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[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Kirche von Unten Nr. 124 - Dezember 2008


- Wider die ungerechtfertigte Rechtfertigungslehre -

von Cornelia Praetorius, Berlin
(Download als pdf hier)

Mir will scheinen, dass die ganze protestantische Rechtfertigungslehre nicht nur ein Missverständnis der Lehre ist, insofern als sie Jesus zum Mittler zwischen Gott und den Menschen ge-macht hat, was er gerade nicht sein wollte, sondern ein riesiger Irrtum insofern, als sie unerlaubte Prämissen stellt, nämlich

1. dass das jüdische Gesetz unweigerlich zum Tode führe (mit seinen Todesstrafandrohungen), ohne in Rechnung zu stellen, dass dies gar nicht die jüdische Rechtsvorstellung ist, sondern zum Leben hin geurteilt werde musste (Mehrheitsverhältnisse beim Abstimmen im Gericht) – hier liegt also schon eine Verunglimpfung der jüdischen Lehre vor

2. dass deshalb die Gnade - in der Erlösung von unserem bösen Tun und Wesen durch Christus - das Gesetz aufhebt,

womit zum Ausdruck gebracht wird, dass die Gnade – seit Jesu Tod - als eine „Pflicht“ Gottes an uns ausgespielt wird gegen die Selbstverpflichtung Gottes zur Gerechtigkeit, also zur ursprünglichen Absolutheit seiner Gebote.

Wir protestantischen Christen lassen uns verführen dazu, Gottes Dilemma zwischen seinem Recht und seiner Barmherzigkeit gegen Ihn ins Feld zu führen (mittels des Menschen Jesus, den wir zum gleichwertigen Gottesanteil machten) unter der Behauptung, Jesus habe für uns das ‚tödliche’ Gesetz ausgehebelt und uns gewissermaßen listig die Gnade verschafft (als eine Art Prometheus) und nicht vielmehr das Recht in seiner ganzen Glorie rehabilitieren wollen als wahre Gerechtigkeit (eben eine erbarmende Verheißung, wie sie in der Bergpredigt ganz klar wird, anstatt einer Verurteilung. Bessere Übersetzung der Gebote mit „Du wirst“ nicht „Du sollst“).

Dabei wird die Ursünde des Menschen überdeutlich, mit der er nicht begreifen will, dass Gottes Gebote uns als Lebenshilfe und Verheißung des Paradiesischen Zustandes gemeint waren (wie die Menschen dann letztendlich erkennen werden), wir aber unser eigenes Nein-sagen dazu zur „Freiheit“ erklären (s. heute den inflatorischen Gebrauch des Begriffs Freiheit, wenn es um übelste Unterdrückung und Versklavung geht, um willkürliche Übergriffe auf Würde und Lebensgrundlagen des Menschen).

Ergo: wir wollen nicht begreifen, dass dieses Nein-Sagen uns hindert an der eigenen Menschwerdung (der Hinderer am Werk ! so Bubers Übersetzung für Satan im Hiob-Buch). Denn Mensch werden können wir nur im Einklang mit Gottes Leben spendenden Geboten, nicht gegen sie. Und das soll dann protestantisch sein, ist aber Protest gegen Gott. Der Hinderer allerdings ist nur ein Be-hinderer, kein Ver-hinderer. Die Erfüllung von Gottes Verheißungen kann er nicht verhindern sondern nur hinauszögern.




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