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[Kirche von Unten]

Zum Hitlerbild in der Deutschen Evangelischen Kirche

und

Ein Beitrag zur Kirchlichen Mitte

von Dietrich Kuessner

(Download des Buches einschließlich Anmerkungen als pdf hier)




Ein  Bischof und  „der Führer“ teilen am Kriegsende das Trugbild vom „Siegreichen Frieden“.
Es klang wie ein Appell an seinen christlichen Koalitionspartner, als sich Hitler im November 1943 vor seinen alten Kameraden im historischen Münchner Löwenbräukeller ausdrücklich zu  seinen religiösen Gefühlen äußerte. Die Rede wurde über den Rundfunk übertragen. „Auch ich bin religiös“, rief er seinen Parteigenossen zu, „und zwar tief innerlich religiös, und ich glaube, dass die Vorsehung die Menschen wägt und denjenigen, der vor der Prüfung der Vorsehung nicht bestehen kann, sondern in ihr zerbricht, nicht zu Größerem bestimmt“. „Wir haben von der Vorsehung nichts als Segen empfangen. Was hat sie uns nicht an  Erfolgen gegeben..“ Hitler zählt nun einiges auf und schloss: „Ich beuge mich in Dankbarkeit vor dem Allmächtigen, dass er uns so gesegnet hat und dass er uns nicht schwerere Prüfungen, den Kampf auf  deutschem Boden, geschickt hat, sondern dass er es fertigbringen ließ, gegen eine Welt der Übermacht diesen Kampf erfolgreich weit über die Grenzen des Reiches hinauszutragen.“  

Hitler folgte  inhaltlich dem Text von „Wir treten zum Beten“ „Da war kaum begonnen der Streit schon gewonnen. Du warst ja mit uns. Der Sieg, er war dein“.  Es war also Gott selber, der gegen die Übermacht der Feinde für den Sieg sorgen würde. Statt Lob auf die siegreichen deutschen Truppen nunmehr die Zuversicht auf den Sieg, der in den Händen Gottes läge und natürlich den Deutschen zufallen würde.  

Da sich die Nachrichten von der Front verdüsterten, versteifte sich Hitler auf die fromme Wahnidee eines Gottes, der den „Guten“ den Sieg verleiht. In seinem Neujahraufruf 1944 an die Soldaten prahlte Hitler, er werde dem Gegner solange zusetzen „bis endlich die Stunde kommt, da die Vorsehung dem Volke den Sieg geben kann, das ihn am meisten verdient. Das deutsche Volk werde „die Gnade vor demjenigen finden, der als gerechter Richter zu allen Zeiten immer noch dem den Sieg gab, der seiner am meisten würdig war. In diesem Kampf um Sein und Nichtsein wird am Ende Deutschland siegen.“  Hitler rettete sich in das Bild von Gott als dem abwägenden Richter. „Er haltet und waltet ein strenges Gericht“,  hieß es in „Wir treten zum Beten“, wonach die Schlechten von den Guten getrennt sind, Krieg gegeneinander führen, und Gott die Guten, hier: die Nazis, von den Schlechten nicht „knechten“ lässt, das hieß: den Guten gehört der Sieg. Der von den Guten an Gottes Seite erkämpfte Sieg gehört dem Richter, der zugleich Lenker der Schlachten war. Mancher volkskirchliche evangelische Christ mochte sich an jenen ergreifenden Augenblick im März 1936 erinnern, als die Massen zu den Glocken des Kölner Doms dieses Lied auf den Straßen und Plätzen sangen oder zwei Jahre später im April 1938 nach der Entstehung „Großdeutschlands“ alle drei Strophen, oder nach dem Sieg über Frankreich im Sommer 1940; immer wieder „Wir treten zum Beten (..) der Sieg er war dein“. Das verheerende religiöse Weltbild Hitlers stammte von diesem evangelischen Choral. Dieser Unchoral fand ab 1938 Eingang in viele Gesangbuchanhänge, eine Schande für die Gesangbuchgeschichte.   Heute noch wird es völlig gedankenlos beim sog. Gr. Zapfenstreich von einem Bundeswehrorchester gespielt.



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