Röhrenradios und Batterie-Empfänger aus der Anfangzeit des Rundfunks
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855 GW

Rundfunkempfänger:

Telefunken 855GW "Markstein II"

Baujahr: 1938

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Vor- und Mischstufe

Während meines Studiums Mitte der 80er Jahre bekam ich für eine Farbfernsehreparatur als Belohnung diesen alten Superhet-Empfänger aus den Vorkriegsjahren geschenkt. Das Gerät ist ein Mittelwellen- und Langwellenempfänger und ließ sich nicht mehr einschalten. Eine Durchsicht des Geräts ergab, dass der Netzschalter, der direkt mit dem Lautstärkeregler gekoppelt ist, defekt war.

Innenansicht Innenansicht

Der Aufbau des Geräts wirft schon die ersten Fragen auf: auf der Rückwand sowie im Schaltplan sind lediglich fünf Röhren aufgeführt (einschließlich der Gleichrichterröhre AZ 1). Aber tatsächlich hat das Gerät sechs Röhren, wie die beiden Photos des Chassis belegen. Eine nähere Inspektion des Geräts ergab, dass die letzte Röhre rechts außen, die in einem Blechzylinder steckt, gar keine reguläre Elektronenröhre ist, sondern einen Glühdraht in einer Osram-Vakuumröhre enthält, der als Lastwiderstand fungiert, um bei Wechselstrombetrieb die Spannungsversorgung auf die erforderlichen Spannungswerte abzusenken.

von unten Potentiometer

Ein Blick auf die Unterseite des Chassis (links) offenbart weitgehend noch gut erhaltene Bauteile, die keine Verschleißspuren aufweisen. Die Teerkondensatoren und die Widerstände sahen noch wie neu aus, es waren keinerlei Hitzespuren oder Rußfahnen zu erkennen. Das defekte Lautstärke-Potentiometer wurde ausgebaut (rechts) und durch ein neues Potentiometer mit Kunststoffachse ersetzt.

Lautsprecher Lautsprechermagnet

Der Lautsprecher besitzt einen kräftigen Spulenmagneten (rechts) mit einer Eingangsimpedanz von 2000 Ohm. Der Lautsprechermagnet ruht auf einem Holzsockel, an dem auch der Tonübertrager befestigt wurde. Die Klangqualität bei Mittelwellenempfang entsprach den Erwartungen. Beim Anschluss eines CD-Spielers an den Tonabnehmer (unter entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen, da das Gerät keine Netztrennung besitzt, zeigte sich, dass die Klangqualität wesentlich besser war, als es der Mittelwellenpfang vermuten ließ. Dieses alte Radio kann -, bei entsprechenden Audioquellen -, durchaus mit der Klangqualität heutiger tragbarer CD-Abspielgeräte mithalten.

Drehko Vorderansicht

Hier links im Bild der Drehkondensator, zweigeteilt für die Vorselektion und den Mischoszillator. Durch das Weg- bzw. Hinzuschalten von einem zweiten Spulensatzes konnte das Gerät zwischen Mittel- und Langwellenempfang umgeschaltet werden. Im Vordergrund die Mischstufenröhre CK1. Im Hintergrund die Gleichrichterröhre AZ1. Rechts ist die Vorderansicht des Geräts nach dem Einbau des neuen Potentiometers zu sehen. Anstatt des im Schaltplan vorgesehenen 1,5 Mega-Ohm-Potis, das mit diesem Wert nicht mehr erhältlich war, wurde ein 1 Mega-Ohm-Poti eingebaut. Nun war das Gerät spielbereit. Hier eine [Hörprobe] Hörprobe (MP3-Datei).

Röhren

AZ 1, CF 7, CK 1, CF 3, CBC 1, CL 4.

Warnung: Diese Webseite bietet Ihnen einen Einblick in das Innere des Gerätes. Beachten Sie bitte, dass die Entfernung von Rückwänden und Abdeckungen nur dem Fachmann vorbehalten ist. Das gilt besonders, wenn das Gerät eingesteckt ist, in Betrieb ist oder unter elektrischer Spannung steht. Verbrennungen oder gar tödliche Stromschläge können die Folge sein! Aber auch bei Netztrennung besteht die Gefahr, dass bei unsachgemäßer Vorgehensweise bösartige Stromschläge geschehen können. Radios aus der Vorkriegszeit dürfen nicht an PCs, Cassettenrekordern oder CD-Spielern angeschlossen werden, um als Verstärker zu dienen, wenn kein Trenntrafo für die Stromversorgung verwendet wird. Die in diesen Vorkriegsempfängern üblichen Teerkondensatoren stellen eine potenzielle Brandgefahr dar. Daher sollte ein solches Gerät nur unter Aufsicht und zu Demonstrationszwecken betrieben werden. Der Autor lehnt jede Haftung für Verletzungen und Schäden, resultierend aus den hier gegebenen Informationen ab und weist ausdrücklich darauf hin, dass für den Unkundigen vor dem Öffnen von Geräten Fachleute wie Elektriker oder Elektrotechniker befragt werden müssen.

Photos: © Eckhard Etzold 2002
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Impressum, http://bs.cyty.com/menschen/e-etzold/archiv/radio/t855gw.htm, Stand: 30. Dezember 2002, ee