Die katholischen Stadtkirchen 1933-1934 [1]
Die katholische Oase am Ende der
Friesenstraße war in den 30er Jahren kein Hort des Friedens mehr (Kapitel 2).
Sie war die ideale Demostrasse für jene Kolonnen, die über den Bohlweg
marschierten, links in die Langedammstraße einbogen und dann direkt die
langgestreckte, verhältnismäßig enge Friesenstraße erreichten. An deren Ende
stand das Landestheater, wo man wiederum links in den Steinweg einbiegend die
Demostrecke von vorne ablaufen konnte. Am Eingang der Friesenstraße Hausnummer
eins war die Zentrale der kommunistischen Partei Braunschweigs etabliert, ein
Haus mit einem dreistöckigen Hof, von denen es in der Friesenstraße noch viele
andere gab. In der Mitte der Friesenstraße prallten die ideologischen Gegensätze
aufeinander, da lagen die Häuser der katholischen Kirchengemeinde und von
Häusern ringsum geschützt die katholische Kirche. Am andern Straßenende jedoch
traf man sich trotz aller schärfsten Gegensätze, da war nämlich die
Geschäftsstelle des Braunschweiger Wochenblattes, in ihrer erklärten scharfen
Ablehnung der Nazis den Kommunisten am anderen Straßenende nicht nachstehend.
Hier wohnten weit über 1000 Braunschweiger, versorgt von einem Bäcker,
Gemüsehändler, Lebensmittelladen, Frisör, Zigarrenladen, Zeitschriften- und
Buchhandel, aber auch von vier Schrotthändlern bewohnt, fast alles Arbeiter und
Witwen, Handwerker und die Schule gleich über die Straße.[2]
Die meist engen schmalen Häuser boten keine Idylle, die meisten sind am 14.
Oktober abgebrannt, die Straße existiert heute nur noch auf einem Straßenschild
gegenüber dem Schloßeinkaufszentrum.
Gegensätze beleben und schärfen das
Profil. Dafür bot das Jahr 1933 der katholischen Kirche reichlich Anlass.
Papst Pius XI hatte das Kahr 1933 als „Heiliges Jahr“ ausgerufen. Vor 1900
Jahren war nach der Überlieferung Jesus gekreuzigt worden: 33. n.Chr. Nach Rom
wurden Pilgerfahrten auch aus der Diözese Hildesheim veranstaltet. In Trier
wurde seit langer Zeit wieder der legendäre Heilige Rock ausgestellt. Auch
dahin gab es Pilgerfahrten. Im Dezember wurde Bernadette Soubirous heilig
gesprochen, der die Gottesmutter Marias in Lourdes erschienen war. Die
Marienfrömmigkeit nahm eine erneuten Aufschwung. Also: ein besonderes Jahr.
Auch für die katholische Kirche in
Braunschweig begann das Jahr 1933 mit einem Jahrhundertereignis.
Die Einweihung des St. Vincenzkrankenhauses
Am 1. Januar 1933 wurde ein katholisches Krankenhaus
eingeweiht, das St. Vincenzkrankenhaus. Dechant Stolte hatte 1932 eine Villa
von der Familie Schmalbach in der Bismarckstraße gekauft und zu einem 90 Betten
Krankhaus umbauen lassen. Die Pflege übernahmen Hildesheimer Vincentinerinnen.
Erneut waren seit dem Auszug der Franziskaner im 16. Jahrhundert wieder
Ordensleute in die Stadt eingezogen, die sich im zweiten Geschoss des
Krankenhauses eine Klausur eingerichtet hatten. Mit diesem Krankenhaus war die
Rundumversorgung der Katholiken in der Stadt komplett: es gab katholische
Kindergärten, katholische Schulen, katholische Vereine, drei Kirchen und nun in
einem katholischen Krankenhaus die angemessene Pflege des ganzen Menschen bei
Unfall, Krankheit oder im Alter. Auf eine große Einweihungsfeier verzichtete
die Krankenhausleitung wegen der Not der Zeit. Aber die Generaloberin des
Ordens des Hl Vincenz war gekommen und das Haus war fünf Tage lang zur
Besichtigung freigegeben.[3]
Entschieden antinazistisch
Zu diesem Jahresanfang druckte das Braunschweiger
Wochenblatt eine Stellungnahme des „Osservatore Romano“ unter der Überschrift
„Scharfe Absage an die Deutsch-Nationalen und Nationalsozialisten“.[4]
In dem sofort losbrechenden Wahlkampf titelte das Wochenblatt „Im Trommelfeuer“[5]
und „Die katholische Kirche unter dem Terror“.[6]
Mit einem Stimmungsbild aus Köln positionierte sich das
Wochenblatt noch einmal kräftig gegen die Nationalsozialisten. Es
veröffentlichte am Wahltag einen Bericht über den Frauentag der Internationalen
Liga katholischer Frauenvereine, die zu einem Gebetstag für den Frieden
aufgerufen hatten.[7]
„Die brauen und schwarzen Uniformen der Hitlerleute zogen den ganzen
Februarsonntag über durch die Straßen des alten Köln. Aus vielen Fenstern
hingen große, grelle Fahnen und das Sonntagsgeläut von St. Aposteln, St. Gereon
und der anderen Kirchen wurde von manchem spitzen Heilruf überschnitten. Sogar
kleine Knaben, noch von dem Frieden des Kindesalters umschlossen, stolzierten
in ihrer Unwissenheit in dem kriegerischen Braun einher, auf dem schmalen Arm
das umgebogene Kreuz, das nicht wie das gerade, einfache Kreuz Symbol des
Friedens, der Demut, der allumfassenden Liebe ist, sondern das Zeichen der
Trennung, der Überheblichkeit über andere Völker und Rassen“. Der Gottesdienst
im Kölner Dom war ein Bittgottesdienst für den Weltfrieden und den Frieden des
eigenen Volkes. Der Bericht zitierte den Bericht einer Katholischen Zeitung, in
dem Spengler zitiert wurde, Ideale seien Feigheit. „Wir müssen lernen zu
hassen. Mein Leben besteht aus Töten. Ich bin jedwedens Feind.“ Es gab also
neben dem allgemeinen Jubelgeschrei von der Sorte der Frau v. Gebensleben auch
den klug beobachtenden und scharf analysierenden Blick von Frauen, den das
Braunschweiger Wochenblatt veröffentlichte, weil die Situation in Braunschweig
vergleichbar war, und den Frauen der Friesenstraße ein ähnlicher Blick auf die
braunen Kolonnen bot. Dem einfachen Kreuz wurde das „umgebogene“ Kreuz
gegenübergestellt und damit das Symbol, das bald Staatsflagge werden sollte,
als eine Verbiegung von Glaube und Christentum dargestellt. Mehr noch: ein
Zeichen der „Überheblichkeit“. Das Braun der Uniform war „kriegerisch“, damit
wurden die Befürchtungen ausgesprochen, die von Anfang an mit Hitler und seinen
Marschierern verbunden waren.
In einem Hirtenwort hatte Bischof Nikolaus
Bares[8]
dazu aufgerufen, nur jene Abgeordnete zu wählen, die „für den Schutz der
konfessionellen Schulen, der christlichen Religion und der katholischen Kirche“
eintreten. Das war ein deutlicher Wink mit dem Zaunspfahl.[9]
. Die Liste der Nationalsozialisten kam bei dieser Wahl für einen kirchentreuen
Katholiken nicht in Frage. Das Zentrum erhielt in Braunschweig 2.427 Stimmen,
so viele wie nie zuvor. [10]
Die Unvereinbarkeit von Katholizismus und Nationalsozialismus zu
Jahresanfang 1933
Denn noch galt die Unvereinbarkeit von katholischem Glauben
und Nationalsozialismus. Vor zwei Jahren, am 10. März 1931, hatten die Bischöfe
der Paderborner Kirchenprovinz, zu der auch der Hildesheimer Bischof Nikolaus
Bares gehört, für die Katholiken der Diözese eine wichtige Warnung vor dem
Nationalsozialismus ausgesprochen. Die NSDAP hatte im Braunschweiger Landtag in
der Septemberwahl 1930 eine komfortable Fraktionsstärke erreicht und war
Koalitionspartner in der Regierung geworden. Umso aufmerksamer wurde die
Interpretation des berühmten Paragrafen 24 des NSDAP Parteiprogramms in der
Kundgebung der Bischöfe aufgenommen, die die Redewendung vom „positiven
Christentum“ als inhaltsarm, dehnbar und bedenklich bezeichnete. Dieser § 24
stünde „im offenen Gegensatz zur katholischen Religion“. „Er macht das Gefühl
einer Rasse zum Richter über religiöse Wahrheiten, über Gottes Offenbarung und
über Zulässigkeit des von Gott gegebenen Sittengesetzes.“[11]
Der § 24 hatte das Sittlichkeits- und Moralgefühl der germanischen Rasse der
Freiheit der religiösen Bekenntnisse vorgeordnet. Die Bischöfe warnten daher
vor religiös klingenden Redewendungen von Wahlrednern und erklärten
abschließend „für katholische Christen die Zugehörigkeit zur NSDAP (für)
unerlaubt.“ Daher übergoss das katholische Braunschweiger Wochenblatt anders
als die bürgerlichen Blätter bis 1933 die NSDAP mit Spott.
Aber die Regierungserklärung vom März 1933, wonach die
Hitler/Papen Regierung ihre künftige Arbeit auf christlichen Werten aufzubauen
behauptete, hatte auch auf die katholischen Bischöfe Eindruck gemacht. Die
Zentrumspartei löste sich wie alle anderen demokratischen Parteien auf, und
Hitlers Regierung schloss im Sommer 1933 mit dem Vatikan das Konkordat ab, das
die Rechte der katholischen Kirche vertragsmäßig absichern sollte. Damit war
die Unvereinbarkeitsklausel von den Bischöfen aufgegeben worden.
Die Wende von der Unvereinbarkeit zur Vereinbarkeit von
katholischer Kirche und nationalsozialistischer Herrschaft 1933
Die Wende von der Unvereinbarkeit zur Vereinbarkeit wurde
durch die zu diesem Zeitpunkt überraschende Erklärung der katholischen Bischöfe
vom 28. März 1933 vollzogen. Scholder nennt die Wende eine Kapitulation.[12]
Die allgemeinen Verbote und Warnungen (vor dem Nationalsozialismus) würden
nicht mehr als notwendig betrachtet, hieß es in der Erklärung der Bischöfe,
zugleich aber hoben sie die ergangenen Kundgebungen nicht auf. „In Geltung
bleibt die so oft in feierlicher Kundgebung an alle Katholiken ergangene
Mahnung, stets wachsam und opferfreudig einzutreten..für den Schutz der
christlichen Religion und Sitte, für Freiheit und Rechte der katholischen
Kirche und Schutz der konfessionellen Schule und der Jugendorganisation.“ Ihr
Hitlerbild hatte sich diametral geändert. Es sei anzuerkennen, „dass von dem
höchsten Vertreter der Reichsregierung, der zugleich autoritärer Führer jener
Bewegung ist, öffentlich und feierlich Erklärungen gegeben sind, durch die der
Unverletzlichkeit der katholischen Glaubenslehre und den unveränderlichen
Aufgaben und Rechten der Kirche Rechnung getragen wird.“[13]
Dass Hitler, der Lügner, an dem Parteistatut vom positiven Christentum kein
Tüttelchen ändern würde, hatten die Bischöfe vergessen. Es war der Amtsbonus
des Reichskanzlers, der die Würdenträger beeindruckte.
Am 7. Juni 1933 veröffentlichte der Kirchliche Anzeiger für
das Bistum Hildesheim einen gemeinsamen Hirtenbrief der katholischen Bischöfe,
der am 11. Juni in der ganzen Diözese Hildesheim und auch von den Kanzeln der
Nikolaikirche, Josephkirche und St Laurentiuskirche verlesen werden sollte. Wer
am Gottesdienstbesuch verhindert war, konnte das Gemeinsame Hirtenschreiben als
„Das Wort der deutschen Bischöfe“ im Kirchenblatt vom 17. Juni 1933 nachlesen.[14]
In diesem Hirtenbrief wurde die politische Entwicklung seit dem Januar 1933
als eine „ernste Zeit der Umwälzung und Gärung“, als „Umsturz der Verhältnisse
und Umschwung auch der Menschen“ bezeichnet. In vier Absätzen begründeten die
Bischöfe die Eingliederung der katholischen Kirche in den
nationalsozialistischen Staat, denn Volk und Vaterland seien „herrliche
natürliche Güter.“ Die deutschen Bischöfe seien „weit davon entfernt, dieses
nationale Erwachen zu unterschätzen oder gar zu verhindern.“ Es falle den
Katholiken „keineswegs schwer, die neue starke Betonung der Autorität im
deutschen Staatswesen zu würdigen“ und sich ihr zu unterwerfen. Sie begrüßten
auch das außenpolitischen Ziel, dass das deutsche Volk nach „der schmachvollen
Verkürzung ihrer völkischen Rechte“ wieder einen Ehrenplatz in der
Völkerfamilie erhalten müsse. Es liege „ganz in der Richtung des katholischen
Gedankens“, wenn die neue staatliche Autorität Volkskraft und Volksgesundung
fördere und das verjüngte Volk „zu einer neuen großen Sendung“ befähige. Die
Regierungserklärung vom März 1933, wonach der neue Staat ausdrücklich erklärt
hatte, dass er sich selbst und sein Werk auf den Boden des Christentums stelle,
verdiene den Dank aller Katholiken. Hier griffen die Bischöfe tief in das
gängige Reservoir der verleumderische Polemik der Weimarer Republik. „Nicht
mehr soll also der Unglaube und die von ihm entfesselte Unsittlichkeit das Mark
des deutschen Volkes vergiften, nicht mehr der mörderische Bolschewismus mit
seinem satanischen Gotteshass die deutsche Volksseele bedrohen und verwüsten.
In Erinnerung an die großen Jahrhunderte deutscher Geschichte sollen die neue
deutsche Würde und Größe aus der christlichen Wurzel erblühen.“ Auch die Ziele,
„die die neue Staatsautorität für die Freiheit unseres Volkes erstrebe“,
begrüßen die Katholiken. „Nach Jahren der Unfreiheit unserer Nation, der
Missachtung und der schmachvollen Verkürzung unserer völkischen Rechte, muss
unser deutsches Volk jene Freiheit und jener Ehrenplatz in der Völkerfamilie
wiedererhalten, die ihm auf Grund seiner zahlenmäßigen Größe und seiner
kulturellen Veranlagung und Leistung gebühren“. Die deutsche „Größe“ avancierte
zu einem Götzen, der ein verhängnisvolles schiefes Licht auf die
zurückliegenden zwölf Jahre warf, die aber gerade vom Zentrum als einer
Verfassungspartei von 1919 zu einer gefestigten Demokratie gestaltet worden
waren. Die Bischöfe waren dem Nazitrend der wüsten Verunglimpfung der Weimarer
Republik verfallen.
In vier weiteren Absätzen aber meldeten die Bischöfe ihre
Wünsche an die Hitlerregierung an: die Kirche benötige jene Freiheit, die sie
auf Grund ihres Wesens und ihrer Aufgabe brauche und verdiene, nämlich den
Schutz der konfessionellen Schule, der konfessionellen Jugendarbeit, der
karitativen Arbeit und einer kirchlichen Presse. „Soll der neue Staat ein
christlicher sein, und die katholische Kirche darin ihre Freiheit genießen, so
wird sie auch berechtigt sein müssen, eine katholische Presse zu besitzen.“
Diese Wünsche seien nicht als versteckter Vorbehalt mißzuverstehen. „Wir wollen
dem Staat um keinen Preis die Kräfte der Kirche entziehen, und wir dürfen es
auch nicht, weil nur die Volkskraft und die Gotteskraft, die aus dem
kirchlichen Leben unversiegbar strömt, uns erretten und erheben kann. Ein
abwartendes Beiseitestehen oder gar eine Feindseligkeit der Kirche dem Staat
gegenüber müsste Kirche und Staat verhängnisvoll treffen.“ Am Grab des hl.
Bonifatius erbaten die Bischöfe, dass „der Apostel der Deutschen“ „das Volk mit
jener Glaubenskraft stärke, aus der die deutsche Größe in den vergangenen
Jahrhunderten erwuchs und auch jetzt wieder erwachsen wird.“
Mit der in der katholischen Theologie so beliebten und immer
wieder angewandten Methode der Analogie stellten die Bischöfe Entsprechungen
auf zwischen Volkskraft und Gotteskraft, zwischen autoritären Staat und
Hierarchie der Kirche, zwischen wohlgeordneter Vaterlandsliebe und Liebe zu „jenem
grenzenlosen Land jenseits der irdischen Meere“, zwischen menschlicher
Obrigkeit und der ewigen Autorität Gottes. Diese Methode der Entsprechungen
ermöglichten den Bischöfen Nähe und Distanz zum nationalsozialistischen Staat
zu formulieren und zu empfehlen. So war auch dieses Hirtenwort durchsetzt von
zahlreichen kritischen Anmerkungen z.B. zum Missbrauch der Autorität „durch
Überspannung oder durch Duldung von Übergriffen“, bei Förderung der
Volksgesundung dürfe die Regierung nicht zu Gesetzen und Verfahren greifen, die
sie vor Gott nicht verantworten könne, die Beachtung der Gerechtigkeit dürfe
vor dem „bisherigen Feinde nicht versagen“, und dürfe „weniger an die
rücksichtslose Ausmerzung der Menschen als an ihre Besserung und
Wiedergewinnung für die Volksfamilie denken.“ Ungeniert aber griffen die
Bischöfe Hitlers beliebte Phraseologie vom Lebensraum und von der zu
erstrebenden Größe Deutschlands auf. Sie beschworen das Naturrecht zur
Unterordnung eines Katholiken unter den Hitlerstaat. „Sie geht damit vom
naturrechtlichen Standpunkt aus, dass kein Gemeinwesen ohne Obrigkeit gedeiht,
und nur die willige Einfügung in das Volk und die gehorsam Unterordnung unter
die rechtmäßige Volksleitung die Wiedererstarkung der Volkskraft und Volksgröße
gewährleisten“. In diesem Rahmen bewegte sich die katholische Kirche in jeweils
abwechselnder Nähe und Distanz zum nationalsozialistischen Staat. Für den
zuhörenden Gottesdienstbesucher war die Botschaft klar; man kann frommer
Katholik und Nationalsozialist sein, mal mehr, mal weniger. Auffällig war für
fromme Katholiken, dass der § 24 der Parteiprogramm vom schwammigen „positiven
Christentum“ kein hohes Hindernis mehr für die Bereitschaft zur Mitarbeit
bedeutete. Die katholische Kirche erwies sich, nicht nur an diesem Beispiel,
als Kirche des Relativismus.
Ein Kommentar zur Bücherverbrennung
Wie verstörend nah das Verhältnis sein konnte, machte der
vierspaltige Kommentar im Kirchenblatt vom 18. Juni deutlich, der neben dem
Wort der Bischöfe abgedruckt war, und der aus der Feder des Herausgebers Prof.
Dr. Erich Riebartsch stammte.[15]
Er behandelte die Bücherverbrennung im Mai in Berlin. „Wir leugnen nicht, dass
die Flammen des Scheiterhaufens in Berlin unsere Sympathie finden“. Eine Clique
von Schriftstellern und Verlegern habe systematisch auf die niederen Instinkte
des Publikums spekuliert und es sei ein hoffnungsvolles Zeichen, wenn die
Schlammflut der Literatur von den Händen der jungen Generation hinwegfegt
werde. „Möge dieser Geist dauernd erhalten bleiben“.[16]
Der Scheiterhaufen von Berlin sei „eine glänzende Rechtfertigung der Kirche und
ihrer Menschenkenntnis. Und ihres vielbelachten Index“. Auch vor dem
Braunschweiger Schloss fand eine Bücherverbrennung durch die Braunschweiger
Jugend statt. Riebartsch kam auf dieses Thema erneut zurück[17]
und lobte die Verbote des Index. Damals standen auf der Liste der verbotenen
Bücher erstens: Ausgabe der Heiligen Schrift von Nichtkatholiken gedruckt.
Zweitens Bücher, die Irrglauben verteidigen und die den Schöpfer der Welt leugnen“
und Schriften schlüpfrigen Inhaltes. Der Index, der 1966 mit dem zweiten
Vatikanischen Konzil aufgehoben wurde, war „ein machtvolles Phänomen der
spanischen und römischen Gegenreformation“.[18]
Allerdings hatte der Papst nicht den Mut, Hitlers „Mein Kampf“ auf den Index zu
setzen, dafür aber alle Schriften Rosenbergs. Riebartsch nun beendete seinen
Vergleich zwischen Index und Nazizensur mit: „Es ist schon gut, wenn in Zukunft
die deutsche Buchproduktion ein wenig schärfer unter die Lupe des Zensors genommen
wird, gewiss zum Nutzen aller Volksgenossen.“
Joseph Lortz „katholischer Zugang zum
Nationalsozialismus“
Im Sinne des Hirtenwortes der deutschen katholischen
Bischöfe veröffentlichten einige junge katholische Universitätsprofessoren in
der Schriftenreihe „Reich und Kirche“ Vorträge, die, so Joseph Lortz, einen
„Katholischen Zugang zum Nationalsozialismus“ bahnen sollten.[19]
Zunächst hob Lortz die Überwindung des Kommunismus durch Hitler als eine
geradezu „eminent kirchliche Tat“ hervor.[20]
„Niemand hat vordem in unbeirrbarer Konsequenz stärkere Verurteilungen des
Kommunismus und der „klassischen“ Sozialdemokratie ausgesprochen als der
römische Papst, die Bischöfe und die katholische Theologie. Der
Nationalsozialismus hat diese katholischen Forderungen eingelöst: eine eminent
„kirchliche“ Tat, die zwingt, aufzumerken.“ Das entsprach dem gängigen
Antibolschewismus, wie er auch in der evangelischen Kirche gang und gäbe war.
Bedenklich jedoch war, dass Lortz auch die Gewaltmaßnahmen der
Nationalsozialisten gegen die Linke ausdrücklich rechtfertigte. Terror könne
nur mit Gewalt gebrochen werden, „diese Binsenweisheit hat Hitler wieder
richtig entdeckt.“[21]
Lortz bejaht auch den Totalitätsanspruch des nationalsozialistischen Staates,
der sich jedoch auf das politische Gebiet beschränke. „Nur die Anerkennung
jenes Totalitätsanspruches und zugleich seine positive Bewältigung etwa durch
die Mitwirkung der Kirche und der Katholiken ist eine für beide Teile
annehmbare und würdige Lösung.“[22]
Da Hitler seinen Frieden mit der Kirche gemacht habe und die innere Einheit
aller Volksgenossen erstrebe, sei „dem deutschen Katholizismus die Aufgabe
einer von innen kommenden Zustimmung zum Nationalsozialismus gestellt.“[23]
Es bestünden zwischen beiden „grundlegende Verwandtschaften“. Die Ablehnung des
Liberalismus war für Lortz eine besonders eindrucksvolle Verwandtschaft. „Eine
in gezügelter Natürlichkeit und Anerkennung des positiven Christentums gesund
gewachsene Generation bietet den christlichen Grundwahrheiten, bietet der Gnade
ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten als das dem Natürlichen entfremdete
Produkt des wurzelhaft religionsfremden Liberalismus.“[24]
Lortz schwärmte in diesem Zusammenhang von der Schaffung eines neuen
„katholischen Menschen“ statt des Sonntags- und Taufscheinkatholiken.
Geradezu halsbrecherisch war die völlig neue Bewertung des
bis 1933 nur mit Spott bedachten „positiven Christentums“. Auch in der
Missachtung des Liberalismus waren sich Nationalsozialismus und katholische
Kirche sehr nahe und in der Vergesslichkeit der großen Leistungen des
Liberalismus etwa in der Erforschung der Heiligen Schrift. Joseph Lortz war
damals 46 Jahre alt, Professor für Kirchengeschichte in Ostpreußen und gehörte
offensichtlich zu den früh Begeisterten. Joseph Lortz (1887-1975) wurde später
ein führender Kenner der Reformationsgeschichte. Seine Gedankengänge sind
typisch für das Jahr 1933 und finden sich ebenso bei den Deutschen Christen.
Wir begegnen ihm 1946 in Braunschweig.
Auf dieser Linie lag die Buchankündigung im Katholischen
Kirchenblatt vom 3.9.1933 „Katholisch und national“ vom Franziskaner Gisbert
Menge mit dem Werbetext: „Aufruf z. Einschaltung der religiösen Persönlichkeit
in die Aufbauarbeit des neuen Staates.“
Jesuitenpater Friedrich Muckermann in Braunschweig
Zu den Jesuiten, die 1933 sich darum bemühten, den
Gläubigen einen Zugang zum Nationalsozialismus zu erdenken, gehörte Friedrich
Muckermann (1883-1946). Muckermann hatte den gymnasialen Schulabschluss
vorzeitig abgebrochen und war mit 16 Jahren in einen holländischen
Jesuitenorden eingetreten, im 1. Weltkrieg als Feldprediger in russische
Gefangenschaft geraten und gab in der Weimarer Zeit als Publizist mit
weitgreifenden Themen die Zeitschrift „Der Gral“ heraus. Sie wurde verboten.
Muckermann entzog sich der Verhaftung durch die Gestapo, ging im Sommer 1934 in
das holländische Exil und verfasste scharfe antinazistische Artikel in einer
neuen Zeitschrift „Der deutsche Weg“, die er nach Deutschland schmuggelte. 1935
siedelte er nach Österreich um, von dort 1938 nach Paris und 1943 in die
Schweiz. Er gilt in der katholischen Literatur als der kompromissloseste
Kämpfer gegen den Nationalsozialismus. Die Kommission für Zeitgeschichte
veröffentlichte seine Lebenserinnerungen, die mit dem Jahr 1938 abschließen.[25]
In diesen Erinnerungen wird die Zeit von 1933 irrtümlich auch als Zeit des
Kampfes gegen den Nationalsozialismus beschrieben. Das ist aus der persönlichen
Situation des Exils verständlich,[26]
Tatsächlich aber sah Muckermann 1933 im Nationalsozialismus eine Chance zu
einem christlichen Deutschland und Europa. Am 28. März 1933 hielt er im
Marmorsaal des Wilhelmgartens in Braunschweig einen sehr gut besuchten, hoch
intellektuellen Vortrag zum Thema „Aufbruch der Nation“. „Wir freuen uns, dass
dieser große Führer jetzt zu uns kommt und wissen, dass er uns wie immer
Wertvolles, Erhabenes und Richtungweisendes zu sagen hat.“[27]
Muckermann war ein weitgereister, bekannter und prominenter Redner mit vielen
persönlichen Beziehungen. Er war in Braunschweig kein Unbekannter. Seine
Artikel waren auch im Braunschweiger Wochenblatt veröffentlicht worden.[28]
Muckermann brillierte als Schöngeist, zitierte Dostojewski, Spengler, Stapel,
sprach von Volkswirtschaft und Volksgemeinschaft, vom Begriff der
Persönlichkeit. Der Aufbruch der Nation sei ein Aufbruch zu Gott und Christus.
„Wenn wir in diesem Sinne den Aufbruch der Nation sehen, dann wird aus dem
Chaos von heute eine neue Schönheit emporblühen, eine neues Zeitalter mit dem
Symbol des Kreuzes von Golgatha wird erstehen“.[29]
Das hätte ein gemäßigter Deutscher Christ jener Zeit ebenso formulieren können.
Am Sonntag nach seinem Auftritt war im Braunschweiger
Wochenblatt auf der ersten Seite die Kolumne „Die Würfel sind gefallen“ von ihm
erschienen. Neben der Erklärung war in die Mitte des Blattes in Fettdruck die
Wendeerklärung der Fuldaer Bischofskonferenz gerückt. Die Überschrift der
Kolumne bezog sich auf die Regierungserklärung Hitlers. Es habe keinen Sinn,
angesichts neuer Tatsachen darüber zu brüten, ob sie uns gefallen oder nicht.
Es wäre Torheit, in alte Ressentiments zu verfallen. Es könne eine Revolution
auch einmal recht haben und diese sei vor einem katholischen Gewissen zu
verantworten. Zumal das nationale Deutschland für den Katholizismus mehr
Verständnis habe als jenes Deutschland, „das mit dem Erbe des Liberalismus so
furchtbar belastet war.“ „Hitlers Worte geben uns durchaus die Möglichkeit ,
unsere Ideen vom Aufbau der Nation und von der Erneuerung der Gesamtkultur mit
erneuter Kraft durchzuführen. Auf solche Weise würdigen wir des Kanzlers Worte
mit voller Loyalität aber auch mit katholischem Stolz.“
„Volle Loyalität“ ? - das war für jene Braunschweiger, die
Anfang des vergangenen Monats anlässlich der Reichstagswahl die Nazis für sich
persönlich abgewählt hatten, eine Kehrtwende um einhundert Grad. Die
Aufforderung zur Loyalität durch den prominenten Jesuitenpater war nicht näher
begründet. Das Wochenblatt plädierte für eine „neue Ordnung in neuem Geist“[30]
und entwarf ein neues Hitlerbild, das sich von dem von 1931 - 1933 grundlegend
unterschied. Die Vergangenheit solle man auf sich beruhen lassen. „Zu dem
Aufbau- und Rettungswerk der Nation reichen wir dem Reichskanzlers Adolf Hitler
aufrichtig die Hand und wünschen ihm zu seinem heutigen Geburtstag jenen
Erfolg im Kampf mit der Not, die seinem uneigennützigen, lauteren und edlen
Streben gebührt.“[31]
Das Katholische Kirchenblatt publizierte im Laufe des
Jahres 1933 zahlreiche Artikel von Friedrich Muckermann, die den Zugang zum
Nationalsozialismus weiter öffnen sollten. Muckermann plädierte für eine
prägende „Führerpersönlichkeit“ in der Kirche, mit der der Erfolg z.B. der
Katholischen Aktion stehe und falle.[32]
Parlamentarismus und Demokratie hätten die Führerpersönlichkeit mit ihrem
Schwergewicht und Organisation erdrückt. „Dass es gerade dem deutschen Volk
liegt, nach einem Führer zu verlangen und ihm Gefolgschaft zu leisten,
bestätigt die ganze deutsche Geschichte. Sollten wir in einem Augenblick, in
dem die übrigen Bereiche des Lebens sich im Führerprinzip erneuern, diese Kraft
nicht aufbringen, so werden wir auf der Strecke bleiben“. Muckermann erlag dem
modischen Trend, alles nach dem „Führerprinzip“ zu organisieren.
Deutschtum und Katholizismus seien innig zusammengewachsen
und die deutsche Kultureigenschaft werde zerstört, wenn die katholische
Religion aus ihr herausgerissen werde.[33]
„Wir hoffen zu Gott, dass das Konkordat in dem Geist, in dem es abgefasst ist,
praktische Wirklichkeit wird. In dem Falle kann es keinem Zweifel unterliegen,
dass das neue Deutschland nach seiner Rückbesinnung auf ihr eigenstes
christliches Wesen einer besseren Zukunft, ja einem ganz neuen Tag der Nation
entgegenschreitet.“[34]
Muckermann schwankte zwischen einer lichten Hoffnung auf einen neuen Tag im
Deutschen Reich und der Unsicherheit, ob das Konkordat nach Geist und Inhalt
auch erfüllt werde. Seine Ansicht von einem „ureigenen“ christlichen deutschen
Wesen blendete die Einflüsse des bereits kirchendistanzierten Humanismus der
Reformationszeit, der Aufklärung, des republikanischen Aufbruchs in der
französischen Revolution, der kirchenfernen deutschen Klassik und Romantik,
auch des philosophischen Atheismus des 19. Jahrhunderts auf das deutsches
Geistesleben der Gegenwart von 1933 aus. Muckermann filterte die deutsche
Geschichte, bis aus ihr das christliche, katholische Wesen herauströpfelte. Das
war erstaunlich, weil Muckermann 1932 mit einem liberalen Goethebuch viel
Aufsehen in konservativen katholischen Kreisen erregt hatte. Muckermann stellte
im Dezember für das Jahr 1933 eine „schöne Fügung der Vorsehung“ fest, „wenn
sich gerade in der jüngsten Zeit das religiöse Leben erneuert“.[35]
So gehörte auch Muckermann zu denen, die dem aufgeschlossenen Katholiken ein
gutes Gewissen für eine Annäherung an dem Nationalsozialismus machte und der
sich selber in apartern Illusionen wiegte. [36]
Mit keinem späteren Antinaziartikel konnte Muckermann vom Exil aus diesen
eröffneten Zugang zum Nationalsozialismus wieder verschließen.
Die Treue des katholischen Frommen gilt seiner Kirche und
der nationalsozialistischen Regierung
Die neue Devise lautete: „Treue der Kirche – Treue dem
Staat.“. Unter dieser Überschrift berichtete das Kirchenblatt von einer
Massenkundgebung der Berliner katholischen Jugendlichen im August 1933 im
Neuköllner Stadion, auf dem Generalvikar Dr. Steinmann die Jugendlichen auf ein
positives Verhältnis zum Nationalsozialismus einschwörte. Die letzten Schranken
gegen die Einigkeit im Reich seien gefallen. „Was wir alle ersehnt und erstrebt
haben, ist Tatsache geworden. Wir haben ein Reich und einen Führer, und diesem
Führer folgen wir treu und gewissenhaft.“[37]
Bischof Barres richtete an die katholischen Arbeiter
anlässlich einer von 1.500 Männern besuchten Wallfahrt in Ottbergen „ein
Bischofswort in ernster Zeit“. Man stehe in einer Revolution und es komme
darauf an, die Revolution in eine Evolution, in ein ruhiges Bett zu leiten. Die
Kirche müsse nunmehr ihre Kraft, ihre Güter, die übernatürlichen katholischen
Schätze hineinleiten in diese Bewegung. Die Predigt des Bischofs stand unter
dem Leitwort „Das Vaterland ruft euch“, ein doppeltes Vaterland: das natürliche
Vaterland und das übernatürliche. Das Vaterland benötige Partner im Kampf gegen
den Kommunismus. Dieser sei nicht allein mit der Faust, mit Hausdurchsuchungen
und Konzentrationslager zu bekämpfen. „Dazu muss die Kraft der Liebe kommen,
die seine Anhänger innerlich bekehrt und sie zu echten Staatsbürgern zu machen
sucht. Das sind die Kräfte, die wir aus unserer heiligen Religion schöpfen.“[38]
Der Bischof benannte die der Kirche und dem Nationalsozialismus gemeinsame
Gegnerschaft. Die Gewaltmethoden der Nationalsozialisten, bedürften nun der
Ergänzung durch die christliche Liebe. Bischof Machens verpflichtete die Männer
zur Mitarbeit am Vaterland, dem zu immer mehr Nationalsozialismus aufbrechenden
Vaterland. „Wenn nicht alle Kräfte angespannt werden, dann wird auch der
Regierung nicht gelingen, das Ziel zu verwirklichen. Wir Katholiken müssen da
an erster Stelle stehen, wir haben ein katholisches Glaubensgut, unsere
übernatürlichen Schätze mitzubringen.“ Die katholischen Männer hätten die
dreifache Pflicht zu „mehr Glauben, mehr Heldentum, mehr christlicher Liebe“.
Am Ende erklang aus 1.500 Männerkehlen als Gruß nach Lourdes das „Meerstern,
ich grüße dich“. Der Bischof verfiel dem auch in evangelischen Pfarrerskreisen
weitverbreiteten, rührenden Pathos, dass die Kirche die Aufgabe habe, den
Nationalsozialismus zu „veredeln“. Das war nach dem Märzterror, der Auflösung
der Zentrumspartei, der beginnenden Abwanderung der deutschen Intelligenz eine
verwegene Hoffnung.
Das Konkordat
Die immense Bedeutung des Konkordates für das Verhältnis der
Gemeindemitglieder wurde durch die Artikelserie m Katholischen Kirchenblatt
verdeutlicht. Es berichtete über die seit 1918 mit den deutschen Ländern
abgeschlossenen Konkordate,[39]
druckte den vollständigen Wortlaut des Konkordates ab[40]
und unternahm einen „Streifzug durch das Konkordat.“[41]
Auf Grund des Konkordates vom 12. September 1933 wurde vor
oder nach der Predigt jedes Hauptgottesdienstes eine Allgemeine Fürbitte
gehalten, in der es nach der Bitte um Segen für Papst und Bischöfe hieß: „Wir
bitten dich, o Herr, nimm unser Vaterland in deinen beständigen Schutz.
Erleuchte die Führer unseres Volkes mit dem Licht deiner Weisheit, damit sie
erkennen, was dem Volke dient, und das, was recht ist, mit deiner Hilfe auch
vollenden.“ Diese Fürbitte vermied, ganz anders als die Fürbittgebete in der
evangelischen Kirche (siehe Kap.18) die direkte Erwähnung von Hitler, sondern
sprach im Plural von mehreren Führern. Es wurde um deren „Erleuchtung“ gebetet,
dass sie das Rechte erkennen. So verwendete dieses Gebet gerade im Unterschied
zum öffentlichen Wortschwall um „den Führer“ und seine Partei eine
zurückhaltende Sprache. Für den frommen Gottesdienstbesucher konnte diese neue
Fürbitte zweierlei bedeuten. Allein die Tatsache einer neuen Fürbitte war für
ihn auffällig und möglicherweise Sympathiewerbung für die neue Regierung.
Unter „Vaterland“ verstand er das sich allmählich immer stärker mit
nationalsozialistischem Gedankengut selbstinfizierende Deutschland, das nun
obendrein auch noch mit göttlichem Schutz bedacht wurde. Andrerseits konnte die
Erinnerung daran, was „dem Volk“ dient und was recht ist, den Beter durchaus
auf systemkritische Gedanken führen.
Anlässlich der Ratifizierung des Konkordates zelebrierte, so
lasen es die Braunschweiger Katholiken in ihrem Kirchenblatt, der Apostolische
Nuntius in der Berliner Hedwigskathedrale ein feierliches Messopfer am
fahnenumstandenen Altar. Draußen auf dem Opernplatz fand gleichzeitig eine
Singmesse statt mit instrumentaler Begleitung von nationalsozialistischen
Formationen.[42]
Es konnte als Entlastung für den frommen Katholiken
verstanden werden, dass auch auf öffentlichen katholischen Gebäuden die
Hakenkreuzfahne gezeigt werden konnte[43],
und sich allmählich der ominöse Hitlergruß einbürgerte, sodass sich ein
katholischer Gläubige von der wachsenden Hitlerbegeisterung nicht mehr
ausgeschlossen fühlen musste.
Ein kurzer Bericht aus der Laurentiusgemeinde zeigte den
Gesinnungs- und Gestaltungswandel.
In der Gemeinde im Norden der Stadt war
seit 1930 der 34jährige Pfarrer Helms tätig.[44]
Erstmals konnte die Laurentiusgemeinde eine Fronleichnamsprozession im Freien
abhalten. „Am Fronleichnamstag – es war ein herrlicher Tag – war alles in
bester Ordnung. Ein herrlicher Baldachin war uns vom Paramentenverein in Köln
geschenkt, Die Musik lieferten acht Mann der die SA Kapelle. Die Prozession hat
auf alle einen unvergesslichen Eindruck gemacht, Zum ersten _Mal seit 400
Jahren zog eine Prozession in Braunschweig, wenn auch nur eine kurze Strecke,
über die Straße, um dann auf den Schulhof geleitet zu werden“.[45]
Im September 1933 Helms lud die Gemeindemitglieder zu einem fröhlichen
Gemeindenachmittag ein, an dem alle Gemeindegruppen mitmachten und sich
präsentierten. Es wurde eine Tombola zu Gunsten der Winterhilfe veranstaltet,
die Mädchengruppe führte ein Spiel vor, der Kirchenchor sang, es gab Kaffee und
Kuchen, am Ende wurde das Tanzbein geschwungen. Derlei hatte es bisher in der
Gemeinde nicht gegeben und eine Fortsetzung war erwünscht. Helms schloss seine
Begrüßungsrede am Nachmittag mit einem dreifachen Hoch auf den Papst, auf den
Reichspräsidenten und auf Adolf Hitler. Am Schluss wurde das Deutschlandlied
gesungen.[46]
Dieser knappe Bericht gibt die unbefangene Einbettung des Gemeindelebens in die
damalige politische Lage wieder. Man wollte mit dabei sein.
Das Katholische Kirchenblatt
veröffentlichte im überhitzten Sommer 1933 einen Aufsatz über das „Innenleben
der Kirche“, in dem „das Ewige mit unerschütterlicher Glaubenskraft über das
Zeitliche“ gestellt werde.[47]
Diese Ausrichtung auf das Zentrum mache sie allerdings frei, sich vom
traditionellen Vereinsleben zu trennen. Um diese Frage ging es bei der
Umsetzung des Konkordates. „Es ist, als ginge ein großes Freilegen im Gelände
um die Kirche herum vor sich, wie man wohl Plätze von Kathedralen von vielerlei
Häuserwerk und Gerümpel befreit, damit das Bauwerk umso großartiger in
Erscheinung trete. Vielleicht dass gerade jetzt eine neue Liebe zur Braut
Christi erglüht. Die Kirche von heute träume nicht von politischer Macht, aber
ihre Aufgabe sei es, im Spannungsfeld von Antigottbewegung des Bolschewismus
und der Idee der Sittlichkeit und Religion zu erhalten. Dieser interessante
Aspekt sieht die katholische Kirche im Zusammenhang mit einer größeren
Reformbewegung nach innen und außen. Der Verzicht auf politische Macht wurde im
Konkordat ausdrücklich festgelegt, er war aber innerhalb der Kirche umstritten.
Bedeutete der Verzicht auf politische Macht auch den Rückzug aus der
Öffentlichkeit?
Abnehmende Kirchenaustritte, einige Kircheneintritte, vermehrte Taufen
Der kirchenpolitische Stellungswechsel von der Abgrenzung
zur Zustimmung zum Nationalsozialismus könnte sich auch statistisch ausgewirkt
haben. In den Stadtgemeinden hatte man sich an eine stabile Austrittsziffer
zwischen 50 und 70 Gemeindemitgliedern pro Jahr „gewöhnt“.
Sie betrug: 78 (1928), 51 (1929), 55 (1930), 76 (1931), 34 (1932).[48]
Die Austritte verteilten sich ungleichmäßig auf die drei Gemeinden. Von 1932 an
dezimierten sich die Austrittsziffern drastisch. Sie sanken: auf 34 (1932) und
6 (1933) auf 9 (1934). Kirchenaustritt, vor wenigen Jahren noch im Trend,
passte plötzlich nicht mehr in die „neue Zeit“. Man konnte einer Kirche, die sich
mit dem Staat arrangiert hatte, ohne Risiko angehören. Es nahmen sogar die
Kircheneintritte zu. Sie betrugen 5 (1929), 12 (1930), 16 (1931), 13 (1932), 17
(1933)[49]
und 20 (1934). Die geringe Zahl lässt keine großen Schlüsse zu, aber vor Ort in
den Gemeinden wurde mit Genugtuung vermerkt, dass 1933 und 1934 die Eintritte
höher waren als die Austritte.
Auch im Bistum halbierten sich die Austritte von 1.366
Personen (1932) auf 783 (1933) und auch die Übertritte und Eintritte nahmen von
246 (1931) auf 410 (1933) Personen zu.[50]
Die „neue Zeit“ bot einen Schritt heraus aus der diaporabedingten Ghettolage.
Eine ganz ähnliche Entwicklung gab es, nur stürmischer und
problematischer, in den evangelischen Braunschweiger Stadtkirchen.
Auch bei den Geburten und Taufen ging die Entwicklung
langsam aufwärts. Es wurden 1929 170 Kinder und 1934 212 Kinder geboren, bei
denen wenigsten ein Elternteil katholisch war. Entsprechend stiegen die Taufen
von 140 (1929) auf 166 (1934) an. Die Taufe wurde in den Ehen mit beiden katholischen
Elternteilen selbstverständlicher. 1929 wurden in diesen Ehen 76 Kinder
geboren, aber nur 49 getauft. 1934 wurden dagegen 81 Kinder von „rein“
katholischen Eltern geboren und 79 getauft. Das bedeutete ein Verdichtung der
kirchlichen Sitte. Auch die Geburtszahl aus konfessionsverschienen Familien
stieg von 41 (1929) auf 100 Kinder (1934) an. Allerdings wurden von diesen 100
Kindern aus konfessionsverschiedenen Familien nur 63 ihr Kinder katholisch
getauft.
Bei der Taufe handelt es sich, wie man heute mit einem
scheußlichen Wort zu sagen pflegt, um das „Kerngeschäft“ der Kirche. Dieses
zentrale Sakrament wurde im „Dritten Reich“ nicht abgeschafft, sondern vermehrt
in Anspruch genommen. Welche Möglichkeiten boten sich bei sorgfältiger
Vorbereitung auf den Taufgottesdienst zur Werbung für eine einladende Kirche?
Der Trend verstärkte sich in den nächsten Jahren erheblich.
Das Ende des Wochenblattes
25jähriges Jubiläum in Nikolai im Oktober 1933
In der Nikolaigemeinde waren die Taufen von 48 im Jahre 1931
auf 60 (1933) und 79 im Jahre 1934 gestiegen. Das war bereits ein Fest wert.
Ein anderes, historisches stand im Oktober bevor: 1908 stand die
Nikolaigemeinde vor der Frage: Abriss der Kirche wegen Baufälligkeit oder
gründliche Renovierung. Die Behörde entschied sich für Renovierung und so kam
die oben beschriebene Vergrößerung der Nikolaikirche zu einem barocken
Schmuckkästchen zustande. Es war wie eine Wiedergeburt. Am 15./16.Oktober 1933
wurde die 25 jährige Wiederkehr dieser Entscheidung und der Neueinweihung der
Nikolaikirche begangen. Das nationalsozialistische Braunschweig feierte am
selben Tag den Handelstag mit Umzügen und systemgerechten Reden. Hinter diesem
offiziellen Getöse feierte die Nikolaigemeinde ihr Jubiläum mit einem
feierlichen Hochamt und aktivierte alle vorhandenen Vereine. Das Bistumsblatt
veröffentlichte bereits vorher in einem ganzseitigen Bericht auf Seite eins die
Geschichte der Nikolaigemeinde.[53]
Weitere Berichte unterblieben, weil Dechant Stolte das neue Katholische
Kirchenblatt boykottierte.
Allmähliche Eingewöhnung in die nationalsozialistische Herrschaft
Am Vorabend des Jubiläumstages hatte Hitler dem Austritt des
Deutschen Reiches aus dem Völkerbund und auch aus der Abrüstungskonferenz sowie
eine Volksabstimmung und die Bildung eines neuen Reichstages verkündet. Zu
dieser Volksabstimmung am 12. November 1933 veröffentlichte der Vorsitzende der
Bischofskonferenz Kardinal Bertram eine Erklärung, in der eingangs die
Entscheidung dem Gewissen des katholischen Wählers überlassen wurde, dann aber
empfahl er: „Doch wolle dabei jeder sich der Verpflichtung bewusst sein, die
Autorität der Regierung nach bestem Wissen und Gewissen zu unterstützen, die
auf Deutschlands Gleichberechtigung in der Völkerfamilie, auf Förderung der
Arbeit im Vaterlande und auf Schutz des Friedens gerichtet sind.“ Darauf folgten
die Wünsche der katholischen Kirche an die Regierung. Bischof Nikolaus Bares
teilte den Gemeindemitgliedern seiner Diözese mit, dass er sich ausdrücklich
die Kundgebung Bertrams zu eigen mache. Das Katholische Kirchenblatt
veröffentlichte die Erklärung am 12.11.1933. Auf diese Weise unterstützte der
Hildesheimer Bischof Bares gemeinsam mit Bertram, dem Vorsitzenden der
Bischofskonferenz, den außenpolitischen Kurs Hitlers und seine
Friedenspropaganda.
In einem Jahresrückblick stellte das katholische Bistumsblatt
in seiner Silvesternummer 1933 fest, dass die Begründung des Dritten Reiches
„von ganz elementarer Bedeutung für die vom östlichen Bolschewismus bedrohte
westliche Christenheit“ gewesen sei. Die Verbote und Warnungen hinsichtlich des
Nationalsozialismus seien zurückgezogen worden. „In ganz Europa scheinen
Liberalismus und Sozialismus ausgespielt zu haben. Neue gemeinschaftsbildende
Staatsideen drängen ans Licht. Die Kirche sucht vorurteilsfrei in
Zusammenarbeit mit ihnen ihr Ziel zu erreichen.“ Diese Versuche einer
Zusammenarbeit reichte weit über 1933 hinaus.[54]
In seinem Abschiedswort, das auch von den Braunschweiger
Kanzeln verlesen wurde, warnte der zum Bischof von Berlin gewählte Bischof
Bares die Katholiken nicht vor dem Nationalsozialismus, auch nicht vor
Einschüchterung und Terror, die von der Regierung ausgingen, sondern vor
Indifferentismus, Laizismus und Libertinismus, die das katholische Leben
bedrohten.[55]
Als Beispiel für den Indifferentismus nannte Bares die „Vermischung der
Konfessionen“. Dazu bot die kirchliche Statistik von 1929 folgendes Beispiel:
In der Stadt Braunschweig waren standesamtlich 162 Ehe geschlossen worden, in
denen wenigstens ein Ehepartner katholisch waren, bei 30 Ehepaaren waren beide
Partner katholisch, bei 132 Eheschließungen waren entweder der Ehemann (77)
oder die Ehefrau (55) katholisch. Von den 132 konfessionsverschiedenen Ehen
ließen sich 39 in einer katholischen Kirche trauen.[56]
Die anderen 93 Ehepaare verfielen dem Urteil des Indifferentismus.[57]
Vielleicht hatten sie sich aber auch für eine evangelische Trauungen
entschieden. Unter Laizismus verstand Bares die Entkirchlichung des
öffentlichen Lebens und sprach die Hoffnung aus, dass Hitler eine Entheiligung
des Sonntags nicht zulassen werde. Unter Libertinismus geißelte der Bischof die
Missachtung der zehn Gebote. Die Hoffnung des Bischofs war wie auch auf
evangelischer Seite eine „Verschristlichung“ Deutschlands unter der
Hitlerregierung.
Ansprache von Bischof Machens bei seiner Vereidigung
Nachfolger von Bares im Bischofsamt wurde 1934 der 48
jährige Dr. Josef Godehard Machens, der Professor für Dogmatik am
Priesterseminar war. Gabriele Vogt schildert ihn u.a. folgendermaßen:
„Gemeinsam mit Bertram verband ihn, dass er die Sozialdemokratie, den
Sozialismus und den Kommunismus kategorisch ablehnte. Er fühlte sich zum Adel
hingezogen, er bewunderte ihn wegen dessen Tradition und Kultur. Mit der
Tochter des letzten deutschen Kaisers, Viktoria Luise von Preußen war Machens
später eng befreundet...Bischof Machens sah sich zweifellos in der Rolle einer
Eminenz. In den Pfarreien ließ er sich durch seinen „Geheimsekretär“
ankündigen und mit dem Wagen vorfahren, während Bischof Bertram mit der Bahn
reiste und den Rest der Strecke zur Kirche durch Felder und Wälder zu Fuß ging.
Seine Besuche in den Pfarreien kündigte er handschriftlich in ganz persönlichen
Briefen den Pfarrern an.“ [58]
Machens war nach seiner Priesterweihe 1911 Schloßkaplan in Hasperge und für die
umliegenden Diasporagemeinden zuständig gewesen. Seit 1919 war er Dozent am
Priesterseminar, ab 1920 zum Professor ernannt. Das war eine relativ schmale
Gemeindepraxiserfahrung. Vor seiner Vereidigung in Berlin stellte ihm der
Oberpräsident in Hannover folgendes Zeugnis aus: „In politischer Hinsicht ist
zu sagen, dass er unbedingt hinter der Regierung steht“.[59]
Anlässlich seiner Vereidigung am 23. Juli 1934 im Berliner
Kultusministerium vor Minister Göring betonte Machens in einer Ansprache, die
Liebe zur Kirche und zum Reich seien keine Gegensätze, sondern bildeten eine „unzertrennliche
Einheit und harmonische Verbundenheit“. Kirche und Staat entspringen „demselben
ewig anbetungswürdigen Willen Gottes“. Daher ergebe sich für ihn „die
selbstverständliche Pflicht, am Wohle des Staates mitzuarbeiten“. „Ich sehe
darin auch eine Stützung der Staatsautorität, eine Mehrung deutscher
Volkskraft, eine Förderung der deutschen Volksgemeinschaft und darum eine
eminent deutsche und bewusst vaterländische Tat, zugleich die wirksamste
Unterstützung der erhabenen Intentionen des Führers, das deutsche Volk und
Vaterland zur Höhe des Glücks und Wohlergehens emporzuheben.“[60]
Hitler hatte wenige Wochen vorher eine Kostprobe seiner „erhabenen Intentionen“
abgeliefert, als er gegen die SA-Führung und das katholische Bürgertum
revoltierte und den Leiter der katholischen Aktion Erich Klausener in seinem
Berliner Büro erschießen ließ, außerdem eine Reihe anderer prominenter
Katholiken. Die Ansprache des Bischofs war ein klassisches Dokument der
ausgewogenen Verbindung von nationalsozialistischem Staat und katholischer
Kirche und verwies auf die kirchenpolitisch mittlere Linie, die er als Bischof
verfolgte. Dies sollte seine offiziell bekannte kirchenpolitische Linie werden.
Daher ließ er seine Ansprache in Berlin im Katholischen Kirchenblatt mit den Ansprachen
bei seiner Einführung veröffentlichen.[61]
Verräterisch färbte der Sprachstil ab. Am Abend seiner Einführung wartete das
Kirchenvolk im Garten des bischöflichen Palais noch auf ein ermunterndes Wort
seines Oberhirten: „Nun, wie ihr wie ein wohlgeordnetes Schlachtheer vor mir
steht, überkommt mich ein Hochgefühl, dass ich euer gottgewollter Führer sein
darf.“[62]
Mit dem Bischöfen von Paderborn und Fulda empfahl Bischof
Machens am Neujahrstag 1935 im Gottesdienst anlässlich der Saarabstimmung, „für
die Größe, die Wohlfahrt und den Frieden unseres Vaterlandes zu beten“. [63]
Das Saargebiet sei durch den Versailler Gewaltfrieden vom Deutschen Reich
getrennt worden. Der Saarabstimmung könne „kein wahrhaft Deutscher gleichgültig
gegenüberstehen“. Die Kundgebung der Bischöfe war eine deutliche Parteinahme
für die Außenpolitik Hitlers. Es war nämlich noch nicht ausgemacht, ob ein Wort
des Papstes etwa eine Empfehlung zur Stimmenthaltung der ungeheuren
Nazipropaganda einen Strich durch die Rechnung und Hitler einen
außenpolitischen Misserfolg bescheren würde. Aber der Papst schwieg, und
Bischof Machens empfahl drei Vaterunser und Ave Maria für die Größe
Deutschlands. Das war er wieder: der Götze Größe.
[1]
Hermann Engfer Das Bistum Hildesheim 1933-1945 Eine Dokumentation Hildesheim
1971
[2]
Alle Angaben nach dem Braunschweiger Adressbuch 1930
[3]
Ein ganzseitiger Bericht im Braunschweiger Wochenblatt 25.12.1932 und ein
knapper Bericht von der Einweihung am 2.1.1933 und am 8.1.1933.
[4]
Braunschweiger Wochenblatt 1.1.1933
[5]
Braunschweiger Wochenblatt 12.2.1933
[6]
Braunschweiger Wochenblatt 26.2.1933
[7]
„Liebe gegen den Hass Katholische Frauen beten für den inneren Frieden“ von
Mariarose Fuchs Bernwardsblatt, Beilage zum Braunschweiger Wochenblatt 5.3.1933
[8]
Nikolaus Bares (1871-1935) 1895 Priesterweihe, 1929-1934 Bischof der Diözese
Hildesheim, danach Bischof von Berlin
[9]
Kirchliche Anzeiger Hildesheim 22. Februar 1933 S. 93
[10]
Bei der Wahl 31. Juli 1932 hatte das Zentrum 2.357 Sti9mm3n unhd bei eetr
septemberwahl 1930 2.972 Stimmen in: Braunschweig in der Statistik 1936 S. 96
f
[11]
Engfer 74 ebd 77; Scholder 169
[12]
Scholder 300 ff; Wortlaut des Entwurfs von Bertram und der endgültige Text bei
Denzler/Fabrizius 42 f
[13]
Denzler/Fabrizius 42
[14]
Ich zitiere nach dem Wortlaut im kirchlichen
Anzeiger, ohne jede Seite anzugeben; vgl Scholder 499 f
[15]
Zur Geschichte des Kirchenblattes Josef Nowak Die katholische Presse in Engfer
286 ff ; Erich Riebartsch unterließ in den folgenden Jahren ähnliche Artikel
und wandte sich der Liturgie der Kirche zu. Er wurde Professor am
Priesterseminar. Nach dem Kriege war er Mitarbeiter der Dokumentation von 1971
über den Widerstand der Kirche im Bistum Hildesheim. Die Gelegenheit zu einer
selbstkritischen Bemerkung zu diesem Artikel ließ er aus.
[16]
Katholisches Kirchenblatt 18. Juni 1933 „Bücher werden verbrannt“
[17]
Katholische Kirchenblatt 25.6.1933 „Kirche verbot Bücher“.
[18]
Lexikon für Theologie und Kirche 3. Aufl. Bd 5 Sp. 446 Artikel Index
[19]
Joseph Lortz Katholischer Zugang zum Nationalsozialismus kirchengeschichtlich
gesehen Münster 1933
[20]
Lortz Katholischer Zugang 4
[25]
Friedrich Muckermann Im Kampf zwischen zwei Epochen Lebenserinnerungen
bearbeitet und eingeleitet von Nikolaus Junk Mainz 1973
[26]
Unverständlich hingegen ist das Versäumnis
des Bearbeiters Nikolaus Junk, auf diesen Irrtum nicht hingewiesen zu haben.
Insofern ist die Veröffentlichung ein typisches Erzeugnis eines überwundenen
Standes der katholischen Geschichtsforschung, die bis in die 80er Jahre zur
Hagiographie neigte.
[27]
Braunschweiger Wochenblatt 26.3.19833
[28]
Braunschweiger Wochenblatt 19. Juli 1931 „Vorbereitung zum Vatermord“, eine
Auseinandersetzung zu Mussolinis Kirchenpolitik; 9. August 1931 „Riss durch
Deutschland“; 23. August 1931 „Vom Kriegsschauplatz der Weltrevolution“;
20.12.1931 „Gegensätze“, 28.August 1932 „Dem Katholikentag entgegen“. Der
Katholikentag fand in Essen statt. Die Hauptaufgabe des deutschen Katholizismus
im öffentlichen Leben sei „die Durchdringung der modernen Gesellschaft mit dem
Geist Christi“. „In einer Stadt tagen wir, in der Deutschtum und Christentum
vor so viel Jahrhunderten ihren Bund beschlossen haben. Es ist der Bund, an dem
wir festhalten. Mit unsern Fahnen zieht das Deutschland seiner besten
Traditionen“. Braunschweiger Wochenblatt 16.10.1932 „Sorge“. Es sind Kommentare
zum Zeitgeschehen.
[29]
Braunschweiger Wochenblatt 2.4.1933 „Friedrich Muckermann in Braunschweig“
[30]
Titel des Braunschweiger Wochenblattes 9.4.1933
[31]
Braunschweiger Wochenblatt 23.4.1933
[32]
Muckermann „Vor der großen innerkirchlichen Aufgabe“ Katholisches Kirchenblatt
8.10.1033
[33]
Katholisches Kirchenblatt 5.11.1933 siehe auch: „Die erbgesunde Familie“ ebd.
12.11.1933
[34]
„Nation als Staatsgeschäft und der Katholizismus“ Katholisches Kirchenblatt
19.11.1933
[35]
Katholisches Kirchenblatt 3.12.1933
[36]
Scholder I, 319 verweist auf eine vergleichbare Äußerung Muckermanns zur
Regierungserklärung. Es ist mir leider nicht bekannt, wann, wo und wodurch Muckermann
seine absolute Ablehnung des Nationalsozialismus vollzogen hat. Er selber geht
darauf in seinen Lebenserinnerungen nicht ein. Er hatte die Greuel der Berliner
Bartholomäusnacht vom 29. und 30. Juni 1934 noch vor Ort erlebt. Das könnte ein
letzter Anstoß zur Wende gewesen sein.
[37]
„Treue der Kirche – Treue dem Staat“ Katholisches Kirchenblatt 27. August 1933
[38]
„Ein Bischofswort in ernster Zeit“ Katholisches Kirchenblatt 27. August 1933
[39]
Katholisches Kirchenblatt 23. Juli 1933;
[40]
Katholisches Kirchenblatt 30.Juli 1933
[41]
Katholisches Kirchenblatt 6. August 1933
[42]
Katholisches Kirchenblatt Nr. 17 10.9.1933
[43]
Kirchlicher Anzeiger 1936 Nr. 75 und Nr. 175
[44]
Hermann Helms (1899-1968) Priesterweihe 1923, war sieben Jahre Kaplan in
Harburg und trat 1930 seine erste Pfarrstelle in Braunschweig an. Er blieb in
Laurentius sieben Jahre, ging dann nach Großilsede, 1940 nach Blumenthal und
wurde 1952 Dechant im Dekanat Verden, später Bremen-Bremervörde.
[45]
100 Jahre St. Laurentius 1900 2000 S.11
[46]
Katholisches Kirchenblatt 24.9.1933
[47]
Katholisches Kirchenblatt „Vom Innenleben der Kirche” ohne Verfasserangabe
9.7.1933
[48] BAH Generalia II 1409
[49]
nach einer anderen Zählung wurden 31 Eintritte verzeichnet. BAH Ortsakte
Braunschweig Nikolai Nr. 34 Statistik
[50]
Allerdings blieben im Bistum anders als in den Braunschweiger Kirchen die
Austritte auch in den Jahren 1933 und 1934 höher als die Übertritte und
Rücktritte: 1932: 1.366 Austritte 301 Eintritte; 1933: 783 Austritte 410
Eintritte; 1934: 743 Austritte 336 Eintritte. Es wäre aber gewagt, in dieser
Abweichung eine Braunschweiger Besonderheit zu erblicken.
[51]
BAH Ortsakte Ägidien 317 Einstellung des Wochenblattes und 332 Verhandlungen wg
Wochenblatt
[52]
Josef Nowak „Die katholische Presse“ in Engfer Dokumentation 286 ff
[53]
Katholisches Kirchenblatt
1.10 1933 „Die St. Nikolaikirche in Braunschweig“
[54]
Katholisches Kirchenblatt 31.10.1033
[55]
Katholisches Kirchenblatt 4.2.1934 Das Abschiedswort des Bischofs“
[56]
Katholisches Kirchenblatt 4.2.1934 Das Abschiedswort des Bischofs“
[57]
Die Zahlen aus BAH Generalia 1409
[58]
Gabriele Vogt „Breslau und Hildesheim Das Bistum Hildesheim nach der Ära
Bischof Dr. Bertrams; Bischof Dr. Josef Godehard Machens (1934-1956)“
Privatdruck. Gabriele Vogt arbeitet zur Zeit an einer Biografie von Bischof
Machens.
Godehard
Machens (1886-1956), 1911 Priesterweihe, 1911 Priester in Hasperge,1934-1956
Hildesheimer Bischof, im Wappen das Marienbild mit dem lateinischen Spruch
Virgo fave, mala cave auf deutsch: Jungfrau von Gnaden, wahr uns vor Schaden“.
Katholisches Kirchenblatt 24.6.1934 „Wir grüßen den Bischof“.
Engfer Dokumentation 15 f
[59]
Thomas Flammer „Zur Wahl von Nikolaus Bares und Josef Godehard Machens im
Spiegel neuzeitlicher vatikanischer Dokumente“ in Jahrbuch des Vereins für
Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim 2004 S. 217 ff;
[60]
Engfer Dokumentation 19 f
[61]
Katholisches Kirchenblatt 25. Juli 1934
[62]
Katholisches Kirchenblatt 29. Juni 1934
[63]
Kirchlicher Anzeiger Hildesheim 29. Dezember 1934 S. 69