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[Kirche von Unten]

Über die Geschichte der Braunschweiger Landessynode

Ein Kompendium von Dietrich Kuessner

(Download des Buches als pdf: Band 1 Band 2)



Über die Geschichte der Braunschweiger Landessynode in der Zeit der Reformen (1964-1982)

V. Sitzungsperiode der Landessynode (1970 - 1976)


Politische Grunddaten

1969
28.09.Bundestagswahlen: CDU 46,1% 250 Sitze; SPD: 43,7 % 237 Sitze, FDP 5,8 % 31 Sitze
21.10. Willy Brandt zum Bundeskanzler gewählt

1970
16.06. Landtagswahl in Niedersachsen. SPD: 46,3 % 75 Sitze, CDU: 45,6 % 74 Sitze .
FDP und NPD nicht mehr im Landtag

1971
20.10. Friedensnobelpreis für Willy Brandt
04.12. Polizisten erschießen in Berlin den Studenten Georg v. Rauch

1972
24.04. Gescheiterter Misstrauensantrag der CDU gegen Kanzler Brandt
17.05. Ratifizierung der umstrittenen Ostverträge mit der UdSSR und mit Polen
19.05. Anschlag auf das Axel Cäsar Springer Haus in Berlin
00.07. Verhaftung der Baader-Meinhoff-Gruppe
00.07. USA bombardieren Nordvietnam
26.08. Beginn der Olympischen Sommerspiele in München
05.09. Überfall von palästinensischen Terroristen auf israelische Sportler
19.11. Bundestagswahlen SPD 45,8% 242 Sitze, CDU. 44,9 % 234 Sitze; FDP. 8,4 % 42 Sitze
Fortsetzung der SPD/FDP Regierung Brandt
21.12. Grundlagenvertrag zwischen der BRD und der DDR

1973
00.00. Die Jungdemokraten fordern Trennung von Kirche und Staat
18.09. Aufnahme von BRD und DDR in die UNO
06.10. Jom Kippur Krieg. Die aggressiven syrisch-ägyptischen Truppen werden von israelischen Truppen bis zum Suezkanal und von den Golanhöhen zurückgeworfen.
19.10. Ölboykott erdölexportierender arabischer Staaten. Ölkrise in Westeuropa
25.11. Sonntagsfahrverbot für Autos

1974
26.04. Bundestag beschließt die Reform des Strafrechts § 218 (Zulässigkeit des Schwangerschaftsabbruches)
06.05. Rücktritt Brandts als Bundeskanzler wegen der Guillaume-Spionage
15.05 Walter Scheel in Bonn als Nachfolger von Heinemann zum Bundespräsidenten gewählt
09.06. Landtagswahl in Niedersachsen. CDU 48,8% 77 Sitze, SPD 43,1 % 67 Sitze, FDP 7 % 11 Sitze. Fortsetzung der SPD/FDP Koalition unter Ministerpräsident Kubel
09.08. Rücktritt des amerikanischen Präsidenten Nixon
09.11. Tod des RAF Mitglieds Holger Meins infolge seines Hungerstreiks im Gefängnis löst Proteste und Anschläge aus
10.11. Ermordung des Berliner Kammergerichtspräsidenten Günter von Drenkmann
29.11. Die RAF Mitglieder Horst Mahler und Ulrike Meinhof werden in Berlin zu 14 bzw 8 Jahren Gefängnis verurteilt

1975
27.02. Entführung des Berliner CDU Politikers Lorenz
21.05. Beginn des Prozesses gegen Baader und Meinhoff (RAF) in Stammheim
01.08 Unterzeichnung der Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in Helsinki
00.00 Thesen der FDP zur Trennung von Kirche und Staat

1976
06.02. Ernst Albrecht (CDU) durch Überläufer zum niedersächsischer Ministerpräsident gewählt. Karl Ravens (SPD) hatte nach dem Rücktritt von Kubel (SPD) am 15.01. keine Mehrheit erhalten
09.05. Selbstmord von Ulrike Meinhof in Stammheim
13.11. Massenprotest in Brokdorf gegen das dortige Atomkraftwerk
15.12. Schmidt (SPD) erneut zum Bundeskanzler gewählt


Kurze kirchliche Zeitgeschichte

Im Jahr 1971 ging die Nachkriegsepoche zu Ende. Es beendeten ihr Bischofsamt 1971 Hanns Lilje in der hannoverschen Landeskirche, Nachfolger wurde Prof. Eduard Lohse, Joachim Beckmann in der rheinischen Kirche 1971, Nachfolger wurde lic. Karl Immer, Gottfried Noth 1971 in der sächsischen Landeskirche, Nachfolger wurde Johannes Hempel, Niklot Beste in der mecklenburgischen Landeskirche 1971, Nachfolger wurde Heinrich Rathke.

1970
11.-15. 05. EKD Synode in Stuttgart. Sie musste die Trennung von dem Bund der ev Kirchen der DDR anerkennen. Damit war die Einheit der EKD formal zerbrochen. Die juristische Verantwortung der EKD Synode beschränkte sich fortan auf das Gebiet der BRD und Westberlin. Es wurde jedoch „die besondere Gemeinschaft“ zwischen beiden Kirchen betont.

1971
03.06. Ökumenisches Pfingsttreffen in Augsburg. „Nehmt einander an wie Christus euch angenommen hat.“

1972.
18.-21.02. EKD Synode in Berlin Spandau. Der Ratsvorsitzende Hermann Dietzfelbinger verglich die Situation in der evangelischen Kirche mit einem Glaubenskampf, für den der Kirchenkampf im Dritten Reich nur ein Vorspiel gewesen wäre, und schlug vergeblich eine neue Bekenntnissynode vor.
Bischof Scharf verteidigte eine Anti-Rassismus Ausstellung im Schöneberger Rathaus gegen Vorwürfe der Berliner CDU.
03.03. Weltgebetstag der Frauen

1973
27.06. Deutscher ev. Kirchentag in Düsseldorf „Nicht vom Brot allein“. Sehr geringe Teilnehmerzahl.
Vorschlag zu einer Demokratisierung der ev. Kirche von Reinhold v. Thadden und Wolf Dieter Marsch von der Göttinger Arbeitsgemeinschaft Kirchenreform.
Antirassismusprogramm. Bischof Lohse erteilt der „Theologie der Revolution“ eine klare Absage.

1974
28.11. Erklärung des Rates der EKD zu den Terroranschlägen der RAF
00.00. Wüste Pressekampagne der Springerpresse gegen einen Besuch von Bischof Scharf im Berliner Gefängnis zu den RAF Verurteilten. „Berliner Kirchenstreit“. Pfarrer, „die dem Terror dienen“.

1975
00.04. Nachfolger von Dietzfelbinger als bayrischer Landesbischof wurde im April 1975 Hanselmann.
11.06. Deutscher ev. Kirchentag in Frankfurt „In Ängsten – aber siehe, wir leben“.
23.11.-10.12 Weltkirchenkonferenz in Nairobi
1971-1975 Gemeinsame Synode aller katholischen Bistümer in Deutschland in Würzburg

Kurze landeskirchliche Zeitgeschichte

Die prägenden Gestalten der Nachkriegsgeschichte starben oder schieden aus dem aktiven Arbeitsleben aus.
OLKR Wilhelm Röpke starb am 9.5.1970, OLKR Fritz Steffen (seit 1939 im Landeskirchenamt tätig und schwer belastet) ging im Oktober 1970 in Ruhestand, OLKR Dr. Friedrich Berndt am 1.6.1971 in Ruhestand. OLKR Dr. Breust am 6.10.1973, Pfr. Georg Althaus am 5.3.1974.
Es wird nicht nur ein Generationswechsel sichtbar: Die seinerzeit in der Landeskirche führende Deutsche Christen waren und ihre Einstellung von damals bis ins Alter bewahrt hatten, starben:
Otto Gremmelt 20.3.1971, Friedrich Müller 10.12.10. 1971, Wilhelm Ziegenmeyer 1.2.1972, Friedrich Nümann 19.12.1972.

1970
17.02. Ökumenische Gebetsandacht im Braunschweiger Dom mit dem evangelischen Pfarrer Warmers und dem katholischen Pfarrer Urbanczyk
06.03. Weltgebetstag der Frauen
19.05. Das Marienstift begeht den 100. Gründungstag. Die Diakonisse Käte Rademacher übernimmt das Amt einer Oberin von Helene Gröning.
18.10. „Forum der Kirche“ im Audi Max der TU Braunschweig mit sechs Arbeitsgruppen, Podiumsdiskussion und Schlusswort des Bischofs.

1971
07.01. Ökumenischer Gottesdienst mit den Bischöfen H. M. Jansen und G.Heintze anlässlich des 800. Todestages von Thomas Becket
Februar Reinhard Herdieckerhoff wurde als Nachfolger von Propst Gotthold Lutschewitz, der 68jährig im November 1970 in den Ruhestand gegangen war, Propst von Vorsfelde
00 Adolf Hansmann wurde als Nachfolger von Hans Reischauer, der 1970 68jährig im Dienst gestorben war, Propst von Bad Harzburg.
00 Erich Warmers wurde als Nachfolger von Alfred Cieslar, der aus Gesundheitsgründen in den Ruhestand gegangen war, Propst von Salzgitter Bad. Am 27.9.1972 verstarb Propst i.R. Cieslar.
01.10. Einführung von Otmar Hesse als Landesjugendpfarrer
10./11.10 Besuch des syrisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien in Wolfenbüttel und Braunschweig mit Andacht im Dom.
06.11. 2. Gespräch zur Sozial- und Gesellschaftspolitik in der Stadthalle „Demokratisierung am Arbeitsplatz?“
21.11. „Was bedeutet uns die Mutter des Herrn?“ Ev.-kath. Pfarrertreffen in der Stadt Braunschweig
09.-11.12. 4. Folge der Bachwoche in Salzgitter-Bad unter Leitung von Schuster.
21.12. Zum 5-jährigen Bestehen der Bachkantorei Helmstedt Aufführung des „Messias“.
Kurt Appold, Propst von Vechelde, schied 1971 60-jährig aus dem Dienst

1972
02.01. erste ökumenische Trauung in Königslutter
03.02 Tödlicher Autounfall des Pfarrerehepaares Lieberg.
09.02 Joachim Klieme Nachfolger von Artur Fehr in der Leitung der Neu-Erkeroder Anstalten
12.03. Kirchenvorstandswahlen 23 % Beteiligung
00.03. Ulrich Duchrow von der Studienkommission des Lutherischen Weltbundes in Katharinen
00.03. Vortrag von Prof. Klaus Müller „Die Zukunft als grenzenlose Herausforderung“
17.03. Der niederländische Kardinal Willebrands, Nachfolger des Kardial Bea, beim kath-ev. Pfarrkonvent in Wolfenbüttel. Andacht im Braunschweiger Dom.
Sommer 1972 Eckhard Schliepack wird mit 36 Jahren Propst von Vechelde nach einem Wahldrama.

1973
14.01. Einführung von Hans Jürgen Kalberlah als Nachfolger von Karl Adolf v. Schwartz als Propst von Goslar
00.03 Evangelisch-katholischer Pfarrkonvent in Salzgitter-Lebenstedt mit Vortrag von Prof. Dr. Joop Bergsma
01.04. Verabschiedung von Pastorin Doris Gaßmann in den Ruhestand und Ende der Heimvolkshochschule Räbke
00.05. Dritter kath.- ev. Pfarrkonvent in Braunschweig „Gibt es eine Krise der Ökumene?“
26.05. Bundespräsident Gustav Heinemann besucht Gandersheim
21.10. Gemeindekirchentag in Braunschweig mit 11 Arbeitsgruppen und 2000 Teilnehmern bei der Schlusskundgebung in der Stadthalle
31.10. Evangelisch-katholischer Bußgottesdienst in der katholischen Elisabethkirche in Salzgitter- Lebenstedt
31.10. Requiem (Brahms) in Katharinen unter Uwe Groß mit Agnes Giebel (Sopran)

1974
22.09. Gruppenfest der Braunschweiger Kirchenchöre in Goslar
13.-20. 10. Bachfest in Braunschweig mit Ellinor v. d. Heyde-Dohrn
Dezember Hans Martin Brackhahn als Nachfolger von Hans Harborth als Propst von Salzgitter-Lebenstedt.

1975
Frühjahr : Friedrich Seefeldt wurde als Propst von Lehre verabschiedet. Das Amt wurde nicht wieder besetzt und die Propstei Lehre aufgelöst.
Juni: Klaus Jürgens als Nachfolger von Siegfried Stange Propst von Braunschweig
Juni: Brüdernpfarrer Rudolf Schubach, Nachfolger von Helmut Lieberg, konvertierte zur römisch-katholischen Kirche und erhielt in Regensburg die Priesterweihe.
18.08. Eröffnung des Hauses Kirchlicher Dienste in Riddagshausen.
01.10. Armin Kraft löste Adolf Quast, der in den Ruhestand ging, als Domprediger in Braunschweig ab.

1976
26.1.-28. 1.Treffen der europäischen katholischen Bischofskonferenz (CCEE) und der Konferenz europäischer Kirchen in Gandersheim

Vorgeschichte der Landessynode
Am 8. Dezember 1969 hatte die Landessynode in einem Kirchengesetz zu den Wahlen 1970 die Anzahl der Abgeordneten von 48 auf 54 Synodale heraufgesetzt (48 gewählte und sechs berufene), wobei die Berufung nicht mehr der Bischof allein, sondern die Kirchenregierung aussprach. Außerdem war das passive Wahlalter von 25 Jahre auf 21 Jahre herabgesetzt worden. Ein Antrag von Pfarrer Warmers, den Kreis der ordinierten Synodalen durch hauptamtliche Mitarbeiter zu ergänzen war mit 21: 13 Stimmen bei 1 Enthaltung gescheitert.
Durch die Änderung erhielt jeder Synodale zwei Stellvertreter, die ihn im Krankheitsfall vertreten konnten. Sie rückten nach, wenn er aus der Synode ausschied.

Die Propsteisynoden wählen aus einem großen Kandidatenangebot ihre Landessynodalen. In der Propstei Braunschweig stehen am 9. März 1970 für die Wahl von 8 Laien und 3 Pfarrern
samt ihren zwei Stellvertretern insgesamt 37 Laien und 12 Pfarrer zur Wahl. Es kandidieren in der Propstei Goslar, in der ein Pfarrer und drei Laien zu wählen sind, bei der Wahl am 14.3. drei Pfarrer und 13 Laien.
Andere Ergebnisse sind im SONNTAG nicht berichtet.

Personen der Landessynode
Otto JürgensSiegfried Stange
Alfred Cieslar
  
Bild oben links: Otto Jürgens (1895 bis 1979), Pfarrer an der Johanniskirche in Braunschweig, war seit 1946 Propst der Propstei Braunschweig und vertrat vehement die Braunschweiger Interessen in der Landessynode, der er von 1946 bis 1958 angehörte. Er war Vorsitzender des Finanzausschusses.


Bild oben rechts: Siegfried Stange (1910 bis 1976), aus Pommern vertrieben, wurde als „Ostpfarrer“ 1946 Pfarrer an der Katharinenkirche in Braunschweig und war seit 1958 Mitglied der Landessynode, danach Mitglied der Kirchenregierung. Er unterstützte den Reformkurs von Bischof Heintze und wurde (1965) Nachfolger von Otto Jürgens Propst der Propstei Braunschweig.


Bild Mitte links: Alfred Cieslar (1905 bis 1972) war als sudetendeutscher Flüchtling in die Landeskirche gekommen und wurde als „Ostpfarrer“ 1946 Pfarrer von Salzgitter-Bad, 1949 Propst der Propstei Salzgitter-Bad, und war seit 1952 Mitglied der Landessynode, 1958 und 1964 Vorsitzender des Finanzausschusses und Vizepräsident der Landessynode.

Er brachte aus seiner Heimat, in der er den protestantischen Glauben in einer unfreundlichen Diaspora verteidigen musste, eine entschiedene Vorstellung von Recht und Ordnung in seine Ämter mit.


Bild unten links: Eckhard Schliepack (1935 - 1999) war mit 34 Jahren der jüngste Propst der Propstei Vechelde und seit 1970 bis zu seinem Tode Mitglied der Landessynode und Vorsitzender des reformerischen synodalen Arbeitskreises AK 70. Seine bedächtige Art wurde in turbulenten Synodenzeiten sehr geschätzt.
Eckhard Schliepack

Die Namen der Synodalen zu Beginn der V. Sitzungsperiode

01. Baatz, Ingeborg, Dr., Oberstudiendirektorin, Wolfenbüttel, 57 Jahre, neu.
02. Becker, Henje, Pfarrer, Braunschweig, 33 Jahre, neu bis 1974, dafür
      02. Theilemann, Robert, Pfarrer, März 1974.
03. Beinhorn, Lieselotte, Hausfrau, 56 Jahre, neu, bis 1974, dafür
      03. Dr. med Joachim Puppel.
04. Barnstof - Brandes, Jürgen, Landwirt, Ührde, 43 Jahre, neu.
05. Block, Hartwig, Pfarrer, Alvesse, 32 Jahre , neu.
06. Blümel, Walter, Propst, Königslutter, 55 Jahre, seit 1958.
07. Bollmann, Susanne, Lehrerin, Goslar, 32 Jahre, neu.
08. Bosse, Wilhelm, Bundesbahnoberinspekteur, Salzgitter- Ringelheim, 35 Jahre, neu bis 1971, dafür
      08. Stephan, Eleonore, Dr. med, Mai 1971.
09. Brammer, Karl Franz, Landwirt, Barnstorf, 46 Jahre, seit 1964.
10. Brauer, Mechthild, Pfarrerin, Braunschweig, 44 Jahre, berufen, bis 1971, dafür
      10. Herta Holz.
11. Brackhahn, Hans Martin, Pfarrer, Wolfenbüttel, 40 Jahre, seit 1964.
12. Brunke, Bankkaufmann, Alt - Wallmoden, neu.
13. v. Bülow, Eberhard, Pfarrer, Goslar, 42 Jahre, neu.
14. Browa, August, Saatbautechniker, Wendeburg, 57 Jahre, neu, bis 1973, dafür
      14. Henkel, Fritz, Realschulkonrektor, Broitzem.
15. Bues, Friedrich-Wilhelm, Pfarrer, Evessen, 57 Jahre, neu.
16. Czaika, Eberhard, Pfarrer, Gehrenrode, 34 Jahre, neu bis 1973, dafür
      16. Rohe, Jörg, Heinrich, Pfarrer ab Mai 1973.
17. Drews, Klaus, Studienrat, Salzgitter - Lebenstedt, 34 Jahre.
18. Fricke, Ernst, Oberlandesgerichtsvizepräsident a.D. Wolfenbüttel, 70 Jahre, seit 1958.
19. Frühling Gerhard, Propst, Seesen, 58 Jahre, seit 1952.
20. Gielnik, Ingeborg, Hausfrau, Braunschweig, 37 Jahre, neu bis 1971, dafür
      20. Bruns, Gustav Adolf, Braunschweig.
21. Gremmels, Dr. Heinrich, Stadtdirektor, Königslutter, 56 Jahre, berufen, seit 1964.
22. Gransow, Hans, Oberstudiendirektor, Braunschweig, 58 Jahre, seit 1964.
23. Gutmann, Paul-Otto, Lehrer, Immenrode, 48 Jahre, seit 1958.
24. Hasse, Hans, Oberstudienrat, Helmstedt, 55 Jahre, neu.
25. Hansmann, Adolf, Pfarrer, Salzgitter - Lesse, 42 Jahre, neu.
26. v. Henniges, Segeband, Landwirt, Lucklum, 63 Jahre, seit 1958.
27. Hog, Kurt, Oberregierungsrat, Braunschweig, 52 Jahre, neu bis 1.2. 1973 verstorben, dafür
      27. Seikowski, Oswald, Feinmechaniker, Braunschweig.
28. Johns, Joachim, Landwirt, Flach-Stöckheim , 47 Jahre, seit 1958 bis 1971, dafür.
      28. Müller, Siegfried, ab Mai 1971.
29. Jürgens, Klaus, Pfarrer, Braunschweig, 44 Jahre, neu.
30. Kahle, Helmut, Meister im Bundesgrenzschutz, Braunschweig, 26 Jahre, neu.
31. Keil, Eberhard, Landwirt, Lelm, 36 Jahre, neu.
32. Nebel, Adolf, Pfarrer, Helmstedt, 40 Jahre, neu.
33. Neumann, Günter, Pfarrer, Salzgitter - Bad, 59 Jahre, neu.
34. Nietzold, Rolf, Pfarrer, Braunschweig, 46 Jahre, neu.
35. Leiste, Franz, Lehrer, Veltheim/Ohr, 47 Jahre, neu.
36. Pitschmann, Elisabeth, Kontoristin, Braunschweig, 57 Jahre, neu.
37. Pfotenhauer, Anneliese, Oberschwester, Bad Gandersheim, 45 Jahre, neu.
38. Pramann, Rudolf, Architekt, Braunschweig, 55 Jahre, neu.
39. Prieß, Elisabeth, Studienrätin, Braunlage, 32 Jahre, neu.
40. Ramser, Karl-Heinz, Kreisoberrat, Helmstedt, 56 Jahre, neu, dafür
      40. Witte, Wilfried, Mittelschullehrer, Schöningen.
41. Reich, Herbert, Prof. Braunschweig, 51 Jahre, berufen, neu.
42. Riegert, Fritz, Stadtoberamtmann, Seesen, 56 Jahre, neu.
43. Runge, Hans, Dr. med., Neurologe, Braunschweig, 57 Jahre, neu.
44. Schliepack, Eckhard, Pfarrer, Nordsteimke, 34 Jahre, neu.
45. Schmidt, Kurt, Pfarrer und Direktor des Diakonischen Werkes, Braunschweig, 55 Jahre, berufen, seit 1964.
46. Schröder, Werner, Konrektor, Bad Harzburg, 40 Jahre, neu.
47. Schulze, Ingeborg, Hausfrau, Salzgitter-Lebenstedt, 40 Jahre, neu.
48. Schulze, Dr., Dr., Robert, Pfarrer, Bad Harzburg, 57 Jahre, seit 1952.
49. Seelke, Heinrich, Rektor, Vorsfelde, 51 Jahre, seit 1958 bis 1972, dafür
      49. Brauer, Alfred, Lehrer, ab März 1972.
50. Siehr, Ludwig, Dr., Arzt, Burgdorf, 56 Jahre, neu bis 1972 verstorben, dafür
      50. Görlich, Jakob, Jugenddorfleiter, März 1972.
51. Stampehl, Gerhard, Dr., Verwaltungsgerichtspräsident, Braunschweig, 59 Jahre, berufen, neu.
52. Steinhoff, Gerhard, Pfarrer, Erkerode, 51 Jahre, neu bis 1971, dafür
      52. Tröger, Egbert, Pfarrer, Weddel.
53. Warmers, Erich, Pfarrer, Amt für Volksmission Wolfenbüttel, 44 Jahre, berufen, seit 1964.
54. Wecken, Martin, Landwirt, Bornum/Harz, 45 Jahre, neu.

Die Synode erlebt einen außerordentlichen Wechsel. 39 Synodale sind neu und sorgen für ein neues Selbstbewusstsein der Synode.
Der Alterszuschnitt der Mitglieder der Landessynode hatte sich gründlich verändert. Der Jüngste unter ihnen war mit 26 Jahren Helmut Kahle, 10 Synodale waren zwischen 30 und 38 Jahren, 17 zwischen 40 und 48 Jahren und 21 unter 60 Jahren. Es hatte sich offenbar herumgesprochen, dass von der Synode aus Kirche zu verändern sei.
Erstmals gehörten der Synode neun Frauen an. Eine von ihnen wurde Vizepräsidentin (die Diakonisse und Oberschwester Pfotenhauer).

Es bildeten sich zwei ständige synodale Arbeitskreise: Der Bugenhagenkreis, der von Pfarrer Erich Warmers geleitet wurde und zu dem sich die Synodale: Blümel (Vorsitzender), Warmers, Johns, Browa, Prieß, Nietzold, Hansen insgesamt 10-12 Synodale rechnen.

Ein zweiter nannte sich AK 70 und wurde vom 40-jährigen Pfarrer Hans Martin Brackhahn geleitet. Zum Trägerkreis des AK 70 zählen sich nach einer namentlichen Liste vom 23.4.71: Fricke, Reich, Nebel, Bosse, Block, Kahle, Schliepack, Brakhahn, v. Henniges, Becker, Brauer, Bues, I. Schulze, Bollmann. Brackhahn,
Dazu nach einer Liste von 6.11.1970 Frau Pitschmann, Czaika, Dr. Siehr, Gransow, v. Bülow,
Hog.
nach Syn 1207 AK 70.

Die beiden Gruppen bildeten insofern keine Fraktionen, als sie grundsätzlich für alle Synodalen offen waren und keinen Fraktionszwang ausübten. Aber sie waren darin doch eine einheitliche Gruppe: Der AK 70 wollte entschlossen die Reformarbeiten weitertreiben, während zum Bugenhagenkreis jene Synodalen gehörten, die z.B. das Pastorinnengesetz ablehnten oder kritisch sahen und sich insofern auch auf ein eher konservatives Bibelverständnis beriefen. Diese Gegensätzlichkeit machte sich im Plenum belebend bemerkbar.
Ein Mitglied des Bugenhagenkreises traf nach zwei Jahren folgende Feststellung:
„Nach Meinung der Anwesenden haben beide Arbeitskreise gute Arbeit geleistet. Zur Vorbereitung der Tagungen der Landessynode. Es haben sich keine Fraktionen gebildet. Offene Aussprache und Erörterung von Sachfragen standen im Vordergrund. Es ist jedoch bedauerlich, dass nicht einmal die Hälfte aller Synodalen an solchen Arbeitskreissitzungen teilnimmt.“
(In: Syn 1206 Bugenhagenkreis. Bemerkung in der Sitzung am 1.12.1972 in Heiningen.)

Termine und Themen

1.Sitzung am 29./ 30. Mai 1970 Freitag/Samstag im Gemeindesaal der Hauptkirche BMV, Wolfenbüttel
Anwesend: 51 Synodale, später: 53 Synodale

Tagesordnung
Andacht in der Hauptkirche vom Bischof
2. Verpflichtung der 39 neuen Synodalen
3. Wahl des Präsidiums
4. Bericht des Bischofs insbesondere über die künftige Arbeit der Synode
5. Bericht über die Verhandlungen zur Bildung einer Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen (Vizepräsident a.D. Fricke)
6. Bildung eines Ältesten- und Nominierungsausschusses
7. Bericht der Kirchenregierung über Nachbewilligung für den Bau der Mütterschule in Salzgitter-Bad
8. Wahl der Synodalausschüsse
9. Verschiedenes

Grußworte von Dr. Frank (VELKD) und vom Alt-Präsidenten Otto Buhbe, der den Einstieg in die Synodalarbeit über den Haushaltsplan empfiehlt.
Gewählt wurden : zum Präsidenten der Landessynode Dr. Gremmels, Königslutter (45 Jastimmen, 4 Nein, 2 Enthaltungen) und zu Vizepräsidenten Eberhard v. Bülow (29 Stimmen gegen Gerhard Frühling 21 Stimmen) und Oberschwester Anneliese Pfotenhauer (im 2. Wahlgang: 26 Stimmen, Helmut Kahle 18, Pitschmann 7 Stimmen) .
Die Landessynode bildete einen Ältesten - und Nominierungsausschuss.
Vervielfältigter 24 Seiten langer Bericht des Bischofs, der am 2. Tag 23 Debattenbeiträge auslöste.
Die Landessynode wählte einen Rechtsausschuss (Dr. Fricke), Strukturausschuss (Hansmann), Finanzausschuss (Ramser), Bauausschuss (Dr. Dr. Schulze), Gemeindeausschuss (Warmers), Schul -und Jugendausschuss), Drewes, Keil, Kahle ),
außerdem zur Unterrichtung der Presse einen Presse- und Informationsausschuss (Warmers, Becker, ), später einen Ausschuss für öffentliche Verantwortung der Kirche (Nebel).
Der Vorsitzende des Rechtsausschusses Fricke berichtet ausführlich über die Verhandlungen zur Bildung einer Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen.

Quelle LAW Syn 346/273, SONNTAG 7.6.1970. 14.6.1970 „Ein umfangreiches Programm“

2. Sitzung 23./24. Oktober 1970 Freitag/Samstag im Gemeindesaal St. Katharinen, Braunschweig
Anwesend: beschlussfähig

Fragestunde. Fragen zur Jugendarbeit nach dem Weggang von Pfr. Berndt, zum Religionsunterricht, zur Kindergartenarbeit.
Gesetz zur Bildung einer Konföderation niedersächsischer Kirchen, Änderung des Kirchengesetzes über die Verteilung der Landeskirchensteuer. Antrag auf Senkung des Kirchensteuersatzes von 10% auf 9 %. Bildung synodaler Gruppen,
Einrichtung eines Synodalbüros und Informationsdienstes der Landesynode, Antrag auf Senkung des Wahlalters. Zuschuss zur pastoralpsychologischen Ausbildung.

Quelle: LAW Syn 346/ SONNTAG 1.11. 1970


3. Sitzung 11./12. Dezember 1970 Freitag/Samstag im Gemeindesaal der Hauptkirche BMV, Wolfenbüttel
Anwesend: am 1. Tag:54 Synodale, am 2. Tag: 52 Synodale

Tagesordnung
Beschluss zu § 58 der Geschäftsordnung betr. Anfertigung der Niederschrift über die Verhandlungen der Landessynode
2. Wahlordnung des Ältesten- und Nominierungsausschusses
Wahl des Ältesten und Nominierungsausschusses
3. Wahl der Prüfer
4. Bericht über die Prüfung der Rechnungen der Landeskirchenkasse 1969
5. Gesetz zur Änderung des Kirchenbesoldungsgesetzes
6. Beratung und Verabschiedung des Haushaltsplanes 1971
7. Bewilligung von Mitteln zur Gewährung von Darlehen an Mitarbeiter zur Beschaffung von Kraftfahrzeugen
8. Nachbewilligungen

Vor Eintritt in die Tagesordnung: längere Ausführungen des Bischofs über das „Forum der Kirche“ in der Technischen Universität vom Oktober 1970.
Statt Wortprotokollen sollen Tonbandaufnahmen gemacht werden.
Haushaltsplan 1971, Erhebung des Kirchgeldes wurde freigestellt.

Quelle: LAW Syn 346/Syn 274, KURIER März 1971, SONNTAG 20.12.1971


4. Sitzung 19./20. März 1971 Freitag/Samstag im Gemeindesaal St. Katharinen, Braunschweig
Anwesend: 19.3: 51Synodale, 20.3.: 53 Synodale

Fragestunde:
Lage- und Tätigkeitsbericht der Kirchenregierung durch den Landesbischof,
Wahl der Kirchenregierung: Eberhard v. Bülow, Klaus Jürgens, Regierungsdirektor Hog, Dr. med Siehr, Verwaltungsgerichtspräsident Stampehl.
Bericht des Gemeindeausschusses über den Stand des lutherisch-reformierten Gespräches. Die Thesen zur Kirchengemeinschaft von lutherischen, unierten und reformierten Kirchen wurden begrüßt. Debatte über „die Zeit der Verwerfungen ist vorbei“. Diese Formulierung des Gemeindeausschusses wurde mit 27:25 abgelehnt.
Auflösung des Emeritierungsfonds und des Pfarrbesoldungsfonds.
Vorschläge der Ausschüsse für weitere Themen in der kommenden Synode.
Beratung und Verabschiedung einer Änderung des Mitarbeitervertretungsgesetzes.

Quelle: LAW Syn 347/Syn 275, KURIER 2/71 April 1971, SONNTAG 28.3.1971.


5. Sitzung 4.6. Mai 1971 Donnerstag/Freitag/Samstag im Müttererholungsheim „Hessenkopf“
Anwesend: 6.5.:47 Synodale, 7.5.: 51 Synodale ;8..5.: 51 Synodale ; zahlreiche geladene Gäste.

Fragestunde.
Themensynode: Weltmission, vorbereitet vom Gemeindeausschuss.
Bericht über die Missionsaktivitäten und über Ansätze ökumenischer Diakonie in der Landeskirche (Wandersleb),
„Weltmission heute“ (Prof. Georg Vicedom),
„Aufgabe der ökumenischen Diakonie“ (OKR Ulrich Fick).
Drei Arbeitsgruppen,
Podiumsgespräch über die „Koordination von Weltmission und ökumenischer Diakonie aus theologischer Sicht und für die Arbeit der Gemeinden“ Moderation: Pfr. Dr. Florin, Hamburg Prof. Vicedom, Neuendettelsau, OKR Fick, Stuttgart, OKR Becker, Hannover, Prof. Reich, Pfr. Schmidt.
Diskussion im Plenum, Entschließungen.

Bericht des Strukturausschusses, des Finanzausschusses, des Rechtsausschusses.
Vorbereitung der Kirchenvorstandswahl durch den Ältesten-und Nominierungsausschuss.
Thesen zur Kirchengemeinschaft vom 4.5.1970.
Bildung eines Ausschusses für öffentliche Verantwortung statt des früheren Ausschusses „Friedensdienst mit und ohne Waffen“.

Quelle: LAW Syn 347/Syn 276 , KURIER 3/71 Juli 1971, SONNTAG 16.5.1971


6. Sitzung 1./2. Oktober 1971 Freitag/Samstag im Gemeindehaus der Hauptkirche BMV, Wolfenbüttel
Anwesend: 53 Synodale. Als Gäste: Vizepräsident Dr. Stolz, Otto Buhbe, Dr. med Albrecht, Meißner, Padel, Kleefeld.
Das „Haus kirchlicher Dienste“ in Riddagshausen wird mit 34:13 Stimmen bei 3 Enthaltungen gekauft. Neues Wahlgesetz für die Kirchenvorstandswahl mit einer Verpflichtung zur Durchführung der Wahl (44 Ja: 0 Nein 1 Ent).

Quelle: LAW Syn 348/ KURIER 4/71, SONNTAG 10.10.1971


7. Sitzung 10./11. Dezember 1971 Freitag/Samstag im Gemeindehaus der Hauptkirche BMV, Wolfenbüttel
Anwesend: 1. Tag: 47 Synodale, 2. Tag: 49 Synodale

Frage.
Glückwunschtelegramm an Willy Brandt zur Verleihung des Friedensnobelpreises.
Beratung und Beschließung des Haushaltplanes 1972.
Mit dem Bau des Hauses Hessenkopf (5,5 Millionen DM) soll unverzüglich begonnen werden.
Bericht der Ausschüsse.
Einführung in die Leuenberger Konkordie durch OLKR Kaulitz
Einbringung eines Erprobungsgesetzes.
Für Senkung der Landeskirchensteuer auf 9 %, wenn die anderen niedersächsischen Kirchen mitziehen. Sie ziehen nicht mit, es bleibt bei 10%.
Bericht von Pfr. Stammberger über die Situation bei der Imperial GmbH in Wolfenbüttel im Zusammenhang mit der beabsichtigten Schließung des Werkes.

Quelle: LAW Syn 349/Syn 277, KURIER 1/72 Januar1972,


8. Sitzung 17./18. März 1972 Freitag/Samstag im Gemeindesaal St. Katharinen, Braunschweig
Anwesend: 48 Synodale

Lagebericht des Bischofs mit Stellungnahme zum § 218 (Schwangerschaftsabbruch bis zu drei Monaten erlaubt, sog. Fristenlösung)
Freigabe des ökumenischen Apostolikumtextes.
Verabschiedung eines verfassungsändernden Erprobungsgesetzes.

Quelle: LAW Syn 349/Syn 278; KURIER 2/72 April 1972; SONNTAG 2.4.1972


9. Sitzung 4.-6. Mai 1972 Donnerstag/Freitag/Samstag im Müttererholungsheim Hessenkopf
Anwesend: 4.5.: 48 Synodale; 5.5.: 51 Synodale, 6.5.: 51 Synodale

Bischof Heintze über „Die Kirchengemeindeordnung als theologisches Problem“, und OLKR Kaulitz über „Die Kirchengemeinde in einer veränderten Umwelt“.
Vier Arbeitsgruppen:
AG 1:„Selbstverständnis, Auftrag und Funktionsträger der Kirchengemeinde“
AG 2: „Möglichkeiten der Organisation der einzelnen Kirchengemeinde als Ortsgemeinde und der Kirchengemeinden zu Pfarrverbänden und Kirchenverbänden“.
AG 3: „Die haupt-, neben- und ehrenamtlichen Dienste in der Kirchengemeinde einschließlich des pfarramtlichen Dienstes.“
AG 4: „Gruppenarbeit und Arbeit der übergemeindlichen Werke und Einrichtungen im Leben der Kirchengemeinde“.

Quelle: LAW Syn 350/ Syn 279; KURIER 3/72 Juli 1972; SONNTAG 1^4.5.1972.


10. Sitzung 20./21. Oktober 1972 Freitag/Samstag im Stadthaus Königslutter
Anwesen: 1. Tag: 51 Synodale, 2. Tag: 52 Synodale
Fragen.
Beratung und Verabschiedung eines Kirchengesetzes zur Änderung des Kirchengesetzes betr. Propsteien.
Bericht von den Kirchenvorstandswahlen am 12.3.1972.

Quelle: LAW Syn 351/ Syn 280; KURIER 5/72 November 1972; SONNTAG 29.10.1972


11. Sitzung 8./9. Dezember 1972 Freitag/Samstag im Gemeindesaal der Hauptkirche BMV, Wolfenbüttel
Anwesend: 1. Tag: 45 Synodale, 2. Tag: 49 Synodale
Beratung des Haushaltsplanes 1973 mit zahlreichen Änderungsanträgen.

Quelle: LAW Syn 351/Syn 281; KURIER 1/73 Februar 1972; SONNTAG 17.12.1972


12. Sitzung 16./17. Februar 1973 Freitag/Samstag im Gemeindesaal St. Katharinen, Braunschweig
Anwesend: 52 Synodale

Lage- und Tätigkeitsbericht der Kirchenregierung durch den Bischof (Leuenberger Konkordie, § 218.). Aussprache am 2. Tag: Neue Gottesdienstformen, lebhafte Debatte über die ESG.
Bericht über die Beschäftigung von Ersatzdienstleistenden in den Kirchengemeinden.
Erweiterungsbau des Landeskirchenamtes.
Stellungnahme zum Entwurf einer Konkordie reformatorischer Kirchen in Europa: Die Synode schließt sich den Fragen der VELKD an.

Quelle: LAW Syn 352/Syn 282; KURIER 2/73 April 1973; SONNTAG 18.2.1973, 25.2., 4.3., 11.3.1973.


13. Sitzung 24.-26. Mai 1973 Donnerstag/Freitag/Samstag im Mutterhaus Salem,
Bad Gandersheim
Anwesend: 1. Tag: 51 Synodale, 2. Tag: 52 Synodale, 3. Tag: 53 Synodale

Vortrag von Bischof Lohse „ Die Gemeinde und ihre Ordnung nach dem Zeugnis des N.T.“
Der Rohentwurf einer Kirchengemeindeordnung wird von fünf Arbeitsausschüssen der Synode besprochen.
Vortrag von Pfr. Nebel über „ Friedensdienst mit und ohne Waffen“.
Für den verstorbenen Regierungsdirektor Hog wurde der Architekt Pramann mit 25 Stimmen gegen Frau Baatz (24 Stimmen) im dritten Wahlgang in die Kirchenregierung gewählt.
Bekanntgabe, dass OLKR Brinckmeier zum 1.10.1973 in den Ruhestand geht.
Auf Antrag des Rechtsauschusses Neuerung der Geschäftsordnung: es wird die Besprechung dringender Fragen eingeführt.
Beschluss über eine Vorlage des Ausschusses für öffentliche Verantwortung über den Einsatz von Ersatzdienstleistenden mit 16:11 bei 2 Enthaltungen angenommen
Bildung eines Rechtshofes der Konföderation.
Denkschrift der EKD „Friedensdienst des Staates“.

Quelle: LAW Syn 352/Syn 283; KURIER 4/73 Juli 1973; SONNTAG 10.6.1973
14. Sitzung 5./6. Oktober 1973 Freitag/Samstag im Gemeindesaal St. Katharinen, Braunschweig
Anwesend: 5.10.: 53 Synodale, 6.10.: 48 Synodale.

Wahl von Wandersleb mit 32 Stimmen gegen Karl Adolf Oelker (22 Stimmen) zum OLKR.
Jürgens Berichterstatter zur Vorlage der Leuenberger Konkordie.
Theilemann votiert als Vorsitzender der kirchlichen Sammlung für Bibel und Bekenntnis gegen die Konkordie. Zustimmung der Synode zur Leuenberger Konkordie bei 2 Gegenstimmen und 2 Enthaltungen.
2. Lesung eines Kirchengesetzes über den Dienst der Pfarrverwalter und Pfarrdiakone.
Erweiterung der Geschäftsordnung der Fragestunde zur Frage- und Informationsstunde.
Beitritt der Landeskirche zur Norddeutschen Versorgungskasse.

Quelle: LAW Syn 354/Syn 284; KURIER 5/73 Dezember 1973; SONNTASG 14.10.1973.


15. Sitzung 14./15. Dezember 1973 Freitag/Samstag im Gemeindesaal der Hauptkirche BMV, Wolfenbüttel
Anwesend: 1. Tag: 48 Synodale, 2. Tag: 51 Synodale

Information der Kirchenregierung
Vorlage und Beschluss des Haushaltsplanes 1974. Gesetz zur Abtrennung von Blankenburg mit sieben Gegenstimmen in 3. Lesung angenommen. Errichtung eines Pfarrerausschusses. Antrag von Pfr. Nebel zur Taufe durch Lektoren.

Quelle: LAW Syn 354/Syn 285; KURIER 1/74 Februar 1974; SONNTAG 23.12.1973


16. Sitzung: 15./16. März 1974 Freitag/Samstag im Gemeindesaal St. Katharinen, Braunschweig
Anwesend an beiden Tagen 52 Synodale

Fragestunde, Informationsstunde der Kirchenregierung.
Bericht des Bischofs zur Lage und ausführliche Diskussion u.a. über den § 218 und über die Leuenberger Konkordie mit dem Diskussionsbeitrag von Pfarrer Theilemann. Vierstündige Debatte über das Pfarrbesoldungsgesetz der Konföderation ev. Kirchen in Niedersachsen. „Unerfreuliche Wortgefechte“ (so Joachim Guhde ). Bericht zum Antrag der Propsteisynode Helmstedt zur Frage der Erweiterung der Aufgabe von Lektoren. Die Kirchenregierung hält eine Beauftragung von Lektoren mit Taufen, Trauungen und Beerdigungen verfassungsrechtlich für möglich, sieht indes keinen Bedarf für eine Empfehlung.

Quelle: LAW Syn 355/Syn 286; KURIER 2/74 April 1974; SONNTAG 17.3.1974


17. Sitzung 9.-11. Mai 1974 Donnerstag/Freitag/Samstag im Hessenkopf
Anwesend: 1. Tag: 46 Synodale, 2. Tag: 49 Synodale, 3. Tag: 50 Synodale

Themensynode: „Pfarrer und die Gemeinde“ mit Kurzreferaten
„Gedanken am Ende eines Amtsweges“ (OLKR i.R. Brinckmeier),
„Hoffnungen und Befürchtungen zu Beginn eines Amtsweges“ (Seminardirektor H. A. Oelker),
„Pfarrer und Gemeinde aus der Sicht eines Laien einer ländlichen Kirchengemeinde“ (Karl-Franz Brammer),
„Pfarrer und Gemeinde aus der Sicht einer städtischen Kirchengemeinde“ (Prof. Dr. Herbert Reich).
Aussprache in vier Arbeitsgruppen über
AG 1: „Welche Aus- und Fortbildung ist heute für den Pfarrer nötig?“,
AG 2: „Der Pfarrer und die Mitarbeiter der Gemeinde“,
AG 3: „Der Dienst des Pfarrers in der Gemeinde“,
AG 4: „Spezialfunktionen des Pfarrers innerhalb und außerhalb der Gemeinde“.
Erste Lesung der Kirchengemeindeordnung, ausgiebige Debatte und 40 Änderungsvorschläge
Vorlage des Strukturausschusses über Fragen der Neugliederung und Arbeitsweise der Kirchengemeinden und Propsteien.
Bericht zur Kindergartenarbeit in der Landeskirche.
Erlass eines Mitarbeitervertretungsgesetzes durch die Synode der Konföderation

Quelle: LAW Syn 355/Syn 287; KURIER 3/74 Juni 1974; SONNTAG 19.5.1974


18. Sitzung 27./28. September 1974 Freitag/Samstag im Bibliothekssaal der ehem. Universität Helmstedt
Anwesend: an beiden Tagen 47 Synodale
Kirchengesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse des Bischofs und der Mitglieder des Landeskirchenamtes. Der Entwurf eines Kirchengesetzes, den Landesbischof auf die Dauer von 12 Jahren zu wählen, wurde in 2. Lesung mit großer Mehrheit abgelehnt.
Berichte aus den Ausschüssen.

Quelle: LAW Syn 356/Syn 288, KURIER 4/74 November 1974, SONNTAG 6.10.1974


19. Sitzung 9. November 1974 Samstag im Gemeindesaal St. Katharinen, Braunschweig
Anwesend: 44 Synodale

2. Lesung des Kirchengesetzes die Rechtsverhältnisse des Landesbischofs betr. Fortsetzung der ersten Lesung der Kirchengemeindeordnung (KGO).

Quelle: LAW Syn 357/Syn 289:


20. Sitzung 6./7. Dezember 1974 Freitag/Samstag im Gemeindesaal der Hauptkirche BMV, Wolfenbüttel
Anwesend: 1. Tag: 47 Synodale, 2. Tag: 52 Synodale

Solidaritätserklärung von Bischof Heintze für Bischof Scharf in Sachen dessen von der Berliner Springerpresse wüst kommentierten Gefängnisbesuches.
Beratung und Beschluss des Haushaltsplanes 1975. Während der Aussprache über den Haushalt wurde bei Kap. 221 der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) nach einer mehrstündigen Debatte auf Antrag von Pfr. Warmers Zweidrittel der Mittel gesperrt. Der Gemeindeausschuss wurde beauftragt, Gespräche mit der ESG über deren Arbeit zu führen.
Ankündigung des Dienstendes von OLKR Kammerer aus Altersgründen zum 30.9.1975

Quelle: LAW Syn 358/Syn 290, KURIER 1/75, SONNTAG 15.12.1974


21. Sitzung 25./26. April 1975 Freitag/Samstag im Gemeindesaal St. Katharinen, Braunschweig
Anwesend: 1. Tag: 48 Synodale, 2. Tag: 47 Synodale

Lage- und Tätigkeitsbericht der Kirchenregierung durch Landesbischof Heintze.
Abschließende 2. Lesung der Kirchengemeindeordnung. Bericht des Strukturausschusses über Erprobungsmodelle. Bericht des Prioritätsausschusses über Einsparungsmodelle infolge befürchteter sinkender Steuereinnahmen wegen der Steuerreform.
Bericht über die ESG und sehr ausführliche Diskussion über die ESG.

Quelle: LAW Syn 359/Syn 291; KURIER 2/1975; Evangelische Zeitung (EZ) 27.4.1975, 4.5.1975, 11.5.1975
22. Sitzung 19.-21. Juni 1975 Donnerstag/Freitag/Samstag im Haus Hessenkopf
Anwesend: 1. Tag: 50 Synodale, 2. Tag: 48 Synodale, 3. Tag: 44 Synodale

Themensynode: „Der Gottesdienst“, vorbereitet vom Gemeindeausschuss.
Fragestunde: Frage der Synodalin Pietschmann: „Welche Möglichkeiten der Hilfe sieht die Kirchenregierung im Hinblick auf die Problematik der Jugendarbeitslosigkeit?“ Runge: „Ist der Kirchenregierung bekannt, dass die Räume der ESG kommunistischen Gruppen zur Verfügung gestellt werden und was gedenkt sie dagegen zu tun?“

Hauptreferat von Rektor Dr. Sperl „Gottesdienst in einer rationalen Welt“,
Kurzreferate von Eberhard Grefe „Gottesdienst in einer Landgemeinde“,
von Dietrich Willecke „Lektoren-Gottesdienst“,
von Eckhard Schulze „Gottesdienst in einer Arbeitergemeinde“,
von Bernhard Freist „Gottesdienst in einer Neubaugemeinde“.
Die Synodalen behandeln in vier Arbeitsgruppen folgende Themen:
AG 1: „Der Ort des Gottesdienstes (Kirche, Kapelle, Mehrzweckraum)“,
AG 2:„Fragen der Gottesdienstordnung (Strukturpapier der Lutherischen Liturgischen Konferenz)“,
AG 3: „Fragen der Kirchenmusik (Evangelisches Kirchengesangbuch und neue Lieder, Fragen des Gottesdienstes durch Lektoren)“,
AG 4: „Der Stellenwert des Gottesdienstes in unserer Gesellschaft“.
Ein kraftloses Wort der Kirchenregierung an Pfarrer und Gemeinden der Landeskirche betr. Behandlung von Fragen des Gottesdienstes.
Wahl eines Nachfolgers für OLKR Kammerer: Henje Becker: 35 St. Eberhard v. Bülow: 15 St.. Bericht und Beschlussfassung zur Lage des Religionsunterrichtes in der Landeskirche.

Quelle: LAW Syn 360/Syn 292; KURIER 3/75 September 1975. EZ 8.6.1975, 20.6.1975.


23. Sitzung 26./27. September 1975 Freitag/Samstag im Haus der Kirche in Bad Harzburg
Anwesend: 1. Tag: 49 Synodale, 2. Tag: 48 Synodale

Frage der Synodalin Baatz betr. Ghettobildung von Aussiedlern aus der UdSSR.
Zum Stellvertreter des Landesbischofs wurde OLKR Wandersleb mit 29 gg 6 Stimmen bei 13 Enthaltungen gewählt.
Beratung und Beschlussfassung eines Vertrages mit der Landeskirche Hannover, wonach Lunsen und Thedinghausen in Zukunft zur Landeskirche Hannover gehören.
Bildung eines begleitenden Ausschusses für die kirchliche Arbeit an der Hochschule in Braunschweig.

Quelle: LAW Syn 361/293, KURIER 4/75 November 1975.; EZ 5.10.1975.


24. Sitzung 5./6. Dezember 1975 Freitag/ Samstag im Gemeindesaal St. Katharinen, Braunschweig
Anwesend: 1. Tag: 47 Synodale, 2. Tag: 48 Synodale

Beratung und Beschlussfassung eines sog Sparhaushaltsplan 1976.
Beratung und Verabschiedung eines Kirchengesetzes zur Neugliederung des Raumes Lehre-Königslutter.
Bericht des Struktur- und Schul- und Jugendausschusses.

Quelle: LAW Syn 363/ Syn 294; KURIER 1/76 Februar 1976; KURIER 2/76 Mai 1976.


25. Sitzung 13./14. Februar 1976 Freitag/ Samstag in Salzgitter - Lebenstedt im Gemeindehaus St. Johannes. Es ist die letzte Sitzung in dieser Sitzungsperiode.
Anwesend: 1. Tag: 44 Synodale, 2. Tag: 43 Synodale Informationsstunde der Kirchenregierung.
Bericht zur kirchlichen Lage durch den Landesbischof (§ 218) und ausführliche Diskussion.
Rückblick auf die V. Sitzungsperiode von Präsident Gremmels.
Aussprache über beide Berichte am 2. Tag.
Kirchengesetz zur Auflösung der Propstei Blankenburg und Anschluss der Gemeinden Braunlage, Hohegeiß, Neuhof, Wieda und Zorge an die Propstei Bad Harzburg.
Top 10. Bericht über Weltkirchenkonferenz in Nairobi vom Synodalen Görlich. Keine Aussprache

Quelle: LAW Syn 364/ Syn 295; KURIER 2/76 Mai 1976.


Hauptgegenstände und Hintergründe

Das neue Selbstverständnis durch Intensivierung der Synodenarbeit
Die Synode entwickelte eine neue Sitzungssystematik. Bisher wurden in der Regel zwei Sitzungen im Jahr abgehalten: eine im Frühjahr zur Verabschiedung des Haushaltes und eine im Herbst für ein bestimmtes Thema oder andere Vorlagen des Landeskirchenamtes.
In dieser 5. Sitzungsperiode tagte die Synode meistens viermal im Jahr: 1970 schon dreimal, 1971 viermal, 1972 im März, Mai, Oktober und Dezember, ebenso im Jahr 1973; 1974 sogar fünfmal (März, Mai. September, November, Dezember), 1975 viermal. Die Sitzungen dauerten in der Regel zwei Tage, meist am Wochenende, freitags und samtags. Für Themensynoden auf dem Hessenkopf oder im Diakonissenmutteraus Salem waren drei Tage ab Donnerstag vorgesehen. Die Sitzungstage erhöhten sich von 18 auf 25.
Da jeder Synodale wenigstens in einem der Ausschüsse mitarbeitete, erhöhte sich die Sitzungsdichte ein weiteres Mal beträchtlich.
Beachtlich war auch die Präsenzdichte der Synodalen. Nur dreimal hatten sich zehn Synodale entschuldigt, alle anderen Sitzungen waren von ca. 48 Synodalen (Gesamtzahl 54) besucht worden.
Am Ende der 4. Sitzungsperiode hatten die Synodalen über die geringen Kontaktmöglichkeiten außerhalb der Arbeit im Plenum geklagt. Es gab wenig innersynodale Verbindungen. Um diesem Übelstand abzuhelfen, wurde nach dem Beispiel der Hannoverschen Landessynode
ab März 1971 der KURIER herausgegeben, ein Infoblatt nicht für die Kirchengemeinden gedacht, sondern ausdrücklich nach innen gewendet. Er berichtete aus den Ausschüssen, über andere landeskirchliche Arbeitsgruppen (Telefonseelsorge, Kindergärten) und auch Ausschnitte aus dem Plenum für jene, die an den Sitzungen verhindert waren.
Das übliche Wortprotokoll wurde von der 3. Sitzung im Dezember 1970 ab zugunsten einer Tonbandaufnahme abgeschafft. Das war für den Historiker ein Verlust, denn die Aussprachen im Plenum ließen sich nunmehr nicht so präzise nachverfolgen wie etwa 1880, 1890, 1900. Außerdem änderte sich die Beschaffenheit der Tonbandbandgeräte, sodass eine Wiedergabe mit Schwierigkeiten verbunden war. Was 1970 hochmodern war, stellte sich Jahrzehnter später als veraltet dar.
Einige Jahre später öffnete sich der KURIER auch für Interessenten in den Kirchengemeinden.
Die letzte Nummer des KURIER erschien 1990.
Die Verbindung zum Landeskirchenamt wurde von der Synode als einseitig empfunden. Es wurde daher schon früh eine Fragestunde eingerichtet, später auch die „Informationen aus der Kirchenregierung“ und die „Besprechung dringender Fragen.“ Diese wurden jeweils an den Anfang der Tagesordnung gesetzt und erwiesen sich je nach Beantwortungslaune der Behörde als unterschiedlich ergiebig. Immerhin war die Synode nicht mehr einseitig abhängig von den Vorlagen des Landeskirchenamtes, sondern konnte von sich aus auf das Landeskirchenamt zugehen.
Durch die Gründung von Arbeitsgruppen, dem Bugenhagenkreis und dem AK 70, konnten die Sitzungen inhaltlich gründlicher vorbereitet und bei Wahlen Absprachen getroffen werden.

Presse
Aus der Arbeit der Landessynode drang von der Synode aus nur wenig in die Kirchengemeinden. Die Pfarrer wurden durch das Amtsblatt informiert, das die Synodenbeschlüsse veröffentlichte. Umso wichtiger war die Wiedergabe der Synodenereignisse in dem Gemeindeblatt der Inneren Mission, dem Braunschweiger Volksblatt, das in Zusammenarbeit mit dem Blatt der Hannoverschen Landeskirche „Die Botschaft“ seinen Titel in „Der Sonntag“ änderte, und später „Evangelische Zeitung“ hieß. Die Lokalredaktion des SONNTAG leitete Hans Otto, der sehr ausführlich und engagiert nicht nur über die Ergebnisse der Synodenarbeit berichtete, sondern manche Bischofsberichte vollständig dokumentierte.

Das Generalthema: Die Kirchengemeinde
Nach der Verabschiedung der neuen Verfassung 1969 war die Revision der Kirchengemeindeordnung fällig geworden, weil die Verfassung schon zahlreiche Bestimmungen über die Kirchengemeinde getroffen hatte, die in die geltende Kirchengemeindeordnung von 1923 nicht zu integrieren waren. Schon zu Beginn der Sitzungsperiode beschäftigte sich der Rechtsausschuss mit einer Neufassung, die OLKR Jürgen Kaulitz zur Überraschung der Ausschussmitglieder bereits vorbereitet hatte. Am 5. Mai 1972 hatten Bischof Heintze und OLKR Kaulitz über die Kirchengemeindeordnung aus ihrer Sicht referiert. Der Strukturausschuss bearbeitete sie in vier Unterausschüssen und legte der Synode vier Arbeitspapiere vor. In der Sitzung am 4.-6.Mai 1972 sprach die Synode Empfehlungen für eine Kirchengemeindeordnung (KGO) aus. Diese bearbeitete nun der Rechtsausschuss. In der Maisynode 1973 wurde ein sog. Rohentwurf in fünf Arbeitsausschüssen diskutiert und dazu ein Anhörungsverfahren eröffnet. Zur Bearbeitung bildete die Synode fünf Arbeitsausschüsse und schickte das Ergebnis an die Kirchengemeinden mit der Bitte um Stellungnahme bis zum 1. Dezember 1973. Es trafen ca. 40 Stellungnahmen ein, die in einer Synopse vom Rechtsausschuss in zwei ganztägigen und vier weiteren Sitzungen eingearbeitet wurden und der Maisynode 1974 zur ersten Lesung vorgelegt wurde. Die Synode schaffte in dieser ersten Lesung die Hälfte der KGO, die 90 Paragrafen enthielt. In weiteren Synodalsitzungen in Goslar, Helmstedt und Braunschweig wurde die KGO in erster Lesung beschlossen. Deren Ergebnisse wurden erneut zu einer endgültigen Fassung bearbeitet, sodass die Synode am 25. April 1975 die Kirchengemeindeordnung in zweiter Lesung abschloss. Es war ein ungeheurer Aufwand, der schließlich von den Synodalen in ihrer Gesamtheit nicht mehr übersehen wurde. Das Ausschussmitglied Brackhahn berichtete im KURIER anschaulich von der Entstehung der Kirchengemeindeordnung.
Wenn das Gesetz selber nur einen Rahmen darstellen sollte, so wurde in drei Themensynoden der Inhalt dieses Rahmens diskutiert. Die Themensynode im Mai 1974 wurde ganz von den eigenen Synodalen bestritten, die über das in ihren Kirchengemeinden gepflegte Pfarrerbild berichteten und in vier Arbeitsgruppen weiter bearbeiteten.
In der Junisitzung 1975 wurde die geistliche Mitte einer Kirchengemeinde, der Gottesdienst, wieder vor allem von eigenen Kräften beschrieben.
Zu Beginn im Mai 1973 war grundsätzlich von Bischof Lohse über das biblische Gemeindebild referiert worden.
Das Problem der Kirchengemeindeordnung war, dass sie für die gegenwärtige Situation der Landeskirche eine gültige Rechtsform schuf und für neue Gestaltungen öffnete. Diese gegenwärtige volkskirchliche Form der Landeskirche war jedoch weiten Teilen der Pfarrerschaft ein Ärgernis, das sie überwinden wollte. Sie fühlte sich, wie sie es ausdrückte, als „Palmkübel“ bei den Kasualien, als erwünschter Zierrat. Für eine lebendige Gemeindebildung jedoch bedeuteten die Kasualien wenig. Die Volkskirche erschien hohl und brüchig. Eine Verfestigung dieser Form mochte Kirchenjuristen befriedigen, aber blieb in der Pfarrerschaft ohne Gegenliebe.

Keine weiteren Stellungnahmen zu politischen Themen
Schon bei der Behandlung der Ostdenkschrift im Oktober 1965 durch den Landesbischof hatte die Landessynode darauf verzichtet, über die enorme Bedeutung dieser Denkschrift für die Landeskirche zu diskutieren. So blieb es auch bei den teils ausführlichen Äußerungen des Bischofs zu weiteren tagespolitischen Fragen etwa zum Vietnamkrieg anlässlich eines in der Landeskirche kursierenden Flugblattes, oder zur wüsten Pressekampagne der Springerblätter zum seelsorgerlichen Besuch von Bischof Scharf bei einem der RAF Gefangenen, der sogar die Berliner Pfarrerschaft zu spalten drohte. Bischof Heintze benutzte am 6. Dezember 1974 das Plenum der Landessynode als Forum der Öffentlichkeit, um seine uneingeschränkte Solidarität mit Bischof Scharf zu bekunden. Aber er traute sich nicht, das Plenum aufzufordern, sich seiner Solidarisierungsadresse anzuschließen, auch kein Mitglied des AK 70 beantragte den Schulterschluss mit dem Bischof. Eine Mehrheit schien unsicher. Es gab eine Ausnahme. Als während der Synodalsitzung am 10. Dezember 1971 bekannt wurde, dass dem Bundeskanzler Brandt der Friedensnobelpreis verliehen werden sollte, entstand eine Bewegung im Plenum, und aus dieser Beifallskundgebung beauftragte man den Präsidenten der Synode, an Brandt ein Glückwunschtelegramm nach Oslo zu schicken und ihm für die weitere Arbeit Gottes Segen zu wünschen. Dem ging kein Beschluss der Synodalen voraus, auch dessen Ergebnis erschien unsicher, sondern, wie es das Protokoll vermerkte, „Die Synode ermächtigt durch Akklamation den Präsidenten..“.
Zwei Themen jedoch erregten für mehrere Sitzungen das Plenum: die sog. Fristenlösung und die Evangelischen Studentengemeinde. Die sozial-liberale Koalitionsregierung bereitete eine gesetzliche Regelung für einen Schwangerschaftsabbruch innerhalb der ersten drei Monate einer Schwangerschaft vor. Gegen diese sog. „Fristenlösung“ erhob sich in der gesamten evangelischen Kirche anhaltender Protest, und auch der Bischof und die Synode schlossen sich diesem Protest an. Die Fristenregelung war Teil einer Strafrechtsreform, wonach dieser Schwangerschaftsabbruch straffrei bleiben sollte. Das 1974 beschlossene Gesetz wurde zwar vom Bundesverfassungsgericht für ungültig erklärt, und insofern waren die Proteste wirksam, aber 1976 wurde als Indikationslösung, die das Leben der Mutter in den Vordergrund stellte, eine neue Rechtsform gefunden, sodass der Schwangerschaftsabbruch zwar für rechtswidrig, aber straffrei galt. Die Kirche blieb bei ihrem Protest. In der Landessynode wurde der Protest insbesondere vom Synodalen Dr. med. Runge vorgetragen.
Intensiver und zeitaufwendiger war in der Synode die Beschäftigung mit den Vorgängen in der Braunschweiger Evangelischen Studentengemeinde. Die Nachkriegsstudentengemeinde, die sich als führende Reformgruppe in den Kirchen etabliert hatte, hatte sich vollständig verändert. Die Kirchenstrukturen sollten basisnäher, parteiisch für die Elenden der weltweiten Gesellschaft, für kompromisslose Friedensbereitschaft verändert werden, und die Studentengemeinde fühlten sich als Vorreiter. In der Landessynode war der Vorsitzende des Bugenhagenarbeitskreises Erich Warmers der Wortführer und anlässlich der Haushaltsdebatte 1975 Antragsteller der Geldmittelkürzung für die Studentengemeinde, worin ihm die Mehrheit der Synode folgte. Es wurden zahlreiche Gespräche mit Vertretern der Studentengemeinde geführt, ein begleitender Ausschuss gebildet, bis sich schließlich eine gewisse gesellschaftliche Hysterie legte und durch den Wechsel in der Person des Studentenpfarrers 1977 sich die Wogen glätteten. Der Einfluss auf die Braunschweiger Landgemeinden war gering, obwohl manche studentische Reformideen ihnen durchaus gut getan hätten.

Zustimmung zur Leuenberger Konkordie
Für die nach 1945 in die Landeskirche aufgenommenen sog. Ostpfarrer war es eine Kränkung, dass sie wegen ihres unierten Bekenntnisses vor allem vom lutherischen Oberlandeskirchenrat Seebaß misstrauisch beäugt wurden, ob sie auch „in rechter Weise“ das Abendmahl feierten. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. hatte 1817 in seinem Staat die „Union“ ein gemeinsames Bekenntnis von Lutheranern und Reformierten und eine entsprechende Gottesdienstordnung eingeführt. Das hatte anfangs auch in Preußen zu Auseinandersetzungen geführt, aber sich allmählich eingebürgert. Unierte und Lutheraner konnten kein gemeinsames Abendmahl feiern. Auf der berühmten Barmer Bekenntnissynode von 1934 konnten die dort versammelten evangelischen und reformierten und unierten Christen kein gemeinsames Abendmahl feiern. Wenn der Berliner Bischof Dibelius nach dem Krieg im Braunschweiger Dom predigte, war ihm eine Abendmahlsfeier untersagt. Diesem von der großen Mehrheit der evangelischen Christen in der BRD als unhaltbar empfundenen Zustand ein Ende zu machen, wurde in vielen theologischen Gesprächen zwischen den evangelischen Kirchen in der Bundesrepublik die Leuenberger Konkordie abgeschlossen. Die weit zurückliegenden historischen theologischen Gräben wurden nicht ignoriert, aber sie wurden als nicht kirchentrennend formuliert. Das war ein für sehr viele längst fälliger Schritt auf die im kirchlichen Alltag seit Jahrzehnten vollzogene Praxis.
Die Aussprache in der Landessynode krankte daran, dass den meisten Synodalen der Unterschied zwischen Reformierten, Unierten und Lutheranern unbekannt war und in ihren Gemeinden auch nicht vorkam. Es mussten also dogmengeschichtlich bewanderte Synodale wie Propst Klaus Jürgens bemüht werden, um eine Zustimmung zur Leuenberger Konkordie zu erbitten. Er tat dies aber nicht aus der alltäglichen gemeindlichen Situation eines nicht-ordinierten Synodalen, sondern aus der um ein neues Verständnis ringenden theologischen Verhandlungspartners. Die überwältigende Mehrheit des Synodalbeschlusses war gesichert.
Aber es gab Schwierigkeiten. Die um Orthodoxie und Liturgie der Brüdernkirche orientierten vier Amtsbrüder in Braunschweig, Helmstedt und Wedtlenstedt erklärten, sie könnten um ihres Gewissens willen die Konkordie nicht anerkennen und drohten mit einer Kirchenspaltung. Dieser Dissens reichte bis in die Landessynode hinein. Einer von ihnen, der Pfarrer an der Petrikirche Robert Theilemann, erhielt Rederecht in der Synode, um seinen abweichenden Standpunkt zu formulieren. Den theologisch abweichenden Pfarrern wurde, wie schon in der Pastorinnenfrage, Gewissensschutz zugestanden. Die strammen Lutheraner hatten nicht verstanden, dass auch theologische Dogmen und Gegensätze ihre eigene Geschichte und damit unterschiedliche Aktualität und Vergänglichkeit haben, aber sie haben wohl verhindert, dass die synodale Zustimmung nicht mit einem Festgottesdienst in der reformierten Bartholomäuskirche begangen wurde, wie es wohl angebracht gewesen wäre. Denn die zustimmenden Mehrheit konnte sich ebenfalls auf ihr Gewissen berufen.

Die volkskirchliche Lage
Ein Indiz für die volkskirchliche Situation sind nach wie vor die Kasualien. Die Anzahl der Taufen nahm von 7.941 im Jahre 1970 auf 4.673 im Jahre 1975 ab, die Anzahl der Trauungen im selben Zeitraum von 3.666 auf 2.260, die Anzahl an kirchlichen Bestattungen von 9.206 auf 7.769. Das war ein deutlicher Abbruch von Wünschen nach kirchlichen Handlungen. Die Anzahl der Abendmahlsgäste hingegen nahm sogar geringfügig zu (von 132.226 auf 134.050), wie auch die Anzahl der Konfirmierten von 9.208 auf 9.543 Jugendlichen. Die Anzahl ´der Kirchenaustritte lag in der Mitte von 5.237 Austritten 1970 und 4.315 Austritten (1975).
Das Kirchliche Jahrbuch, dem die Zahlen entnommen sind, gibt für die Mitgliederzahl an 1974: 590.000 Personen, 1976: 573.000 Personen.
Trotz der Abnahme von Kasualien stiegen in der ersten Hälfte der 70er Jahre die Einnahmen des landeskirchlichen Haushaltes unverhältnismäßig an, nämlich von 29.457 Millionen DM auf 85.250 Millionen DM. Diese Zunahme war ermöglicht durch das Ansteigen der geschätzten Landeskirchensteuern von 24.300 Millionen DM auf 68.000 Millionen, obwohl der Kirchensteuersatz 1974 von 10% auf 9 % ermäßigt worden war. In der Regel liegen die tatsächlich eingenommenen Landeskirchensteuern noch einmal deutlich höher. Der Beitrag der Kirchenmitglieder zum Erhalt der kirchlichen Lage war demnach enorm hoch. Bei den Haushaltsdebatten fehlte in der Regel ein saftiger Dank an diese Kirchenmitglieder. Es herrschte vielmehr der ängstliche Ton vor, dass die Einnahmen eher zurückgehen werden vor allem durch staatliche Änderungen im Steuerrecht, und dass die Einnahmen auf die Dauer nicht reichen werden und durch die hohen Personalkosten der Haushalt belastet blieben. Außerdem sollten durch die vorsichtigen Schätzungen die Ansprüche der Kirchengemeinden an dem landeskirchlichen Haushalt nicht zusätzlich geweckt werden.
Diesem hohen Anstieg an Kirchensteuermitteln war es zu verdanken, dass die Synode ihre Zustimmung zu drei außerordentlichen Bauprojekten gab: dem Ankauf und Ausbau des Haus Hessenkopf im Harz, dem Begegnungszentrum in Riddagshausen, das an die Stelle des abbruchreifen Amtshauses trat und in der die wachsenden übergemeindlichen Ämter zusammengefasst werden sollten, und dem Anbau des Landeskirchenamtes am Neuen Weg in Wolfenbüttel.

Die Ausschussvorsitzende hielten vor dem Plenum eine Rückschau, die auch im KURIER 1/76 Februar 1976 abgedruckt wurden.

Personen der Landessynode
  
  
Heinrich Gremmels Bild oben links: Heinrich Gremmels (1913 - 1977) war seit 1949 verdienstvoller Kommunalpolitiker in Königslutter und Stadtdirektor von 1949 bsi zu seinem Tode. Er wurde Vorsitzender der Landessynode 1970 bis 1978. Er stützte den Reformkurs der Landeskirche.
Bild Mitte links: Hans-Martin Brackhahn (1930 - 2012), seit 1970 bis 1982 Mitglied der Landessynode war die zentrale Figur des AK 70. Seit 1974 Propst von Salzgitter-Lebenstedt.

Bild Mitte rechts: Ernst-Burkhard Müller (1927 - 1991), seit 1976 in der Landessynode und seit 1981 Propst von Wolfenbüttel. Er beliebte, die Sitzung des Finanzausschusses regelmäßig mit einer Lesung der Confessio Augustana zu beginnen.
Hans-Martin BrackhahnErnst-Burkhard Müller
Propst Klaus Jürgens Bild links: Propst Klaus Jürgens (geb. 1926) im Gespräch mit Bischof Müller (rechts). Jürgens war von 1970 bis 1992 Mitglied der Landessynode und Mitglied der Kirchenregierung, als er 1975 zum Propst von Braunschweig gewählt wurde.



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Impressum  http://bs.cyty.com/kirche-von-unten/archiv/gesch/Synode/, Stand: August 2020, dk