Kirche von unten: Home - Archiv - Geschichte - Vorträge, Beiträge - Cyty - Glaube
 
[Kirche von unten]



Ansichten einer versunkenen Stadt

Die Braunschweiger Stadtkirchen 1933 - 1950

von Dietrich Kuessner


4. Kapitel

Die Deutschen Christen (DC) in der Stadt Braunschweig

 

In dieser furchtbaren Gemengelage des militanten Staates von öffentlichem Staatsterror und heiteren Massenfesten wuchs die „Glaubensbewegung Deutsche Christen“ heran. Für heutige Zeitgenossen muss erklärt werden, dass der Name „Deutsche Christen“ sich weniger als Gegensatz zu  französischen, englischen, italienischen oder spanischen Christen verstand, sondern als Hervorhebung des Deutschtums zur Leitkultur für Welt und Glaube. 

 

Entstehung der Deutschen Christen in Preußen und die Richtlinien von Pfarrer Hossenfelder[1]

Der Name „Deutsche Christen“ soll von Hitler selber stammen, aber das scheint mehr eine nützliche Legende zu sein.[2] Idee und erste Organisation jedoch stammte tatsächlich von einem Politiker, nämlich vom Fraktionsführer der NSDAP im preußischen Landtag Wilhelm Kube. Diesen Geruch des Politischen wurden die Deutschen Christen (DC) nicht mehr los. Kube wollte den Einflussbereich der NSDAP auf die Kirche ausdehnen und schlug vor, eine Kirchenpartei zu gründen, die bei den Kirchenwahlen in Preußen im Herbst 1932 antreten  sollte. Er fand den Berliner Pfarrer Joachim Hossenfelder als Sympathisanten und Mitgestalter, der einige Richtlinien entwarf und sie von der ns. Partei genehmigen ließ.

Diese Gründung der DC in Berlin und die Hossenfelderschen Richtlinien zur dortigen Kirchenwahl 1932 wurden auch in Braunschweig bekannt. Der Redakteur M(inkner) veröffentlichte sie im Braunschweiger Volksblatt auszugsweise.[3] Als Wahlkampfziele wurden genannt: die Zentralisierung der 29 Landeskirchen zu einer Reichskirche (1), das Eintreten für positives Christentum, artgemäßen Glauben und heldische Frömmigkeit (4), für entschiedenen Kampf gegen „den gottfeindlichen Marxismus“, die Innere Mission müsse „Schutz des Volkes vor Untüchtigem und Minderwertigem“ bieten“ (8), die Judenmission sei eine „schwere Gefahr“. Die Richtlinien nannten als weitere Ziele die Schaffung einer „lebendigen Volkskirche“ ohne Kirchenparteien (3.), Ehen zwischen Deutschen und Juden müssten verboten werden (9), verderbliche Erscheinungen wie Pazifismus, Internationale, Freimaurertum seien durch den Glauben an unsere von Gott gegebene völkische Sendung (zu) überwinden“ (10.)

 

Mit diesen Richtlinien war deutlich, dass die Deutschen Christen eine völlig nazifizierte zentrale Reichskirche wollten. Das Schlagwort vom „positiven Christentum“ war dem Parteiprogramm der NSDAP entnommen und rückte mit den Begriffen artgemäßes Christentum und heldische Frömmigkeit die DC in die Nähe der Deutschkirche. Der Redakteur nannte diese Richtlinien „unklar“, das Verbot der Judenmission hingegen „bedeutsam“. Dass derart hochpolitische Texte mit antidemokratischen, antisemitischem, antisozialistischen und völkischem Charakter in Braunschweig vorstellbar wurden, zeigte einen beträchtlichen  Stimmungsumschwung in der im Grunde liberalen Pfarrer- und Leserschaft des Braunschweiger Volksblattes.

 

Trotz der sehr kurzen Vorbereitungszeit kandidierte die Glaubensbewegung Deutsche Christen in allen preußischen Provinzialkirchen und erzielt im Herbst 1932 in einzelnen preußischen Kirchenprovinzen nicht unerhebliche Stimmengewinne, in den östlichen Kirchenprovinzialkirchen Ostpreußen, Pommern, Schlesien, Brandenburg mehr als im Westen (Rheinland, Westfalen). Man schätzt etwa ein Drittel aller Sitze in den Synoden.

 

Die Wurzeln der Deutschen Christen

Aber die Deutschen Christen kamen nicht vom Himmel gefallen. Sie hatten weit zurückliegende Wurzeln.

Eine von ihnen war Ernst Moritz Arndt (1769-1860). Arndt kämpfte gegen den von der französischen Revolution ausgelösten Säkularismus, und zur Zeit der Freiheitskriege für ein befreites Preußen, propagierte ein germanisch-christliches Volksideal und eine konfessionsfreie christliche Nationalkirche. Er verband diese Idee mit persönlicher Frömmigkeit, die in zahlreichen bekannten Liedern ihren Ausdruck fanden. Einige wurden 1902 in das Braunschweiger Gesangbuch aufgenommen, einige weitere in den Gesangbuchanhang 1939. Von Arndt stammte das vielzitierte Gedicht: „Deutsche Freiheit. Deutscher Gott/ Deutscher Glaube ohne Spott/ Deutsches Herz und Deutscher Stahl/ sind vier Helden allzumal“. Die Deutschen Christen verstanden sich in einer ähnlichen Abwehrfront gegen den, wie sie meinten, von der Demokratie verursachten Säkularismus der Weimarer Republik sowie gegen das „Joch Frankreichs“ in Form von Reparationszahlungen. Wie Arndt wollten sie  Patriotismus und Pietismus miteinander verbinden

Eine andere Wurzel war der Entwurf des Oberkirchenrates und Berliner Professors Friedrich Julius Stahl (1802-1861) von einer christlichen Obrigkeit über ein christliches Volk.[4] Stahl war Monarchist, Mitbegründer der konservativen Partei und hatte mit seiner christlichen Staatsidee großen Einfluss auf das konfessionalistische orthodoxe Luthertum seiner Zeit. Die Deutschen Christen verstanden die autoritäre Regierung Hitlers als Errichtung eines auf den christlichen Konfessionen gegründeten christlichen Obrigkeitsstaates, dem die Verchristlichung des deutschen Volkes durch Volksmission folgen müsste.

Der sich nach der Reichsgründung von 1871 herausbildende sog. Nationalprotestantismus maß der Nation und der Reichsidee einen fast religiösen Stellenwert zu. Deutschland hatte „Ewigkeitswert“, das „ewige Deutschland“ war später der Titel des jährlich vom Westermannverlag in Braunschweig herausgegebenen Hausbuches. Die Deutschen Christen nahmen diese Idee auf und propagierten die Nation als Heilsgut, für das man sich opfern müsse. „Deutschland“ wurde zu einer Ikone. „Deutschland muss leben, auch wenn wir sterben müssen“. Damit knüpften sie an Denkweisen aus dem 1. Weltkrieg an.

Vor allem war die von der evangelischen Kirche völlig verdrängte Mitschuld des kaiserlichen Deutschland am Zustandekommen des 1. Weltkrieges und die unerwartete Niederlage ein drängendes Motiv für die Deutschen Christen, durch fanatischen Glauben an Heldentum, Sieg und Größe die Schuld und Niederlage zu beseitigen.

 

Nach dem 1. Weltkrieg waren zahlreiche völkische Gruppierungen entstanden, die unterschiedlich religiös oder christlich eingefärbt waren. Eine der größeren war die „Deutschkirche“, die die Bibel von allem – wie sie meinten -  „fremden“ Einfluss reinigen wollte. Das lief darauf hinaus, die Bibel als Grundlage der Kirche völlig zu beseitigen, denn sie gründet auf der jüdischen und griechischen und eben nicht einer arischen Kultur. Die Deutschkirchler verbogen die Bibeltexte und deuteten sie „germanisch-nordisch“ um. Das verquere Verhältnis der Deutschen Christen zum Alten Testament rührt von dieser völkischen Agitation.

Diese völkischen Gruppen waren insbesondere angeregt worden durch ein weit verbreitetes Werk von Houston Chamberlain (1855 - 1927) „Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts“, 1907 achte Auflage, von dem es in der 1. Auflage des Lexikons „Religion in Geschichte und Gegenwart“ Bd 1909 hieß: „Was aber das Buch auch für Theologie und Kirche bedeutsam macht, ist seine ganz originelle Verbindung des Rassegedankens mit der Religion“.[5] Die katholische Kirche wäre rassisch gesehen ein Mischmasch, die Erscheinung Christi müsse jedoch auf seine heidnisch-arischen Wurzeln zurückgeführt werden. Die später sogar von neutestamentlichen deutsch-christlichen Professoren behauptete, „arische Herkunft“ Jesu hat hier ihre verworrenen Wurzeln.

 

Noch weitere Wurzeln wären zu nennen, diese jedoch reichen aus, um zu verstehen, dass die „Glaubensbewegung Deutsche Christen“ keine Neuerscheinung in der evangelischen Kirche war. Prägend war die hautenge, völlig unkritische, bedingungslose Verbindung mit der Person und Partei Hitlers und eine „rückhaltlosen“ Gefolgschaft.[6]

So ist es nicht verwunderlich, dass Pfarrer, die sich weit vor 1933 für Hitler begeisterten, die ersten Deutschen Christen in der Stadt Braunschweig wurden. Ihr Wortführer wurde Johannes Schlott, Pfarrer an St. Katharinen.

 

Johannes Schlott

Johannes Schlott (1878-1953), war einer der ersten, der kirchenpolitisch und auch parteipolitisch hervortrat.[7] Er war 1933 bereits 55 Jahre, seit 1911 Pfarrer an der Katharinenkirche. Schlotts Vater war Direktor der Taubstummenanstalt auf der Charlottenhöhe, und von ihm hatte der Sohn eine ausgeprägte soziale Ader. Johannes Schlott wuchs in einem frommen Elternhaus auf. Der Vater Gustav Schlott wäre ein „Mann tief innerlicher Frömmigkeit“ gewesen „Er lebte in der Liebe seines Gottes und Heilandes, und mit warmen Herzen umfasste er alle, die sich zu derselben Liebe bekannten.“, berichtet ein Zeitgenosse, der Pfarrer an der Paulikirche Hermann Lagershausen. Gustav Schlott nahm lebhaften Anteil am kirchlichen Leben und wurde Mitglied der verfassungsgebenden Synode 1920. In der Atmosphäre dieses frommen und engagierten Elternhauses erwachte beim Sohn der Wunsch, Theologie zu studieren. Seine Vorbilder waren A. H. Francke in Halle, J.F. Oberlin in Steinertal und Friedrich v. Bodelschwingh in Bethel, also weniger die großen theologischen Vordenker, sondern die Praktiker in der Verkündigung. Das war ganz nach dem Geschmack seines Vaters, dem „der Streit um theologische Begriffe und Formeln ganz und gar zuwider war“, so Lagershausen. Schlott wurde nach dem Studium Seemannspfarrer in Glasgow in Schottland und bewarb sich 1911 um die Pfarrstelle von St. Katharinen, da sein Vater nun schon 60 Jahre alt geworden war.

Schlott stürzte sich in die Gemeindearbeit und trieb Volksmission. So wie Seeleute im Hafen der

Seemannsmission bedurften, so brauchte das städtische Publikum in Braunschweig, das zwar

seine Kirchensteuer bezahlt, aber dem kirchlichen Leben entfremdet war, dass die Kirche zu

ihnen hinginge. Die Liebe zur Mission verband sich bei Schlott mit einer sichtlichen Hinwendung zu den sozial Schwächeren. Die Arbeitslosen in den bedrückenden innerstädtischen Wohnverhältnissen zwischen Wollmarkt und Hagenmarkt standen ihm näher als das Großbürgertum an der Kaiser Wilhelm Straße oder um den Domplatz.

„Darauf kommt es im ganzen Leben an“, schrieb Schlott in einer Andacht, „daß wir uns in die

Not des andern ganz vertiefen, geradezu hineinknieen, den andern vor scheinbar unmögliche

Aufgaben stellen, ihm zu eigner Tätigkeit Mut machen, zu eigner Verantwortung anspornen,

ihn auf diese Weise von seiner Not erlösen.. Das hat Christus gewollt. Das ist der Sinn des

Christentums“.

Schlott gab einen Gemeindebrief für Katharinen heraus, dessen Kopf er möglicherweise selber

entworfen hat. Die beiden Katharinentürme geben den Rahmen ab. „Mächtig schallen vom

freien, gotischen Glockenhaus die uralten Glocken: Das Leben ist dennoch ein Fest. Wir

gehören der Ewigkeit an“, schrieb er in der Erklärung. Neben den Katharinentürmen die

Lutherrose, darüber in Braunschweiger Platt „ Nich nalaten“ und das Symbol der Hl. Katharina,

das Rad, auf dem sie gefoltert wurde und das - so die Legende - bei der Folter wie durch ein

Wunder zerbrach, mit den Worten: „Nun grade“. [8]  In der Mitte neigt sich eine Mutter über ihren gefallenen Sohn. „So hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab..“ zitiert Schlott das Johannesevangelium. Schlott überschrieb die Seite 1 des Gemeindebriefes mit einem biblischen Wort in Braunschweiger Platt ein: so etwa die Seligpreisungen aus Mt. 5: „Heil däne Minschen, dä bi eer Daun infältig met een reinen Harten nich na eeren Erfolg und dä Lüe Gunsten schulen deiht. Da schallt noch mal deep in use Herrgott sin Ooge kieken.“[9]  „Heil däne Minschen, dä sick mett ehren Herrgott dorch Dick und Dünn gahn un sick darüm schurigeln laten.; dä hebbt den Herrgott in hogen Himmel taun besten Frünn.“ [10]

Selten legte Schlott einen biblischen Text aus, sondern knüpfte an Sprüche und Alltagsweisheiten an „Lat dich nich verblüffen. Sieh aufs Ganze“. Schlott erzählte gern, erfand Geschichten und Personen und gab ihnen lustige, bezeichnende Namen: Heinrich Plüntje und Jochen Brehmke waren zwei radelnde Jungen am Rhein. Sanitätsrat Querbaum war immer da, wenn man ihn rief. Pennäler Strebermann war eben ein Streber, wie der Name sagt. Schlott schrieb so, wie man auf dem Hagenmarkt und in den engen Gassen um den Wollmarkt redete und sich stritt und sich freute. Es waren Geschichten vom Großvater, vom alten Kantor, von der vollen Kinderstube, vom Bauern Griebenkerl, dessen Ernte abgebrannt war, von den

Konfirmanden Stübbenjochen und Laura Hilleke, die sich Papierkugeln während des

Erntedankgottesdienstes zuwarfen, Geschichten von benachteiligten und gekränkten Menschen,

aus denen aber ein im Grunde fröhliches Gemüt des erzählenden Schlott sprach: „Wir

Norddeutschen, deren Lebensernst sprichwörtlich ist, haben drei große Lacher hervorgebracht:

Fritz Reuter, Wilhelm Busch, Wilhelm Raabe.. sie sind sich des Sieges des Guten bewußt..sie

haben die Not unter sich getreten..Sie wissen einen Gott im Himmel, der lachet derer, die die

Not schaffen oder an ihr vorübergehen... Sie aber schaffen lachend gegen alle Not des Leibes

und der Seele. Gott geht mit ihnen und gibt ihnen Kraft zum Schaffen, Kämpfen und Lachen.“[11]  Evangelium hieß für Schlott „die Kunde von der bewussten Lebensfreude“.

Schlott trat energisch für den Sonntag als Feiertag ein. „Das ist die Not in unserer Zeit, dass die Menschen gar nicht mehr wissen, was sie von einem Sonntagmorgen mit Gemeindegottesdienst haben könnten, was solch ein regelmäßiger Kirchgang am Sonntagmorgen für Familie, Gemeinde und Volk bedeutet...Wenn unser Sonntagmorgen der Zeitung gehört, dann können wir keine Glaubensgemeinschaft miteinander haben, dann haben wir aber auch keine Volksgemeinschaft“.[12]

In den Andachten finden sich unmissverständliche, behältliche biblische Einsichten, die manchen gewiss den Weg zum Glauben geebnet haben: „Der Abschied tut weh. Trotzdem: Sieh aufs Ganze. Einen Tod sind wir alle dem Leben schuldig. Wer aufs Ganze sieht, wird dankbar gegen Gott. Danket dem Herr, denn er ist freundlich. Alles Übel ist nur dazu da, dass wir seine Herrlichkeit schauen lernen. Seine Gnade allein ist unser Leben.“[13]  Schlott war in Braunschweig ein nicht zu Unrecht eben wegen seiner erkennbaren, praktischen Frömmigkeit außerordentlich volkstümlicher Pfarrer, um den sich schon zu Lebzeiten zahlreiche, auch krause Anekdoten rankten.

 

Diese volkstümliche Frömmigkeit verband sich in einer extrem widersprüchlichen Weise

schon ziemlich früh mit dem Nationalsozialismus und mündete in gewalttätige Formen. Schlott wurde schon 1924 zu einem Anhänger Adolf Hitlers, dessen Person ihn sein ganzes Leben lang faszinierte. „Bereits 1924 stand mein Herz bei unserm Führer Adolf Hitler“, schrieb Schlott später. Hitler war für

Schlott der Erfinder des sog. „positiven Christentums“, so stand es im § 24 des nationalsozialistischen

Parteiprogramms. Endlich also, so Schlott, eine christliche Partei, jedenfalls eine Partei, die das Christliche

anders als alle andere Parteien, auch die konservativen DNVP und DVP, wortwörtlich in ihr

Parteiprogramm aufgenommen hatte. „Hitler hält deutsches Christentum aufrecht“, annoncierte Schlott vor

der Reichspräsidentenwahl 1932 in der BTZ.[14] Immer wieder verband Schlott biblische Texte mit der Person Hitlers. Eine Betrachtung des Psalmwortes „Der Herr im Himmel lachet ihrer“ (Psalm, 2,4) beendete er mit der Bemerkung, „so gehe auch Adolf Hitler ruhig und sicher durch die Welt mit seinem unbezwingbaren Glauben.  Und noch 1939 schrieb er im Gemeindeblatt seiner Kirchengemeinde Lehndorf:

„Hitler ist der echteste Christ, den es heute gibt.“

Im Februar 1932 trat Schlott in die NSDAP ein[15] und unterzeichnete seine Andachten in der nationalsozialistischen Lokalpresse, der Braunschweiger Tageszeitung, mit dem Kürzel PG, Parteigenosse Schlott. Schlott nahm die Organisation der Deutschen Christen im Lande Braunschweig in die Hand.

 

Es kam den Deutschen Christen entgegen, dass sich die Stadtpfarrerschaft in dieser Zeit erheblich verjüngte, eine junge politische Bewegung also auf eine sich verjüngende Stadtpfarrerschaft traf.

Erich Schweckendiek,[16] 54 Jahre alt, verließ die Magnikirche in Richtung Berlin, und für ihn kam 1933 der 37jährige Wilhelm Rauls[17]. Für den 71jährigen Carl Kausche, der 39 Jahre lang an der Brüdernkirche gewesen war, kam der 31jährige Alfred Wagner.[18] Für den 65jährigen Franz Kühnhold, der seit 1906 an der Martinikirche amtierte, wurde 1933 der 38 jährige Hermann Grüner[19] gewählt. 

Die Braunschweiger Stadtpfarrerschaft erlebte also einen erheblichen Personalwechsel und hatte sich beträchtlich verjüngt.

 

In Berlin fand vom 3.-5. April 1933 die erste Reichstagung der Deutschen Christen statt.[20] Der Einfluss der NSDAP war unübersehbar. Noch während der Tagung berichtete die BTZ unter der Überschrift mit der bezeichnenden Reihenfolge  „Hakenkreuz und Christuskreuz“ von den Referaten. Man wolle „die deutsche Revolution  im Sinne Martin Luthers auch im 20. Jahrhundert voranbringen“, lautete das weitgespannte Ziel des Mitbegründers und inzwischen zum Oberpräsidenten avancierten Kube. [21]   Am Ende der Tagung wurden folgenden Grundsätze beschlossen, die auch im Braunschweiger Volksblatt veröffentlicht wurden: „Gott hat mich als Deutscher geschaffen. Deutschtum ist Geschenk Gottes. Gott will, dass ich für mein Deutschland kämpfe. Kriegsdienst ist in keinem Falle Vergewaltigung des christlichen Gewissens, sondern Gehorsam gegen Gott. Der Gläubige hat einem Staat gegenüber, der die Mächte der Finsternis fördert, das Recht der Revolution; dieses Recht hat er auch einer Kirchenbehörde gegenüber, die die nationale Erhebung nicht vorbehaltlos anerkennt. Die Kirche ist für einen Deutschen die Gemeinschaft von Gläubigen, die zum Kampf für ein christliches Deutschland verpflichtet ist. Das Ziel der Glaubensbewegung Deutsche Christen ist eine evangelische deutsche Reichskirche. Der Staat Adolf Hitlers ruft nach der Kirche; die Kirche hat diesen Ruf zu hören.“[22] Der entscheidende Satz war die Erlaubnis, revolutionär auf die jeweilige Kirchenleitung einzuwirken.[23]

Die BTZ referierte ausführlich auch über eine Rundfunkansprache von Pfarrer Hossenfelder vom Vortag der Tagung, in der er die weltanschaulichen Grundlagen der Glaubensbewegung ausbreitete. „Gott spricht in Rasse und Volkstum eine gewaltige Sprache. Das sichtbare Zeichen des Evangeliums ist und bleibt das Kreuz von Golgatha. Wie es das Siegeszeichen der ersten Christen war, so werden unter ihm auch  die deutschen Christen des Dritten Reiches die dämonischen Kräfte des Liberalismus und des Untermenschentums überwinden. Mit dem Evangelium reißen wir unser Volk vom Abgrund mit dem Führer, den Gott geschenkt hat. Deutsches Volk, Volk Adolf Hitlers,  höre des Herrn Wort: Sei fromm und deutsch, so wird der lebendige Gott deinen Kindern wieder das tägliche Brot für diese und die andere Welt geben. Das walte Gott.“[24]

Den Liberalismus, dem die Theologie bleibende Erkenntnisse verdankt, auf dämonische Kräfte zurückzuführen, verriet geringe theologische Kenntniss. Die Zusammenstellung von Liberalismus und Untermenschentum, mit dem vermutlich die politische Linke gemeint war, war peinlich. Hossenfelder scherte damit für jedes ernsthafte theologische Gespräch aus, und doch blieb er die nächsten Monate der führende Mann der Deutschen Christen. Besonders glitschig machten sich in diesem theologischen Brei die frommen Versatzstücke wie „das Kreuz von Golgatha“, „das Evangelium“, aber sie wirkten auf für Kitsch empfängliche Amtsbrüder anziehend.

Hossenfelder beendete die Tagung mit einem Sieg Heil auf Hitler, das Dritte Reich und – die Kirche.[25]

 

Die Deutschen Christen in der Stadt Braunschweig[26]

Im April 1933 wurde Schlott von der Berliner Zentrale zum Gauleiter der Deutschen Christen in der Landeskirche ernannt[27]. Als solcher verteilte er die von Pfarrer Joachim Hossenfelder formulierten Richtlinien  und warb für die „Glaubensbewegung“. Aber  diese Richtlinien enthielten einige Forderungen in Hinblick auf die preußischen Kirchenwahlen und waren damit ab Ende 1932 überholt. Sie waren einigen in der Glaubensbewegung auch zu offensichtlich nazistisch, auch die Ausführungen über die Innere Mission stießen nicht wenige ab. Im Mai 1933 wurden daher unter der Federführung des Tübinger Theologieprofessors Fezer neue Grundsätze formuliert und verbreitet. Die wurden im Jakobigemeindebrief von Pastor Kalberlah veröffentlicht. Sie waren wesentlich gemäßigter. Es fehlten alle oben genannten nazistischen Vorstellungen und rückte die Glaubensbewegung sichtlich von der NSDAP ab. Selbst die Zentralisierung der Landeskirchen solle „bei pietätvoller Wahrung geschichtlich begründeter Sonderrechte“ geschehen. Die Grundsätze betonten ausdrücklich die Stellung der Gemeinde, nämlich Gemeindeverbundenheit bei der Ausbildung der Pfarrer, „wir verpflichten uns ..zum Dienst in unseren Gemeinden“ (7), hieß es später. Sonntagsheiligung (7), christliche Erziehung (6), Ausbau christlicher Liebestätigkeit (5) im Sinne Joh. Heinrich Wicherns (3) standen im Vordergrund. Pastor Kalberlah schrieb daher begeistert im Gemeindebrief „Im Sinne und Geiste dieser Glaubensbewegung ist schon seit Bestehen der Jakobigemeinde bei uns  gearbeitet worden“[28]. Das war der Begeisterung wohl etwas viel, denn die „scharfe Abwehr von Mammonismus, Bolschewismus und des unchristlichen Pazifismus“ (1) gehörte nicht zum Programm des langjährigen Vorgängers Pfarrer Beck.
Die neuen Grundsätze vermitteln etwas von der Aufbruchstimmung, die die Deutschen Christen besonders am Anfang verbreiteten. Jene Pfarrer in der Stadt, die eine Mitgliedschaft in der NSDAP beantragt hatten, liebäugelten auch mit einer Mitgliedschaft bei den Deutschen Christen. Sie erhofften sich einen kirchenreformerischen Aufbruch in der Stadt.

 

Im Gemeindebrief griff Schlott das Modewort von der „Gleichschaltung“ auf und schrieb von der Reichstagung: „Auf die Gleichschaltung mit Gott kommt es an. Wem als Nationalsozialist das Herz für sein deutsches Volk und für seine deutsch-evangelische Kirche schlägt, der hat das längst gewusst und nie vergessen. Derer sind viele im deutschen Volk. Sie haben sich in der „Bewegung der deutschen Christen“ zusammengeschlossen und kamen zur 1. Reichstagung in Berlin vom 3.-5. April 1933 zusammen. Sie stehen ganz auf dem Boden der Reichsregierung und gehen mit der NSDAP Hand in Hand.  Wollte Moskau sein Reich ohne Gott, ohne Christus für die Arbeiterklasse mit dem Ziel der Internationale aufbauen, so will die NSDAP mit Gott durch Christus das Deutsche Reich als organische Einheit aller Volksklassen, als Glied im Ganzen der Völker. Zum Aufbau des Deutschen Reiches bedarf es einer Kraft, die uns nur durch Gott werden kann.; denn sein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit. Das waren die Gedanken, die auf der Berliner Tagung nach allen Seiten hin mit dem Ziel einer deutschen Reichskirche durchgearbeitet wurden.“ Der Artikel war überschrieben „Die Auferstehung des deutsch-evangelischen Volkes“.[29]

Dieser Beitrag markiert präzise die Absichten, die die Deutschen Christen im Frühjahr 1933 prägten: eine bedingungslose Unterstützung der Regierung Hitler, den Einklang mit der Nazipartei („Hand in Hand“), die NSDAP als religiöse Partei im Gegensatz zu „Moskau“, die Hoffnung auf Beseitigung von „Volksklassen“, das bedeutete das Aufgeben der Pluralität der Gesellschaft zu Gunsten einer „organischen Einheit“. Eingangs triumphierte Schlott: „Die Zeit der Schmach hat nun ein Ende..Ein neuer Tag! Ein neuer Frühling! Von Wert ist nur, was in Gott, im Geiste Jesu Christi geschaffen wird. Ist das Werk von Gott, so wird’s bestehen; ist es ohne Gott, wird es untergehen. Von Gottes Gnade sind wir abhängig.“ Wie wahr! Die Deutschen Christen gingen bald unter, jedenfalls als parteinaher Luxusdampfer.

 

Die Wut der DC über die aufgeschobene Machtübernahme

Die Reichstagung  beauftragte die regionalen Zentralen, „revolutionär“, also möglichst umgehend die kirchenleitenden Ämter zu übernehmen. Es ging also vor allem um die Macht- und Personalfrage.

Obwohl Landesbischof Bernewitz am 31. März seinen 70. Geburtstag beging[30], machte er keine Anstalten, sein Amt niederzulegen, worauf Schlott gewartet hatte. Am 19. April erschien in der Braunschweiger Landeszeitung ein in seiner Art in der Landeskirche beispielloser Artikel, in dem Schlott unverblümt den Rücktritt des Bischof forderte.[31]  Er beklagte die angebliche Zurückhaltung der Wolfenbüttler Kirchenleitung gegenüber der neuen Reichsregierung und verdächtigte sie, „der roten Landesregierung“ zuzuneigen. Das war eine für jeden Zeitgenossen erkennbar groteske und unverschämte, aber auch gefährliche Behauptung. Schlott forderte Neuwahlen zum Landeskirchentag und drohte andernfalls mit dem Eingreifen der SA, „oder will man das Schauspiel geben, das die SA eingreift, weil man es nicht länger ansehen kann?“

 

Tatsächlich veröffentlichte am 2. Mai die Kirchenregierung eine Erklärung als Kanzelabkündigung, die auch von allen Kanzeln der Braunschweiger Stadtkirchen gelesen wurde, in der sie sich nun vorbehaltlos hinter die Hitlerregierung stellte.  Die deutsche Erhebung sei wie eine Sturmflut über Deutschland hereingebrochen, mancher glaube vielleicht noch,  dass der Strom der Zeit einst im roten Meer münden werde, aber beschämt denke man an die Zeit zurück, in der der internationale Marxismus zu Gottlosigkeit und Gotteslästerung aufgerufen habe. Hitler habe einen neuen Anfang gemacht, in seiner Regierungserklärung,  die christlichen Kirchen zu wichtigsten Faktoren seiner Kirchenpolitik ernannt und damit der Kirche die Türen für neue Aufgaben weit geöffnet.[32]  Der Landeskirchentag löste sich auf und ernannte Bernewitz zum zwischenzeitlichen Kirchenkommissar, obwohl Schlott diesen Auftrag selber gerne ausgeführt hätte. Schlott vermutete einen kirchenpolitischen Schachzug der Abgeordneten des Landeskirchentages Palmer und Domprediger v. Schwartz und pöbelte sie in einem Zeitungsartikel in der BTZ als Störenfriede an.[33]  Noch am Abend der Landeskirchentagung, dem 11. Mai, versammelten sich die Deutschen Christen im Keglerheim. NSDAP Ortsgruppenleiter Posorski begrüßte das übervolle Haus, und Schlott ließ seiner Enttäuschung darüber, dass er nicht selber Kommissar geworden war, freien Lauf. „Dass wir überhaupt noch eine Kirche haben, verdanken wir Adolf Hitler und der SA und SS; wären sie nicht gewesen, so herrschte bei uns der Bolschewismus wie in Russland.“[34]

 

Schlott verhöhnte in einem weiteren Zeitungsartikel am 12. Mai in der Parteizeitung BTZ die Abgeordneten des Landeskirchentages als „Angsthasen“, die sich einer radikalen Lösung verschlossen hätten: „Wer nicht mitmacht, kann abtreten. Wer sich entgegenstemmt, wird endgültig niedergekämpft, bis er im Graben liegt. Um unsern allverehrten Herrn Landesbischof könnt ihr ohne Sorge sein. Wir verehren ihn wie ihr. Wir haben uns schiedlich friedlich an einen Tisch gesetzt. Wir sind uns einig. Es ist kein widerwärtig Wort gefallen. Die letzten Schönheitsfehler werden wir noch beiseitigen“.[35] Mit den „Schönheitsfehlern“ bemäntelte Schlott die Tatsache, dass es im Landeskirchenamt keine personellen Änderungen gegeben hatte, obwohl Bischof Bernwitz offenbar den Deutschen Christen einen Oberkirchenratsposten angeboten hatte. Aber Schlott und die Deutschen Christen wollten die ganze Macht, den Bischofssitz, und auf den mussten sie wieder warten.

Einen Höhepunkt erreichte die deutsch-christliche Agitation mit einer weiteren Versammlung, diesmal im Konzerthaus am 16. Mai, in der die Pfarrer und Parteigenossen Teichmann und Beye sprachen. Beye sprach zu dem Thema „Die Juden und die Kirche“. „Das Blut als Urerbe“ werde in der Reichskirche Gültigkeit haben. Daher kämen Juden „als Hüter germanischen Christentums“ nicht in Frage.  Juden sollten aus der deutschen Kirche fortbleiben und sich in Deutschland eine „jüdische Kirche“ schaffen. Im übrigen gelte: „Wer freiwillig nicht selig werden wolle, dem müsse man mit den Fäusten der SA dazu verhelfen“. [36]

Zum forcierten Tempo der Gleichschaltung erklärte der württembergische Bischof Wurm spöttisch, die evangelische Kirche sei keine Ortskrankenkasse, die saniert werden müsse.[37]

 

Braunschweig Stadt war innerhalb der Landeskirche zum brodelnden Mittelpunkt deutsch-christlicher Agitation geworden. Diese Agitation hatte ihre Schärfe auch durch die Gründung einer Regionalgruppe der in Berlin ins Leben gerufenen jungreformatorischen Bewegung erhalten. Diese befürchtete eine unzulässige Politisierung der Kirche durch die Deutschen Christen und in Zukunft eine Einschränkung der Freiheit der Verkündigung der Kirche. Zusammen mit den neuen Richtlinien der Deutschen Christen veröffentlichte das Volksblatt auch den Aufruf der jungereformatorischen Bewegung. Es müsse beim Neubau der evangelischen Kirche „aus dem Wesen der Kirche“ gehandelt werden. Eine „Vergreisung“ in  Ämtern und Körperschaften der Kirche sollte durch Heranziehung jüngerer Kräfte „besonders aus der Frontgeneration“ beseitigt werden. Schließlich solle die Kirche „im freudigen Ja zum neuen deutschen Staat den ihr von Gott gegebenen Auftrag in voller Freiheit von aller politischen Beeinflussung“ erfüllen können.[38] Trotz einer Nähe zum Vokabular der Deutschen Christen galt es damals fast als unanständig, überhaupt noch eine Gegengruppe zu den Deutschen Christen zu gründen, nachdem sich die synodalen Kirchenparteien bereits aufgelöst hatten. Inhaltlich war es die Ablehnung, Nichtarier aus der Kirchengemeinschaft auszuschließen, die die Jungreformatoren grundsätzlich von den Deutschen Christen schied.[39] Zur Brauschweiger Regionalgruppe gehörten aus der Stadt Braunschweig Dr. Bode, Domprediger v. Schwartz, Pfarrer Brutzer, Else Diederichs, Buchhändler Bodenstab, Pfarrer Saftien.[40]

Eine Gelegenheit zu weiterer deutsch-christlicher Profilierung bot die von Hitler angekündigte Kirchenwahl am 23. Juli 1933.



 



[1] Material zur Ausstellung  107-113

[2] siehe dazu Scholder 260 Anm 75; sowie über die Entstehung der DC   251 ff

[3] BV 28. August 1932 S. 140

[4] zu Stahl  Walter Bußmann Friedrich Julius Stahl in: Gestalten der Kirchengeschichte Bd 9,1  S. 325 ff Stuttgart 1985

[5] RGG 1. Auflage Bd I Sp. 1615

[6] In der Landeskirche bearbeiteten alle Pfarrer im Jahre 1931 schriftlich das Thema „Die religiöse Richtung der völkischen Bewegung, insbesondere des Nationalsozialismus, in ihrem Verhältnis zur Kirche. Darstellung und Beurteilung. Wie hat sich die Kirche dazu zu stellen, welche Aufgaben erwachsen dem Pfarramt?“ (siehe Dietrich Kuessner „Die Auseinandersetzung der Braunschweiger Pfarrerschaft mit dem Nationalsozialismus im Jahre 1931“  in: „Geschichte als Beruf “ Festschrift für K.E. Pollmann Hrs von Ramona Myrrhe S 241 ff). Leider befinden sich unter den 139 eingereichten  schriftlichen Aufsätzen keine von Braunschweiger Stadtpfarrern. Diese waren wie die Wolfenbütteler Pfarrer von der Anfertigung eines Aufsatzes befreit worden.

[7] Dietrich Kuessner Johannes Schlott. Ein Beispiel deutsch-christlicher Theologie in der Stadt Braunschweig Braunschweig 1983. In einem Gemeindeprojekt beschäftigte sich erstmals eine Kirchengemeinde in der Propstei Braunschweig 1982 mit ihrer Geschichte in der nationalsozialistischen Zeit.

[8] siehe auch Andacht  „Nu grade! Nich nalaten!“ BTZ 20.3.1932

[9] Gemeindenbrief St. Katharinen März 1926

[10] Gemeindebrief St. Katharinen Mai 1926

[11] BTZ 4.9.1932

[12] BTZ 22.5.1932

[13] BTZ 22. 9.1932

[14] siehe auch An die Vorsitzende einer Braunschweiger ev. Frauenhilfe“: „Wir sind deutsch-evangelisch. Drum können wir leider Hindenburg, den Evangelischen, nicht wählen, weil er das katholische Zentrum deckt. Wir müssen Hitler wählen, weil er deutsch fühlt, denkt, handelt, obwohl er katholisch ist“, in BTZ 9.4.1932

[15] Schott hatte eine verhältnismäßig niedrige Parteinummer 945434, aber er war nicht Mitglied der SA und der SS und hatte nach einer parteistatistischen Erhebung von 1939 nach eigenen Angaben keine Dienststiefel, keinen Dienstrock,  keine Pistole und keinen Dienstmantel, aber Tornister und Zeltbahn. Er war durch und durch ein verblendeter Idealist.

[16] Erich Schweckendiek (1881 – 1940) war von 1925 – 1933 Pfarrer an der Magnikirche, dann in Berlin. Detlev Schweckendiek „Die Jahre meines Vaters an St. Magni“ in Magnifestschrift 1981 S.157 ff

[17] Wilhelm Rauls (1896 – 1985)  war von 1933 - 1943 Pfarrer an der Magnikirche, dann Propst von Goslar, 1935-1945; 1952-1964 Mitglied er Kirchenregierung; Wilhelm Rauls „Zehn Jahre Pfarrer an der Magnikirche“ in Magnifestschrift 1981 S. 146 ff. BBL 477

[18] Alfred Wagner ( 1902) war von 1933 - 1937 Pfarrer an der Brüdernkirche.

[19] Hermann Grüner (1905) war von 1933 - 1936 Pfarrer an der Martinikirche

[20] siehe Kurt Meier  Die Deutschen Christen 17 ff

[21] BTZ 5.4.1933 ein Bericht über die Reichstagung unter der Überschrift „Hakenkreuz und Christuskreuz“

[22] BV 23.4.1933 S. 67 ff

[23] Scholder 366 ff; Scholder charakterisiert die durch die Reichstagung ausgelöste Stimmung, die präzise auf Schlott zutrifft, folgendermaßen: „Berauscht von der Begeisterung dieser Wochen und fasziniert von Hitlers Erfolgen fühlte sich hier jeder einzelne als kleiner Führer, der es dem großen Führer an Kühnheit, Schnelligkeit und Bedenkenlosigkeit gleichzutun versuchte“. S. 368.

[24] BTZ  5.4.1933

[25] BLZ 6.4. 1933

[26] Material zur Ausstellung  114 ff

[27] BV 30.4.1933 S. 72

[28] Gemeindeblatt für St. Jakobi 1. Juni 1933 S. 3

[29] Gemeindebrief St. Katharinen Mai 1933

[30] Der 70. Geburtstag  von Bischof Bernewitz wurde natürlich in der kirchlichen Presse, aber auffälligerweise auch in der Regionalpresse ausführlich gewürdigt. Es kam zu einem in der Presse veröffentlichten Dankschreiben des Bischofs an Landtagspräsidenten Zörner, in dem es hieß, die Kirche schlage dankbar in die ihr ausgestreckte Hand der Nationalsozialisten ein. BV 2.4.1933 S. 54 f

[31] BLZ 19.4.1933

[32] BV 14.5.1933; Gemeindeblatt für St. Jakobi Nr. 6 1. Juni 1933 S.1 f

[33] BTZ 11.Mai 1933

[34] BTZ 14.5.1933 und BrSta 13.5.1933

[35] BTZ 14.5.1933

[36] BNN 18.5.1933

[37] Das Evangelische Deutschland 23.4.1933 Sp. 145

[38] BV 28.5.1933 S. 86

[39] Scholder hebt zu Recht den Unterschied zu den Deutschen Christen hervor, den er im Artikel sieben sieht, keine Ausschließung von Nichtariern aus der Kirche. Scholder 406 ff.

[40] BV 28.5.1933



Zum Kapitel 5: Die Juli „Wahl“ 1933






[Zurück] [Glaube] [Helfen]
Impressum und Datenschutzerklärung Stand: Dezember 2013, dk