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Über die Geschichte der Landessynode zur herzoglichen Zeit (1869-1916)
Chronologie
Die folgende Chronologie soll einen ersten Überblick über die ersten 47 Jahre der 150-jährigen Geschichte der Braunschweiger Landeskirche geben. Die gewählten Überschriften sind eine erste Information. Die meisten Synoden haben darüber hinaus mehrere Schwerpunkte. Es gibt allerdings auch Synoden, die kein herausragendes Thema behandeln. Sie sind der Vollständigkeit halber hier aufgenommen.
Auch die Rubrik „Hauptgegenstände und Hintergründe“ greift nur einige Höhepunkte unter anderen heraus. Der Darstellung der Synodengeschichte sind manchmal regionalgeschichtliche oder kirchengeschichtliche Vorgänge vorausgeschickt. Sie sind für die Einordnung der Synodalgeschichte nützlich, z.B. bei dem Verständnis der Einführung der Zivilehe 1876, manchmal dienen sie auch nur zur Auflockerung und Unterhaltung.
Die schematische Gliederung: Vorgeschichte, Mitglieder, Termine und Themen, Hauptgegernstände und Hintergründe wird für alle drei/ vier Teile beibehalten. Sie ermöglicht auch eine querschnittartige Behandlung des umfangreichen Stoffes, z.B. die sehr ausführlichen Mitteilungen des Konsistoriums über die Zustände in der Landeskirche, hier kurz Lageberichte genannt. Es gibt in dieser Zeit immerhin neun Lageberichte, oft über 70 Seiten lang, mit ausgedehnten Anhängen und Tabellen.
Ein anderes durchlaufendes Thema ist der Konflikt der Landessynode mit dem Konsistorium um ihr Selbstverständnis und die Zuständigkeit. Ein damaliger Zeitzeuge, der Konsistorialrat Vitus Dettmer, hat am Ende seiner Dienstzeit 1922 eine Geschichte des Landeskonsistoriums seit der Reformationszeit verfasst und darin die Stimmung im Konsistoriums während der Anfangsperiode der Landessynodalgeschichte beschrieben. Das Konsistorium habe nur zögernd Zuständigkeiten an die Landessynode abgegeben und diese als Machtverlust registriert.
Eine weitere Besonderheit ist das Verhältnis der Landessynode zur Landesversammlung. Manche Synodale gehörten auch der Landesversammlung an. Das war zum Durchbringen von Gesetzesvorhaben gelegentlich nützlich, weil manche Vorlagen in der Synode bereits in der Landesversammlung beraten und gelegentlich sogar beschlossen waren, was begreiflicherweise das Selbstverständnis der Synode beleidigte. Der langjährige Archivar der Hannoverschen Landeskirche Prof. Otte, hält im Vergleich zur Hannoverschen Landeskirche die Eingriffe des Braunschweiger Staates in die Synodenvorgänge für sehr viel drastischer als in seiner Hannoverschen Landeskirche.
Allerdings zeigt dieser Teil der Synodengeschichte, wie stark die Kräfte waren, die auf eine Entzerrung des Verhältnisses zum Staat hinwirkten und sogar durchaus nicht erfolglos waren. Die Darstellung von manchen regionalgeschichtlichen Arbeiten, wonach die Landeskirche 1918 vor einem total neuen Anfang stand, halte ich für irreführend.
Es war eine geniale, aber nicht ganz freiwillige Idee, dass sich die Synode eine umfassende Kasualreform vornahm, also eine Reform des sonntäglichen Gottesdienstes, der Taufe, der Eheschließung, des Begräbnisses und diese Reform durchzog und das Ergebnis 1895 in der umfassenden Agende vorlegte. Sie beschäftigte sich nicht mit Verfassungsfragen, sondern mit dem Innenl eben der Kirchengemeinden. Ebenfalls das Innenleben wie den Frömmigkeitsstil der Gemeinden betraf das grundlegend neue Gesangbuch von 1902. Beide Male trennte sich die Landeskirche von Jahrhunderte alten Gewohnheiten. Die dritte Reform betraf die Lösung der Pfarrerschaft von den Erträgnissen des Pfarrlandes und des Pfarrgartens durch die Einkommensreform, die ein monatlich zuverlässiges Einkommen garantieren sollte.. Die vierte grundlegende Reform war die neue Kirchengemeindeordnung, die die Kirchengemeinde von den Zuschüssen der kommunalen Kasse unabhängig machte.
Die Synodengeschichte 1869 – 1916 ist eine beeindruckende Reformgeschichte.
Chronologie der Landessynoden in der Kaiser- und Herzogzeit 1869-1916:
Die Vorsynode 1869: Die konstituierende Synode
Erste ordentliche Synode 1872: Die Einstiegssynode
Veränderung am Kirchenvorstandsgesetz, Visitation, Gesetz über die Inspektionssynode
Erste außerordentliche Synode 1875: Die Trausynode
Trauformular
Zweite ordentliche Synode 1876: Die Gottesdienstsynode
Hauptgottesdienst, Debatte über das Apostolikum
Dritte ordentliche Synode 1880: Die Beicht und Abendmahlssynode
Abendmahl/ Beichte / Grundzüge des Emeritierungsfonds
Zweite außerordentliche Synode 1882: Die Emeritierungssynode
Gesetz zum Emeritierungswesen
Vierte ordentliche Synode 1884/1886: Die Begräbnissynode
Ordnung des Begräbnisses/ Staat-Kirche
Fünfte ordentliche Synode 1888/ 89: Die Taufsynode
Ordnung der Taufe und Konfirmation
Dritte außerordentliche Synode November 1890: Die Disziplinarsynode
Disziplinargesetz/ Änderung im Emeritierungsgesetz
Sechste ordentliche Synode 1892/ 1893: Die Hagelfeiertagsynode
Ordnung der Nebengottesdienste Hagelfeier, Einführung eines Pfarrers
Siebente ordentliche Synode 1896/97: Die Küsterdienstsynode
niedere Kirchendienste/ Opferleute
Achte ordentliche Synode 1900/01: Die Gesangbuchsynode
Scheitern der Gesangbuchvorlage/ Grundsätzediskussion des Pfarrereinkommens
Vierte außerordentliche Synode 1902: Die Pfarreinkommenssynode
Pfarrbesoldung; Einführung des neuen Gesangbuches dem Synodalausschuss übertragen
Neunte ordentliche Synode 1904/05: Die Lagesynode
kein besonderer Schwerpunkt, Verbesserung vorhandener Gesetze
Zehnte ordentliche Synode1908 /09: Die Kirchengemeindeordnungssynode (KGO)
Kirchengemeindeordnung/ Grundsätze zum Pfründesystem
Fünfte außerordentliche Synode 1911
Änderung beim Einkommensgesetz
Elfte ordentliche Synode 1912/13: Die Schulsynode
Kirchengemeindeordnung; Gebet für das „Haus Braunschweig in allen seinen Gliedern“
Sechste außerordentliche Synode 1916: Die Kriegssynode
Vertagung auf die Zeit nach dem Krieg
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