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[Kirche von Unten]

Zum Hitlerbild in der Deutschen Evangelischen Kirche

und

Ein Beitrag zur Kirchlichen Mitte

von Dietrich Kuessner

(Download des Buches einschließlich Anmerkungen als pdf hier)




Eine Leserstimme

in Auszügen zum Buch bzw. zur Internet-Veröffentlichung
„Der christliche Staatsmann – Ein Beitrag zum Hitlerbild in der Deutschen Evangelischen Kirche und zur kirchlichen Mitte“.
261 Seiten. 2021



Hans-Ulrich Ludewig, Akademischer Direktor i.R., Schöppenstedt


So bescheiden der Titel auch daherkommt - nur ein „Beitrag“ will er sein- so sehr zieht es den Leser mit fortschreitender Lektüre in eine facettenreiche, stofflich breite Darstellung der verschiedenen, behandelten Themenfelder hinein. Und das typisch „kuessnerisch“: Gut lesbar, quellengesättigt und mit der Eröffnung neuer, überraschender Blickwinkel auf scheinbar bekannte Sachverhalte.

Das fängt schon mit dem ersten Hauptteil an. Statt der üblichen Darstellungsweise, die die teils divergierenden Staatskirchenpläne des Hitlerregimes ins Zentrum der Betrachtung stellt und die Reaktion der verschiedenen kirchlichen Strömungen darauf, unternimmt Kuessner einen Perspektivwechsel. Im Zentrum stehen bei ihm die Reaktionen kirchlicher Vertreter auf die Person Hitlers, sein gesellschaftspolitisches Vorgehen, sowie die nationalsozialistischen Deutungsangebote.

Anhand mehrerer beispielhafter Ereignisse, wie z.B. dem sog.“Röhm-Putsch“, dem Boykott jüdischer Geschäfte, dem Anschluß Österreichs, Austritt aus dem Völkerbund, Hitlers 50.Geburtstags usw. zeigt Kuessner die vielstimmige Übereinstimmung kirchlicher Vertreter mit dem Kurs des Regimes.

Auch wenn dies kirchengeschichtlich nicht neu ist, so wird hier anhand konkreter Beispielfälle materialreich das Bild einer distanzlosen, hörigen Kirche abgerundet.

Einen kirchenhistorisch wirklich neuen und m.E. fruchtbaren Ansatz führt Kuessner mit dem 2.Hauptteil ein. Mit der Entfaltung des Begriffs der „Kirchlichen Mitte“ verlässt er die bisherige Fixierung der Forschung auf die Ränder der Kirche in Gestalt der Deutschen Christen und der Bekennenden Kirche. Diese Fixierung diente allzu lange lediglich dazu, das kirchliche Versagen zu exkulpieren und eine Integritätsbehauptung im Nachkriegsdeutschland aufzubauen.

Endlich wird mit der Betonung der Existenz einer „Kirchlichen Mitte“ der Tatsache Rechnung getragen, dass die Masse der volkskirchlich eingebundenen Kirchenmitglieder eben nicht den Deutschen Christen oder der Bekennenden Kirche angehörte, sondern sich in einem kirchlichen Alltagsleben in den Zeitläuften durchlawierten.

Es ist das Verdienst von Kuessner, anhand einer Vielzahl neuer Quellen die Bedeutung des protestantischen Pressewesens herausgearbeitet und dabei insbesondere die Person August Hinderers aus dem Dunkel der Geschichte hervorgeholt zu haben. Es beeindruckt, in welcher Breite und Vielgestaltigkeit evangelisches Leben hier seinen Ausdruck fand.

Aber auch die Abhandlung über kirchliches Bauen im Nationalsozialismus oder die Arbeit der Diakonissenmutterhäuser bringt viel Neues und Lesenswertes zu Tage.

Der dritte Teil des Buches über den verfehlten Neubeginn nach 1945 enthält zwar nicht unbedingt neue Gesichtspunkte. Es verwundert etwas die Milde in der Beurteilung der um Restaurierung bemühten Akteure. Wie überhaupt der Tenor des Buches frei ist von Zuspitzungen und polemischen Untertönen, wie man sie von Kuessner gelegentlich gewohnt ist. Aber vielleicht hängt das mit dem sehr persönlichen Motiv bei der Entstehung dieses Buches zusammen, der Auseinandersetzung des Sohnes Kuessner mit dem beruflichen Wirken seines Vaters. Daß er das Buch seinen Eltern gewidmet hat, mag dafür sprechen.

Es schadet dem Buch nicht. Im Gegenteil. Man wünscht ihm daher viele Leser. Diesen eröffnet sich mit dem Buch ein tiefer Einblick in ein schicksalhaftes Stück protestantischer Geschichte.



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