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[Kirche von unten]

Die Braunschweiger Landeskirche in den 70er Jahren

und ihr Bischof Gerhard Heintze

Kapitel 5

Die lesende Gemeinde. Der Grundsatzstreit: Wie ist die Bibel zu lesen und zu verstehen? 1

Die kritische Theologie dringt in die Gemeinden / Die Gegenbewegung / Die Braunschweiger Thesen zu Bibel und Bekenntnis März 1966 / Innerkirchliche Reaktionen auf die Braunschweiger Thesen / Die öffentliche Diskussion / Die theologisch bewegte Landeskirche / Dem Bruch entgegen / Heintzes Vortrag über „Gottes Wort in Menschenmund“ / Das Kranzbacher Bischofsgespräch / Die Landessynode Mai 1967 / Vortrag Heintzes „Was heißt: ich glaube an Jesus Christus?“ / Die Artikelserie von Eberhard Fincke „Jesus ist anders.“

Wie die Bibel zu lesen und zu verstehen sei, war in der Braunschweigischen Landeskirche seit langem geklärt: die einen so, die andern anders. Der eine wörtlich, der andere mehr liberal; aus der Bibel könne man alles herauslesen, meinte der Volksmund. Man lebte und predigte Unterschiedliches, aber nebeneinander her, ohne sich zu verketzern. Man hatte eine Bibel im Haus, aber im Konfirmandenunterricht zum letzten Mal benutzt, wenn überhaupt. Passende Bibelsprüche hatte man auswendig gelernt und brauchte nicht nachzuschlagen. „Der Herr ist mein Hirte“, zum Beispiel. Dieser gemütliche und unangefochtene volkskirchliche Zustand änderte sich in den 60er Jahren.


Die kritische Theologie dringt in die Gemeinden

Das Für und Wider um das Verständnis der Aussagen der Bibel war in den 50er Jahren durch die Theologie Rudolf Bultmanns erneut entbrannt. Auf dem ersten Pfarrertag nach dem Kriege in Neustadt a. d. Haardt in der Pfalz hatte der Erlanger Professor Ethelbert Stauffer ein fulminantes Referat über die „Realtheologie“ gehalten.2 Auf Grund von neuen archäologischen Funden und numismatischen Analysen hielt er sämtliche Evangelienberichte für historisch gefestigt und wissenschaftlich belegbar. Rudolf Bultmann, der zu einem Gegenreferat eingeladen war, hatte abgesagt. Inmitten der Kirchenruinenlandschaft, der überbelegten Pfarrhäuser, der kriegsgefangenen, noch nicht heimgekehrten Pfarrer, der allgemeinen Sinnkrise versprach die Botschaft von einer wissenschaftlich gesicherten und seriös vertretbaren historischen Theologie einen festen Boden und vermittelte „eine Freiheit und Freudigkeit, die biblischen Tatsachen biblisch zu verkündigen“ (Stauffer).3 So war die Auseinandersetzung zwischen der Theologie Rudolf Bultmanns und Ethelbert Stauffers in ihrer schroffen Gegensätzlichkeit weit in die Pfarrerschaft getragen und war keine Angelegenheit der Universitäten geblieben, sondern hatte die Kirchengemeinden erreicht. 350 niedersächsische Lehrer hatten bei einer religionspädagogischen Tagung den Wunsch nach einer Generalaussprache geäußert. Am 12. Oktober 1964 disputierten auf Einladung des Ortspfarrers Peter Hartig in seiner Kirchengemeinde Sittensen die Theologieprofessoren Walter Künneth, Erlangen und Emil Fuchs, Marburg an zwei Rednerpulten im Altarraum vor 1.500 Zuhörern kontrovers über das Verständnis der Auferstehung Christi. Bischof Lilje lehnte es am Schluss der Diskussion ab zu erklären, wer von beiden als Lehrer der Kirche zu gelten habe. Die Tagung war auch von mehreren Braunschweiger Pfarrern und Bischof Erdmann besucht worden. Einer der Braunschweiger Zuhörer stand bei der Diskussion auf und schleuderte ein „Anathema“ in die Runde. Er meinte, was da der Prof. Fuchs vorgetragen habe, sei „verdammt“. Das war der Braunschweiger Brüdernpfarrer Hellmut Lieberg, der für diesen kernigen Zwischenruf ein hohes Lob des Altpräses der ev.-luth. Freikirche erhielt.4 Sein Braunschweiger Bischof Erdmann bekannte auf der Tagung der Landessynode im Dezember 1964 freimütig, dass er „theologisch exegetisch“ nicht auf dem Laufenden geblieben sei, und dass die Position von Prof. Fuchs in Sittensen ihm unklar geblieben sei. „Letzten Endes hat sich bei Prof. Fuchs die Auferstehung in lauter zwischenmenschliche Beziehungen aufgelöst, „aber die Frage sei nun einmal da und man sollte sie in der Landeskirche und in den Gemeinden nicht ausklammern.“5 In der Landeskirche war die kritische Theologie längst zur Sprache gekommen. Der Leiter des Katechetischen Amtes, Heinrich Brinkmann, hatte in den 50er Jahren religionspädagogische Tagungen angeboten, die von zahlreichen Lehrern besucht wurden. Leiter dieser Tagungen war der Mittelschullehrer Dr. Bender. Schon bei der Frage der Wandlungen des naturwissenschaftlichen Weltbildes und der Schöpfungsgeschichte, die im Oktober 1959 behandelt wurde, prallten die Gegensätze, die von der historischen Bibelkritik aufgeworfen waren, aufeinander.6 1960 referierte Prof. Willi Marxsen über „Das Neue Testament und das Wort Gottes“. Der Nachfolger Brinkmanns, Pfarrer Hartmut Padel, hatte für 1961 das Thema „Fragen um den historischen Jesus“ gewählt. Im Oktober 1962 lautete das Thema „Wunder – historisch oder Legende?“ Referenten bei den Tagungen waren u.a. Götz Harbsmeier, Klaus Wegenast, Hans Joachim Kraus. Sie alle hatten sich mit der Theologie Rudolf Bultmanns auseinandergesetzt und waren von der Notwendigkeit der historisch-kritischen Bibelexegese überzeugt.7 Ein anderer Schwerpunkt der theologischen Auseinandersetzung mit der „modernen Theologie“ in der Braunschweiger Landeskirche war die Propstei Lebenstedt. Dort veranstaltete Propst Harborth ab 1963 Hochschulwochen, die sich ab 1971 „Evangelisches Forum“ nannten. Vor bis zu 400 Zuhörern wurden in der Aula des Gymnasiums, später der Realschule, in Zusammenarbeit mit den Universitäten Göttingen und Mainz auf anspruchsvollem Niveau die aktuellen Themen der Theologie vorgetragen.8 Es kamen bedeutende Hochschullehrer nach Lebenstedt und sprachen über „Weltbild und Schöpfung“, „Gemeinde in der industriellen Gesellschaft“. In der dritten Hochschulwoche unter dem Thema „Fremde Bibel als verständliches Wort“ referierten im März 1965 Prof. Metzger „Theologie heute – gefährlich für den Glauben?“, Herbert Braun „Verkündigung heute – fern vom Leben?“, Prof. Otto „Unterricht heute – wider die Vernunft?“ Da wurden die aktuellsten Fragen pointiert vorgetragen. Herbert Braun beschloss seinen Vortrag mit folgenden Sätzen: „Einen Gott im Jenseits, einen Gott für sich, einen Gott als Person gibt es nicht mehr. Von Gott kann man nur reden, wenn man vom Menschen redet.“9 Richard Grunow berichtete seitenweise im SONNTAG über die Hochschulwochen. Es ist ein Verdienst von Propst Harborth, dass er unter dem Dach seiner Propstei der kritischen Theologie breiten Raum verschaffte und die Kirchengemeinden für sie öffnete. OLKR Brinckmeier hielt den Abschlussgottesdienst in der Martin Lutherkirche und bekundete damit das Interesse der Kirchenleitung an der Fortführung derartiger Hochschulwochen.


Die Gegenbewegung

Die Frage um das Bibelverständnis wurde zum kirchenpolitischen Problem. Am 12. Januar 1966 hatte sich bundesweit die „Bekenntnisbewegung Kein anderes Evangelium“ gebildet, die am 6. März 1966 24.000 Gemeindemitglieder zu einer Kundgebung im Sinne ihrer traditionellen Theologie in der Dortmunder Westfalenhalle mobilisiert hatte.


Die Braunschweiger Thesen zu Bibel und Bekenntnis März 1966

Fünf Tage später – Heintze war noch kein halbes Jahr im Amt – erhielten die Braunschweiger Pfarrer unter dem Datum vom 11. März 1966 ein Heft mit dem Titel „Thesen zu Lehre und Auftrag der Kirche“. Es war herausgegeben von der „Kirchlichen Sammlung Aktionsgemeinschaft für Bibel und Bekenntnis in Braunschweig“ und enthielt 18 Thesen, an denen seit 1965 eine Pfarrergruppe gearbeitet hatte.10 Die Endfassung war vorwiegend vom Pfarrer der Brüderngemeinde, Braunschweig, Dr. Hellmut Lieberg formuliert. Lieberg pflegte in der Braunschweiger Brüderngemeinde eine strenge, hochkirchliche Gottesdienstform mit Messgewändern, Weihrauch, Kniegebet, Bekreuzigen, Anbetung der Elemente im Abendmahl verbunden mit einer katholisierenden Theologie und lehnte jede Verbindung zur EKD und den Kirchen der Altpreußischen Union schroff ab, was jedoch von Bischof Erdmann geduldet war. Die Thesen gliederten sich in einen Behauptungsteil und einen Verwerfungsteil. Der Behauptungsteil bestand aus doktrinären Glaubensaussagen über die Geburt, Messianität, Tod und Auferstehung Jesu und dogmatische Aussagen über das Apostolat, den Kanon, die historisch-kritische Methode, das Verhältnis von Schrift und Bekenntnis und den Dienst an der Welt. Dieser Behauptungsteil der Thesen war in einer schulmäßigen, volkskirchlich geläufigen Sprache abgefasst. Sie waren so allgemein abgefasst, dass sie bei raschem Lesen mehrheitsfähig erschienen. Die Kontroverse über die Thesen wurde durch die Verwerfungen ausgelöst, die im christologischen Teil besonders ausführlich formuliert waren. Es müsse verworfen werden, wenn die Jungfrauengeburt „als Tatsache der Geschichte geleugnet“ werde, „alles Übernatürliche und Übervernünftige an der Person und Geschichte Jesu von Nazareth als legendäre Übermalung hingestellt“ werde, „das Faktum der wirklichen Auferstehung als für den christlichen Glauben irrelevant bezeichnet“, der „Bericht von der Himmelfahrt Christi zur Legende gestempelt“ werde. Die Thesen trugen keinen Gedanken vor, der nicht in den vergangenen 200 Jahren von der Bibelwissenschaft ausführlich dargelegt worden war und Befürworter und Widersacher gefunden hatte.


Textbeispiel These 7

„Das Evangelium bezeugt den gekreuzigten Jesus von Nazareth als den wahrhaft auferstandenen und erhöhten Herrn, der sich gesetzt hat zur Rechten des Vaters. Es bezeugt die Tatsache der wirklichen Auferstehung des Herrn, auch das leere Grab, und vor allem die neue pneumatische Leiblichkeit, in der er seinen Jüngern erschienen ist. (1. Kor. 15,1 ff; die Osterberichte der Evangelien). Es bezeugt ferner seine wirkliche Auffahrt in den Himmel, den Ort Gottes, der nicht mit den Kategorien dieser Welt zu fassen ist (Mark. 16,19; Luk.24,51; Apg. 1,9; Eph. 4,10) und damit seine allmächtige gegenwärtige Herrschaft über alle Welt (Eph.1,21).

Es muss daher verworfen werden, wenn die Auferstehung Jesu Christi als wirkliches personal-leibliches Geschehen und die Tatsache des leeren Grabes geleugnet werden, wenn bestritten wird, dass der Leib Jesu die Verwesung nicht gesehen hat, wenn die Auferstehung Jesu Christi nur als die Bedeutsamkeit seines Kreuzestodes oder als Ausdruck des Osterglaubens der Gemeinde interpretiert, nicht aber als die dem Osterglauben der Gemeinde vorgegebene Tat Gottes anerkannt und bezeugt wird, wenn das Faktum der wirklichen Auferstehung des Herrn Jesus Christus als für den christlichen Glauben irrelevant bezeichnet oder nur als Name für die Fortsetzung der Verkündigung Jesu verstanden wird, wenn die persönliche Identität des historischen, gekreuzigten Jesus von Nazareth mit dem auferstandenen und erhöhten Herrn Jesus Christus geleugnet wird, wenn der Bericht von der Himmelfahrt Christi zur Legende gestempelt und als mythologischer Ausdruck für das Bekenntnis zu Christus als dem Herrn bezeichnet wird.“

Zum engen Kreis der Befürworter der Thesen gehörten Pfarrer Dr. Heinrich Ulbrich, Bettingerode, der auch als Mitverfasser genannt wurde, der Leiter des Amts für Volksmission und Sozialarbeit Erich Warmers, Propst Walter Blümel, Königslutter, Pfarrer Rudolf Kleinert, Helmstedt und Pfarrer Joachim Walter, Harlingerode. Sie wurden von 40 weiteren Pfarrern unterstützt. Die Thesen wirkten für die wenigen kritischen Theologen in der Landeskirche abgestanden und uninteressant. Der Durchschnitt der Braunschweiger Pfarrerschaft aber vertrat jene gemäßigt liberale Auffassung, wonach der Fromme zwar den Text der Bibel nicht in allen Passagen wortwörtlich zu verstehen habe, aber sein Glaube gründete sich auf die in der Schrift berichteten „Heilstatsachen“. Das war ein verschwommener Begriff, weil er die historische Frage unbeantwortet ließ. Dass Jesus über den See Genezareth gegangen sei, konnte umgedeutet werden, dass er aus dem Grab zurückgekommen und auferstanden sei, galt als „Heilstatsache“, teils Tatsache, teils mehr zum Glauben. Wenn dies Sonntag für Sonntag mit der Autorität des Amtes im Talar gepredigt wurde, mochte die Gemeinde das auch glauben. Erkenntnisse der kritischen Theologie in die Predigt einfließen zu lassen, galt als „Verwirrung“ der Gemeinde und war auch nicht üblich. Die Verfasser der Thesen vereinigte in unterschiedlicher Dosierung die Angst vor Verunreinigung der reinen lutherischen Lehre. Und diese Angst verbreitete eine sonderbare Mischung von Intoleranz, liturgischem Pathos und pastoraler Feierlichkeit. Der Versand der Thesen an die Pfarrerschaft bedeutete nicht nur die Verlautbarung einer bestimmten Theologie, die bisher nur wenig über den Kreis der Brüderngemeinde hinaus bekannt geworden war, sondern sie hatte ein kirchenpolitisches Ziel, das unausgesprochen blieb und über das unterschiedliche Vermutungen angestellt wurden. Wollte die Brüderngemeinde ihren Wirkungskreis über die Stadt Braunschweig erweitern? Wollte sie den kirchenpolitisch und auch theologisch spürbaren Wechsel von Bischof Erdmann zu Bischof Heintze wieder rückgängig machen? Wollte sie eigene Bekenntnisgemeinden gründen? Die Thesen riefen nicht nur zum theologischen Nachdenken auf, sondern zu einer „Sammlung“, der der Leser beitreten konnte. Das hatte einen deutlichen kirchenpolitischen Aspekt über den theologischen hinaus. Das Ziel indes blieb unklar und die Thesen von der Lokalpresse unbeachtet, weil sie eine innerkirchliche Erscheinung waren. Das Pathos, die Landeskirche vor dem Abfall vom rechten Glauben zu retten, blieb den Thesenvertretern vorbehalten.

Bemerkenswerter als die Thesen war die Reaktion des Landesbischofs. Ein Taktiker auf dem Bischofsstuhl hätte zunächst die Reaktion auf die Thesen in der Pfarrerschaft und vor allem in der Öffentlichkeit abgewartet. Stattdessen antwortete Heintze auf die Thesen postwendend nach acht Tagen in einem vier Seiten langen Brief an die Pfarrerschaft.11 „Hoffentlich haben Sie schon Zeit gefunden, sich gründlich mit den Thesen und den jeweils hinzugefügten Verwerfungen zu befassen und zu prüfen, ob Sie der kirchlichen Sammlung beitreten wollen.“ Diese Aufforderung kam überraschend. War sie ironisch gemeint? Möglicherweise hatte der Bischof die theologisch leicht schläfrige Pfarrerschaft erst aufgeweckt und auf das beiseite gelegte Heftchen mit den Thesen aufmerksam gemacht. Erhoffte sich der Bischof eine angeregte Diskussion in der Pfarrerschaft? Jedenfalls griff der Bischof den Ernst der hinter den Thesen stehenden Anliegen seelsorgerlich auf und kam den Verfassern in zwei Punkten entgegen. Wo die Methode der kritischen existentialen Interpretation und ihre Erkenntnisse verabsolutiert würden, führten sie zur Auflösung der Theologie in eine isolierte Anthropologie. Er könne den Brüdern der kirchlichen Sammlung auch darin zustimmen, dass sich der Glaube an Jesus Christus nicht mit Entscheidungslosigkeit vertrage. Daher hatte Heintze – für manche überraschend – auch Verständnis für die Formulierung von Verwerfungen und erinnerte seinerseits an die Barmer Erklärung von 1934. Es sei nicht auszuschließen, „dass Ähnliches auch von uns wieder einmal verlangt werden könnte.“ Hielt sich der Bischof eine Hintertür offen, seinerseits mit einem „Wir verwerfen“ zu antworten? Etwa mit der bischöflichen Autorität, wie es Bischof Lilje in Sittensen gerade vermieden hatte? Der Bischof begründete dann, warum er den Thesen nicht beitreten könnte. Eine positive Lösung des Hauptproblems, wie sich Menschenwort und Gotteswort in der Schrift zueinander verhielten, sei in den Thesen nicht gelungen. Die Thesen erweckten den Eindruck, aus den biblischen Berichten einen einheitlich biografischen Aufriss auch außerhalb des Kerygmas als historisch nachweisen zu können. „Sie gefährden damit eine der wesentlichsten und fruchtbarsten Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte.“ Die Bibel wolle gar nicht Historie nacherzählen. Es käme darauf an, Bibelkritik und Gemeindefrömmigkeit fruchtbar miteinander zu verbinden. „Rechte Schriftforschung zerstört nicht die Gemeinde, wohl aber könne sie dazu beitragen, dass unsere christliche Selbstsicherheit zerstört wird.“ Der Bischof setzte sich nicht mit den einzelnen Thesen auseinander, sondern beschäftigte sich mit ihren Voraussetzungen. Seine Sorge galt abschließend der möglicherweise kirchenspaltenden Wirkung in der Pfarrerschaft. Er bat Befürworter wie Bestreiter die berechtigten Sorgen der jeweils anderen Gruppe ernst zu nehmen und füreinander offen zu bleiben. „Brechen Sie das Band der Gemeinschaft nicht vorzeitig ab.“ Heintze unterzeichnete seinen Bischofsbrief mit seinem Namen ohne Titel, damit sich jeder frei fühlen konnte. Die Reaktion des Bischofs war typisch für sein Vorgehen im Konfliktfall. Heintze sah seine Rolle nicht als neutralen Schiedsrichter, der sich über die sich streitenden Parteien erhob, das Ende des Konfliktes abwartete und sich dann entweder auf die Seite des „Siegers“ stellte oder durch einen faulen Kompromiss in der Sache mit einer allen Gruppen gerecht werdenden Allerweltsformel „einerseits-andrerseits“ den Streit zu neutralisieren versuchte. Heintze bezog Stellung und begab sich damit in den Streit; er trat der Sammlung nicht bei. Aber er hatte die ganze Landeskirche im Blick und ermahnte zur Bruderschaft trotz der Gegensätze. Darin bestand die vorwiegend seelsorgerliche Dimension seines Rundbriefes. Ohne dass sich Heintze wohl darüber klar war und dies seine Absicht war, hatte sein Brief auch eine bestimmte kirchenpolitische Dimension. Heintze erwiderte rasch und gab damit der Mehrheit der Pfarrerschaft, noch bevor sich eigentliche Fronten bilden konnten, ein deutliches Zeichen, unter welchem Wind er das Kirchenschiff steuern wollte. Indem er sich quer zu den Thesen stellte, wich er der von den Verfassern unausgesprochen provozierten Machtfrage nicht aus und veranlasste die Pfarrerschaft, sich eine Antwort auf die Thesen gründlich und vor allem einen Beitritt zur kirchlichen Sammlung genau zu überlegen. Wer nun der kirchlichen Sammlung beitrat, konnte theologisch den Bischof gegen sich wissen. Das mochte schwache Gemüter abgeschreckt haben. Heintze jedoch war der Bischof für Befürworter und Gegner der Thesen.


Innerkirchliche Reaktionen auf die Braunschweiger Thesen

Der Bischof erhielt sehr bald unterschiedliche Reaktionen. Pastor Eberhard Fincke, Kreiensen, riet dem Bischof von einem „allzu breiten Eingehen“ auf die Thesen ab. Das lenke nur von wichtigeren Aufgaben ab. Fincke verwies auf die Haltung des Lutherischen Bruderrates, der „denke längst an Spaltung“.12 Pfarrer Eberhard Grefe solidarisierte sich bündig mit der Haltung des Bischofs.13 Propst Lutschewitz nannte die Verwerfungen „voreilig“ und dankte dem Bischof ausdrücklich, „dass Sie so mutig und frei Ihre Meinung dazu gesagt haben und bin froh, dass Sie es so gesagt haben“.14 Pfarrer Hartmut Padel verwies auf die Sprache der Thesen, die Verfasser betrieben eine Spaltung, das liege auf der Hand.15 Auch die Verfasser selber meldeten sich zu Wort. Der Brief versuche, „in fairer und verständnisvoller Weise beiden Seiten gerecht zu werden“ und gebe Befürwortern und Gegnern der Braunschweiger Thesen „viel zu denken“. Die Kirchliche Sammlung denke „nicht im entferntesten daran, die Kirche zu spalten“. Sie wollte vielmehr eine „integrierende Kraft“ sein und: „Wir maßen uns nicht an, unfehlbar zu sein“. Sie erwarteten vom Landesbischof, er möge „gründliche Gespräche in Gang bringen, bei denen Befürworter und Gegner sich miteinander aussprechen“.16 Der übertriebene Ton der Absichtserklärung war etwas verdächtig, aber mit diesen Reaktionen konnte der Bischof rundum zufrieden sein. „...habe ich mancherlei Äußerungen überwiegend zustimmender Art bekommen“, schrieb Heintze im nächsten, bald danach erscheinenden Rundbrief. „Ich danke Ihnen herzlich dafür. Ich hoffe sehr, dass das Gespräch über diese Dinge im Gange bleibt und offen und sachlich geführt wird.“17 Offenbar hoffte der Bischof auf eine Belebung des theologischen Gespräches innerhalb der Pfarrerschaft.


Die öffentliche Diskussion

Beide Rundbriefe waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Diese (Öffentlichkeit) war innerkirchlichen Gesprächen eher abträglich. So bekamen die Thesen eine neue Dimension, als die Braunschweiger Zeitung am 19. April 1966, zwei Tage nach dem üblichen Konfirmationstermin, eine Notiz veröffentlichte, nach der 100 Braunschweiger Pfarrer der Kirchlichen Sammlung beigetreten seien. Die Notiz musste aus dem Kreis der Befürworter der Thesen stammen. Die Zahl „hundert“ ist nie belegt worden. Typisch für die damalige Gemütslage waren die ausgestreuten Gerüchte, dass auch OLKR Max Wedemeyer zu den Unterzeichnern gehören und Altbischof Erdmann mit dem Inhalt sympathisieren solle. Mit dieser Nachricht konnte das innerkirchlich gedachte, mehr theologische Gespräch beendet sein. Die kirchenpolitische Spitze richtete sich nun gegen den Landesbischof. Die Zeitungsnachricht löste eine Leserbriefwelle aus, die bis zum 24. Maí andauerte und gelegentlich eine fünfspaltige dreiviertel Seite der Braunschweiger Zeitung füllte. Sie wurde eröffnet mit einem sich eindeutig distanzierenden Leserbrief von Johann Heinrich Wicke, stadtbekannter Pfarrer an der Magnikirche, zeitweilig SPD Ratsherr, Mitglied der Bekennenden Kirche und später Anhänger des politischen Weges von Gustav Heinemann. „So sieht also das Sendungsbewusstsein der Frommen heute aus. Man stellt sich auf den Standpunkt der Kirchenväter des 2. und 3. Jahrhunderts und verurteilt Christen, die die Aussagen des Evangeliums im eigenen Glaubenszeugnis, das heißt in den Begriffen unserer Zeit, zur Sprache zu bringen versuchen.“18. Die Vorstandsmitglieder der Kirchlichen Sammlung stellten nunmehr in der kirchlichen, halbkirchlichen und unkirchlichen Öffentlichkeit der Zeitungsleserschaft den Inhalt der Thesen vor und erhielten Unterstützung durch ihre Gemeindemitglieder. „Ja zu den Bekenntnischristen!“ lautete die plakative Überschrift und verriet wenig eigenes, auch nur um ein Jota abweichendes Nachdenken. Aber auch die andere Seite meldete sich: „Nun lässt sich diese Blamage nicht mehr totschweigen. Die Thesen sind ein so erschütterndes Dokument geistiger Enge, Rückschrittlichkeit und eine im Grunde unchristliche Haltung, dass man es kaum glauben mag, dass mehr als ein Drittel der Geistlichen unserer Landeskirche sich dazu bekennen.“19 Zwischen dem 19. April und dem 24. Mai druckte die Braunschweiger Zeitung an 17 Tagen insgesamt 37 Leserbriefe unterschiedlicher Länge zu diesem Thema ab. Es wurde kein einziger Kirchenaustritt angedroht und keine Werbung für die Kirchliche Sammlung getätigt. Von Kirchenspaltung, wie sie noch der Bischof befürchtet hatte, war überhaupt keine Rede. Ein Mittelschullehrer fand das Interesse am Leserforum „über Erwarten groß, erfrischend und erstaunlich“.20 Die Landeskirche machte auf die einen einen bedrückenden, auf andere einen interessanten Eindruck. Die stadtbekannte Redakteurin Gerda Wiele-Mende überschrieb ihre traditionelle Betrachtung zu den hohen Kirchenfesten, im Mai zu Pfingsten, mit „Viele Sprachen – eine Botschaft“. Das große Leserinteresse zeige, dass die Menschen nicht so gleichgültig und gedankenlos seien wie es manchmal erscheine. Wenn jeder in seiner Sprache von Gottes Taten höre und ihn auf seine Weise anrufe, dann wehe der Heilige Geist unter den Menschen.21 Damit waren die Leserbriefspalten zu diesem Thema geschlossen.


Die weitere Diskussion

Die Braunschweiger Thesen wurden über den Bereich der Landeskirche hinaus publik. Noch im April 1966 erhielten sämtliche Pfarrer der Hannoverschen Landeskirche die Thesen mit einem befürwortenden Begleitbrief, der von ca. 40 Pfarrern unterzeichnet war, darunter auch von Pfarrer Peter Hartig aus Sittensen. Nun wurde auch der Rundbrief des Bischofs im Landeskirchenamt angefordert und beide Schreiben als Dokumentation im Maiheft und Juniheft der Lutherischen Monatshefte abgedruckt.22 In der Hannoverschen Landeskirche eskalierte der Streit. Die Bekenntnisbewegung weigerte sich, am nächsten Kirchentag in Hannover 1967 teilzunehmen. Das veranlasste Landesbischof Lilje zu einem längeren Brief an die Hannoversche Pfarrerschaft.23 In der Rheinischen Landeskirche konstituierte sich ein Arbeitskreis „Kein anderes Evangelium“, der einen Aufruf an die Pfarrer, Ältesten und Gemeindemitglieder verschickte, der von 86 Pfarrern unterschrieben war und sich inhaltlich kaum von den Braunschweiger Thesen unterschied.24 Auch dieser Aufruf bestand aus einer Reihe von Verwerfungen. Folgende massiv vorgetragenen Irrlehren seien zu verwerfen: „Der im Neuen Testament bezeugte Jesus Christus sei nicht der aus der Jungfrau Maria geborene wahre Gott und Mensch. Die Auferstehung Christ sei nicht wirklich geschehen. Sein Grab sei nicht leer gewesen“.25 30 Theologieprofessoren der Universitäten Bochum und Münster und von der kirchlichen Hochschule in Bethel distanzierten sich und sahen „die eigentliche Gefahr in der Entmündigung der Gemeinden.“ „Sie geschieht, wo man es unterlässt, die Ereignisse der theologischen Forschung verantwortlich weiterzugeben, oder sogar meint, die Gemeinden gegen neue Erkenntnisse abschirmen zu müssen.“26

Das war eine Beobachtung, die insbesondere für die Braunschweiger Landeskirche wichtig war. Denn die Thesen bestätigten alte vulgäre Vorurteile besonders bei den Tausenden von Freidenkern, die es in der Landeskirche und besonders in der Stadt Braunschweig gab, und auch bei denen, die sich längst innerlich von der Landeskirche gelöst hatten, weil sie die Kirche für rückständig, unmodern und hinsichtlich ihres Schriftverständnisses für unbeweglich und unreformierbar hielten.

Auf dem Boden der Landeskirche trafen sich in Goslar vom 25.-29. April die Freunde und Mitglieder der Sydower Bruderschaft, die sich unumwunden für die Erforschung und Erkenntnisse der sog. „modernen Theologie“ und der historisch kritischen Bibelwissenschaft erklärten. Unter dem Stichwort „Mut zum Gespräch“ veröffentlichte der SONNTAG die Bitten der Bruderschaft. Die notwendige Aufgabe einer rechten Übersetzung des Evangeliums könne ohne das Gespräch der Theologen untereinander und mit den Nichttheologen nicht gelöst werden. „Wer dieses Gespräch verweigert und die Wahrheit der Bibel im ausschließlichen Festhalten des buchstäblich aufgefassten Schriftwortes meint wahren zu können, muss sich über die gefährlichen Konsequenzen solcher Frontbildung im klaren sein.“ Dem Sog der Frontbildung solle widerstanden werden. Die Kirchenleitungen werden gebeten, die Freiheit der theologischen Forschung zu wahren und dem Druck einer unevangelischen Lehrgesetzlichkeit nicht nachzugeben.27

Am 16. Mai 1966 standen die Braunschweiger Thesen auf der Tagesordnung des Pröpstekonventes. Propst Blümel, einer der Unterzeichner der Thesen, sollte über „die Geschichte der Entstehung der Thesen und ihre eigentlichen Beweggründe“ referieren. Dazu lud der Bischof auch Pfarrer Rudolf Kleinert, Helmstedt und Pfarrer Joachim Walter, Harlingerode, zwei weitere Unterzeichner, zum Pröpstekonvent ein. Alle drei versicherten, dass an die Bildung von Bekenntnisgemeinden nicht gedacht sei.28 Mit diesem Stand der Dinge konnte der Bischof hoch zufrieden sein.


Die theologisch bewegte Landeskirche

Die Landeskirche wirkte theologisch bewegt: in der Lebenstedter Amtskonferenz diskutierten Pfarrer Hans Adolf Oelker und der Mitverfasser Heinrich Ulbrich über die Thesen, und Propst Harborth schickte das Referat Oelkers, ein gelehrtes Expose, an alle Pfarrer. Es hatte den Titel „Glaube gesichert – nicht gewagt“.29 Pfarrer Eberhard Fincke verfasste eine Gedankenskizze zu den Verwerfungen. Das Volksmissionarische Amt unter der Leitung des Mitunterzeichners Pfr. Erich Warmers veranstaltete vom 12.-14. Juni eine Wochenendtagung im Waldkater unter der Leitung von Frau Vikarin Gertrud Böttger. 80 Teilnehmer diskutierten über die Thesen. „Bei der Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass tatsächlich tiefe Gegensätze in der Lehre innerhalb der evangelischen Kirche vorhanden sind.“30 Im SONNTAG veröffentlichte der Leiter des Katechetischen Amtes, Pfarrer Hartmut Padel, einen längeren Artikel unter der Überschrift „Glaube an Tatsachen oder Glaube an Gott“. „Es ist geradezu ein Trauerspiel. Die Thesen möchten so gern der Zerstörung des Glaubens wehren. Sie möchten, dass der Glaube weiterhin in Jesus Christus gegründet sei. Leider erreichen sie genau das Gegenteil. Das Reden von den Tatsachen führt zu einer vordergründigen Tatsachen – und Faktengläubigkeit. Es verführt dazu, sich in ganz falscher Weise mit der Tatsächlichkeit der Tatsache zu befassen, statt nach der heutigen Gültigkeit und Bedeutung der damaligen Ereignisse zu fragen.“31 Pfarrer Dr. Reinhard Staats veröffentlichte eine Entgegnung unter der Überschrift „Echte Fragen und falsche Antworten.“32 Er warf den Verfassern vor, theologisch nicht auf dem Laufenden zu sein, weil sich die theologische Wissenschaft seit Bultmann weiterentwickelt habe. Interessant war sein Einwand, dass der in den Thesen immer wieder verwendete Faktenbegriff aus der Aufklärung stamme. Das Evangelium werde der apostolischen Kirche untergeordnet. Heintze schrieb an Staats, er halte seine Stellungnahme für „ganz besonders sachgemäß und fruchtbar“.33 Der Lokalredakteur Richard Grunow wollte beide Seiten im SONNTAG miteinander ins Gespräch bringen. Der Religionslehrer Wolfgang Bukowski richtete an Pfr. Erich Warmers einige Fragen zur moderne Theologie, die für den Religionsunterricht an der gymnasialen Oberstufe grundlegend waren, etwa Fragen zur Schöpfung und zur Person und Bedeutung Jesu. Aber man redete aneinander vorbei. Warmers verspottete schließlich Bukowski mit folgendem Glaubensbekenntnis: „Auf Grund Ihrer bisherigen Ausführungen ließe sich ein „vernünftiges“ Glaubensbekenntnis formulieren: „Ich glaube an die Vernunft, die mir das Evangelium einleuchtend macht und an den Menschen Jesus, soweit er mein Leben betrifft. Ich benutze gern die Bibel, die älteste theologische Literatursammlung, um über Jesus und sein Wort nachzudenken“.34 Warmers kanzelte in hochmütiger Weise seinen Gesprächspartner ab. Er empfand dessen Anfragen als Angriffe auf die Substanz der Kirche. Einen Ausgleich der Meinungen versuchte Propst Daniel, der von den zwei Seiten der Wirklichkeit Gottes sprach, die nicht nachweisbar seien. Die Wirklichkeit Gottes sei jedoch bezeugt und wirksam.35

Auch vier Theologiestudenten aus Göttingen nahmen Stellung. „Der Stil nicht weniger als die überall lautstark zugeschlagenen Türen macht uns junge Theologen aus der Braunschweiger Landeskirche eine Antwort schwer, wie auch die Sorge verstärkt wird, ob denn in dieser Atmosphäre mit den zukünftigen Amtsbrüdern eine freie, offene Diskussion, auf die wir sehr gehofft haben und noch hoffen, später möglich sein wird.“36 Die historisch-kritische Methode, die die Thesen befürwortete, sei allerdings „nichts anderes als das Feigenblatt, das die Blöße postulierter Verbalinspiration schamhaft dem Blick historisch-kritischer Nachforschung entziehen solle“. „Die Gemeinden, seit Jahrhunderten in notorischer Unwissenheit gehalten, haben ein Recht darauf, anstelle der sich wiederholend überschlagenden Diskreditierung der modernen Theologie sachgemäße Information über Weg und Arbeit der theologisch wissenschaftlichen Disziplinen zu erhalten.“37 Im Oktober 1966 veranstaltete Propst Stange eine Theologische Woche in der Stadt Braunschweig, in der Prof. Willi Marxsen, Münster vor 300 Zuhörern über „Jesus oder das Neue Testament“ referierte („die Bibel ist dass älteste Predigtbuch der Kirche“), seine Assistent Dr. Suhl über „Ostern – Ereignis oder Überlieferung“ („es zeuge von Angst, wenn einer historische Deckung für sein Bekenntnis suche“) und Prof. Bastian, Bonn, die Frage „Was sind Heilstatsachen?“ beantwortete. („Dem Heiligen Geist genügt kein gutes Gedächtnis für Bekenntnisformulierungen, sondern er will das Wagnis neuer. Nur gegenwärtige Sprache vergegenwärtige Jesus“). Die Theologische Woche habe gezeigt, resumierte Propst Stange, „dass wissenschaftliche Arbeit den Glauben nicht zerstört, sondern uns aufstöbert aus unserm Kirchenschlaf und falsche Vorstellungen abbaut.“38 Im selben Monat diskutierte der Männerkreis der Stiftskirchengemeinde Königslutter über die Braunschweiger Thesen. Dazu waren 100 Gemeindemitglieder aus Bad Gandersheim mit Propst Bosse gekommen. Sie hörten ein Referat vom Mitverfasser Pfarrer Ulbrich und diskutierten. „Die Diskussion, die nicht immer sehr sachlich geführt wurde, steckte des öfteren in einer Sackgasse und zeitigte schließlich auch kein befriedigendes Ergebnis.“39 Bei einer Kirchlichen Woche in Helmstedt in November referierte der Bischof selber zu „Die Bibel im Kreuzfeuer der Kritik.“40


Dem Bruch entgegen

Die Kirchliche Sammlung veröffentlichte im Juni 1967 eine verspätete Antwort auf den Rundbrief vom März 1966 unter dem Titel „Zur Geltung von Bibel und Bekenntnis heute. Stellungnahme der Kirchlichen Sammlung“ und sandte sie allen Pfarrern der Landeskirche zu.41 Innerhalb der Kirchlichen Sammlung war es zur Diskussion über die Form der Veröffentlichung gekommen, auch darüber ob Lieberg allein die Veröffentlichung verantworten solle oder die Kirchliche Sammlung. Pfarrer Walter wollte sich nicht als „Vasall von Brüdern“ in der Landeskirche abstempeln lassen, teilte er dem Bischofsbüro mit. Er sei kein „Vorspann von Brüdern“. Man könne mit Dr. Lieberg kaum reden, der lasse sich gar nichts sagen.42 Die Stellungnahme stammte aus der Feder von Hellmuth Lieberg und verriet keinerlei Bewegung in der theologischen Positionierung. Stattdessen wurde an den Zitaten aus dem Rundbrief die eigene Position wiederholt. „Die Incarnation wird nicht als wirkliche Incarnation gesehen“, schrieb Lieberg gegen den von Heintze empfohlenen Prof. Marxsen, der „die Herabkunft des Gottessohnes“ aus den griechischen Mysterienkulten ableitete. „Wo die wahre Gottheit Christi, seine satisfactio vicaria, die Sühnschaft seines Opfers, seine wahre Auferstehung von den Toten geleugnet wird, ist kein Evangelium mehr und schreit die Not der Kirche zum Himmel.“43 Nicht könne es Aufgabe der Kirche sein, die Bibel „als geschichtliches Zeugnis von dem in Christus erschienen Heil vor den Augen der Gemeinde zersetzen und ihr fundamentalsten Aussagen vor der Gemeinde auflösen und bestreiten zu lassen. Dies aber geschieht heute durch die Vertreter der in den Braunschweiger Thesen bekämpften Theologen.“44 Dieser Vorwurf gegen die anders als in Brüdern predigende Pfarrerschaft ging weit über die Positionen der Thesen vom Vorjahr hinaus. Heintze strich sich diesen Textabschnitt im ihm zu geschickten Exemplar an. Lieberg verband diese Ausarbeitung in einem Vorwort mit dem Vorwurf mangelnder Gesprächbereitschaft zu einem verbindlichen Lehrgespräch. Es sei klar, schrieb Lieberg, welche Seite Gespräche offensichtlich nicht wolle. Ein entsprechendes Ansinnen hatte schon Bischof Lilje nach dem Streitgespräch in Sittensen abgelehnt. Die Aufforderung zu einem Lehrgespräch war insofern tückisch, als der Landesbischof als Entscheidungsinstanz von der Brüderngemeinde nicht anerkannt werden konnte, es sei denn, das sog. Lehrgespräch sollte die Entblößung des Unglaubens von Bischof und Landeskirche offenbaren. Die Aufforderung zum Lehrgespräch war eine kirchenpolitische Falle, in die Bischof Heintze nicht hineinging. Der Bischof verwies in einem Rundbrief an die Pfarrerschaft auf zahlreiche theologische Gespräche, die inzwischen innerhalb der Braunschweiger Pfarrerschaft stattgefunden hatten und die nach Heintzes Meinung durchaus weitergehen könnten. Er forderte Lieberg auf, sich an den Gesprächen innerhalb der Landeskirche zu beteiligen.45 Der Bischof legte diesem Rundbrief vom 12. August 1967 einen Auszug aus dem Referat von Peter Krusche vor der Landessynode bei, die sich mit dem Thema „Bibel und Gemeinde“ beschäftigt hatte.46 Das Echo aus der angeschriebenen Pfarrerschaft war gering. Propst Daniel empfand den Brief Liebergs als „ungehörig“,47 und der emeritus H. Klapproth schrieb, der Brief Liebergs sei „durchaus geeignet, die latenten Spannungen in der Landeskirche zu verschärfen. Die Brüder der Kirchlichen Sammlung wollten gar keine Aussprache, sondern seien gekommen „um die Kapitulation zu fordern“.48

Das öffentliche Interesse an den Thesen versiegte völlig, der Bischof erhielt jedoch gelegentlich verständnisvolle Briefe, so von dem Oberstudiendirektor des Wolfenbüttler Gymnasium Dr. Kelsch. Es handle sich, so schrieb dieser, bei den Thesen um eine „künstlich erzeugte Unruhe und Heftigkeit“; ihm sei dieser „Sturm im Wasserglas unverständlich, da diese Thesen in der akademischen Theologie seit Jahren diskutiert würden. Er sei sich bei der Lektüre „oft als Verworfener“ vorgekommen. „Die Reaktion bei gleichgültigen Kollegen meiner Schule war die gleiche. Die Wirkung auf die Kollegen, die der Kirche kritisch und ablehnend gegenüberstehen, möchte ich nicht schildern.“49

Die Auswirkungen des Streites um die Braunschweiger Thesen auf die Gemeinden ist schwierig abzuschätzen. Im Grunde änderte sich nur wenig an der durch eine Jahrhunderte alte Predigttradition festgezurrte Einstellung der bibellesenden Gemeinde nach dem Motto eines Buchbestsellers: „Die Bibel hat doch recht.“ 50 Bedauerlich war, dass durch den von den Thesen verursachten öffentlichen Lärm eine Weiterarbeit an der kritischen Theologie, wie sie von den Lebenstedter Hochschulwochen begonnen worden war, eher blockiert worden war.


Vortrag Heintzes „Gottes Wort in Menschenmund“

Auf den 23. Oktober 1966 ist ein Vortrag Heintzes datiert, in dem er Gemeindemitgliedern sein Bibelverständnis darstellt.51 Er hatte den Titel: „Gottes Wort in Menschenmund.“ Es war ein grundlegender Einwand Heintzes gegen die Braunschweiger Thesen, dass sie die Frage und das Verhältnis von Gotteswort und Menschenwort nicht gelöst hätten. Wie würde der Bischof selber dieses Verhältnis nun beschreiben?

Es war ein schlichter Vortrag, mit dem der Bischof die Gemeindemitglieder für die historische kritische Forschung erwärmen wollte. Ihr habe die Kirche viel zu verdanken. Zunächst aber habe der „Alarm um die Bibel“, so ein gern zitierter Titel einer evangelikalen Broschüre, den Vorteil, dass die Menschen sich überhaupt wieder mit der Bibel beschäftigen, denn selbst die einfache Bibelkenntnis sei bis in den Gemeindekern hinein „dürftig“, die Ausstrahlungskraft der Predigt gering, häufig werde die Predigt „als nun einmal zum liturgischen Ablauf hinzugehörendes, unvermeidliches, rhetorisches Programm aufgenommen“. Die Unruhe über die moderne Bibelkritik könne die Gemeinden aus selbstsicherer und selbstzufriedener Lethargie aufrütteln. Voraussetzung für Heintze war, dass Gott da ist und redet und diese Rede in der Bibel enthalten sei; jedoch in „irdisch-geschichtlicher Gestalt“, nicht direkt und unvermittelt. Die Botschaft von Gottes Offenbarung erscheine in der Bibel nicht in Form eines „ein für alle Mal festgelegten Standardvokabulars“, sondern in verwirrender Fülle vieler, sich sogar widersprechender Stimmen. Die historische Kritik mache Schriftaussagen konkreter und anschaulicher, insbesondere die formgeschichtliche Methode, die Schöpfungsgeschichte ist z.B. der Form nach ein Schöpfungslied und die allgemein bekannte Weihnachts„geschichte“ ein Weihnachlied zwischen den beiden anderen großen Lobgesängen der Maria und des Zacharias ist. Einen „unschätzbaren Gewinn“ nannte Heintze die Ergebnisse der Erforschung der jüdischen, hellenistischen und vorderorientalischen Umwelt. Ihre Ergebnisse seien offen und veränderbar, weil hypothetisch. Fazit: Hinter die 200jährige Forschungsgeschichte dürfe man nicht zurück. Sie sei kein Grund zu Angst, sondern zu Dankbarkeit. Glauben erwecken könnte allerdings weder die historische Kritik noch die orthodoxe Verbalinspiration, sondern allein der Geist Gottes. Heintze zitierte dazu die Lutherische Erklärung, wonach der Mensch nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus glauben kann, es sei denn der Geist Gottes habe ihn „mit seinen Gaben erleuchtet“. Durchgehend warnte Heintze in diesem Vortrag, aus der biblischen Botschaft historische Ereignisse herauszufiltern. Er hielt aber diese Position nicht fest, sondern sprach von einer „historischen Erinnerung“, die der Botschaft zugrunde liegen könnte, sie sei nicht „ohne realen Hintergrund“. Heintze wollte sich gegen den Vorwurf schützen, als sei die Jesusgeschichte aus dem Osterglauben der Gemeinde gestaltet. Das war ein beliebtes Argument der historischen Theologen, die zwischen Predigt und Phantasieprodukten nicht unterscheiden konnten. Wenig später jedoch fand Heintze zu seiner alten Position zurück. Die Frage, ob wir hinter der biblischen Verkündigung den eigentlichen historischen Sachverhalt rekonstruieren können, werde „im ganzen ohne Antwort bleiben“. Ganz am Ende kam Heintze wieder, wie immer, wenn ihm etwas sehr wichtig war, auf seinen Konfirmationsspruch zu sprechen. Wir blieben bei aller auch kritischen Bibelbetrachtung Anfänger im Verstehen. Die Zuhörer erlebten ihren Bischof an diesem Abend als Verfechter der historisch – kritischen Erforschung der Bibel, aber nicht übertrieben, in Grenzen, wirklichen Glauben könne nur der Heilige Geist wecken, und vor allem rücksichtsvoll gegenüber denen, die die Bibel anders auslegten. Auch deren Fleiß und Glauben müsse anerkannt werden. Wenn die Braunschweiger Zuhörer eine Art Abrechnung mit den Verfechtern der Braunschweiger Thesen erwartet hatten, sahen sich diese am Ende enttäuscht. Der Bischof konnte nicht polemisch oder gar demagogisch werden. Er konnte aber auch nicht um der Klarheit willen die Gedanken zuspitzen. So kam der Bischof zeitweise vor wie einer, der aus lauter Rücksicht eine treffende Diagnose und die daraus folgende Therapie bei den Verfechtern der Braunschweiger Thesen vermied. Die Thesen wurden an diesem Abend überhaupt nicht erwähnt.


Das Kranzbacher Bischofsgespräch

Die lutherischen Bischöfe Westdeutschlands fanden die geistliche Lage in der evangelischen Kirche – ich vermute zu Unrecht – als so dramatisch, dass sie sich im Januar 1967 zu einer Klausur auf das oberbayrische Schloss Kranzbach am Fuße der Zugspitze zurückzogen und die Lage berieten. Sie hatten unter sich Bibelarbeiten und systematische Vorträge aufgeteilt, um die Lage für sich zu klären und zu überlegen, wie man mit einer gemeinsamen Auffassung an die kirchliche Öffentlichkeit treten könne.52 Dietzfelbinger exegisierte die Ostergeschichte nach Markus 16, Heintze die Ostergeschichte nach Luk. 24, Hübner nach 1. Kor. 15 und Stählin meditierte über die kosmische Christologie im Kolosserbrief. Dazu hörten sie drei Grundsatzreferate: von Lilje über die Theologie der existentialen Interpretation mit Blick auf die Rechtfertigungslehre, von Wölber über den Säkularismus und vom Lübecker Bischof Meyer über die theologische Relevanz der historisch- kritischen Methode. Der Bericht schloss mit einer Zusammenfassung der Diskussion von Oberkirchenrat Schnell. Die Bischöfe konnten sich nicht damit begnügen, die biblischen Texte insgesamt als Predigten zu verstehen, durch die Generationen zum lebendigen Glauben an Gott gekommen waren, sondern sie kreisten wie die Kardinäle um die heiße Pastete – so hatte Dieter Andersen in einem anderen Zusammenhang gesagt – um die Frage: was war hinter dem Kerygma, hinter dem Zeugnis, hinter der Predigt. Es müsse doch „etwas“ gewesen sein. Es langte ihnen nicht, dass die erste Gemeinde aus der Trauerstarre über den Tod Jesu allmählich zu dem Glauben fand: Jesus ist bei Gott, er ist lebendig. Sie wollten um alles in der Welt eine Außerordentlichkeit, historischer oder spiritueller Art, aus den Osterpredigten herauslesen und versäumten es sträflich, einen vergleichenden Zusammenhang mit den weiteren Auferstehungsgeschichten aus dem Alten und Neuen Testament herzustellen. Daher beförderten sie die groteske Interpretation, dass Lazarus, das Töchterlein des Jairus und der Jüngling zu Nain nach ihrer Auferweckung durch Jesus erneut gestorben seien, der Trost des Evangeliums also in einem doppelten Tod bestand. Die Obszönität dieser Glaubensauffassung war weit verbreitet. So schrieb der Braunschweiger Bischof Erdmann in seiner Osterbetrachtung im Jahre 1965 im SONNTAG: „Am Ostermorgen ist in Jerusalem ein toter Mann wieder lebendig geworden, aber nicht, um wie Lazarus und andere bald wieder zu sterben, sondern um für immer lebendig zu bleiben. Das ist aber was Ungeheures. Davon weiß die Weltgeschichte sonst nicht.“53 In einer für uns heute kaum vorstellbaren Weise beschäftigte sich auch die nichttheologische Öffentlichkeit mit dem Leben Jesu und dem Verständnis seines Todes und dem Auferstehungsglauben. In zahlreichen Auflagen war im Fischer Taschenbuch das Buch des amerikanischen Historikers Joel Carmichael „Leben und Tod des Jesus von Nazareth“ erschienen, das sich textkritisch mit dem Prozess Jesu und den Auferstehungsberichten befasste. Carmichael kam zu der Erkenntnis, dass die Evangelienberichte aus der Optik eines Auferstehungsglaubens geschrieben seien. Das war für den kritischen Theologen keine neue Erkenntnis, aber Rudolf Augstein spitzte im SPIEGEL in einer Besprechung des Buches diese Erkenntnis auf folgende Frage zu: „Da hat der Historiker ein Verdienst, dessen Bohren zur Beantwortung der Frage zwingt: Glaubst du, dass der gekreuzigte Jesus auferweckt worden ist? Glaubst du einen Glauben, der ohne den Glauben an die Auferstehung nicht, der ohne Auferstehung leer wäre?“54 Kein Kirchenmann war so tapfer, um zu bezeugen; Ja, wir glauben einen Glauben; sondern Prof. Künneth war so leichtsinnig und spießte diese Frage Augsteins vor 20.000 Gläubigen in der Dortmunder Westfalenhalle auf und erklärte: „Gibt es noch eine christliche Verkündigung, wenn diese Wirklichkeit des auferstandenen Christus ausgeklammert wird? Wenn die Realität der Auferstehung Jesu als tatsächliches geschehenes Ereignis in Zweifel gezogen wird?“55 Die Bischöfe in Kranzbach überließen die Beantwortung dieser Frage den Universitätstheologen und beschränkten sich auf ein Wort an die Gemeindemitglieder. Darin hieß es: „Die gegenwärtigen Auseinandersetzungen um die Bibel sind uns ein Zeichen dafür, dass die Kirche lebt.“ Das biblische Zeugnis sei mit allen wissenschaftlichen Hilfsmitteln sorgfältig zu hören und zu prüfen. Um der Wahrheit willen bedürfe die Auslegung der Bibel der historischen-wissenschaftlichen Forschung. „Wir warnen vor falschem, vorschnellen Richten übereinander und bitten zugleich mit Ernst, die Wahrheit des Evangeliums nicht zu verfälschen.“56 Bischof Heintze legte dieser Erklärung den Braunschweiger Pfarrern in seinem Rundbrief bei und referierte über das Kranzbacher Gespräch vor der Landessynode. Diese Erklärung stärkte die Position des Bischofs und isolierte die „Hundertschaft“ um Lieberg.


Die Landesssynode Mai 1967

Einen erneuten Anlauf zum vertieften Verständnis der Bibel unternahm die Landessynode auf ihrer Sitzung vom 8.-10. Mai 1967 auf dem Hessenkopf bei Goslar. Es war bedauerlich, dass die Synode mit nur 37 Abgeordneten ausgesprochen schlecht besucht war. Nach dem Lagebericht des Bischofs am ersten Tag und ausgiebiger Aussprache beschäftigten sich die Synodalen am zweiten Tag mit dem Hauptthema „Bibel und Gemeinde“. Darüber referierte Prof. Peter Krusche aus Neuendettelsau. Richard Grunow verfasste dazu eine geraffte Zusammenfassung im SONNTAG.57 Die Bibel und das Wort Gottes seien nicht identisch, sondern die Bibel entfalte ihre glaubenserweckende Kraft, werde also erst zu Gottes Wort durch die Predigt. Schon bei Luther und den Reformatoren sei ein kritischer Umgang mit der Bibel zu beobachten. Die biblischen Texte könnten nur als Zeugnis und Predigt in geschichtlicher Stunde verstanden werden. Sie seien keine Fakten-Reportage. „Wir haben die Überlieferung nur als Glaubenszeugnis und nicht auf Tonband“. In Menschenmund sei das Wort Gottes jedoch veränderlich und vielfältig. Jede dogmatische Endgültigkeit hingegen mache aus der Wahrheit Gottes eine Ideologie und bedeute den Tod der Gemeinde. In einem zweiten, praktischen Teil empfahl Krusche Predigtvor- und nachgespräche sowie Bibelseminare an Texten der Bibel, denn das Gespräch um die Bibel sei in der Kirche bisher versäumt worden. Die Synodalen diskutierten in drei Arbeitsgruppen „Notwendigkeit und Grenzen wissenschaftlicher Arbeit an der Bibel (AG 1 Brackhahn), „Kontinuität im Glauben und Bekennen der Kirche“ (AG 2 Daniel), „Der Umgang mit der Bibel in der Gemeinde“ (AG 3 Padel). Die Gruppen bestätigten im Wesentlichen die Positionen Krusches. Die 3. Gruppe warf die Frage auf, ob nicht auch eine unkritische, naive Frömmigkeit in der Kirche Geltung haben könnte. Damit war die allsonntägliche Situation im Gottesdienst angesprochen, wo kritische Geister und traditionelle, naive Frömmigkeit nebeneinander saßen. Krusche warb für ein kritisches Verständnis unter den Gemeindemitgliedern und für Seminare und Weiterbildung. Das war angesichts bisher fehlender Einübung in einen kritischen Glauben insbesondere in der Predigtpraxis zwar notwendig, aber von einer versöhnten Vielfalt verschiedener Glaubensformen und Frömmigkeitsprofilen zu sprechen, dafür war die Lage durch die Braunschweiger Thesen offenbar zu angespannt. Bischof Heintze verschickte das zusammenfassende Schlusswort Krusches an die Pfarrerschaft.58


Heintzes Vortrag „Was heißt: ich glaube an Jesus Christus?“

Im selben Monat Mai tagte die Generalsynode der VELKD in Goslar zu dem gleichen Thema „Bekenntnis und Schriftauslegung in der Gemeinde“. Am Abend des ersten Tages hielt der gastgebende Landesbischof einen abendfüllenden Vortrag über das Thema „Was heißt: Ich glaube an Jesus Christus?“59 Das war auf den ersten Blick etwas überraschend, denn Heintze referierte nicht einen Beitrag zum Tagungsthema, was jedoch im Zusammenhang seiner zahlreichen Äußerungen verständlich war. In seiner Antwort auf die Braunschweiger Thesen vom 18. März 1966, dem Informationsbrief über das Kranzbacher Gespräch und dessen fünf Thesen und mit dem Vortrag von Peter Krusche war dieses Thema für ihn und gegenüber der Landeskirche erschöpft. Er erlaubte, was für ihn ganz ungewöhnlich war, einen Blick auf seinen persönlichen Glauben. Er ging von seinem Konfirmationsspruch Phil. 3 aus („Nicht dass ich’s ergriffen habe oder vollkommen sei, ich jage ihm aber nach, dass ich’s ergreifen möchte, wie ich von Jesus Christus ergriffen bin.“). Es gebe eine Voraussetzung des Glaubens, nämlich dass er von Christus ergriffen worden sei, bevor er selber ihn ergreifen und verstehen könnte. Dieses persönliche Ergriffensein von Jesus Christus veranschauliche sich bei ihm in einem dreifache Halt: der Halt im Sturz, in der Schuld und in der Berufung. Das Gedicht Bonhoeffers „Von guten Mächten“ sei ein Zeugnis eines derartigen Gehaltenwerdens angesichts der drohenden Hinrichtung. Dass Jesus mit seinen Jüngern, die ihn alle bald darauf verlassen werden, das Abendmahl feiert, sei ein Ausdruck seines Haltens gegenüber den versagenden Jüngern. Schließlich sei die Existenz der Kirche „mit ihren Ämtern, Rängen und Ordnungen“, der es „vor allem anderen um Selbstbehauptung und um das Wahren von Rechten und Privilegien zu tun sei“, selber ein Ausdruck des Gehaltenwerdens durch Christus. „Wäre nicht das persönliche Ergriffensein von Jesus Christus immer wieder geschehen, es wäre bestimmt, was an christlicher Tradition vorhanden sei, wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. „Die Sache mit Gott“ hätte längst keinen Menschen mehr in ihren Bann oder auch nur in den Widerspruch gegen sie geführt.“60 In einem zweiten Teil ging Heintze von dem Anfängersein im Glauben aus, das für das gegenwärtige theologische Gespräch eine besondere Bedeutung habe. Vom Anfang des Glaubens her gedacht, sei die Entmythologisierung „vielleicht eher zu wenig weit als zu radikal“ betrieben worden.“ Die Arbeit an der Bedeutung des Rechtfertigungsglaubens in der modernen Welt sei bei der Weltbundtagung in Helsinki in den Anfängen stecken geblieben. Jede Glaubensaussage sei im Grunde unangemessen. Der wirklich lebendige Glaube zeige sich niemals im Umfassen eines möglichst großen Quantums einzelner Glaubenssätze und dogmatischer Bestimmungen, sondern er bleibe auf dem Wege vom konkreten Ergriffensein durch Christus zum Auch-gerne-ergreifen-wollen in konkreten Akten des Denkens wie der praktischen Entscheidung und könne dabei doch niemals vergessen, dass er eben wirklich erst auf dem Wege und noch nicht am Ziel ist. Heintze markierte mit diesem Referat noch einmal sein persönliches Frömmigkeitsprofil: ein ständig lernender Jünger in der Schule und Nachfolge Jesu. Das war ein Ausdruck besonderer Bescheidenheit und zugleich gegenüber seinen Widersachern von vorneherein eine Position der Defensive, die ihn angriffsunfähig machte. Das konnte auf die Dauer auch unbeweglich machen. Wer sich in der Nachfolge sieht, muss sich auch nach vorne bewegen und kann nicht ständig behaupten, noch in den Startlöchern, in den Anfängen des Glaubens, zu verharren. Das Referat wurde in den Lutherischen Monatsheften veröffentlicht und Heintze schickte es bald an alle Pfarrer der Landeskirche.61


Die Artikelserie Eberhard Finckes „Jesus ist anders“ 1971

Ein weiterer Streit um das Bibelverständnis mit einem noch breiteren Echo entlud sich an einer Artikelserie von Pfarrer Eberhard Fincke unter der Überschrift „Jesus ist anders“, die der SONNTAG als Glosse an vier Wochenenden im März 1971 veröffentlicht hatte. Wenige Jahre vorher war von einem englischen Theologen eine Streitschrift unter dem Titel „Gott ist anders“ erschienen und hatte Aufsehen erregt.62 Der Verfasser John A. Robinson hatte sich auch mit der dogmatischen Zweinaturenlehrer Jesu beschäftigt und von einem „Spießrutenlaufen“ derer gesprochen, die dieses Dogma in Frage stellten.63 Fincke, 36 Jahre alt, war seit fünf Jahren Stadtjugendpfarrer in der Stadt Braunschweig und hatte die Jugendarbeit belebt. Er stammte aus Schöningen, wo er früh in der Jugendarbeit seiner Heimatstadt tätig gewesen war. Der Vater war dort Richter am lokalen Amtsgericht und Vorsitzender des Kirchenvorstandes der St. Vincenzgemeinde. Aus diesem traditionellen und provinziellen Milieu hatte sich Fincke gelöst und am Beispiel der Gestalt Jesu einen Ausbruch aus der dogmatischen Normaltheologie unternommen. In seinen vier Glossen beschrieb er ausschließlich die menschliche Seite von Jesus und schilderte, wie die Kirche im Laufe ihrer Geschichte die Gestalt Jesu immer mehr vergöttlicht und zugleich entmenschlicht habe. „Er (Jesus) ist kein Mensch von Fleisch und Blut geblieben, der ähnliche Schwierigkeiten hatte wie ich und dessen Glaube mich deshalb ermutigen kann.“ Fincke beabsichtigte, die klassische sog. Zweinaturenlehre, nach der Jesus eine göttliche und eine menschliche „Natur“ gehabt habe, ins Moderne zu übersetzen und verlegte sich zunächst auf eine Beschreibung der „menschlichen Natur“. „Hat er (Jesus) jemals schallend gelacht? Hat er sich jemals in den Finger geschnitten? War er einmal so richtig wütend? Hat er in fröhlicher Runde kräftig mitgetrunken? Das Letzte hat man ihm seinerzeit jedenfalls vorgeworfen.“64 Fincke interessierte sich weniger für dogmengeschichtlichen Fragen, sondern er wollte die Gestalt Jesu der gärigen Braunschweiger Stadtjugend nahe bringen. Hatte Jesus Sex? „Undenkbar, dass Jesus ein sexueller, normal empfindender Mann oder verheiratet gewesen sei“, und: „Der Jesus, der da als reine, gewaltlose Idealgestalt herhalten muss, um eine kleingläubige Angst um das Bestehende zu rechtfertigen, ist nicht der, von dem der christliche Glaube lebt. Jesus hat dauernd die bestehenden Zustände angegriffen.“65 Fincke verband die Beschreibung Jesu mit seinerzeit aktuellen Themen z.B. mit der damals viel diskutieren Frage, ob die Kirche die Befreiungsbewegungen in Afrika unterstützen dürfe. Er legte den Finger auf die vom Staat und Militär ausgehende Gewalt. Die evangelische und katholische Kirche hatten eine gemeinsame Denkschrift „Das Gesetz des Staates und die sittliche Ordnung“ veröffentlicht und eine nach Finckes Meinung rückständige Sexualmoral vertreten. Er griff die sonderbare Bemerkung des EKD Ratsvorsitzenden Dietzfelbinger auf, der sich 1971 wie in einem Kirchenkampf zur Nazizeit vorkam.66 Die Glossen waren ein flotter Versuch, Jesus der städtischen Jugend nahe zu bringen. Und die war begeistert wie die 130 Schülerinnen und Schüler der Hoffmann v. Fallersleben Schule67 und die 40 Mitglieder der Jugendgruppe aus Kaierde: „endlich neue Akzente für die Kirche der Zukunft“.68 Das war nicht die einzige Reaktion. Als die Braunschweiger Stadtsynode am 23. März tagte, beantragte der Rühmer Pfarrer Martin Pahl, dem Stadtjugendpfarramt die finanziellen Mittel zu streichen, denn was er da gelesen habe sei „betörendes Gift“, „soziales Schmieröl“, „ein Krebsschaden, gegen den sich die heilige Kirche bis auf den heutigen Tag und bis ans Ende aller Zeiten gewehrt habe.“69 Brüdernpfarrer Hellmuth Lieberg sekundierte, das Landeskirchenamt möge die theologischen Voraussetzungen der Fincke Glossen prüfen, sie entsprächen nicht dem Evangelium. Pfarrer Rolf Lepsien von der Matthäuskirche: „Meine Jugend würde ich dem Stadtjugendpfarramt nicht anvertrauen.“ Lediglich der junge Pfarrer von der Andreaskirche Henje Becker verteidigte Fincke und verhinderte mit Hinweis auf die Geschäftsordnung, dass über den Antrag abgestimmt wurde. Die Braunschweiger Zeitung berichtete von den Verhandlungen in der Stadtsynode unter der Überschrift „Blinder Eifer schadet nur“ und fügte dem Bericht einen eigenen Kommentar von Manfred Reichel hinzu, der sich auf die Seite Finckes stellte.70 Dieser Bericht löste eine Serie von Leserbriefen aus, die mehrere Wochen die Spalten der Zeitung füllten. Es waren überwiegend Leser und Leserinnen, die sich gegen jede Einschränkung der bisherigen Stadtjugendarbeit aussprachen. „Mit Verbitterung und Empörung muss ich die Art der Angriffe gegen Fincke zur Kenntnis nehmen“, schrieb Wolfgang Bukowski,71 Fincke habe sich „oft ohne die dringend notwendige Unterstützung der Gemeindepastoren“ in verantwortlicher Weise um die kirchliche Jugend bemüht.“ Eine Pfarrergruppe (Blöhbaum, Dockhorn, Falkenroth, Mortzfeld, Padel, Römer, Wicke) begrüßte „jeden Versuch, die Nachricht von Jesus Christus der alten Formeln, die für den normalen Zeitgenossen unverständlich sind, zu entkleiden.“ Es gehe darum, ob sich die Kirche sakral einigelt oder sich endlich bequemt, sich von dem „anderen Jesus“ den ihr zukommenden Platz an der Seite der Entrechteten anweisen zu lassen“ 72 „Ich sehe einen klaren Abfall der Landeskirche von der Bibel“, entgegnete eine Leserin.73 Nachdem sich die Braunschweiger Zeitung für die Veröffentlichung eines breiten Leserechos entschlossen hatte, öffnete auch die Redaktion des SONNTAG das Blatt für ein unübliches ausgedehntes Leserecho von insgesamt ca. 18 Leserbriefen in den folgenden Monaten April und Mai. Aus der Gruppe der Sammlungsbewegung „Bibel und Bekenntnis“ kamen heftige Reaktionen: „Perfekte Demontage“ (Pastor Rudolf Kleinert)74 und „Wider das unbiblische Jesus- Bild“ (Kirchenvorsteher Wermke, St. Martini); J. H. Wicke sah dagegen die Landeskirche bereits „unter dem Totalitätsanspruch der mittelalterlichen Kirche“.75 Inzwischen hatten nämlich die Pröpste beim Landesbischof interveniert und ein Machtwort verlangt. Einer der Pröpste, der Goslarer, Karl Adolf v. Schwartz, hatte seinen Kirchenvorstand einberufen, der dazu aufforderte, für den SONNTAG nichts mehr zu tun. Der Lokalredakteur Hans Otto hingegen kritisierte die Verhandlungen während der Stadtsynode im März als „Excess der Unfreiheit und Unbrüderlichkeit“.76 Ob die Situation der Jugendarbeit in der Landeskirche wirklich so dramatisch war, wie es die Leserbriefe signalisierten, ist an Hand der Quellenlage schwer einzuschätzen. Offenbar sah eine kleinere Pfarrergruppe in den Äußerungen Finckes einen Dammbruch, dem sofort disziplinär begegnet werden müsste. Die Jugendgruppe an der Helmstedter Stephanikirche wurde vorsichtshalber vom Kirchenvorstand unter der Leitung von Pfarrer Kleinert aufgelöst.

Die drängenden Bestrebungen, Jesus anders zu sehen, mündeten folgerichtig in den Wunsch der jüngeren Generation nach einem „anderen Gottesdienst“. Die Hoffnungen auf eine Reform des Gottesdienstes durch den Rückgriff auf die Liturgie der Reformationszeit, wie sie von OLKR Christhard Mahrenholz in den 50er und 60er Jahren betrieben worden war, hatten sich offensichtlich nicht erfüllt. „Kirche voll besetzt“, lautete der Bericht in der BZ über einen Jugendgottesdienst in Wedtlenstedt, in dem statt der Einmannpredigt mit dialogischen Formen und meditativen Phasen experimentiert wurde.77 Auch in der Wichernkirche am Stadtrand Braunschweigs fanden von der Jugend ausgewählte und durchgearbeitete Themen in Gottesdiensten außerhalb der Vormittagszeit ein ungewöhnliches Echo. Man wolle „die Dinge des christlichen Glaubens in nicht religiöser Sprache“ vermitteln.78 Zum Gottesdienstthema „Umweltverschmutzung“ lautete die Forderung: „Die Zukunft ist nicht einfach die Verlängerung der Gegenwart.“79 Ein anderer befasste sich mit dem Thema der Kommunikation und den zwischenmenschlichen Beziehungen. Es gelte die Ehe aus dem „Ghetto der Zweisamkeit“ herauszuführen. Ihr „Hauptproblem sei die Abkapselung von der Gesellschaft. Es sei die Aufgabe der Kirche, möglichst viel Kommunikationsformen zu schaffen.80 Damit war die monogame, unscheidbare Ehe als alleinige sittlich gerechtfertigte Form der Kommunikation zwischen Jugendlichen, sowie Männern und Frauen in Frage gestellt und das vor dem Altar. Befand sich die Landeskirche in einer „revolutionären“ Situation? „Christliche Botschaft revolutionär“, lautete eine Überschrift im SONNTAG am

8. Mai 1971. Der Artikel beschrieb einen Fernsehfilm, in dem ein junger evangelischer Pfarrer Schwierigkeiten in seiner Gemeinde bekommt, weil er einen Gottesdienst in Form des „Politischen Nachtgebetes“ abhalten wollte. Die zum Schlagwort verkommene Redeweise von einer „Theologie der Revolution“ war seit Mitte der 60er Jahre in vielen Aufsätzen und Monografien gründlich behandelt worden. Schon 1968 hatte der bekannte Professor für Systematische Theologie in Tübingen Jürgen Moltmann in den Evangelischen Kommentaren einige Thesen zu „Gott in der Revolution“ veröffentlicht.81 Unter der zweiten These, durch die neue revolutionäre Situation sei das Christentum in eine fundamentale Identitätskrise geraten, hatte Moltmann folgende Erläuterung geschrieben: „Es ist die Hoffnung engagierter Christen, dass die Kirche anders sein kann. Sie entdecken eine tiefe Diskrepanz zwischen der bisherigen verwirklichten Form des Christentums und seinen nicht realisierten Möglichkeiten. Sie leiden daran, dass Glauben an Gott mit Angst vor der Zukunft verbunden wird. Sie leiden an dem repressiven Charakter kirchlicher Moral. Sie leiden an den autoritären Herrschaftsstrukturen in der Kirche und an klerikaler Manipulation. Sie leiden an der Allianz der großen Kirchen mit den bestehenden schlechten Machtverhältnissen. Sie suchen nach einem freien Glauben, der mit Hoffnung auf die Zukunft verbunden ist. Sie verlangen nach Eigenverantwortung des Menschen im Bereich der persönlichen Moral. Nachdem die Kirche so lange einseitig den himmlischen Christus in Wort, Sakrament und Hierarchie präsentiert hat, suchen sie die Gemeinschaft mit dem gekreuzigten Menschensohn, der in den Hungernden, Nackten, Gefangenen und Rechtlosen auf die Taten der Gerechten wartet.“82 Unschwer ist die Nähe Finckes zu den Ausführungen Moltmanns festzustellen. Da hatte sich ein Anknüpfungspunkt für ein Gespräch innerhalb der Pfarrerschaft angeboten. Also: nicht nur Jesus war anders, sondern weiterführend: die Kirche könnte anders werden. Aber es sollte ganz anders kommen. Die Diskussion um Jesus hatte in Teilen der Landeskirche eine derartige Unsicherheit ausgelöst, dass der Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit der Braunschweiger Stadtsynode zu einer Podiumsdiskussion Ende April ins Auditorium Maximum der Technischen Universität eingeladen hatte. Das Podium war mit einer für landeskirchliche Verhältnisse weit überdurchschnittlichen Prominenz besetzt. Die Diskussion leitete der Schriftleiter des Liljeschen SONNTAGSBLATTES Heinz Zahrnt, auch bekannt durch seine überfüllt besuchten Vorträge bei den Kirchentagen und durch viel gelesene theologische Bücher, als Fachmann für Fragen der neutestamentlichen Wissenschaft der Hamburger Professor Ulrich Wilckens, für Fragen der Pädagogik Prof. Hartmann, und als fragender Zeitgenosse – Eugen Kogon. Der Audi Max platzte aus allen Nähten. Die Brauschweiger Zeitung zählte über 1.200 Zuhörer 83, für ein kirchliches Ereignis in der Stadt Braunschweig ein sensationelles, außergewöhnliches Interesse, an das man anknüpfen konnte. Fincke war nicht aufs Podium gebeten worden, weil man von seiner Teilnahme eine Störung des erwünschten ruhigen Ablaufes des Podiumsgespräches befürchtete. Aber auch der Landesbischof war vom Podium verbannt. Die Veranstalter erhofften sich von der Überregionalität eine entsprechende Objektivität. So plätscherte tatsächlich die Diskussion zwischen den Fachleuten dahin. Professor Hartmann meinte, wir könnten heute die gleichen Wunder tun wie damals Jesus, in der Wertschätzung der kritischen neutestamentlichen Forschung waren sich alle einig. Kogon empfand die von Jesus proklamierte Feindesliebe als das Außerordentliche, aber bekannte auch freimütig: „Ich kann mit dem Opfertod Jesu nichts anfangen.“ Die Diskussion wurde erst munter, als sie in das Publikum freigegeben wurde, und als erster Pfarrer Lieberg, weithin erkennbar am Lutherrock und Priesterkragen, aufstand und seinen längeren Beitrag pathetisch beschloss, das Tischtuch zwischen den Podiumsteilnehmern und ihm sei zerschnitten, weil jene die traditionelle Zweinaturenlehre aufgegeben hätten. Tatsächlich hatte Zahrnt die Diskussion mit der Bemerkung eröffnet, die „Chiffre Jesus wahrer Gott und wahrer Mensch“ könnten die Menschen heute nicht mehr verstehen. Schon die Bezeichnung „Chiffre“ für ein altkirchliches Dogma, das Jahrhunderte lang Bestandteil des sonntäglichen Bekenntnisses war, musste auf Lieberg und die Freunde der Kirchlichen Sammlung wie aus dem Vokabular des Antichristen wirken. Ja – und was Fincke zu dem allen meinte? Er saß im Publikum und zeigte sich enttäuscht. Er hätte erwartet, dass wenigstens Kogon die politischen Konsequenzen aus dem Evangelium aufgezeigt hätte. „Die Frage blieb unbeantwortet“, überschrieb Hans Otto seinen ganzseitigen Bericht im SONNTAG, und zitierte als Resume den Stoßseufzer Zahrnts „Aberglaube von rechts – Unvernunft von links“.84

Im Rahmen dieser Abhandlung soll nun vor allem die Haltung von Bischof Heintze geschildert werden. Der SONNTAG veröffentlichte am 30. Mai 1971 sozusagen als Abschluss der Leserbriefflut eine Betrachtung des Bischofs unter der Überschrift „Was mir an der Diskussion über: Jesus war anders, zu denken gibt“. Die Überschrift machte deutlich, dass Heintze dem Drängen der Pröpste nach disziplinären Maßnahmen widerstanden hatte. Die Überschrift las sich wie eine Begründung: weil aus den Glossen von Fincke und der Diskussion allerlei zu lernen wäre. Der Bischof begrüßte zunächst das außerordentliche Echo und unterstützte damit die Schriftleitung, die sich zur ausgedehnten Veröffentlichung entschlossen hatte und sich damit den Vorwurf einhandeln konnte, dem Unglauben Vorschub zu leisten, denn von den 18 Beiträgen befürwortete der überwiegende Teil die Position Finckes. Finckes Aussagen seien zweitens zwar mit dem Grundbekenntnis der Christenheit nicht vereinbar, aber die Kritik daran sei oft „unter dem Strich“ gewesen. Es habe auf beiden Seiten „zu viel Empfindlichkeiten“ geherrscht. Heintze fragte drittens: ist der Mensch Jesus wirklich getroffen, namentlich der Gekreuzigte? Die Beschreibung Jesu sei zu sehr dem heutigen Verständnis vom Menschen angepasst worden. Heintze übersah, dass Fincke als Stadtjugendpfarrer vor allem die Braunschweiger Jugend vor Augen hatte. Der Ansatz Finckes sei viertens auch mit Aussagen der Ökumene schlecht vereinbar. Heintze erinnerte an eine Stellungnahme der Konferenz Europäischer Kirchen, der er angehörte, die auf den inneren Zusammenhang von der Berufung zum Diener Gottes und zum Diener der Menschen hingewiesen hatte. Das war das schwächste Argument des Bischofs, denn die einspaltigen glossenförmigen Anrisse Finckes hatten gerade darin ihre Stärke, dass sie sich auf einen einzigen Gedanken konzentrierten und nicht abgewogen zahlreiche andere Gesichtspunkte berücksichtigten. Sie hatten den jugendlichen Leser vor Augen und nicht den auch lesenden Bischof. Mit der fünften und letzten Bemerkung wollte der Bischof Fincke entgegenkommen: das Thema, das Anderssein von Jesus, sei „intensiven weiteren Nachdenkens wert“. Heintze nannte nun seinerseits zahlreiche Stellen aus den Evangelien, in denen Jesus tatsächlich als der überraschend ganz andere dargestellt worden sei. Wen hatte der Bischof mit diesen Beobachtungen im Blick? Einerseits gab er dem Urteil einiger Pröpste recht, wonach Fincke die Grundaussagen der Christenheit verlassen habe. Das musste selbst Brüdernpfarrer Lieberg zufrieden und ruhig stellen. Andrerseits stellte er sich an die Seite Finckes, der ein wichtiges Thema aufgegriffen habe. Diese Position nötigte einigen Wenigen Respekt ab, weil der Bischof non vi sed verbo reagiert habe. Bei Vielen blieb der Eindruck eines Vermittlers, wo nichts zu vermitteln war. Zwischen Unvernunft und Aberglaube – so Zahrnt – war ein Brückenschlag von beiden Seiten unerwünscht und ohne erkennbare Voraussetzung. Vor allem hatte der Bischof nicht mehr weiterführende Schritte im Kopf. Waren Finckes Glossen nicht ein Beispiel für die nicht-religiöse Interpretation für eine säkularisierte Jugend? War jetzt nicht ein Seminar über Bonhoeffer oder über „Honest to God“ von Robinson fällig?

Der Stadtjugendpfleger und mit ihm andere Mitarbeiter der damaligen Jugendarbeit sahen auf die Dauer in der Landeskirche keine Chance mehr, erfolgreich in ihrem Sinne zu arbeiten. Der Landesjugendpfarrer Günter Berndt ging nach Berlin, der Stadtjugendpfarrer Fincke übernahm die Leitung des Braunschweiger Jugend- und Freizeitzentrums im Bürgerpark.

Wie ist die Bibel heute zu lesen und zu verstehen? In den letzten zehn Jahren gibt es ein deutliches Bedürfnis von Gemeindemitgliedern nach Grundkenntnissen zum Verstehen der biblische Texte. Ein stures „So steht’s geschrieben, so müssen wir es glauben“ ist nicht kirchliches Allgemeingut. Fast in allen Propsteien werden von einzelnen engagierten Gemeinden Grundkurse mit längeren Lern- und Informationseinheiten angeboten und angenommen, das diesbezügliche Vormittagsangebot in der Akademie über die Evangelien, Paulus und den Römerbrief ist gut besucht. In den Lektoren- und Prädikantenkursen werden Themen der biblischen Einleitungswissenschaft behandelt. In den sonntäglichen Predigten werden allerdings religions- und formgeschichtliche, überhaupt bibelkritische Fragen ausgeblendet, zumal sie in den vorgefertigten Predigten des Internet unbeachtet bleiben. Die Bultmanndebatte der 50er, 60er und 70er Jahre ist abgeklungen. Es gibt keine Theologie mehr, mit der und der gegenüber sich ein Pfarrer, eine Pfarrerin emanzipieren könnte. Das ist auch ein Ausdruck der zunehmend säkularisierten Gesellschaft, der es gleichgültig ist, was und wie man in der Kirche glaubt. Die gegenwärtige Frömmigkeit sehnt sich nach Engelbegleitung und Taize Wohligkeit. Wo indes der kritische Eros eingeschlafen ist, lauert die Gefahr, dass die Landeskirche in einen farblosen, dumpfen Feld-Wald-Wiesen Glauben versinkt, der in mulmigen Zeiten für eine aggressive evangelikale Schlagseite anfällig wird.


Anmerkungen zu Kapitel 5

1 Gisa Bauer, Evangelikale Bewegung und evangelische Kirche in der Bundesrepublik Göttingen, 2012 481-490; Dietrich Kuessner: Zurück ins Fragen, Festschrift 1987, 492-499.
2 Deutsches Pfarrerblatt 1.10.1949 413 – 418. „Entmythologisierung oder Realtheologie“. Stauffer hatte mit 21 Zitaten aus den theologischen Schriften Bultmanns eröffnet und diese, wie er meinte, schrifttheologisch, religionsgeschichtlich, theologiegeschichtlich, geistesgeschichtlich, existentialphilosophisch, philosophiegeschichtlich, erkenntnis theoretisch widerlegt, kritisiert, geprüft. Zur Geschichte der Hl. Drei Könige bemerkte er: „Wir besitzen den astronomischen Terminkalender, mit dem sich die Sterndeuter Anno 7 auf den Weg gemacht haben“ (416). Es gebe eine Zwillingsschwester jener Thorarolle, die Jesus bei seiner Antrittspredigt in Nazareth in der Hand hatte. (416). „Alle historischen Indizien und quellenkritischen Erwägungen sprechen dafür, dass Jesu Grab am Ostermorgen leer war.“ (418) „Die historische Tradition bleibt in Geltung, bis sie wirklich widerlegt ist“. (418).
3 ebd. 418.
4 Gotthard Hoerschelmann, Lebensbild von Pastor Dr. Hellmut Lieberg in: De Fundamentis Ecclesiae Braunschweig 1973, 31; ein ausführliches Zitat aus dem Brief des Altpräses der ev.-.luth. Freikirche DD Stallmann.
5 LAW Syn 212 Protokoll der Sitzung vom 7.12.1964.
6 BZ 19.10.1959.
7 alle Angaben aus den schriftlichen Unterlagen von Frau Annemarie Spenhoff-Mandry sowie weitere mündliche Aussagen; SONNTAG 10.11.1963 über die 13. Herbsttagung 7.-10.Oktober 1963 mit Prof. Hans Joachim Kraus.
8 SONNTAG 16.2.1964 2 „Zum zweiten Mal Evangelische Hochschulwoche Salzgitter-Lebenstedt“; es referierten Dietrich v. Oppen „Gesellschaft in Selbstbehauptung und Resignation“, Dr. Jörg Bauer, Erlangen „Menschwerdung des Menschen“, Ernst Wolf „Verantwortung in der Freiheit“. Die Abschlusspredigt hielt Prof. Götz Harbsmeier.
9 Salzgitter Zeitung 18.3.1965 „Die fremde Bibel als verständliches Wort.“
10 Die Thesen in LAW acc 22/82 Braunschweiger Thesen Bd a; KJ 1966 81 – 88.
11 LAW LBf 189 Rundbrief vom 18. März 1966; auch KJ 1966 88 – 91.
12 LAW acc 22/82 Braunschweiger Thesen Bd a: Brief Fincke an Heintze 16.3.1966.
13 ebd. Brief Grefe an Heintze 21.43.1966.
14 ebd. Brief Lutschewitz an Heintze 21.3.1966.
15 ebd. Padel an Heintze 23.3.1966.
16 LAW acc 22/82 Braunschweiger Thesen Bd. b: Kirchliche Sammlung an Landesbischof vom 26.3.1966.
17 LAW LBf 189 Pfarrerrundbrief 28.3.1966 S. 3.
18 BZ 22.4.1966.
19 BZ 27.4.1966.
20 BZ 10.5.1966.
21 BZ 24.5.1966.
22 LM 27.5. 1966 Heft 5, 239 – 243 Braunschweiger Thesen; LM 28.6.1966 Heft 6, 302 – 304 Rundbrief Heintzes.
23 KJ 1966, 146 – 152.
24 KJ 1966, 99 – 100.
25 ebd.
26 SONNTAG 12.6.1966; LM 1966 Heft 6, 304.
27 SONNTAG 12.6.1966 „Mut zum Gespräch“; auch KJ 1966, 101 – 102. LAW acc 22/82 Braunschweiger Thesen Bd a, Heintze an Herdieckerhoff am 13.5.1966: „Ich habe mich sehr über die Stellungnahme gefreut... Angst und Lieblosigkeit sind schlechte Ratgeber.“
28 LAW acc 22/82 Braunschweiger Thesen Bd a.
29 ebd. Brief Harborth vom 20.5.1966 an die Pfarrer der Landeskirche.
30 BZ 14.6.1966 11 „80 Laien informierten sich über die „Thesen“. SONNTAG 17.7.1966 5. „Informationstagung über die „Braunschweiger Thesen“.
31 SONNTAG 3. Juli 1966 2 „Glaube an Tatsachen – Glaube an Gott“; SONNTAG 17. Juli 1966 „Erwiderung von Pastor Warmers an Pastor Padel „Glaube an die großen Taten Gottes.“
32 LAW acc 22/82 Braunschweiger Thesen Bd a, Reinhart Staats „Echte Fragen und falsche Antworten“ Juni 1966.
33 ebd. Heintze an Staats 10. August 1966.
34 SONNTAG 10./11.4.1966 8 – 9 „Das Gespräch“.
35 SONNTAG 5.6.1966 „Die Wirklichkeit Gottes“.
36 ebd. „Eine Antwort auf die Braunschweiger Thesen“. Zu den Unterzeichnern gehörten Christian Gremmels, Günter Arnold, Otmar Hesse, Michael Künne.
37 ebd.
38 SONNTAG 30.10.1966 „Das Neue Testament in unserer Wirklichkeit.“
39 SONNTAG 16.10.1966 „Was wollen die Braunschweiger Thesen?“
40 SONNTAG 27.11.1966 „Kirchliche Woche in Helmstedt. Gedankenaustausch aber keine kirchliche Heerschau.“
41 LAW acc 22/82 Bd a: „Zur Geltung von Bibel und Bekenntnis heute. Stellungnahme der Kirchlichen Sammlung“. Die Ausarbeitung war bereits am 18. Juni 1967 im Infoblatt der Brüderngemeinde Sankt Athanasius erschienen und dann von der Kirchlichen Sammlung an alle Pfarrer der Landeskirche verschickt worden.
42 ebd. Aktennotiz von Frau Baumgart, der Sekretärin des Bischofs, vom 24.8.1966.
43 Anm 38, 7.
44 ebd.
45 LAW LBf 12 Bischofsbrief vom 12.8.1967.
46 LAW acc 22/82 Braunschweiger Thesen Bd a, Diesem Rundbrief war ein ausführlicher Briefwechsel zwischen Heintze an Lieberg am 30.6.1967 und Lieberg an Heintze am 6.7.1967 vorangegangen. OLKR Kammerer versuchte zu vermitteln und empfahl Pfr. Büscher in einem längeren Brief vom 30.7.1967, den Briefwechsel mit dem Bischof einzustellen und die Diskussion den Universitäten zu überlassen. Darin kam er zu folgendem überraschenden Urteil über die theologische Qualität der Thesen und der Braunschweiger Pfarrerschaft: „Die Thesen wie auch jetzt das neue Schriftstück stellen m.E. eine äußerst gründliche, theologische Arbeit dar, vor der als theologisch-wissen schaftlicher Leistung jeder größte Hochachtung haben muss. Der normale Pfarrer, der nicht über das bewundernswette theologische Rüstzeug etwa Dr. Liebergs verfügt, wird sich zwar sicher seine theologischen Gedanken zu den Thesen und zu dem neuen Schriftstück machen und das dort Gesagte mit den eigenen theologischen Vorstellungen konfrontieren! Er wird aber nicht in der Lage sein, sachgemäß zu antworten. Außerdem fehlt dem normalen Pfarrer, der am Schnittpunkt von Theologie und Gemeindearbeit steht und seine konkreten Aufgaben in seinem oft sehr umfangreichen Gemeindegebiet ernst nimmt, einfach die Zeit, sich so gründlich mit den Thesen und dem neuen Schriftstück zu beschäftigen, dass eine eigene handfeste Stellungnahme niedergeschrieben werden könnte.“ Kammerer übersieht, dass auch Lieberg mitten in einer umfangreichen Gemeindearbeit stand und dass die oben zitierten Arbeiten von Oelker, Padel, Fincke und vielen anderen, also von „normalen Pfarrern“, stammten und sich die „normale“ Pfarrerschaft gründlich und kompetent mit den Thesen beschäftigt hatte. Dieses erstaunliche Urteil ist ein Hinweis auf die spätere Isolierung Kammerers in der Kirchenbehörde.
47 LAW acc 22/82 Braunschweiger Thesen Bd a: Daniel an Heintze 20. Juli 1967. 48 ebd. Klapproth an Heintze 24. Juli 1967. Heintze beantwortete den Brief postwendend am 26. Juli 1967, Klapproths Brief habe ihn „gefreut und gestärkt“.
49 LAW acc 22/82 Braunschweiger Thesen Bd a: Brief von Kelsch an Heintze vom 25.6.1966.
50 Der historische Frage muß sich jede Generation neu stellen. 55 Jahre später löste eine grobe Darstellung des Braunschweiger Professors Rebe von der Person Jesu und dessen Auferstehung eine lebhafte öffentliche Debatte in der Braunschweiger Zeitung aus. Sie widmete der Frage „Gibt es die Auferstehung?“ mehr als eine Seite und druckte die Antwort von Akademiedirektor Dieter Rammler ab: „Wir werden es ja sehen“. BZ 6. April 2013.
51 in LAW acc 22/82 Vorträge Bd 3 Nr. 17.
52 Kranzbacher Gespräche der Lutherischen Bischofskonferenz zur Auseinandersetzung um die Bibel, Hamburg 1967.
53 SONNTAG 18.4.1965 3 Landesbischof D. Erdmann „Ostern.“
54 SPIEGEL 6/1966 Rudolf Augstein: Joel Carmichael „Leben und Tod des Jesus von Nazareth.“
55 LM 1966 305.
56 KJ 1967 48 f; Kranzbacher Gespräch der Lutherischen Bischofskonferenz zur Auseinandersetzung um die Bibel Berlin 1967, 134 f.
57 SONNTAG 21.5.1967 8 „Braunschweiger Landessynode tagte auf dem Hessenkopf. Landesbischof Dr. G. Heintze und Prof. Peter Krusche sprachen.“
58 LAW LBf 12 Rundbrief 6.6.1967; LAW Syn 216 Akten und Verhandlungen der Landessynode 8. – 10. Mai 1967.
59 Lutherische Generalsynode 1967 Goslar. Darstellung und Dokumente zur Geschichte der lutherischen Kirchen, Hamburg 1974 1 -18.
60 ebd. 12.
61 LAW acc 102/07 ohne Datum und Anschreiben.
62 John A. T.Robinson Honest to God – Gott ist anders München 1964, 3.
63 ebd. 71.
64 SONNTAG 28.3.1971 3 „Jesus war anders.“
65 SONNTAG 21.3.1971 3 „Jesus war anders.“
66 SONNTAG 7.3.1971 3 „Jesus war anders.“
67 SONNTAG 4.4.1971 6 Leserbriefe zu den Betrachtungen „Jesus war anders“; „Perfide Demontage“, Herausforderung zum Nachdenken“ „Über Vorurteile hinwegsetzen“ ; Seite 8 „Solidarität mit Fincke“
68 SONNTAG 25.4.1971 9 „Endlich“!“ eine Seite mit Leserbriefen „Wider das unbiblische Jesusbild“, „Die Inquisitoren sind geblieben“, „Spannungen aushalten und durchhalten.“
69 SONNTAG 4. 4. 1971 8 Bautätigkeit für Gemeinden. Heftige Angriffe gegen Stadtjugendpfarrer Fincke.
70 BZ 24.3.1971.
71 BZ 26.3.71.
72 BZ 29.3.71.
73 BZ 2.4.71.
74 SONNTAG 4.4.71 „Perfide Demontage.“
75 SONNTAG 2.5.71 6 J.H.Wicke: „Hier scheiden sich die Geister“;
76 SONNTAG 4.4.71 „Excess der Unfreiheit und Unbrüderlichkeit.“
77 BZ 24.3.1971 „Kirche voll besetzt.“
78 BZ 8.4.71.
79 BZ 8.4.71.
80 BZ 15.4.71.
81 Ev. Kommentare 1968, 565 – 571; auch im Sammelband „Diskussion zur Theologie der Revolution“ München 1969, 65 – 82.
82 „Diskussion zur „Theologie der Revolution“ ebd. 70.
83 BZ 26.4.1971 „Jesus war kein Zauberer.“
84 SONNTAG 6.6.1971 „Die Frage blieb unbeantwortet“.


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Impressum, http://bs.cyty.com/kirche-von-unten/archiv/Heintze/, Stand: November 2015, dk