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[Kirche von Unten]

Über die Geschichte der Braunschweiger Landessynode

Ein Kompendium von Dietrich Kuessner

(Download des Buches als pdf: Band 1 Band 2)



Über die Geschichte der Braunschweiger Landessynode
Reaktionen auf die Reform und erneuter Aufbruch (1982-1996)

VII. Sitzungsperiode der Landessynode (1982 – 1989)


Politische Grunddaten

1982
08.02. SPIEGEL-Artikel über persönliche Bereicherungen von Geschäftsmitgliedern und Sozialdemokraten beim europäischen Wohnbaukonzern „Neue Heimat“.
01.10. Regierungswechsel in Bonn von der Regierung Schmidt (SPD/FDP) zur Regierung Kohl (CDU/FDP):
21 03. Wahl zum niedersächsischen Landtag, CDU: 50,7 % 87 Sitze; SPD: 36,5 % 63 Sitze; FDP: 5.9 % 10 Sitze; Grüne: 6,5 % 11 Sitze. Alleinregierung Albrecht (CDU)
00.00. Tod von Breschnjew
00.00. Argentinien besetzt die Falklandinseln, im Mai militärisch zurückerobert durch England

1983
06.03. Bundestagswahl (Helmut Kohl gegen Jochen Vogel); CDU/CSU: 48,8 % 244 Sitze, SPD:38,2% 193 Sitze,: FDP: 6,9 % 34 Sitze, Grüne (erstmals im Bundestag): 5,6 % 27 Sitze. Bildung einer CDU/FDP Regierung
00.00. Die Volkszählung wird verschoben

1984
00.00 Rücktritt des Bundeswirtschaftsministers wegen der Flickaffäre (regelmäßige persönliche Zahlungen an Politiker aller Parteien „Landschaftspflege“ durch v Brauchitsch): die „käufliche
Republik“

1985
01.02. Ermordung des Industriellen Ernst Zimmermanns in seinem Haus in Gauting durch die 2. Generation RAF
11.03. Gorbatschow Generalsekretär der KPDSU
00.00 Reagan und Gorbatschow in Genf
08.05. Rede des Bundespräsidenten v. Weizsäckers vor dem Bundestag anlässlich des 40. Jahrestages der Kapitulation der deutschen Wehrmachtsführung: „1945 war ein Jahr der Befreiung“.
00.00. Demo gegen USA in Den Haag „Aufstehn für den Frieden“
00.11. Programm der Perestroika in der Sowjetunion

1986
00.04. Reaktorunfall Tschernobyl. Strahlungen über Schweden, Polen, DDR und die BRD
Die niedersächsische Landesregierung ruft den Atomalarm aus und beendet ihn im Mai 1986.
15.06. Wahl zum niedersächsischen Landtag: CDU 44,3% 69 Sitze, SPD 42,1 % 66 Sitze; Grüne: 7,06 % 11 Sitze, FDP: 6,0 % 9 Sitze. Fortsetzung der Regierung Albrecht (CDU)
Reagan und Gorbatschow in Reykjavik
Bombardierung lybischer Städte durch USA
00.00. Ausnahmezustand in Südafrika
10.10. Ermordung des Diplomaten Gerold v. Braun durch die zweite RAF Generation
00.00 Verschärfung der Staatsschutzgesetze, Schleppnetzfahndung, massenhafte Durchsuchung von verdächtigten Wohnungen, erleichterte Verhaftungen

1987
25. 01. Bundestagswahl (Helmut Kohl gegen Johannes Rau) CDU/CSU: 44,3% 234 Sitze; SPD: 37 % 193 Sitze; FDP: 9,1 % 48 Sitze, Grüne: 8,4 % 44 Sitze. Fortsetzung der CDU/FDP Regierung
00.09.Staatsbesuch von Honecker in der Bundesrepublik. Anerkennung der DDR als zweiten Deutschen Staat.
Reagan und Gorbatschow in Washington

1988
Reagan und Gorbatschow in Moskau. „Das gemeinsame Haus Europa“
00.00 Ende des ersten Golfkrieges zwischen Iran und Irak, der 1980 begonnen hatte.

1989
Feierlichkeiten in der BRD und der DDR zum jeweils 40 jährigen Bestehen
00.05. Brutale Niederschlagung der chinesischen Opposition mit schweren Waffen auf dem Platz des himmlischen Friedens. Hunderte von Toten. Eine Warnung für jede Opposition im Ostblock
00.09. Montagsdemonstrationen in Leipzig und in vielen anderen Städten für eine andere Politik in der DDR.
18.10. Sturz von Erich Honecker, Nachfolger Egon Krenz
04.11. Massendemonstration auf dem Alexanderplatz in Berlin für eine andere DDR
09.11. die Mauer in Berlin fällt veranlasst durch einen Versprecher von Günter Schabowski
00.00. die USA sichern sich die „Rosenkartei“ und andere Unterlagen von Regierung und Partei der DDR, die Bundesregierung nimmt Verbindung mit Schalck-Golodkowski auf.


Daten der Kirchlichen Zeitgeschichte

1982
00.00 Stellungnahme des Reformierten Moderames gegen die Aufrüstung „Ein Nein ohne jedes Ja“. Friedensfrage eine Bekenntnisfrage

1983
00,00 Veranstaltungen zum Lutherjahr anlässlich des 500. Geburtstages von Martin Luthers
08.-12.06 20. Ev.Kirchentag in Hannover „Lila Tücher“ „Umkehr zum Leben“.
00.00 Weltkirchenkonferenz des ÖKR in Vancouver

1985
00.00 Martin Kruse Ratsvorsitzender der EKD
05.-09.06. 21. Deutscher Evangelischer Kirchentag in Düsseldorf „Die Erde ist des Herrn“.
Carl Friedrich v. Weizsäcker referiert über ein „Konzil des Friedens“.
17.10. Demokratie-Denkschrift der EKD
10.12. Tod von Hans Otto

1986
00.00 Buchveröffentlichung anlässlich des 400. Todestages von Martin Chemnitz

1987
17.-21. Juni 22. Ev. Kirchentag in Frankfurt „Sehet welch ein Mensch“
00.12. der Generalsekretär des ÖKR Emilio Castro besucht die Landeskirche und eröffnet mit Bischof Müller die Aktion „Brot für die Welt“

1989
07.-11.06. 23. Ev. Kirchentag in Berlin „Unsere Zeit in Gottes Händen“
00.00 Veröffentlichung anlässlich des 200. Todestages von Abt Jerusalem


Daten der Braunschweiger Kirchengeschichte

1982
11.-13.06 Kirchentag „Zum Glauben ermutigen“ und ein weiterer Kirchentag „Zum Frieden ermutigen“.
30.09. Einführung von Prof. Dr. Gerhard Müller in Anwesenheit von 17 Bischöfen im Braunschweiger Dom
00.10. Gründung der Braunschweiger Friedensinitiative
00.00 Wilfried Steen Landesjugendpfarrer als Nachfolger von Leupold

1983
17.01. Abend der Begegnung im Altstadtrathaus Braunschweig Bischof Müller über Luther
19.03. Einweihung der Emauskirche in der Weststand Braunschweig durch Bischof Müller

1984
00.00 Abend der Begegnung in Helmstedt mit Präsident Scharbau „die Kirche am Ende des Jahrhunderts“
11.03. Kirchenvorstandwahlen 24 % Wahlbeteiligung
00.00. Landesjugendtag in Goslar
01.07. Jürgen Schinke Propst von Salzgitter-Bad als Nachfolger von Erich Warmers
00.00 Elsbeth Gehr Vorsitzende der Frauenhilfe als Nachfolgerin von Luise Brendecke, die die Frauenhilfe 21 Jahre geleitet hatte

1985
11.02. Abend der Begegnung im Altstadtrathaus, Braunschweig, mit Prälat Heinz Georg Binder, dem Bevollmächtigten des Rates der EKD in Bonn „Das Verhältnis von Kirche und Staat“
20.02. Kurt Scharf in der Lukaskirche, Querum „Christusbekenntnis im Atomzeitalter“
00.00 Dorotea Sölle in der Magnikirche

1986
00 Abend der Begegnung
22..01. Carl Friedrich v. Weizsäcker in der Paulikirche, Braunschweig
00.00 Landesjugendtag in Wolfenbüttel

1987
00.03 Abend der Begegnung im Altstadtrathaus Braunschweig. Bischof Müller referiert über seine Asienreise
05.04. Friedrich Linke verstorben
12.04. Fünf Kreuzwegstationen am Schacht Konrad mit 500 Teilnehmern
00.07. KFS Seminar in Südtirol mit 400 Konfirmanden „Jeder erstürmt seinen eigenen Gipfel“
14.08. Konrad Beyer nach drei Wahlgängen gegen Hans Christoph Deppe mit 33 von 62 abge-gebenen Stimmen zum Propst von Bad Harzburg gewählt.
01.09. Verabschiedung von OLKR Jürgen Kaulitz aus dem Dienst
00.10. Kirchliche Wochen in Oppershausen mit 200 Teilnehmern
14.11. Festschrift zum 75. Geburtstag von Gerhard Heintze „Gib ewigliche Freiheit“

1988
07.01 Abend der Begegnung in Wolfsburg mit dem leitenden Bischof der VELKD Karl Heinz Stoll über „Lutherische Kirche in der pluralistischen Gesellschaft“ mit 300 Gästen
01.02. Konrad Beyer Propst von Bad Harzburg als Nachfolger von Adolf Hansmann
01.03. Ottmar Hesse Propst von Goslar als Nachfolger von Hans Jürgen Kalberlah
04.03. ökumenischer Weltgebetstag der Frauen mit Texten von brasilianischen Frauen
13.03. Kirchenvorstandswahl 24 % Wahlbeteiligung
05.06. Landesjugendtag zusammen mit dem 75. Bestehen der Frauenhilfe in Salzgitter als Landeskirchentag unter dem Motto „Gott gab uns Atem“
12.-14.08. Domsingschule Braunschweig veranstaltet erstes Kinder- und Jugendtreffen mit 30 Chören und 1000 Teilnehmern
21.08. Landesposaunentag in Lehre mit 350 Teilnehmern
04.12. Propst Albert Knüppel verstorben

1989
06.01. Epiphaniasempfang der Propstei Salzgitter Bad mit dem Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit Heinrich Franke: „Ist Arbeitslosigkeit unser Schicksal für den Rest des Jahrhunderts?“
17.01 Abend der Begegnung im Altstadtrathaus, Braunschweig, Oberlandesgerichtspräsident Wassermann über: „Im Reiche Gottes hat man das Recht lieb“.
15.02.Einführung von Dorothea Biersack als theologische Leiterin der Frauenhilfe durch Bischof Müller in Wolfenbüttel
01.09. Peter Brandt Propst von Bad Gandersheim als Nachfolger von Hans Albert Knüppel

Die Vorgeschichte der Braunschweigischen Landessynode
Die Wahlen zu der neuen Landessynode hatten einen Erdrutsch gebracht. „Es findet ja dieses Mal ein erheblicher Wechsel statt, denn weniger als die Hälfte der vor mir sitzenden Synodalen werden in der neuen Synode vertreten sein“, berichtete der ausscheidende Synodenpräses Ramser in seinem Schlusswort am 20. März 1982. Von 54 Synodalen hörten 31 auf. Mehr als die Hälfte der Synodalen also war neu.
Von der Kirchenregierung wurden in die Landessynode berufen: Günter Bassen, Eberhard v. Bülow, Dietrich Fürst, Wilhelm Kutscher, Herbert Meyer, Dr. Peter Nehring.


Die Namen der Synodalen zu Beginn der VII. Sitzungsperiode

01. Adam Dieter, Pfarrer, Nordsteimke, seit 1976.
02. Bassen Günter, Diakon, neu, berufen.
03. Biniok, Lothar, Bankdirektor, Vorsfelde, bis 1984, dafür
      03. Schönstedt, Helmut, Stadtoberamtsrat a. D., Vorsfelde.
04. Boetcher, Wolfgang, Propst, Schöppenstedt, seit 1976.
05. Brammer, Karl-Franz, Landwirt, Barnstorf, seit 1964.
06. Brandes, Eberhard, Ltd. Regierungsdirektor, Braunschweig, neu, stirbt 1982, dafür
      06. Bosse, Peter, Richter am Oberlandesgericht, Braunschweig.
07. Brendecke, Luise, Hausfrau, Alvesse,Vorsitzende des Landesverbandes d. Frauenhilfe, neu.
08. v. Bülow, Eberhard, Direktor des Diakonischen Werkes, Braunschweig, berufen.
09. Eckels, Gerhard, Richter am Landgericht, Braunschweig seit 1976.
10. Edeling-Unger, Anne, Hausfrau, Lucklum, neu.
11. Elshoff, Manfred, Richter am Amtsgericht, Helmstedt, neu.
12. Fiedler, Joachim, Propst, Königslutter, neu.
13. Fürst, Dietrich, Generalbevollmächtigter der Nord LB, Braunschweig, neu, berufen.
14. Fromme, Isolde, Ltd. Regierungs-Schuldirektorin, Ringelheim, neu.
15. Gläser, Reinhard, Stadtamtmann, Engelnstedt, neu.
16. Gloeckner, Reiner, Dr. med., Seesen, neu.
17. Gosebruch, Ina, Hausfrau, Braunschweig, neu bis 1983, dafür
      17. Kamp, Rosemartie, Oberstudienrätin.
18. Grefe, Eberhard, Pfarrer, Naensen, seit 1976 bis 1989, dafür
      18. Vollhardt, Wolf Dietrich, Pfarrer, Ackenhausen.
19. Hartig, Hans - Peter, Propst, Seesen, seit 1976.
20. Hasse, Hans, Studiendirektor a.D., Helmstedt, seit 1976.
21. Hederich, Michael, Pfarrer, Braunlage, neu bis 1988, dafür
      21. Rödiger, Friedhelm, Pfarrer, Braunlage.
22. Hellermann, Hartmut, Vermessungsingenieur, Flechtorf, neu.
23. Huge, Martin, Pfarrer, Salder, neu.
24. Jürgens, Klaus, Propst, Braunschweig, seit 1976.
25. Kalberlah, Hans-Jürgen, Propst, Goslar, neu , bis 1987, dafür
      25. Liersch, Helmut, Pfarrer, Gr. Elbe.
26. Knigge, Adolf, Rektor, Othfresen, seit 1976.
27. Kölsch, Irene, Lehrerin, Braunlage, neu.
28. Kraft, Armin, Domprediger, Braunschweig, neu.
29. Kutscher, Wilhelm, Präsident des Landgerichts, Braunschweig, seit 1976, berufen.
30. Kynast, Lothar, Oberstudienrat, Eitzum, seit 1976.
31. Lauer, Elisabeth, Hausfrau, Steterburg, neu.
32. Lüers, Wilbrand, Ltd. technischer Angestellter, Braunschweig, neu.
33. Meyer, Herbert, Pfarrer, Braunschweig, im HKD, neu bis 1988, berufen, dafür
      33. Kleefeld, Ralf, Medienbeauftragter HKD.
34. Moldenhauer, Ursula, Hausfrau, Salzgitter - Bad, neu.
35. Müller, Ernst Burkhard, Propst, Wolfenbüttel, seit 1976.
36. Namuth, Peter, techn. Direktor, Hornburg, neu.
37. Nebel, Adolf, Pfarrer, Helmstedt, seit 1970.
38. Nehring, Peter, Prof. Lebensmittelchemiker, Braunschweig, neu, berufen.
39. Nietzold, Rolf, Senior, Braunschweig, seit 1970.
40. Pramann, Rudolf, Architekt, Braunschweig, seit 1970.
41. Prinzing, Dieter, Studiendirektor, Oelber a.w. Weg, neu.
42. Runge, Adolf, Pfarrer, Braunschweig, neu.
43. Runge, Hans, Dr. med., Arzt, Braunschweig, seit 1970.
44. Sacht, Hans-Otto, Dr., Konstruktionsleiter, Wolfenbüttel, neu bis 1987, dafür
      44. Bennecke, Wolfgang, Landwirt, Kissenbrück.
45. Schlender, Friedrich, Oberstudienrat, Braunschweig, neu, bis 1983, dafür
      45. Matthiesen, Gerda, Dr. med., Braunschweig.
46. Schliepack, Eckhard, Propst, Vechelde, seit 1970.
47. Schlüter, Hans, Sonderschulrektor, Bad Harzburg, neu.
48. Schmidt, Horst, Studiendirektor, Schapen, seit 1978.
49. Schönfelder, Hilde, Hausfrau, Wolfenbüttel, neu, bis 1988, dafür
      49. Wuttke, Manfred, Bankdirektor, Wolfenbüttel.
50. Seifert, Fritz, Industriemeister, Salzgitter – Lebenstedt, seit 1976.
51. Warmers, Erich, Propst, Salzgitter – Bad, seit 1964 bis 1983, dafür
      51. Fitzke, Bernhard, Pfarrer, Gr. Flöthe.
52. Wecken, Martin, Landwirt, Bornum-Harz, seit 1970.
53. v. Werder, Friedrich, Forstamtmann, Delligsen, neu.
54. Wermke, Manfred, wissenschaftlicher Angestellter, Braunschweig, neu.

Es waren profilierte Synodale ausgeschieden: die drei Pröpste Hans Joachim Daniel, Hans Martin Brackhahn und Walter Blümel. Es verabschiedeten sich der Präsident Karl Heinz Ramser und Paul Otto Gutmann, von der Arbeitnehmerseite Pfarrer Helmut Stammberger und Sozialsekretär Heinz Wieja, aus der Inneren Mission der Vorsitzende Kurt Schmidt und der Mutterhauspfarrer Egbert Tröger und die Vorsitzenden des Finanzausschusses Oberstadtdirektor Dr. Joachim Körner, des Bauausschusses Prof. Dr. Martin Okrusch und des Jugend- und Bildungsauschusses Helmut Kahle. An die Stelle der vier Frauen Oberstudiendirektorin Dr. Ingeborg Baatz, der ltd. Oberschwester Anneliese Pfotenhauer, der Hausfrau Marlene Roßmeyer und der Pfarrverwalterin Renate Siedentop traten acht neue Frauen hinzu. Das war eine besonders auffällige Veränderung zugunsten der Beteiligung von Frauen an einflussreicher Stelle der Landeskirche.

Der Synode gehörten zunächst acht Pröpste an. Boetcher, Fiedler, Hartig, Jürgens, Kalberlah, Müller, Schliepack, Warmers. Von ihnen waren Fiedler und Kalberlah neu in der Synode. Warmers schied 1983 aus und Kalberlah 1987.

Die Synode hatte eine starke konservative Mehrheit erhalten, die sich im Bugenhagenkreis sammelte. Zu ihm rechneten sich u.a. die Synodalen Hartig, Fiedler, Hellermann, Nietzold, Schmidt, Brammer, Elshoff, Namuth, Pramann, Dr. Runge, Lüers, Wermke. Er wurde von Propst Warmers geführt, der bereits 1964 der Synode angehört hatte. Er schied wegen eines Sehsturzes mit 59 Jahren 1984 aus dem Propstamt in Salzgitter-Bad und auch aus der Landessynode. Die Landessynode bereitete ihm mit einem musikalisch ausgestalteten Abend einen ungewöhnlich festlichen Abschied. Warmers, seit 1971 Propst der Propstei Salzgitter-Bad, vereinigte eine weltoffene, auf die Menschen zugehende Art mit einem starken volksmissionarischen Impuls, weswegen er aus Frankfurt kommend seit November 1960 das Amt für Volksmission und Sozialarbeit und die Männerarbeit geleitet hatte. Andrerseits hatte er sich der Minderheitenposition von Bibel und Bekenntnis mit deren schroffer Ablehnung der Frauenordination und der Bultmannschen Theologie angeschlossen. Seine Propstei Salzgitter-Bad war eine Hochburg „der schwarzen Brüder“. Wiederum hatte er gute Kontakte zu Gewerkschaften und Sozialdemokratie und Herbert Wehner als Gast eines Neujahrsempfanges.

Er hatte sich wohl 1965 und 1982 auch Hoffnung auf eine Bischofskandidatur gemacht, die sich aber nicht erfüllt hatte.
Zum AK 70 gehörten Propst Schliepack und u.a. die Synodalen Adam, Nebel, Lauer, Prinzing.
Über das Stärkeverhältnis beider Gruppen gab ein Abstimmungsergebnis Auskunft. Als sich die beiden Spitzen der Arbeitskreise Propst Hartig (Bugenhagenkreis) und Propst Schliepack (AK 70) am 16. April 1988 um einen Sitz im Ältesten- und Nominierungsausschuss bewarben, erhielt Hartig 29 Stimmen und Schliepack 17 Stimmen.

Im Übrigen konnte sich die Synode mit der Einarbeitung Zeit lassen. Sie sollte statt der üblichen sechs Jahre nunmehr acht Jahre zusammenbleiben. Auf diese Weise sollten die Wahltermine aller niedersächsischen Landeskirchen harmonisiert und auf einen gemeinsamen Termin zusammengelegt werden. Die Sitzungsperiode endete zum 31.12.1989.


Bilder aus der 7. Sitzungsperiode (1982 – 1989)

Sitzung Landessynode

Wilhelm Kutscher verabschiedet OLKR Grefe
  
Der Präsident der Landessynode Wilhelm Kutscher verabschiedet OLKR Grefe aus seinem Amt.

Unten rechts: Der Hessenkopf war regelmäßiger Tagungsort der Landessynode.
Der Hessenkopf

"Hessenkopf" besteht seit 35 Jahren

Zusammensein im Hessenkopf

Termine und Themen der Sitzungen

Die jetzt erstmals genannte Quelle „Protokollauszug“ sind Synodalunterlagen des Synodalen Adolf Nebel, meinem Vorgänger in der Landessynode, die er mir in zwei Aktenbänden zur wissenschaftlichen Auswertung überlassen hat, sowie mehrere Aktenbände von Armin Kraft.


01 Sitzung am 21. und 22.5.82 im Hessenkopf

Eröffnungsgottesdienst in der Marktkirche, Goslar, von OLKR Wandersleb
konstituierende Sitzung
Wilhelm Kutscher wurde zum Präsidenten und Eberhard v. Bülow und Frau Luise Brendecke zu Vizepräsidenten gewählt. Es wurden folgende Ausschüsse gewählt: Ältesten- und Nominierungsausschuss (Dr. Hans Runge), Gemeindeausschuss (Erich Warmers, seit 1983 Armin Kraft), Rechtsausschuss (Manfred Elshoff), Finanzausschuss (Dietrich Fürst), Bauausschuss (Dieter Adam) , Jugend - und Bildungsausschuss (Günter Bassen).
Drei Referate über die Medienarbeit: OLKR Wandersleb („Geschichte des ev. Rundfunkreferates“) und den für Medien beauftragten Pfarrern Robert Mehlhose („die kirchliche Hörfunkarbeit“) und Albrecht Nelle („die kirchliche Fernseharbeit“) füllten die Tagesordnung.

Quelle: Protokollauszug; KURIER 2/82 Oktober 1982; EZ Pfingsten 1983


02. Sitzung am 26./ 27.11.1982 im Gemeindesaal St. Katharinen, Braunschweig
Anwesend: 26.11: 53 Synodale; 27.11.: 54 Synodale

Berichte aus den Synoden der Konföderation, der VELKD in Bückeburg und der EKD in Berlin-Spandau.
Beschlussfassung über den Haushaltsplan 1983, der erstmals von neun Mitgliedern des Finanzausschusses vorgestellt wurde.

Quelle: Protokollauszug; KURIER 1/83 Februar 1983; EZ 5.12.1982 S. 1+7: „Sparen wird ganz groß geschrieben“.


03. Sitzung am 12.3. 1983 in der Grotjahn-Stiftung in Schladen
Anwesend: 51 Synodale

Wahl der Mitglieder der Kirchenregierung: Pfr. Ernst Burkhard Müller, Pfr. Eberhard Grefe, Karl Franz Brammer, Landwirt, Gerhard Eckels, Vors. Richter, Dr. Isolde Fromme, Ltd. Regierungsschuldirektorin.

Erster Tätigkeitsbericht der Kirchenregierung durch Landesbischof Müller und „ausführliche“ Diskussion; die EZ notiert eine „lebhafte und teilweise kontroverse Debatte“.

Quelle: Protokollauszug; KURIER 2/83 Mai 1983; EZ 20.3. „Kirche muss unverwechselbar sein“. 27.3.1983 „Gesetze erleichtern kirchliche Arbeit“.


04. Sitzung am 2.- 4.06. 1983 auf dem Hessenkopf
Anwesend: 2.6.:47 Synodale; 3.6.: 47 Synodale; 4.6.: 48 Synodale

Thema: „Christus ist unser Friede“ mit Referaten von OKR Günter Gaßmann, Genf, „Christus ist unser Friede - Verheißung und Anspruch“ und OLKR Schloz, Hannover „Friedensinitiativen in der Kirche - Ein Überblick“; Pfr. Harmut Barsnick und Heide Quandt mit Kurzvoten für die Braunschweiger Friedensinitiative.
Diskussion in vier Arbeitsgruppen:
AG 1 „Fragen des status confessionis“,
AG 2 „Elemente kirchlicher Friedensarbeit“,
AG 3 „Kirchliche Begleitung der Soldaten und Wehrdienstverweigerer“,
AG 4: „Friede als Thema und Struktur kirchlicher Arbeit in den Gemeinden“.
Einrichtung eines Spendenfonds für junge Theologen.

Quelle: Protokollauszug; KURIER 3/83 August 1983; EZ Pfingsten 1983; EZ 12.6.1983 „Friede – eine zentrale Aufgabe für Christen“.


05. Sitzung am 25./26.11.1983 im Gemeindehaus St. Katharinen, Braunschweig
Anwesend: 25.11.: 44 Synodale; 26.11.: 49 Synodale

Beschlussfassung über den Haushalt 1984, der von neun Mitgliedern des Finanzausschusses vorgestellt wurde. Intensive und engagierte Debatte über die Vikarsausbildung.
Berichte über die Tagungen der VELKD, der EKD Synode, über die Vollversammlung des ÖKR in Vancouver.
Einrichtung eines Rechnungsprüfungsamt
Festliche Verabschiedung am Abend von Propst Warmers und von Regierungsdirektor a.D. Huffmann als landeskirchlicher Rechnungsprüfer.

Quelle: Protokollauszug; KURIER 1/84 Februar 1984; EZ. 278.11.19783 „Landeskirche muss weiter sparen“.; EZ 4.12.1983 „Verantwortlicher Umgang mit dem Geld“; 11.11.21983 „Konsequenzen aus der Sparpolitik“.


06. Sitzung am 24./ 25.2.1984 im Gemeindehaus St. Katharinen, Braunschweig
Anwesend: 24.2.: 44 Synodale; 25.2.: 42 Synodale

Bericht zur Lage von Landesbischof Müller mit ausführlicher Diskussion; EZ „sehr scharf geführte Debatte“.
Beschluss über die Bildung einer Kammer für Öffentlichkeit für die Dauer der Sitzungsperiode
Bildung einer Projektgruppe für Strukturen in der Landeskirche
Wahl von Mitgliedern des Rechnungsprüfungsausschusses: Martin Huge, Dietrich Fürst, Rolf Nietzold, Rudolf Pramann, Martin Wecken.

Quelle: Protokollauszug; KURIER 2/84 Mai 1984; EZ 4.3.1984 S. 5 „Wann sollen wir junge Theologen ordinieren?“; EZ 11.3.1984 „Aus der Landessynode kurz berichtet“:


07. Sitzung am 24. - 26. Mai 1984 im Hessenkopf
Anwesend: 24.5.: 47 Synodale; 25.5.: 49 Synodale; 26.5.: 48 Synodale

Themensynode: „Kirche der 80iger Jahre“
mit Vorträgen von Prof. Hans Walter Krumwiede „Die Wirkungsgeschichte des christlichen Glaubens in der Braunschweiger Landeskirche“. und von Prof. Klaus Müller „Orientierungskrise in der Bundesrepublik und ihre Konsequenzen in Bezug auf die Kirchenzugehörigkeit“.
Arbeit in sieben Arbeitsgruppen:
AG 1 „Religiöse Sozialisation“ (Taufe, Kindergarten, Kindergottesdienste, Kontakte zu Eltern und Schulen),
AG 2 „Gesamtkatechumenat“ (Elementarisierung christlicher Begriffe, Hausandacht, Frömmigkeit üben ),
AG 3 „Motivation“ ( Ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter, Priestertum aller Gläubigen),
AG 4 „Gottesdienste“ (Gottesdienstmüdigkeit und ihre Überwindung, Beobachtung des Lebensrhythmusses unserer Kirchenmitglieder, neue Kommunikationsformen),
AG 5 „Leib- und Seelsorge“,
AG 6 „Volksmission heute“ (Gespräche über Glaube und Kirche, kirchliche Wochen, Besuchsdienste, missionarische Aktionen),
AG 7 „Ökumene“ (Aufgaben in der Weltmission, „Brot für die Welt“, Kirchlicher Entwicklungsdienst, Beziehungen zu den Kirchen in der DDR, überlandeskirchliche Zusammenschlüsse).
Bildung einer Kammer für Öffentlichkeit, in die M. Hederich, A. Kraft, E. Becker, D. Prinzing, F. Seifert gewählt wurden.
Bericht von OLKR Becker über Vancouver.

Quelle: Protokollauszug; KURIER 3/84; EZ 27.5.1984 „Was erwarten Sie von der Landessynode?“ EZ. 3.6.1984 „Kirche der 80iger Jahre“; EZ Pfingsten 1984 „Gegen Änderung der EKD Grundordnung“; KvU Heft 6 S. 6 ff „Nachruf auf die Landessynode Mai 1984“


08. Sitzung am 13.10.1984 im Gemeindehaus der Stephanusgemeinde, Schöppenstedt
Anwesend: 43 Synodale

Änderung des Pfarrergesetzes,
Kirchengesetz zur befristeten Erprobung von Dienstverhältnissen mit eingeschränktem Auftrag für Pfarrer,
Einrichtung eines Spendenfonds,
Bericht zur Nacharbeit über die Themensynode „Christus ist unser Friede“. Wort zum Frieden von der sächsischen Landessynode übernommen.

Quelle: Protokollauszug; KURIER 1/85 Mai 1985; EZ 14.10.1984 S. 5 „Probedienst künftig drei Jahre“
EZ 21.10.1984 S.1 „Wort zum Frieden übernommen“.


09. Sitzung am 30.11./1.12. 1984 im Gemeindesaal St. Katharinen, Braunschweig
Anwesend: 30.11.: 46 Synodale; 1.12. 48 Synodale

Beratung und Beschlussfassung über den Haushalt 1985. OLKR Fischer: „Wir stehen vor dem größten finanziellen Einbruch in der Nachkriegszeit“.
Die Kirchenregierung informiert über das nach dem OLKR Odenwald genannte „Odenwaldmodell“, das eine gerechtere Bewertung der Pfarrstellen bringen soll.
Berichte über die Generalsynode der VELKD in Hildesheim, über die EKD Synode in Lübeck-Travemünde, die Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes in Budapest;.
Wahlen zur EKD und VELKD Synode

Quelle: Protokollauszug; KURIER 1/85 Mai 1985; EZ 25.11.1984 S. 5 Haushalt EZ 9.12.1984 S.1+5 „Finanzielle Lage ernst, aber nicht hoffnungslos“


10. Sitzung am 2.- 4. Mai 1985 im Gemeindehaus der Thomasgemeinde in Wolfenbüttel
Anwesend: 2.5.: 44 Synodale;. 3+4.5.: 45 Synodale

Tätigkeitsbericht der Kirchenregierung durch Landesbischof Müller und „sehr ausführliche“ Aussprache.
Stellungnahme zur Konvergenzerklärung (Lima - Papier) mit mehrfachen Anfragen.
Bericht über die Nacharbeit der Synode „Kirche der 80iger Jahre“.
Zulassung von Kindern zum Abendmahl.

Quelle: Protokollauszug; KURIER 2/85 August 1985


11. Sitzung am 29./ 30. November 1985 im Gemeindehaus St.Katharinen, Braunschweig
Anwesend: 29.11.: 52 Synodale;. 30.11.: 51 Synodale

Beratung und Beschlussfassung über den Haushaltsplan 1986.
Berichte über die Synoden der Konföderation, der VELKD, der EKiD.
Die Kirchenregierung informiert über die Neuverteilung der Kirchensteuern.
Ein Wort der Synode an die Gemeinden über das Bauwesen.

Quelle: Protokollauszug; KURIER 3/85 Dezember 1985, KvU Heft 12 Januar 1986 S. 18ff die Rede Prinzings; S.28 ff „Buck-Gutachten und Kirchensteuerneuverteilung “


12. Sitzung am 8. März 1986 im Gemeindehaus der Stadtkirchengemeinde, Königslutter
Anwesend: 40 Synodale

Eine Routinesitzung mit Verabschiedung von Gesetzen

Quelle: Protokollauszug ; KURIER 1/87 April 1987


13. Sitzung am 22. -24. Mai 1986 im Hessenkopf
Anwesend: 22.5.: 47 Synodale; 23.5.: 48 Synodale; 24.5.: 45 Synodale

Thema: „Kirche auf dem Lande“.
Einleitungsreferat von Landesbischof Müller „Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen - Unsere Dörfer und unsere Kirche“.
10 Kurzreferate „Skizzen aus dem ländlichen Bereich“: „Wie erlebe ich als Stadtbewohnerin den ländlichen Raum?“ (Rosemarie Kamp), „Frauen auf dem Lande in ihrer Beziehung zur Kirche“ (Anne Edeling Unger), „Wie erlebe ich die Kirche als Sporttreibender (Wilhelm Schmidt), als Lehrerin (Ilsabe Ahsbahs), als Jugendlicher (Karsten Fellmann), als Pendler (Heinrich Scheffler), als Landwirt (Hans - Heinrich Bock), als Arbeiter (Harald Heinrich), als Mitglied der Feuerwehr (Walter Homann), und was erwarte ich von ihr?“
Grundsatzreferat von OLKR Wandersleb: „Die kirchliche Arbeit im ländlichen Raum – Bestandsaufnahme und Folgerungen“. Vier Arbeitsgruppen:
AG 1 „Gottesdienst und kirchliche Angebote“,
AG 2 „Die Mitverantwortung der Kirche für Tradition und Kultur“,
AG 3 „Strukturelle Probleme“,
AG 4 „Kirche und Landwirtschaft“.
Zahlreiche praktische Empfehlungen. Einrichtung eines Fonds von 50.000,--DM für Forschungsprojekte im Bereich von Tradition und Kultur auf dem Lande. Langfristig Ausweitung der Pfarrverbände auf dem Lande.
Anfrage der Friedensinitiative hinsichtlich der Nacharbeit der „Friedenssynode“ 1983.
Bericht über die Auswertung der Besuche bei ausgetretenen Kirchenmitgliedern durch Landessynodale.

Bericht der Kammer für Öffentlichkeit über „Die offene Kirche - Die Öffentlichkeitsarbeit der Landeskirche, Grundsätze, Struktur, Empfehlungen“

Quelle: Protokollauszug; KURIER 1/87 April 1987


14. Sitzung am 28./29. November 1986 im Gemeindehaus St. Katharinen, Braunschweig
Anwesend: 28.11.:49 Synodale;. 29.11.: 48 Synodale

Beschlussfassung über den Haushalt erstmals für zwei Jahre 1987/ 88.
Antrag auf Einrichtung einer Frauenbeauftragten.
Projektgruppe Mittelfristige Finanzplanung

Pfr. Quitte vom HKD berichtet über die Situation der Arbeitslosigkeit im Bereich der Landeskirche

Quelle: Protokollauszug; KURIER 1/87 April 1987;
KvU Nr. 19/20 S. 31 ff „Allerlei aus der Landessynode November 1986“/


15. Sitzung am 28. März 1987 im Gemeindesaal der Hauptkirche BMV, Wolfenbüttel
Anwesend: 50 Synodale

Zum Nachfolger von OLKR Kaulitz wird OLKR Hartmut Niemann gegen Oberkonsistorialrat Siegfried Dreusicke, Berlin, mit 37:11: 2 Enthaltungen Stimmen gewählt.

Quelle: Protokollauszug; KvU Heft 23 Juni 1987 S. 18 ff „Abschied von Kaulitz“


16. Sitzung am 21. - 23. Mai 1987 im Hessenkopf
Anwesend: 21.5.: 43 Synodale. 22.5.: 48 Synodale. 23.5.: 42 Synodale

Lage- und Tätigkeitsbericht des Landesbischofs. Erstmals folgen auf den Bericht des Bischofs fünf Kurzreferate jeweils eines ordinierten und eines nicht-ordinierten Mitglieds der Landessynode:
Dienste für Kinder und Jugendliche (Knigge, Bassen),
Gemeinde als Lern- und Hörgemeinschaft (Edeling - Unger, Jürgens),
Gottesdienst (Seifert, Adam),
Leib- und Seelsorge (Kölsch, Fitzke),
Evangelisation, Mission, Ökumene (Wermke, Hederich).
Antrag des AK 70 zur Süd-Afrika Problematik.
Die von Bischof Müller befürwortete und von OLKR Wandersleb vorgenommene Einzelordination an Pfarrer Gozdek, der eine Ordination zusammen mit Pastorinnen abgelehnt hatte, wurde ein beherrschendes Thema.

Quelle: Protokollauszug; KURIER 3/87 Dezember 1987


17. Sitzung am 24.10.1987 im Freizeitzentrum Walkenried
Anwesend: 46 Synodale

Abendmahlsfeier mit den Pfarrern Michael Hederich (Hohegeiß) und Friedrich Wagnitz (Walkenried) im Kapitelsaal des Klosters Walkenried.
OLKR Fischer wurde mit 31:11 Stimmen bei vier Enthaltungen für die Dauer seiner Zugehörigkeit zur Landeskirche zum Mitglied der Kirchenregierung gewählt.
Der Gemeindeausschuss und Rechtsausschuss schlug eine Kammer für Frauenfragen vor. Frau Edeling Unger wurde zur Frauenbeauftragten bestellt.
Südafrikadebatte mit zwei Anträgen von den Synodalen Kraft und Wermke, die den Ausschüssen überwiesen wurden.

Quelle: Protokollauszug; KURIER 3/87 Dezember 1987; EZ 1.11.1987 „Frauenbeauftragte gewählt“;
KvU Heft 27/28, Nov./Dez. 1987 S. 47 zur Wahl Dr. Fischers.


18. Sitzung am 16. April 1988 in Gemeindesaal St. Katharinen Braunschweig
Anwesend: 46 Synodale

OLKR Becker gab einen ausführlichen Bericht über seine Reise nach Südafrika und Tanzania im März 1988.
Zwei Anträge zur Situation in Südafrika von Kraft und Wermke wurden in den Gemeindeausschuss zurückverwiesen.
Antrag der Propsteisynode Braunschweig, das Thema Arbeitslosigkeit aufzugreifen.
Wahl von Frau Lauer in die Kammer für Frauenfragen
Hartig wurde mit 29 Stimmen gegen 17 Stimmen für Schliepack in den Ältesten-und Nominierungsausschuss gewählt

Quelle: KURIER 1/88 August 1988


19. Sitzung am 9. - 11. Juni 1988 „Seelsorgesynode“ auf dem Hessenkopf
Anwesend: 9.6.: 44 Synodale; 10.6.: 45 Synodale; 11.6.: 43 Synodale

Themensynode : „Die Seelsorge unserer Kirche“. Hauptreferate von Prof. Dr. Hans Christoph Piper, Hannover „Seelsorge - ihr Ort im Handeln der Kirche“ und Prof. Manfred Seitz, Erlangen „Zur komplexen Aufgabe der Seelsorge am Beispiel der Seelsorge an alten Menschen“.
Acht Arbeitsgruppen:
AG 1: „Seelsorge an Kranken, Sterbenden, Trauernden“,
AG 2: „Seelsorge an Ehepartner sowie in andern Partnerschaften Lebenden, Alleinlebenden, Alleinerziehenden sowie Personen in Schwangerschaftskonflikten“,
AG 3: „Seelsorge an jungen Menschen“,
AG 4: „Seelsorge an alten Menschen“,
AG 5: „Seelsorge an Menschen mit und ohne Arbeit“,
AG 6: „Seelsorge an Aidskranken und - gefährdeten sowie deren Angehörigen“,
AG 7: „Seelsorge an Menschen in Glaubenskrisen“,
AG 8: „Praktische Seelsorge in der Gemeinde - Auftrag, Schwierigkeiten, Notwendigkeit“.
Verabschiedung zahlreicher praktischer Empfehlungen.
Erster Arbeitsbericht der Frauenbeauftragten der Landeskirche und zugleich Vorsitzenden der Kammer für Frauenfragen Frau Edeling Unger.

Quelle: Protokollauszug; KURIER 1/88 August 1988; KvU Heft 34 September 1988 S. 11 ff „Aphorismen zur Seelsorgesynode“.


20. Sitzung am 27. August 1988 im Gemeindehaus der Andreasgemeinde, Seesen
Anwesend: 47 Synodale

Nach drei Wahlgängen wurde Pfarrer Eberhard Grefe gegen Domprediger Armin Kraft mit 25:21 Stimmen als Nachfolger von OLKR Wandersleb gewählt. Es kandidierte außerdem Schulpfarrer Dr. Ernst Georg Wendel, Wolfenbüttel.
Das genaue Wahlergebnis: 1. Wahlgang: Wendel: 8/ Kraft: 18; Grefe 21.
2.Wahlgang: Wendel 4, Kraft 19, Grefe 24/ 3. Wahlgang: Kraft 21; Grefe 25, 1 Ent.

Quelle: Protokollauszug; KvU Nr. 34 S. 31 ff „Nun also mit Grefe“
EZ 11.9.1988 „Bei wichtigen Wahlen sollten alle Mitglieder vertreten sein.“
21. Sitzung am 2./3. 12. 1988 im Gemeindehaus St. Katharinen, Braunschweig
Anwesend: 2.u. 3.12.: 49 Synodale

Berichte über die Synoden der Konföderation, der VEKD, der EKD.
Die Synodalen Glöckner und Bassen wurden in den Aids-Arbeitskreis gewählt.
Beschlussfassung über den zweijährigen Haushaltsplan 1989/90
Ein Teil der erneuerten Agende III (Taufe und Trauung) soll vom 1.1.1989 an in Gebrauch genommen werden.
Bericht durch Nietzold für das Rechnungsprüfungsamt.

Quelle: Protokollauszug; KURIER 1/89
EZ 4.12.1988


22. Sitzung am 10./11. März 1989 in Vechelde im Bürgerzentrum
Anwesend: 10.3.: 43 Synodale. 11.3.: 44 Synodale

Grußwort des stellv. Landrates Glandt, des Bürgermeisters Marotz, Vechelde, des katholischen Pfarrers Derks. Außerdem als Gast u.a.: Militärdekan Jung.
Tätigkeitsbericht des Landesbischofs und „sehr ausführliche“ Aussprache.
Die Übernahme einer Erklärung der Propsteisynode Lebenstedt zu Schacht Konrad wurde abgelehnt. Es soll ein Arbeitskreis berufen werden, der die Synode zum Thema beraten soll.
Die Anzahl, Größe und Aufgaben einer Propstei sollen überprüft werden;
es soll eine Höchstbegrenzung der Kirchensteuerschuld festgelegt werden.

Quelle: Protokollauszug; KURIER 2/89 Mai 1989


23. Sitzung am 1.- 3. Juni 1989 auf dem Hessenkopf
Anwesend: 1.6.: 45 Synodale.; 2.6.: 47 Synodale.; 3.6.: 46 Synodale

Themensynode „Glauben heute“. Es referierten Landesbischof Hirschler über „Glaube heute – ein Thema in den Gemeinden?“, Regierungsschuldirektor Wolfgang Geißler über „Die Weitergabe des Glaubenszeugnisses aus schulischer Sicht“ und Jutta Salzmann „Schwierigkeiten bei der Weitergabe des Glaubenszeugnisses aus der Sicht der Arbeit mit Familien“.
Sechs Arbeitsgruppen bearbeiteten das Thema unter der Vorgabe „Weitergabe der Glaubensbotschaft im Kinderalter von 1-5 Jahren“ (AG 1), im Alter von 6-12 Jahren (AG 2), von 13 - 16 Jahren ohne und mit Konfirmandenunterricht (AG 3a und 3b), von 17 - 25 Jahren (AG 4), in der Kirchenmusik (AG 5).
Es wurden folgende Beschlüsse gefasst: es soll eine Stelle für einen hauptamtlichen Beauftragten für Kindergottesdienst und in jeder Propstei nebenamtliche Stellen für Kindergottesdienst, Jugendarbeit, religionspädagogische Fortbildung geschaffen werden.
Wahl von OLKR Becker zum Stellvertreter des Landesbischofs mit 33:6 Stimmen bei fünf Enthaltungen.
Als stellvertretendes Mitglied in der Kirchenregierung wurde Propst Hartig gegen Helmut Liersch mit 24:19 Stimmen gewählt.
Nach der Synodentagung Verabschiedung von OLKR Wandersleb aus dem Amt und Einführung von OLKR Grefe in das Amt in der Goslarer Marktkirche.

Quelle: Protokollauszug; KURIER 3/89 Oktober 1989


24. und letzte Sitzung am 1./2. Dezember 1989 im Gemeindesaal St. Katharinen, Braunschweig

Zu Beginn Gottesdienst mit Abendmahl in der Katharinenkirche
Die sich überstürzenden politischen Ereignisse in der DDR spielten nur in den Berichten über die Sitzungen der EKD in Bad Krozingen und der VELKD in Hameln eine Rolle. Dietrich Fürst schlug vor, die Kirchenregierung zur Vergabe von 500.000,--DM für die Gemeinden in der DDR zu ermächtigen.
Stellungnahme zum Vorentwurf eines neuen Gesangbuches.
Entwurf eines Kirchensteuerneuverteilungsgesetzes.
Rückschau der Ausschussvorsitzenden und des ausscheidenden Präsidenten der Landessynode.

Quelle: Protokollauszug; KURIER 1/90 Juli 1990

Hauptgegenstände und Hintergründe

Kurswechsel
Bischof Heintze hatte versucht, die Landeskirche langsam auf die kommende Gestalt einer Minderheitenkirche in der Braunschweiger Gesellschaft einzustellen und zwar in Form eines Überganges von einer Volkskirche alten Stils zu einer Gestalt der Kirche, die weder Freikirche noch zertrümmerte Volkskirche sei. Er sah die Kirchenneubildung in der DDR als zukunftsweisend an, wo die Kirchengemeinden nur noch von 5% – 20% Christen im Ort umgeben waren. Welche Gestalt dann diese Kirche haben würde, würde sich aus den zukünftigen Bedingungen ergeben. Die Landeskirche war nur in kleinen Teilen dieser Zielvorgabe gefolgt, Die Mehrheit der neuen Landessynode und der neue Landesbischof beendeten bald diese Überlegungen und steckten als neue Zielvorgabe einer künftigen Kirche eine erstarkte Volkskirche fest. So stellte der Vorsitzende des Gemeindeausschusses, Kraft, in der Perspektivsynode „Kirche der 80er Jahre“ fest, es käme darauf an, „ob wir bereit sind, die Institution, die Volkskirche, halten zu wollen.“ Und Landesbischof Müller fragte rhetorisch: „Befinden wir uns auf dem Weg von einer Volkskirche als Betreuungskirche hin zu einer Freiwilligkeitskirche? Sollen wir sagen: „Mögen jene sehen, wie sie weiterkommen, die uns den Rücken kehren?“ Ich denke, der Missionsbefehl Jesu ist zu deutlich, als dass wir vorschnell resignieren oder anklagen dürften.“ (Tätigkeitsbericht des Bischofs vom 21.5.1987)
Zur Festigung der Volkskirche waren erneute volksmissionarische Anstrengungen nötig, die im Folgenden Kraft aufzählte wie Hausbesuche, persönliche Kontaktaufnahme und sagen, wie wichtig einem der christliche Glaube sei, persönliche Einladungen zum Gottesdienstbesuch u.a. Er nannte das die „Doppelstrategie Stabilisierung und Motivation“.
Die kirchliche Statistik dokumentierte eine Stabilität der Volkskirche.

Jahr Mitgliederzahl Taufen Trauungen Bestattungen Konfirmierte Abendmahlsgäste Eintritte Austritte
1982 531.000 4.897 1.754 7.383 8.751 167.126 585 3.175
1983 526.000 4.764 1.777 7.255 8.510 173.307 1.020 3.132
1984 519.000 4.676 1.877 7.086 7.762 182.343 1.016 3.447
1985 511.000 4.665 1.793 6.742 7.109 175.033 1.006 3.882
1986 505.000 4.681 1.829 6.787 5.623 176.366 1.008 4.106
1987 507.000 4.849 1.847 6.545 5.580 171.328 1.075 3.956
1988 510.000 5.125 1.948 6.642 5.043 169.661 1.160 3.713
1989 505.000 5.138 1.964 6.748 4.715 168.403 1.091 4.049
Quelle: Kirchliches Jahrbuch

Dabei blieb jedoch offen, was unter Volkskirche zu verstehen sei. In der allgemeinen kirchlichen Begrifflichkeit meinte Volkskirche die Zugehörigkeit des überwiegenden Teils der Bevölkerung in der Region zur evangelisch- lutherischen Kirche. Dieser Begriff wurde in der Weimarer Republik im Gegensatz zur überwunden geglaubten Staatskirche propagiert. Es bedeutete ein erhebliches Abrücken von dieser Begrifflichkeit, dass Volkskirche nicht die Zugehörigkeit, sondern nunmehr die prinzipielle Offenheit der Landeskirche für alle Bevölkerungsgruppen meinte. Das wurde in jenen Kreisen propagiert, die den herkömmlichen Begriff von Volkskirchlichkeit bereits aufgegeben hatte, sich aber von ihm nicht trennen wollte.

Personalentscheidungen
Zwei Oberlandeskirchenposten wurden neu besetzt: für den ausscheidenden OLKR Kaulitz nominiert der Ältesten - und Nominierungsausschuss den 41jährigen Ministerialrat im Kirchenreferat des niedersächsischen Kultusministeriums Jörg Holger Behrens, Celle, der von 1974 - 1979 Verwaltungsleiter und Justitiar der Braunschweiger Stadtkirchenverbandes gewesen war, und den 42jährigen Richter am Verwaltungsgericht in Oldenburg Dr. Dieter Schütte, Syke. Die Wahl war für den 16. Januar 1987 vorgesehen, aber der Kandidat Schütte machte eine sechsmonatige Probezeit zur Bedingung des Amtsantritts, was kirchenrechtlich nicht vorgesehen ist. Es werden mit Oberkonsistorialrat Siegfried Dreusicke, dem 45 jährigen Geschäftsführer des Berliner Missionswerkes und dem 53jährigen Oberkirchenrat Hartwig Niemann aus der hessen - nassauiischen Landeskirche nunmehr drei Kandidaten der Landessynode präsentiert. Jedoch zieht auch Holger Behrens seine Kandidatur zurück. Die verbleibende Alternative erscheint mehr eine Generationsfrage. Die Landessynode entscheidet sich für den älteren Kandidaten.
Auch die zweite Oberlandeskirchenratswahl zwischen dem 58jährigen Pfarrer Eberhard Grefe und dem 46jährigen Domprediger Armin Kraft, bei der der ortsfremde Kandidat Ernst Georg Wendel von vorneherein wenig Chancen hatte, erscheint als eine Generationswahl, wobei sich die Landessynode wiederum für den älteren Kandidaten entscheidet. Aber nicht nur: vor der Wahl erklärt OLKR Becker, dass er selber nicht das Personalreferat erstrebe, sondern im Gemeindereferat zu bleiben gedenke. Becker im Personalreferat und Kraft im Gemeindereferat erschien den Synodalen wohl möglich, nämlich der Sprung vom Vorsitzenden des Gemeindeausschusses in das Gemeindereferat. Für das Personalreferat jedoch erschien einer knappen Mehrheit Kraft noch zu jung. Man könnte auch sagen: die Landessynode hat sich für den im Dienst länger bewährten Kandidaten Grefe entschieden.

Der Beginn der Landessynode war überschattet von zwei unerwarteten plötzlichen Todesfällen: am 25. Mai 1982 starben der 47jährige, gerade gewählte Synodale Eberhard Brandes, Regierungsdirektor bei der Bezirksregierung und Vorsitzender der Braunschweiger Propsteisynode an einem Herzinfarkt und am selben Tag der 45jährige Dezernent für Gemeindefinanzen im Landeskirchenamt Klaus Dahling bei einem Jagdunfall. Beide hatten für das Amt eines Finanzreferenten im November 1980 kandidiert.

Theologische Auseinandersetzungen
Die letzten theologischen Auseinandersetzungen in der Landeskirche lagen gut 20 Jahre zurück. Sie beschäftigten sich mit den aus dem Umkreis der Brüderngemeinde herausgegebenen sog. „Braunschweiger Thesen“ mit der Theologie Rudolf Bultmanns und mit dem Amt der Pastorin. Nachdem Landesbischof Müller jedoch Vikar Frank Georg Gozdek, der sich aus Bekenntnisgründen geweigert hatte, mit Vikarinnen gemeinsam ordiniert zu werden, eine Einzelordination gewährte, die von OLKR Wandersleb durchgeführt wurde, gab es vor allem von den Pastorinnen, aber auch von Teilen der Pfarrerschaft scharfe Proteste. In der Landessynode wurden dazu Fragen gestellt und im Anschluss an den Tätigkeitsbericht der Kirchenregierung im Mai 1987 eine von Propst Kalberlah angeführte, ausgiebige, scharfe Debatte geführt, die die Wiederholung einer Einzelordination nicht mehr möglich machte.
Die Beschäftigung mit dem sog. „Lima“- Papier, in dem die Abendmahls- und Taufliturgie erheblich erweitert wird und Elemente aus der orthodoxen und anglikanischen Liturgie mit verarbeitet werden, während der Maisynode 1985 war eher von zögernden Anfragen als von einem ökumenischen Ruck begleitet. Auch hier machte sich die von Landesbischof Müller ausgehende restaurative Grundhaltung bemerkbar. Aber auch hinter der Debatte der Friedens- und der Südafrikafrage standen grundlegende unterschiedliche theologische Standpunkte, die sich indes vor der Synode nur selten gegensätzlich artikulierten.

Politische Fragen
Zwei Themen der großen Politik in der Bundesrepublik haben die Synodalen beschäftigt: die Friedensfrage 1983 und mehrfach die Südafrikafrage. Der Friedensfrage wurde eine mehrtägige Synode gewidmet, die evangelische Jugend begleitete die Tagung mit allerlei Aktionen, die 1982 ins Lebens gerufene „Friedensinitiative in der Br. Landeskirche“ hatte zu einem Fasten aufgerufen und ein Fastenzelt auf der Wiese neben dem Tagungsgebäude aufgeschlagen. Sie erhielt auch Rederecht während der Synode. Aber die Synodalen selbst oder die Ausschüsse hatten keine Anträge vorbereitet. Es wurden auch keine konkreten Resolutionen und kein Wort an die Gemeinden verfasst, obwohl die Stimmung in der Bundesrepublik durch die auf die Spitze getriebene Raketenkonfrontation der beiden Supermächte zu einer Stellungnahme herausforderte. Ein dazu gebildeter Synodalausschuss konnte sich in den folgenden Jahren zu keinem mehrheitlichen Ergebnis durchringen. Er verwies schließlich auf die Erklärung der lutherisch - sächsischen Landeskirche.
Auch die Südafrikafrage war in der Bundesrepublik heftig umstritten, nämlich ob ein totaler Boykott der südafrikanischen, weißen Apartheidsregierung politisch und nun auch ethisch vertretbar sei. Die Frauenhilfen hatten seit Jahren einen Boykott von Südafrikafrüchten propagiert. Anders als bei der Friedenssynode lagen dieses Mal der Landessynode zwei Anträge vor, einer vom Synodalen Adam verantwortete Antrag, und einer vom Gemeindeausschuss. Die Landessynode sah sich nicht in der Lage zu entscheiden und verwies beide Anträge wieder an die Ausschüsse zurück.

Themensynoden
Unter der Leitung des Gemeindeausschussvorsitzenden Kraft, der die vier Themensynoden „Kirche auf dem Lande“, „Seelsorge“ „Glauben heute“ und „Kirche in den 80iger Jahren“ vorbereitete, wurde die Arbeit durch Beteiligung von Synodalen im Vorfeld auf eine auf mehr Beteiligung zielende Grundlage gestellt. Auch die mehr zufälligen Aussprachen über den Tätigkeitsbericht der Kirchenregierung wurden von Synodalen durch Kurzbeiträge nun vorbereitet und strukturiert. Mit „der Kirche auf dem Lande“ wurde seit langer Zeit erstmals der Tatsache Rechnung getragen, dass neben den großen Stadt- und Stiftskirchen in Braunschweig, Goslar, Helmstedt, Salzgitter, Königslutter und Gandersheim die Mehrzahl der Gemeinden eben auf dem platten Lande liegen und ein Pfarrer bis zu vier Gemeinden zu verwalten hat. Die anderen Themen „Seelsorge“ und „Glauben heute“ wurden in der theologischen Literatur breit behandelt. Der Wunsch nach „mehr Seelsorge“ in einer nach außen nur noch technisch verwalteten Kirche wird bei allen Nachfragen besonders hervorgehoben. Zum Thema „Glaube heute“ hatte die EKD eine Denkschrift herausgegeben, an der der Referent vor der Landessynode, der hannoversche Landesbischof Hirschler, federführend beteiligt war. Ein Glanzpunkt der Synodengeschichte war die Maisynode 1984 „Kirche in den 80iger Jahren“ wegen seiner überaus anregenden und weiterführenden Referate.
Alle vier Synoden schlossen mit einer Reihe von Anträgen, aber bei den Synodalen entstand der Eindruck, dass die Umsetzung der Beschlüsse ein zweiter schwieriger Schritt sei. Immerhin gingen aus der Arbeit des Gemeindeausschusses mehrere auch in der nächsten Sitzungsperiode weiterverfolgte Neugründungen hervor: die Schaffung des Amtes einer Frauenbeauftragten und einer Kammer für Frauenfragen, der Ausschuss „Schacht Konrad“, der sog. „Aidsausschuss“, der sich vorbehaltlos mit allen damit zusammenhängenden Fragen stellen sollte und die Kammer für Öffentlichkeit. Es war auch weit über Braunschweig hinaus ein populärer kircheninterner Vorwurf, die Kirche stelle sich nicht positiv genug in der Öffentlichkeit dar. Dazu wurde nun eigens ein Informations- und Presseamt der Landeskirche allerdings im Landeskirchenamt eingerichtet und mit Pfarrer Hempel besetzt. Der Landessynode wurde ein grundsätzliches Papier zur Öffentlichkeitsarbeit vorgelegt. Mit diesen Maßnahmen hoffte man auch, der steigenden Zahl der Kirchenaustritte begegnen zu können. Die vom Synodalen Fürst angeregte Aktion „Synodale besuchen aus der Landeskirche ausgetretene frühere Kirchenmitglieder“ wurde zwar dokumentiert, aber ihre Ergebnisse verschwanden, so kritisierte es der Synodale Fürst, in den Schreibtischen des Landeskirchenamtes.

Kirchbau
Einem Bericht von Baurat Renner für den Bauausschuss folgend wurden 1982 - 1989 die Thomaskirche auf dem Heidberg für 2.45 Millionen DM gebaut und 1989 eingeweiht, und die Erweiterung der Kirche in Weddel für 1.147 Millionen DM 1986 abgeschlossen. Gemeindezentren wurden in Erzhausen 1984, an der Friedensgemeinde in Salzgitter - Lebenstedt 1988 für 1.6 Millionen DM und in Ohlhof, Goslar 1987 für 1.885 Millionen DM abgeschlossen. Gemeindehäuser wurden 1983 in Rühen, Lutter a.B. und Danndorf eingeweiht, 1987 in Essinghausen und St. Christopherus, Helmstedt 1989 und zwei Pfarrhäuser in der Markusgemeinde in Lebenstedt 1989 und in Langelsheim mit einem Gemeinderaum 1987 errichtet. Die Emmauskirche in der Weststadt-Braunschweig wurde am 13. März 1983 eingeweiht.

Finanzen
Obwohl die Anzahl der Kirchenmitglieder zwischen 1982 und 1989 um 26.000 Kirchenmitglieder, nämlich von 531.000 Personen auf 505.000 Kirchenmitglieder, sank, erfuhr
das Haushaltsvolumen das landeskirchlichen Haushaltes wiederum eine enorme Steigerung. Die geschätzte Summe des Voranschlages betrug 1982 107.210.900,00 DM und 1989 128.422.600, 00 DM. Der Vollzug dagegen markierte eine erheblich größere Steigerung, nämlich von 124.867.167,22 DM (1982) auf 169.040.561,46 DM (1989) Diese Steigerung war nur möglich durch die Steigerung der tatsächlichen Landeskirchensteuern von 99.390.000 DM (1982) auf 129.695,000 DM (1989). Der Finanzdezernent schlug dem Finanzausschuss in der Regel sehr niedrige Schätzungen der eingehenden Landeskirchensteuern vor, um die Differenz zwischen geschätzter und tatsächlicher Landeskirchensteuer dem Ausgleichsstock zuzuführen. Der Ausgleichsstock, dessen Summe dem direkten Zugriff der Kirchengemeinden entzogen ist, schwoll von 8.657.499,82 DM auf 29.641.273,55 DM an. Diese ungesunde der Entwicklung, die die Kirchenvorstände nur dazu ermunterte, sich bei „geschickter Kirchendiplomatie“ auf Zuwendungen aus dem Ausgleichsstock zu verlassen, hatte allerdings eine lange Vorgeschichte und dauerte noch Jahrzehnte an.

Die Kirchenpresse

Verlust für die Kirchenpresse

Die Kirchenpresse (zunächst das Braunschweigische Volksblatt, später Der Sonntag, dann die Evangelische Zeitung) berichtete ausführlich über die Arbeit der Landessynode. Dies war das Verdienst der engagierten Redakteure Richard Grunow (gest. 1968), Hans Otto (gest. 1985) und Joachim Guhde (gest. 1991).

Unten: Joachim Guhde bei einem Interview mit dem im Ruhestand befindlichen OLKR Max Wedemeyer
Hans Otto (Jahrgang 1941) war von 1969 bis 1985 Redakteur der Evangelischen Zeitung. Er stammte aus Thürigen und hatte Kirchenmusik studiert. Er veröffentlichte zahlreiche Abhandlungen zur preussischen Geschichte und schied mit 44 Jahren aus dem Leben.

Hans Otto

Joachim Guhde



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Impressum  http://bs.cyty.com/kirche-von-unten/archiv/gesch/Synode/, Stand: August 2020, dk