kirche von unten]

Die Braunschweiger Landeskirche in den 70er Jahren

und ihr Bischof Gerhard Heintze

Kapitel 13

Europäische Gemeinde: die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) 1

Heintze als Mitglied des Beratenden Ausschusses der KEK / Das Referat von Visser ’t Hooft / Das Referat von Bischof Krusche zum Konferenzthema / Ein neuer Abschnitt in der Geschichte der KEK / Die Jubiläumsveranstaltung in Kreta im Oktober 1979 / KSZE und KEK / KEK und katholische Kirche / Große Tage für die Landeskirche in Bad Gandersheim / Die erste große evangelischkatholische Konferenz in Chantilly 1978 / Vorbereitung der 2. europäische Begegnung im Logumkloster in Beienrode / Verankerung der KEK in Landessynode und Gemeinden

Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) ist eine heute vergessene Institution zur Zeit des Kalten Krieges. Ihr wurde früher besonders in den westlichen lutherischen Kirche auch keine besondere Beachtung geschenkt. Aber auf dem Gebiet der Landeskirche fanden zwei wichtige Tagungen der KEK statt, in der Braunschweiger Landeskirche wurde für sie eine Kollekte erhoben, die Kirchenregierung bewilligte erhebliche Summen für ihre Arbeit. Der Braunschweiger Bischof war lange Zeit einer der sieben Präsidenten,2 ein Anlass, zumal wegen der außerordentlich guten Quellenlage, die KEK hier näher zu behandeln.

Bischof Heintze fand bereits ökumenische Kontakte in der Braunschweigischen Landeskirche vor. Die Landeskirche war Mitglied des Lutherischen Weltbundes (LWB) gewesen, Bischof Erdmann hatte die Landeskirche bei die Weltversammlung des LWB 1957 in Minneapolis repräsentiert und davon in der Landeskirche berichtet. Heintze indes hatte zunächst ein gebrochenes Verhältnis zum konfessionalistischen Luthertum.


Heintze als Mitglied des Beratenden Ausschusses der KEK

So war es ihm ganz recht, dass er ein halbes Jahr nach seiner Einführung als Braunschweiger Bischof vom Präsidenten des Kirchlichen Außenamtes Adolf Wischmann, einem Duzfreund, die Nachricht erhielt, dass er bei der Sitzung des Präsidiums der Konferenz Europäischer Kirchen am 8. März 1966 in Falsterlo für den Beratenden Ausschuss vorgeschlagen worden sei.3 Er nahm den Platz von Präses Wilm ein, der für den ausscheidenden Bischof Lilje in das Präsidium gewählt worden war. Der Rat der EKD stimmte diesem Wechsel zu, und Heintze traf sich mit dem Generalsekretär der KEK, Glen Garfield Williams, zu einem längeren Informationsgespräch in Berlin.

Die KEK war zunächst eine kleine Gruppe west- und osteuropäischer Kirchen, die sich 1957 im dänischen Liselund getroffen hatte und trotz des versteinerten, feindseligen Gegenübers des West- und Ostblocks einen persönlichen und theologischen Brückenschlag versuchte.4 Die lutherischen Kirchen in Westdeutschland und auch Bischof Dibelius zeigten sich gegenüber einer Mitarbeit in der KEK ziemlich reserviert.5 Verbindungen und Gespräche mit den christlichen Kirchen hinter dem „Eisernen Vorhang“ zur Zeit des eiskalten Krieges waren in der Bundesrepublik verdächtig. Eines der ersten Mitglieder der KEK war die russisch-orthodoxe Kirche, und die galt im Westen als hoffnungslos politisch unterwandert. Sie hatte sich wie die Prager Friedenskonferenz durch die angebliche Übernahme von politischen Forderungen der Ostblockstaaten bei den lutherischen Kirchen im Adenauerstaat unbeliebt gemacht. Die KEK arbeitete mit einem Beratenden Ausschuss, einem Präsidium und einer sehr kleinen Geschäftsstelle in Genf. Die Zahl der Mitglieder des Beratenden Ausschusses der KEK war mit der wachsenden Zahl der Mitgliederkirchen von 11 auf 27 gestiegen. Heintze teilte nicht die antikommunistischen Vorurteile in manchen westdeutschen lutherischen Kirchen und hatte keine Berührungsängste. Er nahm erstmals an einer Sitzung des Beratenden Ausschusses mit dem Präsidium Anfang März 1967 in Bukarest teil.6 Die BZ machte daraus eine kurze Meldung,7 so erfuhren es auch die Gemeinden. In der Bukarester Patriarchenkathedrale fand ein Eröffnungsgottesdienst statt, am nächsten Tag gab der Patriarch ein Festessen für die Gäste, und abends sangen die Absolventen des Theologischen Institutes ein Konzert. Der Abschiedsgottesdienst fand in der Privatkapelle des Patriarchen statt. Die Konferenzteilnehmer erlebten östliche, üppige Gastfreundschaft. „Ich denke gern an die Woche zurück“, schrieb Heintze an Konrad Lübbert, „weniger an den theologischen Arbeitsertrag als an die vielfältigen schönen und interessanten mitmenschlichen Begegnungen“.8


Die 5. Vollversammlung in Pörtschach 1967

Im selben Jahr fand vom 29. September bis zum 5. Oktober 1967 in Pörtschach die fünfte Vollversammlung unter dem Thema „Dienen und Versöhnen – die Aufgabe der europäischen Kirchen heute“ statt.9 Als Austragungsort war Österreich als ein „Nato-freies“ Land ausgesucht worden, um allen Mitgliedskirchen aus dem „Ostblock“ hinter dem Eisernen Vorhang einen ungestörten Zutritt zu ermöglichen. Die vierte Vollversammlung 1961 hatte nämlich noch an Bord eines Schiffes „Bornholm“ stattfinden müssen, weil die Mitglieder aus der DDR keine Einreise „in den Westen“ erhalten hatten. Zu dieser fünften Vollversammlung hatten zwei Arbeitsgruppen ein Vorbereitungsheft verfasst, dessen Kapitel IV „Geistlicher Dienst und Nachfolge“ und Kap. V „Christ, Bürger und Staat“ die Aufmerksamkeit Heintzes finden konnten.10 Der Geistliche Dienst müsse mehr den Laien und die Welt der Arbeit im Blick haben und die „wissenschaftliche Weltsicht“ begreifen. Dazu bedürfe es einer anderen Ausbildung. Das Modell des Arbeiterpriesters werde in Zukunft häufiger praktiziert. „Dienst und Nachfolge, wie sie bisher ins Auge gefasst worden sind, setzen voraus, dass die traditionellen kirchlichen Dienst- und Versammlungsprogramme einen radikalen Wandel werden durchmachen müssen,“ hieß es im letzten Absatz 62. 11 Im fünften Kapitel wurde die politische Verantwortung der Christen eindringlich beschrieben. Die politische Verantwortung sei im Evangelium begründet. „Wir sind als Christen in den Bedingungen der säkularisierten Welt, wo die Kirche so manche herkömmliche Privilegien verloren hat, immer klarer auf den Weg des bescheidenen Dienens gerufen.“12 Die Kirche werde in der Gesellschaft eine Minorität. „Wir sind wirkliche Bürger neben anderen Bürgern. So leben wir im Dialog und Kooperation mit allen Menschen guten – und manchmal auch unguten – Willens. Das ist ein bescheidenere Form der politischen Verantwortung der Christen – verglichen mit den „konstantinischen“ Möglichkeiten. Wenn die Christen den Säkularisierungsprozess des öffentlichen Lebens grundsätzlich bejahten, dann schließe dies allerdings die Notwendigkeit der Toleranz seitens des Staates ein. Toleranz bedeute das Recht auf Verbreitung der persönlichen Überzeugung, nicht nur in der Familie, sondern öffentlich, bedeute Freiheit der Presse, Freiheit des persönlichen Lebensstiles. Der Artikel enthielt keine theologischen Höhenflüge, formulierte aber die Zielvorstellungen der KEK hinsichtlich des zukünftigen Kirchenbildes als Minderheitskirche, der wachsende Rolle des „Laien“, der Bedeutung des Säkularisierungsprozesses für die Kirchen und der notwendigen politischen Verantwortung des Christen. Das fand die Zustimmung auch von Bischof Heintze. Die Situation in der EKD dagegen war durch die einzigartige Erhebung der Kirchensteuer, die Anerkennung von Staat und Gesellschaft und die christlich geprägte Feiertagskultur durchaus noch „konstantinisch“ bestimmt.


Das Referat von Visser ’t Hooft

Heintze war tief und bleibend beeindruckt von dem Hauptreferat, das der Generalsekretär der Ökumenischen Rates Visser ’t Hooft in Pörtschach über das Gesamtthema „Dienen und Versöhnen“ hielt. Visser ’t Hooft kam im vierten Teil seines Referates auf die eigentliche Gründungsabsicht der KEK zu sprechen. Er hatte sie mit der Forderung überschrieben „Neue Wege müssen beschritten werden, um die Spannungen zwischen Ost und West abzubauen“.13 Es gebe drei Gründe dafür, dass gerade die Kirchen sich um den Brückenbau zwischen Ost und West zu bemühen hätten. Die Teilung Europas sei schon vor Jahrhunderten „durch den Bruch der östlichen und westlichen Christenheit vorbereitet und verschlimmert worden“. Diese interessante Optik hatte wohl Genf als neutralen Standort zur Voraussetzung. Tatsächlich hatte es ja zwischen den autokephalen orthodoxen Ostkirchen einerseits und der lateinischen römischen wie den reformatorischen Kirchen keine Verbindungen gegeben. Dass diese Verbindungslosigkeit und Fremdheit ein Vorspiel auf die Teilung Europas nach dem 2. Weltkrieg gewesen sein soll, war deswegen für t’ Hooft ein wichtiger erster Gedanke, weil er aus ihr die Verpflichtung für den Brückenschlag ableitete. Der zweite Grund war, dass die Kirchen in Ost und West „noch denselben Herrn und dieselbe Sprache des Glaubens haben. Langsam aber sicher beginnen die östlichen und westlichen Kirchen ihre geistlichen Gaben aus(zu)tauschen.“ Schließlich befinden sich beide trotz noch so unterschiedlicher gesellschaftlicher Lage in derselben Situation der Säkularisierung Europas, die „von den Christen in Ost und West gemeinsam beantwortet werden“ müssten. Die Kirchen Europas hätten daher „eine einzigartige Verantwortung dafür, wahre Versöhnung zwischen den beiden Teilen Europas zu fördern.“ Heintze begleitete den Text des Referates, der vom Tonband abgespielt worden war, mit lebhaften Unterstreichungen. Visser ’t Hooft erinnerte daran, dass das Konferenzthema „Dienen und Versöhnen“ bei den außereuropäischen Ländern auf große Skepsis stoßen werde, denn Europa und der europäischen Christenheit gehe der Ruf voraus, herrschen zu wollen. Die Sünden der Kirchen aus der Vergangenheit würden von ihnen nicht so leicht vergessen, und es bedürfe einer konkreten Handlungsweise, sie von einer Sinnesänderung in Europa zu überzeugen. „Wie können wir es erklären, dass dieser Kontinent, der dem Worte Gottes länger ausgesetzt ist als irgendein anderer, so sehr versagt hat, die praktische Bedeutung des Evangeliums zu manifestieren? Wir dürfen nicht versuchen, das zu erklären. Wir müssen ganz einfach unsere gemeinsame Schuld bekennen und Früchte der Buße zeigen. Aber wir können hinzufügen, dass es im Leben Europas nicht nur eine Tradition der Machtgier und der Herrschsucht, sondern auch eine Tradition des Dienen und Versöhnens gegeben hat. Europa hat auch eine andere Seite“. Visser ’t Hooft erinnerte an Franz v. Assisi, Pascal, Kierkegaard, Dostojewski und Bonhoeffer. „Der Welt muss die andere Seite Europas gezeigt werden“, war dieser letzte Absatz überschrieben, und Heintze vermerkte seine Zustimmung neben den Unterstreichungen mit Doppelstrichen am Rand.14 „Die in der KEK zu leistende Arbeit“, so erinnerte sich Heintze später, „erschien mir wichtig und nötig zu sein. Ich empfand sie auch für mich selbst als Bereicherung und machte in ihr mit Freude und Anteilnahme mit.“15 Der reiesefreudige Heintze kam nun viel aus Wolfenbüttel heraus und in Europa herum, der Beratende Ausschuss tagte wiederholt in der Schweiz16, in Spanien17 und im April 1970 in Ungarn18 Für eine Sitzung im Mai 1970 sagte er aber ab: „In diesem Fall gehen die Verpflichtungen in meiner eigenen Landeskirche vor.“19


Das Hauptreferat von Bischof Krusche bei der 6. Vollversammlung in Nyborg 1971

Die Mitarbeit Heintzes in der KEK wurde durch die Berufung des Magdeburger Bischofs der provinzsächsischen Nachbarkirche, Werner Krusche, als Mitglied des Beratenden Ausschusses und ab 1975 mit Heintze als Mitglied des siebenköpfigen Präsidiums enger. Aus dieser Partnerschaft erwuchs eine brüderliche Freundschaft, wie sie Heintze in der Landeskirche kaum fand. Krusche hielt das Hauptreferat auf der sechsten Vollversammlung der KEK 1971 in Nyborg, die unter dem Thema „Diener Gottes, Diener der Menschen“ stand. Es war ein außerordentlich dichter, thesenartiger, durchformulierter Vortrag, der eine Wiedergabe schwierig macht. Den Vortrag empfahl der Landesbischof der Braunschweiger Pfarrerschaft dringend zur Lektüre. Wer sich die Junge Kirche hielt, konnte ihn bereits im Jahrgang 1971 225-236 nachlesen.20 An ihm werden Grundlinien der Theologie von Krusche und seine Position im Umfeld eines säkularen Humanismus in der DDR deutlich. Dass die so unterschiedliche Säkularisierung in Ost und West als eine gemeinsame Herausforderung verstanden wurde, konnte zu denken geben. Sie war der Grund für die Minderheitensituation in Osten und, so Heintze, in absehbarer Zeit auch im Westen. Es schimmert auch gelegentlich die Nähe zu Grundlinien von Heintzes Theologie durch. Zugleich hatte der Vortrag einen persönlichen, appellativen Charakter. Krusche redete von „Wir“ und „Du“ und meinte damit die Hörer.

Krusche wehrte eingangs zwei Missverständnisse durch einen stilistischen Hinweis ab. Es heiße nicht Diener Gottes und Diener der Menschen, als ob es sich um zwei getrennte Bereiche – Liturgie und Diakonie, Spiritualität und gesellschaftliche Aktivität – handele, die in ein additives Verhältnis gesetzt werden müssten. Das andere Missverständnis bestehe in einer Gleichsetzung von Gottesdienst und Menschendienst, wonach der Einsatz für den Menschen als ein Gottesdienst gedeutet werde, oder das Gotteslob die einzige Bestimmung des Menschen sei.21 Krusche wollte also nicht zu dem viel diskutierten Verhältnis von vertikaler und horizontale Dimension des Glaubens reden, das Visser ’t Hooft auf der Weltkirchenkonferenz in Uppsale so ins Verhältnis gesetzt hat, das die Vertikale die Horizontale in der Mitte durchschneidet und daraus ein Kreuz wird, beide sich also im Christusgeschehen begegneten. Krusche versucht einen neuen Ansatz. Krusche gliederte sein Thema in zwei Fragestellungen: „Was bedeutet es, dass wir als Diener Gottes den Menschen dienen? Was bedeutet es, dass wir als Diener der Menschen Gottesdienst halten?“ Unser Dienst für den Menschen sei begründet im Dienst Jesu Christi (a), geschehe in der Nachfolge und unter der Herrschaft des auferstandenen Gekreuzigten (b) und lebe von den Gaben Jesu Christi (c), habe daher charismatischen Charakter. Der Dienst für die Menschen sei im Dienst Jesu Christi begründet und habe seinen Grund in einem Auftrag. Der Auftrag entspringe nicht aus der Abwehr einer aktuellen Notlage oder aus einer Herausforderung angesichts einer politischen Zwangslage oder Naturkatastrophe. Sie entspringe nicht einem eigenen Sendungsbewusstsein oder aus einer besonderen Situation, sondern aus einem „Widerfahrnis“, Heintze nannte es das Ergriffensein von Christus. „Nicht die Situation fordert unsern Dienst heraus, sondern der Herr, bzw. sein Wort fordert ihn heraus angesichts der Situation“22 „Sendung durch den Auferstandenen ist Tauglichkeitserklärung der Unbrauchbaren und Eröffnung der Welt als verheißungsvolles Auftragsfeld unseres Dienstes.“23 Da die ganze Welt zur Herrschaft Christi gehöre, könne der Dienst der Menschen nicht in einen sakralen und profanen Bereich geteilt werden. „Der Menschendienst der Diener Gottes besteht nicht in besonderen „religiösen Handlungen“, sondern vollzieht sich im ganzen Beziehungsfeld menschlicher Lebensvorgänge.“24 „Als Diener des auferstandenen Gekreuzigten sind Christen dazu befreit, statt in einer nichtchristlichen Welt sich selbst durchzuhalten, sich aus Liebe und Hoffnung für die Menschen und die Zukunft der Welt einzusetzen“. Den Dienst Jesu, den der Christ als von Christus Ergriffener an sich und für sich erfahren hat, hat er den Menschen zu vergegenwärtigen. „Unser entscheidender Dienst für die Menschen besteht darin, ihnen den Dienst Jesu zu vergegenwärtigen.“25 Diesen bestechenden christologischen Ansatz erweiterte Krusche durch eine überraschenden eschatologischen Blick. Seinerzeit wurde die Eschatologie entweder in präsentische Aktualität aufgelöst oder volkskirchlich futuristisch missdeutet oder völlig vernachlässigt. Den Dienst Jesu vergegenwärtigen heiße immer auch, das gegenwärtige Tun im Horizont der Gottesherrschaft zu tun.26 Der Dienst könne nicht die Gottesherrschaft herbeiführen, aber ihr entsprechen. Er entspricht ihr in der Orientierung des Dienstes auf die Leidenden und Entrechteten, denn ihnen sei ja nach Mt 5,10 die Gottesherrschaft als Hoffnung zugesprochen. Krusche zählte als neue Kategorie der Armen und Schwachen die „Opfer der Evolution, die Überforderten, die Progressionsgeschädigten, die Abgehängten, die Wohlstandsüberdrüssigen, die Bildung- und Informations-Unterprivilegierten, die Opfer der missbrauchten Macht auf, deren Anwalt die Diener Gottes sind.“ „Im Horizont der nahenden Gottesherrschaft erscheint die Welt als die eine versöhnte und befriedete Welt“. Der dem entsprechende Dienst einzelner Christen und der Kirchen ist demnach auf Frieden und Versöhnung gerichtet. Das bedeutet, dass die Kirche nicht an der Verteufelung des Gegners mitmachen könne. Eine Aufteilung der Welt in „Kinder des Lichtes“ und „Kinder der Finsternis“ sei unannehmbar. Fronten und Grenzen werden dadurch relativiert, nicht die Vernichtung des Gegners, sondern die neue Gemeinschaft mit ihm sei das letzte Ziel. Die Gaben Jesu Christi, aus denen der Dienst lebt, seien nicht auf den Innenraum der Kirche beschränkt,. „Vielmehr offenbart sich Christus gerade in der „Vielfältigkeit der tief in die Profanität der Welt hineingreifenden Charismen“. „Wir dürfen darum zuversichtlich mit neuen Charismen rechnen und um neue Gaben bitten.“27 Heintze hatte die Berufung der Frau zum Geistlichen Amt mit dem in der Gemeinde vorhandenen Charisma begründet. Hier kehrte dieser Gedanke im Vortrag von Krusche wieder. Weil der Herrschaftsbereich Jesu weiter reicht als unser Dienst, begegnen die Christen den Nicht-Christen „mit der Offenheit und Bereitschaft, mit ihnen zusammen zu arbeiten.“28 In dem zweiten viel kürzeren Teil beantwortete Krusche die Frage, was bedeutet es, dass wir als Diener der Menschen Gottesdienst halten, mit folgenden Thesen: „Gottesdienst ist Bundeserneuerung für den, der im Menschendienst schuldig geworden ist,“ „Gottesdienst ist Verheißungserneuerung für den Auftrag, der in der Erfahrungswelt fraglich wird.“ Gottesdienst definierte Krusche als Begegnung von Verheißung und Erfahrung, wobei „nicht fertige Antworten auf erdachte Fragen gegeben“ werden, und er begrenzte diese Begegnung nicht auf den Sonntagsgottesdienst, der keinen normativen Rang behaupten könne Er schlug eine Abendmahlsform vor, die wirklich Kommunikation ermögliche und Gemeinschaftscharakter trage, „bei der die Kommunikanten einander Brot und Wein reichen und die Spendeworte sprechen“.29

Krusche begründete den Dienst der Kirche strikt christologisch und eschatologisch. Heintze teilte mit ihm diesen barthianischen Ansatz, die Abwehr von Selbstverwirklichung des Menschen sowie der Selbstbehauptung der Kirche, das Verständnis des Evangeliums als vielfache Befreiung, die Erkenntnis einer Fülle von neuen Charismen in der Kirche und in der Welt, den Vorrang von Versöhnung und Friedensdienst, die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der nichtchristlichen Welt.

Unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Dänemark machte der Bischof die Braunschweiger Pfarrerschaft mit seinen Eindrücken und der KEK bekannt.30 „Liebe Brüder! Liebe Schwestern! Vom 26.4. bis 3.5.1971 fand in Nyborg die VI. Vollversammlung der KONFERENZ EUROPÄISCHER KIRCHEN statt, an der ich als Mitglied des Beratenden Ausschusses dieser Konferenz teilnehmen konnte. Der besondere Wert dieser Konferenz im Rahmen der Gesamtökumene liegt darin, dass in ihr eine z. Zt. einzigartig intensive Begegnungsmöglichkeit zwischen den Kirchen des östlichen und des westlichen Bereichs Europas gegeben ist. Dazu können viele kleinere Kirchen hier viel unmittelbarer mitarbeiten, als es innerhalb des Weltrates der Kirchen möglich ist. Das Generalthema der Vollversammlung in Nyborg lautete: „Diener Gottes, Diener der Menschen“. Es war im Blick auf die heute verbreiteten Tendenzen zu falschen Alternativsetzungen (entweder „Gottesdienst“ oder „gesellschaftliches und politisches Engagement“) gewählt worden. Als besonders hilfreich erwies sich der Hauptvortrag über das Thema, den Bischof D. Krusche, Magdeburg, hielt. Ich hoffe sehr, dass dieses wichtige Referat bald allgemein zugänglich sein wird und möchte schon jetzt empfehlend darauf hinweisen. Ich füge die abschließende „Botschaft“ der Vollversammlung bei. Man darf bei ihrer Lektüre nicht vergessen, welche Schwierigkeiten zu überwinden sind, wenn Vertreter aus ganz verschiedenen Kirchen mit ganz verschiedenartigen Traditionen und dazu aus gegensätzlichen Gesellschaftsbereichen zu einem gemeinsamen Wort kommen wollen. Sicher ist die „Botschaft“ schon wegen ihrer Länge nicht zum Verlesen im Gottesdienst geeignet. Aber für Sie selbst bietet sie vielleicht doch eine willkommene Information, die Sie in Ihrer Arbeit gebrauchen können. Vor allem scheint mir zu der ja auch uns in unserer Kirche sehr beschäftigenden Frage, in welchem Verhältnis „Gottesdienst“ und „Menschendienst“ zueinander stehen, einiges Gute und Notwendige gesagt zu sein.“31 Die Botschaft der KEK war drei Seiten lang und tatsächlich als wörtliche Verlesung im Gottesdienst ungeeignet. Aber aufmerksame Pfarrer mochten von einigen Passagen der Lektüre angesprochen worden sein. Da lasen sie: „Jesu Wort und Tat orientiert den Dienst der Kirche auf die Hilflosen, die Verachteten und Isolierten, die Unterdrückten, die Unterprivilegierten, die Manipulierten, die Überforderten und Abgehängten, die „Mühseligen und Beladenen“ unserer Zeit. In jeder Gesellschaft haben wir sie zu entdecken, ihre Situation und deren Ursachen aufzudecken und dafür einzutreten, dass sie zu ihrem Recht kommen. Unsere christliche Solidarität mit den Unterdrückten und Machtlosen ist nur dann glaubwürdig, wenn wir Buße tun, alle Ausbeutung verurteilen und aktiv auf die notwendigen sozialen und politischen Veränderungen hinwirken. Auch die kirchlichen Ordnungen und Strukturen bedürfen einer ständigen Überprüfung im Lichte des Evangeliums. Indem wir Buße tun, erkennen wir, dass Dienen eine verkappte Form des Herrschens sein kann, wenn es andere nicht befreit, sondern an sich bindet, sich nicht an die anderen verausgabt, sondern sie vereinnahmt und sie in der Abgängigkeit und Unmündigkeit festhält, statt ihnen zur Eigenständigkeit zu verhelfen. Da die Kirchen im „Dienst der Versöhnung“ stehen, können sie sich nicht an der Bildung von feindlichen Fronten beteiligen oder sich völlig in bestehende Frontbildungen integrieren. Die Kirchen können sich nicht mit irgendeinem politischen oder sozialen System identifizieren, sie sind jedoch zum Einsatz verpflichtet und dürfen nicht abseits stehen, wenn sie mit konkreten menschlichen Nöten und Maßnahmen zu deren Bewältigung konfrontiert sind.“ Im Folgenden wird die Einberufung einer europäischen Sicherheitskonferenz begrüßt, sowie Gespräche über atomare Abrüstung und Abschaffung chemischer Waffen, die Arbeit der Vereinten Nationen unterstützt, insbesondere im Blick auf die Probleme der Entwicklungsförderung und des Schutzes der natürlichen Umwelt. Die Forderung nach Überprüfung kirchlicher Ordnungen klangen in orthodoxen Ohren erheblich dramatischer als etwa in deutschen, wo sie zum Repertoire der kirchlichen Opposition gehörte.

Es lag Heintze viel an der Vernetzung der KEK mit den Kirchengemeinden. Der SONNTAG druckte die Botschaft von Nyborg VI als Aufmacher auf Seite eins ab.32 Die Bekanntmachung solcher Botschaften an die Gemeinden war ein erster Schritt.

Weitere Sitzungsorte des Beratenden Ausschusses, an denen Heintze teilnahm, waren Marseille im November 1971,33 im Oktober 1972 Puchberg, Österreich,34 Bad Soden im Oktober 197335 und im Januar 1974 Bukarest.36 Der Beratende Ausschuss tagte nie allein, sondern immer zusammen mit dem Präsidium.


Ein neuer Abschnitt in der Geschichte der KEK: die Vollversammlung in Engelberg 1974

Mit der Vollversammlung Nyborg VII in einem Hotel im schweizer Kurort Engelberg, begann im September 1974 ein neuer Abschnitt in der Geschichte der KEK.37 Während die Treffen vorher vor allem ein informeller Begegnungsraum waren, bekamen sie nun Konferenzcharakter, eine Geschäftsordnung wurde verabschiedet, Ausschüsse und zwei Studiengruppen38 gebildet, Bisher arbeitete die KEK mit einem Minibüro, das aus eineinhalb Sekretärinnen bestand. Nun wurde die Stelle eines Studiensekretärs geschaffen, der bestimmte Themen vorbereiten und den Informationsfluss innerhalb der Mitgliedskirchen intensivieren sollte. Dazu wurde die Reihe von Studienheften und Dokumentationen geschaffen. Es fehlten jedoch die finanziellen Mittel. Die EKD hatte bisher schon einen großen Teil der Kosten getragen.39 „Ich bin mit Ihnen sehr beunruhigt darüber, wie die chronische Finanzmisere alle eigentlich notwendige Planung für die Weiterarbeit hindert und möglicherweise sogar lahm legen kann,“ schrieb Heintze an Williams.40 Einen ganzen Tag wurde über den bereits sechs Jahre dauernder Bürgerkrieg in Irland diskutiert und ein Nothilfefonds gegründet. „Wir haben miteinander in täglicher Bibelarbeit auf Gottes Wort gehört, wir haben miteinander gebetet und miteinander nachgedacht über die Einheit in Christus und den Frieden in der Welt. Wir werden die Konferenz Europäischer Kirchen in Zukunft noch nötiger haben als jetzt schon. Wir brauchen dringlich eine Einrichtung, die es den Kirchen Europas ermöglicht, einander zu begegnen, einander an ihren geistliche Erfahrungen Anteil zu geben, miteinander zu beraten und zu handeln. Wir bitten die Kirchen, die uns entsandt haben, sich mit ihrer Fürbitte und mit ihren Mitteln hinter diese Arbeit zu stellen,“ hieß es in einer „Botschaft“ an die Mitgliedskirchen, worin die Freude über die persönlichen Begegnungsmöglichkeiten, die die Konferenz schuf, noch überwog.

Die Unterlagen bieten Beispiele für die geistliche Dichte der miteinander gefeierten Gottesdienste. Dazu folgendes Beispiel aus dem Schlussgottesdienst in der Klosterkirche Engelberg am 22.9.1974: „Wir beten: „Herr, Himmel und Meere und Erde / und auch wir / die Brüder und ich / die Nahen und die Fernen / die Gleichen und die Ungleichen/, alle haben wir das Leben aus dir. / Allen hast du deine Liebe bestimmt / als Gnade uns Schuldigen / als Friede uns Friedlosen / als Wahrheit für alle / die wir uns verbergen voreinander und vor dir / Diese Liebe zu empfangen / sind wir vor dich gekommen / Gib uns allen / was wir suchen / Gepriesen seist du / Herr der Welt / treuer Vater / im Bruder Christus.“ Und aus der Fürbitte: Laßt uns beten: O Herr, da wir selbst ein Teil der Welt in ihrer Angst am Abgrund des menschlichen Selbstmordes sind und da ihre Schuld auch unsere Schuld ist, bitten wir dich: Gemeinde: Herr, erbarme dich unser. Lass, o Herr, die Menschheit erkennen die Unmenschlichkeit des Menschen gegenüber dem Menschen. Bewahre uns vor einem erneuten Krieg, in dem wir die Welt und uns alle miteinander vernichten würden. Zieh unsere Hände von den Massenvernichtungsmitteln, die eine Lästerung deiner Güter und Verrat an deiner Schöpfung darstellen. Darum bitten wir dich: Gemeinde: Herr, erbarme dich unser.“41 Dieses Gebet aus dem Jahre 1974 reflektiert das heute nur unzureichend nacherlebbare Bewusstsein einer drohenden Kriegsgefahr. Noch später hob Metropolit Alexei die Wichtigkeit des gemeinsamen Gebetes hervor: „In unsere gemeinsamen Arbeit in der Ökumene haben wir gelernt, miteinander und für einander zu beten. In unserer ökumenischen Entwicklung sind wir zur gegenseitigen Kenntnis der spirítuellen Inhalts der Gebete des anderen gekommen, obwohl wir zu unterschiedlichen Konfessionen der geteilten Christenheit gehören.“42 Auf der ersten turnusmäßigen Tagung nach der Vollversammlung Nyborg VII im April 1975 in Liebfrauenburg bei Straßburg (17.-20.4.1975), wurden Heintze und Krusche ins Präsidium gewählt.43


Die Bedeutung der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit für die KEK

Einen enormen Auftrieb für die Arbeit der KEK bedeutete der erfolgreiche Abschluss der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) am 1. August 1975 in Helsinki, bei der ein Prinzipiendekalog entworfen wurde, auf den sich alle Signatarstaaten verpflichteten.

Mit dem sog. Korb 1 der KSZE verpflichteten sich die Unterzeichnerstaaten zu: 1. Souveräner Gleichheit und zur Achtung der der Souveränität innewohnenden Rechte. 2. zur Enthaltung von der Androhung von Gewalt, 3. zur Unverletzlichkeit der Grenzen, 4. zu friedlicher Regelung von Streitfällen; 5. zur Nichteinmischung in innere Angelegenheiten, 6. zur Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten einschließlich der Gedanken-, Gewissens-, Religions- und Überzeugungsfreiheit, 7. zur Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Völker, 8. zur Zusammenarbeit zwischen den Staaten, 9. zur Erfüllung völkerrechtlicher Verpflichtungen nach Treu und Glauben.

Wie schon bei den Ostverträgen versuchte die CDU/CSU vergeblich, mit einer Sondersitzung des Bundestages am 25. Juli 1975 einen Beitritt der Bundesregierung zu verhindern. Sie argwöhnte eine Aufweichung einer Politik der Isolierung der DDR und eine Aufwertung der Staatlichkeit der DDR. Bundeskanzler Helmut Schmidt, der diese Ängste nicht teilte, und Staatsratsvorsitzender Erich Honecker saßen während der Konferenz symbolträchtig in einer Reihe auf gleicher Höhe, nur durch einen Gang getrennt nebeneinander. Die KEK konnte die KSZE Akte als Bestätigung ihrer Bemühungen um ein geordnetes, geachtetes Nebeneinander der Staaten in Europa interpretieren. Die mit der CDU/CSU sympathisierenden Gruppen in den westdeutschen lutherischen Kirchen kümmerten sich wenig um eine Umsetzung jener Helsinki-Beschlüsse, auf die nun alles ankam. Die KEK hingegen, die schon auf ihrer Präsidiums- und Ausschusssitzung in Liebfrauenburg, bei Straßburg der KSZE ihre Unterstützung zugesagt hatte,44 lud schon wenige Monate später zu einer Konsultation nach Buckow/DDR Ende Oktober 1975 ein, um sich über nächste Schritte zu beraten.45 Für die Kirchen in der DDR hatte die Schlussakte eine enorme Bedeutung, weil sie nun die Glaubens- und Gewissensfreiheit wie die Einhaltung der Menschenrechte in der DDR anmahnen konnten. An dieser Konsultation nahmen ca. 55-70 Delegierte vor allem aus den sozialistischen Ländern teil, die erst den Umgang miteinander noch lernen mussten, und dass es nicht darauf ankam vorgefertigte politische Muster und Vorschläge durchzusetzen. Beim Gottesdienst in der Immanuelkirche in Berlin sprach Bischof Krusche ein viel beachtetes Grußwort, und Bischof Schönherr hielt die Predigt. Der Hauptvortrag von Prof. Ruh, Schweiz galten als Höhepunkt.46

Nach der Konsultation in Buckow fanden noch folgende zwei Konsultationen statt: im März 1977 in Gallneukirchen und eine dritte im September 1978 in Siofok, Ungarn.47


Die Begegnung der KEK mit der katholischen Kirche

Die KEK erfuhr eine erhebliche Erweiterung ihrer Arbeit durch die Begegnung mit der Europäischen katholischen Bischofskonferenz (CCEE). Zwei wichtige Tagungen zwischen der KEK und der CCEE fanden in der Braunschweiger Landeskirche statt.


Große Tage für die Landeskirche in Bad Gandersheim

Es waren große Tage für die Landeskirche, als sich die Präsidiumsmitglieder der KEK und Mitglieder der Europäischen katholische Bischofskonferenz (CCEE) im Januar 1976 im gastfreien Diakonissenmutterhaus Salem-Lichtenrade in Bad Gandersheim im Schatten der ehrwürdigen Stiftskirche einquartierten und erstmals Fühlung miteinander aufnahmen.48 Es war ein kleiner Kreis von insgesamt ca. 12 Personen. Das Treffen diente der gegenseitigen Information und Einschätzung der 3. europäischen katholischen Bischofskonferenz in Rom im Oktober 1975 sowie der Weltkirchenkonferenz von Nairobi. Das Treffen wurde mit einem ökumenischen Gottesdienst und einer Predigt von Heintze in der Wichernkapelle des Mutterhauses eröffnet. Am nächsten Tag hatte die Landeskirche zu einem festlichen Empfang in den Kaisersaal eingeladen, zu dem auch Bischof Lilje, Bischof Harms, Präses i.R. Ernst Wilm und Bischof Heinrich Maria Jansen sowie Regierungspräsident Thiele erschienen. Bürgermeister Köhler lobte das intensive ökumenische Klima in der Stadt, der ökumenische Gedanke habe in Gandersheim tiefe Wurzeln geschlagen. Erzbischof Rodger Etchegaray hoffte, dass die ökumenische Arbeit „vor allem in den Gemeinden passieren“ sollte mit dem Endziel einer „Wiedervereinigung aller Christen“.49 An allen Tagungen der KEK hatten bisher bereits Beobachter aus der katholischen Kirche teilgenommen. Nunmehr wurde in Aussicht genommen, dass in Zukunft die katholische Kirche zwar nicht offiziell Mitglied der KEK werde, aber dass sie offizielles festes Mitglied einer regelmäßig tagenden Arbeitsgruppe aus der CCEE und der KEK werden sollte. Die katholische Kirche hatte zwar auch sonst Beobachter z.B. zur Weltkirchenkonferenz nach Uppsala entsandt und dort auch Rederecht erhalten, aber deren Beiträge waren nicht offizielle, sondern persönlich verantwortete Beiträge. In Bad Gandersheim wurde in Aussicht genommen, dass aus dem Beobachterposten ein Mitgliederstatus in einem europäischem evangelisch-katholischen Gremium werden sollte. Das war zwar nur ein formaler, aber innerhalb der ökumenischen Familie ein bemerkenswerter, ausbaufähiger Fortschritt. Im Anschluss an dieses interkonfessionelle Treffen tagte das vollständige siebenköpfige Präsidium der KEK und verhandelte über die notorisch miserable Finanzlage der KEK und überlegte, ob eine 8. Vollversammlung durchführbar erschien. Am Freitag abend wurde ein festlicher Gemeindeabend im Martin Luther Gemeindehaus gehalten, bei dem Andre Appel über die Lage der evangelischen Kirche in Frankreich, ein rumänischer Bischof über die Lage der orthodoxen Kirche in Rumäniehn berichteten50 und Bischof Krusche über die Situation der Kirchen in der DDR. „Trotz des allmählichen Absterbens der Volkskirche brauchen wir uns in unserem Land keine Sorge um die Zukunft des Evangeliums zu machen.“ Es gebe auch hoffnungsvolle Zeichen. „Inmitten des Zerbrechens der Volkskirche“ versammelten sich im Erzgebirge monatlich

4.000 – 5.000 Jugendliche zu Bibelarbeit und Gebet.51 Die evangelische Kirche bejahe die dortige politische Ordnung und „spielen nicht die Rolle der fehlenden Opposition.“ „Wir gehen den uns eigenen Weg der Jünger Jesu Christi auf dem schmalen Pfad zwischen Opposition und Opportunismus.“ Das entsprach keinesfalls dem von westdeutscher Seite von einem „Besucher von drüben“ erwarteten politischen Standard.52 Hier erwartete man ein Lob auf die „Freiheit im Westen“ und eine Absage an die „Unfreiheit in der Zone“. Am Sonntag verteilten sich die Präsidiumsmitglieder auf fünf Propsteien53, Bischof Krusche predigte im Braunschweiger Dom.54 Es bedurfte in der Regionalpresse einer Erklärung, dass Krusche eine Einreise „in den Westen“ erhalten hatte, nämlich: weil er Präsidiumsmitglied der KEK sei. Die Bezeichnung „DDR-Bischof“, die der Redakteur Guhde gewählt hatte,55 entsprach dem damaligen westdeutschen Gebrauch, wie in der DDR die Titulatur „Nato-Bischof“ für einen Bischof aus der BRD.

Schon fünf Monate später war das Moskauer Patriarchat Gastgeber für die sieben Mitglieder des Präsidiums und für die 22 Mitglieder des Beratenden Ausschusses,56 bei der die KSZE im Vordergrund stand. „Landesbischof in Moskau“ schrieb die EZ.57 Während dieser Tagung übte Bischof Krusche eine herbe Kritik an der Konsultation in Buckow. Sie sei zu früh erfolgt, politisch einseitig. „Wir drücken uns vor den Themen, was bei uns nötig wäre. Die richtig brisanten Themen sind noch gar nicht angegangen.“58 Beim Treffen in Moskau, an dem auch ein Vertreter des Einheitssekretariats in Rom und der Sekretär der Europäischen katholischen Bischofskonferenz teilnahmen, wurde der gemischte Ausschuss von KEK und CCEE fest beschlossen. Das stellte die KEK erneut vor besondere finanzielle Probleme. Auch die schweren Auseinandersetzungen in Irland wurden beraten und ein katholisch-protestantisches Friedensinstitut in Belfast unterstützt. Heintze predigte während seines Moskauaufenthaltes vor einer kleinen Gemeinde in der deutschen Botschaft und schwänzte dafür den Empfang beim Moskauer Patriarchaten. Schwer beeindruckt war Heintze von dem „brechend vollen“ Gottesdienstbesuch bei einem Abendgottesdienst in der baptistischen Gemeinde und in der Patriarchenkathedrale in Moskau sowie im Kloster Sagorsk an einem strahlenden Frühlingssonntag. Nach seiner Rückkehr berichtete der Bischof in einem Interview mit Herrn Guhde von seinen Eindrücken.59 Ihm lag daran, dass wenigstens auf diese Weise die Gemeinden von der Arbeit der KEK erfuhren.

Nach den Beratungen von Präsidium und Beratendem Ausschuss vom 20.-23.4.1977 im rumänischen Iasy veröffentlichte die KEK eine Stellungnahme zur KSZE. Der Landesbischof predigte während dieses Treffens in Hermannsburg.60 Im Sommer 1978 nahm Heintze an der Sitzung von Präsidium und Ausschuss in Trondheim teil und im November desselben Jahres in Warschau.61 In Trondheim diskutierten Ausschuss und Präsidium über eine von Krusche ausgearbeitete Erklärung zur Neutronenbombe, die jedoch am Widerstand der russisch-orthodoxen Delegation scheiterte. Heintze legte den Entwurf der Erklärung trotzdem den Kollegiumsmitgliedern im Landeskirchenamt zur Kenntnisnahme vor.62


Echo in der Landeskirche

Einen staubtrockenen Bericht über die Treffen in Bad Gandersheim und Moskau sowie über die Entstehung der KEK gab der Bischof der Landesynode und den Gemeinden im KURIER 1976.63 Er schilderte die Entstehung des ökumenischen Gedankens seit dem 1. Weltkrieg bis zum ersten Treffen der KEK in Nyborg 1959 und von den beiden Hauptthemen der KEK, der Kirchengemeinschaft und der Friedensverantwortung. Abschließend nannte Heintze u.a. folgende Gründe für die Notwendigkeit einer Mitarbeit in der KEK: die Regionalisierung der Arbeit des Weltrates, die Mitarbeit von Kleinstkirchen, die Zusammenarbeit von großen Volkskirchen und verschiedenen Minderheitskirchen, die Begegnung über die Grenzen des Ost-West-Konfliktes hinweg. „Dieses Gespräch gestaltet sich zwar oft genug äußerst schwierig, aber es behält seine große Chance“. Schließlich habe die KEK eine gemeinsame Verantwortung gegenüber der Dritten Welt. Der Bischof, der einen landeskirchlichen wie persönlichen Höhepunkt in Bad Gandersheim organisiert und erlebt hatte, hätte auftrumpfen können, insbesondere gegenüber einer wachsenden Reserviertheit in der Behörde durch OLKR Wandersleb, aber Heintze konnte das nicht. Er blieb bei einem Ausmaß an unterkühlter Darstellung, die der Wirklichkeit schon nicht mehr gerecht wurde. Er benutzte aus Angst vor Eigenlob und Eigenruhm auch nicht die Gelegenheit, um eine ökumenische Begeisterung in den Gemeinden zu entfachen. Der veränderte neue Konferenzstil überschlug sich indes bei der VIII. Vollversammlung auf Kreta 1979.


Die Jubiläumsveranstaltung in Kreta im Oktober 1979

Präsidium und Beratender Ausschuss bereiteten in Sigtma, Schweiz, im Mai 1979 die Jubiläumsveranstaltung anlässlich des 20jährigen Bestehens der KEK im Herbst des Jahres auf Kreta vor.64 Dort trafen sich in der griechisch-orthodoxen Akademie in Chania, der Hauptstadt Kretas, acht Tage lang vom 18.-25.10.1979 400 Delegierte aus 112 Mitgliedskirchen aus 26 Ländern unter ihnen auch katholische Teilnehmer mit Gaststatus. Die Hauptthema lautete: „In der Kraft des Heiligen Geistes – Frei für die Welt“65. In der Kathedrale der Hauptstadt zelebrierte Erzbischof Timotheus den festlichen Eröffnungsgottesdienst. Das holländische Gründungsmitglied und Ehrenpräsident Emmen berichtete von den Anfängen der KEK. Metropolit Alexy überreichte vom Patriarch Pimen gestiftete Orden an die verdienten Mitglieder Emmen, Präses Wilm, Präsident Appel, Generalsekretär Williams und seine Sekretärin Frau Silenzi und den scheidenden Schatzmeister Schneider. Es war wie auf einer großen Familienfeier. Orthodoxe Referenten hielten die drei Hauptvorträge über das Wirken den Heiligen Geistes. Protestantische Delegierte hielten die Morgenandachten. Bei den Plenarversammlungen brachten die Delegierten aus der DDR einen Antrag ein, der die rivalisierenden Rüstungsmächte aufforderte, durch einseitige Abrüstungsschritte die Entspannung zu fördern und die Rüstungsspirale zum Halten zu bringen. Der Präsident des Französischen Protestantischen Kirchenbundes verlas im Namen von 18 Delegierten eine Protesterklärung gegen einen zu gleicher Zeit in Prag stattfindenden Prozess gegen sechs tschechische Intellektuelle. Dieser verstoße eindeutig gegen den Geist der Helsinki-Akte. „Unter diesen Umständen scheint es uns unmöglich, dass wir auseinandergehen, ohne in unserer Vollversammlung öffentlich zum Ausdruck gebracht zu haben, dass uns tiefe Traurigkeit über diese Nachricht erfüllt und ohne an die Leitungsorgane der Konferenz Europäischer Kirchen zu appellieren, weiter beharrlich für die Anwendung der Schlussakte von Helsinki einzutreten.“66 In einer Botschaft an die Kirchen mahnte die Konferenz zu Abrüstung, zur Einhaltung der Abmachungen der KSZE in Helsinki und zu vertrauensbildenden Maßnahmen durch eine Erziehung zum Frieden in Elternhaus und Schule. Das waren zwar die immer wiederkehrenden Mahnungen, die jedoch den immer wiederkehrenden Aufrüstungsmechanismen auf beiden Blockseiten entsprachen. Bei Besuchen in Gottesdiensten in 15 orthodoxen Gemeinden begegneten sich Volksfrömmigkeit und traditionelle Lebensformen. Aber es mehrte sich auch Kritik aus den Teilnehmerkreisen, die dem Präsidium und Beratenden Ausschuss in Salzburg vorgelegt wurde. Da wurde einerseits die gute Organisation, die ausgezeichneten Arbeitsbedingungen, der herzliche Empfang und die übergroße Gastfreundschaft in den Gemeinden gelobt, aber nicht wenige Teilnehmer seien überrascht, wenn nicht schockiert angesichts des luxuriösen Lebensstils, den das Fünf-Sterne Hotel den Teilnehmern aufgenötigt hatte. Trotz der ausgezeichneten Möglichkeit des Gedankenaustausches sei für eingehende Gespräche nicht genügend Zeit gewesen.67 Diese Kritik war vom Kirchlichen Außenamt gesammelt und teilweise zu eigen gemacht worden. Der Nachfolger von Adolf Wischmann in der Leitung des Kirchlichen Außenamtes in Frankfurt Pfr. Heinz Joachim Held lieferte einen kritischen Bericht über die Versammlung in Kreta. Held kritisierte den aufwendigen Lebensstil, es habe zu wenig Möglichkeiten zu freier Begegnung der Teilnehmer gegeben, es ermangele an Koordinierung von Vorträgen und Bibelstunden oder Bibelstudien, Die Geistlichen hätten ein viel zu großes Übergewicht gegenüber den Laien. Die westdeutsche theologische Presse konnte mit der Versammlung in Kreta nichts anfangen. Hans Wolfgang Heßler stellte die Ökumenefähigkeit der KEK in Frage. Im ganzen blieben unerfüllte Hoffnungen, Verunsicherungen und Defizite die markantesten Kennzeichen dieser Organisation.68 In den Lutherischen Monatsheften bemängelte Wilfried Rott die Initiative des Bundes der evangelischen der DDR zur Abrüstung und zur Frage einer möglichen Vorleistung. Die Konferenz hätte „schwer verdauliche“ Konferenzpapiere zustande gebracht. Eine Weiterarbeit in der KEK und finanzielle Unterstützung müsste überprüft werden.69

Die Kommentare signalisierten die im Blockdenken erstarrte Position der westdeutschen lutherischen Landeskirchen und die geringe kirchenpolitische Unterstützung für Bischof Heintzes Engagement in der KEK. Anders dagegen beurteilte Olaf Lingner im Kirchlichen Jahrbuch den Beitrag der DDR-Kirchen in Kreta. „Die Entschiedenheit, mit der sich die Sprecher der Kirchen in der DDR von den Propaganda Parolen ihrer Regierung in der Ost- West Auseinandersetzung distanzieren, muss immer wieder unterstrichen werden. In solchen Äußerungen zeigt sich die Eigenständigkeit einer kirchlichen Verantwortung für den Frieden in der Welt.“70


Die erste große evangelisch-katholische Konferenz in Chantilly 1978

Nachdem sich die katholische europäische Bischofskonferenz und die KEK in Bad Gandersheim im kleinen Kreis getroffen hatte, folgte in Chantilly bei St. Gallen vom 10.-13. 4 1978 ein Treffen in großer Runde. Es waren von jeder Seite je 30 Delegierte erschienen. „Keine Nachfolge Christi ohne Bereitschaft zur Einheit. Kein Friede in Christus ohne Einsatz für den Frieden in der Welt“ lautete das anspruchsvolle Motto. Zum Generalthema hielten der Kardinal Basile Hume ein Referat „Keine Nachfolge Christi ohne Bereitschaft zur Einheit“, Prof. N.A. Zabolovsky „Die Vollkommenheit der Welt – ist dies das Ziel der Einheit?“, Emile Josef de Smedt, Brügge und Bischof Krusche „Kein Friede in Christus ohne Einsatz für den Frieden in der Welt.“71

Die Grundsatzrede Krusches, die von dem Friedensdienst Christi ausging, wirkte zunächst wie eine kräftige Bußpredigt. Das Bekenntnis, Christus ist unser Friede, müsste für das Verhältnis der christlichen Kirchen untereinander die drei Folgen haben, dass diese Kirchen in den je anderen Kirchen die Kirche Jesu Christi antreffen, dass diese einander brauchen und nicht mehr ohne die andern sein wollen. Unverträglich mit dem Frieden Christi scheine es, wenn Kirchen ihre eigenen Glieder vor der anderen Kirche warnen, auf sie bewusst ihre missionarische Tätigkeit richten, eine konfessionsverschiedene Ehe erschweren, gute Beziehungen zur politischen Macht gegen andere Kirchen ausspielen, mit einer Majorität die Minderheitskirche gegen die Wand drücke, Vorurteile nicht abbauen und meinen, ihr fehle nichts und sie hätten keinen Grund hinzuzulernen. „Sind wir miteinander im Frieden Christi? Zumindest für die Vergangenheit wird man das leider verneinen müssen“, und es ändere sich nichts, „wenn wir das, was an Unfrieden ohne Christus zwischen uns war und noch ist, verschweigen, verdrängen, bagatellisieren. Da aber die Zusage Jesu. „meinen Frieden gebe ich euch“ (Joh.14,27) gelte, überlasse Jesus nicht seine Kirche ihrem Unfrieden, sondern ziehe sie in die dynamische Bewegung seines Friedens hinein. Als beeindruckende Beispiele nannte Krusche zahlreiche Verhaltensformen innerhalb der KEK. Man nehme aufeinander Rücksicht, man vermeide die Verabschiedung von Texten, die andere nur unwillig mit vollziehen könnten, keiner werde „politisch aufs Glatteis geführt“, man erstrebe eine friedliche Welt durch die Verkündigung der im Kreuzestod vollzogenen Versöhnung. So wie Gott am Kreuz den ersten Schritt getan habe, ohne die Reaktion des Menschen abzuwarten, so sei „die Politik des ersten Schrittes, des einseitigen Verzichtes, noch die einzige reale Chance zur Erhaltung des Friedens.“ Das Gebet für den Frieden habe eine „exorzistische Funktion. „Hier sind reale, abgründige Widerständigkeiten wegzubeten. Es ist um Einsicht, Geduld, Vertrauen, um Rückgewinnung von Handlungsfreiheit angesichts der innertechnologischen Zwänge zur Aufrüstung zu beten.“ Es folgten weitere Vorschläge für den Friedensdienst in Gesellschaft und Kirche. Krusche setzte einen bezeichnenden Schluss: „Weil der Friede auf Erden etwas Teueres ist, muss der mit dem Frieden Christi Beschenkte es sich um seinetwillen etwas kosten lassen. Der Einsatz für den Frieden kann schmerzhafte Trennungen und empfindliche Leiden mit sich bringen. Allem billigen Friedensgerede fährt das harte (und darum in der Kirche ungern gebrauchte) Wort Jesu in die Quere: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, den Frieden auf Erden zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert“ (Matth. 10,34); nicht, dass wir das Schwert zu führen hätten – das gerade nicht (Matth. 26,52) –, aber wir werden es zu spüren bekommen, dass die Friedensmacher nicht unverletzt, nicht ohne Stigmata Christi bleiben“.72 Heintze verfolgte das Referat mit heftigen, roten, zustimmenden Unterstreichungen.73 „Das Evangelium, ist nicht zuerst eine Sammlung moralischer Gesetze. Es ist eine Begegnung mit dem Erlöser. Der Herr ist der Weg zur wahren Befreiung“, schloss Krusche und öffnete wieder den Blick auf sein Frömmigkeitsprofil, dem sich Heintze nah verbunden fühlte.74 „Begegnung mit dem Erlöser“ wäre ein Schlüssel für das Verständnis seiner Hartnäckigkeit und Unnachgiebigkeit und das Durchhaltevermögen in schwierigen Lagen seiner Landeskirche.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete von „Unruhe“, die der Vortrag Krusches ausgelöst habe. Ein Schwerpunkt neben den Referaten und Aussprachen waren die zahlreichen Gottesdienste, zumeist Abendmahlsgottesdienste. Ich frage mich, ob das ständige Drängeln auch nach einem gemeinsamen Abendmahl nicht die Tatsache entwertet, dass das Zuhören und Mitbeten jener Teilnehmer, die sich vom Essen und Trinken ausgeschlossen fühlen, auch eine Form intensiver, sakramentaler Begleitung bedeuten kann. Im Abendgebet am 13. April wurde zu Anfang folgendes Votum gesprochen, auf das die Lesung von Eph.2, 13-22 folgte:

„Trotz unserer Eile wird die Einheit morgen nicht erreicht. Sie ist nicht ein Traum, der durch unsere Hände, durch unser Ringen, durch unsere menschliche Ungeduld Wirklichkeit wird. Und doch ist sie in Christus schon verwirklicht, wenn auch noch nicht sichtbar gemacht. Und weil sie in Christus verwirklicht und erreicht ist, ist jede Hoffnung möglich, ist jedes Gebet schon erhört, ist jede Mühe, sie voranzutreiben, notwendig.“75


Der Einmarsch in Afghanistan

So belebend die Helsinki-Akte auf die Arbeit der KEK wirkte, so verheerend wirkte der Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan am 24.12.1979, weil er eine glaubwürdige Versöhnungsarbeit auf eine harte Probe stellte, auch weil der Geist von Helsinki aufs schwerste verletzt war. Die Kriegsgefahr rückte näher. Wenige Monate nach dem Einmarsch fand bei die 4. Konsultation

29. Mai – 3. Juni 1980 in El Escorial bei Madrid statt. Es nahmen insgesamt 52 Delegierte aus den KEK Mitgliedskirchen, aber auch aus Friedensinstitutionen und der UNO teil.76 Der Friedensforscher Carl Friedrich v. Weizsäcker vom Max Planck Institut Starnberg, und Graf Wolf v. Baudissin vom Institut für Friedensforschung an der Hamburger Universität, hielten Referate und plädierten trotz der angespannten Lage für eine Fortsetzung der Entspannungspolitik.77 Als Vertreter des Rates der EKD nahm der württembergische Bischof Hans v. Keler an der Konsultation teil. Er bedauerte später vor seiner württembergischen Synode, dass die Schlussakte von Helsinki „noch längst nicht genügend gewürdigt worden sei und insgesamt bei uns viel zu wenig bekannt sei. „Wir sollten daher diese Dokumente ernsthafter zur Kenntnis nehmen. Alle staatlichen Grundsätze wollen zuerst in den Herzen und im Verstand der Bürger verankert sein.“78 Die Konsultationen waren von der einzigen Frage beherrscht: Was können die Kirchen für die Entspannung zwischen den beiden Militärblöcken in Europa tun?

In den westeuropäischen Staaten und auch in der Bundesrepublik wurde dagegen als „Bestrafung“ der Sowjetunion ein Boykott der Olympischen Sommerspiele in Moskau 1980 diskutiert, der schließlich von de USA und der BRD und einigen wenigen anderen Staaten befolgt wurde.


Vorbereitung und Durchführung einer 2. europäische Begegnung in Beienrode und im Løgumkloster

Bei der Nacharbeit der Tagung in Chantilly wurde der Wunsch nach einem weiteren Treffen geäußert. Dazu gab es verschiedene Vorkonferenzen und zur abschließenden Beratung traf sich das Präsidium im Januar 19981 in Beienrode. Eigentlich war die Sitzung im Marienstift geplant, und als es keine Möglichkeit sah, diese elf hochrangigen Gäste im Mutterhaus zu beherbergen, sollte das Predigerseminar einspringen. Auch dieser Plan kam nicht zustande, aber das Haus für ostpreußische verwitwete Pfarrfrauen „Helfende Hände“ in Beienrode bei Königslutter bot Unterkunft und Tagungsräume. Es wurde abschließend die Durchführung eines 2. Treffens der Europäischen katholischen Bischofskonferenz und der KEK mit großer Beteiligung anschließend beraten. In der katholischen Marienkirche von Königslutter feierten Bischof Scheele (Würzburg) und Kardinal Hume (London) mit ihren Kollegen eine Frühmesse, Propstei und Stadt Königslutter luden zu einem Empfang, an dem u.a. der Moskauer Metropolit Alexej, der dänische Bischof Han L. Martensen, der Bischof Patrick Rodger aus Oxford sowie das Ehepaar Heintze teilnahmen. Bischof Heintze hatte während der Tagung einen ökumenischen Gottesdienst gehalten. Hier stießen in Königslutter und Beienode Welten aufeinander.79

Vom 16.-20.11.1981 fand in Løgumkloster Dänemark die 2. europäische Begegnung von KEK und CCEE in großer Runde statt. Es waren insgesamt 80 katholische, anglikanische, orthodoxe und protestantische Teilnehmer aus allen europäischen Ländern versammelt, die Hälfte davon katholisch. Sie wurde geleitet, wie schon in Beienrode, von Kardinal Basil Hume, dem Präsidenten der Europäischen katholischen Bischofskonferenz, und Pastor Andre Appel, dem Präsidenten der KEK. „Sehr breiter Raum wurde dem Gebet eingeräumt: einstündige Meditationen am Morgen und am Abend und Eucharistiefeiern prägten die einzelnen Tage“.80 Das Leitwort des Treffens lautete „Berufen zu e i n e r Hoffnung – Ökumenische Gemeinschaft in Gebet, Zeugnis und Dienst“. Es sollten also keine theologischen Konsensgespräche geführt werden, es wurde auch nicht auf „Wiedervereinigung der Kirchen“ spekuliert, sondern es wurde den Kirchengemeinden gezeigt, wie ökumenische Gemeinschaft auch vor Ort gelebt werden kann, weil sie eine gemeinsame Hoffnung haben. Dazu hielt Bischof Scheele am ersten Tag ein Referat über „Hoffnung für alle“, der neue Studiensekretär der KEK, D. Popescu, sprach über die Aktualität des Nicäno-Konstantinopolitanums für unsere Kirchen“ und Dr. William H. Lazareth, der Direktor von „Glaube und Kirchenverfassung“ des ÖKR zu „Hoffnung in einer weltweiten Gemeinschaft“. Das nicänische Glaubensbekenntnis wird in einigen evangelischen Landeskirchen bei hohen Festtagen im Gottesdienst statt des Apostolischen Glaubensbekenntnisses gesprochen. Es war nicht ganz fremd und hatte in der alten Fassung noch einen melodischen Klang: „Gott von Gott, Licht von Licht, wahrhaftiger Gott vom wahrhaftigen Gott, geboren nicht geschaffen.“ Das Nicänisch-Konstantinopolitanische Bekenntnis hingegen kam für evangelische Pfarrer höchsten in einem dogmengeschichtlichen Seminar vor, indes feierte es, 381 formuliert, sein 1.600jähriges Jubiläum. So kam das Thema von D. Popecu zustande, ob es allerdings geeignet war, die in Christus gestaltete Hoffnung in einer hochgefährdeten politischen Weltlage auszudrücken, mag fraglich bleiben. In sechs Arbeitsgruppen „tauschten die Teilnehmer geistliche Erfahrungen im Ökumenischen Bereich aus und formulierten Anregungen für die zukünftige Zusammenarbeit.“81 Wiederum fällt die Abwesenheit von theologischen oder kirchenpolitischen Aussagen auf. Die Konferenz sandte eine „Botschaft“ an ihre Mitgliedskirchen und bekannte den „schmerzhaften Widerspruch“, ein altkirchliches Bekenntnis gemeinsam, jedoch an getrennten Altären und Tischen zu feiern. In einer Welt des Gegensatzes von Hunger, Elend und Wohlstandsgesellschaft, von unvorstellbarer Vernichtungskraft der neuen Waffensysteme“, von Arbeitslosigkeit und Not in Irland „sind wir zur Hoffnung gegen alle Hoffnungslosigkeit berufen“. Diese sollte durch Taten der Gerechtigkeit, der Liebe und Brüderlichkeit bewiesen werden. „Wenn Kirchen und Christen über Grenzen hinweg brüderlich miteinander umgehen, Freud und Leid teilen und bereit sind, ein einfaches Leben zu führen, wäre das für viele ein Hoffnungszeichen“.82 Nur wenige Tage nach dem Treffen in Dänemark tagte die Landessynode, um den Haushalt zu beraten. Bischof Heintze liess es sich nicht nehmen, zu Beginn der Tagung die Botschaft vom Løgumkloster den Synodalen in voller Länge vorzulesen.83 Der langjährige Genfer Sekretär der KEK, Dr. Gyula Nagy, Budapest, schrieb 1981 eine zusammenfassende Darstellung der KEK unter der treffenden Überschrift „Das zerrissene Europa versöhnen.“84 Durch die persönlichen und theologischen Gespräche sei ein Vertrauen über die theologischen und gesellschaftlichen Gegensätze hinweg erwachsen, das eine Voraussetzung für eine politische Lösung und Entspannung in der Blocksituation Europas war.


Verankerung der KEK in der Landessynode und den Gemeinden

Bischof Heintze mühte sich unentwegt, die Welt der KEK der Braunschweiger Landeskirche nahe zu bringen. Erst die Verankerung in den Kirchengemeinden werde der Arbeit der KEK einen dauerhaften Halt geben, betonte er immer wieder. Daher traktierte er, wenn er den mehr persönlich gefärbten Lagebericht alle zwei Jahre zu erstatten hatte, die Landessynodalen unermüdlich mit Berichten und Vorgängen aus der Konferenz Europäischer Kirchen. Im Lagebericht März 1972 empfahl er den Synodalen die Lektüre von Krusches Vortrag „Diener Gottes, Diener der Menschen“ auf der Nyborg Tagung als ein Beispiel für die Zusammengehörigkeit von gesellschaftlicher und geistlicher Dimension des kirchlichen Dienstes.85 In jenen Jahren war das ökumenische Interesse allerdings durch die Kontroverse über das Anti-Rassismusprogramm überlagert. Im März 1974 machte Heintze die Synode mit der Vorbereitung zur Vollversammlung von Nyborg VII bekannt.86 Bei seinem Bericht im Februar 1976 lagen die großen Tage des Treffens von KEK und Europäischer Katholischer Bischofskonferenz in Gandersheim erst drei Wochen zurück und waren in der Kirchenpresse ausführlich beschrieben worden. Heintze nannte als das „besondere Anliegen der KEK „namentlich den kontinuierlichen Austausch zwischen Kirchen, die dem Ostbereich und dem Westbereich unseres Kontinents angehören.“ Es gebe sehr wenige Organisationen, in denen solcher Austausch heute überhaupt möglich sei. Die Begegnung mit den orthodoxen Kirchen rege zum Nachdenken über das Verhältnis von Tradition und Reformation an.87 Am 9.12.1977`besuchte der Generalsekretär Glen Garfield Williams die Landessynode, stellte die Organisation der KEK vor, sprach auch über die Schwierigkeit, dass die Finanzbeiträge der Kirchen aus Osteuropa wegen der Devisenkontrolle und Währungsumstellung nur 5 % der Gesamthaushaltes betragen, betonte die große Finanzhilfe der EKD („ohne die deutsche Unterstützung würde die Arbeit der Konferenz Europäischer Kirchen überhaupt nicht möglich sein“), dankte auch für die Finanzhilfe der Braunschweiger Landeskirche, hob die geistliche Mitarbeit von Bischof Heintze hervor und warb für eine Fortführung der Beziehungen.88 Am ausführlichsten beschäftige Heintze die Landessynode in seinem letzten Lagebericht 1980 mit der KEK. Er war gerade von der Präsidiumssitzung in Salzburg zurückgekehrt und verlas die noch unveröffentlichte Kundgebung, die das Gebet in den Mittelpunkt stellte. „Wir bitten die Christen in Europa: Betet in aller Zuversicht und Treue für die Bewahrung der Menschheit vor neuem Unrecht und Leid! Betet zu Hause und in der Gemeinde zu Gott“, es folgt eine längere Fürbittenliste, u.a. „dass Er alle, die über wirtschaftliche Reichtümer verfügen, bereit mache zu ehrlichem und gerechtem Teilen und sie so wirkliche Sicherheit gewinnen lässt; dass Er denen wehrt, die die Situation anheizen, Hass säen und Herzen verhetzen; dass er alles segne, was Menschen dazu getan haben und weiter tun werden, um Spannungen abzubauen, Konflikte friedlich zu lösen und die Gemeinschaft über Grenzen hinweg festzuhalten. Beten ersetzt nicht das Tun. Es ist selber eine Tat, die durch nichts zu ersetzen ist.“.89 Diese Formulierungen gingen nicht über das hinaus, was die Pastorinnen und Pfarrer Sonntag für Sonntag vor Gott brachten, mögen die Synodalen erleichtert gedacht haben; wozu noch diese besondere Aufforderung? Die KEK Mitglieder hatten auch an besondere Gebetsgottesdienste gedacht, wie sie sie selber in Salzburg gehalten haben, Gebete für den Frieden, wie die Kirchen in der DDR sie 1979 einführten und Gebete für die gesellschaftliche Erneuerung, die den lutherischen Kirchen im Westen entbehrlich erschienen. Seit dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan im Dezember 1979 verbreitete sich in beiden Teilen Deutschlands das Gefühl extremer Kriegsgefahr und steigerte sich durch die Stationierung immer neuer Raketen in Europa sowie durch die ständige Präsenz von sog. amerikanischen strategischen Bomberflotten mit Atombomben an Bord, die durch einen Fehlalarm eine Atomkatastrophe auslösen konnten. Siegfried von Kortzfleisch platziert im Septemberheft der Lutherischen Monatshefte 1981 den Titelaufsatz „Einmal Hiroshima ist genug. Die Amoralität der A-Bomben“.90

Diese Äußerungen des Bischofs vor der Landessynode erreichte einen weiteren Kreis: die Pfarrerschaft erhielt sie regelmäßig als Sonderdruck, sie wurden meist auch für interessierte Gemeindemitglieder erreichbar im aktuellen KURIER abgedruckt und schließlich auch in der Evangelischen Zeitung. Nun kam es darauf an, auf welchen Boden diese Anregungen fielen. Wie alle anderen Kirchen trug auch die Braunschweiger Landeskirche die finanziellen Kosten für Unterkunft und Verpflegung der Präsidiumsmitglieder in Gandersheim und Beienrode. Das war für eine verhältnismäßig kleine Landeskirche nicht wenig. Heintze bewegte die Kirchenregierung außerdem dazu, eine ständige Pflichtkollekte für die Arbeit der KEK zu erheben. Seit 1978 wurde am Sonntag Trinitatis für viele Jahre im Gottesdienst eine solche Kollekte erhoben und konnte die vorbereitete Kollektenempfehlung verlesen werden. Als im Präsidium der KEK im Folge der Unterstützung der KSZE-Akte die Notwendigkeit bejaht wurde, das Verhältnis der Menschenrechte zu den Kirchen näher zu untersuchen, es aber an Geld dafür fehlte, bewilligte die Kirchenregierung 1980 15.000 DM und 1981 16.000 DM als Zuschuss für ein solches gezieltes Projekt. Von der Wirksamkeit Heintzes in der KEK schrieb der russisch-orthodoxe Metropolit Alexei, den Heintze als einen der Präsidenten der KEK kennen gelernt hatte, in der Festschrift 1987: „Wir kennen das tatkräftige Wirken von Bischof Dr. Heintze, seine vielfältigen Interessen, seine Gründlichkeit bei der Auseinandersetzung mit den jeweiligen Problemen, die an der Tagesordnung unserer europäischen regionalen Kirchenorganisationen stehen. Wir alle, die wir bereits viele Jahre mit dem Bischof Dr. Heintze zusammengearbeitet haben, haben das Privileg, aus seinem ökumenischen und pastoralen Erfahrungsschatz zu lernen, den er mit seinen Kollegen großzügig teilt.“91 Die Situation, die ich oben geschildert habe ging 1986 zu Ende, als Generalsekretär Glen Garfield Williams seinen Dienst beendete und das Präsidium personell völlig ausgewechselt wurde.

Der Weg der KEK veränderte sich grundlegend durch das Ende des Kalten Krieges, den Fall der Mauer, das Ende der Sowjetunion, den Beitritt der hastig gebildeten Länder auf dem Gebiet der früheren DDR zur Bundesrepublik und damit zugleich die völlig veränderte der Situation der orthodoxen Kirche in Russland und ihr Rückfall in eine Staatskirche.


Anmerkungen zu Kapitel 13

1 Ernst Wilm: Die Konferenz Europäischer Kirchen. Festschrift 1987 23 – 35; ebd. Glen Garfield Williams: „Genau Neunzehn Jahre“; 19-22; Katharina Kunter: Die Kirchen – Europa – Ökumene in: Claudia Lepp/Kurt Nowak, Evangelische Kirche im geteilten Deutschland (1945-1989/90), Göttingen 2001, 255-277; Martin Greschat: Die Ostpolitik der KEK in Kirchen und sozialistischer Staat Umbruch und Wandel 1945-1990. (Hg. Helmut Baier) 1996 31-43; Keith Clements CEC and Ecumenism in Europe – Past, Present and Future, Festschrift Gott dem Herrn Dank sagen, 2002 21 – 24.
2 Im Landeskirchlichen Archiv befinden sich 17 Aktenbände aus dem Bestand von Bischof Heintze mit der Aufschrift „Konferenz europäischer Kirche“ (KEK). Sie geben Auskunft über die Geschichte der KEK bis zum Jahre 1982 und in welcher Weise Bischof Heintze an ihr beteiligt war. Im Archiv der früheren provinzsächsischen Landeskirche in Magdeburg befinden sich die Konferenzunterlagen von Bischof Krusche mit zahlreichen persönlichen Bemerkungen, auch über die Beteiligung von Bischof Heintze an der Disksussion.
3 LAW LBf 534 Brief Wischmann an Heintze vom 23.3.1966.
4 Über die Anfänge in Liselund und die führende Rolle von OKR Heinz Klopppenburg JK 1978 267 – 269.
5 Otto Dibelius: Ein Christ ist immer im Dienst“, Stuttgart 1961, 323 – 327.
6 LAW LBf 534 Programm und Protokoll der Konferenz in Bukarest.
7 BZ 9.3.1967.
8 LAW LBf 534 Heintze an Konrad Lübbert am 22.3.1967.
9 LAW LBf 536 Das Protokoll der Vollversammlung in Pörtschach. Ein Bericht in SONNTAG 24.9.1967 2 „Gemeinsame Aufgabe: Dienen und Versöhnen“.
10 das grüne Vorbereitungsheft in LAW LBf 534.
11 ebd. 25.
12 ebd. Nr. 68; 27.
13 das Referat in den Konferenzunterlagen LAW LBf 534.
14 Ernst Wilm erinnerte sich so: „Unvergesslich bleibt mir der Vortrag von Generalsekretär Visser ’t Hooft auf der Vollversammlung Nyborg V in Pörtschach am Wörthersee über das Thema „Dienen und Versöhnen“ – Aufgabe der Kirchen Europa heute“. Visser ’t Hooft hatte den Vortrag nicht selber halten können, weil seine Frau schwer krank war. Er hatte ihn auf Band gesprochen, und er wurde uns vom Band überliefert. Nie im Leben habe ich einen so tiefen Eindruck von einem Bandvortrag empfangen wie damals in Pörtschach.“ Ernst Wilm In der Konferenz europäischer Kirchen, Festschrift Gib ewigliche Freiheit 32.
15 Unvollständige Lebenserinnerungen 53.
16 LAW LBf 535 Sitzung des Beratenden Ausschusses in Gwatt, Schweiz (5.-8.3.1968) und in Cartigny bei Genf (11.-13. 7. 1969).
17 LAW LBf 535 Sitzung in El Escorial; LAW LBf 536 das Protokoll der Sitzung in Escorial 29.4.-2.5.1969.
18 LAW LBf 536 Siofok, Ungarn (13.-17.4.1970).
19 LAW LBf 536 Heintze an Williams am 15.5.1970.
20 Werner Krusche: Verheißung und Verantwortung, Berlin 1990, 189 – 201.
21 JK 1971 226.
22 ebd. 227.
23 ebd. 227.
24 ebd. 227.
25 ebd. 228 Den Dienst Jesu erlebe der Christ als vielfache Befreiung, nämlich als Befreiung von Schuld, als Befreiung vom Zwang zur Selbstverwirklichung, „der immer in der Hybris oder in der Depression endet“, von dem „mörderischen Zwang, sich und andere nach der erbrachten Leistung zu messen,“ schließlich: „Du bist befreit von der Verhaftung an überkommene Denkschemata, Sozialmodelle und Verhaltensmuster. Du bist frei für das Progressive“.
26 ebd. 228.
27 ebd. 231.
28 ebd. 232.
29 ebd. 234.
30 LAW acc 102/07 Rundbrief vom 11.5.1971.
31 ebd.
32 EZ 9.5.1971 S. 1.
33 LAW LBf 537 Sitzung des Beratenden Ausschusses in Marseille im November 1971 (22.-26. 11. 1971) Das Protokoll der Sitzung reichte der Bischof an LKR Wandersleb weiter.
34 LAW LBf 537im Oktober 1972 Puchberg, Österreich (24.-27.10.1972).
35 LAW LBf 538 Beratender Ausschuss Bad Soden im Oktober 1973 (16.-19. Oktober 1973).
36 LAW LBf 538 Beratender Ausschuss in Bukarest (24.1. – 28.1. 1974).
37 LAW LBf 548 Die Vollversammlung fand 16.-23. September 1974 statt.
38 Eine Studiengruppe sollte das Thema „Theologische Anfragen aus europäischen Kirchen an dem gegenwärtigen Weg des Ökumenischen Rates der Kirchen“ bearbeiten.
39 Der Beitrag der EKD betrug 1970: 94.000 DM; 1971: 100.428 DM; 1972: 113.705 DM; 1973: 129.553 DM; Dazu kam ein weitere Beitrag von 35.910 DM; aber das Interesse der einzelnen Landeskirchen an einer finanziellen Beteiligung war gering. Die westfälische Kirche mit ihrem Präses und KEK Präsidenten Ernst Wilm zahlte erhebliche Beiträge. Heintze wurde Vorsitzender eines ad hoc Ausschusses, der die Finanzmisere beheben sollte. „Ich bin mit Ihnen sehr beunruhigt darüber, wie die chronische Finanzmisere alle eigentlich notwendige Planung für die Weiterarbeit hindert und möglicherweise sogar lahm legen kann.“ (Heintze an Wilm 26.7.74 in LAW LBf 548).
40 Heintze an Wilm 26.7.74 in LAW LBf 548.
41 LAW LBf 548 Ordnung des Gottesdienstes am 22.9.1974 in Engelberg.
42 Festschrift „Gib ewigliche Freiheit“ 1987 11.
43 LAW LBf 539.
44 KJ 1975 333 Konferenz Europäischer Kirchen unterstützt KSZE Arbeit.
45 KJ 1975 293 – 296.
46 Provinzsächsisches Archiv Magdeburg Rep B 3 Nr. 1 enthält das Referat von Prof. Hans Ruh und die Ansprache von Krusche im Gottesdienst.
47 26.-29. September 1978 in Siofok, Ungarn die 3. Nach-Helsinki/Belgrad Konsultation der KEK. Siehe JK 618-619!!) mit 80 Vertretern aus 20 Staaten einschließlich der USA Vertreter des CCEE Europäischen kath. Bischofskonferenz waren ebenfalls dabei.
48 LAW LBf 540.
49 EZ 8.2.1976 mit einem ausführlichen Bericht von der Tagung „Sie kamen aus Ost und aus West“.
50 Gandersheimer Kreisblatt 2.2.1976 „Auch die DDR Jugend findet zur Kirche“.
51 EZ 15.2.1976 „DDR-Bischof: Keine Sorge um die Zukunft“.
52 Ebenso wenig entsprach es dem erwarteten Standard, dass Krusche auf dem Nürnberger Kirchentag von der vergeblichen Hoffnung auf eine Wiedervereinigung sprach: „Ich denke (und ich sage das nicht ganz ohne Schmerzen): Das Zurückstellen der Hoffnung auf eine staatliche Einheit Deutschlands ist das Opfer, das wir Deutschen um des Friedens in Europa willen zu bringen haben. Die Suspendierung dieser Hoffung schließt freilich ein, dass die Hoffnung auf eine ungehinderte – möglichst wenig eingeschränkte –Gemeinschaft der Menschen in den beiden deutschen Staaten lebendig erhalten und Schritt um Schritt in Wirklichkeit umgesetzt wird.“ JK 1979 330.
53 Andre Appel predigte im Gandersheimer Dom, der Generalsekretär Williams in Salzgitter, der Niederländer Kunst in Bad Harzburg, der Ehrenpräsident Ernst Willm in Wolfenbüttel, Guyla Nagy in Seesen, Bischof Rodger in Goslar. Nach Gandersheimer Kreisblatt 29.1.1976 „Beziehungen der beiden Konferenzen werden intensiviert“.
54 Es bedurfte in der Regionalpresse einer Erklärung, dass Krusche eine Einreise „in den Westen“ erhalten hatte, nämlich: weil er Präsidiumsmitglied der KEK sei. Die Bezeichnung „DDR-Bischof“, die der Redakteur Guhde gewählt hatte, entsprach dem damaligen westdeutschen Gebrauch, wie in der DDR die Titulatur „Nato-Bischof“ für einen Bischof aus der BRD.
55 ebd.
56 LAW LBf 540 Tagung in Moskau vom 19. – 23. Mai 1976; dort das englische Protokoll, sowie das grüne Heft Nr. 7.
57 EZ 23.5.1974 8 „Landesbischof in Moskau“.
58 Provinzsächsisches Archiv Magdeburg Rep. B 3 Nr. 3 Konferenz Europäischer Kirchen Moskau 1976 zu top 8,2 ein handschriftliches, zweiseitiges Papier von Krusche mit scharfer Kritik an der Konsultation in Buckow. „Eine so schlechte Vorbereitung wie Buckow können wir uns nicht wieder leisten“.
59 EZ 6.6.1976 „Predigt in der Moskauer Botschaft“.
60 LAW LBf 542 Protokoll auf engl. Heintze blieb bis zum 28.4. noch in Rumänien.
61 LAW LBf 540 Tagung in Trondheim 6.-10. Juni 1978 und in Warschau 23. – 26. November 1978.
62 LAW LBf 543. Dazu ein Brief von Heintze an Wilm, der krankheitshalber an der Teilnahme in Trondheim verhindert war vom 27.6.1978 über den Verlauf der Tagung.
63 KURIER 3/76 Oktober 1976 25 – 27 Landesbischof Dr. Gerhard Heintze „Wachsende Kirchengemeinschaft in Europa“.
64 LAW LBf 544 Protokoll von Sigtma.
65 LAW LBf 544 Chanissa; JK 1979 540 – 544. Gerhard Bassarak „Zwanzig Jahre Konferenz Europäischer Kirchen.“
66 JK 1979 551 KEK Nachlese.
67 LAW LBf 547 Eine persönliche Bilanz von Marjolaine Chevallier. Sie referierte die Meinung eines anderen „KEK-Neulings: „Ich hatte geglaubt, dass man hier in erster Linie Christ ist und dann erste dieser oder jener Konfession angehört und schließlich die geringste Bedeutung der Nationalität beigemessen wird. Nun habe ich die Erfahrung machen müssen, dass es genau umgekehrt ist: die Nationalität (d.h. die Politik) ist ausschlaggebend, und dann erst kommt die Zugehörigkeit zur Konfession und ganz zuletzt der gemeinsame Glaube an Jesus Christus. Ich bin zutiefst enttäuscht“. Dieses Urteil kennzeichnet treffend die Wandlung von den Gesprächstreffen der ersten Zeit und dem Konferenzstil der zweiten Periode in der Geschichte der KEK. Siehe auch den Bericht von Inga Brita Castreen, Finnland, der ebenfalls dem Präsidium vorgelegt wurde.
68 EK 1979 708-709 Hans Wolfgang Heßler „Zur Ökumene fähig?“
69 LM 1979 752 Wilfried Rott „KEK in Kreta: Heiliger Geist und Abrüstung“
70 KJ 1979 440; auch KJ 1979 403;
71 LAW LBf 549 alle Referate; Das Referat von Krusche, in: Werner Krusche, Verheißung und Erfüllung, 201 – 214.
72 Referat Krusche LAW LBf 549 12 – 13.
73 LAW LBf 549.
74 LAW LBf 549 Referat Krusches 20.
75 LAW LBf 549 Abendgebet am Donnerstag 13.4.1978 in Chantilly S. 10.
76 JK 1980 339 Von Helsinki nach Madrid Ein Bericht über die Tagung.
77 über das Referat v. Weizsäckers JK 1980 296 Über Raketen-Abrüstung „ohne Vorleistungen“ verhandeln.
78 KJ 1980 120.
79 EZ 8.2.1981.
80 LAW LBf 548 Kommunique KEK Nachrichten Nr. 81 – 15 efg.
81 ebd.
82 Botschaft in LAW LBf 548.
83 KURIER 3/81 Dezember 1981 2 – 4 „Berufen zu einer Hoffnung – Ökumenische Gemeinschaft in Gebet, Zeugnis und Dienst“.
84 LM 1981 500-502 Dr. Gyula Nagy „Das zerrissene Europa versöhnen“.
85 Bericht zur Lage 18.3.1972
86 KURIER April 1974
87 KURIER Mai 1976 2/76 9+10 Bericht zur Lage am 13. 2. 1976.
88 Grußwort des Generalsekretärs der Konferenz Europäischer Kirchen Dr. Williams KURIER Februar 1978 2-4
89 KURIER Mai 1980 4-5 Bericht zur Lage
90 Über die Beteiligung der DDR Delegation KJ 1980 367 IV. Nach – Helsinki Konsultation in Madrid; LM 1981 September 1981 Heft 9, 477 – 478 Siegfried von Kortzfleisch Einmal Hiroshima ist genug. Die Amoralität der A-Bomben.
91 Festschrift „Gib ewigliche Freiheit“ 1987 9


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Impressum, http://bs.cyty.com/kirche-von-unten/archiv/Heintze/, Stand: November 2015, dk