Kirche von unten: Home - Archiv - Geschichte - Vorträge, Beiträge - Cyty - Glaube

[Kirche von Unten]

Weimar war besser

Vortrag am 23.11.2022 in der Akademie zusammen mit H. U. Ludewig,
der vorher über den allgemeinen historischen Ablauf referierte.


von Dietrich Kuessner

(Download als pdf hier)




Einige Literatur, die ich zu meinem Vortrag zu Weimar gelesen habe,
chronologisch geordnet, samt unpassenden Bemerkungen


Nadine Rossol/ Benjamin Ziemann, Aufbruch und Abgründe. Das Handbuch der Weimarer Republik, Darmstadt 2021.


Die Arbeit beginnt mit einer höchst lesenswerten Einleitung der Herausgeber über die Geschichte der bisherigen Darstellungen der Weimarer Republik und sehen eine Wende im Aufsatz von Peter Fritsche „Did Weimar fail? Ist Weimar gescheitert?“ aus dem Jahr 1996. Fritsche empfiehlt darin, Weimar nicht von seinem Ende her, ausschließlich als Krise zu bestimmen (S. 16). Auch andere Autoren greifen diese Tendenz auf, so Jan Otmar Hesse und Christian Marx in „Die überforderte Wirtschaft: Industrie und Dienstleistungssektor“: „Allzu häufig wird die Geschichte der Weimarer Republik von ihrem Ende her gedacht. Die Weimarer Wirtschaft erscheint aus einer solchen Perspektive als schwach und krisenanfällig. Der Weg in den Untergang im Zuge der Weltwirtschaftskrise schien vorgezeichnet. Vielversprechende Ansätze zur Neuausrichtung der deutschen Wirtschaft nach dem Schock des Ersten Weltkrieges bleiben vor dem Hintergrund dieser Erzählung blass, ein zweckloses Aufbäumen einer strukturell kranken Wirtschaft“ (489).

Diese grundlegende Erkenntnis wird nicht von allen Verfassern geteilt. Der Wälzer von 992 Seiten ist ein Handbuch mit Beiträgen von 29 Autoren aus den USA, England, Niederlande und Deutschland, die sich in 32 Kapiteln, chronologisch geordnet sowie den Sachthemen der Weimarer Republik widmen. Gliederung: Teil I. Perioden der Weimarer Republik. Und zwar wie üblich Revolution, Inflation, Koalitionsbildung, Von der Demokratie zur Diktatur, II. Rahmenbedingungen der Politik, III. Parteien und Parteimilieus, IV. Gesellschaft und Wirtschaft, V. Kultur. In diesem V. Teil behandeln Prof. Todd H. Weir, Hannover NH. und Udi Greenberg, Prof. in Groningen „Religiöse Kulturen und Konfessionspolitik“ (S.774-801). Sie schlagen durch das Gestrüpp der Sekundärliteratur und der Quellendichte eine völlig neue Schneise und behaupten und beschreiben „zwei konfessionelle Achsen vom Kaiserreich bis zur Revolution“, nämlich den Gegensatz von Protestanten und Katholiken und den Gegensatz beider Konfessionen gegen säkulare Gegner. Im zweiten Abschnitt „Konfessionelle Kulturen und Beziehungen während der 20er Jahre“ versuchen sie, diese beiden „Achsen“ auch in der Weimarer Zeit aufzuspüren. Im 3. Teil „Culture Wars“ um die Religion und den Zusammenbruch der Weimarer Republik behaupten sie eine Zuspitzung des Konfliktes infolge der „drohenden Gefahr einer kommunistischen Revolution“, dem der Nationalsozialismus mit dem Angebot eines positiven, konfessionsübergreifenden Christentums begegnete. Eine „weitere Hinterlassenschaft der konfessionellen Dynamik der Weimarer Zeit“ sehen sie in der Gründung der CDU. Die Thesen der beiden Professoren eignen sich für eine Diskussion im Rahmen eines kirchengeschichtlichen Seminars, vermitteln allerdings keine handbuchgemäßen Grundkenntnisse.

In der Einleitung heißt es vom 30. Januar 1933: „Nachdem Adolf Hitler am 30. Januar zum Reichskanzler berufen wurde, zerstörten die Nationalsozialisten umgehend die Reste der Weimarer Demokratie, und die totalitäre Diktatur begann“ (9). Das halte ich für völlig falsch.

S. 305 Es sei keine Überraschung, dass die Außenpolitik der Weimarer Republik aus innenpolitischen Gründen und angesichts der instabilen internationalen Machtverteilung nach dem Ersten Weltkrieg letztlich scheiterte. Jonathan Wright.



Zum nächsten Teil
Zum vorherigen Teil
Zum Inhaltsverzeichnis


[Zurück] [Glaube] [Helfen]
Impressum und Datenschutzerklärung  http://bs.cyty.com/kirche-von-unten/archiv/gesch/weimar_war_besser/, Stand: Dezember 2022, dk