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[Kirche von unten]

Ansichten einer versunkenen Stadt

Die Braunschweiger Stadtkirchen 1933 - 1950

von Dietrich Kuessner



Einleitung

 

Die vorliegende Arbeit schließt an die Ausstellung über den Kirchenbau zur Zeit des Nationalsozialismus im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland und speziell in der Stadt Braunschweig an, die im Sommer 2009 in der Brüdernkirche gezeigt wurde. Es gab außerdem eine Reihe von vorausgegangenen Arbeiten über einige Stadtkirchengemeinden aus meiner Feder, an die ich anknüpfen konnte und von denen einige auch im Druck erschienen sind.

Ich habe von meinem früheren, jahrzehntelangen Pfarramt in den Kirchengemeinden Offleben und Reinsdorf-Hohnsleben vorrangig die ländlichen Bezirke unsere Landeskirche im Blick gehabt und die Abläufe in der Landeshauptstadt nur in gesamtkirchlichen Zusammenhängen betrachtet, aber nicht für sich. Ich halte insgesamt die Schilderung der Landesgeschichte für hauptstadtlastig. Die ländlichen Regionen kommen in der Regel zu kurz. Ich habe das kürzlich am Beispiel der Soldatenräte nachgewiesen.

Aus berufenem Mund erhielt ich den Bescheid, die Quellenlage sei dünn. Die Aktenbestände des Stadtkirchenamtes und der Innenstadtkirchen mit ihren Pfarrarchiven waren im Oktober 1944 verbrannt. So verfestigte sich eine mündliche Überlieferung vom enormen Aufbauwillen der Stadtkirchen in der Nachkriegszeit. Es waren zwar aus Anlass der Wiedereinweihung der Stadtkirchen und von Jahrhundertjubiläen verschiedene Festschriften erschienen, oft von Zeitzeugen, die jedoch den hier beschriebenen Zeitraum ausließen. Hitler hatte gar nicht gelebt, eine zeitgerechte Verhältnisbestimmung erübrigte sich. Diese Überlieferung wird mit der vorgelegten Abhandlung überprüft.

Wer die Stadtgeschichte im Zusammenhang mit der Landeskirchengeschichte verstehen möchte, der greife zu der im vorigern Jahr erschienenen Gesamtkirchengeschichte vom Mittelalter bis zur Neuzeit oder in kürzerer Form von Dieter Rammler „Hinter jedem Hügel eine Kirche“ oder zur Übersichtdarstellung „Die Geschichte der Braunschweigischen Landeskirche 1930-1947 im Überblick“, auch im Jahrbuch für Niedersächsische Kirchengeschichte greifbar. 

Als Begleitlektüre empfehle ich Wolfgang Jünkes „Zerstörte Kunst aus Braunschweigs Gotteshäusern“ von 1994.

Erst während der Arbeit entstand der Plan, auch einen Blick auf die katholische Nachbarkirche zu riskieren. Beide Kirchen nehmen sich seit längerem als Nachbarn wahr. Sie sind sogar zeitweise im Gespräch. Es sind meist Plaudereien über den Nachbarzaun. Man überlegt, ob man sich nicht häufiger besuchen sollte, ja sogar, ob man nicht auch gelegentlich zusammen essen könnte. Das steht dahin. Allerdings schläft jeder in seinem Revier. Es ist also ein Blick nicht aus dem Innenleben der Nachbarkirche, der gewiss völlig anders aussehen würde, sondern mit dem eingeschränkten, zugelassenen Blick aus der Nachbarschaft entstanden, zum besseren Kennenlernen und als Gelegenheit zum Austauschen.

Bei der Arbeit kam ich mir wie ein Tiefseetaucher vor, der auf dem Meeresboden der Stadtgeschichte an von Schlick und Schlamm überwucherten Ruinen vorbeiglitt, aus einer nunmehr 80 Jahre zurückliegenden Zeit, die im April 1945 versenkt und sich selbst überlassen wurden.

 

In den verschiedenen Stadien der Entstehung ist die Arbeit kritisch und aufmunternd durchgelesen worden von Kurt Dockhorn, Christa Duesberg, Herbert Erchinger, Wilfried Klebe, Kristina Kühnbaum-Schmidt und Dieter Rammler, wofür ich ihnen sehr dankbar bin.

 

Obwohl der Inhalt kein Ruhmesblatt der Stadtpfarrerschaft und gelegentlich auch anstrengend zu lesen ist, hat die Propstei Braunschweig die Veröffentlichung mit einem namhaften Beitrag ermöglicht.

 

Die Arbeit erscheint als 13. Band der Reihe Arbeiten zur Geschichte der  Braunschweigischen ev.-luth. Landeskirche im 19. und 20. Jahrhundert, die vom Freundeskreis für Braunschweiger Kirchen- und Sozialgeschichte herausgegeben wird, der 2012 sein 30jährigens Bestehen feiert. 

 

Braunschweig Dezember 2011



Zum Kapitel 1: Die Braunschweiger Stadtkirchen um die Jahreswende 1932/33




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Impressum und Datenschutzerklärung Stand: Dezember 2013, dk