Der katholischen Nachbar in der Nachkriegszeit [1]
Die katholische Kirche in der Stadt war von den
Luftangriffen ebenso schlimm betroffen wie die evangelische, denn von vier
Kirchen waren zwei völlig zerstört.
Kirchliches Leben in den Noträumen
Es bleibt staunenswert, wie in den beengten Noträumen der
vom Bombenkrieg schwer getroffenen Kirchengemeinden St. Nikolai inmitten der
Trümmerlandschaft der Innenstadt und des Braunschweiger Nordens St. Laurentius
die Pfarrer in ihren Gemeinden wohnen blieben, erreichbar waren und kirchliches
Leben sprudelte. 1946 wurden in den fünf katholischen Kirchen der Stadt 418
Kinder getauft, davon im Seelsorgeraum des Pfarrhauses in der Friesenstraße 161
Kinder, im Pfarrheim St. Laurentius 80 Kinder, in der Notkirche St. Marien 91
Kinder. In der intakt gebliebene Josephkirche 72 Kinder.[2]
Es zog die Taufeltern nicht in den intakten Kirchenraum, sondern sie blieben
da, wo sie wohnten und wo sie ihren Seelsorger fanden. Kinder aus
konfessionsverschiedenen Ehen (176) und aus Ehen mit katholischen Ehepartnern
(139) hielten sich ziemlich die Waage. Das mag auffallen, weil sich durch
Flucht und Vertreibung die Stadtbevölkerung konfessionell mehr gemischt hatte.
161 Brautpaare suchten den kirchliche Segen, davon die meisten in der
Mariennotkirche (58 Brautpaare), 45 in Nikolai, 30 in St. Joseph, 22 in St.
Laurentius, 3 in Lehndorf und 3 in Mascherode, die beiden letzten wohl in den
dortigen evangelischen Kirchen. Den Brautpaaren schien die Frage nach einem
repräsentablen Kirchenraum, wie ihn St. Joseph vergleichsweise immer noch bot,
zweitrangig zu sein. Es konnte auch das Pfarrhaus in der Friesenstraße sein.
Bei 161 Brautpaaren waren Braut und Bräutigam katholisch, bei 48 der Bräutigam
katholisch und die Braut evangelisch, bei 39 die Braut katholisch und der
Bräutigam evangelisch. Die konfessionsverschiedenen Brautpaare, insgesamt 77
blieben gegenüber den traditionell katholischen Brautpaaren (161) weit zurück.
Da wirkte offenbar der für sie vorgesehene und auch bei der Visitation
abgefragte „Brautunterricht“ eher abschreckend, auch die Verpflichtung, das
Kind im römisch-katholischen Glauben zu erziehen. Nach damaliger
Kirchenauffassung waren evangelische Gemeindemitglieder kirchenrechtlich
Irrgläubige. Sie wurden von der Kirchenstatistik unter „nichtkatholisch“
zusammen mit den Freidenkern verbucht. Möglicherweise wurde daher das
Traubegehren sogar abgelehnt. Es fällt auf, dass in der Gemeinde Marien, Querum
von Pfarrer Franz Frese 58 traditionell katholischen Brautpaare nur 22
konfessionsverschiedene Brautpaare gegenüberstehen. Das könnte auf eine
zurückhaltende, rigorose Seelsorgepraxis bei konfessionsverschiedenen Braupaare
verweisen.
1947 stieg mit der vermehrten Kirchenmitglieder zahl von
29.000 (1947) gegenüber 24.410 (1946) auch die Gesamtzahl der Trauungen auf
202, die Gesamtzahl der Taufen auf 507. Wenn die Kirchenbücher zur Einsicht
freigegeben werden, lässt sich feststellen, ob unter den Täuflingen auch ältere
Kinder sind, wovon weiter unten eine Pfarrhelferin berichtet.
Zu einem Lichtblick kirchlicher Tätigkeit wurde die Arbeit
der Caritas, die in der Stadt offiziell zwei Kindergärten unterhielt,[3]
nämlich die Kindergärten St. Nikolai und in Braunschweig Querum an der
Mariennotkirche. Diese beiden Kindergärten wurden 1945-1947 von insgesamt 120
Kindern besucht. Der Verwaltungsbericht erfasste nicht einen Kindergarten der
St. Laurentiusgemeinde.
Die Caritas unterhielt wie schon den Jahren vor 1933 eine
Bahnhofsmission, die den Reisenden am Hauptbahnhof ihre Hilfe anbot. Das
bedeutete für Viele zunächst mal was Warmes zu essen. Caritas und Innere
Mission arbeiteten nebeneinander auf dem Bahnhofsvorplatz. Von einem
Miteinander habe ich nichts gelesen.
Auch die Jugendarbeit erlebte in manchen Gemeinden einen
ersten Aufschwung. Die dabei waren, berichten von großer Begeisterung in der
Gruppenarbeit für Jungen, Jungmännern und Mädchen, einer Spielschar,
Jugendgottesdiensten in Mascherode, die der Jugendseelsorger Kaplan Treuge
gestaltete, einer Tanzgruppe, einem Bibelkreis für junge Leute, die aus der
Kriegsgefangenschaft kamen. Das war in der Nikolaigemeinde. In St. Laurentius
war es dagegen viel schwieriger, dort bildete sich eine Jugendgruppenarbeit
erst später. Die Euphorie in Nikolai scheint tatsächlich nicht zu verallgemeinern
sein, stellen die damaligen Zeitzeugen rückblickend fest. [4]
Es gab keinen Anlass, die Notsituation zu romantisieren. Es
war feste Absicht, die notvolle Situation rasch zu überwinden. So war eine der
ersten dringenden Fragen nach der Befreiung Braunschweigs für Propst Johannes
Stuke die des Kirchenraumes. Die provisorischen Räumlichkeiten für die
Gottesdienste waren kein Dauerzustand.
Die Entscheidung gegen einen Neubau im katholischen Quartier und für St.
Ägidien über der Stadt
Dass der Dom der evangelischen Kirche von der
Militärregierung zurückgegeben werden würde, war eine nicht unerwartete
Selbstverständlichkeit, dass die katholische Kirchegemeinde in St. Ägidien
einziehen würde, war eine Überraschung. Da die Militärregierung die Kirchen bevorzugt
behandelten, hatte sie offene Ohren auch für die Wünsche der katholischen
Kirche. Es kam zu Verhandlungen des katholischen Kirchenvorstandes der
Stadtgemeinden mit der Militärregierung um die Frage, ob der Staat auf die
Ägidienkirche als Landesmuseum verzichten und der katholischen Kirche
überlassen würde. Der Direktor des Museums, das in der Ägidienkirche
untergebracht war, der junge Johannes Dürkop, der eine wesentliche Rolle beim
Umbau des Domes gespielt hatte, war in den letzten Tagen des Krieges tödlich
verwundet worden. Es gab keine Instanz, die das Vaterländische Museum in der
Ägidienkirche für den Staat verteidigt hätte. Es erwies sich als Glücksfall,
dass im März 1945 ein 37 jähriger Kaplan nach Braunschweig zurückfand, der hier
geboren worden war, die Schule besucht, Jura studiert und promoviert hatte,
danach Theologie in St. Georgen/Frankfurt und 1940 in Berlin zum Priester
geweiht worden war.[5]
Das war in seinem Lebensweg nicht vorgezeichnet, denn er stammte aus der
angesehenen evangelischen Juristenfamilie Mansfeld. Kaplan Dr. Walter Mansfeld
war der Sohn vom Oberlandesgerichtsrat Wilhelm Mansfeld [6]
und ein Enkel des Oberlandesgerichtspräsidenten Wilhelm Mansfeld.[7]
Er war 1934 mit 26 Jahren zur katholischen Kirche übergetreten und für Propst
Stuke der ideale Partner in den juristisch gewiss kniffligen Verhandlungen mit
der Militärregierung und der Braunschweiger Staatsregierung. Ein weiterer
glücklicher Umstand kam dazu. Die Militärregierung berief den Vater des Kaplan
zum Oberlandesgerichtspräsidenten ab 1. Mai 1945, und dieser folgte ihm 1946 in
die katholische Kirche.[8]
Zum Sonntag, dem 2. September 1945, hatten die katholischen Pfarrer der Stadt
vom Dechanten eine Kanzelabkündigung erhalten, in der ihnen mitgeteilt wurde,
dass ein Wiederaufbau der Nikolaikirche im spätbarocken Stil nicht in Frage
komme. Ab 1.9.1945 sei St. Ägidien „die neue katholische Kirche für die Ost-
Süd und Mittelstadt.“ Gottesdienste würden alsbald im früheren Dormitorium im
ersten Stock des Klostergebäudes gehalten, einem Raum für 400 Personen, Sitz-
und Stehplätze.
Eine andere Möglichkeit wurde mit dieser Kanzelabkündigung
nicht zugelassen und nicht diskutiert, nämlich im bisherigen Quartier eine neue
Kirche zu errichten. Propst Stuke hatte im Pfarrhaus am Schulweg wie bisher
sein Propsteibüro. Die alte und die neue Schule waren ebenso erhalten geblieben
wie das Nikolaistift. Der Platz um die Ruine der Nikolaikirche war groß genug
für einen größeren, modernen Kirchbau, für den es jedoch keine Baumaterialien
gab. Das Provisorium hätte noch etliche Jahre gedauert, allerdings wäre der
Stadt die Georg Eckert Autoschneise erspart geblieben. Die Entscheidung für die
Ägidienkirche als zentraler Kirche bedeutete zugleich für die katholischen
Gemeindemitglieder einen herben Verlust.[9]
Ein Kirchenneubau wenigstens an derselben Stelle war ein großer, begreiflicher
Wunsch der vielen Katholiken, die dort getauft, gefirmt und getraut worden
waren. Aber die Kanzelabkündigung ging auf diese emotionale Seite der
Entscheidung erst gar nicht ein, weil die Einwände vor allem der älteren
Gemeindemitglieder von allein kommen und dauern würden.
Die historisch interessierten evangelischen
Kirchenmitgliedern mochten sich erinnern, dass gerade von Ägidien aus seit 1521
durch den Mönch Gottschalk Kruse die reformatorischen Anstöße in die Stadt
ausgegangen waren. Aber ein leuchtende evangelische Kirche war Ägidien nie
gewesen, sondern seit 1810 abwechselnd ein Heuschuppen, ein Konzersaal, ein
Museum. Der letzte evangelische Gottesdienst hatte am 8. Dezember 1811
stattgefunden.
Am 2. Dezember 1945 fand im alten Schlafsaal (dormitorium)
der Benediktiner im von Kriegsschäden befreiten hergerichteten Kloster der
erste römisch-katholische Messgottesdienst seit 1528 an diesem Ort statt.
Aus dem ehemaligen Dormitorium wurde ein Oratorium, aus dem
Schlafsaal eine Gebetsstätte. Schon nach zwei Jahren waren die gröbsten
Kriegsschäden beseitigt und am 12. Dezember 1948 wurde die Ägidienkirche von
Bischof Machens feierlich als Zentralkirche für die Braunschweiger Region
eingeweiht. Propst Stuke benedizierte mit den Kaplänen Mansfeld und Bendfeld
die Kirche, dann wurde ein feierliches Pontifikalamt vor den Spitzen der
Braunschweiger Gesellschaft gehalten. Bischof Machens predigte über die Epistel
des 4. Adventssonntages Phil.4,4: „Freuet euch allzeit in dem Herrn. Abermals
sage ich: Freuet euch.“[10]
Er wandte sich eingangs an die am meisten betroffenen Mitglieder der
Nikolaigemeinde, die rechtlich nach wie vor noch bestand. „Ja, freut euch, ihr
Gläubigen der Nikolaigemeinde zu Braunschweig. Ihr besaßet ein kleines
schmuckes Gotteshaus, in dem euch der mystische Hauch einer andern Welt umfing.
Jetzt habt ihr eine große, weite Halle, deren gewaltige Pfeiler und Gewölbe
jauchzend zum Himmel weisen. Freuet euch, ihr Gläubigen in Stadt und Land!“ Es
folgte der Dank an die Braunschweiger Staatsregierung, „die britische
Besatzungsmacht“, - für aufmerksame Hörer eine interessante Wortwahl bei
diesem Anlass, die eher „britische Militärregierung erwartet hätten – an die Denkmalpflege,
die Museen, die „hochgeschätzten Vertreter der evangelischen Landeskirche, die
von Anfang an unserem Bemühen wohlwollendes Verständnis entgegenbrachte“,
Architekten, Bauarbeitern und Spender. Der Kirchbau selber predige, Gott lebt
und regiert, ist und schafft Ordnung, er predige den Christus, der gestern,
heute und derselbe in Ewigkeit sei. Ägidien sei uns ein Schiff, in dem wir dem
Hafen des ewigen Friedens zusteuern“. Bischof Machens erinnerte daran, dass die
Ägidienkirche ein Liebfrauenmünster, also der Gottesmutter geweiht gewesen sei.
Dabei solle es auch bleiben, „damit wir durch Maria zu Christus und Christus
mit Marias Innigkeit lieben und dienen.“ Schließlich könne auch die Erinnerung
an den Einsiedler St. Ägidius die nötige Stille in der Unrast des Alltags
vermitteln. „So lasst uns denn, geleitet von Maria und Ägidius, dem Herrn
entgegenschreiten und uns durch Christus Gott zu eigen geben“. Bischof Machens
hatte sich hörbar auf die Braunschweiger Diasporasituation eingestellt, die
klaren christologischen Bezüge erfreuten das Herz der evangelischen Hörer und
dabei umriss er zugleich das katholische Profil dieser hoch über die Stadt
erhobenen Kirche.
Der Einzug in die Ägidienkirche war weitaus mehr als der
Einzug in eine andere Kirche als Ersatz für die ausgebombte Nikolaikirche. Sie
war nicht nur ein von ihrer geographischen Lage her neu bezogener „Höhepunkt“,
sondern es war der Auszug aus dem gewiss liebenswerten aber doch ghettohaften
bisherigen Standort an einen Ort, von dem aus die katholische Kirche den
Anspruch auf Mitsprache und Mitverantwortung für die Löwenstadt erheben
konnte. Das war die innere Absicht der Hauptakteure Stuke und Mansfeld, die
damit ihre entscheidende Aufgabe in Braunschweig als beendet ansehen konnten.
Propst Stuke vermerkte in der Kirchenchronik: „Man merkte überall, dass die
Katholiken sich nicht mehr im Ghetto befanden, sondern gleichberechtigte
Mitbürger sein sollen.“[11]
Die Entscheidung für Ägidien erwies sich als
zukunftsweisend. Die Zahl der katholischen Gemeindemitglieder stieg bis 1950
auf 30.671. Daher war es wichtig, dass auch die anderen Gemeinden und
Einrichtungen wieder zu einer normalen Situation zurückkehren konnten. Im
Sommer 1948 konnte das Vincenzkrankenhaus, das schon im November 1945 mit 40 Betten
einen Notbetrieb aufgenommen hatte, wieder 140 Betten zur Verfügung stellen.
Die Laurentiuskirche wurde durch Gemeindeinitiative zu Weihnachten 1948
bezugsfertig hergerichtet.
Drei katholische Schulen
Neben der Schaffung eines zentralen Raumes
für den Golttesdienst betrieb die Propstei umgehend die Schaffung von
konfessionalistisch-katholischen Schulen. Was in der nationalsozialistischen
Zeit bis 1939 möglich gewesen war, nämlich das Bestehen von drei katholischen
Schulen, musste doch erst recht nach dem Ende der Nazizeit möglich sein! Aber
in den zuständigen Behörden in Stadt und Land saßen jene Beamte, die den
Schulkampf in der Weimarer Zeit erlebt hatten und einen solchen auf jeden Fall
vermeiden wollten. „Die Schule den Pädagogen, die Kirche den Theologen“ war
ihre alte Devise. Das war historisch nicht korrekt gedacht, denn auch in der
Weimarer Zeit hatte es katholische Schulen in der Stadt Braunschweig gegeben,
aber nun sahen jene Beamte die Möglichkeit einer einheitlichen Beschulung aller
Braunschweiger Kinder unter Beibehaltung des Religionsunterrichtes. Die
evangelische Propstei und das Landeskirchenamt zeigten kein Interesse an der
Gründung von evangelischen Bekenntnisschulen. Diese Hartnäckigkeit war auf
Seiten der Propstei nicht von tagespolitischen Interessen bedingt, sondern hing
mit dem alten Traum von einer Verchristlichung der Welt oder wenigstens
Westeuropas, auf jeden Fall Westdeutschlands und ganz bestimmt Braunschweigs
zusammen. Diese Idee hatte schon seit 1933 kräftige Nahrung bekommen und war
auch während des Krieges nicht losgelassen worden. Es war mehr als ein Traum.
Dieses Ziel wurde mit dem auch in der evangelischen Kirche falsch verstandenen
Befehl Jesu begründet, Mission in der ganzen Welt zu betreiben, gekoppelt mit
dem ungebrochenen Kirchenbegriff, der die Menschheit in Katholiken und
Andersgläubige teilte. Es kam nur darauf an, wann „die anderen“ katholisch
wurden. Die Verchristlichung fing in der Familie und in der Schule an. Für das
hartnäckige Vorgehen von Propst Stuke sprach auch, das die Organisation der
katholischen Kirche den Nationalsozialismus dadurch überstanden hatte, dass sie
sich auf die Mitte ihrer Botschaft besann. Das konnte als „Sieg“ interpretiert
werden, der nun in der Schulfrage fortgesetzt werden musste. Im September 1946
wurde eine katholische Schule in den Gebäuden an der Friesenstraße und in der
Goslarschen Straße eröffnet und dem Lehrer Heinrich Picker die Schulleitung
übertragen. Aus allen bestehenden Volksschulen wurden die katholischen Kinder
herausgezogen und in der katholischen Schule unterrichtet, insgesamt 850
Kinder. Im nächsten Schuljahr 1947/48 hatte sich die Zahl bereits auf 1.600
Kinder verdoppelt. In 37 Klassen unterrichteten 23 Lehrer und Lehrerinnen.
Diese Erfüllung des christ-katholischen Traumes konnte zweierlei bedeuten:
sowohl eine Verdichtung von Gemeindebildung, aber auch eine erneute ghettohafte
Verengung. Propst Stuke führte den Erfolg der Eröffnung wenigstens einer Schule
auf eine unmittelbare Gebetserhörung zurück. Man hatte die Gottesmutter am Tag
der sieben Schmerzen Marias um Hilfe angerufen und einen Monat später gaben die
Behörden dem Drängen der Kirche nach.
Ungebrochene Marienfrömmigkeit
Bischof Machens hatte in seiner Predigt
daran erinnert, dass Ägidien auch eine Marienkirche gewesen war und nun wieder
eine sei. In einem Hirtenwort zum Patronatsfest der Diözese am 11. August 1946
nannte der Bischof Maria unsere Mutter und Miterlöserin. Diese Frömmigkeitsform
hatte alle Katastrophen überwunden. Man mochte von Gott behaupten, dass er „im
Dunkeln wohne“, sich unerreichbar zurückgezogen habe. Solche Attribute waren
von Maria nicht üblich und möglich. Sie war die unveränderliche, greifbare,
erreichbare Himmelskönigin. „Wir stehen noch mitten im Ringen mit den Mächten
der Finsternis, mit Unglauben und Irrtum, Sünde und Leidenschaft. Wir ringen
mit Armut und Hunger, Entbehrung und Not, Entkräftung, Krankheit und Tod.
Hunderttausende unter uns ringen mit dem Heimweh nach dem verlorenen Haus und
Hof. Wann gab es jemals so viel Leid unter uns? Da heben wir die Hände voll
Vertrauen zur Trösterin der Betrübten..“[12]
Wiederaufbau in der Laurentiuskirche
Wie die Nikolaikirche war auch die St. Laurentiuskirche so
zerstört, dass nur noch die Außenmauern stehen geblieben waren. Mit dem Kirchengebäude
war auch die Gemeindeorganisation vernichtet. Vom mühseligen Neuaufbau und der
Sammlung der Gemeindemitglieder berichtete die damalige
Lehrerin Frau Edith Strzodka, die nach Kriegsende nach
Braunschweig verschlagen und bis zum Mai 1947 in der Gemeinde St. Laurentius
tätig war. Sie berichtet: „Da die Kartei der St. Laurentiusgemeinde am 15.
Oktober 1944 ein Opfer der Flammen geworden war, musste versucht werden, mit
den Unterlagen, die in der Propstei noch vorhanden waren, eine neue Kartei
aufzubauen Aus der dortigen Hauptkartei habe ich die Mitglieder der St.
Laurentiusgemeinde herausgezogen und die Kartei im Laufe des Jahres ergänzt.
Diese neuen Karteikarten mussten jedoch gründlich überprüft werden. Tägliche
Hausbesuche waren erforderlich. Dabei stellte sich heraus, dass Personen, die
gemeldet waren, aus ihre Notunterkünften – Kellern Ruinen, Dachkammern –
inzwischen wieder ausgezogen waren, da sie entweder Angehörige auf dem Lande
oder eine bessere Wohnung in einem andern Stadtteil gefunden hatten. Dafür
waren aber in die Unterkünfte andere Leute eingezogen, die oft kein Interesse
hatten, sich polizeilich zu melden. Bei diesen Hausbesuchen kam viel verborgene
Not jeder Art zu Tage. Nur die allergrößten Härten konnten durch die allmählich
anlaufenden „Papstspenden“ gelindert werden. Ich habe damals Leute aufgespürt,
die im Winter nicht zum Gottesdienst kommen konnten, weil sie tatsächlich keine
wasserdichten Schuhe und keinen Mantel hatten. Ein besonderer Notstand
herrschte im langen und kalten Winter 1946/47 im Barackenlager in der
Vorwerksiedlung, wo Mütter mit zahlreichen Kindern untergebracht waren. Frauen,
deren Männer gefallen, vermisst oder noch in Gefangenschaft waren. Die
Einkünfte dieser Frauen waren sehr gering, oft erhielten sie nur eine kleine
Wohlfahrtsunterstützung. Bei diesen Hausbesuchen stellte sich heraus, dass
einige Kinder noch ungetauft waren. Der Vater hatte in den vergangenen Jahren
einer Taufe vielleicht nicht zugestimmt; jetzt war er entweder tot oder in
Gefangenschaft oder hatte seine Meinung geändert. Die Mütter wollten endlich
wieder Ordnung haben und waren schnell bereit, ihre Kinder taufen zu lassen. So
sind in der Notkapelle (im jetzigen Pfarrheim) damals von Pastor Hellmold auch
vier- und fünfjährige Kinder getauft worden. Natürlich mussten die Kinder und
die Familien darauf vorbereitet werden. Ich habe im September 1946 an dem
ersten in der Diözese veranstalteten Kurs zur Erwerbung der „Mission canonica“
teilgenommen, zwei weitere Kurse folgten im Laufe des Jahres und schlossen mit
einer Prüfung vor einer bischöflichen Kommission ab. Bald danach habe ich im
Veltenhof Religionsunterricht erteilt. Dieses Gebiet im Norden der Stadt
gehörte damals zu St. Laurentius. In Veltenhof kamen am Nachmittag Kinder zum
Religionsunterricht, die noch nie eine katholische Kirche betreten hatten. Ihr
religiöses Wissen war oft mangelhaft. Mitunter hatten Vierzehnjährige bisher
weder Beicht- noch Kommunionsunterricht gehabt, aber sie kamen zur Unterweisung
oft in grimmiger Kälte und Schneetreiben. Als sie zum ersten Mal in die
Notkirche (Pfarrheim) geführt wurden, war dies für die Kinder ein Erlebnis.
Neben dieser Außentätigkeit führte ich die Kirchenbücher.
Wenn ich am Morgen mit dem Zug von Königslutter aus in Braunschweig ankam,
begann meine Arbeit bei St. Laurentius. Sie vollzog sich in dem einzigen
heizbaren Raum, den ein winziger eiserner Ofen erwärmen sollte. Es handelte
sich um das heutige Esszimmer des Pfarrhauses, das damals Wohnzimmer,
Esszimmer, Büro und Empfangsraum für alle war, die den Pastor sprechen wollten.
Der Pastor hatte sich in einen Kellerraum zurückgezogen, der bei starkem Regen
vielleicht auch einmal unter Wasser stehen konnte. Notdürftig war das Dach
gedeckt. Der Schnee fiel im oben genannten harten Winter mitunter bis auf die
Kellertreppe durch. Im jetzigen Pfarrheim fand natürlich nur ein Teil der
Gottesdienstbesucher Platz. So kam es, dass viele Gläubige während des
Gottesdienstes draußen stehen mussten. Die Fenster und die Tür des Raumes
blieben geöffnet, um einer Durchlüftung der bis zum letzten Platzt besetzten
Notkirche zu ermöglichen. Als im Frühjahr 1947 die Oker Hochwasser führte,
drang das Wasser auch in die Notkapelle ein. Pastor Hellmold hat schnell das
Allerheiligste geborgen, schließlich packten alle zu, um die Stühle – damals
ein Wertobjekt – aus dem Wasser zu retten. Schon 1946 haben Katholiken der
Gemeinde in rührender Weise Altgold, Schmuck, sogar Trauringe gebracht, um die
Herstellung einer Monstranz zu ermöglichen. Im Winter 1946/47 konnte diese bei
der Firma Bornschein in Auftrag gegeben werden. Ich werde nie vergessen, wie
glücklich Pastor Hellmold war über die Tatsache, dass die Gemeinde zu
Weihnachten 1946 wieder eine Monstranz besaß, dann aber auch über die
Opferfreudigkeit seiner Gemeindemitglieder. Es handelt sich übrigens um die
Monstranz, die heute noch benutzt wird.“[13]
Dieser aufschlussreiche Bericht lässt die Arbeitsbedingungen
in den ersten beiden Nachkriegsjahren spüren, die Verwunderung einer
Flüchtlingsfrau aus dem Osten über religiöse Unwissenheit im Westen, den enorme
Gottesdienstbesuch und die Spendenbereitschaft der Gemeindemitglieder, die zum
Himmel schreiende Not vieler Frauen, die zähen Anfänge eines organisierten
Gemeindeaufbaus, den Zusammenhang von Hausbesuchen und Diakonie. Er ist ein
herausragendes Beispiel der damaligen Gemeindesituation.
Zum inneren Aufbau der Gemeinde fanden im
April 1946 und 1948 religiöse Wochen durch einen Kölner Dominkaner statt. Am
Heilig Abend 1948 feierte die Gemeinde in der Kirche erstmals wieder einen
Gottesdienst. „Um 12 Uhr erstrahlte der Altar im Glanz des weihnachtlichen
Lichte. Aus 1000 Kehlen erklang es dankbar, freudig und bewegt: „Zu Bethlehem
geboren.“ Der Herr hat nun wieder in der Gemeinde St. Laurentius sein Zelt“,
schrieb der Ortspfarrer in die Chronik.[14]
Ein großes Holzkreuz war an der Westwand über dem Altar errichtet und erinnerte
die Gottesdienstbesucher an Leiden und Erlösung. Wer sitzen wollte, musste sich
seinen Stuhl zum Gottesdienst mitbringen.
Verbesserte Nachbarschaft
Ein nachbarschaftliches Verhältnis der evangelischen Kirche
zur katholischen Kirche hatte es bisher in den Stadtgemeinden kaum gegeben. Es
musste sich erst allmählich entwickeln. Das bedeutete auch für die
römisch-katholische Kirche einen Umlernprozess, da sie teilweise bis weit in
die 60er Jahre die evangelische Kirche als Missionsgebiet betrachtete. Es
bedeutete daher viel, dass schon Propst Leistikow einen brüderlichen Kontakt
zum katholischen Dechanten Johannes Stuke pflegte. Zum Weihnachtsfest 1944
bedankte sich Stuke beim „Mitbruder“ Leistikow für das gute Einvernehmen. „Sie
haben uns im Laufe dieses Jahres so viele Beweise echter brüderlicher Gesinnung
erwiesen, dass es mich drängt, im Namen aller Beteiligten Ihnen persönlich am
Feste der Mensch gewordenen Gottesliebe noch einmal unseren ganz herzlichen
Dank auszusprechen“.[15]
Das mochte sich unter anderem darauf beziehen, dass die katholische Kirche
Gottesdienste in der Alt-Lehndorferr und in der Mascheröder Dorfkirche halten
wollte, was Leistikow befürwortet hatte.[16]
Als einen großen Schritt hin auf ein gedeihliches
Miteinander konnte die Vortragsserie von Prof. Joseph Lortz, Münster im Februar
1946 verstanden werden. Lortz referiert an vier Abenden über die Themen „Die
Ursachen der Reformation“, „Martin Luther“, „Die innerkatholische Reformation
im 16. Jahrhundert“, „Die religiösen Anliegen der Reformation und der
Katholizismus heute“.[17]
Lortz eröffnete dem Katholizismus ein neues Lutherbild, das bisher von Luther
einseitig als Ketzer und Abtrünnigem geprägt war. Schon die Themenstellung war
für die damalige Zeit eine Provokation. Lortz räumte ein, dass es Gründe für
die Bildung einer Reformation gegeben hatte, und offenbar gab es an einem
Abend, der sich allein mit Luther beschäftigte, mehr zu berichten, als dass
Luther der Verderber des rechten römischen Glaubens sei. Im Februar 1946 beging
die evangelische Kirche den 400. Todestag Luthers (gest. 18.2.1546). Schon 1941
hatte Lortz in zweiter Auflage eine zweibändige Geschichte der Reformation
veröffentlicht, um einen Dialog zwischen den Kirchen herbeizuführen. Die
Vortragsreihe war ein für die damalige Zeit nobles Gesprächsangebot „unter den
Bekenntnissen“, wie Stuke in der Kirchenchronik schrieb. Das deutete darauf
hin, dass die Welt noch anders eingeteilt wurde als in Katholiken und
Nichtkatholiken, Da gab es unter den Nichtkatholiken noch christliche
„Bekenntnisse“. Die Lortzvorträge waren zu einem Viertel von evangelischen
Theologen und in der kirchlichen Arbeit Stehenden besucht worden, notierte
Stuke und: „Das Verhältnis zu den evangelischen Christen ist gegenüber früheren
Jahrzehnten weitaus angenehmer geworden. Das äußerte sich besonders, als
gestützt von einer persönlich und sachlich angenehmen Art des evangelischen
Stadtpropstes Leistikow und von der verantwortungsbewußten und verbindlichen
Art des Anfang 1946 gewählten Landeskirchenpräsidenten Erdmann evangelische
Kirchen in Stadt und Land Braunschweig in weitem Maße für unsere Gottesdienste
zur Verfügung gestellt wurden.“[18]
Die dadurch entstandene räumliche Nähe führte allerdings nicht dazu, über das
höchst unterschiedliche Verständnis eines Altares kontroverstheologisch zu
sprechen. Denn der katholische Priester stand an ungeweihter, von keiner
Reliquie berührten Stätte, durch die der Altar erst zum Opfertisch wurde.
Möglicherweise führte er eine solche jeweils zum Messgottesdienst mit.
Andrerseits mochte der evangelische Ortspfarrer wohl feststellen, dass man von
einem katholischen Gottesdienst beim besten Willen nicht mehr wie noch Luther
als von einem greulichen Götzendienst sprechen konnte. Höchstens stellte er
bedauernd fest, dass nunmehr das Gotteshaus sehr viel besser besucht, und damit
ausgelastet war. Das war eine Erfahrung, die in der kommenden Zeit leider nicht
fruchtbar gemacht wurde. Es gab noch keine Gesprächsatmosphäre auf der Ebene
der Kirchengemeinden.
Propst Jürgens setzte die gedeihlichen Beziehungen zu Propst
Stuke fort, wurde auch zum Pontifikalamt am 12. Dezember 1948 eingeladen, bei
der Agidien nun als Kirche geweiht wurde. Als Stuke, zum Domdechanten ernannt,
1949 Braunschweig verließ, bedauerte Jürgens den Weggang und wünschte, „dass
die guten Beziehungen, die zwischen Ihnen und mir bestanden haben, sich auch
auf Ihren Nachfolger übertragen“.[19]
Nachfolger Stukes wurde Franz Frese. Frese kannte die Verhältnisse in
Braunschweig, da er seit 1940 Pfarrer in der Notkirche in Querum und danach
nur kurze Zeit in Salzgitter Bad gewesen war. Er blieb bis 1973 Propst und
Dechant und setzte das brüderliche Verhältnis fort. Frese kondolierte
anlässlich des Todes von Petripfarrer Freise Weihnachten 1949 mit dem Wunsch,
das Christkind möge Freise „den Lohn für all seine im Weinberge des Herrn
geleistete Arbeit geben!“[20]
Unterschiedliche Antworten auf die Frage nach der Schuld der Kirche
Während sich also auf der persönlichen Ebene ein
entspanntes, verständnisvolles Verhältnis entwickelte, entstand zu den
bestehenden theologischen Gegensätzen in dogmatischen Fragen neu eine
grundsätzlich unterschiedliche Antwort auf die Frage nach der Schuld der
Kirche. Unter der Überschrift „Wie war es möglich?“ veröffentlichte das
Katholische Kirchenblatt bereits im 2. Heft 1946 einen Auszug aus einem Aufsatz
in den „Stimmen der Zeit“ des Jesuitenpaters Pribilla, der schon 1937 ein
besseres Kennenlernen beider Kirchen „zur Überwindung der konfessionellen
Fremdheit“ gefordert hatte.[21]
Darin stellte Pribilla eingangs fest, nicht Hitler sondern die Anfälligkeit der
Deutschen für Hitler sei das entscheidende Problem bei der Diskussion um den
Nationalsozialismus. Eine gründliche Selbstbesinnung sei „die ureigenste und
dringliche Angelegenheit des deutschen Volkes.“ Pribilla nannte drei
verhängnisvolle Eigenschaften des deutschen Volkes, die es für den
Nationalsozialismus anfällig gemacht habe, nämlich eine gewisse politische
Unreife, eine charakterliche Feigheit, die sich im Untertanengeist ausdrückt
und einen Mangel an Gemeinsinn. Nur auf einer inneren Läuterung beruhe die
Hoffnung des deutschen Volkes. Wer den Artikel las, musste den Eindruck haben,
als ob die katholische Kirche und das deutsche Volk zwei getrennte verschiedene
Bereiche seien. Wie von außen konstatierte Pribilla pauschal
Charaktereigenschaften, die offenbar mit katholischen Tugenden unvereinbar
waren. Einer gründlichen Neubesinnung war offenbar die katholische Kirche
enthoben. Damit war die Schuldfrage ein Problem der anderen Deutschen, der
feigen, obrigkeitshörigen, unreifen. Über die Schuldfrage referierte der
Jesuitenpater Dehn am 3. Februar 1946 in der St. Josephgemeinde unter der
Fragestellung „Sind wir alle schuldig?“[22]
Die Themenstellung lief auf die Antwort „nein“ hinaus. Nicht alle waren
schuldig. Unter dem Stichwort „Kollektivschuld“ wurde damals die Schuldfrage
aufgeworfen und verneint. Es gebe überhaupt nur persönliche Schuld und keine
kollektive. Mit der Abwehr dieser Frage war die Schuldfrage überhaupt abgewehrt
oder auf andere abgewälzt.
Die Antworten waren ähnlich und zugleich unüberbrückbar
verschieden. Sie waren sich darin ähnlich, dass beide Kirchen ihre jeweilige
Kooperation mit dem Nationalsozialismus nicht zugeben wollten und weder Reue
noch Buße zeigten. Strukturell gegensätzlich war die Antwort insofern, als die
katholische Kirche nach ihrem Kirchenverständnis überhaupt keine Schuld begehen
kann. Sie sieht sich in der sündlosen, unbefleckten Gottesmutter Maria
abgebildet. Daher konnte sie zwar zugeben, dass es einzelne Täter und Sünder
gegeben habe, aber als Kirche blieb sie schuldlos. Formulierungen wie die
Stuttgarter Erklärung von Oktober 1945 oder das Darmstädter Wort von 1948 waren
ihr nicht möglich. Stattdessen kam sie im Ghetto ihrer Sündlosigkeit zu
erstaunlichen Einsichten, etwa das Immanuel Kant ein Vorläufer des
Nationalsozialismus gewesen sei. „Hat dann nicht in konsequenter
Weiterentwicklung des weltanschaulichen Individualismus in den letzten zwei
Jahrhunderten in Deutschland eine gottlose Weltanschauung die andere abgelöst?
Der deutsche Philosoph Kant war es, der zwar persönlich gläubig, die
wissenschaftlichen Bedeutung der Gottesbeweise leugnete und die ganze folgende
Entwicklung einleitete.“[23]
Auch Schelling und Hegel („der den omnipotenten Staat an die Stelle Gottes
setzte“) wurden nicht verschont und geschlussfolgert: „So breitete sich auf
deutschem Boden der Atheismus weiter und weiter aus“. Dieses monströse Geschichtsbild
verfestigte sich im katholischen Geschichtsbewusstsein und entwickelte eine
derartige Geschichtsmächtigkeit, dass die offiziöse Dokumentation für das
Bistum Hildesheim 1933-1945, erschienen 1971, sich in der Aufzählung einzelner
unbestreitbarer, unerfreulicher, ärgerlicher Konflikte in jener Zeit
erschöpfte.[24]
Darin war sie dem Geschichtsbild in der Braunschweiger Landeskirche wiederum
ähnlich, das sich jene Jahrzehnte in der Beschreibung von Widerstand und
„geraubten Grundbesitzes“ erschöpfte. Es gab also eine jahrzehntelange Ökumene
des Opfergestus und der Unbußfertigkeit. [25]