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Das furchtbare Erbe des Kaiserreiches
Der Beginn einer Neuordnung in der evangelischen Kirche hat einen fürchterlichen Hintergrund und eine erstaunliche Starthilfe. Der deutsche Kaiser hinterließ der deutschen Bevölkerung nach der Niederlage des kaiserlichen Heeres ein fürchterliches Erbe. Seit Frühjahr 1919 standen französischen Truppen am Rheinufer und wollten in Süddeutschland einmarschieren, wenn die deutsche Regierung den Friedensvertrag von Versailles, - ein Friedensdiktat - , nicht unterschrieben hätte. Sie unterschrieb auf Empfehlung der Generäle notgedrungen, um den Einmarsch zu verhindern. - – Die deutsche Bevölkerung hatte diesen Krieg mit 98 Milliarden Reichsmark Kriegsanleihen aus der eigenen Tasche finanziert. Gut angelegtes Geld, dachte sie. Die Milliarden wurden der Bevölkerung durch die Lüge eines jeweils nahe bevorstehenden Sieges aus der Tasche gelockt. Die Bevölkerung sah von ihrem, dem Staat geliehenen Geld nichts wieder.- Die Ernährungslage im Reich war total unzureichend. Der Gesundheitszustand der Bevölkerung war zusätzlich von der gerade überstandenen spanischen Grippe angegriffen. Die Statistik nennt 12-15 Millionen Kranke. Die Schuljugend war betäubt von der jahrelangen Kriegserfahrung und infolge des Unterrichtsausfalls ziemlich undiszipliniert und verloddert. - Die zurückflutenden, von der dauernd gegenwärtigen Gewalt- und Todeserfahrung innerlich zermürbten Soldaten fanden in der Heimat zerrüttete Verhältnisse vor. „Bei Kriegsende gab es in Deutschland 2,7 Millionen physisch wie psychisch versehrte Kriegsteilnehmer.“
So war es, aber so wurde es nicht wahrgenommen. Denn Reichspräsident Ebert verbreitete bei der Rückkehr des Heeres die Lüge vom unbesiegten Heer und Hindenburg die Lüge vom Dolchstoß der Heimat in den Rücken des Heeres. Diese Lügen vermehrten die verstörte Atmosphäre, wurden aber von der deutschen Öffentlichkeit als entlastend empfunden und daher willig aufgenommen.
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