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[Kirche von unten]



Ansichten einer versunkenen Stadt

Die Braunschweiger Stadtkirchen 1933 - 1950

von Dietrich Kuessner


19. Kapitel

Die Volkskirche bleibt trotz Konflikten stabil 1937 - 1940

Das Modell der Volkskirche war nach 1918 als Gegenmodell zur Staatskirche vor 1918 entstanden.[1] Die Volkskirche hatte sich von der staatlichen Bevormundung getrennt und regelte in eigener Verantwortung ihre inneren Angelegenheiten. Sie hatte sich dazu eine eigene Verfassung gegeben. Als Staatskirche sei sie dem Volk entfremdet gewesen, nun wollte sie Kirche für alle, für das ganze Volk sein. Aus der staatskirchlichen Zeit schleppte sie allerdings noch den Anspruch auf die alleinige Deutungshoheit in Fragen von Sitte und Religion mit. Hitler schien ihr diesen Anspruch mit seiner Regierungserklärung von 1933 zu bestätigen. Es verbarg sich hinter diesem Anspruch die alte Sehnsucht der Kirche, die ganze deutsche Gesellschaft möge eine christliche sein, das Deutsche Reich ein christliches Reich. Das war Volkskirche pur. Diese Sehnsucht wurde durch die Kircheneintrittswelle 1933/34 prall gefüllt. Aber das Blatt wendete sich. War die Volkskirche in Gefahr?

 

Beginn der Kirchenaustritte

1937 machte in der Stadt Braunschweig ein Gerücht die Runde, wonach 40.000 Braunschweiger aus der Kirche ausgetreten seien.[2] Das war vor drei Jahren noch undenkbar. Der damalige Trend „Hinein in die Kirche“ hatte sich gedreht. Bemerkenswert war, dass sich das Gerücht hartnäckig hielt und den Braunschweiger Propst zu einem Dementi veranlasste. Die Zahl 40.000 bezeichne sämtliche Austritte in der Stadt seit dem Jahr 1874 und habe keinen aktuellen Bezug. Im Gemeindeblatt von Katharinen im November 1937 nannte der Propst folgende Zahlen aus dem Stadtkirchenamt:

Vom 1.2.1933 – 1.9.1937 erfolgten in der Stadt Braunschweig 5.137 Eintritte und 3.647 Austritte.[3]

Da die Austritte  1933 bis 1935 sehr gering waren, hatte also die Austrittswilligkeit in den letzten beiden Jahren erheblich zugenommen, aber der Propst konnte beruhigend melden, dass die Eintritte die Austritte insgesamt immer noch überwiegen. Das Dementi des Propstes war ein Hinweis auf die Irritation in der Pfarrerschaft. Sie hatte den Zusagen Hitlers vertraut, die beiden christlichen Kirchen in seine Gesamtpolitik positiv einzubeziehen. Die Kirchenaustritte passten nicht zu ihrem Bild, das sie sich von Hitler und seiner Politik gemacht hatten.

Ab 1937 vermehrten sich die Austritte dramatisch: in der Landeskirche waren 1937: 4.262 Personen; 1938: 4.573; 1939: 4.925 Personen aus der Kirche ausgetreten. Das war die höchste kontinuierliche Zahl seit Bestehen der Möglichkeit zum Kirchenaustritt. Am 15. 1. 1938 teilte Propst Leistikow Bischof Johnsen mit, dass allein für den Monat Dezember 1937 900 Kirchenaustritte beim Amtsgericht Braunschweig  angemeldet seien.[4]

Für die Stadt Braunschweig meldete v. Schwartz folgende Zahlen: 1935: Eintritte 513; Austritte: 495; 1936: Eintritte: 287; Austritte: 1.144; 1937: Eintritte: 166; Austritte: 3.197.[5] Aus der Jahresübersicht der Jakobigemeinde sind folgende Zahlen ersichtlich: 1935: 63 Eintritte, 25 Austritte; 1936: 96 Eintritte, 56 Austritte; 1937: 16 Eintritte, 145 Austritte.[6]

Propst Leistikow trug die Namen aller Austretenden aus seiner Martin-Luthergemeinde in ein besonderes Heft ein. Nach seinen Angaben betrug der Anteil der Ausgetretenen in seiner Martin-Luthergemeinde bei seinem Dienstantritt 1930 bereits ca 30 % der dortigen Bevölkerung. Von 1932 bis 1944 traten aus der Martin Luther Gemeinde nach einer von ihm selbst geführten Liste insgesamt 622 Kirchenmitglieder aus. Die Austritte blieben zwischen 1933 und 1935 relativ niedrig. Sie betrugen 1933: 7; 1934: 7; 1935: 29; 1936: 58 Austritte; 1937: 88; 1938: 117 Austritten. Sie nahmen danach von 1939 74 Austritte wohl kriegsbedingt auf 47 Austritte im Jahre 1940 ab, stiegen politisch motiviert 1941 auf 80 an und fielen dann von 1942 auf 31, 1943 auf 13, 1944 auf 4 Austritte ab.

Zu den Ausgetretenen des Jahres 1938 gehörten alle Berufsgruppen: Lehrlinge, Arbeiter, Angestellte, Freiberufliche, Buchhalter, Maschinenbauer, Bäcker, Musiker, Gebrauchsgrafiker. Sie bewohnten den Arbeiterbezirk des früheren Bebelhofes, seit 1935 in Limbecker Hof umbenannt, und die Siedlungen des Reichsbahnausbesserungswerk, aber auch die noblere Wohngegend der Charlottenhöhe, Zuckerbergweg, Brockenblick. Andere gaben statt ihres Berufe den Rang ihrer politischen Organisation an: 1935 ein SS Sturmführer und ein SS Oberscharführer; 1936 ein Hauptsturmführer; 1937 ein SS Wachmann; 1938 ein SA- Führer, 1939 ein HJ Führer, 1940 ein SS Scharführer, 1941 elf SS Sturmmänner, vier SS Rottenführer, ein Scharführer, neun Sturmmänner, 12 in der sog. Kaserne Limbecker Hof stationierte SS-Leute, 1943 ein SS Obersturmführer.

Die Eintragungen bestätigen, dass sich in den Jahren 1937 und 1938 die Austritte dramatisch vermehrten. Sie betrafen alle Berufsgruppen. Die politisch hochmotivierten Austritte erfolgten erst vor allem während der ersten Kriegsjahre. Da machte sich die Nähe der HJ Führungsakademie an der Wolfenbüttlerstraße bemerkbar, die im Gemeindebezirk lag.

 

Das Landeskirchenamt versuchte, dem Trend entgegenzuwirken und hatte den Kirchengemeinden empfohlen, ein Plakat mit folgendem Inhalt in ihren kircheneigenen Räumen aufzuhängen: „Der nationalsozialistische Staat bekennt sich zum positiven Christentum. Es wird mein aufrichtiges Bestreben sein, die beiden großen Konfessionen in ihren Rechten zu schützen, in ihren Lehren vor Eingriffen zu bewahren und in ihren Pflichten in den Einklang mit den Auffassungen und Erfordernissen des heutigen Staates herzustellen. Adolf Hitler in Hamburg am 27. August 1934.“ [7] Das Braunschweigische Volksblatt veröffentlichte den Text des Plakates im Februar 1937.[8] Ob ein solches Plakat auch in den Braunschweiger Stadtkirchen ausgehängt worden ist, lässt sich leider nicht feststellen.

 

Entkonfessionalisierung des öffentlichen Lebens und gottgläubig als dritte Konfession

Die Kirchenaustritte waren u.a. die Folge einer vom Reichsinnenminister Frick ausgegebenen Parole einer „Entkonfessionalisierung des öffentlichen Lebens“.  Der Versuch einer Gleichschaltung bzw. Nazifizierung der Kirchen war im Jahr 1933 gescheitert. Die Auseinandersetzung zwischen Deutschen Christen und Bekennender Kirche störten das Bild einer hinter der Hitlerregierung geschlossen stehenden deutschen Gesellschaft. Die Entkonfessionalisierung sollte den Kirchen den öffentlichen Raum entziehen.

Der Begriff „Entkonfessionalisierung“ ist mehrdeutig. Er ist vor allem von der katholischen Forschung als Entchristlichung interpretiert worden. Das ist einseitig. Hitler wollte Zeit seines Lebens keine Politik in schroffer Konfrontation gegen die Kirchen. Auch seine abfälligen Bemerkungen über die Kirchen in privaten Gesprächen sind kein überzeugender Hinweis auf seine Kirchenpolitik. Richtig dagegen ist, dass es nun neben den christlichen Konfessionen noch eine weitere Konfessionsmöglichkeit geben sollte. Damit fühlte sich die Kirche in der, wie sie meinte, allein zustehenden Deutungshoheit für Sitte und Religion bedroht.

 

1936 hatte der Reichsinnenminister als neue Konfessionsbezeichnung die Bezeichnung „gottgläubig“ gesetzlich eingeführt. Damit war eine unbestimmte Religiösität außerhalb der Kirchen öffentlichen Rechts gemeint. Bisher konnte der Bewohner des deutschen Reiches katholisch, evangelisch, jüdisch, auch ohne Konfession sein, nunmehr hatte er eine weitere Möglichkeit: „gottgläubig“. Unter dieser Rubrik sammelten sich jene Nationalsozialisten, die von der Kirche abrückten, aber keinesfalls als Atheisten gelten wollten. Größer war jedoch jene Gruppe von Freidenkern, die bereits aus der Kirche ausgetreten war, aber sich keineswegs als „religionslos“ bezeichnen lassen wollten. Eine weitere Gruppe bestand aus Anhängern einer nordischen Religiösität, wie sie in der Weimarer Zeit in zahlreichen kleinen Splittergruppen aufgetreten waren. Schließlich gehörten dazu auch die Anhänger der sog. „Deutschen Glaubensbewegung“, die von Prof. Hauer und Graf Reventlow 1933 ins Lebens gerufen worden war. Daher wurde bei der Konfessionsangabe etwa im Falle einer Taufe oder einer Konfirmation durchaus differenziert zwischen „gottgläubig“ und „konfessionslos“. Die ersteren waren meist Nationalsozialisten, die zweiten legten Wert auf ihre sozialistische Herkunft.

Für die Kirchen entstanden neue praktische Fragen: sollte ein Ehepaar mit einem gottgläubigen Partner kirchlich getraut werden? Sollte ein Verstorbener, der sich als gottgläubig bezeichnet hatte, kirchlich bestattet werden?  Eine grundsätzliche Klärung war fällig, die eine Kundgebung aller Kirchengemeinden am 18. Februar 1938, dem Todestag Luthers,  unter dem Thema „Gottgläubigkeit oder Christusglaube?“ in der Katharinenkirche mit einem Vortrag von Otto Henneberger „Ein Wort zur religiösen Entscheidung der Gegenwart“ bringen sollte.[9] Henneberger lehnte unzweideutig das Gottesverständnis  jener „Gottgläubigen“ ab, die einen Gott „in uns“ oder „über uns“ pflegten, und grenzte sich gegen ein in Teilen der NSDAP übliches Gottesverständnis ab. „Gottgläubig ist nicht der, welcher heute in mystischem Missverständnis von einem Gott „in uns“ schwärmt, einem aus den Kräften meines Blutes, meiner Rasse in mir geformten Gott redet. Ein solcher Gott ist gar nicht G o t t, sondern I c h  s e l b s t. Und darum nimmt solche Gottgläubigkeit weder Gott ernst, weil sie ihn  in der Natur, im Menschen, in mir, im Geschöpf also aufgehen, sich erschöpfen lässt, obwohl er doch der Unerschöpfliche ist; sie nimmt aber auch nicht den Menschen ernst, indem sie ihn zur Pflanze erniedrigt, zum Naturwesen, das nicht in letzter Verantwortung lebt“. Henneberger setzte das lutherische Verständnis des in Christus geoffenbarten „Gottes für uns“ entgegen. In der Ablehnung waren sich die kirchliche Mitte und die Deutschen Christen einig. v. Wernsdorff berichtete als Reaktion: „Voll tiefer Ergriffenheit nahm die Gemeinde die rechte evangelische Verkündigung dieses Vortrages mit dem zweiten Vers des Lutherliedes auf und ging dann nach Luthers Abendgebet, Vaterunser und Segen still und hoffentlich gestärkt zu einem frohen, freien, starken Christusglauben in unserem geliebten deutschen Volk  in ihre Häuser.“[10] Diese Kundgebung mit ihrer deutlichen Abgrenzung zum Trend einer entkonfessionalisierten Öffentlichkeit zeigt auch den beträchtlichen Freiraum zu kritischen Äußerungen noch im Jahr 1938.

Die Frage, wie sich ein Pfarrer bei der Taufe eines Kindes von gottgläubigen Eltern  oder der Trauung eines gottgläubigen Ehepartner oder bei der Beerdigung eines gottgläubigen Braunschweigers verhalten sollte, wurde vom Ortspfarrer unterschiedlich entschieden.

 

Säkularisierung?

Dass die hochgeschnellten Austrittszahlen sich nicht dazu eignen, eine besondere Kirchenfeindlichkeit im gesamten nationalsozialistischen Milieu zu behaupten, ergibt sich aus einem Blick auf die Konfessionsstatistik der Stadt Braunschweig nach der Volkszählung aus dem Jahre 1939.[11]

 

Konfessionsstatistik für die Stadt Braunschweig

Datum

Gesamt

Evangelisch

katholisch

Jüdisch

Freidenker

16.06.1925

146.725

120.697

82,30%

8.382

5,70%

939

0,60%

16.707

11.4%

16.06.1933

156.840

122.533

78,10%

7.650

4,90%

682

0,40%

25.979

16.60%

17.05.1939

189.628

135.110

71,30%

15.281

8,10%

179

0,10%

39.058

20.60%

 

Die Zahl der Gesamteinwohnerschaft war aus verschiedenen Gründen, vor allem aber durch die Eingemeindung der Außenbezirke, erheblich gewachsen. Dadurch stieg auch die Zahl der evangelischen Gemeindemitglieder in der Stadt um 13.000 Mitglieder. Diese Zunahme machte den Bau von vier Kirchen nötig. Trotzdem fiel der prozentuale Anteil der Evangelischen an der Gesamtbevölkerung von 78% auf 71 %. Zugleich stieg nicht unerheblich der prozentuale Anteil der der Kirche nicht angehörenden Freidenker von 16,6 % auf 20,6 %. Die Zahl der Freidenker von 39.058 entsprach ziemlich genau der 1937 kursierenden Zahl von 40.000 der Kirche nicht angehörenden Braunschweigern.

 

Der Blick auf die Konfessionsstatistik führt zu der Frage, ob es Ende der 30er Jahre einen Säkularisierungsschub in der Landeskirche, aber auch darüber hinaus in der gesamten Deutschen evangelischen Kirche gegeben hat. Nach 1945 wurde der Nationalsozialismus dämonisiert und als säkulare Erscheinung verstanden mit der für die Kirche angenehmen Nebenfolge, dass ihr eigenes kooperatives Verhältnis verschleiert wurde. Gegen einen Nationalsozialismus als säkulare Erscheinung konnte es nur Widerstand geben, so folgerte man. Beide passten nicht zusammen: der gottlose Nationalsozialismus und die bekenntnisbestimmte lutherische Kirche. Also wurde der Nationalsozialismus den Säkularisierungserscheinungen des 19. Jahrhunderts zugerechnet. Tatsächlich gab es in der nationalsozialistischen Bewegung kirchenfremde Repräsentanten wie Rosenberg, Himmler und Borrmann. Aber sie repräsentierten keineswegs die gesamte Palette dessen, was zur Zeit des Nationalsozialismus möglich war. Hitler war Patenonkel der Tochter von Göring, was in der Parteizentrale Erstaunen erregt hatte. Da Hitler im Stande eines gläubigen Katholiken gestorben sei, ordnete der Vorsitzende des deutschen Bischofskonferenz 1945 ein Requiem für Hitler an,[12] wozu es in Deutschland zwar nicht mehr kam, aber in Spanien. Der Braunschweiger Ministerpräsident Klagges ließ seine Kinder in den Kriegsjahren konfirmieren und nahm selber in Uniform am Konfirmationsgottesdienst teil. Sein Kirchenaustritt erfolgte 1943 auf Druck des Gauleiters.

Zwischen 1933 und 1939 ging man vor allem in den Kirchen von der Zielvorstellung eines nationalsozialistischen Staates als eine dem Christentum verpflichteten Staates aus. Immer wieder fiel der Begriff vom „christlichen Staat“. Der Nationalsozialismus wurde daher geradezu als das Ende des Säkularismus und nicht als dessen Höhepunkt verstanden. So argumentierte der Braunschweiger Domprediger in seiner Schrift „Das Ende des Säkularismus“.

Es ist mir zweifelhaft, die Gesamterscheinung des Nationalsozialismus als Säkularisierung zu interpretieren. Ein Teil der neueren Forschung vor allem der Enkelgeneration geht leider wieder auf die Nachkriegsdefinition des Nationalsozialismus als säkulare Erscheinung zurück.[13]

 

Taufen in der Stadt 1937-1940

Ob und wie das kirchliche Leben von dieser angeblichen Säkularisierung erfasst worden ist, veranschaulicht ein Blick auf die Taufen und Trauungen in jener Zeit. Diese lassen sich anhand der vorliegenden Kirchenbücher sogar für die einzelnen Kirchengemeinden ermitteln.

 

 

 

Taufen in der Stadt Braunschweig 1934-1942

 

 

 

Jahr

Andreas

Kathar

Michael

Pauli

Johan

Jakobi

Mart L

St. Geor

Siedl Lehn

 

1934

210

242

134

233

196

195

41

27

 

 

1935

198

144

108

257

177

171

94

86

5

 

1936

155

135

137

223

171

203

88

113

91

 

1937

147

109

136

241

138

147

58

106

85

 

1938

93

102

84

227

138

122

85

178

73

 

1939

88

80

103

170

164

126

64

205

50

 

1940

102

113

115

179

203

141

94

221

56

 

1941

97

72

97

213

162

136

110

196

61

 

1942

108

88

116

223

145

138

90

156

56

 

 

In den Innenstadtkirchen (Andreas, Katharinen) nahmen die Taufziffern deutlich ab. Dabei ist es unangemessen, die besonders angeschwollenen Zahlen von 1934 zum Maßstab zu nehmen. In den Stadtrandgemeinden dagegen (Martin Luther und St. Georg) nahmen sie enorm zu. In den beiden erst seit 1900 bestehenden Gemeinden Pauli und Johannes verblieb Pauli mit seinem überwiegend großbürgerlichen Hintergrund in den  traditionell kirchlichen Geleisen. Die sehr hohe Taufziffer in der Johanniskirche von 203 Taufen im Jahre 1940 ist auffällig und bedarf noch der Erklärung.

Insgesamt lässt sich aber resumieren: der kirchliche Taufbetrieb ging auch in der nationalsozialistischen Zeit ungehindert weiter. Die Taufe wurde begehrt und vollzogen.

 

Kirchliche Trauungen und „Eheschließung unter der Fahne“

Ein anderes Bild vermittelt die Tabelle der kirchlichen Trauungen in jener Zeit:

 

Kirchliche Trauungen in der Stadt Braunschweig 1933 – 1939

 

 

 

Jahr

Andreas

Kathar

Martin

Magni

Ulrici

Petri

Michael

Dom

Pauli

Johan

Jakobi

Mart L

Rühme

Bugen

St. Geor

1933

77

78

65

64

30

34

69

26

139

113

56

 

 

 

 

1934

107

99

103

95

43

39

106

14

181

159

94

12

 

11

8

1935

82

75

82

58

50

44

87

16

159

110

88

27

 

12

17

1936

55

59

77

66

30

36

71

21

159

93

80

19

6

15

19

1937

41

54

55

59

30

29

67

13

129

105

55

27

5

6

22

1938

37

42

43

52

26

19

52

4

106

70

61

15

2

11

14

1939

28

34

27

35

24

15

50

0

80

46

46

18

3

8

13

 

Der Wunsch nach einer kirchlichen Trauung nahm deutlich ab. Die Anzahl der kirchlichen Trauungen verringerte sich in allen Stadtkirchen um die Hälfte. Das ist auffällig im Verhältnis zu der hohen Trauziffer des Jahres 1934. In neun Kirchen hatte die Trauziffer 1934 einen besonderen Höhepunkt erreicht, der ebenfalls nicht zum Maßstab gemacht werden kann. Aber es wurden 1938 und 1939 auch nicht die Trauziffern von 1931 und 1932 erreicht. Die kirchliche Trauung war offensichtlich nicht mehr so üblich und begehrt.

Pfarrer Heinrich Lachmund beschrieb die Situation für die Landeskirche folgendermaßen:

„Wir erleben die zahlreichen Austritte aus der Kirche, die Unterlassung der kirchlichen Trauung, nur 25 Prozent der Eheschließungen werden zeitweise und an manchen Orten getraut  - die welken Blätter fallen ab, sagen die einen, „reisende Leute soll man nicht aufhalten“, sagen die andern,  aber andere sehen traurig, wie leichtherzig man das Band mit der Kirche löst, und die kommende Generation ist durch kein Band mehr mit der Kirche verbunden“.[14]

Zu dieser Situation veröffentlichte der Jakobipfarrer Gerhard Kalberlah  einen grundsätzlichen Aufsatz, den er am 26. Februar 1939 auch in der Brüdernkirche als Vortrag gehalten hatte.[15]

Er ging dabei auf die Dienstanweisung des Reichsinnenministers für die Standesbeamten ein, die eine besonders feierliche und  würdige Form der standesamtlichen Eheschließung vorsah. Man nannte das volkstümlich die „Trauung unter der Fahne“. Diese Möglichkeit war auch im Braunschweiger Rathaus geschaffen worden. Der Raum im Standesamt war mit Fahnen, Blumen und Führerbüste besonders hergerichtet. Nach jeder Zeremonie gab es Hitlers „Mein Kampf“ als Geschenk für die Eheleute. Die Partei bildete Spalier am Eingang, richtete Glückwünsche zur Zeremonie oder sogar eine deutende Ansprache über den Sinn einer nationalsozialistischen Eheschließung aus. Eheleuten, die ihre Eheschließung „feierlich“ begehen wollten, genügte oft die Zeremonie auf dem Rathaus, und  sie verzichteten auf die kirchliche Trauung. Kalberlah sah in der ausführlichen Fassung der standesamtlichen Trauung keine Konkurrenz, sondern eher das Ende eines Missverständnisses der kirchlichen Trauung als Dekorationsstück und religiösen Nimbus einer Familienfeier. Nunmehr rückte die Botschaft vom Willen Gottes über die Ehe und die Verkündigung des Wortes an die Traugemeinde in den Mittelpunkt.

 

Großveranstaltungen

Die Entkonfessionalisierung des öffentlichen Lebens bewirkte z.B., dass die Berichterstattung kirchlicher Ereignisse aus der Regionalpresse weitgehend verschwand; sie vermittelt jedoch den falschen Eindruck, als ob die Kirche tatsächlich aus dem öffentlichen Leben verschwunden war.

Es ist wenig im kirchlichen Erinnerungsbestand verankert, dass es während der nationalsozialistischen Zeit in der Stadt Braunschweig kirchliche Großveranstaltungen mit Hunderten und Tausenden von Besuchern gegeben hat.

Am 7. und 8. November 1936 versammelte sich die Ev. Jugend des Landes zusammen mit den Posaunenchören zu einem großen Luthertag. Es kamen ca 1.600 Jugendliche zusammen. Der Auftakt war am Sonnabend in der Brüdernkirche mit Grußworten vom landeskirchlichen Jugendwart Ernst Stracke und Propst Leistikow und einem Grundsatzreferat von Bischof Johnsen. Am Sonntagvormittag  waren Gottesdienste in der Paulikirche und Jakobikirche. Mittags bliesen die Posaunenchöre auf dem Burgplatz. Am Nachmittag trafen sich die Jugendlichen zur Gruppenarbeit. Zum Abschluss trafen sich die Jugendlichen in der Jakobikirche.[16] Dieses Treffen war eine sichtbare Alternative zu den Aufmärschen und Appellen der Hitlerjugend.

 

Eine weitere Großveranstaltung fand am 6. Januar 1937 statt. Der Anlass war der Beitritt der Landeskirche zum sog. Lutherrat. Der Lutherrat vereinigte die lutherischen Landeskirchen von Hannover und Bayern, außerdem von Württemberg, und hatte sich zwischen Deutschen Christen und Bekennender Kirche positioniert, also in der klassischen kirchlichen Mitte. Sie anerkannte das Hitlerregime als von Gott verordneter Obrigkeit und erstrebte eine eigenständige Rolle im nationalsozialistischen Staat. Ihr Ziel war eine lutherische Großkirche im nationalsozialistischen Großdeutschland. Unter Bischof Johnsen hatte sich die Braunschweigische Landeskirche zum Beitritt entschlossen, der mit einer Großkundgebung begangen wurde. Am Vormittag predigte in der überfüllten Magnikirche der Vorsitzende des Reichskirchenausschusses, Generalsuperintendent Zoellner, über „Jauchzet dem Herrn, alle Welt. Dienet dem Herrn mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken.“ Das war ein Leitwort für den ganzen Tag. Nach dem Gottesdienst war die  Magnikirche wiederum überfüllt mit Kirchenvorstehern aus der ganzen Landeskirche. Sie hörten eine Ansprache von Pfr. Schanze, Weimar, gegen die Irrlehren der Thüringer Deutschen Christen.  Grußworte aus Bayern sprach der Präsident Dr. Meinzolt, München und für Sachsen  Superintendent Hahn, Dresden.  Die Braunschweiger fühlten sich nicht zu Unrecht plötzlich in die große weite Welt der evangelischen Kirche in Deutschland versetzt. Aus einem zeitgenössischen Bericht:

„Als die Glocken der Magnikirche am diesjährigen Epiphaniasfest, dem 6. Januar, zu läuten begannen, horchten die Menschen erstaunt auf. Welche Macht lag heute im Geläut? Unabsehbare Scharen strömten von allen Seiten im das Gotteshaus, sodass es im Augenblick überfüllt war. Man spürte es fast, dass eine besondere Kraft  heute die Menschen herzog und mit einer starken Spannung erfüllte. Man begriff, der Tag sollte eine Frage beantworten, nämlich die Frage: Gibt es in der Kirche endlich ein Vorwärts, könne wir da ein Neues erwarten, oder will sie sang- und klanglos zu Ende gehen und dem Gegner das Feld räumen? ... Kein Zweifel, wir erlebten in wachsendem Staunen, dass wieder ein Neues bei uns werden will.“[17]

In der von 2000 Gottesdienstbesuchern überfüllten Martinikirche sprach im zweieinhalbstündigen Festgottesdienst Landesbischof Marahrens, Hannover über das lutherische Erbe, mit dem württembergischen Landesbischof Wurm wurde gemeinsam das apostolische Glaubensbekenntnis gebetet und mit der bayrischen Landesbischof Meiser das Vaterunser. Von diesem Großereignis verfasste die evangelische Pressestelle einen Bericht, der von allen Gemeindebriefen übernommen wurde.[18] 

Diesem Großereignis schloss sich eine Lutherische Woche mit Vorträgen von Prof. Elert, Erlangen Oberkirchenrat Knolle, Hamburg und Domprediger Ruff, Magdeburg an. Wiederum war die Martinikirche voll besetzt, als Männerwerkspfarrer lic. Schäfer den „Weltanschauungskampf in lutherischer Sicht“ beleuchtete. Bischof Johnsen beteiligte in seinem Schlusswort die Gemeinde mit einem laut gesprochenen gemeinsamen Bekenntnis „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“ Jahrzehnte vorher und nachher hatte ein derartiges Großereignis in den Kirchenmauern der Stadtkirche nicht stattgefunden.

 

Die Lutherischen Wochen wurden in den nächsten beiden Jahren erneut aufgenommen.

Die Lutherische Woche Januar 1938 begann wie im Vorjahr am Epiphaniastag 6.1.1938 mit einem Festgottesdienst in der Magnikirche. Die Predigt hielt Prof. Schreiner, Rostock; nachmittags sprach Oberkirchenrat Breit, München in der überfüllte Martinikirche. An den folgenden Tagen referierten in Abendvorträge Prof. Schreiner, Prof. Althaus, Erlangen, Pfarrer Otto Riethmüller, Berlin,  Pfarrer Schäfer, Wolfenbüttel. In der Schlussveranstaltung sprach Bischof Johnsen in der voll besetzten Martinikirche zum Thema: „Wo steht heute unsere Kirche?“ und antwortete: „ Sie steht unter dem Wort; sie steht auf dem Bekenntnis; sie steht mitten im Volk“.[19]

Höhepunkt der Lutherische Woche Anfang Januar 1939 im Martini und Magni war ein Vortrag von Pfarrer Heinemann, Frankfurt, über „Positives Christentum“.

 

Die Brüdernkirche Mittelpunkt großer Veranstaltungen

Dem Brüdernpfarrer Dr. Kurt Uhrig gelang es, die Brüdernkirche zum Mittelpunkt großer Veranstaltungen „des evangelischen Braunschweig“ zu machen.

Die Lutherausstellung

Im Mai 1938 fand in  den Räumen der Brüdergemeinde eine Lutherausstellung statt, die von Propst Leistikow eröffnet wurde[20]  Darin rückte er zahlreiche verzerrte, zeitgenössisch eingefärbte Lutherinterpretationen zurecht und kehrte das theologische Profil Luthers in den Vordergrund. Arno Deutelmoser hatte 30 jährig eine Arbeit „Luther, Staat, Glaube“, verfasst, erschienen 1937, in  der er Luther gar nicht mehr als Theologen verstand. Von Arno Thiel war 1933 und 1935 eine zweibändige, flott geschriebene Lutherbiographie erschienen, zwar mit zeittypischen Überschriften versehen („Luther der Führer, Luther der Kämpfer“), aber zum Einlesen in das Leben Luthers durchaus brauchbar. Propst Leistikow kehrte dagegen in seiner Predigt die Gottesfrage als das entscheidende Erbe Luthers heraus.

Im Hohen Chor der Brüdernkirche waren die Lebensstationen Luthers dargestellt, im Bugenhagenzimmer die von Frau Käthe Luther, Zitate prominenter Deutscher sollten den Besucher ermutigen, sich auf Luther einzulassen. Eine Geistliche Abendmusik der Sing- und Spielgemeinde Petri, zwei Vorträge eines vom Katholizismus zum evangelischen Glauben konvertierten Pfarrers Peter Heinemann aus Frankfurt, und eine Ansprache von Landesbischof Johnsen gehörten zum umfassenden Programm. Brüdern war zu einem kirchlichen Mittelpunkt geworden.

 

Volksmissionswoche

In der Woche vor dem 1. Advent 1938 hielt Pfarrer Heinemann eine sechstägige Volksmissionswoche mit Abendvorträgen ab. Die Themen lauteten unter anderem: „Was folgt nach dem Tode?“, „Was haltet ihr von Christus?“, „Christus im Leben der Helden und Kämpfer“, „Der deutsche Michael“. Die Brüdernkirche war Abend für Abend überfüllt und beim Abschlussgottesdienst teilten neun Stadtpfarrer das Abendmahl an mehr als tausend Besucher aus. Es herrschte Kirchentagsstimmung.

„Es waren große Stunden, die das evangelische Braunschweig erlebte. So vieles hat er (Heinemann) ausgesprochen, was uns allen unbewusst auf der Seele lag und seine gläubige Fröhlichkeit zündete die Herzen an. Mir will es scheinen, als habe Gott selbst uns Braunschweigern eine Adventspredigt gehalten, die nicht nur in der Brüdernkirche laut wurde, sondern die die erfassten Herzen hinaustrug in unsere Stadt“.[21] Aber die Volksmission ließ es nicht an der fälligen Loyalität fehlen: „Diese Tage haben es bewiesen, dass der Wille groß ist nach einer einigen starken evangelischen  Kirche im Dritten Reich, die ihre Pflicht tut in Dienst an Führer und Volk.....und weil der Aufbruch unseres Volkes gottgewollt ist, wird der Herr der Kirche auch seine Gemeinde wachsen und werden lassen, in der frohe Deutsche und gläubige Christen ihren Dienst tun in aller Treue zum Führer und zum Reich.“[22]

Im Frühjahr 1939 hielt Heinemann von Mittwoch bis Samstag nach Ostern erneut volksmissionar­ische Vorträge als „Nachmission“. Das kirchliche Presseecho war enorm: „Wie im letzten Herbst die große Brüdernkirche zu klein war, als Pfarrer Heinemann aus Frankfurt a. Main eine Volksmissionswoche abhielt, so war auch bei den Tagen der Nachmission der Besuch der Abende so stark, dass die Kirche kaum alle Besucher fassen konnte.. es war ein begieriges und williges Hören unter den Besuchern auf all das, was mit Ernst und Nachdruck über die letzten Fragen christlicher Gläubigkeit  gesagt wurde.“ [23]  Auch diesmal konnte die Kirche die Besucher kaum fassen, berichtete Uhrig im Gemeindebrief. „Brach in allem das fröhliche, verantwortungsvolle Zeugnis der frohen Botschaft unserer Kirche durch, so zielten alle Abende hin zu der radikalen Entscheidung für oder gegen Christus, vor die sich unsere Generation gestellt sieht. Ernst und zugleich dankbar bewegt ließ die Gemeinde sich immer wieder zeigen, wie echte tiefe Gläubigkeit immer hineinführt in eine absolute, restlose Hingabe zur Bereitschaft und in ein unwandelbares und unabdingbares Treueverhältnis zu Volk und Reich.“ [24] Dem Volksmissionar Heinemann ging es vor allem um die Entscheidung für Christus, und zugleich war er bemüht, keinen politischen Gegensatz aufzubauen. Die Entscheidung für Christus bedeute zugleich Hingabe an Volk und Dritte Reich. Christenkreuz und Hakenkreuz sollten sich also zum Ärger der Partei in einem ausgeglichenen Verhältnis befinden. Eine weitere geplante Volksmissionswoche im November 1939 musste ausfallen, weil Heinemann zur Wehrmacht einberufen wurde.

 

Bei solchen volksmissionarischen Veranstaltungen konnte sich der Ton auch überschlagen,  wie bei der Veranstaltung in der Katharinenkirche am 20. September 1937, wo der Hamburger Volksmissionar Pfarrer Juhl redete. Das Kreuz rufe in die Entscheidung. Daran komme keiner vorbei. Wir predigen den gekreuzigten Christus. Das Wort ist unsere Waffe. „Durch dieses Wort klingt hindurch der Befehl der Mobilmachung zum großen Weltkrieg, zum Krieg um den Gekreuzigten. Wir proklamieren schon jetzt den Sieg des Königs aller Könige, den Sieg des Gekreuzigten über Tod und Teufel, über alle Völkerwelt. Dieser Heilsruf fordert unbedingte Gefolgschaft. Das Kreuz wird siegen, und in diesem Zeichen wirst du siegen. Deutsches Volk, willst du siegen?“ [25]Das klang wie die Kehrseite des Goebbelsschen Propagandatones. Für die Katharinenkirche eine Peinlichkeit.

 

Sammlung der Gemeinde

Es gab auch eine mehr nach innen gewendete, neue Gottesdiensterfahrung. Es ist eine alte Erfahrung dass widrige Zeiten die Gemeindemitglieder zusammenrücken lassen. Das gab es auch in der Stadt Braunschweig. Der Volksmissionar Heinemann hatte 1938 während seiner Volksmissionswoche jeden Tag mit einer Morgenandacht in der Petrikirche begonnen. Diese Sitte wurde in den folgenden Monaten weitergeführt. „Wir Braunschweiger gehören zu den Städten, in denen Tag für Tag ein Gottesdienst gehalten wird. Wissen wir, was das bedeutet?“, fragte Pastor Uhrig.[26]  Die Morgenandacht begann um halb neun und dauerte zwanzig Minuten. Die Ordnung bestand aus Lied, Lesung, Gebet, Vaterunser, Segen. Es sammelten sich Tag für Tag rund 44 Personen, berichtete Pfarrer Lachmund in Ruf und Rüstung.[27] Im Brüderngemeindebrief war das zustimmende Echo einer Mutter, einer Frauenhilfsschwester, einer Diakonisse wiedergegeben. Andere Gemeinden folgten mit Wochentagsandachten: in der Magnikirche fanden um 9.00 Uhr Morgenandachten statt. „Am Anfang ein erfreulicher Besuch“, vermerkte die Kirchenchronik  für das Jahr 1939. [28] Die Magni- und Pauligemeinde richteten ebenfalls Morgenandachten für die Treuen in der Kirche ein.

 

Gemeindeübergreifende Veranstaltungen

Es waren nicht nur Veranstaltungen mit auswärtigen, prominenten Gästen, die die Braunschweiger Stadtkirchen füllten, sondern die Atmosphäre der öffentlichen Entkonfessionalisierung führte die verschiedenen Gruppen der Kirchengemeinden nunmehr verstärkt zu gemeinsamen Jahresfesten zusammen.

Beliebt waren auch die seit langem gemeinsam gefeierten Stadtmissionsfeste in der Klosterkirche Riddagshausen, die auch in dieser Zeit fortgesetzt wurden, 1937 am 29. August mit einem Vortrag von Missionsdirektor Ihmels, Leipzig,[29] 1938 am 4. September mit Kirchenrat Otto, Leipzig, Johnsen und Leistikow.

Diese zahlreichen, überdurchschnittlich besuchten Veranstaltungen sind neben der alltäglichen Arbeit in den Kirchengemeinden doch ein  Zeichen für die volkskirchliche Lebendigkeit in den Braunschweiger Stadtkirchen.[30]

 

Andachten von Oberkirchenrat Röpke im Braunschweiger Allgemeinen Anzeiger 1938

Die Doppelgesichtigkeit der volkskirchlichen Struktur ermöglichte Freiräume, die heutzutage überraschen. Wer hätte es für möglich gehalten, dass in einer gleichgeschalteten Presse im 5. Jahre der Regierung Hitler in der Regionalpresse noch Andachten gedruckt werden. In der Stadt Braunschweig gab es so was.

Zum 50jährigen Bestehen des Braunschweiger Allgemeinen Anzeigers im Jahre 1936 bedankte sich Landesbischof Johnsen bei der Redaktion, „dass Sie in so positiver Weise über die Vorgänge im kirchlichen Leben unserer Landeskirche den Lesern Ihrer Zeitung und damit einer breiten Öffentlichkeit Bericht erstatten“, und „unbeirrt von allen Meinungen des Tages Ihre Einstellung zur Kirche und zum Christentum bewahrt haben“. Dabei erwähnte Bischof Johnsen, dass in ununterbrochener Folge die Sonntagsbetrachtungen von OKR Röpke veröffentlicht wurden. „Möchte der Braunschweiger Allgemeine Anzeigers auch in den kommenden Zeiten seinen segensreichen Dienst am Lande Braunschweig tun.“[31]

 

Der Brief verweist auf einen interessanten Freiraum im nationalsozialistischen  Pressewesen. Es gab für die Redaktionen, insbesondere im regionalen Bereich, durchaus Möglichkeiten, eigene Akzente zu setzen. Die Braunschweiger Tageszeitung setzte ihren Akzent in der Wiedergabe der nationalsozialistischen Parteimeinung. Sie war eine „Nazizeitung“. Der BAA schrieb dagegen zum 50jährigen Jubiläum, er wolle „nicht mehr sein als ein Heimatblatt.“ Die Gesinnung stehe hinter dem Ziel zurück, ungehindert durch heterogene politische Anschauungen eine breite Leserschaft zu gewinnen.“[32] (nach Kaiser S. 19) Als Braunschweiger Stadt- Anzeiger erschien er seit 1886, und nannte sich seit 1906 Braunschweiger Allgemeine Anzeiger. Seine Auflagenstärke betrug 1932 40.000 Stück. Er erschien auch sonntags, aber nicht montags. Als „Heimatblatt“, das am Sonntag erschien, gehörte eine „Sonntagsbetrachtung“ in das Konzept der Zeitung. Den Wunsch des Bischofs nach einer „segensreichen“ Fortsetzung über das Jubiläumsjahr hinaus erfüllte die Redaktion zunächst.

 

So erschienen auch noch im ersten Vierteljahr 1938 Andachten und Betrachtungen von OKR Röpke, die im Folgenden kurz skizziert werden.

„Nachdenkliches zum Jahreswechsel“

Die Kirchenglocken läuten das alte Jahr aus. „Zwölf feste Schläge an den Mantel der Glocken singen das Schicksalslied des sterbenden Jahres...Wenn das Jahr still zu Ende geht, erinnert uns die Zeit besonders laut und  vernehmlich an das ernste Wort: „Wir haben hier keine bleibende Statt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Gott gebe, dass wir sein Heil festhalten und uns fest im Glauben an seine Liebe und Treue in Jesus Christus seiner Verheißung getrösten. Sterbende Jahre predigen die Vergänglichkeit des Menschlebens, sie rufen aber auch auf, dankbar Gottes Hand festzuhalten. Er ist unser Friede. Herr, bleibe bei uns“. So möge das sterbende Jahr 1937 uns im Kreise der Unsrigen gerüstet finden. Wir wollen miteinander Gottes Walten sehen, das seinen Segen ausgestreut hat auf allen Wegen. Wir alle haben daran teil, unsere Familie, unser Volk und Vaterland. Nun haben wir dem alten Jahr Lebewohl gesagt und  so steht das neue Jahr 1938 bei uns und lädt uns zum Wandern ein. 

Schon läuten die Glocken von hohen Türmen, und die Schwestern in Stadt und Land stimmen ein in das Lied. Was singt es uns? Nicht ist es ein Lied dieser Erde. Nur das eine wollen uns die Glocken läuten, den Leitspruch unsers Lebens im neuen Jahr: „Das Wort unsres Gottes bleibt in Ewigkeit“. Es wird uns Segen bringen. Es ruft uns auf zum Gebet: Herr segne uns und behüte uns,  lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig,. Hebe dein Angesicht über uns und gib uns Frieden. Gott der Herr möge segnen unser Volk und Vaterland und unsern Führer, seine Kirche, uns alle miteinander. „Nur immer mutig sich hindurchgerungen/ nur stets bedachtsam weiter vorgedrungen/ nur immer fromm und froh Gott Lob gesungen/ in Liebe offen, treu und wahr/ in Wort und Werk und Wandel fromm und klar/ Das gibt gewiss ein gutes neues Jahr.“ (BAA Neujahr 1938)

 

Die Andacht am 15. Januar 1938 hat als Thema: „Was das Eis zerbricht“.

Röpke geht von der kalten  Jahreszeit aus und redete dann von Eis, das das Herz umgibt und von der zerbrechenden Macht des Gebetes.

„Tod, Sorgen, schweres Leid, Sünde und Schuld, Gottlosigkeit haben unser Herz leer gemacht. Es leuchtet kein heller Sonnenschein durch die Menschenbrust, wenn der Glaube erstorben ist und Tod, Sünden und Schmerz jeden Tag an unserer Seele nagen. Da ist wahrlich das Herz in Eis gebettet. Jeder von uns hat immer wieder allen Anlass, in seine Seele zu sehen. Lebt dort die Glaubenskraft, die einst hineingelegt ist, um uns zu segnen? Stehen wir fest in der Gemeinschaft mit Gott und seiner Gnade in Jesus Christus? Oder haben wir sie von uns geworfen und stehen allein? Es kommt darauf an, dass wir uns täglich im Gebet vor Gott stellen und die Not und Bedrückung unseres Herzens sagen. Wo das Herz stark ist in Gott und aus der Kraft seiner Stärke lebt, da weiß der Mensch auch in den schwersten Stunden, dass er nicht verloren ist, sondern Christus bei ihm steht und ihn aufrichtet...es ist so wie da draußen das Eis zerbricht: Fluten des Glaubens spülen die Not dahin. Das Leben kehrt wieder und die Hoffnung geht auf zu neuer Kraft und neuem Leben in Gott“.[33]

 

Die Andacht am 5. Februar 1938 hat den Gesangbuchvers „An Gottes Segen ist alles gelegen“

 als Überschrift

.„Gott begleitet uns mit seiner Vatertreue, die er uns in Christus offenbart“.

„Verliere nicht die Verbindung mit dem lebendigen Gott; bleibe in der Gemeinschaft mit Jesus Christus. Dein Leben steht in Gottes Hand. Durch dunkle und helle Tage leuchtet das Bekenntnis: An Gottes Segen ist alles gelegen“.[34]

 

Die Osterandacht

Der BAA machte seine Osterausgabe auf S. 1 mit der Überschrift „Großdeutsches Ostern 1938“ auf, dazu das Bild eines birkenbestandenen Weges über Land, der zu einer Kirche führt.

Darunter folgende Zeilen vom Redakteur Martin Koegel:

„Nach rauen Winterstürmen/ der Lenz die Welt bezwang/ Nun dröhnt von allen Türmen/ der Osterbotschaft Klang// Groß Deutschland ist erstanden/ aus abgrundtiefer Not/ befreit von lästgen Banden/ Das Leben zwang den Tod// Wo immer Deutsche wohnen/ der Klang ein Echo fand/ Es jauchzen Millionen/ Groß-Deutschland auferstand“.

Koegel nahm Bezug auf den Überfall deutscher Truppen in Österreich und die Einverleibung des österreichischen Staates in das Deutsche Reich Hitlers, das sich nun Groß Deutschland nannte.

 

OKR Röpke schrieb eine Andacht unter der Überschrift „Des Heilands Ostersieg“ „Ostersonne auf allen Wegen“.

„Christ ist erstanden“. Das ist die Botschaft des Osterfestes, die uns hinführt an das leere Grab des Herrn Christus und dort verkündet des Heilands Ostersieg. Der Karfreitag mit seinem Leid und Sterben ist vergangen. Es ist Ostern geworden. Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten? Der Herr ist auferstanden., er ist wahrhaftig auferstanden. So lasst uns Ostern feiern in rechter Freudigkeit unsres Glaubens und das große Geschehen unserer Tage, das unser Volk so reich gesegnet und geeint hat, durchglühen und mit erfüllen von der Freudenbotschaft von des Heilands Ostersieg.

„Ostern führt uns zur Quelle lebendigen Lebens, die nie versiegt. Es ist die große sieghafte Kraft unseres Christenglaubens, dass uns Christus durch seinen Ostersieg die große Botschaft des Lebens verkündet: „Ich lebe und ihr sollt auch leben“.

Gott spreche durch das Wunder des erwachenden Frühlings. Stets neu ergriffen stehe der Mensch vor dem Wunder der Natur. Es ist Freudenzeit. „Große Freudenzeit bricht da an, wo der Mensch die Osterglocken läuten hört und ihre Botschaft vernimmt im gläubigen Vertrauen zur Liebe Gottes, die dem Heiland den Ostersieg verlieh. Werde still am leeren Grabe des auferstandenen Christus! Öffne die Pforten deines Herzens nicht nur für die laue, warme Frühlingsluft, sondern tue auch die geheime Kammer auf für die Freude über des Heilands Ostersieg. „Wie die zarten Blumen willig sich entfalten und der Sonne stille halten, lass mich so still und froh deine Strahlen fassen und dich wirken lassen.“ So zieht Ostern herauf wie ein neuer Frühling für die Menschenseele. Ohne den Osterglauben kannst du nicht trösten, kannst nur sagen: „Es ist aus!“ Der Osterglaube aber gibt uns die Gewissheit, dass wir eine lebendige Hoffnung haben durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. An Christus hat Gott vollendet, was wir werden sollen – seine Kinder, die im Glauben die ewige Heimat suchen und sie finden in Gottes Händen. Lass drum dein Leben Glauben haben, den Glauben, den Christus uns Ostern reicht.“ Dieser Glaube rufe uns alle auf den Plan, „mit Gott Taten zu tun, zu kämpfen, zu siegen im Volk und Vaterland, an all den großen Aufgaben, die uns gestellt sind in schöner, herrlicher Größe. Geh an dein Werk und lass die Ostersonne scheinen auf allen deinen Wegen. Des Heilands Ostersieg  gibt uns nimmermüde Kraft.“[35]

 

Diese fünf Andachten scheinen die letzten gewesen zu sein, die der Braunschweiger Anzeiger im Jahr 1938 veröffentlichte.  Röpkes Andachten beschränken sich auf die pure Botschaft. Und zwar ohne Umschweife. Ostern heißt: der Herr ist auferstanden. Punktum. Das Jahresende erinnert an die Vergänglichkeit des Menschen. Röpke verwandte zur Formulierung der Botschaft oft Bibeltexte. „Der Herr ist auferstanden“ ist ein Bibelzitat.  Zum Jahresende: „Denn wir haben hier keine bleibende Staat“ ist ein bekanntes Bibelzitat. (Hebr. 13,14). „Ich lebe und ihr sollt auch leben“, steht in Johannesevangelium Kap. 14 Vers 19. Die Zitate sind nicht immer als solche gekennzeichnet. Sie gehörten zur Umgangssprache dieses Frömmigkeitsbildes. Die Botschaft verträgt keine Kritik. Röpke wandte sich nicht an fragende Leser und diskutierte mit ihnen über den Glauben. Das war für ihn der Botschaft gegenüber völlig unangemessen. Er überwand „den garstigen Graben“ der historischen Distanz von fast 2000 Jahren, indem er in seinem frommen Bewusstsein Räume öffnete, die das biblische Geschehen in die Gegenwart zog. So lud er unvermittelt den Leser ein, an das Grab Jesu zu treten und dort still zu werden. Statt kritisch  zu fragen konnte der Leser auf das Glockengeläut hören, die Glocken, die das neue Jahr einläuten oder die Osterglocken. Eine gewisse dörfliche Idylle umgibt die Andachten. Röpke setzte den frommen Menschen voraus, in dessen Seele der Glaube eingesät worden sei. Auch diese Situation setzte mehr ein hundertprozentig christlich getauftes Dorf voraus als die Großstadt, ín der 1938 wie in Braunschweig jeder fünfte nicht der Kirche angehörte und seine Kinder nicht taufen ließ. Röpke war Pfarrer auf dem Dorf Beddingen gewesen und hatte diese Pfarrstelle auch erst noch behalten als er 1934 Oberkirchenrat und Personalreferent im Landeskirchenamt wurde. Es gibt für diese Frömmigkeit nur zwei Formen, Glaube oder Unglaube. Zwischentöne, Differenzierungen erscheinen wie intellektueller Schnickschnack. Wer den Osterglauben nicht hat, ist „ohne Hoffnung“, mit dem „ist es aus“, ein trostloser Mensch. Dass es längst schon seit der Reformationszeit andere Formen der Ethik außerhalb von Bibel und Kirche gab und auch seit Lessing in der Braunschweiger Bevölkerung gelebt wurden, war diesem Frömmigkeitstyp fremd. Das Herz ist entweder vereist oder eben frei von Sünde, Tod und Teufel. „Die Hand Gottes“ ist in Röpkes Andachten ein oft zitiertes, anschauliches Bild. Der Glaube erlebt Gott als eine ausgestreckte Hand, die er nicht wieder loslassen darf. Dieser Glaube suchte „Gemeinschaft“, und zwar Gemeinschaft mit Gott. Diese Gemeinschaft wurde durch das Gebet hergestellt. Neben der „Verkündigung der Botschaft“ trat für Röpke die unaufhörlich werbende, gelegentlich imperative Ansprache des Lesers. Er solle das Gebete nicht vernachlässigen, die Gemeinschaft mit Gott wieder suchen. Zur Sprache dieses Frömmigkeitstypos gehört das Gesangbuch. Gerne zitierte Röpke Verse oder ganze Strophen aus den gebräuchlichem Gesangbuch. „Alles ist an Gottes Segen“ ist ein Liedanfang aus dem damaligen Gesangbuch (Nr. 197). Es kann noch heute unter der Liednummer 352 nachgelesen werden. „Wie die zarten Blumen willig sich entfalten“, gehört zu einem bekannten Lied zu Beginn des Gottesdienstes, das diesem frommen Bewusstsein entsprechend beginnt mit „Gott ist gegenwärtig“. Die Bilderkraft der Gesangbuchsprache und ihre schlichte Prosa machen die Andachten anschaulich und einfältig. Es ist kein Zufall, dass OLKR Röpke bei der Gesangbuchreform 1950 eisern darauf bestand, dass auch solche Choräle wie „Stille Nacht“ und „Ich bete an die Macht der Liebe“ in das Gesangbuch aufgenommen würden und, da er sich nicht durchsetzen konnte, schuf er zum Entsetzen der damaligen Hymnologen gegen den Gesamtentwurf einen eigenen Braunschweiger Anhang zum Evangelischen Kirchengesangbuch. Dieser Frömmigkeit eignet eben auch eine typische sture Beharrlichkeit.[36] Für das Jahr 1938 erwiesen sich diese Andachten von Röpke als ein unübersehbares Zeugnis für eine traditionelle, unverwüstliche Kirchlichkeit, die sich mit ihrer Botschaft aus der Öffentlichkeit nicht zurückzuziehen gedachte. Es ist aber auch kein Zufall, dass diese Andachten aus der Zeitung verschwanden, weil sie für die Redaktion und deren Hinterleute eben „zu viel Kirche“ und zu wenig Anpassung an die glorreiche Gegenwart darstellten.

Man darf diese Art von „braunschweigischen Pietismus“ nicht auf seine theologischen Schulen, Mütter oder Väter befragen. Es war eine landläufige, in Bibel und Gesangbuch befestigte, schlichte Frömmigkeit, die dann später den Anfragen junger kritischer Theologen in den 60er Jahren nicht mehr Stand halten konnte.


 



[1] Der Begriff der Volkskirche stammte aus dem frühen 19. Jahrhundert, wo er im Zuge von Romantik und nationalem Aufbruch als Gegenmodell zur Preußischen Staatskirche entstanden war. Als solches wurde er nach 1918 aufgegriffen.

[2] Gemeindeblatt für St. Jakobi 1.10.1937 S.40 Kirchenaustritt betreffend

[3] Gemeindeblatt St. Katharinen November 1937 S. 3 „Kirchen-Austritte“

[4] Leistikow an Johnsen in LAW LKA PA 1281

[5]  „Aufschlussreiche Statistik“  RuR 1939 S. 10

[6] Jahresübersicht der Jakobigemeinde für 1937 Gemeindeblatt für St. Jakobi 1. Februar 1938 S. 7

[7] Pfarrarchiv Esbeck Schreiben an alle Pfarrämter den 4.3.1937

[8] BV 7.2.1937 S.21

[9] Gemeindeblatt St. Katharinen  April 1938  S. 2 „Evangelische Kundgebung“. Bei diesem Anlass sprach Gerhard Kalberlah über „Luther in Niedersachsen“

[10] ebd

[11] Braunschweig in der Statistik Neunte Folge 1966 S. 32

[12] Klaus Scholder Ein Requiem für Hitler in: Klaus Scholder Die Kirchen zwischen Republik und Gewaltherrschaft Gesammelte Aufsätze Berlin 1988 S.228 ff

[13] Sven Granzow, Bettina Müller-Sidibe, Andres Simml Gottvertrauen und Führerglaube in Götz Aly (Hg) Volkes Stimme  Frankfurt 2006 S. 38 ff.  Sie bezeichnen den Nationalsozialismus als „verspätete Säkularisierung“.

[14] Lachmund in RuR Januar 1940 S. 4

[15] Gemeindeblatt St. Jakobi  1. April 1939 S. 15 „Eheschließung und kirchliche Trauung

[16] siehe Ernst Stracke „Luthertag 1936 Jakobigemeindebrief  1. Dezember 1936 S.46 f; Klaus Jürgens „Wir wollens unerschrocken sagen“ 66 f/

[17] Herdieckerhoff in BV 17.1.1937 S. 12

[18] Gemeindebrief für St.Jakobi  Februar 1937 „Ein kirchengeschichtlicher Tag“, Gemeindeblatt St. Katharinen März 1937; der Michaelisbote Februar-Hornung 1937;)) Sehr ausführlich berichtete das Braunschweigische Volksblatt. BV 1937 10. und 17. Januar 1937 S. 5 ff

[19] Gemeindebrief für St. Jakobi 1.2.1938

[20] Predigt zur Eröffnung in WuWzG  Juni 1938 S. 73

[21] Staunen in Braunschweig Gemeindebrief für St. Jakobi 10.1.1939 Bericht von Uhrig WuWzG Dezember 1938 S. 18 f

[22] ebd  

[23] BV 30.4.1939 S. 76

[24] WuWzG Mai 1939 S. 55

[25] Beilage zum BV Nr. 41 10.10.1937

[26] WuWzG Juni 1939 S. 58 „Unsere Morgenandachten“

[27] RuR 1939 S. 135

[28] Kirchenchronik Magni 1939

[29] Gemeindebrief für St. Jakobi 1.10.1937

[30] weitere derartige Veranstaltungen waren am Reformationsfest 1937 die Feier des Braunschweiger Zweigverein des Ev. Bund anlässlich seines 50jähriger Bestehen des Bundes mit allerlei Prominenz Gemeindebrief für St. Jakobi 1.12.1937; die Veranstaltung des „Missionsbundes Licht im Osten“ in der am 26. Janar1938 überfüllten Brüdernkirche mit  russischen Gesängen und einem Vortrag von Prediger Wessel über Kampf und Sieg  des Christentums in Russland Gemeindebrief für St. Jakobi 1.3.1938

[31] LAW G 265 LAW LBF 131 Urschrift eines Schreibens vom 9.1.1937

[32] nach Kaiser 19

[33] In BAA 15./16.1.1938

[34] BAA 5./6.2.1938

[35] BAA 16.-18. April 1938

[36] Das konnte sich auch in Personalfragen bezeichnend auswirken. Als ein theologischer Schwachmatikus, den Röpke indes in die Landeskirche aufgenommen wissen wollte, im Fach Neues Testament erneut geprüft wurde und dazu der Professor für Neues Testament Joachim Jeremias aus Göttingen angereist kam und die Prüfung vornahm, arbeitete Röpke als Vorsitzender der Kommission während der Prüfung seine Alltagsakten durch. Als er damit fertig war, schlug er den Aktendeckel zu und verkündete: „Das war eine drei.“ Der Professor sah erstaunt auf und der Kandidat wurde aufgenommen. Derlei Geschichten kursieren unterhaltsam in der Runde der verbliebenen Pensionäre, weil sie etwas kurzgefasst charakterisieren, was für die kleinräumigen Verhältnisse der Braunschweiger Landeskirche typisch ist: ein Gemisch von Gutmütigkeit, Schläue, Durchsetzungswillen und -  eben – Frömmigkeit.



Zum Kapitel 20: Die katholischen Kirchengemeinden 1935 – 1939 – die Bewährungsprobe für das kirchenpolitische Konzept der kirchlichen Mitte




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