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[Kirche von Unten]

Alternatives aus der/ für die
Braunschweiger Landeskirche

Kirche von Unten Nr. 135 - Mai 2012


Wandrer kommst du nach Kneitlingen
oder „Nisi Dominus Frustra“

von Hermann Heinemann
(Download als pdf hier)

Du stehst am südlichen Waldrand des Elms und schaust herab auf die hügelig modellierte Landschaft mit ihren Feldern, Buschreihen und Wegen. Du bist den von Buschwerk geschützten Hohlweg von Kneitlingen hoch gelaufen, bis Du den Waldrand erreicht hast. Über den Fallstein mit den vorgelagerten stacheligen Masten des Windparks geht der Blick weit hinüber zum Horizont, wo man bei guter Sicht den Brocken sehen kann. Im Osten kannst Du die Dächer und rauchenden Schornsteine von Schöppenstedt erkennen. Unter Dir in der Bodenfalte ducken sich seit Jahrhunderten geschützt gegen Wind und feindliche Blicke die Häuser von Kneitlingen, umringen die kleine romanische Kirche, mit dem Denkmal für den bisher größten Sohn des Ortes: Till Eulenspiegel.
Und noch ein Gebäude gerät in den Blick. Auf einem freien Hügel unter Dir, ca. 200 Meter östlich vom Ortsrand von Kneitlingen entfernt, fast allein, steht ein für die dörflichen Verhältnisse mächtiges Gebäude. Mit seinen 2 Geschossen, den hohen Fenstern und den beiden Seitengebäuden, sowie einer großzügigen den Bau umgebenden Rasenanlage wirkt es wie ein Schloss. Es ist zwar ein moderner Bau, wenige Jahre alt, aber in Stil und Lage präsentiert es sich als Herrensitz. Nicht wie das alte, barocke Herrenhaus in Sambleben betont es seine Zugehörigkeit zum Ort. Nein, diese mächtige Anlage thront ober –und außerhalb des Ortes, es scheint, als wolle sie Distanz zum Ort halten, ja ihn dominieren.
Unwillkürlich drängt sich die Frage auf, wer hat dieses Haus gebaut? Wer ist der Besitzer ? Wer residiert in dieser schlossähnlichen Anlage ? Wie konnte man für diese Lage eine Baugenehmigung erhalten ? Könnte es gar ein postmoderner Museumsbau sein ?
Neugierig geworden gehst Du den Weg zum Dorf zurück, kommst auf den Friedhofsweg, der Dich zum Hügel außerhalb des Dorfes führt. Du kommst auf eine großflächig gepflasterte Einfahrt. Ein Zaun versperrt den Kiesweg, der über die großzügige Rasenfläche axial auf das große Gebäude mit den beiden wie Torhäuser wirkenden Seitengebäuden zuläuft. Nein, kein Museum, kein öffentliches Gebäude, unzweifelhaft ein privates Wohnhaus. Und dann erkennst Du das Schild am Tor: “Stempin“.
Du kannst es nicht fassen:
So herrschaftlich lebt also Pastor Dr. Lothar Stempin, der als Direktor des Diakonischen Werkes Braunschweig wegen Missmanagement abgelöst werden musste.
Welches planungsrechtliche „Lex Stempin“ hat es eigentlich ermöglicht, an dieser Stelle eine Baugenehmigung zu erhalten ?
Wie kommt man darauf, sich als leitende Person des Werkes christlicher Nächstenliebe baulich so zu präsentieren ? Welche Maßstäbe sind da verloren gegangen ?
Welche Realitätsverzerrung ist eigentlich eingetreten bei jemanden, der bei seinem Abschied in der Klosterkirche am 10.6.2011 ohne persönliche Befangenheit über die Hausportalinschrift am Diakonischen Werk „Nisi Dominus frustra“ predigt. Er kennt doch die Worte des Psalmisten „ Wenn nicht der Herr baut, so mühen sich umsonst, die daran bauen.“

Nein, es ist nicht Neid, sondern die Empörung darüber, wie führende Vertreter meiner Kirche durch ihren unglaubwürdigen Lebensstil dem Ruf der Kirche schaden und entfremden.


Werner Heinemann, 12.1.2012




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