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[Kirche von unten]

Die Braunschweiger Landeskirche in den 70er Jahren

und ihr Bischof Gerhard Heintze

Kapitel 7

Streitbare Kirche: Demokratisierung und Politisierung in der Landeskirche

Demokratie in der Kirche? Die Gründung einer linken Opposition / Protest- und Provokationskultur / Richard Grunow / Die Wählerinitiativen für einen Regierungswechsel / Vortrag Heintzes: Autorität und Demokratie / Das Forum der Kirche 1970 / Kirchenvorstandswahlen / Die Braunschweiger Gespräche zur Sozial- und Gesellschaftspolitik / Parteinahme für die Opfer der Unrechtsysteme / Die Braunschweiger Studentengemeinde (ESG) / Parteieintritte von Pfarrern / Die Frage des Terrorismus im Jahr 1977 / Prof. Brückner in Braunschweig / Predigt Heintzes zur Eröffnung der Generalsynode der VELKD in Gandersheim.

An der bekannten Parole aus der Weimarer Zeit „Die Kirche ist neutral und wählt deutsch-national“ hatte sich auch nach 1945 zunächst nur wenig geändert. Die Zuneigung zu den christlichen Parteien CDU und CSU lag nach 1945 auf der bekannten Linie aus der Weimarer Zeit. Die von der Pfarrerschaft geforderte parteipolitische Neutralität diente tatsächlich der Stabilisierung der konservativen Kräfte in der Bundesrepublik. Das änderte sich 1969. 1969 war das „Jahr des Machtwechsels“. Im Frühjahr war Gustav Heinemann (SPD) gegen den früheren Außenminister Gerhard Schröder (CDU) im dritten Wahlgang zum Bundespräsidenten gewählt worden, und nach der Bundestagswahl im September wurde die Regierung der Großen Koalition unter Georg Kiesinger (CDU) von einer sozial-liberalen Koalition unter Willy Brandt (SPD) abgelöst. Es macht das Wort aus der Regierungserklärung „Mehr Demokratie wagen“ die Runde. Dieses Motto Brandts habe sich „besonders in Niedersachsen niedergeschlagen“, resumiert Daniela Münkel in der Landesgeschichte.1 Das Motto warf ein bezeichnendes Licht auf die Nachkriegszeit und die zurückliegende Adenauerära, die nach der Naziherrschaft nicht den erhofften Beginn eines allseitigen demokratischen Frühlings gezeitigt hatte, sondern eine beschämende politische Strafjustiz und Gesinnungsschnüffelei2, in die Bildungskatastrophe (Georg Picht) und in die Studentenunruhen von 1967/68 einmündete. Die Brandt/Scheel Regierung wurde stimmungsmäßig von einem Großteil der Bevölkerung nicht als ein üblicher Regierungswechsel, sondern als eine Art Systemwechsel empfunden.


Demokratie in der Kirche?

Ein Systemwechsel zu mehr Demokratie sollte nicht nur in Staat und Gesellschaft erfolgen, sondern war auch in den Kirchen im Gespräch. „Demokratie in der Kirche – was ist das?“ fragte die Schriftleitung der Evangelischen Kommentare verschiedene Persönlichkeiten, und der Richter am Bundesgerichtshof und spätere Kirchentagspräsident Helmut Simon hatte geantwortet: „Wenn Demokratie bevorzugt lebendige Teilnahme und mitverantwortliche Teilhabe jedes einzelnen meint, dann kann man das auch für die christliche Gemeinde nur wünschen.“ Es bestehe ein Zusammenhang zwischen der reformatorischen Anschauung vom „Priestertum aller Glaubenden“, die den Christen verpflichte, an dem Verkündigungs- und Sendungsauftrag seiner Kirche teilzunehmen, und demokratischen Vorstellungen. Aber Existenz und Auftrag der Kirche beruhe nicht auf dem Willen der Mehrheit seiner Mitglieder, sondern „auf der geglaubten Autorität des vorgegebenen göttlichen Willens.“ Diese bilde die Grenze zu einer Demokratie in der Kirche.3 Der Württemberger Klaus Rother, seit zwanzig Jahren an der kirchlichen Jugendarbeit beteiligt, definierte Demokratie in der Kirche als „Öffnung“. „Demokratisierung der Kirche bedeutet nichts anderes als die „Öffnung der Kirche“ auf ihre ursprünglich gewollte Gestalt und Aufgabe hin. Öffnung der überkommenen Institution in Richtung auf eine sachgerechte Mitsprachemöglichkeit aller Mitglieder einschließlich der „Randsiedler“ bis in das „Innerste“ unserer Landeskirchen. Abbau der Herrschaft des kirchlichen „Apparates“ zugunsten einer stark betonten Leitungsverantwortlichkeit der Landessynoden. „Öffnung“ jedes einzelnen Amtsträgers in Richtung des Gebotes, den andern in seinem theologischen Denken ernst zu nehmen und die Bereitschaft zum „Dienen“ im Amt und für den anderen neu zu beleben. Demokratisierung in der Kirche sei Änderung nicht nur der Gestalt, sondern vor allem der inneren Einstellung“.4 Damit waren wichtige Stichworte zum Demokratieverständnis in der Kirche genannt: Teilhabe und Teilnahme, Abbau von institutioneller Herrschaft, Öffnung und Bewusstseinswandel. Unter den sieben Befragten befand sich auch Bischof Heintze. Er stellte eingangs klar, dass keiner Verfassungsform ein Selbstzweck oder Eigenwert zukomme, führte indes die „Wiederentdeckung der Freiheit eines Christenmenschen“ als „wesentliche Mitursache der Entwicklung der modernen Demokratie“ dar. Er bedauerte das autoritäre Gehabe von Leitungsverantwortlichen wie das bereitwillige Sichabfinden des Gros der Gemeindemitglieder mit der eigenen kirchlichen Unmündigkeit. Diese sei wesentlich bedenklicher als die andere Möglichkeit, dass das Streben nach demokratischer Mitverantwortung in Willkür und Eigenmächtigkeit ausarte.5 Heintze benannte die Mitverantwortung der Laien, die Verbesserung der kirchlichen Wahlen und die zeitliche Befristung der kirchlichen Ämter als Formen der Demokratisierung. Heintze hatte seine Bemühung um eine Verfassungsreform in seiner Landeskirche als ein Versuch von Demokratisierung in der Landeskirche verstanden, ohne diesen Reizbegriff zu nennen. Aber er machte das Gelingen einer Demokratisierung in der Kirche von der „größeren Bereitschaft zum persönlichen und verantwortlichen Engagement im Dienste Jesu Christi“ abhängig. Diese vermisste er, nicht nur im Braunschweigischen.


Die Gründung einer linken Opposition

Eine Demokratie funktioniert nur durch Zulassung einer Art von Opposition. Als im Laufe des Jahres 1968 der Wunsch und Ruf nach einer Demokratisierung auch in der Kirche immer kräftiger wurde, fand er seinen Ausdruck in der Entstehung von Oppositionsgruppen. So hatten sich in verschiedenen Landeskirchen unterschiedlich starke oppositionelle Reformgruppen gebildet: u.a. in Westberlin der „Konvent Westberliner Vikare“, in Württemberg die „Kritische Kirche“, in Köln die ökumenische Gruppe „Politisches Nachgebet“ um Pfr. Klaus Schmidt, in Bayern die 600 Mitglieder starke Gruppe „Evangelische Erneuerung“, in Hessen der theologische Arbeitskreis Frankfurt, im Westfalen Amos – Kritische Blätter.6 Auch in der Oldenburgischen und Hannoverschen Landeskirche7 entstanden solche Gruppen. In der Braunschweiger Landeskirche war der Jubiläumsmonat September 1968 Anlass zur Bildung einer kirchenkritischen Gruppe, des „Arbeitskreises Kirche und Gesellschaft“ (AKG). Das Besondere dieser Braunschweiger AKG Gruppe war ihre ausgewiesene wissenschaftliche Herkunft. Als Sprecher der Gruppe fungierte der 37jährige Rektor der Pädagogischen Hochschule in Braunschweig, Reinhard Dross, seit 1966 Professor für Evangelische Theologie und Religionspädagogik, und zuständig für die Ausbildung von Religionslehrerinnen und Religionslehrern für die Grund- und Hauptschule. Er war Schüler der kritischen Theologie.8 Andere Gründungsmitglieder des AKG waren Dr. Ruprecht Bartels von der Biologischen Bundesanstalt und Dr. Klaus Müller.

Die Landeskirche feierte 1968 den 400. Jahrestag der Einführung der Reformation durch Herzog Julius im Jahre 1568. Bischof Heintze hatte bei der Eröffnung des Jubiläumsmonats im Städtischen Museum in Braunschweig, wo Pfarrer Dr. Martin Wandersleb eine umfassende Ausstellung organisiert hatte, erklärt, es sei „kritische Besinnung geboten.“9 Diese Rolle übernahm u.a. der AKG. Dazu bot sich der Landeskirchentag an, der unter dem Motto „Gottes Volk unter den Völkern“ am 21. September 1968 in Braunschweig stattfand. Zwei Tage vorher erschien ein Zeitungsbericht „Aktionskreis verlangt außersynodale Kontrolle und Kindergärten statt Kirchtürme. In Braunschweig regte sich Opposition gegen kirchliche Verwaltung.“10 In einem Pressegespräch artikulierten die AKG – Gründer als vordringliche Themen eine soziale Verteilung der Kirchensteuer, eine Änderung des Konfirmandenunterrichtes („statt Paukschule Lebenshilfe“), eine neue Sprache im Gottesdienst, eine Änderung des Wahlverfahrens sowie eine Modernisierung der diakonischen Arbeit. Man wolle sich beim Landeskirchentag bemerkbar machen. Die Zahl der den AKG unterstützenden Geistlichen sei bereits zweistellig. Zur Eröffnung des Landeskirchentages hielt Landessuperintendent Dieter Andersen, Lüneburg, ein alter Freund Heintzes aus Hildesheimer Zeit, in der Stadthalle ein fulminantes kirchenreformerisches Referat.11 Dort diskutierten am Nachmittag sechs Arbeitsgruppen aktuelle Themen. An die Teilnehmer wurde ein Arbeitspapier des „Arbeitskreises Kirche und Gesellschaft“ mit flotten Rückfragen zu den Themen verteilt. Thema: „Wie kann man heute beten? Rückfrage des AKG: Muss man heute beten? Haben alle Menschen, die Jesus annahm, regelmäßig gebetet? Hat Jesus ihnen das zur Auflage gemacht? Ohne Gebet kein Christ, wer darf das beurteilen?“ Das war ganz schön provokativ. Oder: „Frage: Was muss in unseren Gottesdiensten anders werden? Rückfrage: Was ist unser Gottesdienst? Nach Paulus müsste er sein: Das gesamte Leben, in dem ein Mensch prüft und tut, was Gottes Wille ist. Leistet das der herkömmliche Gottesdienst?“12 Am Abend des 21. September trafen 4.000 Gemeindemitglieder auf dem Burgplatz zu einer Abschlusskundgebung zusammen. Auffällig waren einige Transparente mit deftigen Parolen: „Wer hat uns verraten? Kirchenbürokraten“; „Nach oben beten – nach unten treten“, „Sich erneuern – durch Kirchensteuern?“, „Keine Experimente!“.13 Bischof Heintze ging in seiner Schlussansprache auf dem Burgplatz auf die plakatierten Parolen ein. „Manches sei durchaus richtig, meinte der Bischof, und wollte den Parolen wohlwollend die Schärfe nehmen.14 Verheißungsvoll fasste der AKG in einigen Gemeinden Fuß. Das Gründungsmitglied Bartels war Kirchenvorsteher in der Braunschweiger Magnigemeinde, wo Pfarrer Johann Heinrich Wicke, immer noch aufgeschlossen für Auf- und Zusammenbrüche in der Kirche, amtierte. In der Propsteisynode Wolfenbüttel referierten als Mitglieder des AKG Anfang Dezember 1968 Frau Margrit Dross und Pfarrer Rudolf Quitte über die Forderungen des AKG und fanden bei den Propsteisynodalen nach dem Eindruck des Zeitungsberichterstatters Zustimmung.15 Man könne nicht umhin, erklärte Propst Karl Heinz Oelker eingangs, sich einer radikal selbstkritischen Bestandsaufnahme zu unterziehen, wenn man eine für die Welt in jeder Hinsicht offene Kirche schaffen wolle.16 „Soll ein Bischof gewählt werden?“ lautete die Überschrift des Zeitungsberichtes und griff damit ein Thema auf, das schon im Verfassungsausschuss heftig diskutiert worden war. Dass Soziologen und Psychologen in einem Pfarramt mitarbeiten sollten, gehörte ebenfalls zu den Anregungen des AKG.


Richard Grunow

Im Herbst dieses Jahres 1968 kam der Redakteur des SONNTAG, Richard Grunow, nach seinem 60. Geburtstag bei einem Hotelbrand in Zürich ums Leben.17 Grunow war seit 1957 in der landeskirchlichen Pressearbeit, die der Inneren Mission unterstand, beschäftigt. Er war gebürtiger Berliner, hatte Theologie studiert, das Vikariat bei Dietrich Bonhoeffer absolviert und das 2. theologische Examen bei der Bekennenden Kirche abgelegt. Er fühlte sich dem theologischen Standort sowie dem kirchenreformerischen und kirchenpolitischen Kurs von Bischof Heintze eng verbunden. Er hatte auch Germanistik studiert, übertrug Psalmen und hatte eine Auswahl von Bonhoeffers Schriften herausgegeben und eingeleitet, die 1964 im Kaiser Verlag in München erschienen war. Grunow war seinerzeit mit dem Bonhoeffer Biografen Eberhard Bethge im Bruderhaus in Finkenwalde zusammen. 1966 hat er einen Barth-Brevier publiziert, der für jeden Tag eine Lesung anbot. Von welchem Braunschweiger Pfarrer ließ sich Vergleichbares sagen? In der Bekennenden Kirche zu Hause, war er in der Braunschweiger Landeskirche bei Reinhard Herdieckerhoff, der ebenfalls der Bekennenden Kirche angehört hatte, gut aufgehoben, denn er war verheirateter Schwuler, hatte deswegen zwei Jahre im Gefängnis gesessen, war nach dem Krieg wegen praktizierter Homosexualität auch aus der württembergischen Landeskirche entlassen worden und nach einem dreijährigen Lektorat beim Kreuzverlag von der Inneren Mission der Braunschweiger Landeskirche angestellt worden. Trotzdem hatte er sich in der juristischen Auseinandersetzung von Pfarrer Georg Althaus und der Führung der Landeskirche wegen deren Verstrickung in den Nationalsozialismus kirchenpolitisch etwas hinausgewagt und eine vorsichtige Parteinahme für Pfarrer Althaus veröffentlicht,18 was zu zwei distanzierenden Leserbriefen von den in Pension befindlichen Oberlandeskirchenräten Dr. Breust und Röpke im SONNTAG führte, was außergewöhnlich war.19 Seit dem Dienstantritt von Bischof Heintze fühlte er sich auch theologisch in der Landeskirche beheimatet. „Auch Sie wird die Nachricht von dem plötzlichen Tod des Schriftleiters unseres Kirchenblattes „Der Sonntag“, Richard Grunow, bewegt und erschüttert haben,“ schrieb Bischof Heintze in seinem Rundbrief vom 18. Oktober 1968. „Er wurde ein Opfer des schweren Hotelbrandes in Zürich in der Nacht zum

9. Oktober. Als einer, der selber vielfältig angefochten und versucht war, hat er mit seinem weitgespannten schriftstellerischen Bemühen vielleicht am allermeisten denen etwas sagen und sein können, die mit Dietrich Bonhoeffer – er war Grunows Freund und Lehrer – von sich selber wissen, wie sehr sie beständig auf die allerersten Anfänge des Glaubens und Verstehens zurückgeworfen sind. Bei der Trauerfeier für Richard Grunow am 14. Oktober in Braunschweig las Propst Stange eine in Grunows Nachlass gefundene Psalmenmeditation über den 51. Psalm vor. Sie wird auch, wie auch das schon 1960 im Schriftenmissionsverlag Gladbeck erschienene Bändchen „Gott will uns beten helfen. Vom Sinn der Psalmen in der Bibel“, denen, die Richard Grunow gekannt haben und mit ihm verbunden waren, ein wertvolles Vermächtnis sein.“20 Einige Psalmenübertragungen sind in den Offleber und Reinsdorfer Kirchengemeinden noch heute in Gebrauch. Im Nachruf des Deutschen Pfarrerblattes heißt es: …er war einer der vielseitig Gescheitesten, die ich kannte, literarisch, musikalisch hochgebildet wie hochmodern, in Fachreferaten und Diskussionen von großartigem, geistigen Zuschnitt.“21 Mit dem Nachfolger Hans Otto fand der SONNTAG einen Redakteur, der mit einem anderen theologischen und literarischen Hintergrund die kirchenpolitischen Linie des Bischofs weiterhin kräftig unterstützte.


Protest- und Provokationskultur

Eine die einen unterhaltende, andere ärgernde Note der Demokratie von damals war die Protest- und Provokationskultur. Happening hieß das Modewort: Provokation mit Spaßfaktor. Zum 16. Dezember 1969 wurde der Wiener Aktionskünstler Otto Mühl vom AStA in die Braunschweiger Hochschule für Bildende Künste zum Thema „O Tannenbaum“ eingeladen.22 Die Aula war mit 500 Studentinnen und Studenten überfüllt. Mühl war für extravagante, ordinäre Provokationen bekannt geworden. In Braunschweig entkleidete er sich, ließ ein Schwein auf offener Bühne schlachten, breitete die Eingeweide über eine vor ihm liegende nackte Frau aus, pinkelte darauf und spielte zur Aktion volkstümliche Weihnachtslieder ab. Vorher hatte er ein Gedicht gegen den Vietnamkrieg verlesen. Aber die Sache kam nicht so toll an, Mühl brach das Happening nach 30 Minuten ab und bekam in der anschließenden Diskussion allerlei Kritik zu hören. Braunschweig hatte sich von kritischer Seite gezeigt und konnte sich darauf etwas einbilden. Dagegen wurde unter der Führung des Briefmarkenhändlers Borek unter dem Motto „Nie wieder Verletzung der menschlichen Würde“ der Volkszorn des anständigen, ordentlichen, sauberen Braunschweig durch eine Anzeige in der Braunschweiger Zeitung entfacht. „Wir haben uns unsere einfache, natürliche und anständige Denkungsart bewahrt und besitzen immer noch den Mut, diese Vorfälle als abgrundtiefe Sauerei zu bezeichnen.“ Richard Borek beschwor die „auf bitterkalten Baustellen, am Fließband, im Büro, in der Landwirtschaft oder auf eisigen Straßen“ hart arbeitende Bevölkerung und forderte, solche Aktionen „ein für alle Mal zu unterbinden“, härteste Bestrafung und zu einer Unterschriftenaktion: „Niemand schließe sich aus! Wer nicht protestiert, duldet die Zustände!“ Es gelang Borek, eine bemerkenswerte Massenhysterie zu erzeugen, denn über 20.000 Braunschweiger beteiligten sich an der Aktion. Eine Flut von Leserbriefen und anonymen Drohungen erreichte die Öffentlichkeit: „Muehl in einen Käfig auf dem Hagenmarkt aufstellen, wo auch jeder seine Bedürfnisse über ihn ausrichten kann“; „der perverse Schweinestall muss mit eisernem Besen gekehrt werden“; „es wird Zeit, dass ein Krieg kommt, damit die Sauschweine in der shfbk an die Front müssten und dort gemassakert würden“, ein KZ wäre für Mühl noch zu schade. Die Doppelmoral dieses sauberen, gescheitelten Braunschweig dokumentierten Studenten und Dozenten der Hochschule für Bildende Künste durch eine Wiedergabe von laufender Kinoreklame wie „Gräfin Porno von Ekstasien“, „Unverhüllte Tatsachen“ im Hansa Kino, „Als im P..(uff) das Licht ausging. Erlebnisse eines jungen Menschen in einem offenen Haus“ im Lido, im Palast „die Jungfrau von 18 Karat“ und anderes mehr, was keine Proteste hervorrief. Das überregionale Feuilleton amüsierte sich über diese spießbürgerliche Reaktion. Petra Kipphardt schrieb in der ZEIT über die Braunschweiger Reaktionen: „Rektor Voigt wurde zu Kultusminister Langeheine gebeten, den er seinerseits um Urlaub vom Amt bat, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind; der Braunschweiger Tierschutzverein erstattete Anzeige wegen Tierquälerei; der Schlachthofdirektor erstattete Anzeige, weil kein aus den Randgebieten eingeführtes Schwein in Braunschweig geschlachtet werden darf; die CDU-Ratsfraktion forderte, die Berechtigung des Zuschusses der Stadt an die Hochschule zu überprüfen; die Kriminalpolizei ermittelt gegen Muehl und an der Aktion beteiligte Personen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses; 15 Privatpersonen erstatteten Anzeige gegen den AStA wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses und erhoben Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Rektor Voigt beim Kultusminister; die „Aktion Menschenwürde“ wurde von Richard Borek, einem für sein Interesse am Schutz der engeren Heimat und seine Briefmarken bekannten Mann, in Windeseile organisiert; Borek und zwanzig Getreue platzierten in der Braunschweiger Zeitung für 7200 Mark eine ganzseitige Anzeige, in der sie den „Braunschweigern in Stadt und Land“ in Balkenüberschrift mitteilten: „Nie wieder Verletzung der Menschenwürde! Das lassen wir uns nicht bieten!“23 Der SPIEGEL schrieb amüsiert unter der Überschrift „Tritte für Wichtel“.24 So hatte Richard Borek und sein Braunschweiger Anhang die Löwenstadt dem Gelächter des Feuilleton ausgesetzt und aus deren Sicht dem Ruf der Stadt geschadet. Die Studenten hatten das sichere Gespür, dass es grotesk war, Weihnachten wie eh und je mit „Stille Nacht“, „O wie lacht“ und „Süßer die Glocken nie klingen“ zu begehen, während in Vietnam von einer christlichen Nation Frauen und Kinder als Partisanen erschossen wurden. Die Stadtpfarrerschaft reagierte unterschiedlich. Propst Stange und Propst Trojok protestierten beim Kultusminister, der Stadtadjunkt Armin Kraft hatte die Borekanzeige mit unterzeichnet, J.H. Wicke dagegen spießt die Verlogenheit der bürgerlichen Moral auf, für die das Fest nichts weiter bedeute als Frauen und Fressen, die Muehl in allerdings unästhetischer und unzweckmäßiger Weise ans Licht gebracht habe. In einer Sammelanzeige, die von Lehrern, Professoren, Pfarrern, Musikern unterzeichnet war, wurde gegen die Boreksche Anzeige auf die alltägliche Verletzung der Menschenwürde durch Unterdrückung und Misshandlung von Kindern und Fürsorgerzöglingen, durch die Verhältnisse in Gefängnissen, durch die Kriegsfolgen in Vietnam und durch die Zwänge des Konsums hingewiesen und hinzu gefügt: „Den Verfassern scheint es nicht bewusst zu sein, dass sie damit auf die Propaganda des Nationalsozialismus einschwenken“.25 Ein Mitglied der Magnigemeinde schickte die Sammelanzeige empört an den Bischof und schrieb dazu: „Unser letzter Anstoß, der uns zum Austritt veranlasste, ist das Muehl-Happening und die darauf folgenden Leserzuschriften in der Braunschweiger Zeitung. Der von 20 Bürgern am 23.12.1969 erlassene Aufruf entsprach einer gesunden Geisteshaltung und soll dem Zerfall entgegentreten. Nur in einer solchen Haltung ist m.E. die christliche Kirche existent und spiegelt sich in ihrer Lehre wider... Es ist m.E. an der Zeit, dass maßgebliche Männer, die Stellungen wie Sie bekleiden, wieder lernen, Rückgrat zu besitzen und bei der Auslese und Einstellung von Nachwuchs im kirchlichen Dienst ihren Gemeindemitgliedern Männer vorsetzen, die würdig sind, diesen Dienst auszuüben und nicht dem Zerfall oder falsch verstandener Freiheit das Wort reden“.26 Nach dem Mühl-Happening im Advent 1968 predigte der Bischof traditionell im Braunschweiger Dom zu Weihnachten. Die Stimmung in der Braunschweiger Stadtgesellschaft ließ nur die Alternative „Für oder gegen Borek“, und damit für oder gegen Mühl zu. Heintze entzog sich dieser kleinlichen Alternative und hielt sich an den Bibeltext. Auf seine Predigt angeschrieben, antwortete er. „Allerdings lag und liegt mir sehr daran, dass über der Empörung über die „Mühlaktion“ die Trauer über das, was fortgesetzt in den Kriegs- und Hungergebieten der Erde an Scheußlichkeit geschieht, nicht vergessen wird.“27 Heintze verglich mit dem Begriff „Scheußlichkeit“ die Mühlaktion direkt mit den Vorkommnissen in der Welt. So hatte es Mühl auch gemeint. In einem Leserbrief, der Silvester erschien, zeigte sich Heintze entsetzt und bekümmert und zwar besonders darüber, dass das Anliegen der Aktion, nämlich auf die Schäden unseres Wohlstandsweihnachten und auf die entsetzlichen Leiden und Grausamkeiten, wie sie sich heute in Vietnam und Biafra und anderen Elendsgebieten der Erde heute Tag für Tag ereignen, aufmerksam zu machen, in Misskredit gebracht sei.

Provokationen gab es auch in anderen Kunsteinrichtungen, z.B. am Braunschweiger Staatstheater. Dort inszenierte Claus Peymann Shakespeares Richard III als eine „Travestie“, „eine blutige komische Satire auf die Macht und die Mächtigen.“ „Die Beine graziös übereinander geschlagen lehnt die Majestät an der Wand oder hockt im Schneidersitz, wie ein Schuljunge, auf der Erde. Von Haupt- und Staatsaktion keine Spur. Lausbub spielt Politik und richtet damit weltweites Unheil an. Ein Enfant terrible von einem König, der sich heulend oder lachend in Sägespänen wälzt, ein zerlumpter Playboy mit Beatlefrisur, den das Machtgefühl halb wahnsinnig macht oder Lords, die im Blute wie monströse Mülltonnen in den Kampf ziehen.“28

Provokationen schwappten auch in die Kirche über. Am Volkstrauertag 1968 ließen der Theologiestudent Dieter Düllmann aus Gr. Dahlum und einige Genossen während des Gottesdienstes von der Empore der Wolfenbüttler Trinitatiskirche Flugblätter auf die Gemeinde fliegen, und protestierten gegen die kriegsverherrlichenden Sprüche des Dichters Ferdinand v. Freiligrath, die auf den riesigen Gedenktafeln für die gefallenen Soldaten des 1. Weltkrieges an beiden Stirnwänden der Seitenschiffe angebracht waren. Düllmann wollte die Kanzel besteigen, wurde aber mit den anderen von anwesenden ehemaligen Soldaten unsanft aus dem Gotteshaus befördert. Vor der Kirche begannen sie eine Diskussion über „alle Soldaten sind Mörder“. Am Sonnabend vor Totensonntag ließ sich Düllmann in die Marienkirche einschließen und bemalte die dortigen Kriegergedenktafeln mit Sprüchen wie „Dulde nicht den Wahn in deiner Mitte“, „Liebe den Angehörigen eines anderen Volkes, er steht dir gleich“, „Verherrliche nicht das Verbrechen als Heldentat“. „Mein Haus soll ein Bethaus sein für alle Völker. Ihr aber habt daraus eine Ruhmeshalle eurer Verbrechen für alle Völker gemacht“. „Rüste nicht zum atomaren Weltkrieg gegen das eigene Volk.“ In eine Tafel schlug er eine Axt, um das Bibelwirt Mt. 3,10 zu veranschaulichen: „Die Axt ist schon an die Wurzel gelegt.“29 Die Erregung des Wolfenbüttler Bürgertum war heftig.30 Bischof Heintze bedauerte zwar in einer Erklärung die Aktion und sah in ihnen ein Zeichen betrüblicher Verwirrung und Verblendung. Er fügte dann aber hinzu: „Es wäre zu wünschen, dass die berechtigte Empörung über D’s Protestaktion nicht verhindert, vor allem über die ungeheuerliche Schicksals- und Schuldzusammenhänge der Weltkriege und ihre immer noch nachwirkenden Folgen zu erschrecken“, sich vor Kriegsverherrlichung zu hüten und es gelte nicht zu vergessen,“ wie unvergleichlich schrecklicher das ist, was heute noch an Unmenschlichkeit in kriegerischen Konflikten und sonstigen brutalen Machtaktionen fortgesetzt neu geschieht.“31 Heintze verurteilte das Vorgehen, wertete es aber als Anstoß zu vertieftem Nachdenken der empörten Wolfenbüttler Bevölkerung auf.

In der Wolfenbüttler Thomaskirche inszenierten Kunststudenten 1969 eine Antiweihnachtsausstellung unter dem Motto „Weihnachts anderes Gesicht“ und platzierten eine blutbeschmierte Puppe mit gespaltenem Schädel in die Taufschale und einen verunstalteten menschlichen Torso vor den Altar, dazu Näpfe mit stinkendem Blut und Musik in ohrenbetäubender Lautstärke. „Was unternehmen Sie gegen die verantwortlichen Pastoren der St. Thomas Gemeinde?“ empörte sich der Direktor des Hecknerverlages bei Heintze. Er solle dafür sorgen, dass Pastoren es in Zukunft unterlassen, politische und sonstige Ideologie im Zusammenhang mit ihrem Amt zu propagieren. „Die Pastoren, die das tun wollen, müssen aus ihrem kirchlichen Amt entfernt werden.“32 Notfalls müssten die Kirchengemeindeglieder selber handeln. Heintze wiegelte in seiner Antwort ab. Es handle sich in keiner Weise um kirchenamtliche Verlautbarungen. Das gelte selbstverständlich auch, wo sich Pfarrer für eine andere politische Richtung aussprechen, der Sie möglicherweise dann eher zustimmen können.“ Es hätten sich in den letzten zwei Jahren nicht wenige repräsentative Persönlichkeiten der evangelischen Kirche für die CDU eingesetzt. „In der Weise, wie politische Verantwortung in der Kirche wahrzunehmen ist, befinden wir uns sozusagen noch im Neuland. Bislang war die Gefahr einer falschen Neutralität und eines Rückzuges auf den Bereich bloßer Innerlichkeit die besondere Versuchung. Wir werden nicht wieder hinter die Erkenntnis zurückgehen dürfen dass in der christlichen Verantwortung auch der Bereich des öffentlichen Lebens einzubinden ist.“33


Die Wählerinitiativen für einen Regierungswechsel

Die Absicht, einen Regierungswechsel im September 1969 herbeizuführen, war auch in Kirchenkreisen groß. In allen Landeskirchen ergingen Aufrufe an die Gemeinden, Rundschreiben und Handreichungen der Bischöfe an ihre Pfarrer.34 Diese Absicht war auch in der Braunschweiger Landeskirche spürbar, und auch Bischof Heintze schrieb einen sieben Seiten langen Rundbrief.35 Er macht die Pfarrerschaft auf die Empfindlichkeit aufmerksam, mit der die Öffentlichkeit den Stellungnahmen von Pfarrern begegnete. Aber man werde nicht nur durch vordergründige Parteinahme, sondern auch durch Gleichgültigkeit und mangelnde Bereitschaft zur Mitverantwortung in den anstehenden gesellschaftlichen und politischen Entscheidungen schuldig. Heintze verwies auf ein abwägendes Wort des Hannoverschen Bischofsrates und zitierte: niemand könne die Kirche für ein politisches Programm in Anspruch nehmen und andrerseits müssten die Glieder der Kirche Entscheidungen treffen und ein „entschlossenes Nein“ sprechen, wo Verachtung, Hass und Gewalt zwischen den Völkern gefördert werde. Heintze fügte hinzu, die politische Verantwortung kirchlicher Amtsträger sollte sich insbesondere den Fragen der Entwicklungshilfe und von Frieden und Gerechtigkeit zuwenden. Gerade bei letzterem Thema dürften Christen nicht außer acht lassen, „welche verhängnisvolle Rolle eine aus der Vergangenheit nachwirkende, unbewältigte Schuld spielt.“ Wo Versöhnungsbereitschaft herrsche, dürfe Unrecht indes nicht einfach für Recht erklärt werden. Wenig später aber warnte er vor einem einseitig verengten Nationalismus, wie er leider auch in unseren Gemeinden nicht selten anzutreffen sei. „Ich halte diesen Nationalismus heute aufs ganze gesehen in unserem Volk für eine ernstere Versuchung als sie bislang die Parolen eines umstürzlerischen oder anarchistischen Linksradikalismus darstellen. Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass in unserem Volk und auch in unseren Gemeinden über den ganzen Fragenbereich von Frieden und Gerechtigkeit viel zu wenig gründlich nachgedacht wird und traditionelle und allzu oft emotional bestimmte Denkschemata eine verhängnisvolle Rolle spielen.“ Die Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 10.9.69 spießte diesen letzten Abschnitt des Rundbriefes unter der Überschrift „Bischof Heintze warnt“ auf. „Gott sei Dank, wir alten Deutschen und alte Soldaten nehmen Ihre blödsinnige Schreiberei durchaus nicht ernst,“ erwiderte darauf schriftlich ein erboster Handwerker aus Sarstedt und gab dem Bischof mit seiner Warnung recht.36 Die Warnung vor einem Erstarken eines radikalen Nationalismus war ein Wink, die ebenfalls für den Bundestag kandidierende NPD nicht zu wählen.37 Sie erhielt mit 1,422 Millionen Stimmen 4,3 % Stimmen und verfehlte den Einzug in den Bundestag. Es war etwas Neues und Zeittypisches, dass sich auch in der Braunschweiger Landeskirche eine sog. Wählerinitiative bildete, die ein Flugblatt zum Wechsel der bisherigen Bonner Regierung und unverhohlen für die Wahl einer SPD / FDP Regierung aufrief. Die Annonce war von 55 Männer und Frauen unterzeichnet, die in Braunschweiger Kirchengemeinden tätig waren, Schüler, Stundenten, Lehrer, Landeskirchenmusikdirektor Büchsel, Prof. Herbert Reich, fünf Vikare und 16 Pfarrer. Im Flugblatt hieß es: in der politischen Entwicklung der Bundesrepublik habe sich die Teilung verschärft, sei der Neofaschismus gewachsen, seien die notwendige Reformen ausgeblieben, Bildung und Forschung haben keine ausreichende Unterstützung erfahren, der Rüstungsaufwand sei übertrieben und der christliche Name oft zu politischem Nutzen missbraucht worden. Notwendig seien hingegen Wege zur Aussöhnung mit dem Osten, die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit; Gespräche mit Minderheiten, mehr Bildungschancen für alle Bürger, große Anstrengungen für Friedensforschung und Entwicklungshilfe sowie die Befreiung des öffentlichen Lebens vom Konfessionalismus und eine Neuordnung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirchen.38 Dieses Flugblatt erschien auch noch zwei Tage vor der Bundestagswahl als Zeitungsannonce in der Braunschweiger Zeitung. Schon am 10. September reagierte der Goslarer Otto Fricke in einem Schreiben an Bischof Heintze empört über das Flugblatt.39 Man müsse für die weitere Zukunft die Konsequenzen aus diesem Verhalten eines immerhin beachtlichen Teiles der Pfarrer unserer Landeskirche ziehen. Otto Fricke war Gründungsmitglied der niedersächsischen CDU, als Goslarer Unternehmer seinerzeit Präsident der Industrie- und Handelskammer Braunschweig. Was mochten in dieser Position mögliche Konsequenzen für die Landeskirche bedeuten? Nach der Bonner SPD-FDP Regierungsbildung schrieb Fricke erneut an den Bischof und machte das „Pastorenflugblatt“ für den Regierungswechsel mitverantwortlich.

Im SONNTAG hatte sich Klaus Hartz ausgewogen für beide Möglichkeiten einer Regierungsbildung ausgesprochen.40 Auch dieser Leitartikel empörte Fricke, dem offensichtlich in der Landeskirche ausschließlich eine Parteinahme für die CDU erlaubt und denkbar erschien.41 Ganz unverhohlen wurde im niedersächsischen CDU Landesverband die evangelische Landeskirche für ihre Parteipolitik in Anspruch genommen. Heintze spielte in seiner Antwort die Anzahl der Unterzeichner herunter, es gebe ja viel mehr Pfarrer, die nicht unterschrieben hätten, im übrigen müsse man in der Kirche „noch viel mehr lernen, in sachlicher, freier Meinungsäußerung, die Kritik und Gegenkritik ermöglicht, miteinander zu leben“. Es bleibe sein gutes Recht, den von diesen Pfarrern vertretenen Thesen und Anfragen bessere Gegenargumente gegenüberzustellen. Heintze distanzierte sich also nicht inhaltlich von dem Flugblatt, was Fricke erwartet hatte, sondern forderte zu Gegenargumenten auf. Ihn kümmerte es offensichtlich nicht, gegen welche gesellschaftliche Mauer er damit anrannte. Eingangs gestand er überdies eine gewisse Mitarbeit an dem Flugblatt ein, denn er habe mäßigend auf die Verfasser eingewirkt und das Flugblatt entschärft. Tatsächlich enthielt der ursprüngliche Entwurf scharfe Angriffe gegen die CDU/CSU. Fricke hätte wohl erwartet, dass Heintze als Bischof das Flugblatt sofort verboten hätte. Fricke musste den Eindruck haben, dass der Landesbischof inhaltlich mit dem Flugblatt sympathisierte. Auch der Wolfenbüttler Likörfabrikant Mast beschwerte sich telephonisch im Landeskirchenamt, dem der Bischof seine Antwort an Fricke als Erwiderung schickte. Beide kannten sich aus dem Lionsclub.42 Nicht auf alle Briefe reagierte der Landesbischof. Als in der BILD Zeitung am 17.9.1969 eine Annonce mit einem Bild von Ulrike Block v. Schwartz, der Frau des Pfarrers Hartwig Block in Alvesse, erschien mit dem Spruch, nur die SPD sei wählbar, erreichte den Bischof ein Protestbrief eines Handwerkers aus Sarstedt, „Wäre ich Einwohner von Alvesse, Sie wollen versichert sein, die Frau hätte keine ruhige Minute mehr. Wehe, wenn sie sich auf der Straße zeigte. Sie müsste den Ort verlassen.“43


Vortrag Heintzes Autorität und Demokratie

Brachte die Kirche bei der Klärung des Verhältnisses von Kirche und Demokratie eine strukturelle Nähe zu dieser für die westdeutsche Bevölkerung neue Gesellschaftsform mit? Bischof Scharf hatte im Rundfunk forsch behauptet, Demokratie gebe es in der Kirche schon längst vor der Demokratie. Zu einem Gedankenaustausch trafen sich in diesem Jahr 1969 die Mitglieder der niedersächsische Landesregierung und die Kirchenleitenden in Niedersachsen über das Thema „Autorität und Demokratie“. Bischof Heintze hatte das Korreferat übernommen.44 Heintze ging von dem Spannungsverhältnis zwischen autoritär ausgeübter Herrschaft und beanspruchter Freiheit aus, stellte indes die unbedingte Autorität Gottes allen weiteren Überlegungen voran. Gott nehme nach dem biblischen Zeugnis allerdings seine Autorität ganz anders wahr, als üblicherweise jene in der Welt. Seine Herrschaft vollziehe sich im Dienen, „in der bedingungslosen Selbsthingabe für das Heil der Welt“. Demgegenüber sei alle andere Autorität im kirchlichen oder staatlichen Bereich vorläufiger Art. Heintze nannte als Beispiel die Rundfunkrede Bonhoeffers 1933 von der begrenzten Autorität eines Führers. Wenn also kein irdisches Herrschaftssystem ideal sei und jede Autorität in ein unmenschliches Herrschaftssystem ausarten könne, übrigens auch im Namen der Demokratie vermerkte Heintze handschriftlich am Rande, so sei doch „in der Kirche seit jeher grundsätzlich eine größere Offenheit für demokratische als für absolutistische Prinzipien zu finden“, und zwar auf Grund der biblisch bezeugten Berufung des Menschen zu Freiheit und zur mündigen Verantwortung wie der Gleichheit aller Menschen vor Gott. Heintze stellte sich dann die Frage, in welcher Weise die Kirchen zu einem besseren Funktionieren von Demokratie und zur Stützung echter demokratischer Autorität beitragen könnten. Diese Frage ergab sich nicht aus einem systematischen Aufbau seines Themas, sondern aus der Situation, dass Heintze den Vortrag vor den politischen Spitzen des Landes Niedersachsen hielt. Die Kirchen sollten dabei helfen, demokratisches Bewusstsein in der Bevölkerung zu stärken und zwar bei der Frage von Kriegsverhütung, Friedensförderung und einer besseren sozialen Gerechtigkeit in der Welt. Außerdem sollte sie zur Versachlichung in der politischen Auseinandersetzung beitragen. Hierbei warb Heintze für ein besseres Verständnis der Gründe der unruhigen studentischen Bewegung. Die Kirche sollte schließlich eintreten für die zu Unrecht Verdächtigten und denen mit Verständnis begegnen, die die schwere Last der Führungsverantwortung und die oft genug damit verbundene Ratlosigkeit und Gewissenskonflikte zu tragen haben, aber auch gegenüber denen, denen Verteufelung und Empörung der Bevölkerung entgegenschlügen. „Die Reaggressivität, die durch Protestaktionen ausgelöst wird, ist mitunter in ihren Äußerungsformen schlimmer als die ursprüngliche Protestaktion selber.“ Das hatte er in Wolfenbüttel nach der Protestaktion von Düllmann erlebt. Die Gleichbeachtung gegensätzlicher protestierenden Gesellschaftsgruppen war für Heintze bezeichnend. In einem weiteren Gedankengang beschäftigte sich Heintze mit der Demokratisierung in der Kirche und nannte als Beispiele die Entwicklung einer mündigen Gemeinde, Strukturreformen auf der mittleren Ebene und die Begrenzung der Autorität kirchenleitender Ämter, z.B. ihrer zeitlichen Begrenzung. Es war kein systematisch aufgebauter Vortrag, sondern Heintze spann vor seinen Hörern einen Gesprächsfaden, verweilte bei seinen Lieblingsthemen länger, konstruierte häufig auch einen gedanklichen Gegensatz, der „auf jeden Fall“ zu bedenken sei, und nahm auf diese Weise mögliche Einwände bereits auf, um dann den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. Im Gedächtnis blieb dann eine für seine bischöfliche Position unübliche Parteinahme. Heintze gab sich als Unterstützer einer pluralistischen demokratischen Gesellschaft und als Förderer von mehr Demokratie ín der Kirche zu erkennen.


Das Forum der Kirche 1970

Als Erziehung zu einer mündigen, aufgeschlossenen Gemeinde verstand sich ein „Forum der Kirche“, das vom Amt für Volksmission und Männerarbeit am Männersonntag dem am 28. Oktober 1970 in der Braunschweiger Technischen Universität organisiert worden war. Der Besuch und das Interesse der Kirchengemeinden blieb unter den Erwartungen. Der Sonntagvormittag war mit eigenen Veranstaltungen besetzt, und die Männerarbeit litt anders als die der Frauenhilfe unter fehlendem Zulauf. Der Tag begann mit einer Bibelarbeit um

9.30 Uhr. Danach verteilten sich die Teilnehmer auf sechs Arbeitsgruppen: AG 1: Kraft des Evangeliums für den heutigen Menschen (Walter Gehring); AG 2: Gesandt mit dem Evangelium (Eberhard v. Bülow); AG 3: Ökumenische Verpflichtung (Werner Reich); AG 4: Bildung in der Krise (Hartmut Padel); AG 5: Soziale Gerechtigkeit in der Bundesrepublik; AG 6: Politischer Friede und wirtschaftliche Macht. (Reinhard Dross). Die Arbeitsgruppen waren unterschiedlich stark besucht, es wurde diskutiert und am frühen Nachmittag wurden Wünsche und Resolutionen an die Kirchenleitung verabschiedet. Dabei hatten sich offenbar zahlreiche Besucher in der Mittagspause bereits endgültig von der Veranstaltung verabschiedet. Die Veranstaltung wurde mit einer Schlussdiskussion beendet, bei der die bekannten theologischen Gegensätze wieder hart aufeinander prallten.45 Bischof Heintze legte der Landessynode am 11. Dezember 1972 eine ausführliche Antwort vor, soweit die Resolutionen an die Kirchenleitung gerichtet waren. Heintze begrüßte in seiner Antwort die Veranstaltung und wünschte eine Fortsetzung. Er unterstützte einige Einschätzungen, z.B. die Verbesserung der Versorgung des Religionsunterrichtes und anderweitige vorgebrachte Reformvorschläge, er warb für anhaltende Gesprächbereitschaft mit jeweils anderen politischen und theologischen Positionen „bis zum Äußersten“ und lehnte einen Abbruch von Gesprächen auch bei scheinbar unüberbrückbaren Gegensätzen ab, er verwies auf die Zuständigkeiten der übergeordneten Institutionen der EKD, was leicht als Ablenkung missverstanden werden konnte. Aus der AG 6 kam der skandalträchtige Vorschlag, dem Antirassismusfonds

80.000 DM aus landeskirchlichen Haushaltsmitteln zur Verfügung zu stellen. Die meisten Resolutionen wurden an die Ausschüsse in der Landessynode überwiesen, wo sie bearbeitet werden sollte, was auch geschah.46 Aber die Themenbearbeitung drang wenig nach außen und diente vor allem zur Selbstvergewisserung. Es gab keine Wiederholung eines Forums. Die Themen des Forums, von den übergemeindlichen Ämtern entworfen, blieben übergemeindlich. Sie setzten eine Pfarrerschaft voraus, die auch über die Fragen ihrer eigenen Ortsgemeinde hinaus in größeren Zusammenhängen dachte, soweit ihre Reflexion Rückschlüsse auf ihre Gemeindearbeit erlaubte. Das war für einen großen Teil der Pfarrerschaft offensichtlich nicht erkennbar. So ging der reformerische Impuls für mehr Mündigkeit der Gemeindemitglieder, der vom Forum erwartet worden war, doch ins Leere.


Kirchenvorstandswahlen

Zur Demokratisierung gehörte vordringlich die Einführung von Wahlen zum Kirchenvorstand. Bisher bestand die Möglichkeit, einen Wahlvorgang zu umgehen, wenn nur so viele Kandidaten aufgestellt wurden, wie jeweils für die Zusammensetzung eines Kirchenvorstandes notwendig waren. Von dieser Regelung wurde bisher weit überwiegend Gebrauch gemacht und eine Kirchenvorstandswahl überflüssig. Nur in einigen wenigen Kirchengemeinden fand 1966 ein Wahlvorgang statt.47 Das sollte sich in Zukunft nach der Ansicht des Bischofs ändern.48 Nach dem neuen Wahlrecht vom Oktober 1971 musste eine Wahl in jeder Kirchengemeinde stattfinden und mehr Kandidaten aufgestellt werden als zu wählen waren.49 In einer Wahlzeit von wenigstens sechs Stunden konnten die wahlberechtigten Gemeindemitglieder ab 18 Jahren ihre Stimme abgeben. Auch Briefwahl war erstmals möglich. Die erste Wahl dieser Art fand am 12. März 1972 statt.50 Ein Vorbereitungskreis, bestehend aus dem Öffentlichkeitsausschuss der Landessynode unter Pfarrer Henje Becker und dem neuen Leiter des Amtes für Volksmission Pfarrer Wolfgang Meißner, der seine Erfahrungen aus der Hannoverschen Landeskirche einbrachte, hatte monatelang die Wahl vorbereitet, Plakate wurden gedruckt, „Mitdenken – mithandeln – mitwählen“ lautete das Motto, über 400.000 Wahlbenachrichtigungskarten wurden verschickt, Quiz, Schaukastenwerbung und Kandidatenbefragung angeregt, Plakate an den Litfaßsäulen erinnerten an die Wahl („Wir rufen zur Kirchenwahl“), die Pfarrämter erhielten einen Terminkalender mit den fälligen Daten, die Kirchenregierung bewilligte 175.000 DM,51 und das Ergebnis übertraf die Erwartungen: 105.331 Kirchenmitglieder hatten sich an der Wahl beteiligt. Das waren 23,2 % der Wahlberechtigten.52 Die Wahlbeteiligung war in den ländlichen Propsteien Bad Gandersheim (43,15 %), Schöppenstedt (42,85 %), Königslutter (33,63 %), Vechelde (27,61 %) und Vorsfelde (27,54 %) überdurchschnittlich hoch, am niedrigsten in den Propsteien Goslar (16,21 %) und Braunschweig (16,75 %) 53. Die Differenz war nicht ausschließlich im StadtLand-Gefälle begründet, denn die Propstei Helmstedt, auch eher ländlich strukturiert, erreichte nur eine Wahlbeteiligung von 17,07 %. Die Pfarrer der Gruppe Kirchliche Sammlung waren an einer hohen Wahlbeteiligung wenig interessiert. Die Brüdernkirche in Braunschweig verzeichnete 8,7 % Wahlbeteiligung, St. Christophorus, Helmstedt, wo der Vorsitzende der Kirchlichen Sammlung, Pfarrer Büscher, amtierte, 8,7 %, St. Stephani Helmstedt (Pastor Kleinert) 9,6 %; das Desinteresse des Helmstedter Propstes Wilhelm Hobom spiegelte sich in weit unterdurchschnittlicher Wahlbeteiligung der Helmstedter Kirchengemeinden: St. Marienberg (Propst Hobom) 5,0 %, St. Walpurgis 8,0 %, St, Michaelis 6,1 %. Das galt auch für Propst Frühling in Seesen 7,2 %. Umso erfreulicher war es, wenn von 3.998 Wahlberechtigten in Bad Gandersheim 1.116 Gemeindemitglieder zur Wahl gingen und innerhalb dieser Propstei 13 Gemeinden eine Wahlbeteiligung von über 60 % erzielten. Das Ergebnis ermutigte die Wahlwilligen zu einer Weiterarbeit. Der Landesbischof dankte in einem Rundbrief vom 21.3.1972 den Vorbereitungskreisen in den Gemeinden und erklärte sich bereit, alt gedienten ausscheidenden und auch den nicht gewählten Kirchenmitgliedern einen persönlichen Dankbrief zu schreiben.54 Obwohl dem Dank die erste Stelle gebühre, begann der Bischof mit einer Warnung vor einer Überschätzung des Wahlergebnisses, als ob die Volkskirche fest in der Landeskirche verankert sei, zumal auch bei den Wählerinnen und Wählern „vermutlich die Zahl derer nicht gering ist, die von starken Vorbehalten und Ressentiments der Kirche gegenüber erfüllt bleiben“.55 So dämpfte der Bischof den Geist und die Geister, anstatt vorbehaltlos nun zu einer vorwärtsweisenden Auswertung des Wahlergebnisses zu ermutigen, z.B. Hausbesuche bei den zahlreichen Wählerinnen und Wählern mit einem Dank für ihr Mitmachen und Auswertung nach Alter und Geschlecht vor Ort zu weiterer Anknüpfung. Bei der nächsten Kirchenvorstandswahl am 5. März 1978 lautete das Motto „Bring deine Freunde mit“ mit dem verblüffenden Ergebnis, dass die Wahlbeteiligung auf 27,9 % stieg. Die Wahlvorbereitung und die Auswahl von Kandidaten hatten sich in den meisten Kirchengemeinden als sportlicher Wettbewerb entwickelt.56 Obwohl die Zahl der Wahlberechtigten von 463.309 auf 439.660 um 23.649 Kirchenmitglieder gesunken war, gingen 17.643 mehr Mitglieder zur Wahl, insgesamt: 122.974. Das war ein stolzer Erfolg der Bemühungen um ein gutes Wahlergebnis, es warf auch ein neues Licht auf die Bindung der Kirchenmitglieder an ihre Kirchengemeinden in einer ansonsten als unkirchlich angesehenen Region. Ein Grund lag in den bereits vor sechs Jahren gesammelten Erfahrung derselben Vorbereitungsgruppe und in ihrem Ehrgeiz, das gute Ergebnis von 1972 noch zu verbessern. Die Verbesserungen verteilten sich auf alle Propsteien gleichmäßig. Auch jene, die bereits 1972 ein sehr gutes Ergebnis erzielt hatten, verbesserten sich: Propstei Bad Harzburg von 43,15 % auf 47,63 %; Propstei Schöppenstedt von 42,85 % auf 46,46 %. Auch ein Personalwechsel wirkte belebend: In Goslar hatte der Propst gewechselt, und Propst Hans Jürgen Kalberlah verbesserte das Ergebnis von 1972 (16,21 %) auf 28,03 %. In der Propstei Vechelde amtierte seit 1972 Propst Eckhard Schliepack. Die Gemeinden seiner Propstei verbesserten das seinerzeit bereits überdurchschnittliche Ergebnis von 27,61 % um 12 % auf 39,14 % Wahlbeteiligung, in seiner eigenen Gemeinde Vechelde von 12,1 % auf 30,1 % Wahlbeteiligung. Auch die Emeritierung von Propst Hobom wirkte sich günstig auf das Wahlergebnis der Propstei Helmstedt aus. Obwohl die Zahl der Wahlberechtigten in der Propstei um 3.100 sank, gingen 1.671 Gemeindemitglieder mehr zur Wahl. Die Wahlbeteiligung stieg von 17,07 % auf 23,71 %, blieb mit dieser Steigerung jedoch unter dem landeskirchlichen Durchschnitt, denn die Gemeinden der kirchlichen Sammlung verharrten in ihrer Wahlabstinenz (St. Christophorus 7,6 %, St. Walpurgis 8,2 %). Die Wahlergebnisse von 1972 und 1978 gaben der Rolle des Kirchenvorstandes nunmehr als mitentscheidendes Gremium in einer Kirchengemeinden neben und zusammen mit der Pfarrerin / dem Pfarrer ein neues Gewicht. Dies veränderte nicht unwesentlich das Profil einer Kirchengemeinde, das verstärkt durch den „Laien“ repräsentiert wurde. Dabei blieb die Mitwirkung des Pfarrers / der Pastorin zur Einbindung des Kirchenvorstandes in die Entscheidungen wesentlich. Die Wahlergebnisse dokumentierten auch eine gewisse Öffnung der Kirchengemeinden in ansonsten kirchengleichgültige Schichten. Das war auch ein Ergebnis der dauernden Warnung des Landesbischofs, die Kirchengemeinden mögen sich nicht abkapseln und vor allem auf Selbstbehauptung bedacht sein. Die Kirchengemeinden versäumten es allerdings, durch eine nachhakende Ansprache die kirchendistanzierten Wählerinnen und Wähler an die Arbeit der Kirchengemeinde näher heranzuführen oder mit ihnen einen neuen Ort distanzierter Kirchenmitgliedschaft zu finden. Die Kirche befand sich innerkirchlich gesehen in einer Art Demokratisierungsphase. Die erhebliche Zahl von mehr als 70 % Nichtwählern verbietet es allerdings, von einer durch Mehrheit legitimierten Organisationsform zu sprechen. Die über Zweidrittel Desinteressierten signalisierten die hohen Grenzen eines volkskirchlichen Verständnisses der Landeskirche.


Die Braunschweiger Gespräche zur Sozial- und Gesellschaftspolitik

Forumscharakter hatten auch die „Braunschweiger Gespräche zur Sozial- und Gesellschaftspolitik“, die seit 1971 jährlich von Pfarrer Helmut Stammberger im kleinen Saal der Braunschweiger Stadthalle organisiert wurden und die auf ein beträchtliches Echo stießen. Stammberger war als zweiter Pfarrer in das Amt für Volksmission und Sozialarbeit eingetreten, das Pfarrer Erich Warmers seit 1957 leitete und prägte. Dessen Absicht war es, Kirche und Evangelium an die entkirchlichten Schichten der mittelständischen und arbeitenden Bevölkerung heranzutragen. 1967 sollte die Arbeit durch ein weiteres Pfarramt erweitert werden. Darum hatte sich Helmut Stammberger (Jahrgang 1933) beworben. Beim Einführungsgespräch mit Bischof Heintze verspürte Stammberger dessen großes Interesse an einer Intensivierung der Industrie- und Sozialarbeit. Stammberger übernahm den Bereich Industrie- und Sozialarbeit jedoch unter Leitung von Pfarrer Warmers. Aber anders als Warmers und dessen Nachfolger Wolfgang Meißner suchte Stammberger unter ausdrücklichem Verzicht jeder volksmissionarischen Absicht den Kontakt zur Welt der Arbeit und den Gewerkschaften.57 Er veranstaltete ohne ausdrücklichen Rückbezug auf Bibel und Bekenntnis und ohne kirchliche Zielrichtung Gespräche zur aktuellen Sozialpolitik. Dazu lud Stammberger im Frühjahr und im Spätherbst bekannte und prominente Repräsentanten unterschiedlicher Gruppen, Fachleute von auswärts, vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Staatssekretäre und Fachleute zu einer mehrstündigen Diskussionsrunde in die Braunschweiger Stadthalle ein. Themen waren u.a. die Tarifautonomie (1974), als der bezahlte Bildungsurlaub eingeführt worden war, die Frage: „Bildungsurlaub – für wen?“, „Ist der freie Markt ein „Moralzehrer“? (1974) mit Staatssekretär Joachim Röhler, Hannover58 „Regionale Wirtschaftsförderung“ (1975), die steigenden Kosten für das Gesundheitswesen u.a. mit Minister Schnipkoweit (1976)59, unter dem Motto: „Noch immer im Abseits?“ die Frage: Was wird mit den ausländischen Arbeitern und ihren Familien?“60; angesichts von einer Million Arbeitsloser die Arbeitslosigkeit unter dem Thema „Arbeitsplätze oder Umverteilung?“ (1977)61, die Frage der Staats- und Parteienverdrossenheit mit dem MdB Rudi Hauck62, und „Wem hilft unsere Entwicklungspolitik?“63 (1978), „Export durch die Aufträge?“64 Im März 1979 eröffnete Bischof Heintze nach acht Jahren die nunmehr 50. Diskussionsrunde. „Arbeitsplätze hier erhalten durch neue Betriebe im Ausland?“ lautete das Jubiläumsthema.65 Beim Thema „Streik und Aussperrung – als gleichrangige Mittel beim Tarifkampf?“ (1981) diskutierten am 14. Februar der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Braunschweig und ein Mitglied vom Hauptvorstand der IG Metall, Frankfurt.66 Mit Frau Lieselotte Funcke, der Beauftragten für Ausländerfragen wurden Fragen der Integration von Ausländern diskutiert (1982)67. Die Gesprächsrunden waren in der Regel sehr gut besucht. Das Interesse der Kirchenbehörde und der Pfarrerschaft an dieser Arbeit und den Themenstellungen blieb gering, es fand sich auch kein selbständig weiterarbeitender Trägerkreis. Als die Frage des Umweltschutzes in Gestalt eines Endlagers für atomaren Müll in Schacht Konrad bei Salzgitter und eines Endlagers in der Asse bei Wittmar auch für die Landeskirche akut wurde, wurde zwar ein Umweltbeauftragter ernannt, aber das interessegeleitete Zusammenwirken von Atomwirtschaft, Landes- und Bundesregierung zielte auf Desinformation und Täuschung der Bevölkerung. Die Landeskirche hätte hierbei eine drängende Rolle auf Beseitigung des Informationsstaus und auf eine gründliche Aufklärung über die Verwicklung von Wirtschaft und Landesregierung einnehmen können, was jedoch unterblieb. Es war wiederum die Initiative einzelner Pfarrer und Gemeinden, die den Skandal offen legten, so auch Pfarrer Helmut Stammberger, der die Frage nach einer geordneten Lagerung der 124.000 Fässern mit angeblich gering verstrahltem Atommüll und weiteren 1.300 Fässern mit mittelstark verstrahltem Müll stellte.68 Das Bergamt in Clausthal Zellerfeld hatte die Standortsicherheit der Asse schon 1965 angezweifelt. Im Frühjahr 1979 begannen die ersten Probebohrungen in Gorleben, was 30-40 Mitglieder eines Arbeitskreises gegen Atomenergie veranlasste, für drei Tage den Braunschweiger Dom für Gorlebenandachten zu besetzen, was Domprediger Armin Kraft duldete.69 Bezeichnend war die in dem Bericht wiedergegebene Antwort des Hannoverschen Landesbischofs Lohse „Von der Kirche ist kein eindeutiges ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ zu erwarten“.70

Als Stammberger aus gesundheitlichen Gründen in das Pfarramt Hahndorf wechselte, fand diese Art von Forumsgesprächen keine Fortsetzung mehr.


Parteinahme für die Opfer der Unrechtsysteme

„Brüderlichkeit“ war neben Freiheit und Gleichheit eine Grundidee der Demokratie. Parteinahme für Opfer von Gewalt ist eine im Gleichnis vom barmherzigen Samariter für die Nachfolge Jesu vorgezeichnete Selbstverständlichkeit. Es begegneten sich demokratische Ideen und biblische Einsichten. Die fehlende Parteinahme der Vätergeneration für die Opfer des Nationalsozialismus, für seinerzeit aus der deutschen Bevölkerung ausgegrenzte und „ausgemerzte“ Gruppen wie Kommunisten, Sozialdemokraten, Demokraten, Juden, Behinderte, Zigeuner, Kriegsdienstverweigerer, Abweichler aller Art hatte ungelöste Fragen und Kränkungen bei den nächsten Generationen der Söhne und Enkel hinterlassen. Ein Teil wollte es anders machen und ergriff Partei für die Opfer in ihrer Gegenwart: das war für ihn z.B. die Bevölkerung von Indochina, die sich 1954 von der französischen Kolonialmacht befreit hatte, der freie Wahlen verweigert wurden, weil eine Mehrheit für den Kommunisten Ho Chi Minh zu erwarten war und deren Land am 17. Breitengrad geteilt wurde. Die amerikanische Regierung besetzte Südvietnam militärisch, weitete die Kriegshandlungen auch auf Nordvietnam aus und setzte Napalm- und Chemiewaffen ein, die den Erdboden auf Jahrzehnte verseuchte. Martin Luther King und die amerikanischen Christen protestierten heftig gegen die Militärpolitik ihrer Regierung und verurteilten sie aus politischen und geistlichen Gründen.


Parteinahme für die Bevölkerung Vietnams

Der Vietnamkrieg löste in der deutschen evangelischen Kirche eine heftige Kontroverse über die Zulässigkeit einer politischen Stellungnahme aus. Regierungsamtlich war verlautet worden, dass in Vietnam die Freiheit der Bundesrepublik, überhaupt der „freiheitliche Westen“ verteidigt werde. Der Protest ging bundesweit von den evangelischen und katholischen Studentengemeinden aus. Dieser Protest veranlasste 13 Braunschweiger Pfarrer im November 1967 zu einer öffentlichen Aufforderung an die Kirchenvorstände und Pfarrer der Landeskirche, sich mit dem Protest der Studentengemeinden und der amerikanischer Christen gegen den Vietnamkrieg zu solidarisieren. Wir sind, hieß es, „über die schweigende und ohnmächtige Duldung des grauenhaftes Krieges durch die Kirchengemeinden auch in unserer Landeskirche sehr erschrocken.“ 71 Es war das erste Mal, dass sich ein größerer Pfarrerkreis in einer politischen Lage an die Kirchenvorstände wandte. Die Zustimmung wuchs. Als wenige Monate später der gleiche Unterzeichnerkreis die Kirchenvorstände aufforderte, aus den kirchlichen Haushalten Geldmittel als Spende für das Kriegselend in Vietnam an das Diakonische Werk zu überweisen und öffentlich Stellung zu nehmen, wurde der Aufruf von 66 kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterzeichnet.72 Bischof Heintze ging vor der Landessynode, die im Dezember 1967 den Haushalt verabschiedete und in der das Pastorinnengesetz eingebracht wurde, in einer persönlichen Erklärung ausführlich auf die Pfarrerinitiative ein. Er fühlte sich den Unterzeichnern nahe, wenn er sagte, er teile die tiefe Beunruhigung über die Opfer des Krieges. Der „christliche Name werde in Vietnam geschändet.“ Er drängte auf genaue Informationen, die jedoch gerade im Kriegsfall immer parteiisch ausfielen und von der Bundesregierung nur interessengeleitet geleistet wurde, sowie auf die Pflicht der Gemeinden, für Versöhnung und Frieden einzutreten.73 „Was der Bischof sagte, war etwas unbefriedigend“, befand der Redakteur der Braunschweiger Presse. Er habe es vermieden, Stellung zu beziehen und dadurch die eine oder andere Seite zu schockieren.. Den Grund für die Studentenunruhen habe er, wie Bischof Lilje, in der Saturiertheit der etablierten Gesellschaft und der Sterilität der Politik der Bundesregierung“ gesehen.74 Der Braunschweiger Studentengemeinde war die Antwort zu mager, sie vermisste eine unzweideutige Verurteilung der amerikanischen Militärpolitik im Sinne Martin Luther Kings und verwies auf die Waffenlieferungen westdeutscher Firmen an die portugiesische Regierung.75 Wegen der mit dieser Aktion verbundenen Kritik an der amerikanischen Regierung und der mit ihr verbündeten bundesdeutschen Regierungspolitik, gerieten die Kritiker in den Verdacht der demokratiefeindlichen Begünstigung von Kommunismus und Gewalt. Die Vietnamfrage blieb aktuell, bis die Vietnamesen die USA Truppen besiegt und 1975 die Hauptstadt Südvietnams, Saigon, eingenommen hatten. Es war aus der Sicht der Studentengemeinden ein Kampf um die Selbstbestimmung der vietnamesischen Bevölkerung, ihrer Demokratisierung und ein Akt der Solidarität mit der vom Krieg schwer verwundeten Bevölkerung.

b) Das Antirassismusprogramm des Ökumenischen Rates Eine ähnliche Fragestellung ergab sich gegenüber der Bevölkerung Südafrikas.

Dort behauptete mit einem System der totalen Rassentrennung eine machtbewusste, wirtschaftsstarke, weiße Minderheit mit massiver europäischer Unterstützung ihre Herrschaft über die übergroße Mehrheit der farbigen südafrikanischen Bevölkerung. Heintze hatte bei seiner Südafrikareise im Dezember 1966 die Gewaltstrukturen der Apartheidspolitik, die Abartigkeiten und Scheußlichkeiten der Apartheid und der alltäglichen Zertrennung der Bevölkerung nach rassistischen Gesichtspunkten persönlich kennen gelernt. Missionsgesellschaften und weiße Kirchen standen größtenteils unübersehbar an der Seite der ungeheuren terrorähnlichen Staatsgewalt des weißen Rassismus. Bei der Weltkirchenkonferenz in Uppsala 1968, die Heintze als EKD Delegierter besucht hatte, begegnete ihm im aufsehenerregenden Referat des bekannten amerikanischen, in Frankreich lebenden, farbigen Schriftstellers James Baldwin der Begriff des „Weißen Rassismus“. Baldwin, Pastorensohn, war Schwarzer und beschrieb ungeschminkt die Behandlung der farbigen Bevölkerung in den USA durch die christliche, weiße Regierung als Verbrechen. „Das Schlimmste, was in der heutigen Welt und im christlichen Bewusstsein geschehen ist, scheint mir zu sein, dass die Christen ihre Verbrechen schon so lange rein theoretisch betrachten, obwohl sie tatsächlich täglich mit ihnen leben und sie täglich vor Augen haben, dass sie den Kontakt zu sich selber verloren haben.“76 Wenn man an den Friedensfürsten glaube, müsse man zunächst einmal aufhören, im Namen des Friedensfürsten Verbrechen zu begehen. Bis heute müsse die christliche Kirche so tun, als ob die schwarzen Bergwerkarbeiter in Südafrika höchst erfreut darüber seien, dass sie in den Bergwerken arbeiten und die Diamanten und den Reichtum herausholen dürfen, all den Reichtum, der Afrika gehört. „Dies nennt man nicht Moral, dies nennt man nicht Glauben, dies hat mit Christus nichts zu tun. Dies hat mit Macht zu tun. Und ein Teil des Dilemmas der christlichen Kirchen ist tatsächlich, dass sie für die Macht optiert hat, und ihre eigenen Grundprinzipien verleugnet hat“.77 „Weißer Rassismus oder Weltgemeinschaft?“ war das Referat überschrieben. In der Evangelischen Akademie von Arnoldshain hatte der vielköpfige Exekutivausschuss der Ökumenischen Rates im September 1970 den Beschluss gefasst, 19 Befreiungsorganisationen in Afrika und Lateinamerika mit der symbolischen Summe von 200.000 $ aus einem gebildeten Hilfsfond zu unterstützen. Er würde für humanitäre Zwecke, medizinische Versorgung, juristische Hilfe für Angehörige von Gefangenen verwendet, versicherten die Befreiungsorganisationen. Gegen diesen Beschluss hagelte es aus den westdeutschen lutherischen Kirchen heftige offizielle Proteste. Der EKD Ratsvorsitzende Dietzfelbinger argwöhnte, dass die Gelder auch für militärische Zwecke ausgegeben würden, der Rat der EKD forderte sogar eine Kontrolle bei der Verausgabung. Die Kirchenleitung der VELKD empfand die Lage in der Dritten Welt plötzlich als „sehr kompliziert“, politische Gruppen sollten nicht mit kirchlichen Geldern unterstützt werden. Kirchenleitung und Generalsynode forderten nähere Informationen. Es sei die elementare Grundfrage „Kreuz oder Schwert“ aufgeworfen. Die lutherische Bischofskonferenz unter Vorsitz des Hamburger Bischofs Hans Otto Wölber sprach von einer drohenden Spaltung der Kirchen und forderte die Rücknahme des Beschlusses.78 Das Thema besetzte die regionale Kirchenpresse.

Die Anfragen des Rates der EKD wurden ausführlich vom Generalsekretariat des Ökumenischen Rates beantwortet, stießen aber bei der von den Bischöfen Dietzfelbinger und Wölber vertretenen, offiziösen Haltung der Evangelischen Gesamtvertretung auf massives Misstrauen. Beide manövrierten die Evangelische Kirche in eine internationale Isolierung, aber sie fühlten sich stark, weil von den deutschen Kirchen große Teile des Finanzhaushaltes des Ökumenischen Rates bestritten wurde. Diesen Zusammenhang hatte die Leiterin der Akademie in Ostberlin, Elisabeth Adler, bereits in Uppsala zur Sprache gebracht.79 Die Auseinandersetzung spitzte sich zu, als die Synode der Landeskirche von Hessen-Nassau am 24.10.1970 beschloss, aus Haushaltsmitteln 100.000 DM dem Antirassismussonderfonds in Genf zur Verfügung zu stellen. Auch an die Braunschweiger Landeskirche war von dem Forum der Kirche der Antrag gestellt worden, 80.000 DM an den Genfer Sonderfonds zu überweisen. In ungewohnter Blitzartigkeit reagierten die Kirchenjuristen der EKD. Nur vier Tage nach dem Beschluss der hessischen Landessynode hatten sich am 28.10. 1970 in Hannover die leitenden Kirchenjuristen getroffen und eine Entschließung formuliert, die Bischof Heintze allen Pfarrämtern zuschickte.80 Darin hieß es im ersten Abschnitt, dass alle Erscheinungsweisen rassischer Voreingenommenheit und Überheblichkeit dem Willen Gottes zuwider seien, und die Juristen bereit seien, das bestehende Unrecht und die Gefährdung des Friedens den Gemeinden zum Bewusstsein zu bringen. Jedoch sei die Bereitstellung von Finanzmitteln auch an Organisationen, die Gewaltmittel nicht ausschlössen, unvertretbar und nicht erlaubt. Aber „wer sein eigenes Geld für revolutionäre Gewaltanwendung ausgeben will, wird dies vor seinem Gewissen verantworten.“ Diese Entschließung war eine offene Drohung an die Finanzreferenten und Synoden, aus den landeskirchlichen Haushalten Mittel zu bewilligen.81

Der Pröpstekonvent und das Landeskirchenamt hielten die Entschließung für „besonders gut und wohlabgewogen“. Die Unglaubwürdigkeit der leitenden Juristen wie der Kirchenleitungen der EKD wie der VELKD bestand darin, dass sie seit der Wehrdebatte in den 50er Jahren für die Bundesrepublik eine „streitbare Demokratie“ nachdrücklich befürwortet hatten, und seither die Aufrüstungsindustrie, die Bewaffnung der Bundeswehr und die Stationierung von Atomwaffen im Bundesgebiet zum Schutze der Demokratie und freiheitlichen Ordnung hingenommen hatten. Die Parole „Keine Geld für Gewalt“ erweckte den Eindruck eines Pazifismus, den sie bisher für ihr eigenes Land strikt abgelehnt hatten. Der Generalsekretär Blake merkte ironisch an, dass eine derartige pazifistenfreundliche Einstellung der EKD z.B. gegenüber Martin Niemöller nicht bekannt sei. Niemöller hielt die Haltung der EKD bündig für „Heuchelei“. Heintze informierte die Pfarrerschaft über seine Haltung in einem ausführlichen Rundbrief vom 12. November 1970 82 und reagierte auf einen Beschluss des Forums der Kirche, dass auch die Landeskirche aus ihrem landeskirchlichen Haushalt, Gelder für den Antirassismusfonds bereitstellen sollte. Das Antirassismusprogramm gebe auch in der Landeskirche, so schrieb der Bischof, „besonderen Anlass zu heftigen Auseinandersetzungen und neuen Polarisierungen“. Heintze verwies auf die kritischen Stimmen aus dem evangelischen, und besonders dem lutherischen Lager, die er als bekannt voraussetzte, und riet davon ab, jetzt neue eigene Stellungnahmen abzugeben, zumal die eigentlichen Gespräche mit dem Ökumenischen Rat (ÖKR) auf EKD Ebene geführt würden. Im übrigen halte er auch persönlich den Beschluss der ÖKR für missverständlich. Aber nachdrücklich sei darauf hinzuweisen, „dass das Exekutivkomitee des ÖRK ausdrücklich versichert hat, die bewilligten Mittel seien ausschließlich für humanitäre Zwecke bestimmt, und von allen beteiligten Empfängern sei auch eine Verwendung in diesem Sinn zugesichert.“ Die Kirchenjuristen hatten gerade dies bezweifelt. Ausführlich zitierte Heintze im Folgenden die befürwortende Stellungnahme des Generalsekretärs des Ökumenischen Rates C. Blake. Blake hatte am 6.11.1970 an den Rat der EKD geschrieben und mit Nachdruck erklärt, dass der Ökumenischen Rat den Weg der Versöhnung und der Gewaltlosigkeit gehen wolle. Er fügte dann aber an: „Vergessen wir aber nicht, dass die Wirkungslosigkeit unserer Appelle, den Wandel auf gewaltlosem Wege zu suchen, viel zu der herrschenden Bitternis unter den schwarzen Christen im südlichen Afrika beigetragen hat. Appelle unserer weißen Mitgliedskirchen zu gewaltloser Aktion werden nur dann verstanden, wenn dieselben Mitgliedskirchen gleichzeitig wirksam zur Bekämpfung des Rassismus beitragen“. Schon dieses längere Zitat aus der Erwiderung der Generalsekretärs signalisierte, dass sich Heintze von den offiziösen Generallinie der EKD und VELKD distanzierte.

Heintze bestand zwar darauf, dass der eigentliche Versöhnungsbeitrag der Kirche nicht verdunkelt werden dürfe, aber wer sich über einen möglichen Gewaltmissbrauch durch revolutionäre Gewalten empöre, sollte erst recht darüber erschrecken, wie es wieder und wieder zum Gewaltmissbrauch auch durch „legitime“ Machthaber gekommen sei und noch komme, ohne dass die Kirchen alles ihnen Mögliche getan hätten, um solchen Machtmissbrauch aufzudecken und energisch und intensiv genug für Benachteiligte und Unterdrückte einzutreten. Dazu könnten evangelische Christen viel von dem brasilianischen Erzbischof Dom Helder Camara und seinem ganz und gar gewaltlosen Einsatz zugunsten der sozial Benachteiligten seines Landes lernen. Heintze zitierte aus der Ansprache Camaras in Bonn bei einer Veranstaltung des deutschen Forums für Entwicklungshilfe am 23.10. d.J.: „Wann werden den Völkern die Augen dafür aufgehen, dass die ursprüngliche Gewalt, die Ursache aller Gewalten, in der allgegenwärtigen sozialen Ungerechtigkeit besteht? Diese, wie ich sie nennen möchte, Gewalt Nr. 1 gebiert immer wieder die Gewalt Nr. 2: die Antwort der Unterdrückten oder der Jugend im Namen der Stimmlosen. In dem Maße, in dem die Unterdrückten auf die Straße gehen, glauben sich die Regierungen im Recht, ja sogar verpflichtet, mit der Gewalt Nr. 3 einzugreifen. Und so verfällt die Welt der gefährlichen Eskalation der Gewalt, die sich vor unser aller Augen vollzieht. Es gibt immer deutlichere Anzeichen, dass die Welt rechten oder linken Gewaltregimen verfällt, dass solche Gewaltregime immer gewalttätiger werden und auf Grund ihrer ihnen innewohnenden, unheilvollen Logik ihre Zuflucht gar zu niederträchtigen Folterungen oder Konzentrationslagern nehmen. Das Deutschland der großen Philosophen und großen Musiker – nicht umsonst sind wir hier im Geiste Beethovens versammelt – beweist uns durch bedrückende Erfahrung, dass auch hochkultivierte Länder schmerzliche Zeiten erleben müssen, die sie lieber für immer vergäßen“. Diese Redeweise von der ersten Gewalt hat Bischof Heintze in den folgenden Jahren häufig wiederholt und daran erinnert, dass die revolutionäre Gewalt eine Reaktion auf eine staatliche terrorähnliche Gewalt war. Das hob ihn von den Stellungnahmen der anderen lutherischen Kirchen auffällig hervor: „Wir werden danach gefragt, ob unsere Sorgen wegen des fortgesetzten Missbrauchs der Primärgewalt wirklich ebenso stark ist wie die Beunruhigung wegen der „Gewalt Nr. 2“. Die berechtigten kritischen Anfragen an dem Beschluss des ÖRK dürfen jedenfalls nicht zur billigen Entschuldigung dafür werden, wie unzureichend bislang auch die Kirchen und auch wir selber ganz persönlich zur Bekämpfung von Rassismus und sonstiger gesellschaftlicher Diskriminierung beigetragen haben.“

Während der Landessynode im Mai 1971 wurde ein Ausschuss für öffentliche Verantwortung beschlossen. Er wurde von Pfarrer Adolf Nebel geleitet. Der Landesbischof berichtete aus eigener Anschauung über das Christian Institute in Johannesburg. Der Verwaltungsdirektor des Instituts Dr. D. Bruijn besuchte die Landeskirche, und der Ausschuss empfahl der Kirchenregierung und der Synode die finanzielle Unterstützung dieses Instituts statt eines Beitrags zum Sonderfonds des ÖRK.83 Präses Beckmann hatte vorgeschlagen, private Spendenkonten einzurichten, auch die Juristen hatten die Möglichkeit zu privaten Spenden offen gelassen. Pfarrer Peter Bäss aus Zorge schrieb am 18.12.1970 einige Pfarrern an, informierte sie über seine Haltung zur Frelimo-Bewegung in Mozambique in ihrem Befreiungskampf gegen die portugiesische Regierung und richtete einen Spendenfonds ein.84 Auch das Diakonische Werk hatte ein Sonderkonto eingerichtet, auf das als erster Bischof Heintze eine Summe einzahlte. Der Brief von Bäß trieb Pfarrer Büscher als Sprecher der Kirchlichen Sammlung auf die Barrikaden. „Keinen Pfennig für Mörder und Feinde des christlichen Glaubens“, kritzelte er empört auf den Rand des Rundbriefes von Bäß und schickte ihn an das Landeskirchenamt.85 Das war die deftige Sprache, die die Pfarrerschaft schon aus anderen Auseinandersetzungen kannte. Sein Gegenentwurf strotzte von Vorwürfen u.a.. die Frelimo hätten 450 Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen, Mord, Folter, Raub, Brandstiftung. die wiederum eine Erwiderung von Pfarrer Bernhard Suin de Boutemard provozierte. Die Masse der Pfarrerschaft war gegenüber dieser Kontroverse völlig teilnahmslos. Sie hatten in ihren Dörfern andere Probleme.


Das Gewalt-Thema

Die rechte Presse in der Bundesrepublik hatte ein Interesse, die evangelische Kirche der Komplizenschaft mit „Terroristen“ in afrikanischen Ländern zu verdächtigen, und so blieb das Thema der finanziellen und ideellen Unterstützung von Befreiungsbewegungen in Afrika unter dem verfehlten Thema „Unterstützung von Gewalt ja oder nein“ mal mehr mal weniger öffentlich präsent. Als der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates 1974 in West-Berlin tagte und eine Weiterführung des Sonderfonds beschloss, verschloss sich der Rat der EKD erneut der Bitte des Ökumenischen Rates. Eine von Helmut Gollwitzer, Walter Kreck und Martin Stöhr in Gang gesetzte Initiative fand breite Unterstützung des linken Protestantismus in Westdeutschland, Heintze jedoch nannte OKR Dr. Karl Herbert ausführlich die Gründe, warum er sich zu einer Unterschrift nicht entschließen konnte.86 Heintze reagierte bei dem Gewaltthema empfindlich, warf sich indessen vor, schuldig zu werden und holte sich Rat bei Dietrich Bonhoeffer, der auch vom Schuldigwerden in politischen Entscheidungen gesprochen hatte. Das Gewaltthema blieb aktuell, denn das gesellschaftliche Umfeld hatte sich in Herbst 1974 verändert. Ulrike Meinhoff, Mitglied der Baader Meinhoff Gruppe, war in Berlin inhaftiert worden. Bischof Scharf hatte sie am 23.10.1974 im Gefängnis besucht, sie verbat sich jeden weiteren Besuch, und Bischof Scharf wurde wegen des Besuches von der in Berlin besonders extremistischen Lokalpresse des Springerkonzerns wüst beschimpft und verleumdet. Nun machte die Parole die Runde „Pfarrer, die dem Terror dienen“. Das verhaftete Mitglied der Baader Meinhoff Gruppe Holger Meins war an den Folgen eines Hungerstreiks am 9. November 1974 in der Haft verstorben. Als Rache wurde der Berliner Kammerpräsident Drenkmann am nächsten Tag in seinem Haus von Mitgliedern der Bewegung 2. Juni ermordet. Auf dem Flugblatt jener Bewegung war als Begründung das sinngemäße Bibelzitat aus dem Galaterbrief „Wer Gewalt sät, wird Gewalt ernten“ gesetzt. Beim Staatstrauerakt versammelten sich 20.000 Berliner vor dem Schöneberger Rathaus. Diese Steigerung von Gewalt und Terror traf in eine zerstrittene Westberliner Kirche, in der sich verschiedene rechte Gruppen „Evangelische Sammlung in Berlin“, „Evangelische Notgemeinschaft Deutschland“, „Berliner Protestanten“ gebildet hatten und schon seit dem Frühjahr 1974 den Eindruck einer Kirchenspaltung mit dem Anspruch einer „Notkirchenleitung“ und „Notsynode“ erweckt hatten.87 Am 21. November 1974 hatte der Berliner Generalsuperintendent Helbig ausgerechnet der BILD Zeitung ein Interview gegeben und darin behauptet, dass radikale Ideologie Eingang in die Kirche gefunden habe, die die Kirche geistig und organisatorisch spalte und die Kirche nicht gewillt sei, den christlichen Glauben in der Öffentlichkeit zu bekennen.88 Aber mit Bischof Scharf solidarisierten sich öffentlich mehrere Bischöfe und zahlreiche kritische Protestanten. Auch Bischof Heintze unterzeichnete die Solidaritätserklärung.89


Die Braunschweiger Studentengemeinde (ESG)

Die ESG galt in den 50er Jahren als ein Elitevortrupp der evangelischen Kirche. Studentenpfarrer Günter Scholz, seit 1957 dort tätig, beschrieb die Arbeit folgendermaßen: „Die Freimütigkeit, mit der ohne dogmatische Vorgaben und ohne kirchenamtliche Kontrolle geredet und nach Antworten gesucht werden konnte, hat der Akzeptanz der gemeindlichen Veranstaltungen gedient und mit der Zeit einen Vertrauensvorschuss für alle geplanten Gemeinde- bzw Bibelabende, Wochenendfreizeiten und Hochschulvorträge gebracht, so dass über geringe Besucherzahlen nicht geklagt zu werden brauchte“. Die ESG definierte sich als Gemeinde mit den damaligen klassischen Kommunikationsformen. Aber es machte sich auch Kritik bemerkbar: „Gelegentlich bemängelten die einen, dass ihnen die ESG immer weniger vom Zentrum des Evangeliums bestimmt zu sein schien. Andere meinten, mit Andachten und Diskussionen über biblische Texte allein sei die Mehrheit nicht mehr anzusprechen.“90 Unter diese Spannung von „zu fromm – zu politisch“ zerbröselte die ESG, und als Friedrich Grotjahn seinen Dienst 1968 antrat, verzichtete der Landesbischof auf einen Einführungsgottesdienst, weil die Gottesdienstvorlagen aus der ESG ihm nicht ausreichend erschienen.91 Grotjahn wurde 1974 Generalsekretär der ESG in Stuttgart. Die ESG schien bundesweit in einer Phase der Neubestimmung als „Politische Gemeinde“. Sie wurde als Teil der sozialkritischen und „antiimperialistischen“ Studentenbewegung verstanden und geriet in Konflikt mit ihren Kirchenleitungen. In Hamburg entzog Bischof Wölber der dortigen ESG die Räume und zog die Studentenpfarrer zurück. In der Braunschweiger Landeskirche war zu jener Zeit eine auffällige Beruhigung eingetreten. Als neuer Pfarrer der Evangelischem Studentengemeinde war der 34jährige Hamburger Pfarrer Jens Ball in der Katharinenkirche am 14. November 1974 von Bischof Heintze eingeführt worden. Das war ein Fortschritt in den gegenseitig abgekühlten Beziehungen. Es assistierten OLKR Wandersleb und Stadtjugendpfarrer Steen. Heintze betonte in seiner Predigt, dass diese Einführung kein Akt der „Unterwerfung unter eine kirchenregimentliche Leitung“ sei, was die zahlreich erschienenen Studenten argwohnen mochten, es sei auch kein Kompromiss, sondern die ESG möge sich als „Gemeinde“ verstehen, sich im Dienst Jesu Christi keiner Ideologie verschreiben, aber Unabhängigkeit und parteiische Gerechtigkeit wahren und im Dienst der Versöhnung das Freund/Feind / Frontdenken überwinden. „In erster Linie Gemeinde“ hatte Hans Otto seinen Bericht überschrieben.92 Heintze blieb an diesem Einführungstag auch noch unter den Studenten beim nachträglichen Treffen, es war sein Geburtstag. Diese überaus erfreuliche Situation fand ihr rasches Ende. Weil zu erwarten war, dass die Berliner Verhältnisse ihre Schatten auch über die Braunschweiger Region werfen würden, hatte Bischof Heintze eine seelsorgerliche Ansprache für Beginn der Synodaltagung am 6. Dezember 1974 entworfen. Er hatte den Tagestext Jes. 42,1-4 gewählt, das vom Gottesknecht redet, der das Recht zu die Heiden bringen wird. Als Christen sollten wir derer gedenken, die die Rechtsordnung wahren und gegen Untergrabung und Erschütterung durch Terror und Gewalt schützen. Dann aber beschrieb der Bischof den Gottesknecht als Anwalt derer, die in Not und Elend geraten und rechtlos geworden seien sowie als Anwalt derer, die von schwerer Schuld beladen seien und anmaßend und rücksichtslos ihre Macht missbrauchten. Wer zu diesem Gottesknecht stehen wolle, dürfe keine eigenmächtigen Grenzen für den Auftrag ziehen, das universale Erbarmen Gottes allen Sündern ohne Ausnahme zu verkündigen. Wer jetzt noch nicht herausgehört hat, dass sich Bischof Heintze vor Bischof Scharf gestellt hatte, dem wurde es nunmehr deutlich: „Wem es um das in Jesus Christus offenbarte Recht Gottes zu tun ist, der wird immer wieder in seelsorgerlicher Verantwortung sich auch um diejenigen bemühen, um die alle Mühe vergeblich zu sein scheint. Dazu gehören die Suchtgefährdeten ebenso wie diejenigen, die sich in radikale Ideologien verirrt haben“.93 Heintze befand sich in guter Gesellschaft. An diesem 6. Dezember fand in der Berliner Hochschule für Musik eine Vertrauenskundgebung für Bischof Scharf statt, an der auch der Altbundespräsident Gustav Heinemann das Wort ergriff.94 Auf den Tischen fanden die Synodalen die Erklärung des Rates der EKD vom 28.11.1974, die sich leider nicht ohne wenn und aber vor die vielfach verleumdete und beschuldigte Pfarrerschaft stellte, sondern bedauerte, „dass in der Verkündigung der Kirche da und dort die Ablehnung von Gewalt gegen Sachen und Personen in letzter Zeit nicht immer hinreichend deutlich gemacht worden ist.“ Allerdings müsse sich die Kirche mit ihrer Seelsorge auch an die Rechtsbrecher wenden. Sie stellt sich schützend vor ihre Mitarbeiter, die in diesem schweren Dienst Missdeutungen ausgesetzt sind.“ Der Rat wagte es nicht, den Namen von Bischof Scharf zu nennen.95 Der Landesbischof hätte es bei dieser Erklärung belassen können, aber er fügte vor der Synode eine persönliche Erklärung noch hinzu. Er nannte den Namen von Bischof Scharf, dem er in der Verleumdungskampagne seine persönlichen brüderliche Verbundenheit versichert habe. Im übrigen seien nicht bloß die Terrorakte, sondern auch die Reaktion auf die jüngsten Gewalt- und Terrorakte besorgniserregend. Auch davon war in der Ratserklärung nicht die Rede.96 „Auf der Gewalt ruht kein Segen“, überschrieb Hans Otto die Erklärung im SONNTAG.97 Propst Warmers war zwar am ersten Synodentag verhindert, ließ aber von Propst Blümel bei den jährlichen Haushaltsberatungen in der Landessynode den Antrag stellen, der Studentengemeinde einen Teil der finanziellen Mittel zu sperren und begründete dieses rigorose Vorgehen mit einigen Programmen und Flugblättern, die jedoch alle aus der Zeit stammten, in der Jens Ball noch nicht Studentenpfarrer gewesen war. Es war ein zeittypisches Störmanöver von der kirchlichen, bekenntnisbestimmten Rechten. Auf der Flamme der Berliner Unzuträglichkeiten schienen einige kirchenpolitische Korrekturen in der Landeskirche möglich. Einige Synodale rieten dringend von dem Antrag ab, man möge dem Studentenpfarrer erst einmal Zeit zum Einleben lassen, (so die Synodalen Block und Brackhahn,) auch Bischof Heintze votierte in der Debatte zweimal gegen den Antrag, aber der Antrag Warmers fand eine Mehrheit98. Waren die Grenzen der Demokratie bereits erreicht? Stand die Republik auf dem Spiel? Heintze fand in der Braunschweiger Pfarrerschaft hier und da Verständnis. Als auf dem Kreisparteitag der CDU in Jerxheim der Bundestagsabgeordnete Dr. Köhler die Haltung von Bischof Scharf im Zusammenhang mit der Baader-Meinhof Gruppe verurteilte, erklärten acht Pfarrer der Propstei Helmstedt in einem Leserbrief: „Wir halten den Besuch von Bischof Scharf in Berlin bei Ulrike Meinhoff für eine seelsorgerliche Selbstverständlichkeit. Wir hätten uns auch von einem Vertreter dieser Partei Verständnis für die Aufgabe der Kirche gewünscht, den Gestrauchelten in unserer Gesellschaft entgegenzukommen, zumal das „Christliche“ ja Bestandteil der CDU Programmatik sein soll.“99

Es war aber nicht nur das politische Profil der Braunschweiger Studentengemeinde, das einem Teil der Synode und der Kirchenleitung fremd war, sondern auch ihr Lebensstil, insbesondere ihre Umgangsformen untereinander und ihre freizügiger Umgang mit ihrer Sexualität. Die Zeit der Reservierung von Sexualität für die Ehe wurde als zwanghaft empfunden und der Mehrverkehr als natürlich und lustbestimmt. Die Ehe war ein planbares Projekt auf Zeit. Das war ein Widerspruch zu einem Jahrhunderte lang gepflegten Bild von Ehe als einer unauflösbaren Gottesordnung. In das Gestrüpp dieser Neueinstellungen geriet auch das Studentenpfarrehepaar, es trennte sich, was nach damaliger kirchlicher Lebensordnung die Trennung von der Gemeinde bedeutete. Aber auch in der Pfarrerschaft galt eine Scheidung zu Gunsten einer neuen Verbindung nicht mehr unvollziehbar. Die Scheidungsrate lag in der Braunschweiger Pfarrerschaft in den 90er Jahren noch über dem EKD Durchschnitt. Auch in der Kirchenleitung gab es ein neues Nachdenken in der Frage, ob ein einmal geschiedener Pfarrer erneut kirchlich getraut werden könnte. Bischof Heintze nahm eine solche Trauung in der Kirchengemeinde des Hoiersdorfer Ortspastors vor, der dann auch in der Gemeinde bleiben konnte. Auch in der Kirchenleitung begann am alltäglichen Beispiel ein Lernprozess, der jedoch einen breiten Spielraum von rigorosen bis liberalen Möglichkeiten offen ließ.


Parteieintritte von Pfarrern

Anders als in der Vergangenheit löste die Politisierungsphase keine Begeisterung für einen Parteibeitritt von Pfarrern aus. Dass evangelische Pfarrer Mitglied einer demokratischen Partei waren und dort auch parteipolitische Verantwortung übernahmen, war in der Weimarer Republik ausgesprochen häufig. Nach 1919 waren ca. 50 Braunschweiger Pfarrer Mitglied der DVP geworden.100 Nach 1933 erhielt die NSDAP trotz ihres untragbaren Parteiprogramms Zulauf von ca. 70 Pfarren der Landeskirche.101 Diese Bewegung wiederholte sich nicht nach dem 2. Weltkrieg. Allerdings bot die CDU ein Sammelbecken für Pfarrer mit politischer Verantwortung, und es galt in der politischen niedersächsischen Landschaft als natürlich, dass Oberkirchenrat Cillien Fraktionsführer der CDU im niedersächsischen Landtag war. Seit 1947 lebte die Familie Robert Schulze in Bad Harzburg, wo Schulze, im Krieg Marinepfarrer in Norwegen und auf Kreta, Pfarrer an der Martin-Luther Kirche wurde. Schulze wurde zunächst als Parteiloser, dann als Mitglied der CDU jahrzehntelang Mitglied des Harzburger Stadtrates und des Kreistages. Für den BHE war der Flüchtlingspfarrer Erwin Glow, Leinde, in Lebenstedt tätig. Johann Heinrich Wicke, Pfarrer an der Braunschweiger Magnikirche, gehörte zu den Anhängern von Gustav Heinemann, als dieser noch Begründer der Gesamtdeutschen Volkspartei war. Wicke trat der SPD bei und war Mitglied des Braunschweiger Stadtrates. Aber es blieben Ausnahmen. Auch in der Zeit nach 1968. 1968 fragte die SPD von Ahlshausen ihren Ortspfarrer Rudolf Quitte, ob er für den Gemeinderat kandidieren würde. Quitte sagte zu und trat der SPD bei. Als er später das Pfarramt in der Strafanstalt Wolfenbüttel übernahm, wurde er ab 1972 Mitglied des Wolfenbüttler Kreistages und stellvertretender Landrat bis 2001. 1968 drückte J.H. Wicke dem Stadtjugendpfarrer Eberhard Fincke ein Eintrittsformular der SPD erfolgreich in die Hand. Als beide einmal in der Parteizentrale von Otto Bennemann und Hermann Oetting auf den Abgrenzungsbeschluss der SPD zur KPD hingewiesen und zur Einhaltung ermahnt wurden, erklärte Wicke munter, er arbeite auch mit Kommunisten gerne zusammen. Pfarrer Eckehart Beichler kam aus der Arbeiterjugend, trat mit 20 Jahren 1961 der SPD bei und übernahm in seiner Pfarrstelle Emmerstedt nicht Parteiämter, aber für Jahrzehnte Kommunalaufgaben im Emmerstedter Gemeinderat und ab 1972 im Helmstedter Kreistag. Pfarrer Hartmut Barsnick in Hondelage trat Anfang der 70er Jahre mit einigen Bekannten in den SPD Ortsverein ein, um, wie er meinte, den Staub und Filz bei den Genossen vor Ort zu entfernen. Als er nach einigen Jahren seine Pfarrgemeinde verließ, kam die SPD nicht wieder auf ihn zurück. Während seines Vikariats bei Pastor Schinke trat Peter Schellberg 1977 in die SPD ein. Er verbarg seine Parteimitgliedschaft auch nicht auf den Dörfern Scheppau und Glentorf, die er seelsorgerlich verwaltete. Mit Frau Veronika Geyer saß er im Sozialausschuss der Stadt Königslutter.

Schulpfarrer Kurt Dockhorn im Salzgitter-Lebenstedt kandidierte, angeregt durch die Schüler seiner Schule, 1981 für die Grüne Liste Umweltschutz im Stadtrat Salzgitter und bildete zusammen mit einem Gewerkschaftler die erste grüne Ratsfraktion. Seit 1987 war er Landesvorstandssprecher der Grünen. Aktiv in der CDU war der Pfarrer der Wolfenbüttler Johanniskirche Ernst August Schütze. Er war in den 60er Jahren sogar dortiger Bürgermeister. Das Gros der Braunschweiger Pfarrerschaft stand aber einem Parteieintritt nach den gemischten Erfahrungen in der Vergangenheit reserviert gegenüber. Die seltene Parteizugehörigkeit hatte für die Tätigkeit in der Landeskirche keine Bedeutung, aber der Monopolanspruch der CDU auf die Vertretung christlicher Werte in der Öffentlichkeit war zerbrochen.


Die Frage des Terrorismus wurde im Jahr 1977 wieder akut

Die Stabilität der Demokratie wurde 1977 erneut geprobt und die Frage nach der Rechtmäßigkeit von Gewalt auch in der Kirche aufgeworfen. Seit April 1977 rasten durch die Bundesrepublik die Gewalt- und Mordtaten der RAF. Am 7. April 1977 war der Generalbundesanwalt Siegfried Buback, am 30. Juli 1977 der Vorstandssprecher der Dresdner Bank Jürgen Ponto ermordet und am 5. September 1977 der Vorstandsvorsitzende der deutschen Industrie Hanns Martin Schleyer entführt und seine Begleiter und der Fahrer ermordet worden. Am

20. September schrieb Heintze dazu an die Pfarrerschaft: „Mord bleibt Mord, einerlei, ob die Betroffenen hohe gesellschaftliche Positionen einnehmen oder sonst unbekannte Mitglieder der Gesellschaft sind. Ganz gewiss können sich die Entführer auch nicht darauf berufen, durch derartige Akte Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu fördern, wie sie es vielleicht behaupten. Sie wecken im Gegenteil in der Gesellschaft nur Angst und blinden Hass.“102 Aber Heintze beließ es nicht bei dieser Klarstellung, sondern er fügte hinzu, dass eine entschlossene Distanzierung nicht genüge, es gelte zu bedenken, wie es überhaupt zu dieser Entwicklung gekommen sei. Doppelt wichtig sei sachliche Information und sorgfältige Differenzierung bei der Abgabe von Urteilen. „Erst recht macht mich besorgt, dass über der notwendigen Abwehr terroristischer Gewalttaten im eigenen Land übersehen wird, wie viel Unrechtstaten fortgesetzt auch in andern Teilen der Welt geschehen, und wie oft die im Besitz von Macht und wirtschaftlichem Einfluss Befindlichen ihre Macht missbrauchen, um den eigenen Profit zu sichern und Unrechtsverhältnisse zu stabilisieren.“ Das war ein wesentliches Motiv der RAF Attentäter. Die EZ hatte auf Seite eins in roten Buchstaben „Mord ist Mord“ zitiert und darüber unterstrichen gesetzt: „Bischof Heintze: Distanzierung von Terror nicht ausreichend. Es müssten Menschen gefunden werden, die das Unrecht deutlich verurteilen und doch „bis zum Letzten sich um die Unrechtstäter bemühen und das Gespräch mit ihnen suchen.“103


Prof. Brückner in Braunschweig

In dieser abstoßende Atmosphäre der politischen Verdächtigungen besonders gegenüber Linksintellektuellen104 lud die Braunschweiger ESG, die Ev. Erwachsenenbildung und der Hochschulbund für Demokratischen Sozialismus Prof. Peter Brückner nach Braunschweig zu einer Diskussionsveranstaltung ein. Peter Brückner, der in Hannover einen Lehrstuhl für Psychologie innehatte, war wegen seines Engagement für linke Studentengruppen und für angebliche Sympathisanten der Bubackmörder vom Dienst suspendiert wurde. 1976 hatte er das Buch „Ulrike Meinhof und die deutschen Verhältnisse“ veröffentlicht, das jedoch von der konservativen Presse wie von der RAF abgelehnt wurde. Die Veranstaltung fand im Freizeit- und Bildungszentrum im Braunschweiger Bürgerpark mit dem Thema „Gewalt – Widerstandsrecht – demokratische Veränderung“ statt. Das Echo war zur Verwunderung des Landeskirchenamtes überwältigend: 800 Zuhörerinnen und Zuhörer, meist Jugendliche und Studenten, drängten sich in dem Großen Saal und hörten ein leidenschaftliches Referat von Theo Hengesbach über Gewaltlosigkeit. Die Absicht der Veranstaltung war, so Erchinger, junge Menschen von dem Sympathisieren mit dem Terror abzubringen. Pfarrer Klaus Geyer sprach kritisch über ein vorwiegend staatsbejahendes und staatsnahes Wort des Rates der EKD zum Terrorismus.105 Nur ein starker Staat könne ein liberaler Staat sein, hieß es darin. Das Gegenteil, das nur ein liberaler Staat ein starker Staat sein können, erschien Vielen zutreffender. Brückner selber bekannte sich zum Grundgesetz der BRD. Es gab eine offene, gegensätzliche Diskussion, denn die K-Gruppen an der Uni meldeten sich lautstark: eine gelungene, lebhafte, lebendige Veranstaltung, durchaus auch eine Werbung dafür, was von der Kirche aus in dieser aufgeheizten Gesellschaft möglich war. Typisch allerdings war ein Bericht von Hans Otto in der Evangelischen Zeitung, der das Ergebnis der Veranstaltung in der irreführenden Überschrift zusammenfasste: „Vertagte Weltrevolution,“ und folgendermaßen einleitete: „Selten hat man ein so furchterregendes Aufgebot an Haarmähnen, martialischen Bärten, wild entblößten Oberkörpern und zu alles entschlossenen Gesichtern gesehen, wie am Donnerstag in der Vorwoche im Freizeit- und Bildungszentrum der Stadt Braunschweig im Bürgerpark.“106 Man stelle sich vor, ein Neujahrsempfang der Landeskirche würde mit der Schilderung der Garderobe der Gäste beginnen. Ottos Bericht war eine zeittypische, diffamierende, verzerrte Darstellung der Veranstaltung, sodass sogar der Begleitende Ausschuss der Studentengemeinde sich vom Bericht distanzierte und die EZ drei korrigierende Leserbriefe abdruckte.107 Später distanzierte sich die Kirchenleitung von der Tatsache, dass eine kirchliche Institution einen aus politischen Gründen suspendierten Professor zu sich einlade.


Predigt Heintzes zur Eröffnung der Generalsynode der VELKD

Am 19. Oktober 1977 wurde auch Schleyer ermordet. Am Eröffnungstag der Generalsynode der VELKD in Gandersheim, dem 25. Oktober, fand unter unerhörten Sicherheitsvorkehrungen vor und in der St. Eberhardskirche Kirche in Stuttgart der Staatstrauerakt für Schleyer statt. Am dritten Sitzungstag wurde die Führungsgruppe der RAF Andreas Baader, Jan Karl Raspe und Gudrun Ensslin in Stuttgart beerdigt.108 Die Generalsynode feierte an diesem 25. Oktober zur Eröffnung der Synode einen Abendmahlsgottesdienst in der Stiftskirche von Bad Gandersheim, in dem Heintze als Hausherr eine aufrüttelnde Predigt hielt.109 Es war für ihn eine schwere Lebenssituation. Vor einer Woche war seine im 60. Lebensjahr überraschend an Krebs verstorbene Frau Ilse in Wolfenbüttel begraben worden. In dieser Trauerwoche konzipierte er eine situationsbezogene Predigt über einen Text aus der fortlaufenden Bibellese Hesekiel 11, 14-20. Der Text berichtet von der unterschiedlichen Situation des Volkes Israel, dem nach Babylon deportierten Teil Israels, das sich in einer heidnischen Umwelt in einer völligen Minderheitssituation befand und dem in Jerusalem am unzerstörten Tempel zurückgebliebenen Volk Gottes. „Gerade unter den Frommen in Jerusalem breitete sich ein neues Selbstgefühl aus: Auf uns kommt es in Zukunft allein an, wir haben ja noch die Möglichkeit, die Ordnungen der Väter, die guten Traditionen fortzusetzen. Dagegen schien von den andern, den Vertriebenen, nichts mehr zu erwarten zu sein.“110 Heintze aktualisierte umgehend den Text auf den Streit in den Landeskirchen: „Auf der einen Seite diejenigen, die überzeugt sind: Uns ist heute die Reinheit der Lehre aufgetragen, wir können geordnete Formen des Gottesdienstes vertreten, und wir stehen dafür ein, und wir äußern gleich die Sorge, dass viele andere, die sich auch auf Gott und seinen Willen berufen, sich allzu sehr an eine heidnisch gewordene, säkularisierte Umwelt anpassen. Auf der anderen Seite wird betont: Wir leben nun einmal in einer säkularisierten Umwelt, und wir sind ein Teil von ihr. Wir sind auf Gedeih und Verderb mit ihr verbunden. Wir dürfen uns auf keinen Fall von ihr isolieren. Wir brauchen heute vielmehr ein weltoffenes, weltzugewandtes Christentum. Und es gibt die Vorwürfe: Der eine sagt vom anderen, Du bist zu konservativ und der andere zu einem, Du bist zu progressiv. Gefahren gibt es ohne Zweifel in beiden Richtungen.“111 Heintze beschäftigte sich zunächst mit dem in Jerusalem verbliebenen Volk Gottes, denn der Prophet wendet sich im Auftrag Gottes vor allen Dingern gegen die Selbstgerechtigkeit und gegen Anmaßung eines Volkes, das sich noch als intaktes Gottesvolk versteht.112 Welcher Braunschweiger dächte nicht an den zurückliegenden Konflikt mit der „Kirchlichen Sammlung“ oder EKD-weit mit der Gruppe „Kein anderes Evangelium“. Heintze verlängerte den Text unvermittelt in die Situation der Nachfolge Jesu und fragte eindringlich, ob „wir“ in der Nachfolge Jesu dem Unrecht und der Gewalt absagend etwa auch die Unrechtstäter aufgeben. Heintze beließ es nicht beim generellen Verurteilen, sondern fragte: „Sind wir vielleicht auch darin schuldig geworden, dass wir den vielen gegenüber abgestumpft sind, die in Wahnsinnsvorstellungen geraten sind, dass wir nicht bereit waren, Zweifel beizulegen, dass wir nicht genügend Versuche unternommen haben, sie doch noch irgendwie zu erreichen. Jesu Antwort dem Unrechtstäter gegenüber ist an diesem Punkte sehr deutlich.“ Heintze fragte, ob „wir“ nicht nur Fürbitte für die Opfer des Terrorismus und die Politiker, sondern „haben wir auch das andere beherzigt? Haben wir davon gehört, dass Christenmenschen etwa in ihrem Gebet auch an Angehörige von Entführern und Terroristen gedacht haben?“113 Heintze hatte sich von der öffentlichen Terrorismushysterie deutlich distanziert und brachte die seelsorgerliche Dimension ein. Im zweiten Teil der Predigt wandte sich Heintze der Minderheit des Volkes in Babylon zu, der die Verheißung von Vers 17 galt: „Ich will euch zusammenbringen aus den Völkern und will euch sammeln aus den Ländern, in die ihr zerstreut seid“. „Ein ausgesprochen ökumenisches Wort“, – so Heintze -. Darum sei es so wichtig für eine Generalsynode einer bestimmten Konfessionsfamilie, dass sie ihre Zusammenkunft in ökumenischer Offenheit und nicht in enger konfessioneller Abgeschlossenheit führe.114 Der Bischof beklagte, es sei schlimm, „dass wir auch als Christen so viel mehr über die Schuld der anderen zu sagen wissen als über unser eigenes Unrechttun.“115 Am Schluss bezog sich Heintze auf das Ende des Predigttextes, „Ich will ihnen ein anderes Herz und einen neuen Geist geben“. „Er sieht uns, wie wir sind, und dennoch verheißt er uns diese grundlegende Erneuerung, die wir nicht zustande bringen, die Erneuerung unseres Herzens, unseres Geistes, die in Christus Wirklichkeit geworden sei.“ Es war nicht nur die RAF, die gewalttätig durch die Bundesrepublik raste. Am

25. Juli 1978 erschütterte eine Explosion die Gefängnismauern in Celle. Dort hätten Terroristen, so hieß es offiziell, ein Loch hineingesprengt, um sympathisierende Gefangene herauszuholen. Sechs Wochen vorher hatten in Niedersachsen Landtagswahlen stattgefunden. Ernst Albrecht regierte erneut im Lande. Einige Jahre später übernahm er die Verantwortung für den Celler Terrorakt. Die Attentäter stammten vom Niedersächsischen Verfassungsschutz.116 Besondere Gebete für diese Täter schienen unangebracht, denn das Gebet „für alle, die uns regieren“ gehörte zum allsonntäglichen Ritual.


Anmerkungen zu Kapitel 7

1 Daniela Münkel: „Von Hellwege bis Kubel Niedersachsens politische Geschichte von 1955-1976“, in: Hg. Gerd Steinwascher: „Geschichte Niedersachsens fünfter Band. Von der Weimarer Republik bis zur Wiedervereinigung“, Hannover 2010, 687.
2 Wilfried Knauer: „Politische Strafjustiz im Kalten Krieg – Die Opfer der „Strafschutzrechtsprechung“ im Gefängnis Wolfenbüttel in den 50er und 60er Jahren“ KvU Heft 114, Dezember 2004, 31-35
3 Evangelische Kommentare 1969, 211
4 ebd. 213.
5 ebd. 216.
6 Anm. 16 Der Informationsdienst akid nannte ca. 20 Gruppen.
7 SONNTAG 25.5.1969 8 „Grundlage: Politische Theologie.“ Eine AKG hatte sich in Burgdorf-Peine gebildet und die Politische Theologie zu ihrer Grundlage erklärt. Für die Hannoversche Landeskirche Matthias Wöhrmann „Engagement für Kirchenreform in Synode und Landeskirche: die „Gruppe offene Kirche“ in: Grosse / Otte / Perels „Kirche in bewegten Zeiten“, 305-323.
8 Reinhard Dross, geb. 1931 stammte aus Westpreußen, sein Vater war Pfarrer.
9 SONNTAG 15.9.1968, S. 6 Festakt zum Reformationsjubiläum in Braunschweig. Kritische Besinnung“ und SONNTAG 22.9.1968 „Erbe und Auftrag der Reformation.“
10 BZ 19.9.1968.
11 SONNTAG 29.9.1968, 2 „Ein Jubiläum ohne Jubel.“
12 Flugblatt beim Vf.
13 SONNTAG 29.9.19 68 „Ein Jubiläum ohne Jubel.“ Solche Plakate waren damals keine Ausnahme. Bei der EKD Synode in Berlin Oktober 1968 hingen von der Empore Spruchbänder der „Kritischen Synode“ mit Texten: „Unbußfertige“, „Blinde“, Heuchler“, „Mietlinge“. Die Mitglieder, die aufgefordert wurden, die Spruchbänder zu entfernen, verliessen den Plenarsaal und erklärten; „Wir haben gelernt, dass die hier versammelten Erzväter unserer Kirche in Begriffen reden und denken, die wir nicht verstehen.“ Die Anregungen von Uppsala würden „im Gestrüpp kirchenrechtlicher Kompetenzen erstickt“. LAW LBf 424.
14 Eine Woche später fand auf Anregung des „Göttinger Arbeitskreis für Kirchenreform“ unter Prof. Rudolf v. Thadden, Göttingen, dem Mitinitiator der Kirchenreformeninitiative auf den Kirchentagen in Dortmund und Düsseldorf, eine Tagung in der Ev. Akademie Loccum statt, um an die steckengebliebene Kirchenreform zu erinnern. Es waren 150 kirchenreformbegeisterte Protestanten gekommen, um vom 28.-30. September 1968 über den Fortgang einer Kirchenreform zu diskutieren. Ein Teil von ihnen gründete als zentralen Trägerkreis die „Aktion Kirchenreform e.V.“ Gründungsmitglied war Reinhard Dross. Die Geschäftsstelle war bei Rene Leudesdorff in Bad Vilbel. „Eine neue Station der Kirchenreform“ lautete der Titel, unter dem v. Thadden diesen Versuch zu einem neuen Aufbruch beschrieb (SONNTAG 13.10.1968 „Man fand keinen gemeinsamen Nenner“) In diesem ersten Info-Heft wurden die Adressen von 26 Reformgruppen in der EKD genannt. Das Unbehagen und die Kritik an den volkskirchlichen Strukturen war weit verbreitet.
15 BZ 5.12.1968: „Soll ein Bischof gewählt werden?
16 Wolfenbütteler Zeitung 29.11.1968, 7: „Kirche muss in jeder Hinsicht weltoffen sein“.
17 Über Richard Grunow: Eberhard Fincke „Friede (auch mit Schwulen?) auf Erden“ in: Kirche von Unten, Nr. 42 Dezember 1989, 56 – 61. Briefwechsel Renate Grunow mit dem Vf.
18 SONNTAG 29.9.1963 „Das letzte Urteil steht Gott zu.“ Grunow zitierte ein Gespräch, in dem Pfarrer Althaus gegenüber OLKR Wedemeyer, Kirchenamtmann Englisch und Bischof Erdmann „seine schon oft vorgebrachten Angriffe gegenüber Präsident Dr. Knost, der Mitglied der Kirchenregierung ist, und gegen die Oberlandeskirchenräte Röpke und Dr. Breust wegen ihrer früheren Tätigkeit in der Zeit des Dritten Reiches und der Deutschen Christen wiederholt“. Althaus hatte gegen seine Pensionierung mit 65 Jahren geklagt, die Klage wurde abgewiesen.
19 SONNTAG 20.10.1963 „Noch einmal Prozeß Althaus“. Prof. Klaus Erich Pollmann schrieb von Röpke und Breust: „Hätte die Landeskirche ein Signal der Entschlossenheit zu einem Neuanfang mit unbelasteten Männern gehen wollen, so hätte sie sich von Oberlandeskirchenrat Röpke trennen und darauf verzichten müssen, Dr. Breust als ihren ersten Kirchenjuristen zurückzuholen“ in: Pollmann Der schwierige Weg in die Nachkriegszeit, 36.
20 LAW LBf 8 Rundbrief 18.10.1968.
21 Deutsches Pfarrerblatt 1968, Nr. 23, 937. Im SONNTAG veröffentlichte Hans Reinhard Rapp am 20.10.1968 einen Nachruf, in dem es hieß: „Nach anfänglicher pfarramtlicher Tätigkeit wurde Grunow zunächst Verlagslektor beim Kreuzverlag Stuttgart und ging dann in die kirchliche Pressearbeit. Seit 1957 war er Schriftleiter des Braunschweigischen Kirchenblattes.“ Diese gerade Linie verschwieg seine Bisexualität, das Vorhandensein seiner Frau und zwei Töchter und deckte auch die (mit Ausnahme von Braunschweig) Unbarmherzigkeit der Landeskirchen zu.
22 die folgenden Angaben sind der Dokumentation „O Tannenbaum“ hrsg. von Dozenten und Studenten der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Braunschweig Januar 1970 o.S. entnommen.
23 die ZEIT 6.1.1970 „Das Ganze also Weihnachten 1969“.
24 SPIEGEL 12.1.1970 „Tritte für Wichtel“.
25 in Anm 18. Diese Anzeige war u.a. unterzeichnet von den Pastoren Friedrich Grotjahn, Hasso Mortzfeldt, Jürgen Naumann, Joh. Heinr. Wicke, Vikar Barsnick, Domkantor Wolfgang Herbst, Margret und Reinhard Dross.
26 LAW acc 44/94 61 Schreiben von Hermann R. an Heintze am 5.6.1970 und die Antwort Heintzes am 30.6.1970.
27 LAW LBf 84 Heintze an Hartmann 2.1.1970.
28 BP 19./20.4.1969.
29 Wolfenbüttler Zeitung 25.11.1968, 6 „Nach Gottesdienststörung nun gar Kirchenschändung.“
30 Dietrich Kuessner „Ein 68er Skandal in der Bischofsstadt Wolfenbüttel“ KvU Heft 124, Dezember 2008, 19
31 Düllmann erhielt eine Bewährungsstrafe. Heintze, der die Tat verurteilte, war jedoch über die abstoßende Reaktion aus der Wolfenbütteler Bevölkerung entsetzt. Am 19.12.1968 schrieb Heintze an die Mutter, Frau Edith Düllmann, er sei „mit Ihnen überzeugt, dass es sich nicht um reine Zerstörung handelt, sondern dass er meinte, auf diese Weise ein Zeugnis für den Frieden Christi ablegen zu können“ in LAW LBf 93. ebd.
32 LAW LBf 84 Schreiben von Herrn Sch. An den Bischof 30.12.1969.
33 LAW LBf 84 Heintze an Sch. 5.1.1970.
34 KJ 1969 100-106.
35 LAW LBf 8 Rundbrief vom 5.9.1969; auch KJ 1969 104.
36 LAW LBf 100 Brief vom 10.9.69 an Heintze.
37 die westfälische Kirchenleitung veröffentlichte dazu eine ausführliche Stellungnahme KJ 1989, 107-110.
38 abgedruckt in Dietrich Kuessner: Bilder und Dokumente zu Gemeinsam-zärtlichradikal, P 17, Braunschweig 2003.
39 LAW LBf 100 (Otto Fricke 1902-1972)
40 SONNTAG 28.9.69 „Auf den Wähler kommt es an.“
41 Anm 34 Fricke an den Bischof am 30.9.1969.
42 LAW LBf 100 Heintze an den „Lionsfreund Mast“ am 20.8.1969.
43 LAW LBf 100. Zur Bundestagswahl im November 1972 erschien erneut ein von 63 überwiegend kirchlich engagierten Mitarbeitern unterzeichneter Aufruf, die sozialliberale Koalition fortzusetzen. (Schöninger Anzeiger 18./19.11.1972) Er war unterzeichnet von Lehrern, Angestellten und Beamten, Studentinnen und Studenten, Unternehmern und Kaufleuten, Hausfrauen und Ärzten und Pfarrern.
44 LAW acc 22/82 Vorträge Bd. 1 „Autorität und Demokratie“. Das maschinengetippte Manuskript ist von Heintze selber noch vor dem Vortrag vielfach durch Einklammerungen und handschriftliche Randbemerkungen bearbeitet worden.
45 SONNTAG 18.10.1970 und 25.10.1970 „Die Kirche soll Partei ergreifen.“ 46 In KURIER 4/71 November 1971, 17-19, Antworten des Schul- und Jugendausschusses auf die Fragen des Forum IV „Bildung in der Krise“. 47 In der Propstei Helmstedt wurde z.B. von 30 Kirchengemeinden in 21 nicht gewählt. Eine Kirchenvorstandswahl fand in den Kirchengemeinden der Stadt Schöningen, in Hoiersdorf, Beierstedt, Offleben und Reinsdorf, Neubüddenstedt und Grasleben statt. BZ (He) 21.3.1966.
48 In einem Aufsatz für die Festschrift Erich Ruppel, Hannover 1968 „Kirchenwahlen in der Braunschweigischen Landeskirche“ hatte Heintze eine Änderung in der Gesetzgebung und Werbung angekündigt, „um in den Gemeinden die Bereitschaft zu lebendiger Mitverantwortung zu stärken“, 163.
49 Landeskirchliches Amtsblatt 1971 105 ff vom 21.10.1971 Kirchengesetz über die Bildung der Kirchenvorstände vom 2.10.1971.
50 SONNTAG 27.2.1972 „Kirchenvorstandswahl rückt näher.“
51 LAW acc 2/92 Akte Kirchenwahl.
52 SONNTAG 19.3.1972 „Hohe Wahlbeteiligung“. „Rekordwahlergebnis“, „bisher höchste im Bereich der EKD“. Das vorläufige Ergebnis der 1972er Wahl ist von Henje Becker gründlich ausgewertet in KURIER November 1972, 5/72, 28-30. Daraus das Wahlergebnis 23,2 %. S. 29 Dort wird die Zahl der abgegebenen Stimmen mit 100.407 angegeben, der Wahlberechtigten mit 432.540 Gemeindemitgliedern. Allerdings fehlten noch von einigen Gemeinden die Angaben, woraus sich die Differenz erklärt.
53 Die Ergebnisse nach der Broschüre, „Kirchenvorstandswahl am 5. März 1978 in den Kirchengemeinden in der Evang.-luth. Landeskirche in Braunschweig“ o.D.
54 LAW LBf 14 Rundbrief 21.3.1972.
55 SONNTAG 16.4.1972: „Berufungen stehen noch aus.“ Der Synodalpräses Gremmels hatte nach der Wahl ausgerufen, „die oft totgesagte Kirche“ lebe, es gebe eine Volkskirche.
56 EZ 12.3.1978 Pfarrer Hempel wirbt am Vortag mit einer Drehorgel in seiner Riddagshäuser Gemeinde, die Helmstedter St. Marienberggemeinde verspricht dem 600. Wähler eine Kiste Sekt. Weitere Berichte EZ 5.3.1978 „Am Sonntag Kirchenwahl“, EZ 19.3.1978 „Fast fünf Prozent mehr“ und 30.4.1978 „Kleine Gemeinde, hohe Beteiligung“.
57 SONNTAG 23.4.1967 8 Einführung des neuen Sozialpfarrers der Braunschweiger Landeskirche.
58 EZ 20.10.1974 12.
59 EZ 7.11.1976 10 „Braunschweiger Gespräch mit Minister Schnipkoweit“.
60 EZ 27.2.1977 10 „Noch immer im Abseits?“
61 EZ 16.10.1977 10 „Arbeitslosigkeit mit Fragegezeichen“; 6.11.1977; 27.11.1977 10 „Arbeitsplätze oder Umverteilung.“
62 EZ 19.2.1978 12 „Zwischen Widerstand und Anpassung.“
63 EZ 12.3.1978 12 „Wem hilft unsere Entwicklungshilfe?“
64 EZ 26.3.1978 8 Export durch die Aufträge.“
65 EZ 18.3.1979 „Arbeitsplätze nicht gefährdet.“
66 EZ 1.3.1981.
67 EZ 24.1.1982.
68 EZ 11.3.1979 „Geschenk“ der nächsten Generation“.
69 EZ 25.3.1979 S. 12.
70 ebd. S. 1.
71 SONNTAG 19.11.1967: „Zu Vietnam. Ein Brief an die Kirchenvorstände der Braunschweiger Landeskirche.“ Über die Vietnam-Initiative von Pfarrern und Laien in der hannoverschen Landeskirche Grosse/Otte/Perels Kirche in bewegten Zeiten, 64 – 72.
72 in Dietrich Kuessner: Bilder und Dokumente zu „gemeinsam-zärtlich radikal“ Ein Dorfpfarrer an der Grenze erinnert sich Braunschweig 2003, P 15.
73 SONNTAG 17.12.1967 „Christen dürfen nicht resignieren.“
74 BP 26.1.1968 „Gottesdienst – ein Ort der Stille?“
75 Offener Brief der ESG Braunschweig vom 15.2.1970.
76 Ökumenischer Rat der Kirchen Uppsala Juli 1968, Reden Nr. 27 beim Vf.
77 ebd.
78 zu dem ganzen Vorgang KJ 1970, 133-154.
79 In einer kurzen Reaktion auf die Rede von Dr. Visser ’t Hooft sagte sie u.a. „ Sicher soll und kann die ökumenischen Bewegung nicht an den Kirchen vorbei handeln. Die Kirchen brauchen ganz bestimmt die ökumenische Bewegung und wahrscheinlich braucht auch die ökumenischen Bewegung die Kirchen – jedenfalls ihr Geld – also die Kirchen, die Geld haben. Aber braucht sie dann nicht auch deren Applaus, deren Zustimmung? Geld fließt im allgemeinen nur, wenn Einverständnis da ist. Also gerät die ökumenische Bewegung in Abhängigkeit traditioneller kirchlicher Institutionen, deren traditionellen Strukturen sie gerade in Frage stellen will“. (Ökumenischer Rat der Kirche Uppsala Juli 1969, Rede Nr. 24 beim Vf.)
80 LAW acc 102/07 An alle Pfarrämter vom 9.11.1970.
81 Die Erklärung gewinnt an Doppelbödigkeit, wenn man sie mit den Augen des seinerzei tigen Leiters des kirchenrechtlichen Institutes des EKD Axel v. Campenhausen liest, der Südafrika für den freiheitlichsten Staat im afrikanischen Kontinent hielt. So eine Äußerung aus dem Jahre 1987. Er wird sich zu dieser skandalösen Behauptung nicht mühsam durchgerungen haben, sondern schon lange vorher vertreten haben.
82 LAW LBf 14 Rundbrief 12.11.1970, S. 4 – 9.
83 KURIER November 1971, 15.
84 LAW acc 22/82 Antirassismusfonds Bd 2 Peter Bäss 18.12.1970 an einige Pfarrer.
85 ebd. Schreiben von Bücher 29.12.1970 an das Landeskirchenamt.
86 LAW acc 22/82 Antirassismusfonds Heintze an Herbert 12.7.1974; Herbert an Heintze
25.7. 74; 87 KJ 1974 119 – 126. 88 JK 1974 647 – 648. 89 JK 1974 653; Der SONNTAG 15.12.1974 zitierte Helmut Thielecke „Für Bischof Scharf auf die Barrikaden“.
90 Günter Scholz: Die Evangelische Studentengemeinde, in: Braunschweig im Spannungsfeld zwischen Kirche und Gesellschaft (1950-1965) in: (Hg.) Klaus Erich Pollmann Kirche in den 50er Jahren Die Braunschweigische Ev. luth. Landeskirche Wolfenbüttel 1997, 191.
91 SONNTAG 1.12.1968 „Keine Einführung für Studentenpfarrer.“
92 SONNTAG 24.11.1974, 8 „In erster Linie Gemeinde.“
93 KURIER März 1975, 1 – 2 Heintze Ansprache über Jes. 42,1-4.
94 JK 1974 653.
95 KURIER März 1975 4.
96 KURIER März 1975 3.
97 SONNTAG 22.12.1974 „Auf Gewalt ruht kein Segen“; auch in JK 1974 652-653.
98 SONNTAG 15.12.1974, 12 „Mittel der Studentengemeinde gesperrt Braunschweigsche Landessynode will politische Aktion der ESG überprüfen“; KURIER März 1975 6-16.
99 Helmstedter Anzeiger 25.1.1975.
100 Dietrich Kuessner: Die Mitgliedschaft Braunschweiger evangelischer Pfarrer in der Deutschen Volkspartei, Braunschweigisches Jahrbuch 69/1988, 119-140.
101 Dietrich Kuessner: Die Zugehörigkeit Braunschweiger Pfarrer zur NSDAP, KvU Heft 32 Juni 1988, 37-44.
102 LAW LBf 16, Pfarrerrundbrief vom 20.9.1977.
103 EZ 2.10.1977 „Mord bleibt Mord“.
104 Wolf Dieter Hauschild spricht von kollektiver Angst besetzten Diskussionen und staatlicherseits von „von Emotionen gesteuerter Überreaktion in Gesetzgebung, Verfassungsschutz und Polizeiarbeit“ (KJ 1976/77, 139: Terrorismus in der Bundesrepublik)
105 KJ 1976/77, 143 „Erklärung des Rates der Ev. Kirche zum Terrorismus.“
106 EZ 6.11.1977, 12 „Vertagte Weltrevolution“.
107 EZ 20.11.1977, 10 Die Leserbriefe stammten von Erchinger, Geyer und Fincke
108 Eine eindrucksvolle Durchdringung dieser Zeit und ihrer vielschichtigen Zusammenhänge bildet der Film „Der deutsche Herbst.“
109 Lutherische Generalsynode 1977, Bad Gandersheim. Darstellungen und Dokumente zur Geschichte der Lutherischen Kirchen, Hamburg 1978, 7 – 12.
110 ebd. 8.
111 ebd.
112 ebd. 9.
113 ebd. 10.
114 ebd. 11.
115 ebd. 12.
116 Jürgen Trittin: Das Lockspitzelsystem in Jürgen Hogrefe/Eckart Spoo (Hg.): Niedersächsische Skandalchronik Hannover 1990 27-47; Christa Ellersiek / Wolfgang Becker: Das Celler Loch. Geschichte einer Geheimdienstaffäre, Hamburg 1987.


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Impressum, http://bs.cyty.com/kirche-von-unten/archiv/Heintze/, Stand: November 2015, dk